The Winner takes it all von dreamfighter (Liebe und das Streben nach Erfolg....) ================================================================================ Zwangspause ----------- Nachdem sie das Auftaktspiel gewonnen hatten, folgte im zweiten Spiel gleich ein Dämpfer. Sie verloren knapp nach fünf Sätzen und arbeiteten deshalb beim Training sehr hart daran, ihre Schwächen in den Begriff zu bekommen. Und dieser Einsatz wurde belohnt. Die nächsten Spiele verliefen für das Fujimi-Team wieder erfolgreicher. Das Team verlor von mal zu mal mehr an Nervosität und die Kombinationen, die sie spielten, wurden für die Gegner immer schwerer vorherzusehen. Mit Mila als Kopf des Teams hatten sie nicht nur die beste Spielerin der Welt an ihrer Seite, sondern auch ein wahres Genie, was die Kreativität anging. Auch der ganze Medienrummel und das Interesse an ihrem Privatleben schien Mila nicht auf ihrem Weg zu ihrem Ziel stoppen zu können. Sie gab in jedem Spiel alles und wenn Yushima mal etwas von ihr verlangte, was ihrer Meinung nach nicht passte, dann stritten die beiden darüber. Wenn man sie während der Spiele und auch beim Training beobachtete, würde man nie auf die Idee kommen, dass die beiden ein Paar waren. Zum Teil waren die Streitigkeiten der beiden so heftig, dass Yushima froh war sich auch mal in seine neue Mietwohnung, die ganz in der Nähe von Milas zu Hause lag, zurück ziehen zu können. Mila hatte noch immer mit dem ständigen Interesse der Presse an ihrem Privatleben zu kämpfen und sie ließ ihren Frust über diese Situation an allem und jedem aus. Niemand war in der Lage an Mila heranzukommen, auch nicht Midori, die sich immer mehr Sorgen um ihre Freundin machte. Mila zog sich immer mehr zurück und sprach fast gar nicht mehr. Yushima hatte sich zwar geschworen, ihr so viel Zeit, wie sie benötigte, zu lassen, aber es belastete ihn immer mehr, so dass auch er immer schweigsamer wurde. Besser wurde es erst, als mit der Zeit das Interesse der Öffentlichkeit an ihrem Privatleben legte, da der Erfolg der Mannschaft zeigte, dass die Beziehung zwischen Trainer und Mannschaftskapitän den Zusammenhalt des Teams nicht beeinflusste. Die Reporter hatten die Schwierigkeiten in den ersten Spielen auf Eifersucht und Neid innerhalb des Teams geschoben. Sie gingen davon aus, dass die Beziehung zwischen Mila und Yushima der Grund für die Verunsicherung und die schlechten Leistungen des Teams war. Die Mannschaft hatte daraufhin bei einem Interview nach einem Spiel, bei dem es anfangs auch Probleme gab und das nur mit Mühe gewonnen werden konnte, einstimmig die Meinung vertreten, dass die Leistungen im Spiel nichts mit den beiden und deren Beziehung zu tun hatten. Sie hatten die Schuld auf sich genommen und wollten Mila so den Druck der Medien nehmen. Mila war ihnen sehr dankbar dafür. Sie wusste, dass sie mit diesem Team wirklich Glück hatte. Sie waren alle Freunde, die sich aufeinander verlassen konnten. Sie hielten einfach zusammen. So kam es, dass sie zur Hälfte der Saison nur aufgrund des schlechteren Satzverhältnisses auf Platz Zwei der Tabelle standen und sie somit die Chance hatten die Meisterschaft zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen mussten sie jedoch weiterhin sehr hart trainieren. Aus diesem Grund leiteten Yushima und Mila die Trainings immer gemeinsam. Er hatte sie bereits zu während der ersten Saisonhälfte um Hilfe gebeten, da er die einzelnen Spielerinnen erst noch besser kennenlernen musste. Sie kümmerten sich darum, die individuellen Schwächen zu korrigieren und verlangten allen immer alles ab. Auch Mila arbeitete hart daran ihre Fehler im Spiel in den Griff zu bekommen. Vor allem ihre Schwächen in der Verteidigung versuchte sie in den Griff zu bekommen. Die Mannschaft hatte nie das Gefühl, dass sie bei ihm einen Sonderstatus hatte, nur weil die beiden ein Paar waren. Im Gegenteil, er war teilweise noch strenger zu ihr, als zum Rest des Teams. Er erklärte Onuma, als diese ihn auf diese Beobachtung ansprach, dass er von ihr mehr erwartete als von den anderen, weil sie die Nummer Eins der Welt war und sie daher auch beweisen musste, dass sie diesen Titel nicht durch Glück gewonnen, sondern ihn durch Können verdient hatte. „Außerdem erwartet sie selbst noch viel mehr von sich, als ich es jemals könnte. Sie ist so verbissen und Streng zu sich. Manchmal ist ihr Ehrgeiz unheimlich. Sie geht ständig an ihre Grenzen und muss gestoppt werden bevor sie diese überschreitet, aber ich kann ihre Verbissenheit nur zu gut nachvollziehen. Wir sind uns, was die Einstellung zum Sport angeht, manchmal sehr ähnlich. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann tut sie einfach alles um ihr Ziel zu erreichen und mir bleibt nichts anderes übrig als sie dabei so gut es geht zu unterstützen… Mir geht es da nicht anders. Ich arbeite auch ständig daran mich zu verbessern, aber ich weiß mich einzuschätzen und wann es genug ist und höre dann auf. Mila hingegen ist da viel unvernünftiger, sie scheut auch nicht das Risiko sich zu verletzten, wenn sie sich etwas vorgenommen hat. Ich mache mir Sorgen um sie und gleichzeitig bewundere ich sie dafür.