Dein Kuss von Sweden_ (LavixKanda) ================================================================================ Kapitel 1: Anata no kissu... ---------------------------- Dein Kuss Die Wucht eines einzigen Schlages, schleuderte Kanda weit zurück. Etwas Rotes huschte in seinem Augenwinkel an ihm vorbei. Während er Mugen in den Boden rammte, um seinen Halt wiederzugewinnen und seine Füße gen Boden presste, rief er lauthals: „Ahou! Das ist mein Kampf!“ Die gerufene Person hörte nicht, sondern begann auf den Noah vor sich einzuschlagen, indem er mit wuchtigen Hieben seinen Hammer schwang. „Was tust du!? So wirst du ihn nie besiegen!“, rief Kanda noch einmal, als er sein Gleichgewicht vollkommen zurückerlangt hatte und erneut auf den Noah zustürmte. Der Rothaarige indes war wieder zurückgewichen und hielt Kanda grob an der Schulter zurück, als dieser an ihm vorbei rennen wollte. „Lass es, Yuu!“ „Lass du es! Das ist mein Kampf!“ Mit einem Ruck befreite Kanda sich aus dem Griff des anderen und funkelte ihn böse an. „Darauf kommt es momentan nicht an, Yuu...“ „Ach, willst du mir damit etwa sagen, du wüsstest, worauf es ankommt?“, herrschte Kanda ihn an und boxte ihm gegen die Schulter. „Ich weiß wenigstens, dass es nichts bringt, sich sinnlos zu opfern...“, wandte der Angesprochene ein und sah zur Seite. Kandas Blick verfinsterte sich. „Nur zu deiner Information... Lavi“ - Es war, als würde er seinen Namen geradezu ausspucken - „Ich werde nicht einfach so sterben...“ Wiederum wollte Kanda auf den Noah losgehen, doch wiederum wurde er zurückgehalten. „Versteh' doch, Yuu! Ich will doch nur nicht, dass dir etwas geschieht...“, murmelte Lavi betreten, obwohl er genau wusste, wie wenig diese Worte bei einem Eisklotz wie Kanda helfen würden. „Ich verstehe, was du meinst“, antwortete Kanda zu Lavis Überraschung, „Darum bitte ich dich zu gehen. Ich verspreche dir auch, dass ich wiederkehren werde.“ Kandas Stimme war ungewohnt leise, geradezu … sanft. Dieses Mal hielt Lavi ihn nicht auf, als er langsam auf den Noah zulief. „Habt ihr's denn nun endlich?“, fragte dieser grinsend. Tykki Mikk war vieles, gut aussehend, menschenfreundlich und ungeduldig. „Ja. Er wird uns nicht mehr stören“, zischte Kanda verächtlich und schwang sein Schwert über seinen Kopf hinweg, ehe er es vor sich streckte und mit den Fingern über die Klinge fuhr. „Innocence.. Hatsudou...“ Lavi hatte sich indes nicht von der Stelle gerührt. Noch immer stand er an de Stelle, an welcher er Kanda soeben wieder hatte ziehen lassen. Diesen Sturkopf. Diesen Sturkopf, den er so sehr liebte. Mehr und mehr wurde ihm bewusst, wie dumm es gewesen war, diese Mission zu beginnen. Komui hatte sie gewarnt, sogar davon abbringen wollen, doch Kanda hatte darauf bestanden diese Mission zu nehmen. Schließlich war es ihr Job die Welt vor den Akuma zu beschützen. Sie konnten nicht einfach Unschuldige sterben lassen. In wenigen Minuten allerdings würden sie von Level 3 Akuma umgeben sein und es würde keinen Fluchtweg mehr für die beiden geben. Da ihre Golems längst nicht mehr funktionstüchtig waren, hatten sie keinen Kontakt zur Außenwelt mehr und konnten