Hero von Rix (OS-Sammlung zu jeglichen Hetalia-Pairings) ================================================================================ Kapitel 2: Cuello roto ---------------------- Es kommen viele spanische und italenische Wörter drinnen vor, wovon man die meisten aber aus dem Kontex verstehen sollte. Wenn nicht, stehen sie am Kapitelende :) ------------------------------------------------------------------ Es gab gewisse Subjekte in Lovinos Leben, die er nicht auszustehen vermochte. Dazu gehörte zum Beispiel dieser Kartoffelliebhaber, der stets seinen jüngeren fratello manipulierte und auf Liebfreund tat. Wann immer er ihn sah, wurde ihm schon schlecht. Allein dessen aufgesetztes Machogehabe ging ihn dermaßen gegen den Zeiger, dass er es kaum aushielt. Irgendwann würde er sich schon noch an Ludwig rächen – und zwar mit Erfolg. Dann war da sein schon erwähnter jüngerer fratello, der ihn ständig zur Weißglut brachte. So viel Dummheit auf einen Haufen war einfach abnormal. Außerdem was fanden alle an diesen Naivling? Schön, er konnte sauber machen, gut kochen und hier und da etwas außergewöhnlich Zeichnen, aber das war auch schon alles! Doch der krönende Abschluss aller missratenen Kreaturen denen er in seinem Leben immer wieder aufs Neue begegnen musste, war ein Exemplar ganz oben auf seiner Liste des Hasses. Antonio. Antonio Fernandez, um das Unheil Mal beim vollen Namen zu nennen. Ihm war noch nie jemand begegnet, der zur jeder Zeit mit der Sonne um die Wette strahlte, eine Seelenruhe besaß, vertrauenswürdig und einfach nur so nett war, dass man sich vor so viel Liebenswürdigkeit am liebsten übergeben wollte. Zudem war er noch immer geistig ein Kleinkind, obwohl man meinen dürfte, dass er nach all den Jahrhunderten langsam aber sicher an Reife gewinnen würde, wie es jeder buono vino sein würde. Aber stattdessen benahm er sich wie eine pomodoro marcio. Genau, das war Antonio. Würde er immer sein. Stupido Spagnia! Aufgebracht über seine eigenen Gedanken, hackte Lovino prompt einer Tomate einige Blätter ab, die sie noch hätte lange behalten können. Verärgert schnaubte er. Daran war nur dieser bastardo Schuld. Immerhin lenkte er ihn von der sauberen Arbeit ab, ließ es zu, dass er schon wieder von seiner eigentlichen Tätigkeit abschweifte und dumme Fehler beging. Um die Pflanze nicht ganz abgeschoren auf der einen Seite zu lassen, fing er an auch die andere Seite zu bearbeiten. Dabei war es nicht seine Schuld gewesen. War es nie und würde es auch nie sein. Wie hätte er auch wissen können, dass diese Blätter, die da achtlos auf den Tisch gelegen hatten, wichtige Dokumente gewesen sind? Es hatte nirgends draufgestanden. Überhaupt würde man doch ach so wertvolle Fetzen nicht einfach auf einem verdreckten Küchentresen liegen lassen, nicht wahr? Also war es doch nur eine Selbstverständlichkeit, dass er das blöde Zeug als Untersetzter für seine Getränke benutzte. Wer hätte den ahnen können, wie schließlich das ganze Glas umkippte und sich der ehemalige Inhalt nun in die Papiere einzog. Genau, niemand! Sowas passierte halt. Langsam aber sicher sollte der blöde Dauergrinser das wissen. Abermals löste das innere Bild von Antonio in ihm eine ungewollte Wut aus, weswegen er erneut völlig daneben schnitt mit der Gartenschere. Zack! - Die Tomatenpflanze war wieder um einige Blätter ärmer geworden und sah jetzt sogar noch mitleidserregender als vorher aus. Zähneknirschend zählte Lovino bis zehn, bevor er sich wieder der Gartenpflege zuwandte. Eigentlich hatte er nur auf den großen Ärger gewartet, auf ein lautes Wort oder ein völlig entnervtes Stöhnen seitens Antonio. Doch nichts dergleichen war passiert. Der Ältere hatte einfach nur sein sorriso raggiante gezeigt und „Lovi es un grande malapata!