Eins plus eins macht drei! von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 43: Wieder zu Hause --------------------------- Kapitel 43: Wieder zu Hause Es dauerte noch drei Stunden, bis sie Sunagakure erreichten. Temaris Euphorie war mit jedem Schritt in der brennenden Sonne verdampft, doch als sie in den Schatten der Felsmauer eintauchte, kam sie zurück. Es war schon ein extrem gutes Gefühl, wenn man nach monatelanger Abwesenheit und viertägiger Reise nach Hause kam. Wie sehr sie sich auf ihre Brüder und Matsuri freute. Ha, was die für Augen machen würden, wenn sie ihren Bauch sahen! Okay, Gaara war nicht gerade für seine Emotionen bekannt, aber Kankurous und Matsuris Gesichtsausdrücke machten das garantiert wett. Mit einem breiten Grinsen begrüßte sie die beiden Wachtposten und einer von ihnen lief gleich los, um den Kazekage von ihrer Ankunft zu informieren. Shikamaru, der im Sand saß, um sich auszuruhen – Warum in aller Welt hatte er sich zu dieser Reise breitschlagen lassen? –, sah dem Mann missmutig nach. Nun war es nur noch eine Frage von Minuten, bis Kankurou ihn mit seinen Marionetten aufpiekste oder Gaara ihn mit seinem Sabaku Kyuu in die ewigen Jagdgründe schickte. Mist, warum hatte er sich damals bloß auf Temari eingelassen? Warum war er nicht gleich ohne jegliches sexuelles Interesse geboren worden? Aber nein, er hatte vor den menschlichen Trieben einfach klein beigegeben und sich dann auch noch verliebt, anstatt es dabei zu belassen. Und Temari hatte ihrer sonstigen Art auch keine Ehre gemacht. Wer dachte denn auch schon, dass sie mal ernsthaft vorhatte, sich so relativ früh und dann auch noch an einen deutlich Jüngeren zu binden? Ach, Scheiß drauf. Jetzt war es ohnehin zu spät, um sich noch aus der Affäre zu ziehen. Ja, hätte er die Konsequenz eines frühen Ablebens mal eher bedacht! „Dich bringt schon keiner um!“, sagte seine Freundin belustigt. „Hab ich das etwa behauptet?“, erwiderte er sachlich. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden. Es sah ein wenig unbeholfen aus und er zweifelte nicht daran, dass er ihr wieder aufhelfen musste. Aber er war nicht blöd genug, um sich darüber lustig zu machen. Es war auch absolut nicht witzig, dass die Schwangerschaft sie mit jedem Tag mehr einschränkte. „Nein, aber dein Blick!“ Sie lächelte überlegen und setzte nach: „Du überschätzt Gaara und Kankurou.“ „Nicht, wenn ich an unsere Chuunin-Prüfung zurückdenke.“ „Warum läuft dir dann beim Anblick von mir grausamen Miststück kein kalter Schauer über den Rücken?“ Shikamaru zuckte die Schultern. „Du bist eben doch nicht ganz so gruselig, wie du manchmal aussiehst.“ Temari grinste. „Wie schade.“ --- Mit großen Schritten und einem fast schon Angst einflößendem Gesichtsausdruck kam Kankurou auf Shikamaru zu, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn heftig durch. „Was hast du mit meiner Schwester gemacht?“, wetterte er los und versprühte dabei eifrig Speichel. Sein Opfer starrte ihn sprachlos an. Temari schmunzelte innerlich über diesen herzlichen Empfang – genau mit so einer Aktion hatte sie ja gerechnet – und sagte: „Du bist doch keine fünfzehn mehr. Also lass ihn schon los.“ Ihr Bruder folgte augenblicklich ihrer Aufforderung – oder war es eine Bitte? – und musterte sie. Sein schockierter Blick blieb an ihrem Bauch hängen. „Wie siehst du denn nur aus?