auch keinen Hilferuf mehr senden. Nur noch wenige Minuten und ihr Schicksal wäre besiegelt. Doch Kanda hatte sich geweigert die Mission abzubrechen, ehe er diesen Noah zur Strecke gebracht hatte. Lavi verstand nicht, wieso Kanda so sehr daran gelegen war, doch würde er ihn nicht alleine zurücklassen, selbst wenn dies seinen eigenen Tod bedeutete. Kandas und Tykkis Kraft schien ausgeglichen. Keiner konnte die Defensive des anderen durchbrechen. Doch Lavi erkannte, dass Kanda nicht mehr lange würde durchhalten können. Dies war nicht sein erster Kampf an diesem Tag, noch dazu nicht gerade der leichteste und das Limit seiner Illusionen war auch bald überschritten. Zu allem Überfluss trudelten bereits die ersten Akuma ein. Lavi schwang seinen Hammer ein, zwei Mal über seinem Kopf, ehe er den Hammer zu Boden schlug und rief: „Tenka hiban!“ Ein gewaltiger Feuersturm bildete sich um ihn, der die bereits eingetroffenen Akuma mit sich riss. Kandas Blick glitt zu Lavi. Man konnte ihm die Sorge ansehen, doch Lavi lächelte ihn nur an. „Pass' lieber auf, wo du hinsiehst!“, lachte Tykki und schlug mit Leichtigkeit Kandas Klinge zur Seite und durchbrach somit dessen Verteidigung. Die Hand des Noahs glitt – als sei sie Luft – durch Kandas Brust – augenblicklich setzte dessen Atem sowie Herzschlag aus. Röchelnd ging Kanda in die Knie und schaffte es so die Hand des anderen aus seinem Körper zu bekommen, woraufhin sein Herz unregelmäßig raste und er hustete, um wieder zu Atem zu kommen. Tykki lachte, während Lavi erschrocken aufschrie und zu Kanda rennen wollte, ehe dieser drohend sein Schwert erhob. „Verschwinde endlich, du Idiot!“, schrie er aufgebracht und warf Lavi einen bösen Blick zu, ehe er sich wieder zu Tykki umwand. „Glaub ja nicht, dass dir das noch einmal gelingt...“ „Bei dir vielleicht nicht...“, grinste Tykki und ehe Kanda reagieren konnte, war Tykki bei Lavi. Auch dieser hatte nicht mehr die Zeit zu reagieren und befand sich von einem Moment auf den anderen im Griff des Noah. Einen seiner Arme hielt Lavi gezwungenermaßen auf seinem Rücken, der andere wurde am Handgelenk fest- und hoch über seinen Kopf gehalten. „Da hat wohl jemand nicht aufgepasst...“, flüsterte Tykki ganz nahe an Lavis Ohr. Lavi war wie ein Schild für den grinsenden Noah, sodass Kanda nicht in der Lage war irgendetwas zu Tun. Jede Bewegung hätte Lavis Tod bedeuten können. Oder schlimmer. „Shibata...“, fluchte Kanda leise vor sich hin, ehe er seine Stimme erhob: „Was tust du da!? Versteckst du dich hinter ihm, wie eine Frau!?“ „Hm... Ich würde zwar sagen von uns beiden hast du mehr Ähnlichkeiten mit einer Frau, doch an dir bin ich nicht interessiert...“, antwortete Tykki gehässig und leckte provokativ über Lavis Ohr. „An ihm dafür umso mehr...“ Lavi verzog das Gesicht und unterdrückte ein Keuchen, das ihm über die Lippen weichen wollte. Was meinte der Noah damit? „Rühr ihn ja nicht an, du Missgeburt...“, fauchte Kanda und hob erneut drohend das Schwert, nie würde er diesem arroganten, diesem speichelleckenden, diesem perversen seinen Lavi überlassen. Doch Tykki schüttelte nur den Kopf. „Lass dein Schwert fallen, oder ich werde noch schlimmere Dinge mit ihm anstellen, als ich es eigentlich vorhabe..