Seite an Seite von Sora_Bay ================================================================================ Kapitel 6: Erste Annäherungen ----------------------------- Ein Luftzug streichelte ihre Wange. Ein „ZWENG“ rauschte an ihrem Ohr vorbei. Sie reagierte nicht darauf. Lunita schleuderte stattdessen ihre Eisenklingen an Legolas vorbei und traf den herannahenden Menschen genau in den Hals. Er ging zu Boden. Legolas wirbelte herum und sah den Angreifer hinter ihm liegen. Lunita tat es ihm nach. Auch in ihrer unmittelbaren Nähe lag ein weiterer Mensch. Tot. Ein Pfeil in der Brust. „Sie zielen auf dich.“, hörte sie Legolas Stimme. Sie standen Rücken an Rücken, bereit sich gegen weitere Angriffe zur Wehr zu setzen. Sie reagierte nicht darauf. Was sollte sie auch sagen? Er hatte es ja ohnehin gemerkt. Verdammt, jeder mit Augen im Kopf würde es bereits gemerkt haben. Doch glücklicher Weise ließen die Angriffe nach. Jetzt, wo die Angreifer nah genug waren und auch noch Aragorn und Boromir und auch Gimli mitkämpfen konnten, waren sie ihnen scheinbar zu übermächtig. Zudem schien jemand das Horn Gondors und somit Boromir erkannt zu haben. Ehrfürchtig reagierten sie darauf und wagten kaum Attacken gegen ihn. Nun ja, an ihm waren sie eh nicht interessiert, warum dann dessen Zorn gegen sich aufbringen. Viele Menschen lagen nun schon tot auf dem Kampffeld, oder verletzt. Die Angriffe blieben wirkungslos. Zuletzt merkten auch die Menschen das und traten den Fluchtweg an. Gimli wollte hinterher. „Nichts da! So einfach entkommt ihr uns nicht. Erst einen hinterhältigen Angriff wagen und dann die Beine in die Hand nehmen, wie ängstliche Kinder. Halunken!“, rief er und wollte ihnen folgen, als Gandalf ihn zurück rief. „Nicht Gimli, dafür haben wir keine Zeit.“, er war sichtlich erschöpft von dem Kampf. „Sie werden ihre Strafe bekommen. Und zum Glück, ist ja nichts passiert.“, sagte er und richtete seinen Blick auf Frodo. „Alles in Ordnung?“ „Mir geht es gut. Auf mich haben sie ja gar nicht geachtet.“, bemerkte Frodo. „Das stimmt. Sie schienen keinerlei Interesse an den Ring zu haben. Als wüssten sie nicht einmal, dass wir ihn haben.“, bemerkte Aragorn. „Warum sollten sie uns dann angreifen?“, fragte Boromir. Lunita wanderte zwischen den Toten herum. Sie zog eine ihrer Waffen aus einem heraus. „Kopfgeldjäger.“, sagte sie knapp. Alle schienen sie anzustarren. Dann lachte Boromir laut. „Nein, jeder weiß, dass es in Wirklichkeit keine Kopfgeldjäger gibt. Sie sind ein Mysterium.“ „Du findest einen Kopfgeldjäger mystischer als einen Waldläufer oder einen Azaren?“, fragte sie geradeheraus, mit einem scharfen Unterton in der Stimme. Eine Frage war es eigentlich nicht gewesen. Boromirs Lachen aber verstummte. Darauf wusste er keine kluge Antwort zu geben. „Woher weißt du das?“, fragte Aragorn stattdessen. „Und was wollen sie von dir?“, fügte Legolas hinzu. Lunita sah ihn einen Moment resigniert an. Sie dachte, er würde es vielleicht für sich behalten, aber sicher wäre es wirklich nicht klug gewesen in dieser Gemeinschaft, die sie bildeten, große Geheimnisse zu haben. „Sie waren hinter dir her?“, fragte Gandalf. Er sah sich um. Tatsächlich lagen die meisten Toten in der Nähe von Lunita oder die Angriffe gingen in ihre Richtung. „Wir sind alte Bekannte, könnte man sagen.