Angriff ist die beste Verteidigung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Teil 3 - Kapitel 2 ------------------------------ In the End by CarpeDiem 2 Das dünne Plastik der Kabelbinder schnitt Akihito in die Handgelenke, obwohl er sich still hielt und nicht versuchte sich aus seinen Fesseln zu befreien. Man hatte ihn und Roy ins Sion gebracht und über eine Treppe hinunter in den Keller. Der Raum, in den man sich geführt hatte, war nur ein paar Quadratmeter groß und das einzige Licht kam von einer einzelnen Glühbirne an der Decke. Suoh und ein anderer Kerl, den Akihito nicht kannte, hatten ihn und Roy jeweils an den Händen und Füßen an einen kleinen Hocker aus Metall gefesselt. Danach waren sie wieder verschwunden und hatten sie allein gelassen. Der Raum war kahl und bis auf einen Stuhl aus Holz, der vor ihnen stand, gab es nur die Tür, durch die sie hinein gekommen waren. Der Zweck dieses Raumes war geradezu offensichtlich und Akihito war sich ziemlich sicher, dass sie hier unten niemand schreien hören würde. Neben ihm versuchte Roy bereits seit ein paar Minuten unablässig seine Hände zu bewegen, um die Kabelbinder etwas zu lockern und sich zu befreien. Er hatte die Zähne zusammengebissen und Akihito war sich ziemlich sicher, dass er sich bei diesen sinnlosen Versuchen bereits die Handgelenke aufgebscheuert hatte. Die Kabelbinder waren so fest zugemacht worden, dass Akihito seine Hände kaum bewegen konnte und er wusste aus Erfahrung, dass sie nicht so einfach nachgaben. Roy sollte das eigentlich auch wissen, aber er hatte sich im Gegensatz zu Akihito mit ihrer Situation noch nicht abgefunden. Selbst wenn sie es schaffen sollten sich zu befreien, musste sie immer noch irgendwie wieder hier raus kommen und das war so gut wie unmöglich, da Asamis Männer unter Garantie vor der Tür standen. Akihito sah also keinerlei Sinn darin sich mit unnützen Versuchen, die ihn kein Stück weiter bringen würden, die Handgelenke blutig zu scheuern. Er hatte nicht versucht mit Roy zu reden, seit man sie hier her gebracht hatte, denn Roy würde ihn im Moment am liebsten mit bloßen Händen erwürgen und Akihito konnte auch verstehen warum. Er war schuld daran, dass sie in diese Lage geraten waren, aber Roy hatte ihn immerhin zuerst verraten und so fand Akihito, dass sie in gewisser Weise Quitt waren - vorausgesetzt Asami würde sie nicht umbringen. In diesem Moment ging die Tür auf, ohne dass man Schritte von draußen gehört hätte, was Akihitos Vermutung, dass der Raum aus guten Gründen schalldicht war, bestätigte. Asami betrat den Raum und Akihito konnte Suoh, der die Tür von draußen wieder schloss, im Korridor stehen sehen. Akihito schluckte schwer, als er Asami dabei beobachtete, wie er mit geschmeidigen Schritten in die Mitte des Raumes ging und vor Roy und ihm stehen blieb. Ohne sie weiter zu beachten, zog er sein schwarzes Jackett aus und hängte es über die Lehne des Stuhles. Darunter trug er ein Schulterhalfter aus braunem Leder in dem seine Waffe steckte. Anschließend begann er in aller Ruhe die Ärmel seines weißen Hemdes einen nach dem anderen nach oben zu krempeln. Akihito wusste, dass Asami das mit voller Absicht tat, aber diese kleine Vorstellung verfehlte ihre Wirkung zumindest auf ihn nicht. Er spürte, wie ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter lief und gleichzeitig wurde ihm unglaublich heiß. Er war nicht in der Lage seine Augen von Asami zu nehmen und er bewunderte die muskulösen Unterarme, die unter dem Hemd zum Vorschein kamen genauso wie die gefährliche Aura, die Asami umgab und die er beinahe mit den Händen greifen konnte. Akihito wusste, dass er um sein Leben fürchten sollte, immerhin hatte Roy versucht auf Asami zu schießen und sie waren beide an einen Hocker gefesselt, aber alle diese Gedanken waren im Moment zweitrangig. Das einzige, was zählte war, dass sich Asami keine zwei Meter von ihm entfernt befand. Zwei Jahre war es her, seit er Asami das Letzte Mal gesehen hatte, aber der Mann schaffte es immer noch Akihito allein durch seine Anwesenheit vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Er