“ Tatsächlich ließ Kanda sein Schwert sinken, trat aber noch ein paar Schritte auf die beiden zu, sodass sie nun nicht mehr als fünf Meter voneinander entfernt standen. „Eine falsche Bewegung und er ist tot“, drohte Tykki noch einmal und grinste boshaft. Kanda glaubte ihm, doch wusste er auch, dass Tykkis Interesse an Lavi nicht nur daraus bestand, dass er gerne einen Exorzisten töten würde. Nein, Tykkis Interesse war rein körperlicher Natur. Alles, was er wollte war es den Rothaarigen zu besitzen, um ihn... Nie würde Kanda das zulassen. Niemand durfte Lavi das antun. Nicht solange er es zu verhindern wusste. Mittlerweile waren erneut einige der Level 3 Akuma erschienen. Nicht mehr lange und sie wären umringt von ihnen. „Yuu... Lass mich zurück und rette dich!“, versuchte Lavi Kanda zu überzeugen, doch die Chancen standen gering. Insgeheim freute er sich, dass Kanda bei ihm bleiben wollte, doch wollte er nicht, dass Kanda seinetwegen leiden musste. Ihm war klar, dass jedes weitere Zögern nur dazu führte, dass noch mehr Akuma sich um sie herum sammelten. Wenn er wirklich wollte, dass Kanda überlebte, musste er sich beeilen, ihn zu überzeugen. „Eher sterbe ich, als dich zurückzulassen“, zischte Kanda leise und tat erneut etwas, das Lavi nicht erwartet hatte. Mit einem lauten Knirschen rammte er sein Schwert in den Boden und erhob die Hände. Sein Blick war fest auf Tykki gerichtet. „Nimm mich für ihn“ Nicht nur Lavis Auge weitete sich vor Überraschung und Schrecken. Auch Tykki sah ihn ungläubig an. „Lass Lavi gehen und ich werde mich kampflos ausliefern“, wiederholte Kanda noch einmal. Kurz überlegte Tykki noch, ehe er erwiderte: „Und was hätte ich davon? Ein Exorzist gegen den anderen eintauschen... Das macht für mich keinen Sinn.. Schließlich weißt du, dass ich unseren kleinen Rotschopf ganz besonders gern habe...“ Wieder grinste Tykki boshaft. „Aber ich habe etwas, das Lavi nicht hat...“ „Achja? Und was?“, hakte Tykki nach. Man sah ihm an, dass er nun sichtlich am Grübeln war. „Ich habe eine Vergangenheit“ „Yuu, lass den Scheiß! Tu das ni-!“, schrie Lavi aufgebracht, ehe seine Stimme versagte, als Tykkis Hand auch in seine Brust fuhr und ihm das Atmen schwer machte. Er keuchte auf und rang nach Luft. „Lass den Herren doch einmal ausreden, mein Herzchen...“, murmelte Tykki nur und wandte sich wieder an Kanda, nachdem er seine Hand zurück an Lavis Arm legte. Der Hass in Kandas Blick nahm noch einmal zu. „Ich bin einer der Apostel und damit in den Augen des Milleniumsgrafen sicherlich mehr wert als Lavi“ Das Grinsen auf Tykkis Gesicht wuchs. „Du meinst also, da du ein Apostel bist, werde ich dich gegen ihn hier austauschen? Ich gebe zu... Ich bin angetan von dieser Idee... Schließlich besteht bei dir eine erhöhte Chance, dass du das Herz hast... Ganz davon zu schweigen, dass wir mit dir einen Botschafter Gottes ausschalten könnten...“ „Also nimm mich statt Lavi“, bedrängte Kanda ihn noch einmal und trat direkt vor Tykki und Lavi. „Yu..u..