“, gab sie zurück und steckte ihre Waffen weg. „Was wollen den Kopfgeldjäger von dir? Wieso sind sie hinter dir her?“, fragte Pippin neugierig nach. Gandalfs Blick ruhte auf Lunita, als wolle er sie durchschauen, aber dann fiel es ihm selbst ein. Man musste nur darüber nachdenken. Sein Blick wurde fast schon mitleidig. „Eine einzigartige Trophäe.“, murmelte er. „Wie viel?“ Lunita sah ihn an. Sie schwieg, dann war sie ihren Mantel wieder um und ging an ihm vorbei. „Keine Ahnung. Irgendwann hab ich die Übersicht verloren.“, sagte sie ruhig, wand sich aber ab. „Wie lange schon?“, fragte er weiter. „Gott!“, lachte sie, doch es klang traurig und nicht aufrichtig. „Wie lange gibt es Menschen schon?“, fragte sie sarkastisch, was aber Antwort genug war. „Ich verstehe das nicht. Was wollen sie denn von dir?“, mischte Sam sich ein. „Sie ist die Letzte eines ausgestorbenen Volkes. Und die Geschichte ihres Volkes ist alt und fast vergessen. Oder falsch überliefert. Die meisten Dinge, die man über das Alte Volk hört stimmen nicht. Die Wahrheit ist in Vergessenheit geraten, das Vergessene zur Legende geworden, die Legende zum Mythos. Deswegen ist sie für viele nur eine Trophäe und wird gejagt.“, sagte Gandalf, als Lunita ihn unterbrach. „Wir sollten weiter gehen. Es wird dunkel und wenn ihr nicht gerade in einem Haufen Leichen schlafen wollt, wäre es gut, ein Nachtlager zu suchen.“ Ihre Stimme klang jetzt kühl. Sie sah niemanden an, stand an der Spitze des Trupps und wand den anderen den Rücken zu. Sie würde es nicht ertragen, ihnen in die Augen zu sehen. „Lunita hat recht. Suchen wir einen Platz zum schlafen.“, sagte Aragorn. Lunita ging los. Sie hatten ihr Nachtlager aufgeschlagen. Dort befanden sie sich etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt von der Stelle, an der sie ihren ersten Kampf auf ihrer Reise geführt hatten. Als sie nun so zusammen saßen, um das Feuer herum und alle mit etwas zu Essen versorgt, hing jeder seinen Gedanken nach. Lunita saß etwas abseits der Gruppe, als sich plötzlich etwas hinter ihr regte. Ihr Kopf fuhr herum. Es war Merry, der vor ihr stand. „Ich… ich wollte dir nur etwas zu Essen anbieten. Du musst doch auch etwas zu dir nehmen.“ Sie lächelte schwach. „Danke, Merry. Aber im Moment brauch ich nichts.“ „Das könnt ich nicht.“, sagte er und setzte sich neben sie, sodass sie nun quasi in einem großen Kreis mit in der Runde saß. „Ich sterbe fast vor Hunger. Wir essen so wenig hier. Zu Hause haben wir viel mehr Mahlzeiten zwischendurch.“, erzählte er und biss von seinem Lembas ab. Lunita musste lächeln. „Ihr seid ein gemütliches Völkchen.“ „Kennst du Hobbits?“, fragte nun auch Sam, der Geschichten über alles liebte, vor allem welche über Elben. Aber ihn wurmte es auch ein wenig, dass in keiner Geschichte niemals ein Hobbit vorkam. Außer in der, von dem Herrn Bilbo natürlich. „Früher einmal, ay. Aber nicht viele. Sie haben sich schon immer aus den Angelegenheiten anderer herausgehalten. Sie lebten in ihren Landen und das reichte ihnen.