hätte gedacht, dass Asami nicht mehr diese Art von Macht über ihn haben würde, immerhin war Akihito nicht mehr der naive Junge von damals, der sich von so etwas beeinflussen ließ, aber er spürte das Kribbeln, das durch seinen Körper lief und es war stärker, als je zuvor. Ein Teil von ihm hatte sich während dieser ganzen zwei Jahre sehnsüchtig gewünscht Asami wieder zu sehen, obwohl er wusste, dass der andere gefährlich für ihn war. Aber rückwirkend betrachtet war Akihito vermutlich schon immer ein Adrenalin-Junkie gewesen und er war gerade deshalb so fasziniert von Asami, weil es das ultimative Spiel mit dem Feuer war. Allerdings war er der Meinung gewesen, dass es ihn nicht mehr so sehr reizen würde, nachdem er sich verbrannt hatte. Als Asami damit fertig war seine Ärmel hoch zu krempeln, bückte er sich und zog ein Messer aus einer Halterung an seinem Knöchel. Die silberne Klinge blitzte im Licht der Lampe an der Decke für einen Moment hell auf und holte Akihito in die Realität zurück. Er wusste, dass Asami eiskalt und skrupellos sein konnte und Akihito wollte sich lieber nicht vorstellen, was er mit dem Messer in seiner Hand vorhatte. Wieder fragte er sich, was Asami tun würde, wenn er ihn erkannte. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis das geschehen würde. Akihito hatte sich in den vergangenen zwei Jahren sehr verändert, das war ihm klar, aber in gewisser Weise fühlte er dennoch einen schmerzhaften Stich, dass Asami direkt vor ihm stand und ihn nicht erkannte. Allerdings glaubte er, dass es für ihn im Moment besser war, unerkannt zu bleiben. Asami hatte stets betont, dass Akihito allein ihm gehörte und er war bestimmt unglaublich wütend gewesen, als er von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden war. Sein Spielzeug hatte es gewagt sich ihm zu entziehen und Akihito wusste nicht, ob Asami ihn jetzt dafür bestrafen oder ob er versuchen würde ihn wieder mit Gewalt bei sich zu behalten. Akihito hatte jedoch gelernt auf sich selbst aufzupassen und er würde nicht noch einmal zulassen, dass Asami ihn an den Abgrund trieb. Er hatte seine Lektion beim ersten Mal gelernt und dass er Asami liebte, änderte daran überhaupt nichts. Nachdem Asami das Messer in seine Hand einen Augenblich lang betrachtet hatte, richtete er seine Aufmerksam schließlich auf Roy. „Es gibt nur eine Frage, auf die ich eine Antwort haben will. Und ich werde eine Antwort bekommen", informierte Asami ihn mit eiskalter Stimme. „Wer hat euch geschickt?" Roy saß vollkommen ruhig auf seinem Hocker und obwohl er an Händen und Füßen gefesselt und Asami damit ausgeliefert war, verzogen sich seine Lippen zu einem schmalen Lächeln. Im Gegensatz zu Akihito hatte er sich von Asamis kleiner Vorstellung nicht im Geringsten beeindrucken lassen. „Ich werde Ihnen gar nichts sagen", antwortete Roy und Akihito konnte nicht umhin ihn für die Arroganz, mit der er zu Asami hinauf blickte, zu bewundern. Andererseits war er sich auch ziemlich sicher, dass das keine besonders gute Idee war. Das gefährliche Grinsen, das sich auf Asamis Gesicht ausbreitete, bestätigte diese Vermutung und als Asami daraufhin langsam auf Roy zuging, entschied Akihito, dass es das nicht wert war. Sie hatten den Auftrag bereits vermasselt und obwohl die oberste Regel eines Auftragskillers lautete, niemals seinen Auftraggeber zu verraten, spielte das jetzt auch keine Rolle mehr. Außerdem würde Asami seine Antwort zwangsläufig irgendwann bekommen und Akihito hatte nicht vor tatenlos daneben zu sitzen, während Asami Roy foltern würde. „Hayato Shimasaki hat den Auftrag erteilt", sagte Akihito und er beobachtete wie Asami bei diesen Worten stehen blieb. „Verflucht Aki! Kannst du nicht wenigstens deine Klappe halten, wenn du mir schon in den Rücken fällst?", fuhr Roy ihn einen Moment darauf an und Akihito wurde klar, dass Asami das von Anfang an geplant hatte. Irgendwie war ihm klar gewesen, dass Akihito ihm die Informationen, die er haben wollte, geben würde, um zu verhindern, dass Roy etwas passierte. Normalerweise hätte Akihito