Adventskalender 2010 von Walpurgisnacht (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 24: 24. Dezember - Weihnachten bei den Fetts (Star Wars) ---------------------------------------------------------------- Ich wünsche euch allen ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest! Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis… Han Solo kann Boba Fett nicht leiden, dass weiß Fett. Und Fett weiß auch, dass Solo weiß, dass Fett ihn wiederum auch nicht leiden kann. Na, das verspricht ein interessantes Weihnachten zu werden… Leise seufzend – was von seinem Helm vollständig verschluckt wurde – ließ Boba Fett sich nach hinten und tiefer in den Pilotensitz sinken. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt. Zwar war die Kante seines Helms gepolstert, doch bequem war es dennoch nicht. Doch nicht nur sein Helm war in diesem Moment unbequem, es war die ganze Situation, in der er sich befand. Warum schien sein Schicksal so untrennbar mit dem von Han Solo verwoben zu sein? Es ging sogar so weit, dass Fett wusste wie Han dachte. Doch dieses Mal konnte Fett die Schuld, dass er sich erneut in Hans Gesellschaft befand, guten Gewissens an seine Enkeltochter Mirta Gev abschieben. Weil Mirta Han zwar für einen Idioten hielt, ihn aber dennoch ganz nett fand, hatte sie Fett dazu gebracht, ihn nach Coruscant zu bringen. Sie wollten da ohnehin hin und der Falke flog wieder einmal nicht. Mirta war dann aber pünktlich vor zwei Tagen an der alljährlichen Grippe erkrankt und hütete das Bett, sodass Fett nun alleine mit Solo dastand. Für Boba war dies noch nicht einmal das Schlimmste, denn wie seine Frau Leia Solo am Telefon bereits sagte, schien dieser einen schlechten Einfluss auf die Triebwerke von Raumschiffen zu haben. Die Slave I saß fest. Ohne Antrieb hingen sie reglos im leeren Raum und warteten darauf, bis Beviin ihnen das einzige Ersatzteil brachte, dass Fett natürlich nicht dahatte, damit sie den Antrieb reparieren konnten. Sie würden wohl noch zwei Tage festsitzen, ehe sie ihre Reise fortsetzen konnten. Fett verabscheute Verzögerungen beinah so sehr, wie die Jedi. „Tolles Weihnachten…“, brummte Han schlecht gelaunt und legte die ineinander verschränkten Hände auf seiner Schädeldecke ab. Fett schwieg, wandte dem ehemaligen Schmuggler aber den Kopf zu. „So was Gefühlsduseliges habt ihr Mandalorianer nicht, oder?“ Versuchte Solo gerade wirklich ein Gespräch mit ihm anzufangen? „Doch.“ „Aber du nicht?“ Fragend zog Han eine Augenbraue Richtung Haaransatz. „Genau.“ „Warum?“ „Solo…“ Mahnend, es nicht zu weit zu treiben und seine Geduld nicht zu sehr zu strapazieren. Han fuhr sich mit einer Hand durch das mittlerweile graue Haar. „Ach manno…“ Wieder brummte er. „Mein kleines Mädchen wollte Weihnachten endlich mal wieder nach Hause kommen. Und Luke und Ben. Und nun bin ich nicht da, aber der mickrige Rest meiner einstmals großen Familie.“ Fett musterte Solo einige Momente lang, dann lehnte er den Kopf wieder zurück. „Dann vorerst: Willkommen im Rest meiner Familie.“ Han zog eine Augenbraue hoch. Das konnte er außerordentlich gut, wie Fett feststellte. „Versteh mich nicht falsch, Kumpel, aber Familie?“ „Mirta und ich sind eine Familie. Blut ist manchmal dicker als Wasser, aber mit einem Sith in der Familie kannst du das natürlich nicht wissen.“ Anders als Fett konnte Han Reaktionen nicht so gut verstecken – immerhin trug er keine Rüstung! – und zuckte zusammen. Jetzt hatten sie sich gegenseitig einen Hieb unter der Gürtellinie verpasst. Han erkannte dies und wusste es besser, als darauf einzugehen. „Du magst die Kleine?“, fragte er stattdessen. Fett war ein Einzelgänger durch und durch. Es war verwunderlich, dass er ein Mädchen in seiner Nähe duldete, selbst wenn es seine Enkelin war. „Sie gefällt mir.