“ Onuma konnte ihm da nur zustimmen. Mila strebte einfach ständig danach sich zu verbessern und testete einfach ständig ihre Grenzen, manchmal wurden diese Grenzen auch überschritten, so dass Mila kurz davor stand zusammenzubrechen und das Team sie dann daran erinnern musste, das auch Pausen wichtig waren… Aber auch Yushima, der ja immerhin der Kapitän der Herrennationalmannschaft war, trainierte häufig an seiner Technik. Schließlich war er selbst noch immer aktiver Spieler, der mit der Herrenmannschaft des Fujimiteams ebenfalls eine erfolgreiche Saison spielte. Meistens blieben er und Mila länger in der Halle und er trainierte dann an seiner Technik um sich ebenfalls zu verbessern, während sie ihn dabei unterstützte. Zwischen den beiden herrschte einfach absolute Einigkeit darüber, dass man sich nicht auf dem bisherigen Erfolg ausruhen durfte und ständig an sich und seiner Technik arbeiten musste. Manchmal blieb auch das Team länger um die beiden beim Training zu unterstützen. Sie wussten, dass er genauso verbissen und Stur sein konnte wie Mila, wenn es um Sport ging. Die beiden waren eben absolute Profis, die nichts dem Zufall überlassen wollten. Manchmal waren sie so vertieft in das Training, dass sie die ganze Nacht hindurch trainierten und dann morgens von den anderen überrascht wurden, die dann immer nur mit dem Kopf schütteln konnten. „Irgendwann wird sich dieser ganze Eifer bemerkbar machen. Ihr könnt nicht ständig die Nächte über durch trainieren. Sicher ist es wichtig sich zu verbessern, aber auch ihr braucht mal eine Pause…“ sagte Kazuragi zu ihnen, als sie mal wieder die ganze Nacht hindurch trainiert hatten und sie die beiden total erschöpft vorgefunden hatte. Noch ehe die beiden darauf etwas erwidern konnten, schaltete sich auch Herr Hongo ein, der von den anderen gebeten worden war mit den beiden zu sprechen, da sie sich das Ganze nicht mehr mit ansehen wollten. „Hört zu ihr zwei, es reicht jetzt aber wirklich. Wenn ihr so weiter macht, werdet ihr über kurz oder lang zusammenzubrechen. Ihr seid ja vollkommen erschöpft, das kann euch jeder hier ansehen und ich bin froh darüber, dass die anderen mir davon berichtet haben, dass ihr in letzter Zeit nur noch trainiert. Ihr beide macht jetzt eine Pause und darüber wird nicht diskutiert. Da gerade Halbzeitpause der Saison ist, werdet ihr die gesamte Woche nutzen und euch erholen. Ich möchte nicht, dass ihr während dieser Zeit auch nur einmal einen Ball in die Hände nehmt. Ich weiß, Ihr seid die besten Spieler Japans und wollt nicht, dass sich daran etwas ändert, aber auch Ihr müsst ab und an mal eine Pause einlegen und habt euch eine Auszeit verdient. Den Rest der Woche will ich euch hier nicht mehr sehen, habt ihr mich verstanden? Und bevor ihr mit dem Argument kommt, dass das Team dann ohne Trainer da steht sage ich euch gleich, dass gerade Schulferien sind und ich mich deshalb um das Training kümmern werde. Also seht zu, dass ihr hier verschwindet…“ „Aber…“ wollte Mila entgegnen, doch Herr Hongo unterbrach ihren Einwand direkt und erinnerte sie daran, dass er als ihr Chef durchaus in der Lage war dieses von ihr zu verlangen. Schließlich sah Mila ein, dass Wiederstand zwecklos war und ging. Sie war alles andere als zufrieden, aber sie kannte Hongo lange genug um zu wissen, dass er es ernst meinte. Er hatte sie schon oft mit harten Worten an die wichtigen Dinge erinnern müssen und diesmal war es genauso. Sie wusste, dass Hongo Recht hatte und gab schließlich nach. Als Mila und Yushima bei ihr zu Hause ankamen, wurden sie von der Müdigkeit und Erschöpfung, die sie seit Tagen unterdrückt hatten, geradezu erschlagen. „Ich glaube Hongo hat Recht, wenn wir so weitermachen, dann kann es durchaus sein, dass wir über kurz oder lang zu erschöpft sein werden um gut zu spielen. Und einen Zusammenbruch können wir uns nicht leisten, wenn wir nach der Saison in der Nationalmannschaft spielen wollen. Ich habe vor dieses mal gegen die Russen zu gewinnen und versuche daher mich zu verbessern. Dir geht es da ähnlich, dass weiß ich. Es gibt zwischen unseren Zielen nur einen Unterschied und zwar den, dass du bereits den Titel gewonnen hast und diesen behalten möchtest. Ich hingegen muss noch härter arbeiten als du, denn ich muss den Titel erst noch gewinnen.“ sagte Yushima, dem nun die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben stand. „Ja, ich glaube du hast Recht, aber was sollen wir denn nun machen? Ich komme mir so vor, als würde ich die anderen im Stich lassen. Es ist mitten in der Saison und ich soll eine Pause machen, während die anderen trainieren. Das ist doch nicht fair.“ „Aber es ist auch nicht gut, wenn du so sehr übertreibst, dass du länger ausfällst. Damit hilfst du der Mannschaft erst Recht nicht. Du musst manchmal auch an dich denken. Du gibst immer 100 %, kommst nie zu spät, verschläfst niemals, aber das kann auf die Dauer nicht gesund sein. Ich hätte als dein Trainer darauf bestehen müssen, dass du genügend Pausen einlegst, aber das habe ich nicht... Und außerdem haben die anderen Hongo informiert, weil sie sich Sorgen machen. Also werden sie bestimmt kein Problem damit haben, dass du eine Pause machst. Sie wissen, dass du nicht freiwillig pausieren würdest. Du hast wirklich wunderbare Freunde. Und wir können die Zeit, die wir jetzt haben, nutzen um uns noch besser kennen zu lernen. Ich meine, wir reden immer nur über das Training und unsere Ziele im Sport. Ich weiß auch, dass du immer noch nicht viel über dich erzählen willst, was ich schade finde. Ich wüsste so gerne mehr über dich. Wir reden einfach nicht genug über uns. Klar ist der Erfolg im Sport und unser gemeinsames Ziel sehr wichtig, aber es gibt noch so viel, worüber wir miteinander reden und was wir gemeinsam unternehmen können.“ Milas Eltern, die von Hongo bereits informiert waren, hatten sich bereits etwas überlegt, da auch sie sich Sorgen um ihre Tochter machten. Sie wussten genau, wie sehr Mila sich in etwas hineinsteigern konnte. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann vergaß sie alles um sich herum und achtete nicht auf ihre Gesundheit. Aus diesem Grund hatten sie für die beiden einen Kurzurlaub organisiert und schickten die beiden gleich auf die Reise. Die beiden verbrachten die freien Tage an dem Ort, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. Schließlich stand der Todestag von Yushimas Schwester kurz bevor und Mila wusste, dass er diesen nicht verpassen würde, egal wie sehr er sich auf den Sport und den Erfolg konzentrierte. Mila hatte vor einem Jahr, als sie sich an diesem Ort zufällig getroffen hatten, beobachtet wie er die Stelle besucht hatte, an der diese ums Leben gekommen war. Mila erinnerte sich noch genau daran… Auch Yushima dachte darüber nach, was dazu geführt hatte, dass die beiden sich ausgerechnet dort, wo er seine geliebte Schwester verloren hatte, getroffen hatten. Bei diesem Gedanken konnte er sich nicht mehr zurückhalten und nahm sie in den Arm. Sie schmiegte sich an ihn und sie gingen gemeinsam drauf los. Sie gingen gemeinsam zu der Stelle, an der seine Schwester starb und es war ihm ein Bedürfnis, als sie dort angekommen waren, seiner Schwester von ihr zu erzählen. Er wusste, dass er die Vergangenheit nicht ungeschehen machen konnte und das machte ihn jedesmal erneut traurig. Dieses Mal jedoch hielt sich seine Trauer in Grenzen. Die Schuldgefühle, welche ihn sonst immer übermannt hatten, kamen dieses Mal nicht an die Oberfläche. Er schwärmte geradezu von Mila, so dass es ihr peinlich war und sie sich ein wenig im Hintergrund hielt. Sie wusste genau wie wichtig es war das Geschehene zu verarbeiten. Sie selbst war ja auch noch dabei ihren Schmerz über den Verlust Tsutomus zu verarbeiten. Ihre Gedanken schweiften daraufhin in die Vergangenheit ab. Sie begann in Gedanken still mit Tsutomu zu reden…. ‚Du weißt, dass du mir so viel bedeutet hast. Ich habe mehr als einmal daran gedacht, dir zu folgen und damit dann alles aufzugeben. Aber jetzt habe ich neuen Mut. Auch wenn du mich nicht hören kannst, möchte ich dass du weißt, dass ich dich immer sehr gemocht habe und dich niemals vergessen werde. Seitdem du mich verlassen hast, habe ich den Glauben an eine glückliche Zukunft verloren. Ich wünsche mir, dass du mich verstehst und dass ich irgendwann glücklich werden kann. Ich vermisse dich nach wie vor… Damals, als ich beinahe an dieser Verletzung gestorben wäre hast du mich daran erinnert, dass das Leben ein Geschenk ist und dass ich dafür kämpfen muss. Als ich wieder zu mir gekommen bin und die anderen gesehen habe, wie erleichtert sie waren, dass ich überlebt habe, in diesem Moment habe ich mir vorgenommen nicht ständig an die Vergangenheit zu denken und mehr für den Moment zu leben. Aber das ist so schwer. Ich vermisse dich jeden Tag, denn mit dir konnte ich einfach immer über alles reden… Weißt du, es ist merkwürdig, aber kurz nachdem ich mir dieses Ziel gesteckt hatte, da habe ich jemanden kennengelernt. Er ist für mich da und unterstützt mich so gut er kann. Und er bedeutet mir sehr viel. Ich bin mir sicher, dass du mich verstehst und dich für mich freuen würdest. Und er hat es verdient, dass ich lerne mit der Situation, dass du nicht mehr da bist, umzugehen und die Zeit mit ihm zu genießen…‘ Dann wurde sie von Yushimas Worten aus ihren eigenen Gedanken gerissen. „… Es ist wirklich schade, dass ihr beide keine Möglichkeit habt, euch kennenzulernen. Ihr hättet euch bestimmt super verstanden. Mila ist wirklich ein ganz besonderer Mensch. Sie ist meine große Liebe und ich würde alles für sie machen, nur damit sie glücklich ist. Ich will sie nie wieder gehen lassen. Und ich weiß, dass du mich dabei unterstützt hättest. Ich möchte dir etwas anvertrauen, etwas das ich ihr bisher noch nie so deutlich gesagt habe: Ich liebe Sie so sehr. Du musst wissen, wir beide sind ein Paar, manchmal wie Bruder und Schwester, so wie du und ich, doch nur fühlt es sich mit ihr viel fester an. Was wir beide erlebten bleibt für ewig und immer, doch das macht es nicht leichter, sondern nur noch viel schlimmer. Auch sie hat schlimmes durch gemacht und versteht meinen Schmerz wie niemand sonst auf der Welt. Sie ist wie keine, ist mein absoluter Star, Sie ist wie keine andere jemals sein könnte und sie gibt alles für das was ihr wichtig ist und ich bin immer für sie da... Ich vermisse dich Schwesterherz…“ Dann stand er auf und schaute Mila direkt in die Augen. „Danke, dass du mich hierher begleitet hast. Ich weiß nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Zum ersten Mal seit Yokos Unfall habe ich wirklich das Gefühl, den Schmerz überwunden zu haben. Du hast Kräfte in mir geweckt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie besitze. Du bist einfach so besonders, ich liebe dich.“ Ja, es war Schicksal, dass sie sich ausgerechnet in dieser Gegend begegnet waren, da war er sich nun vollkommen sicher. ‚Hat sie sie mich gehört? Und wenn schon, diese Worte sind schließlich für sie bestimmt. Wenn es sein muss, dann sage ich es der ganzen Welt, denn das ist es, was ich für sie empfinde und das kann und soll jeder Wissen. Bevor wir uns getroffen haben, hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass mir jemals eine Frau so viel bedeutet. Mehr noch, als meine Schwester, die ich so sehr vermisse…‘ Mila gingen seine Worte nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte das Gefühl zu träumen. ‚Diese Worte… Sie klingen wie Musik in meinen Ohren…‘ Die nächsten Tage verbrachten sie mit langen Spaziergängen, bei denen sie sich häufig über die Vergangenheit unterhielten. Er wollte einfach alles über sie wissen, vor allem das, was nicht in den Zeitungen stand. Denn die ganzen Artikel über sie hatte er sich nach ihrer ersten Begegnung besorgt und gelesen. Die Artikel, in denen geschrieben wurde, dass sie ein „Herz aus Stein“ hatte, konnte er