sich darüber geärgert, dass man in so einfach durchschaut hatte, aber das hier war immerhin Asami und er hatte im Moment andere Probleme, als sich über so etwas zu ärgern. Asami drehte sich langsam zu Akihito um, ohne Roy weiterhin Beachtung zu schenken und für einen Augenblick konnte Akihito so etwas wie Erstaunen in den goldenen Augen sehen, als Asami ihn musterte und schließlich direkt anblickte. Indem Roy seinen Namen gesagt hatte, hatte er Asami verraten, wer er war und Akihito konnte sehen, wie Asami versuchte den Jungen in ihm zu sehen, der ihm vor zwei Jahren davon gelaufen war. Anscheinend war es nicht einfach und Akihito fühlte eine gewisse Genugtuung in sich aufsteigen. Dann war der Ausdruck in Asamis Augen jedoch plötzlich wieder verschwunden und sein Gesicht wirkte wie in Stein gemeißelt. Für einen langen Moment schien die Zeit still zu stehen, bis Asami langsam zu Akihito hinüber ging und sich schließlich vor ihn auf den Boden kniete. Akihito schluckte schwer, aber er schaffte es nicht seine Augen von Asami abzuwenden. Er hatte Angst vor dem, was jetzt passieren würde, aber irgendwie fühlte er sich auch erleichtert, denn im Grunde hatte er zwei Jahre lang jeden Tag darauf gewartet, dass Asami ihn finden und dafür bestrafen würde, dass er weg gelaufen war. Akihito sah die Klinge des Messers in Asamis Hand im Licht der Glühbirne aufblitzen und er kniff die Augen zusammen, während sich sein ganzer Körper anspannte. Er wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Stattdessen hörte er ein kurzes, schneidendes Geräusch und öffnete die Augen wieder. Er sah, wie Asami mit dem Messer bereits das Plastik des nächsten Kabelbinders durchtrennte und seine Füße waren nicht länger an den Hocker gefesselt. Einen Moment darauf spürte Akihito das kalte Metall des Messers an seinen Handgelenken und Asami schnitt die letzten beiden Kabelbinder durch. Akihito starrte Asami ungläubig an, als er das Messer wieder einsteckte und sich dann aufrichtete, doch er kam nicht dazu irgendetwas zu sagen, denn bevor er reagieren konnte, packte Asami ihn am Arm und zog ihn mit sich. Akihito war zu überrascht, um sich in irgendeiner Form zu wehren, als Asami ihn zur Tür schleifte, sie aufstieß und ihn mit nach draußen zog. „Pass auf ihn auf", befahl er Suoh, bevor er Akihito weiter mit sich zerrte, den Korridor entlang und ein paar Türen weiter in einen möblierten Raum mit Sitzecke und Minibar. Bevor Akihito überhaupt wusste, was als nächstes geschah, drückte Asami ihn mit dem Rücken gegen die Tür und verschloss seine Lippen mit einem harten Kuss. Akihito brauchte einen Moment, bis er in der Lage war zu reagieren, doch dann begann er sich gegen Asami zu wehren. Es war mehr Instinkt, als eine konkrete Entscheidung. Der Kuss war geradezu brutal und Akihito versuchte seine Hände zwischen ihn und Asami zu bekommen. Als er es geschafft hatte, versetzte er ihm einen Stoß und schnappte nach Luft, als Asamis Lippen sich von seinen lösten. Einen Augenblick darauf packten Asamis Hände jedoch seine Handgelenke und drückten sie Akihito mit einem eisernen Griff neben seinen Kopf an die Tür. Dann lagen Asamis Lippen wieder auf seinen und er presste Akihito mit seinem ganzen Körper gegen das Holz in seinem Rücken. Akihito schluchzte verzweifelt auf und versuchte seinen Kopf zur Seite zu drehen, doch Asami gab ihm keine Gelegenheit dazu und küsste ihn stattdessen noch härter. Er wollte das nicht und er kämpfte mit letzter Kraft gegen das Verlangen an, seinen Widerstand einzustellen und sich Asami hinzugeben. Er spürte Asamis starken Körper dicht an seinem und mit jeder Sekunde, die verging, verabschiedete sich sein Verstand ein Stückchen mehr, während sein Herz ihn anschrie nicht aufzugeben. Doch es fühlte sich einfach zu gut an und Asamis unnachgiebiger Kuss und seine verlangenden Lippen waren zu viel für Akihito und schließlich gab er seine Gegenwehr auf. Sämtliche Anspannung wich aus seinem Körper und er hörte auf gegen Asamis harten Griff um seine Handgelenke herum anzukämpfen und ließ es einfach geschehen. Einen Moment darauf