“ Nun schwiegen beide wieder. Fett nutzte das Schweigen, um die Brücke zu verlassen. Selbst die mandalorianische Rüstung konnte vor Han nicht verbergen, das die Gelenke des Kopfgeldjägers beim Aufstehen protestierend knackten. Wie Leia vor gar nicht allzu langer Zeit schon zu ihm gesagt hatte, Fett wurde auch nicht mehr jünger. Han war auch nicht so dumm zu glauben, dass Fett ihn nicht mehr sehen konnte, nur weil er die Brücke verlassen hatte. Die Slave I war so etwas wie Fetts Heiligtum und Fett würde ganz sicher den Teufel tun und Han unbeaufsichtigt in der Brücke zurück lassen. Es dauerte nicht allzu lange, bis Fett wieder in den Raum trat. Auf einem Tablett balancierte er zwei Gläser mit einer orange-roten Flüssigkeit, die Han verdammt nach einem alkoholischen Cocktail aussah. Neben den Gläsern stand noch eine Tasse, in die Fett mit der freien Hand einen Teebeutel hängte. Ohne Worte bot er Han ein Glas an, welcher sich artig bedankte und das nahm, das näher an Fett stand. Vorsicht war besser als Nachsicht, doch da Han sehr genau wusste, dass Fett wusste, wie er dachte, war davon auszugehen, dass er ihn – ohne dass Han etwas merkte – vergiften konnte. Fett stellte das Tablett auf einer kleinen Konsole ab und nahm das andere Glas an sich. Abwartend beobachtete Han sein Gegenüber. Wenn Fett trinken wollte, dann musste er den Helm abnehmen. Erst einmal hatte Han das Gesicht des Kopfgeldjägers gesehen und war überrascht gewesen, dass es so anders aussah, als er es sich immer vorgestellt hatte. Mit der freien Hand griff Boba unter seinen Helm und zog ihn sich vom Kopf. Seine dunklen Augen bohrten sich in die von Han. Aus Aufzeichnungen der Klon-Kriege kannte Han das Gesicht von Fett nur zu gut. Jeder der Klone hatte es ebenfalls gehabt. Und mehr war Fett auch nicht. Ein Klon. Eine genetische Nachbildung des Mannes, denn Fett als seinen Vater bezeichnete. Jango Fett, ebenfalls Kopfgeldjäger, getötet in der ersten Schlacht von Geonosis, die den Anfang der Klon-Kriege markierte. Jango Fett war der erste Mann mit diesem Gesicht gewesen, der in den Kriegen gefallen war. Nur einer von tausenden, aber dennoch gehörte er nicht zu ihnen. Boba wandte den Blick von Han ab und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Nein, nicht genau das Gesicht der Klone, überlegte Han. Er trägt das Haar nicht so militärisch und die Klone hatten keine Narben, weil sie im Magen eines Sarlacc gewesen waren… Geschweige denn, dass sie überlebt hätten. Fett ließ Solo nicht aus den Augen. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er provozierend neutral. „Ob mir…? Spinnst du? Hat man dir das Hirn zur Nase raus gezogen? Natürlich nicht!“, keifte Han zurück und brachte damit für einen kurzen Moment ein schiefes Grinsen auf Fetts vernarbte Lippen. Sein ganzes Gesicht war vernarbt und entstellt. Han konnte sich denken, dass der Rest seines Körpers nicht viel anders aussehen konnte. Fett erhob sich und nahm die dampfende Tasse in die Hand. Als er damit die Brücke verließ und zu der Kabine ging, in der Mirta ihre Krankheit auskurierte, wirkte er für einen Moment fast wie ein ganz normaler Mann, ein ganz normaler Großvater. Aber eben auch nur fast. Han wusste nicht, was er für diesen Mann empfand, der ihn derart oft gefunden und zu Jabba gebracht hatte, um jedes Mal ein Kopfgeld einzustreichen. Es war Fetts Schuld gewesen, dass Vader ihn in Karbonit eingefroren hatte. Aber Fett hatte ihnen im Kampf gegen die Vuuzhan Vong zur Seite gestanden. Dort hatte Solo nicht zum ersten Mal gemerkt, dass Mandalorianer ein anderes Kaliber waren. Gedankenvoll nippte Han zum ersten Mal an dem Getränk, dass Fett ihm gebracht hatte. Es schmeckte sonderbar. Irgendwie bitter