“, murmelte Lavi, der noch immer Probleme mit dem Atmen hatte, fassungslos. Kandas Blick streifte ihn nur kurz. „Ich finde es zwar schade, dass ich meinen Rotschopf dafür hergeben muss, aber da ich ihn mir jederzeit holen kann, wenn ich dich ersteinmal zur Seite geschafft habe...“ Gelächter dröhnte in Lavis Ohr. Kanda wollte sich tatsächlich für ihn opfern. Aber genau das hatte Lavi nicht gewollt. Hätte er doch nur besser aufgepasst. Lavis Gedankengang riss jäh ab, als Tykki ihn einfach so von sich stieß. Kanda fing ihn sofort auf. „Alles okay bei dir...?“ Seine Stimme war ruhig und besorgt, doch Angst konnte er darin keine hören, vielmehr spürte er nur das Zittern von Kandas Händen, die ihn stützten. Jedoch kam Lavi nicht mehr zu einer Antwort, da Kanda grob von ihm weggezogen wurde. Tykki hatte sich nicht nur Mugen geschnappt, das im Boden gesteckt hatte, er zog Kanda nun an seinen Haaren zurück. „Damit wäre der Tausch vollzogen.“ „Lass ihn los!“, schrie Lavi aufgebracht und wollte seinen Hammer benutzen, erst jetzt fiel ihm auf, dass er diesen nicht mehr in der Hand hatte. „Falls du deinen Hammer suchst...“, warf Tykki ein und deutete hinter Lavi. „Ich würde dort suchen“ Zwei der vielen Level 3 Akuma hatten den Hammer in Händen und schienen ihn zu inspizieren. „Hau einfach ab, Lavi!“, herrschte Kanda den Rotschopf an und sah zur Seite. Lavi wusste, dass er ihm nicht in die Augen sehen konnte. „Hör besser auf ihn, sonst war sein Opfer schließlich umsonst...“ Tykki lachte unverhohlen. Mit einem Ruck zog er an Kandas Haaren, sodass dieser den Kopf schmerzlich in den Nacken reißen musste und in die Knie gezwungen wurde. Kandas Gesicht war von Schmerzen verzerrt. „Das gefällt mir...“, murmelte Tykki vergnügt und fuhr ganz langsam mit der Hand in Kandas Kopf. Dieser riss Augen und Mund weit auf und Lavi hörte nur noch, wie er gepeinigt aufschrie. Betreten wandte Lavi den Kopf ab, er konnte das nicht mitansehen, auch wenn er den Schrei noch immer hörte. „Hör auf!“, kreischte Lavi mit Tränen im Auge, als Tykki noch immer nicht aufgehört hatte mit seiner Hand in Kandas Kopf zu hantieren. Er grinste. Tykki grinste breit, hörte aber tatsächlich auf, woraufhin Kanda in sich zusammensackte und verstummte. Kein Ton kam mehr über Kandas Lippen, er konnte sich nur noch auf den Knien halten, weil Tykki ihn noch immer an seinem Zopf nach oben zog, sodass er nicht zu Boden sinken konnte. In Kandas Kopf schien nichts mehr vor sich zu gehen. Als sei er zu gepeinigt, um einen einzelnen Gedanken zu bilden. Allein zu sehen, wie elendig dieser Zustand sein musste, schmerzte. „Wieso quälst du ihn so...?“, fragte Lavi aufgebracht, während Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. „Genau deswegen“ Lavi verstand nicht sofort, was Tykki meinte, bis dieser auf Lavi und somit auf seine Tränen deutete. „Du liebst ihn, nicht wahr? Und er behandelt dich wie Dreck. Also zeige ich ihm, was es heißt, wie Dreck behandelt zu werden“, erklärte Tykki ruhig und zog Kanda nach oben. Ein Schmerzensstöhner war zu vernehmen. „Siehst du? Er lernt diesen Schmerz kennen... Und bald wird er nicht mehr leben“ „Du Monster...