wurde der Kuss sanfter und Akihito öffnete seine Lippen, was Asami zum Anlass nahm, seine Zunge in Akihitos Mund gleiten zu lassen und alles von ihm zu verlangen, was er hatte. Akihito ließ sich gegen die Tür sinken und stöhnte leise, während sein ganzer Körper zu kribbeln begann. Das war es, was er gewollt hatte. Er spürte wie Asami seine Handgelenke wieder los ließ und mit seinen Händen Akihitos Gesicht festhielt, um den Kuss noch zu vertiefen, während er sich näher an ihn drückte. Akihito ließ es geschehen und er wollte Asami geben, was er von ihm wollte, aber ein paar Momente darauf, wurde ihm bewusst, dass er es nicht konnte. Nicht noch einmal. Beim letzten Mal, war er gerade so noch davon gekommen, aber wenn er das hier nicht augenblicklich beendete, würde er dieses Mal nicht so viel Glück haben. So langsam er konnte, bewegte Akihito seine rechte Hand und griff nach Asamis Pistole. Er entsicherte sie mit einem leisen Klicken und drückte sie anschließend direkt über Asamis Herz an seine Brust. Ein Moment lang geschah gar nichts, dann löste Asami langsam den Kuss und ließ Akihito los. Akihito öffnete die Augen und sah, wie Asami langsam seine Hände nach oben nahm und sie rechts und links von Akihitos Kopf an die Tür lehnte. Asami hatte seine Augen geschlossen und ein schmales Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Na los, mach schon", sagte er leise und obwohl seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern war, trafen Akihito die Worte genauso, als hätte er ihn angeschrien. Der spöttische Unterton in Asamis Stimme fehlte vollkommen und stattdessen klang er einfach nur seltsam gefasst. „Was?", fragte Akihito verwirrt und Asami hob den Kopf, um ihm direkt in die Augen zu sehen. „Drück ab", wiederholte er ruhig. „Das ist es doch, was du willst." Akihito starrte ihn einen Moment lang an, doch dann spürte er einen unsagbare Wut in sich aufsteigen. „Du weißt gar nichts über mich!", zischte Akihito leise, bevor er Asami mit der Waffe anstieß und ihn zwang mehrere Schritte rückwärts zu gehen. Dann entfernte sich Akihito wieder von ihm und blieb anschließend einige Meter von der Tür entfernt stehen, um etwas Abstand zwischen sie zu bringen. „Wenn ich dich tot sehen wollte, hätte ich Roy einfach seinen Auftrag erledigen lassen", informierte Akihito ihn grimmig und ließ die Waffe einen Moment darauf sinken. „Ich habe dir nicht das Leben gerettet, um dich jetzt selbst zu erschießen." Akihito beobachtete Asami genau und er glaubte eine Regung in seinen Augen zu sehen. „Warum hast du es dann getan?", wollte Asami wissen und die emotionslose Stimme, mit der er diese Frage stellte, passte aus irgendeinem Grund nicht zu dem Ausdruck in seinen Augen. Akihito atmete tief durch, bevor er sich dazu entschied Asami seine Antwort zu geben. „Ich konnte nicht zulassen, dass Roy dich erschießt." Asamis Mine verdunkelte sich. „Ist das der einzige Grund, warum du hier bist?" „Ja", antwortete Akihito knapp, obwohl er wusste, dass es eine Lüge war. Das war nicht der einzige Grund, aber es war der einzige Grund, den er Asami nennen konnte. Asami antwortete nicht, doch er begann auf Akihito zuzugehen und Akihito nahm mit einer schnellen Bewegung die Waffe wieder nach oben. „Asami, bleib stehen! Ich meine es ernst!", befahl er scharf, doch seine Stimme zitterte, da er nicht wusste, was Asami vorhatte und er hatte Angst davor, dass Asami wieder etwas tun würde, auf das er nicht vorbereitet war. Asami blieb erst stehen, als er nur noch eine Armlänge von Akihito entfernt war und die Waffe, die Akihitos Finger immer noch umklammerten, erneut genau auf sein Herz gerichtet war. Er sah Akihito direkt an und Akihito konnte nichts anderes tun, als ihn anzustarren. Ein manischer Glanz, den er nicht im Geringsten einordnen konnte hatte sich in die goldenen Augen geschlichen. „Dann erschieß mich", forderte Asami tonlos. „Wenn das der einzige Grund ist, warum du zurück gekommen bist, dann erschieß mich." Einen langen Moment herrschte vollkommene Stille und die Worte ergaben keinerlei Sinn für Akihito, bis Asami