und süß zugleich. So, wie Boba Fett sein Leben empfindet… Han wusste nicht, woher dieser Gedanken kam. Vielleicht übernahm es schon die wundersamen und esoterischen Macken seiner beiden Mädels zu Hause. . . . Wenn ein Raumschiff reglos im interstellaren Raum stand, dann verlor man sein Zeitgefühl. Eine Erfahrung, die sowohl Solo wie auch Fett schon gemacht hatten. Seit der Zombie-Geschichte vor vielen Jahren in einem imperialen Sternzerstörer mochte Han keine Schiffe mehr, die reglos und unbelebt im All standen. Da hatte er wortwörtlich schlechte Erfahrungen mit gemacht. Han warf einen Blick auf die vielen Anzeigen im Cockpit der Slave I und suchte dort nach einem Chronometer. Als hätte Fett seine Gedanken gelesen – vielleicht nicht das, aber er kannte Solo wahrscheinlich gut genug, um es ahnen zu können – meinte er: „Es ist siebzehn Uhr nach Coruscant-Zeit.“ Einige Zeit schwiegen die beiden so unterschiedlichen Männer. Nach mehr als einem Tag eingepfercht hatten sie auch kein Interesse mehr daran, sich gegenseitig zu provozieren. „Hey, Fett… Weißt du eigentlich, welcher Tag heute ist?“ „Der vierundzwanzigste Dezember, das solltest du eigentlich selbst wissen.“ „Tue ich auch. Aber weißt du auch, was heute ist?“ „Freitag.“ Han blies die Wangen auf. „Fett, stell dich nicht dümmer als du bist! Und ich weiß, dass du nicht dumm bist.“ Mit einem Nicken nahm Boba das indirekte Kompliment zur Kenntnis. „Heute ist Heiligabend, wenn es das ist, was du hören willst, Di’kut.“ „Als was hast du mich gerade betitelt?“, fragte Han eher interessiert, denn beleidigt nach. Fett fuhr sich kurz mit einer Hand über das Gesicht. „Als Idiot.“ „Weißt du woher das Wort abgeleitet ist? Von digur kute, was soviel heißt wie >vergessen, seine Unterwäsche anzuziehen<.“, schaltete sich eine junge weibliche Stimme ein. Unbeeindruckt davon wandte Fett Mirta den Kopf zu. „Du solltest dich ausruhen.“ Han blinzelte und versuchte zu verarbeiten, was er da gerade gehört hatte. Auf diese Weise war er noch nie beleidigt worden und wenn man es genau nahm, dann war es eine echt harmlose Beleidigung. Vor Allem, wenn man bedachte, von wem sie kam. Mirta nahm den Ratschlag ihres Großvaters an und machte sich einen Tee, den sie mit ins Bett nahm. Das Fieber war runter gegangen, aber noch lange nicht verschwunden. Boba und Han blickten dem Mädchen nach, wie sie sich in ihre Kabine zurückzog. Langsam fragte Han: „Wie ist es so, ein Enkelkind zu haben? In die Verlegenheit werde ich wohl vorerst nicht kommen.“ „Das fragst du mich? Wo du doch gestern noch betont hast, dass Mirta und ich keine Familie seien.“ „Das nimmst du mir aber krumm, ja?“, murrte Han. Fett legte den Kopf schief. „Verdammt, Solo. Du machst es mir echt leicht, dich nicht leiden zu können.“ Han lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Oh, das kann ich nur zurückgeben, danke.“ „Wie hält es deine Frau nur mit dir aus? Ich habe dich seit vierundzwanzig Stunden an der Backe und werde mir drei Kreuze machen, wenn die nächsten rum sind und ich dich auf Coruscant rausschmeißen kann.“ Han grinste und lachte leise. „Hey, du kannst ja doch mehrere Sätze aneinander reihen.“ Verstimmt zog Boba die Augenbrauen zusammen. „Nimm mich nicht auf den Arm, Solo.“ „Ach komm, Fett. Du würdest mich vermissen, wenn ich weg wäre.“ Zum ersten Mal in seinem Leben sah Han, wie Fett die Augen verdrehte. „Nimm dich nicht so wichtig.“ Han schwieg einige Momente, dann seufzte er und gab sich einen Ruck. „Mensch, Kumpel… Meinst du, wir kriegen es hin uns zumindest Weihnachten mal nicht die Augen auszukratzen?“ „Vermutlich nicht.“ Han seufzte innerlich. Wie gerne hätte er jetzt Leia an seiner Seite. Auch wenn er ungeschickt war, vielleicht sollte er selbst es auch mal mit Diplomatie versuchen… oder einfach das aussprechen, was er dachte. „Ich find es echt richtig nett von dir, dass du mich mitnimmst, meine ich.