“, antwortete sie. Gandalf fiel etwas an Lunita auf. Vorhin war etwas geschehen, was ihr unangenehm war und die meiste Zeit war sie verschlossen, so wir er sie kannte, wenn Fremde dabei waren. Aber den Hobbits gegenüber war sie geduldig, freundlich und sie antwortete auf fast alle ihre Fragen. Und das war wiederum sehr untypisch für die Azarin. „Also, was sind das für Dinger, die du da hast? Dieses gebogene Eisen.“, fragte Pippin geradeheraus. Jetzt waren auch die anderen aufmerksam. Es brennte sie darauf mehr über Lunita zu erfahren, aus verschiedenen Gründen. „Ja, was ist das für Teufelei?“, fragte auch Gimli. „Wieso sprichst du von Teufelei?“, fragte Lunita mit festem Blick auf Gimli. „Nun ja… ähm… Noch nie sah ich eine Waffe, die zu ihrem Besitzer zurück kehrt. Das muss doch mit Zauberei verbunden sein.“, sagte er. „Aber du sprachst von Teufelei nicht von Zauberei.“, sagte sie. Sie kannte sehr wohl den Unterschied in der Bedeutung der Worte. Zauberei war nichts Schlimmes. Gandalf zauberte und war angesehen dadurch. Teufelei jedoch verband man mit etwas Bösen. „Nun, ähm…“, stotterte Gimli und wusste wohl nicht so recht, wie er das rechtfertigen sollte. „Es ist keine Zauberei.“, erlöste Lunita ihn dann. „Vielmehr hohe Schmiedekunst.“ Sie zog eine ihrer besagten Waffen hervor. Einen Augenblick hielt sie dieses Ding noch in den Händen, dann reichte sie es Gimli. Dieser sah sie und die Waffe verwundert an. Lunitas Blick traf seinen und es schien, als fixiere sie ihn für einen Moment, als wollte sie etwas klarstellen, ohne Worte zu benutzen. „Zwerge verstehen doch etwas davon, so sagt man.“, sagte sie. Fast ehrfürchtig ergriff Gimli die Waffe. Er hielt sie abschätzend in den Händen. „Sie ist leicht, auch wenn es aus Metall ist. Aber Mithrill ist es auch nicht.“, sagte er, dann gab er es weiter. Aragorn sah es sich an, ebenso Legolas. Boromir verzichtete, aber die Hobbits waren begeistert. „Wie geht es, dass es im Kreis fliegt?“, fragte Merry. „Es liegt an der Form. Das ist nicht weiter schwer. Ich könnte dir problemlos ein Boomerang aus einem Stück Holz schnitzen. Als Waffe ist es dann jedoch völlig ungeeignet. Die Kunst beim Schmieden ist es, das „Metall zum Fliegen zu bringen“, so sagt man.“, erklärte Lunita. „Boomerang… Ist das euer Wort für diese Waffen?“, fragte Sam. „Nay, so haben die Menschen es genannt. In unserer Sprache heißt es Schakralyl. Aber…“, sie verstummte für einen Moment. Dann nahm sie ihre Waffe zurück und steckte sie wieder weg. Gandalf fiel auf, dass ihr Gesichtsausdruck wieder verschlossener wurde, fast von einem Augenblick auf den anderen. „Aber diese Sprache ist lange tot.“, sagte sie mit kalter Stimme. „So wie die Menschen dort hinten.“, konterte Boromir. Es war nach langer Zeit sein erster Beitrag. Alle sahen ihn an. Aragorn hob die Hand zu einer beschwichtigenden Geste. „Nicht Boromir….“ Mehr konnte er nicht sagen. Boromir war aufgestanden. Zum einen passte es ihm gar nicht, dass Aragorn ihm Vorschriften zu machen können glaubte. Dann war da noch Lunita, der er einfach nicht traute. Sie war einfach eine von diesem Alten Volk und dieses hätte besser tot bleiben sollen. Lunita funkelte ihn mit einem Mal an, als hätte sie seine Gedanken lesen können und stand abrupt auf. So stand sie Boromir gegenüber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)