“, zischte Lavi hasserfüllt. „Was ändert es!? Was ändert es, wenn du ihn umbringst?! Meine Gefühle für ihn, werden immer dieselben sein! Ich liebe ihn genau so, wie er ist. Weil er so ist! Und das wird sich nie ändern!“, brüllte Lavi und machte eine weitausholende Geste mit der Hand. „Genau weil er so ist, wie er ist, bin ich heute hier!“ „Wie kann man nur so entsetzlich dumm sein...“, schnaubte Tykki verächtlich und riss Kanda zurück. In genau demselben Moment schlug er in Kandas Rücken, sodass dieser sich weit durchbog und ihm erneut ein Schrei entfuhr. Im nächsten Moment durchbohrte ihn Tykkis Hand. „Yuu!“, kreischte Lavi. Blut spritzte zu allen Seiten. Verzweifelt stürzte Lavi sich auf Tykki – ungeachtet der anderen Akuma um sie herum. Kanda fiel zu Boden und blieb regungslos liegen, während Lavi mit Tykki rang. Doch aufgrund Tykkis Fähigkeit hatte Lavi keine Chance. Erneut wurde sein Atem abgeschnürt, ehe er am Boden lag und sich Tykkis gesamtes Gewicht in Form seines Körpers auf ihm befand. „Jetzt kann ich endlich tun und lassen mit dir, was ich will...“, säuselte Tykki grinsend und strich langsam über Lavis Wange. Lavis Auge weitete sich und er wollte sich wehren, doch seine Stimme versagte und seine Hände wurden über seinem Kopf zusammengehalten. Sein Körper war von Tykkis Lage gänzlich zur Regungslosigkeit gezwungen. „Ich fand dich schon immer sehr anziehend..“, erzählte Tykki weiter und strich nun über Lavis Hals. „Ich will dich berühre-“ Ein Röcheln kam aus Tykkis Kehle. Überrascht sah er an sich hinab und sah eine Klinge aus seiner Brust ragen. Blut tropfte auf Lavi herab. Als Tykki sich überrascht umdrehte, sah er in hasserfüllte Augen. „Yuu!“, keuchte Lavi erleichtert. Er lebte! Aufgestützt auf ein Knie kauerte Kanda hinter Tykki und hatte mit letzter Kraft sein Schwert aufgehoben, das Tykki mit ihm hatte fallen lassen und bediente sich dessen nun als Stütze, um nicht wieder zu Boden zu fallen, während es noch immer in Tykkis Brust prankte. „Du widerlicher...“, fluchte Tykki, als ihm das Blut über die Lippen quoll. Wutentbrannt fuhr er herum und riss Kanda zu Boden, der sein Schwert erneut loslassen musste. Mit einem Stöhnen rollte er herum und wollte wieder aufstehen, doch seine Kraft reichte nicht mehr aus. „Anscheinend muss ich dich erst endgültig töten, ehe ich meine Ruhe habe!“ Unzählige Schmetterlinge erschienen um sie herum und kreisten nun alle um Kanda und warteten nur auf einen Befehl ihres Meisters. „..Nein..!“, hauchte Lavi verzweifelt, konnte jedoch nichts tun. Noch immer zwang Tykki ihn zu Boden. „Schnappt ihn euch!“, befahl Tykki und die Schmetterlinge drangen auf Kanda ein. „NEIN!!!“, brüllte Lavi entsetzt und stemmte sich mit aller Kraft gegen Tykki. Tatsächlich schaffte er es, sich von dem Klammergriff zu befreien, was jedoch nicht allein sein Verdienst war, denn Tykki ließ sich ablenken, als wie aus dem Nichts Geschosse auf seine Schmetterlinge und auf die Akuma, die umherstanden, niederhagelten. Lavi kümmerte sich nicht um die aufgekommene Hilfe, sondern kroch nur zu Kanda, der noch immer von einigen Schmetterlingen umringt war. Mit bloßer Hand begann er sie wegzuschlagen. Um sie herum entbrannte ein großer Kampf. Lavi nahm gar nicht wahr, dass es Allen und die anderen waren, die ihnen zu Hilfe geeilt waren. Sie vernichteten einen Akuma nach dem anderen. „So leicht, lasse ich euch nicht davonkommen...