Seite an Seite von Sora_Bay ================================================================================ Kapitel 2: Der Rat ------------------ Und so kam es, dass der Rat in Elronds Haus zusammen traf. Zuerst wurden die Anwesenden vorgestellt. Gandalf kannte jeder. Auch Elrond war nicht unbekannt. Der Zwerg war Gimli, Gloins Sohn und von diesem geschickt. Der Elb wurde als Legolas, Sohn des Königs aus dem Düsterwald vorgestellt. Streicher war eben Streicher, ein Waldläufer. Zumindest vorerst. Und der andere Mensch war Boromir aus Gondor, Sohn des Truchsess. Lunita wurde als alte Freundin von Elrond und Gandalf vorgestellt, doch sehr schnell merke man, dass diese Erklärung den Anwesenden nicht genügte. „Wer ist sie? Was ist sie? Sie ist kein Elb, das sehe ich.“, sprach Boromir forsch. Elrond erhob sich. „Lunita gehört einem Volk an, das nicht mehr existiert. Sie gehört zu dem Volk der Azaren. So nannten sie sich einst. Und sie ist deren letzte Überlebende.“ Ein lautes Murmeln ertönte und alle Blicke, einer erstaunter als der andere, ruhten mit einem mal auf Lunita. „Azaren? Davon hörte ich… Wir nennen sie allerdings das ‚Alte Volk’.“, gab Boromir zurück, mit ehrfürchtiger Stimme. „Nennt sie wie ihr wollt. Das jedenfalls ist sie. Und sie ist hier.“, sagte Gandalf. „Aber ich dachte, die Alten sind nur eine Legende?“, fragte Gimli. „Nein, sie sind nur zur Legende geworden. Doch diese Geschichte ist zu lang, um sie jetzt zu erzählen. Sie gehört auch nicht hierher. Wir haben andere Dinge zu besprechen.“, sagte Gandalf. Lunita hingegen sagte die ganze Zeit nichts. Sie saß nur still auf ihren Stuhl neben Elrond und hielt den Kopf geneigt. „Aber was könnten wir in ihrer Anwesenheit besprechen, das sie nicht weitersagen würde. Ich hörte Geschichten von ihrem Volk. Sie lebten lange bevor es Menschen oder Elben überhaupt gab. Sie sind verräterische, hinterhältige Wesen. Sie ist gefährlich, wenn sie denn tatsächlich ist, was sie behauptet zu sein.“ Boromir stand auf und machte Anstalten auf Lunita zu zugehen. Diese sah auf und fixierte ihn mit einem messerscharfen Blick, sagte jedoch nichts. Boromir blieb stehen. „Sprecht nicht über solche Dinge, wenn ihr nicht wisst, wovon ihr redet!“, fuhr Gandalf ihn an. „All diese Geschichten über dieses Volk sind nichts anderes als Lügen. Ihr wäret erstaunt und beschämt, wenn ihr die tatsächliche Geschichte kennen würdet. Es mag eine Zeit kommen, in der ihr noch froh sein werdet, sie auf unserer Seite zu wissen.“ „So mag es sein.“, ging Elrond nun dazwischen. „Doch nun lasst uns erst einmal von der Geschichte hören, in der wir jetzt stecken. Frodo!“ Frodo sah auf, erschrocken, könnte man sagen. Er war völlig von Lunita und den Disput um ihr Volk fasziniert. Doch nun galt es die Geschichte des Ringes zu erzählen. Und das tat er. Er erzählte, wie Bilbo an den Ring kam, erzählte von seinem Aufbruch aus Bruchtal und der Begegnung mit Streicher und all den Abenteuern. Und er erzählte von den schwarzen Reitern und wie sie ihn verletzt hatten. „Dann kann ich mich an fast nichts mehr erinnern. Ich war ohnmächtig. Herr Elrond pflegte mich wieder gesund.“, schloss er die Geschichte. Und auch Gandalf erzählte von dem Verrat Sarumans und dass dieser ihn fast getötet hätte, hätte er die Gelegenheit dazu bekommen. Alle Blicke ruhten nun auf Frodo. Es gab wohl niemanden, der nicht erstaunt war darüber, was ein so kleines Wesen leisten konnte. „Was macht deine Verletzung?“, fragte Streicher. „Er kommt wieder zu Kräften.“, sagte Elrond. „Seine Wunde wird niemals völlig verheilen.“, fügte Gandalf bitter hinzu. „Er trägt sie mit sich, solange er lebt.“ „Dennoch ist er weit gekommen und hat sich als außerordentlich widerstandsfähig gegenüber den Bösen erwiesen.