absolut nicht nachvollziehen. Klar, sie war sehr ehrgeizig und gab im Spiel immer alles, aber trotz allem, was sie durch gemacht hatte hielt sie immer zu ihren Freunden. Sie war immer für die anderen da und stellte ihre eigenen Probleme in den Hintergrund, wenn jemand Hilfe brauchte. Er wollte sie besser verstehen um ihr jeden Wunsch erfüllen zu können. Jedes Mal, wenn sie etwas mehr von sich erzählte, hörte er ihr Aufmerksam zu und er konnte ihre Verbissenheit im Spiel immer besser nachvollziehen. Ständig war sie an jemanden geraten, der versucht hatte ihr das Leben schwer zu machen und sie zu verletzen. Sie hatte es wirklich nicht leicht gehabt bisher und er bewunderte ihre Stärke, die ihr die Kraft gegeben hatte, das alles zu bewältigen. Als Sie ihm dann davon berichtete, dass sie und Midori sich zu Beginn nicht verstanden, war er überrascht davon. Denn, als er die beiden das erste Mal spielen sah, schienen die beiden wie Schwestern zu sein. ‚Wenn man die beiden jetzt sieht und beobachtet, dann merkt man direkt, dass die beiden sich nahezu blind verstehen. Sie brauchen einfach keine Worte, es reichen ihnen einfach nur Blicke um zu wissen, was der jeweils andere plant. Und das macht sie zu einem perfekten Duo. Da ist es wirklich schwer zu glauben, dass die beiden einmal gegeneinander gearbeitet haben sollen…‘ dachte er, als sie ihm davon erzählte. Sie bemerkte seinen zweifelnden Blick und verstand sofort, dass er ihr das nicht glauben wollte. „Ich verstehe deine Zweifel und mittlerweile haben Midori und ich sogar vergessen warum wir uns damals gestritten haben. Ich bin einfach nur froh, dass wir uns jetzt so gut verstehen. Wir können über alles reden und sind füreinander da, egal was den anderen gerade beschäftigt. Sie ist meine beste Freundin und wie eine Schwester für mich. Sie ist einfach immer da, wenn ich jemanden an meiner Seite brauche.“ „Ich verstehe was du meinst… Aber wenn man euch gemeinsam sieht, dann ist es einfach unglaublich dass ihr euch mal nicht verstanden haben sollt. Und da ihr beide in einem Team spielt, bin ich froh, dass ihr euch so gut versteht. Ohne euer großartiges Zusammenspiel und diese blinde Verständnis wäre es noch schwerer gegen unsere Gegner zu bestehen. Aber nun lass uns dieses Thema abhaken, denn sonst fällt es uns nur noch schwerer diese Zwangspause zu verbringen ohne ans Training zu denken. Mir fällt es ja jetzt schon schwer und dir geht es bestimmt genauso. Das du einen enormen Willen hast und keinem Konflikt aus dem Weg gehst, dass weiß ich jetzt. Du gibst immer alles für den Erfolg, aber ich würde jedoch gerne wissen, was dich sonst noch beschäftigt, wenn du mal nicht auf dem Spielfeld stehst…“ Mila wurde durch diese Worte erstmals richtig bewusst, dass sie sich bisher ausschließlich um ihr Training und den Erfolg konzentriert hatte und dabei alles andere vernachlässigt hatte. Vor allem nach Tsutomus Tod hatte sie sich voll auf den Erfolg konzentriert und sich selbst jeglichen Spaß im Leben verboten, so als wollte sie sich selbst für den Tod ihres besten Freundes bestrafen. „… eigentlich gibt es nichts, was ich sonst habe… Ich habe bisher immer nur für den Erfolg gelebt und immer ausgeblendet, dass es noch etwas anderes im Leben geben könnte, was mich glücklich machen kann. Vor allem seit Tsutomus Tod… Midori und die anderen, sie können einfach abschalten. Ich beneide sie dafür…“ gab sie zu. „Das habe ich mir fast gedacht. Ich meine, du bist so verbissen, wenn es um den Sport geht, dass ich manchmal Angst um dich habe und mir Sorgen mache. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir nicht immer einer Meinung sind. Weißt du was ich mir für dich wünsche? Ich wünsche mir, dass du lernst auch mal abzuschalten. Das Leben kann einem so viel bieten, du musst es nur mal versuchen und zulassen. Ich sage nicht, dass du dabei deine Leistungen im Training vernachlässigen sollst. Das es noch etwas anderes als den Erfolg gibt habe ich in den letzten Wochen ebenfalls vergessen, deshalb sage ich es noch einmal, Hongo hatte Recht, wir haben uns beide viel zu sehr auf unsere Leistungen konzentriert. Auch ich habe mich vollkommen auf das Training konzentriert und dabei vergessen worauf es wirklich ankommt. Wenn wir diese Pause jetzt nicht machen würden, dann hätten wir über kurz oder lang wirklich unsere Gesundheit gefährdet. Ich glaube wir sollten endlich anfangen gemeinsam aufeinander zu achten und ab und zu mal eine Pause einlegen. Klar, der Erfolg kommt nicht von alleine und er muss hart erarbeitet werden, aber dass kann doch nicht alles sein. Ich meine, es ist auch für mich nicht leicht zu pausieren, aber diese Pause macht mir nicht so viel aus, wie ich erwartet habe, weil du bei mir bist. Du bedeutest mir so unendlich viel…“ Gerade, als er sich ihrem Gesicht näherte um sie zu küssen, wurden sie in ihrer Zweisamkeit gestört. Eine Gruppe Motorradfahrer kam auf sie zu und Mila erkannte sie sofort. Es waren Maya und ihre Jungs. Sie hielten kurz vor den beiden an und wirkten total überrascht Mila zu treffen. Das erste, was Mila tat, als die Motoren erstarben, war sich bei den Sechs zu bedanken. Denn das hatte sie damals nicht geschafft. Sie hatte von Midori und den anderen erfahren, dass diese Sechs ihr das Leben gerettet hatten und verschwunden waren bevor sich irgendjemand bei ihnen bedanken konnte. Maya wollte wissen, was die beiden während der Saison ohne ihr Team in die Berge verschlagen hatte, denn sie hatte Milas Weg seit ihrem Treffen vor einem Jahr in diesen Bergen und dem Spiel ständig weiter verfolgt. Daher gratulierte sie Mila auch noch zum Gewinn der Weltmeisterschaft. Außerdem interessierte es sie, wer Milas