“ Fett zuckte mit den Schultern. „Bedank dich lieber bei Mirta.“ Fett stand auf und wollte die Brücke verlassen, da wandte er sich noch einmal an Han. „Trinkst du Glühwein?“ Han grinste schief. „Wenn du dann auch noch Crepes dazu zauberst, ist es wie auf dem Weihnachtsmarkt.“ „Was das angeht, bist du bei mir an der falschen Adresse.“ Fett erwiderte das Grinsen zwar nicht, aber sein Tonfall hatte etwas Neckendes angenommen. Dann verschwand der Kopfgeldjäger und kehrte wenig später mit zwei Bechern Glühwein zurück.“ Ein kleines Lämpchen erregte Bobas Aufmerksamkeit und er drückte den zugehörigen Knopf. „Solo, du hast eine Nachricht.“ Han blickte auf und erblickte ein Hologramm, das Luke, Ben, Jaina und Leia zeigte. Grinsend wünschten die vier ihm eine frohe Weihnacht und versicherten ihm, dass er ihnen fehlen würde. Dies teilten sie ihm allerdings ohne Grinsen mit. Wehmütig blickte Han zu dem Platz, wo das Hologramm war, auch nachdem es bereits verschwunden war. „Ich wäre gerne bei ihnen.“ Fett nahm ihm gegenüber platz. „Scheiß Timing, für einen Triebwerksschaden.“ Das konnte Han nur bestätigen und schweigend prosteten die beiden ungleichen Männer sich zu. . . . Zwei weitere Tage später setzte die Slave I auf einer kleinen Landeplattform auf Coruscant auf, unweit des Apartments der Solos. Dort unten standen Leia und eine junge Frau, die – so vermutete Fett – ihre Tochter war. Beide waren gekommen um Han Solo in Empfang zu nehmen. Fett öffnete die Luke des Raumschiffes und verließ gemeinsam mit Mirta, deren Fieber im Laufe des letzten Tages verschwunden war, und Han das Schiff. Leia und ihre Tochter begrüßten Han herzlich und Leia hieß auch Fett und Mirta willkommen, anschließend machte sie die beiden mit Jaina bekannt. „Noch eine Jedi.“, brummte Fett feststellend, was Han grinsen ließ. „Weißt du, Fett… Genau das habe ich auch schon oft gedacht. Bei dir sind es ja alles Kopfgeldjäger.“ „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ „Wie recht du doch hast. Noch mal, vielen Dank fürs Mitnehmen. Und Mirta, vielen Dank, dass du deinen Großpapa davon überzeugen konntest, mich nicht da verrotten zu lassen, bis der Falke wieder flott ist.“ Mirta zuckte mit den Schultern. „Dafür schuldest du mir was, das ist dir klar, oder?“ Leia warf ihrem Mann ein Lächeln zu und wiederholte Fetts Worte. „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Nun mischte Jaina sich zum ersten Mal in das Gespräch ein. „Warum kommt ihr beide nicht zum Silvesteressen zu uns? Damit sollte es doch wieder gut gemacht sein, oder?“ Fett schüttelte den Kopf, doch Mirta wollte kein >Nein< hören. „Bitte, Ba’buir.“ „Nein.“ „Bitte, es wird uns gut tun, mal wieder unter Leute zu kommen.“ „Dann geh in ein Café.“ „Großvater, bitte... Es zwingt dich ja niemand, etwas zu essen oder zu trinken, wenn es dein Problem ist, dass du den Helm nicht abnehmen willst.“ „Mädchen…“ Fetts Ton wurde mahnend, doch Mirta ließ sich nicht beirren. „Großvater…Bitte… Ich würde mich freuen, wenn du mitkommen würdest.“ Jetzt würde sich zeigen, was für ein harter Klotz Fett wirklich war, dachte Han sich mit einem innerlichen Grinsen. Er konnte sehen wie sich Fetts Schultern hoben, als würde dieser tief einatmen. „Nagut… Meinetwegen.“ Mirta lächelte und auf einmal kam ihr Gesicht Han gar nicht mehr so emotionslos vor. Auch Jaina und Leia lächelten. Zum Abschied gab Leia Fett noch ihre Karte. „Wir erwarten euch dann gegen achtzehn Uhr Ortszeit.“ „Ist gut.“, bestätigte Mirta und folgte anschließend ihrem Großvater zurück in die Slave I, wo sie wie selbstverständlich auf dem Copilotensitz platz nahm. Han, Leia und Jaina blickten dem Raumschiff der Firespray-Klasse nach, bis es hinter einem Häuserblock verschwand. „Meint ihr, sie kommen?