“, sagte Elrond. „Diese Bürde hätte ihn niemals auferlegt werden sollen. Wir können von Frodo nicht noch mehr verlangen.“, beschloss Gandalf und stand auf. „Gandalf, der Feind rückt immer näher. Saurons Streitmacht sammelt sich im Osten. Sein Auge blickt auf Bruchtal.“, gab Elrond jedoch zu bedenken. „Und Saruman hat uns, wie du sagst, verraten. Die Liste unserer Anhänger ist kurz.“, meldete sich Lunita zu Wort. Ihr Kopf war nun nicht mehr gesenkt. Sie hatte eine aufrechte Körperhaltung und einen festen, ernsten Blick, der Gandalf galt. „Sein Verrat reicht tiefer, als ihr euch vorstellt. Dank seiner Zauberkraft hat Saruman Orks mit Bilwis – Menschen gekreuzt. Er züchtet eine Armee in den Verliesen Insengards heran. Eine Armee, der der Sonne nichts anhaben kann und die große Entfernungen zurücklegt. Saruman wird sich den Ring holen.“, berichtet Gandalf. „Selbst das Reich der Elben ist der Macht des Bösen nicht gewachsen. Sie haben nicht Stärke und die Kraft sich Mordor und Isengard zu stellen.“, gab Lunita zu bedenken. Auch sie stand nun. Gandalf sah sie an, dann drehte er sich um und lief langsam ein paar Schritte als würde er sich die Welt ansehen. Sie wartete noch einige Augenblicke auf eine Reaktion von Gandalf. Dann ergriff sie erneut das Wort: „Gandalf, der Ring ist hier nicht sicher.“ Das brachte Gandalf dann doch zur Erschütterung. Er blieb stehen, schaute sich bedrückt um und wusste, dass es hier noch lange nicht zu Ende war. Hier würde es erst richtig beginnen. „Diese Bedrohung betrifft alle in ganz Mittelerde. Sie müssen jetzt entscheiden, wie sie abgewendet wird.“, sagte Elrond und machte eine ausschweifende Geste auf die Anwesenden deutend. „Die große Zeit der Elben ist vorüber. Mein Volk verlässt diese Gestade. An wen werdet ihr euch wenden, wenn wir fort sind? An die Zwerge? Die suchen in den Bergen nach Reichtümern. Die Nöte anderer sind für sie nicht von Belang.“ „Es sind die Menschen, in die wir unsere Hoffnung setzen müssen.“, sagte Gandalf. „Menschen! Menschen sind schwach!“, fuhr Lunita abschätzend dazwischen. Und bevor sie unterbrochen werden konnte, fuhr sie fort. „Das Volk der Menschen versagt. Das Blut von Numenor ist nichts weiter als kraftlos, als sein Stolz und seine Würde vergessen. Sie sind dafür verantwortlich, dass der Ring die Zeit überdauert.“ Gandalf wollte etwas erwidern, wollte sie am liebsten zum Schweigen bringen, doch schon als Lunita sah, dass er den Mund aufmachte um sie zu beschwichtigen, fuhr sie fort. „Elrond und ich waren dort, Gandalf. Wir waren dort vor 3000 Jahren. Als Isildur den Ring an sich nahm. Wir waren dort, als die Stärke der Menschen versagte. Wir führten Isildur zum Herzen des Schicksalsberges, wo der Ring geschmiedet wurden war. Der einzige Ort, wo er vernichtet werden konnte. Es hätte damals ein Ende haben können, doch das Böse durfte weiter bestehen. Isildur behielt den Ring und die Linie der Könige wurde durchbrochen. Nay, es gibt keine Stärke mehr in der Welt der Menschen. Sie sind verstreut und uneins.“, schloss sie und wollte sich abwenden. Doch dann vernahm sie wieder Gandalfs Stimme. „Es gibt einen, der sie vereinen kann. Einen, der den Thron Gondors wieder besteigen könnte.“ „Er hat sich vor langer Zeit von diesen Weg abgewandt und sich für das Exil entschieden.“, gab jedoch Elrond zu bedenken und tat immer noch so, als wäre jener eine, von dem sie sprachen, nicht anwesend. Lunita sah nun doch etwas genervt aus, hob aber beschwichtigend die Hände. „Also gut, lassen wir das. Vielleicht ist auch das eine Geschichte für einen andren Tag.“ Sie setzte sich wieder und auch Gandalf tat es ihr gleich. Elrond sah in die Runde und fasste das Gesagte zusammen: „Fremde aus fernen Ländern, langjährige Freunde. Ihr seid hergerufen wurden, damit wir auf die Bedrohung Mordors reagieren. Mittelerde steht am Rande der Vernichtung. Niemand kann dem entgehen. Ihr müsst euch verbünden oder ihr geht unter. Jedes Volk ist diesem Schicksal ausgeliefert, auf Gedeih und Verderb. Hole den Ring heraus, Frodo.