“ „Hast du noch nie eine schwangere Frau im siebten Monat gesehen?“, entgegnete sie gelassen. Erneut krallte er sich den Saum von Shikamarus T-Shirt. „Wie konntest du ihr das bloß antun?“ Ja, wie konnte er nur? Irgendwie fragte er sich das in Anbetracht der Situation selbst gerade. „Lass ihn los!“, wiederholte Temari, diesmal forscher. „Sonst ist nicht er gleich der nächste Tote hier, sondern du!“ Kankurou knurrte ihm ein bedrohliches „Dein Glück!“ ins Ohr, ließ los und wich ein paar Schritte zurück. „Na, also!“ Seine Schwester klopfte ihm begeistert auf den Rücken und scherzte: „Und wenn es dich beruhigt, verspreche ich dir, dass ich in meinem nächsten Leben keinen Sex vor der Ehe haben werde.“ „Na, das will ich doch hoffen …“, murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Apropos: Wann wollt ihr eigentlich heiraten?“ Shikamaru erstarrte bei dieser Frage. Gut, dass er im Moment ohnehin nichts zu sagen hatte. „Wie wär’s mit gar nicht?!“, gab Temari zurück. „Aber du kannst doch kein uneheliches Kind zur Welt bringen!“, sagte Kankurou empört. „Und warum nicht?“ „Es ist … unmoralisch.“ Sie hob belustigt eine Augenbraue. „Du meinst, so wie Sex vor der Ehe?“ „Na ja …“ Seine Schwester seufzte. „Ich hätte nicht gedacht, dass du noch Ansichten aus dem Mittelalter hast“, meinte sie. „Aber wenn es danach geht, hab ich ja ohnehin schon gegen die Regeln verstoßen. Also was soll’s.“ Ihr Bruder starrte sie entgeistert und mit offenem Mund an. „Das ist doch …“, stammelte er, besann sich aber eines Besseren und fragte: „Und welchen Nachnamen soll das Kind dann bekommen?“ „Natürlich seinen.“ Sie deutete auf Shikamaru. Dieser schaute seine Freundin perplex an, was sie nicht bemerkte. Dass sie das einfach so festlegte – und das auch mehr oder weniger zu seinen Gunsten –, damit hatte er nicht gerechnet. Aber da sie darüber noch nicht gesprochen hatten … „Warum denn das?“, regte sich Kankurou auf. „Weil unserer einfach ziemlich blöd klingt“, erklärte Temari. „Hast du irgendwas an meiner Entscheidung auszusetzen?“ „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber –“ „Es wird sowieso ein Mädchen. Wenn du also willst, dass unser Nachname noch Generationen erhalten bleibt, musst du schon selbst einen Sohn in die Welt setzen.“ „Ein Mädchen?“ Er legte die Stirn in Falten. „Na, wenn’s noch nicht mal ein Stammhalter wird …“ Sie verpasste ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Denk nicht mal dran, genauso ein dämlicher Macho wie unser Vater zu werden!“ „Schon gut, schon gut!“ Kankurou stöhnte und rieb sich den Schädel. „Das war doch nicht ernst gemeint.“ Seine Schwester zog eine Grimasse und wechselte das Thema: „Willst du deine Liebste denn gar nicht begrüßen?“ --- Temari beobachtete das Szenario mit einem gewissen Fremdschämfaktor. Es war ja schön, dass ihr Bruder eine feste Freundin gefunden hatte, aber musste er sie zur Begrüßung überschwänglich durch die Luft wirbeln und schmalzige Liebesbekundungen machen? Wenn sie das so sah, war sie irgendwie froh, dass es mit Shikamaru komplett anders gelaufen war. Aber so ein peinliches Schauspiel wie Kankurou hätten sie vor anderen eh nicht zum Besten gegeben. Da es Sakura aber anscheinend nicht zu stören schien … Nun ja, jedem das Seine. Ihr Blick fiel auf Naruto, der sich demonstrativ abwandte. Es war kein Geheimnis, dass er seit Ewigkeiten auf seine Teamkollegin stand und irgendwie tat er ihr leid. Trotzdem hatte sie Besseres zu tun, als sich bei fremden Angelegenheiten einzumischen. Besonders, wenn einer ihrer Brüder involviert war. --- „Du hast dich ja ganz schön verändert!