“, fragte Jaina ihre Eltern. Han zuckte mit den Schultern. „Das wird dir nur Boba Fett beantworten können.“ . . . Coruscant, Apartment der Solos, 17:55 Uhr Ortszeit „Dreipeo, ist der Tisch gedeckt? Jaina, hilf deinem Vater bitte, dass Essen aufzutragen.“, erteilte Leia Organa Solo ihrer kleinen Familie befehle. „Ich finde, Zekk kann auch etwas tun.“, rief Han protestierend. Leia schnaubte. „Er ist aber auch ein Gast, Liebling. Das wäre unhöflich.“ „Jaina ist auch ein Gast.“ Han blickte Leia mit dem typischen Han-Solo-Blick an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Leia stemmte die Hände in die Hüfte. Gerade als sie zu einer Antwort ansetzte, klingelte es an der Haustür. „Dass ist dann wohl uns Opa-Enkel-Kopfgeldjäger-Duo.“, meinte Han. „Ich bin echt froh, dass im Moment niemand etwas auf meinen Kopf ausgesetzt hat. Einer von denen reicht ja schon, aber beide zusammen?“ Han grinste und beobachtete, wie Leia zur Tür ging um zu öffnen. Mirta trug normale Straßenkleidung, während Fett in voller Rüstung neben ihr stand. Der Anblick war befremdlich, doch nichts anderes hatte Leia erwartet. „Hallo.“, grüßte sie freundlich. „Kommt doch herein.“ „Danke.“ Mirta nickte ihr zu und trat ein, gefolgt von Fett. Aufmerksam blickte Mirta sich um. „Hübsche Wohnung.“, urteilte sie. Fett folgte ihr schweigend, doch Han wusste ganz genau, dass der Kopfgeldjäger die besten Fluchtwege auslotete und sein Helm einen Scan des gesamten Hauses anfertigte. Im Wohnzimmer stellte Jaina den beiden Kopfgeldjägern Zekk vor. Zekk war – laut Leia – Jainas einziger potentieller Freund, der noch nicht von Han vergrault worden war. Mit Fett als Großvater würde Mirta es auch nicht leicht haben, war ein Gedanke Hans. Während des Essens blieb Fett stur und nahm keinen Bissen zu sich, da er sich weigerte den Helm abzunehmen. Mirta warf ihm immer wieder provozierende Blicke zu, doch Fett ging nicht darauf ein. Ihm schien es auch egal zu sein, dass er massiv Unhöflich war. Jaina, Leia und auch Han hatten im Grunde nichts anderes erwartet und nahmen es daher gelassen. Doch mit finsterer Belustigung nahm Han wahr, dass auch Fett nicht im Stande war sich gegen seine Frau zur Wehr zu setzen und sämtliche Versuche ein Gespräch in Gang zu bringen abblitzen zu lassen. So erfuhren sie im Laufe des Abends das ein oder andere über den Kopfgeldjäger, dennoch waren es immer nur kleine, wohl portionierte Informationsbrocken. Fetts Instinkte mussten beinah so scharf sein, wie die der Jedi, denn Fett reagierte nur wenige Momente nach Leia, Zekk und Jaina. Doch dann war es schon zu spät. Die Fenster waren immer die verletzlichsten Flächen eines Hauses und auch dieses Mal waren es die Fenster, die gesprengt wurden. Aus dem Augenwinkel nahm Han wahr, wie Zekk sich schützend neben Jaina stellte, dann erfüllte auch schon undurchdringlicher schwarzer Rauch das Apartment. Irgendwer hatte eine Rauchbombe gezündet. Um sich herum konnte Han das Zünden von Lichtschwertern hören, darauf folgte die Stimme von Leia. „Jaina, Zekk, seit vorsichtig. Wir könnten jemanden von uns verletzen.“ „Ich weiß.“, bestätigte Jaina. Es folgten Geräusche eines kurzen Schlagabtausches. Schnelle Schritte und Mirta stöhnte schmerzerfüllt auf. Etwas Schweres ging zu Boden. Und dann traf irgendetwas Han unvermittelt und hart am Kopf, sodass er zu Boden stürzte. Es dauerte einige Momente, bis er wieder etwas anderes als Sternchen sehen konnte. Doch beinah wünschte er sich dann die Sternchen zurück, denn er blickte in den Lauf eines Blasters. „Habe ich dich endlich gefunden, Han Solo.