Adventskalender 2010 von Walpurgisnacht (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Dezember - Yodas Geheimrezept (Star Wars) ------------------------------------------------------- Herzlich Willkommen zu unserem zweiten Adventskalender. Wieder einmal neigt sich ein Jahr dem Ende und ich bin dieses Jahr der Anfang vom Ende. Ich hoffe jeder von euch findet in diesem Adventskalender das eine oder andere Örtchen, an dem es ihm gefällt. Viel Spaß, eure Jadeschatten Yodas Geheimrezept Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn stand an der Glastür zu dem Balkon seines Zimmers im Jedi-Tempel. Es war ein ungewohntes Gefühl, dieses Zimmer als seins zu betiteln, ebenso wie der Ausblick ungewohnt war. Zuvor hatte er immer in Richtung der Senatshalle geblickt, doch nun erstreckte sich in weiter Ferne Republica 500 wie ein langer leuchtender Finger in den Himmel hinein. Von Zeit zu Zeit kam es vor, dass Jedi ihre Zimmer wechselten. Meist, wenn sie sich im Alter zurückzogen oder aufgrund von Behinderungen eine bestimmte Lage bevorzugten. Doch zum Glück, dachte sich Qui-Gon, war bei ihm weder das eine noch das andere der Fall. Sein Padawan war lediglich erwachsen geworden. Man hatte Obi-Wan vor einiger Zeit endlich in den Ritterstand erhoben. Obi-Wan und Qui-Gon hatten also keinen Zweck mehr darin gesehen, weiter in der kleinen Wohnung zu bleiben und hatten diese für ein anderes Meister-Padawan-Team geräumt. Obi-Wans neues Quartier war nicht weit von dem seines ehemaligen Lehrmeisters entfernt. Im Prinzip lag es genau darunter. Während Qui-Gon so aus dem Fenster sah, hinter dem es immer dunkler wurde, setzte seichter Schneefall ein. Der Jedi-Tempel lag in einer Klima-Zone des Planeten, wo es im Winter manchmal Schnee gab, manchmal aber auch nicht. Offensichtlich war ihnen dieses Jahr wieder ein weißes Weihnachten beschieden. Ein kleines Grinsen zeigte sich für einen Moment auf dem Gesicht des Jedi, als er daran dachte, was es morgen im Kindergarten für ein Theater geben würde, wenn die Kinder erst sahen, dass es in der Nacht geschneit hatte. Wie alle anderen Kinder in der Galaxis auch, waren die kleinen Jünglinge ganz wild auf Schnee und Weihnachten. Auch wenn es für sie keine Geschenke bedeutete. Sie genossen die Weihnachtszeit in vollen Zügen, denn niemand musste sich stressen. Die Atmosphäre des Tempels wurde noch ruhiger und besinnlicher. Die Macht schien den gesamten Tempel regelrecht in sich aufzunehmen. Qui-Gon konnte sich noch sehr gut daran erinnern, dass er als Jüngling sich gemeinsam mit Tahl in die Küche des Tempels geschlichen hatte, in der Hoffnung ein paar Weihnachtsplätzchen oder Lebkuchen zu erbeuten, doch hatten die Küchendroiden sämtliche Kinder rigoros abgewimmelt. Und so waren sie zu den Meistern des hohen Rates gegangen. Vor Allem Meister Yoda wurde zur Weihnachtszeit immer wieder von den Jünglingen bekniet eine Ausnahme zu machen und schon etwas früher das Weihnachtsgebäck auszugeben. Und jedes Jahr wieder ließ der alte Meister sich mit einem Lächeln dazu überreden. Ganz ausnahmsweise, natürlich nur… Weil artig ihr alle wart. Das selige Lächeln auf Qui-Gons Gesicht verblasste, als vor seinem inneren Auge Tahls wunderschöne Augen erschienen. Tahls Augen, die durch ihre ungewöhnliche Färbung immer etwas ganz besonderes gewesen waren. Für einen Moment spürte Qui-Gon tief in seiner Brust dieselbe Verzweiflung, die er auch im Augenblick ihres Todes gefühlt hatte. Er atmete tief durch und ließ die Verzweiflung durch sich hindurchfließen, während er sich an die Lehren seiner Kindheit erinnerte. An die Lehren, die er auch Obi-Wan mit auf den Weg gegeben hatte. Die planetenweite Stadt vor dem Fenster wurde ruhiger und in immer mehr Häusern flammten die Lichter auf. Bunte Lichterketten und einfache Kerzen. Dazwischen rasten noch immer tausende Speeder