Begleitung war. Mila beantwortete ihre Fragen und wurde dabei leicht verlegen. „Ich habe mich ein wenig zu sehr auf das Training konzentriert und mich fast übernommen Daher muss ich eine Weile pausieren. Aus diesem Grund soll ich diese Woche nutzen um mich zu erholen und deshalb bin hier. Was meine Begleitung angeht, sein Name ist Yushima. Er ist der Trainer meines Teams, außerdem ist er mein Freund und ohne euch hätten wir uns nicht kennengelernt… dafür möchte ich mich nochmals bei euch bedanken…“ Ganz wohl war Mila nicht dabei, Maya davon zu erzählen, dass sie einen Freund hatte. Schließlich war das alles noch immer ungewohnt für sie, obwohl sie nun seit einigen Monaten zusammen waren und es dank der Medien kein Geheimnis mehr. Yushima bemerkte ihre Verlegenheit und schaltete sich in das Gespräch ein. Auch er bedankte sich bei den Motorradfahrern, dass sie Mila das Leben gerettet hatten. „Dank euch habe ich den tollsten Menschen der Welt kennengelernt. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.“ „Hey, ihr beide braucht uns nicht zu danken. Wir sind Schuld an dem, was damals passiert ist und deshalb war es selbstverständlich, dass wir geholfen haben um das Leben des Kapitäns zu retten…“ Die Acht unterhielten sich noch eine ganze Weile und Mila bot den Sechs eine Revanche als Zeichen ihrer Dankbarkeit an. Aber dieses Mal sollte das Spiel in einer Sporthalle stattfinden, damit sich die Ereignisse nicht wiederholten. Anschließend verabschiedeten sich die Sechs von Mila und Yushima und versprachen die Fujimi-Mannschaft nach der Saison zu besuchen. Nachdem die Sechs weg waren wollte Yushima wissen, wo sie stehen geblieben waren. „Ich habe dir alles über mich gesagt. Es tat richtig gut das alles Mal ausgesprochen zu haben, das hätte ich niemals für möglich gehalten. Danke das du mir zugehört hast, seit ich dich kenne habe ich zum ersten Mal das Gefühl lebendig zu sein und ich lerne mit jeder Sekunde, die du bei mir bist, dass das Leben viel mehr zu bieten hat, als ich bisher geahnt habe. Aber jetzt bist du dran mir etwas von dir zu erzählen.“ forderte sie ihn auf. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, denn er wusste, dass gegenseitiges Vertrauen die Basis für ihre gemeinsame Zukunft war, die in seinen Gedanken schon feste Formen angenommen hatte. Er erzählte ihr von seinem Leben, als seine Schwester noch lebte und wie schwer es für ihn war, als sie starb. Wie sehr er sie vermisste und das er Schuldgefühle seinen Eltern und seiner Schwester gegenüber hatte, da er sie zu diesem Ausflug überredet hatte. Nachdem er geendet hatte und die Sonne bereits hinter den Bergen versank, sagte er ihr noch, dass sie das wichtigste für ihn war und wie glücklich er war sie getroffen zu haben, denn bereits beim ersten Blick in Ihre Augen hatte er sich in sie verliebt. Sie war ihm dankbar für seine Offenheit und das er nichts zurück gehalten hatte. Und dann ergänzte sie noch eine Frage, die sie seit einem Jahr ständig beschäftigte. „Wenn ich dir damals bereits so viel bedeutet habe, wie du sagst, warum hast du mir dann im Trainingslager gesagt, dass wir keinen Kontakt haben sollen? Für mich ist damals eine Welt zusammen gebrochen, ich hatte bis zu diesem Abend am See das Gefühl endlich glücklich zu sein und die Vergangenheit loslassen zu können. Deine Worte haben mich sehr verletzt und dich dann noch unvorbereitet als Trainer unseres Gegners zu treffen… Das war einfach zu viel…“ Tränen stiegen ihr in die Augen und er legte eine Hand an Ihre Wange um die Tränen, die dort hinunter liefen fort zu wischen und sie zu trösten, denn ihm wurde deutlicher als jemals zuvor bewusst, dass er sie damals beinahe durch seine Worte verloren hätte. „Bitte nicht weinen… Bitte glaube mir, ich wollte das alles nicht. Ich habe seitdem ständig ein schlechtes Gewissen dir gegenüber, da es einfach nicht richtig war. Das weiß ich und wenn ich könnte, dann würde ich es ungeschehen machen. Ich wollte dich schützen und habe damit beinahe alles kaputt gemacht. Ich bin so froh darüber, dass du nicht nachtragend bist und mir noch eine Chance gegeben hast. Ich weiß, dass das nicht leicht für dich war. Aber als ich damals zufällig gesehen habe, dass du der Kapitän des Teams bist, dass der größte Gegner meines Arbeitgebers war, habe ich dich vor einer Enttäuschung schützen wollen. Ich war zwischen Himmelhochjauchzend dich in meiner Nähe zu haben und zu Tode betrübt, weil wir auf verschiedenen Seiten standen, hin und her gerissen. Ich habe mich zu dieser Zeit falsch verhalten und selten Rücksicht geübt. Ich dachte damals, dass es der richtige Weg sei, aber jetzt weiß ich, dass Ehrlichkeit besser gewesen wäre. Ich glaube, du hättest bestimmt Verständnis dafür gehabt, dass ich deinen Gegner trainiere und es für mich nur ein Job war. Da bin ich mir fast sicher. Verstehst du was ich meine?“ Sie hatte die Augen geschlossen und ihm einfach nur zugehört. Als er geendet hatte öffnete sie ihre Augen wieder, da die Tränen versiegt waren und antwortete auf seine Frage. „Ja, ich verstehe dich. Aber wie ich reagiert hätte, wenn du mir gleich gesagt hättest, dass du die Aoba Mannschaft trainierst, das kann ich dir nicht sagen…“ „Das musst du auch nicht. Ich möchte einfach nur, dass du weißt dass ich seit unserem ersten Treffen in dich verliebt war, es immer noch bin und es immer so bleiben wird. Aber nun lass uns dieses Thema einfach abhaken, denn das ist Vergangenheit und die hat nichts mehr mit der Gegenwart zu tun. Und erst recht nichts mit der Zukunft. Klar habe ich durch mein Verhalten damals das Vertrauen, was wir uns gerade aufgebaut hatten zerstört, aber ich möchte darüber einfach nicht mehr nachdenken. Ich möchte, dass du mir vertrauen kannst und ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder so enttäuschen werde. Lass uns gemeinsam daran arbeiten und für den Erfolg in jeder Hinsicht kämpfen. Wir können der Welt nur zeigen, dass wir beides, den Erfolg und die Liebe, haben können wenn wir zusammenhalten und alles dafür geben. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen können. Wir haben die Fähigkeit dazu… Und ich werde alles dafür geben, damit wir glücklich werden können…“ Dann küsste er sie vorsichtig und beide waren sich darüber im Klaren, dass ihre Gefühle füreinander echt waren. Nachdem sich ihre Lippen voneinander lösten und sie sich in die Augen schauten, wurde Mila klar, wie viel Glück sie hatte einen so verständnisvollen Freund zu haben. Auch wenn die beiden nicht immer einer Meinung waren und gelegentlich auch mal stritten. Das gehörte eben dazu. Niemand kam miteinander aus ohne sich zu streiten. Mit Midori war sie ja auch nicht immer einer Meinung. Aber Freunde halten zusammen und Mila wusste, dass sie mit ihrem Team und mit Yushima, den sie so sehr liebte, wirklich die besten Freunde hatte, die sie sich wünschen konnte. Gemeinsam konnten sie alles schaffen… Es fiel Mila auch nicht so schwer, wie sie es von sich selbst erwartet hatte, die Pause einzuhalten. Durch Yushima und die Gespräche mit ihm, wurde sie immer lockerer und begann sich richtig zu entspannen. Sie dachte nur sehr selten daran, dass die anderen trainierten und sie nicht durfte. Sie lernte mit jeder Minute, die sie mit ihm verbrachte, was Hongo vor Jahren gemeint hatte. Damals, als sie in der Juniorennationalmannschaft war und sie ihn und Inokuma belauscht hatte, da hatte er dem Trainer der Nationalmannschaft gesagt, dass Volleyball nicht alles im Leben sei. Und nun, während sie pausieren musste und die Zeit mit ihrem Freund verbrachte, verstand sie diese Worte zum ersten Mal richtig. Sie lernte völlig neue Seiten an sich kennen und genoss die gemeinsame Zeit mit Yushima. Er hatte ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben und sie genoss die gemeinsame Zeit mit ihm. Kurz vor ihrer Rückfahrt ließ Yushima der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft nicht mehr los. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab und er nahm sich vor mit ihren Eltern darüber zu reden. Die Woche verging wie im Flug und beide waren erstaunt, dass sie nur ganz am Anfang daran denken mussten dass sie nicht trainieren sollten. Diese Pause vom Alltag hatte ihnen neue Kraft gegeben und ihre Gefühle füreinander waren weiter gewachsen. Als Mila und Yushima von ihrem Kurzurlaub zurückkehrten, waren es Midori und Mitamura, die die beiden am Bahnhof abholten. Midori war neugierig, ob die beiden es tatsächlich geschafft hatten nicht zu trainieren und um mit Mila alleine reden zu können hatte sie ihren Freund mitgenommen, um Yushima nicht allein da stehen zu lassen. Die beiden Jungs verstanden sich gut und deshalb nutzte Midori sofort die Gelegenheit um Mila beiseite zu nehmen. „Hey, du siehst wirklich entspannt aus. Sag nicht, du hast es geschafft dich an das Trainingsverbot zu halten.“ „Ob du es glaubst oder nicht, ich habe während dieser Woche nur ganz selten an das Training denken müssen. Das hätte ich vorher auch nicht für möglich gehalten…“ „Das ist ja mal was ganz neues. Und ihr beide scheint euch jetzt noch besser zu verstehen als zuvor…“ „Wir haben viel miteinander geredet und ich habe so viel über ihn erfahren, was ich bisher noch nicht wusste. Er hat mir so viel erzählt. Es war etwas völlig neues…“ „Und du, hast du ihm auch etwas über dich erzählt?“ „Ja, ich habe ihm von allem, was ich bisher erlebt habe, erzählt. Er ist so verständnisvoll und lieb. Ich bin froh ihn zu haben und weißt du was, ich begreife allmählich, dass es gut tut mit jemandem über alles reden zu können. Bisher warst du die einzige, die so viel über mich weiß. Bis vor kurzem hätte ich das nicht für möglich gehalten…“ Noch bevor Midori darauf etwas erwidern konnte gesellten sich beiden Männer zu ihnen und Midori konnte nicht anders, als Yushima zu fragen, was er mit ihrer besten Freundin gemacht hatte. So locker hatte sie Mila noch nie erlebt. Er hatte es irgendwie geschafft, dass sie nicht mehr nur an die Vergangenheit dachte und begann das Leben zu genießen. Die vier verbrachten den Abend gemeinsam und hatten viel Spaß zusammen. Mila war wie ausgewechselt. Diese Pause hatte ihr richtig gut getan, sie hatte viel Kraft für den Rest der Saison getankt. Auch der Rest des Teams bemerkte die Veränderung Milas, als sie wieder gemeinsam trainierten. Herr Hongo, der noch immer beim Training anwesend war, sprach Yushima auf diese Veränderung des Kapitäns an. „Mila wirkt jetzt viel lockerer. Sie ist zwar immer noch sehr ehrgeizig, aber sie achtet jetzt darauf, auch mal eine kurze Pause einzulegen ohne dass man sie daran erinnern muss. Wie hast du das gemacht?“ „Eigentlich habe ich gar nichts gemacht. Wir haben einfach nur geredet…“ Mehr erzählte Yushima ihm nicht und Hongo fragte auch nicht weiter. Es war schließlich ihre Sache, wie sie die Zeit genutzt hatten. Er war nur froh, dass der Kapitän nicht mehr so übertrieb und er sich anscheinend keine Sorgen mehr machen musste. Während einer Pause ging Mila zu Sanyo, die ihr nach wie vor aus dem Weg ging, um mit ihr zu reden. Sie spielten gut zusammen, aber Mila hatte nicht vergessen, dass Sanyo vor der Saison so merkwürdig reagiert hatte. Die beiden entfernten sich von der Mannschaft und Mila stellte sie zur Rede. Sanyo war es peinlich mit Mila darüber zu reden und versuchte auszuweichen. Aber Mila ließ nicht locker und so ergab sich Sanyo schließlich und erzählte Mila von ihren Gefühlen für sie. Mila war überrascht und wusste zunächst nicht, was sie sagen sollte. „Es tut mir Leid. Wenn du willst, dann gehe ich…“ sagte Sanyomit gesenktem Kopf in die entstandene Stille. „Du brauchst dich nicht entschuldigen und warum sollte ich wollen, dass du gehst? Du solltest mich besser kennen. Klar, ich bin überrascht das von dir zu hören, aber das ist doch kein Grund dass du das Team verlässt. Du kannst nichts für deine Gefühle und ich kann nicht ändern, dass ich Yushima liebe. Wir müssen uns einfach gemeinsam Gedanken darüber machen, wie wir damit umgehen sollen.