“, sagte Matsuri und drückte ihre Freundin zur Begrüßung an sich. „Dein Glück, dass das Baby so gut gepolstert ist“, keuchte Temari und entwand sich aus der Umklammerung. Die Jüngere grinste keck, grüßte einmal quer durch die Runde, stoppte kurz bei Shikamaru und kehrte zum Ausgangspunkt zurück. „Du hast mich damals ja ganz schön verarscht!“, sagte sie belustigt. „Dabei hättest du ruhig zugeben können, dass er der Vater ist.“ „Und du hättest es gewusst, wenn du auf meine Wortwahl geachtet hättest. Er war der Einzige, den ich nicht verneint habe.“ Matsuri kicherte und zwinkerte Shikamaru zu. „Du hast deinen Job als Leibwächter wohl ein bisschen zu ernst genommen, was?“ „Haha.“ Er lachte trocken. „Was? Shikamaru ist der Vater?“, streute Naruto verwirrt ein. Sakura schlug sich die Hand vor den Kopf. „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“ „Doch! Warum sagt ihr mir auch nichts?“ „Weil es mehr als offensichtlich war? Aber Zusammenhänge erkennen war ja noch nie so deine Stärke.“ Er beachtete seine Teamkollegin nicht weiter und murmelte: „Kein Date, aber dann so was …“ „Den habt ihr ja schön auf Glatteis geführt, was?“, bemerkte Matsuri mit einem breiten Grinsen. Temari zuckte die Schultern. --- Eine halbe Stunde später verließ die Gruppe Gaaras Büro und Shikamaru wusste, dass er noch ein paar Tage länger zu leben hatte, wenn Kankurou nicht spontan beschloss, ihn im Schlaf zu überraschen und in die ewigen Shinobigründe schickte. Gaaras Reaktion hatte ihn ohnehin überrascht. Kein böser Blick – zumindest nicht böser, als er normalerweise dreinschaute –, keine Fragen und erst recht keine Morddrohungen. Nein, der Kazekage war zu ihm genauso höflich wie zu den anderen gewesen, von dem Anflug eines debilen Grinsens ganz zu Anfang mal abgesehen. Nun ja, vielleicht machte er sich innerlich über die Wahl seiner Schwester lustig. Was auch immer lustig daran war, dass sie von einem drei Jahre jüngeren, ehemals antriebslosem Chuunin aus einem anderen Dorf schwanger war. Aber wahrscheinlich ging seine Fantasie gerade wieder mit ihm durch. Gaara hatte nie den Eindruck gemacht, dass er sich für solche Dinge interessierte. Und da die befreundeten Dörfer fleißig Listen mit Rangänderungen austauschten, wusste er inzwischen, dass er Jounin war, was seine Meinung von ihm vielleicht ein bisschen verbesserte hatte. Wenn er denn jemals schlecht über ihn gedacht hatte. Da er nun also erfolgreich überlebt hatte, kam er endlich auch geistig dazu, sich näher in Sunagakure umzusehen. Die abgerundeten Bauten aus Sandstein, die er bisher nur auf Bildern gesehen hatte, sahen für seinen Geschmack ziemlich merkwürdig aus und in den Vorgärten der Häuser wuchsen gelblich-braune Wüstengräser; an sehr schattigen Plätzen prangten hie und da auch mal ein paar Blumen, die im Vergleich mit der farbenprächtigen Vegetation des Feuerreiches aber mehr als kümmerlich wirkten. Shikamaru fühlte sich völlig fremd an diesem Ort und wusste, dass er