umher. Qui-Gon hörte Geräusche in der Wohnung unter sich, die ihn aus seinen Gedanken rissen. Seit wann machte Obi-Wan nach Einbruch der Nacht Lärm? Seit wann machte er überhaupt Lärm? Es dauerte nur Sekunden, bis Qui-Gon durch das mentale Band, das ihn noch immer untrennbar mit Obi-Wan verband, die diebische Freude des Jüngeren spürte. Er hoffte, dass sein ehemaliger Padawan nichts ausgesprochen Dummes tat, wie es bei vielen Halbstarken üblich war. Es dauerte auch nur weitere Sekunden, da kletterte Obi-Wan über das Geländer von Qui-Gons Balkon und winkte seinem ehemaligen Lehrer gut gelaunt zu. Diesem blieb nichts anderes zu tun, als eine Augenbraue hochzuziehen. Mit Hilfe der Macht öffnete Obi-Wan die Balkontür und trat in Qui-Gons Zimmer. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, verbeugte er sich artig vor seinem ehemaligen Meister. „Guten Abend, Qui-Gon.“, meinte er mit einem Lächeln. Doch anstatt die Begrüßung zu erwidern, fragte Qui-Gon nur: „Was war das?“ „Ich wollte Euch besuchen kommen und so ging es schneller als die Treppe zu nehmen.“, antwortete der Blonde ehrlich und grinste verlegen. „Wer bist du und was hast du mit meinem Obi-Wan gemacht?“ Der Meister blinzelte. Er hatte ganz vergessen, was für ein Wirbelwind irgendwo in dem jungen Kenobi steckte. Ungefragt ging Obi-Wan zum Sofa und nahm darauf platz. Er wusste, dass er bei seinem Meister immer willkommen war. Außerdem war er ihm, jetzt wo Obi-Wan selbst auch ein Ritter war, nicht mehr den Gehorsam schuldig, dass er für jede seiner Taten um Erlaubnis bitten musste. So hatte die Beziehung zwischen ihnen schon länger nicht mehr funktioniert. Obi-Wan überlegte, dass er etwa achtzehn gewesen sein muss, als Qui-Gon anfing, ihn bei seinen Plänen zu unterstützen und ihm öfter mal die Zügel in die Hand zu geben. Natürlich immer unter wachsamen Augen. Und er hatte manchmal Obi-Wan bewusst Fehler machen, damit er aus ihnen lernte. Jetzt gab es manchmal Momente, in denen Obi-Wan sich fragte, womit er einen so wunderbaren Lehrmeister verdient hatte. Nachdem Qui-Gon neben ihm Platz genommen hatte, stellte er diese Frage auch. Einen Moment blickte der Ältere ihn erstaunt an, ehe er sagte: „Ich selbst würde mich nicht als guten Lehrer bezeichnen. Nicht, weil es nicht zu der Bescheidenheit der Jedi passt, sondern weil auch ich meine Fehler und Schwächen habe. Es gibt Dinge, die ich dir besser anders vermittelt hätte. Vielleicht wirkt es nur so, als sei ich ein guter Lehrer, weil ich so einen wunderbaren Padawan hatte.“ Obi-Wan grinste dankbar und zog dann ein kleines Päckchen aus seiner Tasche. Wieder zog Qui-Gon eine Augenbraue hoch. „Was ist das?“ Verschwörerisch beugte Obi-Wan sich ein Stück weiter nach vorne und flüsterte: „Weihnachtskekse von Meister Yoda. Selbstgebacken nach seinem Geheimrezept.“ Nun wanderte auch die zweite Augenbraue Qui-Gons in Richtung Haaransatz. „Und wie bist du an die gekommen? Nicht einmal Mace Windu bekommt vor Heiligabend welche.“ Obi-Wan lachte leise. „Ihr werdet nie darauf kommen.“ „Bestochen oder bedroht wirst du ihn wohl nicht haben. Zumindest gehe ich davon aus.“, erwiderte Qui-Gon lächelnd und ging auf Obi-Wans Spielchen ein. „Stimmt, das habe ich nicht.“ Ein schelmisches Blitzen trat in Obi-Wans Augen und erhellte ihr klares Blau. „Ich habe ihn ganz einfach darum gebeten, ihm beim Backen zu helfen. Das Rezept hat er mich natürlich nicht sehen lassen, aber ich konnte ein paar der Kekse abstauben.“ Qui-Gon lachte. Das war sein frecher Padawan. „Sieh mal an…“ „Sie sind für Euch. Ich weiß ja, wie sehr Ihr sie mögt.“, sagte Obi-Wan und reichte dem anderen das Päckchen. Einen Moment lang blickte Qui-Gon seinen ehemaligen Padawan voller Zuneigung an. Er konnte sich sein Leben ohne Obi-Wan nicht mehr vorstellen. „Danke, Ritter Kenobi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)