“, forderte er ihn an. Frodo sah erschrocken drein, dass er jetzt aufstehen sollte und sich in die Mitte der Versammlung stellen sollte. Und er wollte den Ring nicht zeigen, wenn es nach ihn gegangen wäre. Zögerlich stand er auf. Als er in der Mitte vor dem runden, steinernen Tisch angelangt war, legte er den Ring darauf und ging schnell zu seinem Platz neben Gandalf zurück. Es war ihn wahrhaftig nicht leicht gefallen. „Dann ist es also wahr.“, flüsterte Boromir bei dem Anblick des Ringes. Alle Anwesenden starrten den Ring nun an. Zum einen war es das erste Mal für fast alle, dass sie ihn sahen. Meistens hatten sie die Geschichte über den Ring doch für ein Amenmärchen gehalten. Zudem war es kaum zu glauben, dass das Heil von ganz Mittelerde von einem so kleinen, hübschen Ding abhängig sein sollte. „Er ist ein Geschenk.“, sagte Boromir plötzlich, mit einem stolzen Lächeln im Gesicht und einem Glühen in den Augen. Er stand auf. „Ein Geschenk an die Widersacher Mordors. Warum sollen wir ihn nicht einsetzen? Lange hat mein Vater, der Truchsess von Gondor, die Mächte von Mordor abgewehrt. Bei dem Blute unseres Volkes, eure Länder werden wir zu verteidigen wissen. Gebt Gondor die mächtige Waffe des Feindes. Lasst sie uns gegen ihn verwenden.“, forderte er sie auf. „Du kannst ihn nicht einsetzen!“, ergriff nun erstmals wieder Streicher das Wort. Legolas sah auf und auch Lunita schenkte ihm mehr Beachtung. „Niemand kann das. Denn der eine Ring gehorcht nur Sauron allein. Er ist es, der ihn beherrscht.“, fuhr er fort. „Ein Waldläufer versteht nichts von solchen Dingen.“, gab Boromir herablassend zurück. Da rührte sich erstmals Legolas. Schnell und gewand erhob er sich und stand bei Boromir: „Er ist kein einfacher Waldläufer! Das ist Aragorn, Arathons Sohn. Du bist ihm zur Treue verpflichtet.“, sagte er mit edler Stimme. Boromir stand da, als könne er diesen Worten nicht Glauben schenken. Er musterte Aragorn zweifelnd, dann überheblich lächelnd. „Aragorn. Das also ist Isildurs Erbe.“ „Und er ist der Thronerbe von Gondor.“, fügte Legolas hinzu. „Setz dich, Legolas“, sagte Aragorn beschwichtigend auf Elbisch. Dieser tat wie ihm geheißen. Lunita beobachtete das Ganze interessiert. Sie hatte ebenso wie der Elb gewusst, mit wem sie es zu tun hatte. Nur spielte es für sie keine Rolle. „Gondor hat keinen König.“, sagte Boromir herausfordernd und blickte Aragorn ebenso an. „Gondor braucht keinen König.“ Dann setzte er sich wieder. „Aragorn hat recht. Wir dürfen ihn nicht einsetzen.“, stimmte Gandalf nun zu. „Es gibt nur einen einzigen Weg. Der Ring muss vernichtet werden.“ Es war Lunita, die diese Worte voller Überzeugung und Ernst hervorgebracht hatte. Alle sahen sie an als wüssten sie nicht, was zu tun sei. Dann erhob sich Gimli, der Zwerg. Er ging auf den Ring zu, festen Schrittes. „Worauf warten wir dann noch?“, fragte er und ehe jemand ihn daran hindern konnte, holte er mit seiner mächtigen Streitaxt aus und hieb auf den Ring. Doch es brachte nichts. Der Ring wehrte den Angriff scheinbar ab. Stattdessen war es Gimli, der zurück geworfen wurde und auf den Rücken landete. Ungläubig sah er den Ring an. „Der Ring kann nicht zerstört werden, Gimli, Gloins Sohn, jedenfalls von keiner Kraft die wir hier besitzen.“, sagte Lunita. „In den Feuern des Schicksalsberges geschaffen, kann er nur dort vernichtet werden. Man muss ihn tief nach Mordor hinein bringen und in die feurige Kluft zurück werfen, aus die er stammt.“, erklärte Elrond. Dann sah er in die Runde. „Einer von euch muss das tun.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)