“ gesagt. Danach wurde kein Wort mehr über das Ungeschick gesprochen – und das machte ihn ehrlich gesagt rasend. Früher war das anders gewesen, als sie noch unter einem Dach gelebt hatten. Da war Antonio ständig hinter ihm her gerannt und hatte sich dauernd beklagt darüber, dass er nicht etwas mehr wäre wie sein stupido fratello. Aber jetzt ließen ihn solche Sachen völlig kalt. Alles was er tat, war dämlich darüber zu lachen, ihn liebevoll ein malapata zu nennen und ihn dann zu fragen, was er denn gerne zum Abendessen hätte. Es kümmerte ihn kein Stückchen mehr, ob er etwas anstellte oder nicht. Zu oft in der letzten Zeit hatte er das Gefühl gehabt, dass es Antonio sowieso egal geworden war, ob er da oder weg war. Wahrscheinlich würde er es nicht einmal bemerken, wenn er jetzt auf der Stelle verschwinden würde. Schnipp! - Miteinmal hing die Pflanze auf Halbmast. Zuerst ein wenig verwirrt, betrachtete er das Gemüse, dann wurde ihm klar, dass er daran Schuld war. Er hatte förmlich die Tomate umgebracht. Erschrocken blinzelte er das Opfer an, berührte es dann sachte. Er hatte vorher noch nie eine Tomate umgebracht. Nicht in seinem gesamten Leben. Es gab ja einige Dinge, die er gerne umbringen wollte, doch Tomaten waren eindeutig das Letzte, was da auf seiner Liste stand. Aber so war es schon immer gewesen. Die Leute von denen man glaubte, sie würden einen tatsächlich lieben, waren diejenigen, die einem irgendwann das Genick brachen... ...Stupido Antonio... Mit einem einzigen Ruck riss Lovino die Pflanze ganz ab. Ohne weiter zu zögern, warf er sie auf die Erde und trat darauf, immer und immer wieder, bis die Tränen seine Sicht nahmen. Still und heimlich kämpfte Lovino mit seiner Wut, die sich abwechselte mit einem stechenden Schmerz in seiner Brust, während die Tomatenpflanze ihre letzten Atemzüge unter seiner Sohle vollzog, bevor sie verstarb... „Stronzo.“ Begrüßte Lovino reichlich betrunken und mit geröteten Wange seinen Gegenüber als dieser durch die Küchentür trat. Reichlich verdutzt über die Anwesenheit des Jüngeren blieb Antonio halb im Türrahmen stehen. Schließlich schien der Spanier seine Stimme wiederzufinden und auch seine Motorik, denn jetzt betrat er den Raum und schloss sachte die Tür hinter sich. „Uh? Ich dachte du bist bei Italia pequeña, Lovi?“ Lovino schnaubte nur darauf, murmelte ein „figlio di puttana“ und griff nach der fast leeren Weinflasche auf dem Tisch. Bevor er sie jedoch heben konnte, um sich erneut ein Glas einzuschenken, wurde er sachte, aber bestimmt davon abgehalten, indem Antonio ihm die Flasche aus der Hand nahm. „Creo tienes bastante, Lovi.“ Angriffslustig reckte Lovino jetzt das Kinn und versuchte möglichst bedrohlich zu Antonio aufzuschauen. „Was weißt du schon. Ich sage, wann genug, genug ist!“ Antonio jedoch ließ sich nicht beirren und stellte die Weinflasche außer der Reichweite von Lovino. Dann wandte er sich mit ernstem Gesicht wieder dem Jüngeren zu. „Was ist los?“ Lovino gab nur einen Brummen von sich und wandte sich ab. Wie er Antonio hasste für seine fürsorgliche Art. Für seine geheuchelte Sorge. Verschwinden sollte er, aufhören so zu tun, als würde ihn sein Wohlbefinden wirklich interessieren. Abermals spürte Lovino diesen schweren Kloß in seiner Kehle, diesen stechenden Schmerz in seiner Brust. „Hm? Was ist das?“ Sofort wanderten seine Augen zu der Hand von Antonio. Mit einer ungewohnten Dumpfheit beobachtete er, wie dieser seine Hand nach dem einzigen Gegenstand auf diesem Tisch, neben der Weinflasche und dem Glas, austreckte. Plötzlich blieb ihm sein Herz stehen. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Es vergingen einige quälende Minuten in denen der Spanier ausdruckslos den Gegenstand musterte, bis er sich schließlich Lovino zuwandte. „Was ist mit ihr passiert?