Angriff ist die beste Verteidigung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: Teil 1 - Kapitel 8 ----------------------------- Say "I am wonderful" by CarpeDiem 8 Akihitos Zeigefinger schwebte nur noch einen Zentimeter über dem Klingelknopf, bevor er den letzten Abstand überwand und schließlich darauf drückte. Er konnten hören, wie der Ton der Klingel durch die Wohnung schallte und das Gefühl, dass er gerade dabei war, einen riesengroßen Fehler zu machen, stieg wieder in ihm auf. Doch Akihito verdrängte dieses Gefühl entschlossen und zwang sich stehen zu bleiben. Es war nicht das erste Mal an diesem Morgen, dass er diese schleichende Panik niederkämpfte und mittlerweile hatte er etwas Übung darin. Trotzdem hatte er beinahe zehn Minuten gebraucht, um seine Schuhe zu zubinden, bevor er seine Wohnung verlassen hatte. Während er darauf wartete, dass Roy die Tür öffnen würde, atmete er ein paar Mal tief durch und stellte seine Tasche neben sich auf den Boden. Die Tasche war seltsam schwer, so als befände sich sein ganzes Leben darin - was genau genommen nicht einmal falsch war. Alle Dinge, die ihm etwas bedeuteten, waren in dieser Tasche und den Rest würde vermutlich irgendjemand wegschmeißen, wenn er nicht mehr da war. Es war ein eigenartiges Gefühl, ein ganzes Leben einfach so hinter sich zu lassen und nur einige ausgewählte Dinge mit zu nehmen. Er erinnerte sich noch daran, dass er sich damals, als er von zu Hause nach Tokio gezogen war, genauso gefühlte hatte, aber das hier war etwas vollkommen anderes. Er würde nie wieder in sein altes Leben zurückkehren können und das bedeutete auch, dass er seine Freunde und seine Familie hinter sich lassen würde. Es fiel ihm unglaublich schwer das zu tun, aber er wusste, dass es der einzige Weg war, dafür zu sorgen, dass Asami ihn nicht finden würde. Er hatte seinen Eltern heute Morgen einen Brief geschrieben, in dem stand, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, wenn er sich nicht meldete und dass er sie sehr lieb hatte. Was seine Freunde anging, war es im Moment besser, wenn sie gar nichts wussten. Asami würde zweifellos versuchen, etwas aus ihnen heraus zu bekommen. Akihito stand immer noch vor der geschlossenen Tür und wartete, dass Roy ihm öffnen würde, aber nichts geschah. Mit einem unguten Gefühl klingelte er noch einmal, doch auch dieses Mal hörte er im Inneren der Wohnung keinerlei Geräusche. Akihito wurde zunehmend nervöser. Was, wenn Roy ohne ihn verschwunden war? Zwar hatte er ihm versprochen auf ihn zu warten, aber es gab keinen Grund für ihn, sich auch an dieses Versprechen zu halten. Panik stieg in Akihito auf und er begann mit einer Hand an die Tür zu klopfen. „Roy? Roy, ich bin's Akihito! Mach die Tür auf!", rief er, während er bereits nach ein paar Mal regelrecht gegen das Holz hämmerte und er spürte, wie ihm vor Verzweiflung die Tränen in die Augen stiegen. „Ich bin hier." Die Stimme kam von rechts und Akihito drehte ruckartig den Kopf, bevor er aufhörte gegen die Tür zu hämmern. Es war Roy und er kam in einer Jogginghose und einem T-Shirt den Gang entlang auf ihn zu. „Kein Panik, ich war nur Laufen", sagte er mit einem Kopfschütteln, während er sich ein paar Strähnen seiner blonden Haare hinter die Ohren strich. „Ich konnte ja nicht wissen, dass du schon um 8 Uhr in der Früh vor meiner Tür stehst." Akihito starrte Roy einen Moment lang an, während er sich ungemein erleichtert fühlte, dass Roy sein Versprechen, ihm zu helfen, doch nicht gebrochen hatte. Er hätte nicht gewusst, was er sonst hätte tun sollen. Akihito sah zu Boden und wischte sich so unauffällig wie möglich die Tränen aus den Augen, während er sich wieder zusammen riss. Er kam sich dumm vor, weil er wie ein Verrückter gegen die Tür gehämmert hatte. Roy sagte jedoch nichts darauf und dafür war Akihito ihm sehr dankbar. „Ich konnte nicht schlafen", antwortete mit einem Schulterzucken und Roy nickte mitfühlend. „Kann ich verstehen", entgegnete er und suchte in der Tasche seiner Hose nach seinem Schlüssel. Akihito ging einen Schritt bei Seite, um Roy Platz zu machen, damit er die Tür aufsperren konnte. Roy steckte den Schlüssel ins