“ sagte Mila und um Sanyo, die verzweifelt wirkte, wieder aufzubauen überwand sie sich und erzählte ihr von sich. „Weißt du, ich kann deine Reaktion von neulich nachvollziehen und ich glaube, dass ich auch deine jetzige Situation nachvollziehen kann. Ich habe jahrelang meine Gefühle unterdrückt und sie nicht gezeigt. Dann, kurz bevor ich meinem damaligen besten Freund von meinen Gefühlen für ihn erzählen wollte, ist er gestorben. Seither habe ich mir ständig eingeredet, dass Gefühle fehl am Platz sind, wenn man erfolgreich sein möchte. Ich dachte, alles hat sich gegen mich verschworen. Ich habe mir ständig Sorgen gemacht, die keiner braucht und anstatt das Leben zu genießen und von der Vergangenheit loszulassen habe ich nichts geregelt bekommen und mich noch mehr zurückgezogen. Erst nachdem ich Yushima kennengelernt habe, habe ich angefangen zu begreifen, dass der Erfolg nicht alles ist. Midori hat mir geraten mich meinen Gefühlen zu stellen und gesagt, dass ich mich nicht dagegen wehren soll. Und nachdem ich diesem Rat gefolgt bin, kann ich dir nur sagen, sie hat Recht gehabt, denn so gut wie im Moment habe ich mich noch nie gefühlt. Zum ersten Mal seit langem habe ich den Mut mich allem zu stellen. Und du hast die gleiche Kraft in dir, also lass uns einfach gute Freunde sein, die über alles reden können. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann das Freunde immer füreinander da sind. Klar, so gut wie mit Midori verstehe ich mich nicht mit euch allen, aber wir können uns alle, damit meine ich auch dich, gegenseitig vertrauen und sind füreinander da. Mehr kann ich dir jedoch leider nicht anbieten…“ „Das ist mehr, als ich erwartet habe. Ich bin froh, dass du nicht böse bist. Es wird nicht leicht für mich, aber ich verspreche dir, dass wir gute Freunde sein werden, die keine Geheimnisse voreinander haben. Danke, du bist eine echte Freundin.“ Anschließend gingen die beiden zur Mannschaft zurück um die Taktik für das nächste Spiel zu besprechen. Midori und Kakinouchi, die ja bereits wussten, was Sanyo ständig beschäftigte, wollten nach der Besprechung mit den beiden Reden. Kakinouchi nahm Sanyo beiseite und Midori ging mit Mila gemeinsam zum Strand. Der Rest des Teams und Yushima blieben ratlos zurück. Sie machten sich Sorgen, ob Mila und Sanyo mal wieder aneinander geraten waren. „Egal, was das zu bedeuten hat, ich vertraue Mila und ich bin mir sicher, dass sie bereits eine Lösung gefunden hat… Und nun geht nach Hause, morgen steht ein wichtiges Spiel an.“ sagte Yushima zu den anderen und machte sich selbst auch auf den Weg, denn er hatte sich noch etwas vorgenommen, was er nicht länger aufschieben wollte. Kakinouchi und Sanyo gingen in ein Café und Sanyo berichtete ihrer Freundin, dass sie Mila alles gesagt hatte und wie Mila darauf reagiert hatte. „… also war deine Sorge völlig unbegründet.“ stellte Kakinouchi fest und Sanyo nickte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so reagieren wird. Sie ist wirklich sehr verständnisvoll. Ich bin wirklich froh solche Freunde wie euch zu haben. Mir war ja schon vor dem Gespräch mit Mila klar, dass sie meine Gefühle nicht erwidert, deshalb freue ich mich aus tiefstem Herzen zu sehen, dass sie glücklich ist.“ Sie war dabei zu lernen, was Freundschaft bedeutete, denn jemanden zum Reden zu haben war das, was auch ihr bisher gefehlt hatte. Sie war froh mit Kakinouchi eine Freundin zu haben, der sie vertrauen konnte und die sie so unterstützte. Währenddessen waren Mila und Midori am Strand angekommen. „Sanyo hat es dir gesagt?“ „Du wusstest davon?“ „Ja und ich habe dir nichts davon gesagt, weil ich ihr versprochen habe nicht darüber zu reden. Das verstehst du doch, oder?“ „Natürlich verstehe ich das. Ich hätte an deiner Stelle ja genauso gehandelt.“ „Was habt ihr denn jetzt vor, ich meine wie geht ihr jetzt damit um?“ „Ich habe ihr gesagt, dass sie genauso wenig für ihre Gefühle kann, wie ich für meine und dass ich sie deshalb nicht anders behandeln werde, als bisher. Wir sind schließlich Freunde und das soll sich dadurch nicht ändern. Und dann habe ich ihr noch Mut gemacht, da sie total fertig deswegen war.“ „Das ist wieder typisch für dich. Du vergisst nie, dass auch andere tröstende Worte brauchen obwohl du selbst auch Probleme hast. Du stellst dich und deine Probleme immer in den Hintergrund, wenn jemand anders dich braucht. Das macht dich wirklich zu einer sehr guten Freundin. Weißt du, es ist wirklich schön dich zu kennen, aber du bist manchmal viel zu hart zu dir und das verletzt dann auch mich. Es tut mir weh zu sehen, wenn du dich zurückziehst und nicht über das was dich beschäftigt reden willst. Wir beide können uns nichts mehr vormachen, wir kennen uns so gut, dass wir uns fast wie Glas durchschauen und das macht mich glücklich, denn eine bessere Freundin als dich kann ich gar nicht haben. Und ich bin mir sicher, auch Sanyo denkt so. Sie hat nicht viele Freunde, aber die wenigen die sie hat, sind richtige Freunde die zu ihr halten.