mit kaum hörbarer Stimme weiter sprach. „Ich kann dich nicht noch einmal verlieren." Akihito traute seinen Ohren nicht, als er das hörte. Die Worte hatten so geklungen, als ob Asami gerade zugegeben hätte, dass er ihn brauchte, aber Akihito war sich sicher, dass er sich das nur einbildete, denn es war das, was er hören wollte. Es war jedoch vollkommen ausgeschlossen, dass Asami Gefühle für ihn hatte und Akihito gestattete sich nicht, das auch nur einen Augenblick lang in Betracht zu ziehen, obwohl er nichts mehr wollte, als diesen Worten Glauben schenken. Aber er hatte seine Lektion gelernt und er würde nicht zu Asami zurück kehren, ganz gleich was Asami tun oder sagen würde. Akihito sicherte Asamis Waffe, während er ein paar Schritte rückwärtsging. Dann warf er sie ihm vor die Füße auf den Boden. „Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass ich nicht vorhabe auf dich zu schießen", stellte Akihito klar, während er Asami unentwegt ansah. Das war heute schon das zweite Mal, dass er eine Waffe auf jemanden richtete, obwohl er nicht abdrücken wollte und es war schon beim ersten Mal keine gute Idee gewesen. „Ich werde jetzt gehen", fuhr Akihito fort. „Versuch nicht mich zu finden. Wenn ich einen deiner Männer dabei erwische, wie er mir hinterher spioniert, dann leg ich ihn um. Was Roy angeht - er arbeitet für jeden, der ihn bezahlt und in den zwei Jahren, in denen ich sein Partner war, hat er nicht ein Mal sein Ziel verfehlt. Bis auf vorhin zumindest, aber daran war ich Schuld. Ich schlage vor, du gibst ihm das Doppelte von dem, was Shimasaki ihm bezahlen wollte, dann ist die Sache für ihn erledigt. Ich weiß zwar nicht genau wie viel Shimasaki ihm versprochen hat, aber ich glaube nicht, dass es dir schwer fallen sollte ihn zu überbieten." Mit diesen Worten drehte sich Akihito um und ging zur Tür zurück. Es widerstrebte ihm Roy zurückzulassen, aber ihm blieb keine andere Wahl und er musste sofort hier raus. Außerdem hatte sich Roy selbst in diese Situation gebracht, indem er den Auftrag angenommen hatte. Akihitos Hand lag bereits auf dem Türgriff, als ihn Asamis Stimme hinter sich inne halten ließ. „Bleib stehen, Akihito." Akihito schloss für einen Moment die Augen, während er versuchte sich davon zu überzeugen einfach die Tür zu öffnen und zu gehen. Doch er konnte es nicht und schließlich drehte er sich wieder zu Asami um. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, doch mit dem, was er sah, als er sich wieder umdrehte, hatte er nicht gerechnet. Sein ganzer Körper erstarrte und seine Finger glitten kraftlos vom dem Griff der Tür hinunter. Asami hatte seine Waffe vom Boden aufgehoben und hielt sie sich mit einer Hand an die Schläfe. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Du gehörst mir und du wirst mich nicht noch einmal verlassen", sagte Asami entschieden und obwohl Akihito weder mit dem Unterton in seiner Stimme, noch mit dem seltsamen Glitzern in seinen Augen etwas anfangen konnte, machte ihm beides Angst. Akihito stand wie gelähmt an der Tür und starrte Asami an, der sich seine eigene Waffe an den Kopf hielt. Die ganze Situation war so vollkommen absurd, dass Akihito nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass Asami sich auf keinen Fall selbst erschießen würde. Das hier nur ein weiterer Versuch ihn zu kontrollieren. Obwohl Akihito sich die größte Mühe gegeben hatte Asami nicht sehen zu lassen, wie viel er ihm bedeutete, hatte er es irgendwie geschafft ihn zu durchschauen und jetzt verwendete er dieses Wissen gnadenlos gegen ihn. Akihito wurde beinahe schlecht. Er konnte nicht verstehen, wie Asami ihm damit drohen konnte sich selbst umzubringen, zumal Akihito ganz genau wusste, dass er es nicht tun würde. „Ich nehme keine Befehle entgegen. Nicht von dir und von niemandem sonst", entgegnete er ungerührt und bemühte sich eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. „Du wirst sowieso nicht abdrücken." Einen Augenblick lang sahen sie sich an, und schließlich breitete sich langsam ein Grinsen auf Asamis Gesicht aus. „Bist du dir da wirklich sicher?", fragte