sich niemals an das stickige Wüstenklima, die komische Architektur und die fahle Gegend gewöhnen konnte. Nicht einmal Temari zuliebe. Er konnte nur zu gut nachvollziehen, warum sie sich so schnell für Konoha entschieden hatte. Heimat hin oder her, aber neben dem blühenden Konoha wirkte Sunagakure wie ein verdörrter alter Baum. Er hasste es, dass er diesen Eindruck von der Heimat seiner Freundin hatte und wünschte sich, es wäre anders. Vielleicht stellte sich das heimische Gefühl in den nächsten Tagen noch ein, doch er glaubte nicht daran. Sie bogen nach links auf ein Grundstück ein. Shikamaru musterte das Haus, in dem Temari aufgewachsen war. Da es zuerst dem Vierten und nun Fünften Kazekage gehörte, hatte er es sich sehr viel größer und auffälliger vorgestellt, aber es sah wie jedes andere zweistöckige Gebäude aus. Sein schlechtes Gewissen verpasste ihm einen Schlag. Er schämte sich, dass er es in fast dreieinhalb Jahren Beziehung nicht einmal geschafft hatte, sie zu besuchen. Andererseits … Wie hätte er das auch bewerkstelligen sollen, wenn sein gesamter Jahresurlaub in der Zeit nach der Prüfung draufging und seine Freundin darauf bestanden hatte, ihren in Konoha zu verbringen? Ach, das war doch eine faule Ausrede! Genauso gut hätte er sich freiwillig für einen Botengang hierher melden können. Aber nein, stattdessen latschte er lieber nach Kumogakure, weil es dort nicht so warm war. Gott, er war wirklich der schlechteste Lebenspartner der Welt … Kankurou zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Haustür auf. „Zieht bitte die Schuhe aus“, sagte er. „Die Bude ist frisch geputzt!“ Matsuri deutete demonstrativ auf sich selbst und wich einem Ellenbogenstoß in die Seiten gekonnt aus. „War der reinste Saustall!“, meinte sie mit einem süffisanten Grinsen. „Na, was auch sonst?“ Temari lachte herzhaft. „Zum Glück bin ich für ihr Ordnungsproblem jetzt nicht mehr zuständig.“ „Und ich hab ’nen gut bezahlten Nebenjob und ein paar zusätzliche freie Tage!“ Ihre Freundin kicherte. --- Nach dem Abendessen – sie hatten sich Pizzen in verschiedenen Geschmacksrichtungen liefern lassen – brachten Kankurou und Sakura aufgrund von Platzmangel – zwei ehemalige Schlafzimmer waren zu Werkstatt und Büro umfunktioniert worden – Naruto und Sai zur nächstgelegenen Pension. Matsuri räumte rasch den Tisch ab und setzte sich mit einem strahlenden Lächeln auf einen freien Sessel im Wohnzimmer und Temari wusste, dass irgendeine neugierige Frage oder dumme Bemerkung kommen musste. „Wie seid ihr beide eigentlich zusammengekommen?“, fragte sie, wie erwartet. Zusammengekommen? Sollte sie das wörtlich nehmen und ihre Freundin so in Verlegenheit bringen? Reizende Vorstellung, wirklich. „War bestimmt total romantisch, oder?“, setzte Matsuri nach. Temari suchte Shikamarus Blick, doch dieser schien gedanklich gerade ganz woanders zu sein. Oder es war ihm egal. Was auch immer. „Romantischer geht’s nicht“, erwiderte sie ironisch. „Das heißt, wenn du zwei übermüdete und gestresste Leute, die aus einer Laune heraus vögeln, unter Romantik verstehst.“ Die Jüngere lachte. „Ach, veralbere mich doch nicht.“ „Tu ich das denn?“ Sie grinste, stand von ihrem Platz auf und ließ ihre Freundin mit einer reichlich verwirrten Miene zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)