“ „Du hast Recht. Wenn wir alle zusammenhalten, dann ist alles möglich. Weißt du, ich fühle mich im Moment so lebendig, wie noch niemals zuvor. Ich habe das Gefühl, dass mich niemand stoppen kann. Und ihr alle gebt mir die Kraft dazu.“ Diese Worte nutzte Midori und wechselte das Thema indem sie begann über Mila und die Veränderungen ihrer Einstellung zu reden. „Du hast dich in den letzten Tagen sehr verändert. Du bist viel offener geworden und du scheinst dein Leben jetzt mehr zu genießen. Du achtest sogar darauf, dass du beim Training nicht wieder übertreibst. Das kenne ich gar nicht von dir. Aber sag mal, woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?“ „Du hattest mir doch schon vor längerem geraten meinen Gefühlen zu vertrauen. Ich habe einfach nur sehr lange gebraucht um das zu verstehen. Endlich habe ich zu mir selbst gefunden und verstanden, dass ich kein Einzelkämpfer bin. Die letzten Tage und vor allem der Urlaub mit Yushima haben mir die Augen geöffnet. Er hat mir neuen Mut gegeben. Ich liebe ihn und mir ist zum ersten Mal vollkommen egal, was andere darüber denken.“ Midori verstand nur zu gut, was Mila meinte. Schließlich hatte sie ihr genau das immer sagen wollen. Die beiden unterhielten sich noch lange über alles Mögliche und Midori war froh, dass ihre beste Freundin so unbeschwert wirkte. ‚Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich nicht glauben, dass mir jetzt gerade der gleiche Mensch gegenübersteht, der vor kurzem an nichts anderes als den Erfolg denken konnte. Yushima hat wirklich einen guten Einfluss auf sie und ich werde ihn in den nächsten Tagen genau darauf ansprechen…‘ Der Gegner in diesem Spiel war die Mannschaft aus Numazu, in der auch Yamamoto und Shirakawa spielten. Die beiden waren enttäuscht, dass Yushima ihren Gegner trainierte, da sie ihn gerne als Trainer an ihrer Seite gehabt hätten. Und sie waren auch ein wenig Eifersüchtig, dass der Trainer und der Kapitän der Fujimimannschaft ein Paar waren. Yamamoto und Shirakawa machten auf die Fujimis den Eindruck, als hätten sie in der ganzen Zeit, in der sie nicht gegeneinander gespielt hatten, keinerlei Fortschritte gemacht. Yamamoto spielte nach wie vor die Technik, die Yushima ihr damals beigebracht hatte. Jedoch merkten Nakasawa und Ishi Matsu sehr schnell, dass Ihnen die Technik zwar bekannt war, jedoch waren die Bälle mit sehr viel mehr Kraft gespielt worden. Es war ein langes und kräftezehrendes Spiel, in dem sich Mila und ihr Team am Ende knapp durchsetzen konnten, da sie sich ihre Kräfte besser eingeteilt hatten. Als sie wieder zurück waren, setzte Midori ihr Vorhaben in die Tat um. Sie bat ihn um ein Gespräch unter vier Augen. Er sah zu Mila, die ihm durch ein kurzes Nicken bedeutete, dass es OK war wenn er nicht mit ihr ging. Mila war froh, dass ihre beste Freundin und ihr Freund sich so gut verstanden. „Ich bin wirklich überrascht, dass Mila seit eurer Auszeit so verändert ist. Wie hast du das gemacht?“ „Ich habe eigentlich gar nichts gemacht. Wir haben einfach nur die Zeit genutzt um uns besser kennen zu lernen, denn uns ist klar geworden, dass wir eigentlich nichts über den jeweils anderen wissen. Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten und gelernt uns mehr zu vertrauen.“ „Darf ich denn fragen, wo ihr gewesen seid?“ „Natürlich, wir waren da, wo wir uns das erste Mal begegnet sind. Du musst wissen, dass ich eine ganz besondere Beziehung zu diesem Ort habe und das nicht erst seit wir beide uns dort trafen… Meine Schwester ist drei Jahre bevor wir uns zum ersten Mal begegnet sind in den Bergen von Nara bei einem Unfall ums Leben gekommen. Seitdem kehre ich jedes Jahr einmal an diese Stelle zurück, an der es passiert ist. Mila wusste davon und hat ohne zögern zugestimmt mich zu begleiten. Sie ist ein besonderer Mensch und ich habe, als ich an der Unfallstelle stand, meiner Schwester von ihr erzählt. Ich weiß, dass klingt verrückt, aber wenn ich dort bin dann habe ich jedes Mal das Bedürfnis mit ihr zu sprechen. Mila hatte sich ein Stück entfernt, damit ich ungestört war. Ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob sie gehört hat, was ich zu meiner Schwester gesagt habe, als ich ihr von Mila erzählt habe, aber insgeheim wünsche ich mir, dass sie es gehört hat. Du musst wissen, meine Schwester und Mila sehen sich zum verwechseln ähnlich. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich sie so sehr liebe. Aber Mila ist für mich weit mehr als eine Schwester, sie ist die Frau meiner Träume.“ „Das mit deiner Schwester habe ich nicht gewusst… Es tut mir leid…“ „Schon in Ordnung, ich erzähle es auch nicht jedem, denn das ist meine Sache... Jedenfalls habe ich meiner Schwester erzählt, was für ein toller Mensch Mila ist und wie sehr ich sie liebe. Und danach haben Mila und ich uns lange unterhalten. Wir haben uns alles erzählt, was uns beschäftigt und wie unser Leben war, bevor wir uns trafen. Sie hat mir ganz offen über sich berichtet, so dass ich es kaum glauben konnte.“ „Ihr habt wirklich über alles gesprochen?“ „Ja, das haben wir. Bevor du fragst, wir haben auch darüber gesprochen, was vor dem letzten Inter-High passiert ist. Ich habe ihr gesagt, dass ich keineswegs vor hatte ihre Gefühle zu verletzen. Ich wollte sie schützen und habe dabei beinahe alles zerstört.“ „Ich weiß zwar nicht wie, aber du hast es geschafft, dass sie dir vertraut und das freut mich. Und so wie Mila jetzt ist, gefällt mir viel besser, diese Lockerheit passt viel besser zu ihr, als diese Verbissenheit.“ „Ja, das stimmt. Seit unserem Gespräch sind meine Gefühle für sie mit jeder Sekunde die vergangen ist, ständig gewachsen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)