er und Akihito sah, wie sich einen Herzschlag darauf sein Zeigefinger bewegte, der am Abzug der Waffe lang. Mit einem Schlag wurde Akihito eiskalt und er stürzte nach vorne. „Asami! Nein!", schrie er und als Asami abdrückte, blieb Akihito wie erstarrt stehen. Es hatte geklickt, aber mehr war nicht zu hören gewesen. Kein Schuss. Kein Blut. Akihito atmete schwer und sein Herzschlag raste, während er Asami ansah und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Dann ließ Asami die Waffe sinken und öffnete seine linke Hand, in der das Magazin lag, während ein zufriedenes Lächeln um seine Mundwinkel spielte. Akihito schloss die Augen und atmete tief durch, während er sich ungemein erleichtert fühlte. Für einen Augenblick hatte er wirklich geglaubt, Asami würde sich umbringen und der Schock, den es ihm versetzt hatte, zu sehen, wie er abdrückte, saß ihm noch immer in den Knochen. Er hätte es besser wissen sollen. Asami musste das Magazin aus der Waffe getan haben, als Akihito sich umgedreht hatte und er wunderte sich einen Moment lang, dass er es nicht gehört hatte. Er hatte nie vorgehabt sich umzubringen. Das hier war nur wieder eines von Asamis Spielchen gewesen und es war ihm dabei vollkommen gleichgültig mit wessen Leben er spielte. Es hatte sich nichts geändert. „Leb wohl, Asami", sagte Akihito leise. „Falls du Roy nicht umbringst, sag ihm, er findet mich im Washington Hotel." Dann drehte sich Akihito um und öffnete die Tür. Er ließ sie offen stehen und weder Asami noch seinen Leute hielten ihn auf, als er das Sion verließ. +++ XXX +++ Akihito hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, während er auf dem weichen Bett des Hotelzimmers lag. Sein Blick war ziellos an die Decke gerichtet und wann immer er die Augen schloss, sah er Asamis Gesicht vor sich. Das feine Lächeln auf den eleganten Zügen und der manische Glanz in den goldenen Augen hatten Akihito für einen Moment tatsächlich glauben lassen, dass Asami sich umbringen würde, wenn er nicht bei ihm blieb. Im Nachhinein betrachtet, fragte sich Akihito, wie er ernsthaft auf den Gedanken gekommen war, dass Asami sich selbst erschießen könnte. Die ganze Situation kam ihm vor wie eine Szene aus einem schlechten Film und selbst auf der Leinwand hatte so eine Drohung noch nie funktioniert, ganz zu schweigen davon, dass sie vollkommen schwachsinnig war. Akihito hätte nicht geglaubt, dass es ihm so sehr zu schaffen machen würde Asami wieder zu sehen. Er hatte sich schon vor zwei Jahren eingestanden, dass er Asami liebte und er war der Meinung gewesen, dass es von da an leichter werden würde. In gewisser Weise hatte er damit auch Recht gehabt, aber es war etwas ganz anderes gewesen, Asami plötzlich wieder gegenüber zu stehen. Er konnte noch immer spüren wie seine Lippen von dem harten Kuss prickelten, aber mittlerweile hatte er wieder einen klaren Kopf und er fragte sich, warum er Asami nicht schon viel eher von sich gestoßen hatte. Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen sich in dem Kuss zu verlieren, aber es hatte sich einfach zu gut angefühlt. Akihito wusste, dass er gegen seine Gefühle machtlos war, aber er wusste auch, dass Asami ihn zerstören würde, wenn er zu ihm zurück ging. Zwar war er stärker als früher, aber er würde sich das nicht noch einmal antun. Er hatte wieder zu sich selbst zurück gefunden, nachdem Asami ihn in seine Welt, von der Akihito mittlerweile wusste, dass er sie nie hätte betreten dürfen, gezogen hatte. Jetzt war sie auch seine Welt geworden und Akihito hatte gelernt auf sich aufzupassen. Aber trotz allem hatte er zu viel riskiert, um seine Vergangenheit und Asami hinter sich zu lassen, als dass er das jetzt alles wieder aufs Spiel setzen würde. Er hatte verhindert, dass Roy Asami eine Kugel in den Kopf jagte, aber das bedeutete nicht, dass er wieder zu ihm zurückkommen würde. Akihito atmete tief durch. Er hatte Roy verraten, obwohl er ihm sein Leben verdankte und er hatte nicht die geringste Ahnung, was Roy tun würde, wenn er durch diese Tür kam. Akihito hatte an der Rezeption eine Key Card