“, zischte Tykki leise und stürzte sich auf den am Boden liegenden Kanda. Lavi versuchte ihn daran zu hindern, doch seine Schläge gingen ins Leere. Er konnte nur zusehen, wie Tykkis Hand erneut in Kandas Kopf fuhr. Ein ohrenbetäubender Schrei, der durch Mark und Bein ging ertönte, ehe Kandas Stimme in einem Röcheln versagte. „Du scheinst noch einmal Glück zu haben, Herzchen..“, fluchte Tykki vor sich hin, „Doch ich werde wiederkommen, um dich mir zu holen!“ Er grinste zögerlich, während noch mehr Schmetterlinge um ihn herum auftauchten, um ihm einen Weg zur Flucht zu weisen. Die Übermacht der Exorzisten machte es leicht diesen Kampf zu gewinnen, trotz der Level 3 Akuma um sie herum. Doch Lavi nahm davon keinerlei Notiz. Vorsichtig hob er Kanda auf seinen Schoß. Den Kopf bettete er auf seine Schulter, sodass Lavis Wange an Kandas heranreichte. Lavi weinte. Kandas Wange war rau von den vielen Bisswunden, die die Schmetterlinge zurückgelassen hatten. Auch seine Kleidung war zerrissen und sein gesamter Körper von den Bisspuren verunstaltet. Kratzer mischten sich zu den Bisswunden und es war schwer Kandas Gesicht noch genau so zu erkennen, wie es eigentlich war: glatte, feine Züge und wunderschön. „Wach bitte auf, Yuu...“, wimmerte Lavi. Da gab es noch so vieles, was er ihm sagen wollte, was er ihn fragen wollte. Er durfte jetzt einfach nicht sterben. Das ging nicht. Vorsichtig strich er über Kandas Wange und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, doch es misslang. Seine Augen blieben geschlossen. Einer der übriggebliebenen Schmetterlinge stürzte neben Kanda zu Boden. Ihm fehlte ein Flügel. Lavi zögerte keinen Moment ihn mit bloßer Faust zu erschlagen, sodass nur ein dunkler Fleck am Boden zurückblieb. Seine Miene versteinerte. Langsam strich er durch Kandas langes Haar, das ihm, da sein Haarband gerissen war, wild um sein Gesicht hing. Er hatte dieses Haar schon immer geliebt. Lavi schreckte aus seinen Gedanken hoch, als etwas kaltes plötzlich seine Hand berührte. Es war Kandas Hand, die die seine berührte. Erschrocken sah er ihn Kandas schmerzverzerrtes Gesicht. Ihm war, als würde Kanda versuchen zu lächeln, doch der Versuch endete in einer morbiden Grimasse. „Ahou... Ich... hab doch gesagt, du sollst... verschwinden...“, murmelte Kanda leise und atmete hörbar schwer. „Psst“, wies Lavi ihn sofort an. „Sei leise, Yuu! Du musst dich ausruhen!“ Unendlich langsam schüttelte Kanda den Kopf. „Meine Zeit ist gekommen...“, flüsterte Kanda kaum hörbar und drückte Lavis Hand sanft. „Nein... Sag so etwas nicht!“, wimmerte Lavi und erneut rollten ihm die Tränen über die Wangen. „Ich bin... froh, dass es dir... dass es dir gut geht...“, murmelte Kanda und sah ihm tief ins Auge. Lavi schüttelte energisch den Kopf. Obwohl ihm klar war, dass Kanda Recht hatte, obwohl er wusste, dass Kanda starb, konnte er es nicht zulassen. Niemals. „Yuu, ich...!“, begann er, doch Kanda brachte ihn zum Verstummen. „Es ist okay... Du bedeutest mir viel... es ist okay so...