“, sagte eine Stimme, in der Wahnsinn mitschwang. Han erkannte den typischen Akzent von Corellia. „Und wer gibt sich die Ehre?“ Die Stimme knurrte. „Du hast meinen Vater umgebracht, Solo. Ich will Rache.“ Ein leichter Windstoß, der durch das zerschmetterte Fenster fegte, lichtete den dunklen Qualm. Han blickte an dem Blaster vorbei, der noch immer auf sein Gesicht gerichtet war, und blickte in das Gesicht seines Cousins. In das Gesicht des Sohnes seines Cousins, verbesserte Han sich in Gedanken. „Was zum…?“, setzte er an, doch kam er nicht weiter, denn der wahnsinnige junge Mann entsicherte den Blaster und sein Finger zuckte gefährlich nah am Abzug. „Patt.“, mehr sagte Boba Fett nicht, als er seinen Blaster an die Schläfe von Hans Angreifer hielt. Oh ja… dachte Han. Fett versteht etwas von seinem Job, was nicht alle von sich behaupten können. Der Mann bewegte zwar nicht den Kopf und blickte auch sonst nicht zu Fett, aber seine Augen weiteten sich. Offenbar erkannte er, in was für einer Patsche er steckte. Han zeigte keine Regung, als sich nun auch Mirta dem Mann von hinten näherte und ihn schließlich mit dem Griff ihres Blasters niederschlug. Gleichzeitig riss Jaina ihren Vater zu Seite, denn der Sal-Solo löste – vielleicht auch ungewollt – einen Schuss. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten schlug Han sich den Kopf an, doch dieses Mal setzte er sich sogleich wieder auf. „Was zum Teufel war das?“, verlangte er zu wissen und deutete auf den Bewusstlosen zu seinen Füßen. „Ich vermute mal, dass war deine Verwandtschaft, Solo.“, meinte Fett und zog sich einen Handschuh aus, um eine große Beule am Kopf von Mirta zu betasten. Mirta zuckte leicht zusammen und machte trocken: „Au…“ Die junge Frau ließ sich dennoch die Zuneigungsbekundung ihres Großvaters gefallen, auch weil sie nur kurz währte. Fett brauchte nicht lange, um sich davon zu überzeugen, dass es sich wirklich nur um eine Beule und nichts Ernsteres handelte, dann zog er seinen Handschuh wieder an. Mit einem Stiefel stieß er den bewusstlosen Körper an. „Er gehört euch.“ „Kopfgeld gibt es dafür aber nicht.“, brummte Han, der sich bemühte auf die Beine zu kommen. Leia warf ihrem Mann einen besorgten Blick zu. „Damit hatte ich auch nicht gerechnet.“ Das Visier von Fetts Helm wandte sich Han zu. Dieser fuhr sich mit einer Hand durch das ergraute Haar. „Ich… Also… Verdammt, wie konnte das passieren? Ich meinem eigenen zu Hause!“, brauste Han auf, doch Leia legte ihm eine Hand an den Oberarm. „Wir waren nachlässig.“, meinte sie beschwichtigend. Han nickte daraufhin leicht und wandte sich an Fett. „Ich denke, ich muss mich bei dir bedanken. Schon wieder.“ „Schon wieder.“, bestätigte Fett. „Also… Danke, Mann…“ Fett nickte. „Wisst ihr was? Wenn ihr beide nicht so sehr damit beschäftigt wärt, euch gegenseitig anzukotzen, dann könntet ihr richtig gute Freunde werden.“, meinte Jaina und blickte zwischen Fett und ihrem Vater hin und her. „Der und ich? Das…“ Han wollte gerade protestieren, da trat Boba einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm die Hand hin. Han starrte entgeistert auf Fetts Helm, dorthin, wo er die Augen seines Gegenübers vermutete, und dann auf die ihm dargebotene Hand. Mirta zog eine Augenbraue hoch und warf aus dem Augenwinkel einen Blick zu ihrem Großvater, Leia tat bei Han dasselbe. Han ließ langsam den Atem entweichen, den er unbewusst angehalten hatte, und ergriff die dargebotene Hand von Fett. Der Händedruck war fest, aber nicht das typische Ich-zerquetsche-die-Hand-meines-Rivalen. „Ich bezweifle, dass wir jemals dicke Freunde werden, aber wir können es ja versuchen.“, brummelte Han. „Wir können es versuchen.“, wiederholte Fett die Worte seines Gegenübers. -ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)