für ihn hinterlegen und ihm ausrichten lassen, wo er ihn finden konnte, weil er sich bei ihm entschuldigen wollte. Zwar wusste er, dass das nichts ändern würde, aber er fand, dass er Roy das schuldig war. Er hatte viel für ihn getan und Akihito fragte sich nicht zum ersten Mal, was wohl passiert wäre, wenn Roy ihm damals nicht geholfen hätte. Er hatte keine Antwort auf diese Frage, aber er war froh, dass er es nie hatte herausfinden müssen. Akihito warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch neben dem Bett. Es war schon spät und Roy war immer noch nicht aufgetaucht. Akihito glaubte jedoch nicht, dass Asami ihn umgebracht hatte. Nachdem er ihren Auftraggeber verraten hatte, gab es keinen Grund mehr für Roy Asami nicht alles zu erzählen was er wusste und Roy war kein Idiot. Er spielte dieses Spiel schon zu lange, um zu wissen, wann er verloren hatte. Außerdem war er Asami lebendig viel nützlicher, als tot. Wenn er Roy bezahlte, dann stand er in Asamis Schuld und Roy war einer der besten Auftragskiller, die es gab. Seine Loyalität gehörte demjenigen, der ihn bezahlte. So funktionierte dieser Job. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Ziel seinen Auftraggeber überboten hatte, um sein Leben zu retten. Akihito sah zu seiner Lederjacke hinüber, die mehrere Meter entfernt von ihm entfernt über einem Stuhl hing. Darunter lag seine Waffe und es juckte ihn in den Fingern aufzustehen und sie zu holen. Es war seltsam wie sehr er sich daran gewöhnt hatte immer eine Waffe in Reichweite zu haben, sei es im Bund seiner Hose oder unter seinem Bett. Indem er die Waffe nicht bei sich hatte, brach er eine von Roys obersten Regeln, aber er hatte einen guten Grund dafür. Er wollte nicht in Versuchung kommen seine Waffe zum dritten Mal an diesem Tag auf jemanden zu richten, wenn er nicht vorhatte abzudrücken. Spätestens nach dem zweiten Mal hatte er seine Lektion endgültig gelernt. Und er würde nicht abdrücken, nicht einmal um sein eigenes Leben zu retten, das wusste er. Wenn Roy ihn erschießen wollte, dann sollte er es tun. Akihito hob den Kopf und er setzte sich auf, als er draußen vor der Tür Geräusche hörte. Eine Key Card wurde in den Kartenschlitz gesteckt, dann wurde die Klinke hinunter gedrückt und die Tür ging auf. Wie Akihito erwartet hatte, war es Roy, der das Hotelzimmer betrat und die Tür hinter sich wieder ins Schloss warf. Es war offensichtlich, dass er wütend war und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Mit wenigen Schritten durchquerte Roy das Zimmer und kam genau auf Akihito zu, der vom Bett aufstand und abwehrend die Hände hob, um Roy zu zeigen, dass er keine Waffe hatte. „Roy, bitte. Hör mir zu", bat Akihito, doch bevor er noch etwas sagen konnte, packte Roy ihn am Kragen seines T-Shirts und verpasste ihm einen Kinnhacken. Akihito reagierte zu langsam, um sich zu verteidigen und der Schlag ließ ihn zu Boden gehen, wo er auf allen Vieren einen Moment lang liegen blieb. Sein Kiefer schmerzte höllisch und er schmeckte Blut, aber als er sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr, stellte er fest, dass seine Lippe wie durch ein Wunder nicht aufgeplatzt war. Als Akihito den Kopf hob, sah er, dass Roy über ihm stand und die Zähne zusammen gebissen hatte, aber anscheinend hatte er nicht vor Akihito noch einmal zu schlagen. Das war zumindest ein Anfang. „Ich schätze, das habe ich verdient", sagte Akihito leise, aber er konnte nichts gegen den Gedanken tun, dass Roy es ebenso verdient hätte. Er hatte jedoch nicht vor sich für diesen Schlag zu revanchieren, denn er hatte die unbestimmte Vermutung, dass Roy keine Skrupel haben würde ihn nach den Ereignissen dieses Abends doch noch zu erschießen. Akihito rappelte sich langsam wieder hoch und setzte sich aufs Bett. „Dass Asami mir das Doppelte von dem, was Shimasaki mir zahlen wollte, angeboten hat, war deine Idee, nehme ich an?", fragte Roy mit einem spöttischen Unterton, aber er wusste im Grunde bereits, dass es so war. „Ja", bestätigte Akihito mit einem Nicken. „Und ich bin froh, dass er es getan hat." Roy