“ Beschämt senkte Lovino die Augen, biss sich auf die Unterlippe. Er wollte ihm nicht sagen, was er getan hatte. Wollte ihm niemals in seinem Leben erzählen, dass er aus einem Wahn heraus die Pflanze zerstört hatte, weil er sie für all das Übel, für all seine Wut und den Kummer in dem Moment verantwortlich gemacht hatte. Zudem klang das ziemlich schwach und kindisch. Als wäre eine Tomate an seinem Schmerz schuld. Wobei im übertragenen Sinne war es sie wohl. Es waren diese verdammten Tomaten, die ihn nicht vergessen ließen. Diese roten, saftigen, runden Pflanzen, die ihn immer, wenn er in eine hinein biss, wenn er sie sah, wenn er sie roch, an eine ganz bestimmte Person denken ließ, dass er schon fürchtete unter Paranoia zu leiden. Aber noch schlimmer als die Paranoia waren die Assoziationen, die seine Fantasie schuf, die ganz andere Bilder und Geschmäcker in ihm hervorriefen. „Vattene!“ War schlussendlich alles was Lovino herausbrachte. Er wollte einfach das Antonio aus seinem Leben verschwand, ihn wie auch in der letzten Zeit alleine ließ. Doch Antonio verschwand nicht, nicht dieses Mal. Stattdessen fühlte Lovino plötzlich eine warme Hand an seiner Wange, die tröstend über diese fuhr. „Hat sie dir nicht gefallen, Lovi?“ Zack! - Antonio schnitt ihn mitten ins Herz mit seiner tiefen Stimme, ließ seine Augen jucken. Unfähig etwas zu sagen, schüttelte er nur sachte den Kopf. „Was hat sie dir dann angetan?“ Schnipp! - Der warme Atem Antonios kitzelte ihn auf der Haut, jagte einen Schauer über seinen Rücken und hinterließ ein angenehmes Prickeln. „Sie hat mir das Genick gebrochen“, presste Lovino endlich hervor, wobei er kläglich scheiterte grimmig, anstatt zittrig zu klingen. „¿Y eso?“ „....stupido Spagnia.....“ Und dann war da die zweite Hand an seinem Gesicht, die einen bittersüßen Schmerz direkt in seine Brust jagte. Die ihn wie die Tomate am Vormittag sterben ließ, ihn wie seine Sohle auf ihr den Atmen raubte. „¿Puedo salvarte?“ Und da war es. Diese Art die Lovino immer wieder ärgerte. Diese nichtsverstehende, aber trotzdem tröstliche Ader des Spaniers, die einfach nur zum Kotzen war. Der idiota fragte ihn, ob er ihn retten dürfe, obwohl er eigentlich für seinen Untergang verantwortlich war. Der bastardo, der ihn seitdem er nicht mehr bei ihm wohnte, nicht mehr wie ein Kind behandelte, sondern irgendwie anders und ihn nicht mehr die Aufmerksamkeit schenkte, die er gewohnt war. Der stupido, der in ihm diese Gefühle auslöste, die ihn wütend machten, die ihm Tomaten vergraulten. Antonio Fernandez war das wohl störendste Subjekt in Lovinos gesamten Leben und wohl das meist Gehasste und somit der Mensch, den er am meisten liebte und nach dessen Nähe verlangte, so widersprüchlich das auch war. „Sì.“ Und als sich Antonios Lippen auf seine legten, dachte Lovino, dass das vollkommen in Ordnung war. Manchmal musste der Mensch, der einen liebte das Genick brechen, nur um einen dann auf eine anderen Weise, einer Stärkeren zu lieben. ----------------------------------------------------------------------------- fratello = ital. Bruder buono vino = ital. guter Wein pomodoro marcio = ital. verfaulte Tomate Stupido Spagnia = ital. blödes Spanien! Stupido = ital. blöd/ Dummkopf bastardo = ital. Dreckskerl sorriso raggiante = ital. strahlendes Lächeln Lovi es un grande malapata! = span. Lovi ist ein großer Tollpatsch! malapata = span. Tollpatsch Stronzo = ital. Arschloch Italia pequeña = span. Kleines Italien (damit ist Feliciano gemeint) figlio di puttana = ital. Hurensohn Creo tienes bastante = span. Ich glaube, dass du genug hast Vattene! = ital. Hau ab! ¿Y eso? = span. Wieso das? ¿Puedo salvarte? = span. Soll ich dich retten? Si = ital. Ja Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)