“ „Nichts ist okay, Yuu! Ich.. Ich brauche dich doch!“, schluchzte Lavi und vergrub seinen Kopf in Kandas Haaren. Die Handbewegung, mit der Kanda durch Lavis Haare fuhr, war kraftlos. „Ich werde bei dir sein..“, erklärte Kanda leise und ließ seine Hand sinken. „Ich liebe dich, Yuu...“, flüsterte Lavi in Kandas Ohr und lächelte ihn traurig an. Kanda lächelte ebenso traurig zurück. „Schenkst du mir... einen letzten Kuss...?“, fragte Kanda kaum hörbar. Lavi nickte. Er drehte Kandas Kopf zu sich und berührte seine Lippen mit seinen eigenen. Kanda erwiderte den Kuss. Lavi spürte, wie das Leben aus Kanda wich. Erst spürte er, wie der Gegendruck nachgab, dann spürte er, wie ihn etwas verließ. Als er den Kuss wieder löste, war Kanda tot. Er weinte. Lavi weinte die ganze Zeit. Irgendwann war Allen neben ihn getreten. Die Akuma waren tot und Tykki war längst verschwunden. Doch Kanda war tot. Allen versuchte auf Lavi einzureden, doch er hörte nicht zu. Er wollte es nicht hören. Alles, was er wollte, war bei Kanda zu bleiben. Doch sie zerrten ihn weg. Er sah zu, wie Kandas Leiche aufgebahrt und auf eine Kutsche geladen wurde. Natürlich bestand er darauf mit eben jener Kutsche zu fahren. Nun befand er sich der Leiche gegenüber, neben sich Allen. Keiner sagte ein Wort. Lavi starrte einzig auf Kanda, der regungslos dalag. Lavi dachte über einiges nach. Natürlich gab er sich selbst die Schuld daran. Er war nicht stark genug gewesen, um den Menschen, den er liebte zu schützen. Außerdem hätte Kanda nicht sterben dürfen. Schließlich war er unsterblich gewesen! Das durfte einfach nicht passiert sein... Er biss sich die Unterlippe blutig. „Wohin bringen sie ihn..?“, fragte Lavi leise, als sie aus der Kutsche gestiegen waren. „In die große Halle... Dort wird heute Abend die Trauerfeier stattfinden...“, antwortete Allen leise. Er ließ ihn ziehen, als Lavi davonging. Als Lavi realisierte, dass er einfach ziellos umhergelaufen war, befand er sich in einem Wald. Er sah sich um. Da er auf dem Weg geblieben war, war es ein leichtes wieder zurückzufinden und bis zum Abend hatte er noch mindestens eine Stunde. Gerade als Lavi weitergehen wollte, vernahm er ein Rascheln. Misstrauisch lief er auf den Busch zu, aus dessen Richtung das Rascheln gekommen war. Alles in ihm erstarrte, als er den Milleniumsgrafen vor sich erblickte. „Hai, konbanwa! Ich habe hier einen neuen Körper für deinen Liebsten... Doch wie du weißt, brauche ich deine Stimme, die ihn ruft, um ihn von eurem verachtenswerten Gott zurückzuholen. Wirst du mir helfen, ihn wiederzubeleben?“ Das Lachen des Grafen hallte an den Bäumen wider. Endlose Sekunden starrte Lavi die Gestalt vor sich an. Er wusste, wer er war, er wusste, was passieren würde, würde er einwilligen, er wusste einfach, dass er ihn töten musste. Lavis Lippen bebten. Sein Auge huschte unstet umher, unfähig etwas genau zu fixieren. Er sah zu Boden. Sein Hals kratzte schrecklich und er brauchte einige Zeit, ehe er seine Stimme wiederfand. „Ich will ihn wiederhaben... Ich brauche dich, Yuu!“ … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)