schnaubte abfällig. „Ja klar. So musst du kein schlechtes Gewissen haben, dass du mich an ihn ausgeliefert hast. Wie überaus praktisch für dich." „Roy bitte, lass mich erklären", begann Akihito, doch Roy ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Als ob das jetzt noch etwas ändern würde!", fuhr er ihn mühsam kontrolliert an. „Du hast mich verraten - mich und meinen Auftraggeber. Du warst mein Partner, verdammt nochmal! Du hättest zumindest deine Klappe halten können!" Akihito erinnerte sich zwar noch daran, dass er sich eigentlich bei Roy hatte entschuldigen wollen, aber dieselbe heiße Wut, die in ihm aufgestiegen war, als er Shimasakis Gorillas belauscht hatte, kam wieder an die Oberfläche. „Du hast mich zuerst verraten, als du mich angelogen hast!", gab Akihito heftig zurück. „Dir hätte klar sein müssen, was ich tun würde, als du den Auftrag angenommen hast!" „Was glaubst du denn, warum ich dich da raus halten wollte? Ich wusste, dass du es nicht tun könntest!" Akihito ballte seine Hände zu Fäusten und jetzt war er froh, dass seine Waffe am anderen Ende des Raumes lag, sonst hätte er Roy womöglich doch noch erschossen. „Natürlich hätte ich es nicht tun können!", entgegnete er lauter als beabsichtig. „Glaubst du wirklich ich hätte daneben stehen können und zusehen wie du in aller Ruhe den Mann umbringst, den ich liebe?" Einen Augenblick lang herrschte Stille zwischen ihnen, bis Roys Lippen sich schließlich zu einem bitteren Lächeln verzogen. „Glaub mir Akihito, ich hätte dir damit einen Gefallen getan. Wenn du zu Asami zurück gehst, wird er dich wieder zerstören." Akihito warf aufgebracht die Hände in die Luft. „Ich habe nicht vor wieder zu Asami zurück zu gehen! Wieso glaubst du denn, dass ich so blöd wäre, das zu tun?" „Du hast es selbst gesagt", entgegnete Roy unbarmherzig. „Du liebst ihn und wenn man einen Menschen liebt, dann tut man eine Menge blöder Sachen. Wie zum Beispiel seinem Partner in den Rücken zu fallen!" „Ich konnte nicht zulassen, dass du ihn erschießt und das war der einzige Weg, dich daran zu hindern", antwortete Akihito. Was geschehen war, war nun einmal geschehen, aber selbst wenn er es jetzt hätte ändern können, würde er es nicht tun. „Du hättest zumindest die Courage haben können mir eine Kugel in den Kopf zu jagen, anstatt mich Asami zu überlassen und zu hoffen, dass alles gut gehen würde", entgegnete Roy spitz. „Du warst ein guter Partner Akihito, aber du hattest schon immer Skrupel abzudrücken. Deswegen hast du hier auch nicht mit einer Waffe in der Hand auf mich gewartet." „Ich wollte nicht noch einmal eine Waffe auf jemanden richten, wenn ich nicht abdrücken will. Zumindest das habe ich jetzt begriffen", antwortete Akihito spöttisch und funkelte Roy wütend an. Einen Moment darauf schloss er jedoch die Augen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, während er tief durchatmete, um sich wieder zu beruhigen. „Hör zu, ich wollte mich bei dir entschuldigen, dass ich dich in diese Situation gebracht habe", sagte Akihito schließlich und er meinte jedes Wort ernst. „Ich bin dir unglaublich dankbar, für alles, was du für mich getan hast, aber ich konnte einfach nicht anders handeln und das weißt du." Akihito sah Roy an und wartete auf eine Reaktion, doch der andere hatte die Arme vor der Brust verschränkt und antwortete nicht. Schließlich wandte Akihito den Blick ab und schüttelte resigniert den Kopf. „Wenn du willst, dann erschieß mich", bot er Roy an. „Ist mir egal." Einen Moment lang war es still im Zimmer, bis Roy das Wort ergriff. „Ich fahre jetzt zurück nach Osaka und packe meine Sachen. Dann verlasse ich diese verdammte Insel mit dem nächsten Flug nach Amerika", informierte er Akihito mit gepresster Stimme. „Ich werde dich nicht erschießen, aber wenn du mir jemals wieder in die Quere kommst, dann schwöre ich bei Gott, jag ich dir eine Kugel in den Kopf." Dann drehte sich Roy um und öffnete die Tür, die er mit einem lauten Knall hinter sich zu zog, als er Akihito in dem Hotelzimmer allein zurück ließ. tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)