Schloss, doch er drehte ihn nicht herum, sondern ließ ihn wieder los und wandte stattdessen den Kopf zu Akihito, um ihn mit einem ernsten Ausdruck auf dem Gesicht anzusehen. „Bist du dir sicher, dass du das tun willst?", fragte er eindringlich und Akihito schluckte, bevor er in der Lage war zu antworten. Diese Frage hatte er sich während der letzten zwölf Stunden unzählige Male gestellt, aber genau genommen hatte er keine andere Wahl. Er wusste, dass er zerbrechen würde, wenn sich nichts änderte und Roy war der einzige Strohhalm nach dem er greifen konnte. „Ja", antwortete Akihito entschlossen und Roy nickte knapp. „Okay", entschied er, „das reicht mir." Dann drehte er den Schlüssel im Schloss herum und öffnete die Tür. Akihito folgte ihm ins Innere der Wohnung und machte die Tür hinter sich wieder zu. Roy war bereits durch eine Tür auf der linken Seite des Gangs in seinem Schlafzimmer verschwunden und als er wieder herauskam, hatte er kein T-Shirt mehr an. „In der Küche ist Kaffee, wenn du willst - in der blauen Kanne. Ich geh schnell duschen", verkündete er und Akihito nickte nur, während Roy die Badezimmertür hinter sich schloss. Er hatte nicht übersehen können, dass Roy ausgesprochen durchtrainiert war und obwohl er nicht so breit gebaut war, wie Asami, war er sehr muskulös. Akihito fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er auch solche Muskeln hatte. Vermutlich eine ganze Weile, aber das war auch kein Wunder. Die einzige Bekanntschaft, die er bisher mit Kampfsport und Waffen gemacht hatte, war in seinen Videospielen gewesen. Außerdem musste er zugeben, dass Roy wirklich gut aussah und er erinnerte sich zwangsläufig daran, wie er ihn vergangene Woche in dieser Gasse geküsst hatte. Allerdings hatte er das nur deshalb getan, um nicht von der Polizei verhaftet zu werden und obwohl Akihito glaubte, dass Roy auf Männer stand, war er sich ziemlich sicher, dass er nicht das geringste Interesse an ihm hatte. Akihito ging den Gang entlang bis in die Küche und öffnete dort mehrere Schranktüren, bis er die Tassen gefunden hatte. Er nahm sich eine heraus und füllte sie bis zur Hälfte mit Kaffee aus der blauen Kanne, die noch in der Kaffeemaschine stand. Die andere Hälfte füllte er mit Milch aus dem Kühlschrank auf, bevor er nach einem Löffel und Zucker suchte. Nachdem er drei Löffel Zucker in seinen Kaffee getan hatte, setzte er sich mit der Tasse an den Glastisch, um auf Roy zu warten. Er konnte das Wasser der Dusche rauschen hören und während er in seiner Tasse rührte, bewunderte er Roys Wohnung. Ihm war schon das erste Mal, als er hier gewesen war, aufgefallen, dass die Wohnung sehr modern eingerichtet war und obwohl die Möbel allesamt ziemlich teuer aussahen, wirkte es ausgesprochen gemütlich. Er fragte sich wie Roy es anstellen wollte, ihn verschwinden zu lassen. Vermutlich würden sie in eine andere Stadt ziehen und Akihito fühlte sich schuldig, dass er der Grund dafür war, dass Roy sein Leben in Tokio aufgeben musste. Nach einiger Zeit betrat Roy angezogen und mit nassen Haaren die Küche. Er goss sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein und schüttete einen Schluck Milch darauf, bevor er sich mit der Tasse an die Küchenzeile lehnte und dann auf die Uhr sah. Er schien einen Moment lang zu überlegen, doch dann nickte er, bevor er sein iPhone aus der Hosentasche seiner Jeans zog und eine Nummer wählte. Er musste nicht lange warten, bis sich jemand meldete. „Hey, ich bin's Roy", sagte er, bevor er einen Moment lang wartete und dann verständnislos den Kopf schüttelte. „Nein, hier ist es nicht mitten in der Nacht. Es ist 8 Uhr in der Früh. - Nein, es sind 17 Stunden. Langsam solltest du es dir echt mal merken. - Ja, kein Wunder. Hör zu, ich wollte dir nur sagen, dass ich die Wohnung nicht mehr brauche. - Nein, sie ist klasse. Naja, bis auf deine Soundanlage, aber das hab ich dir ja schon gesagt. - Hey, das fasse ich als persönliche Beleidigung auf!", beschwerte Roy sich und rollte anschließend mit den Augen. „Kein Kommentar", antwortete er knapp, bevor er amüsiert auflachte. „Ja, in Ordnung. Ich werde die Schlüssel dem Hausmeister schicken. Und danke nochmal. Ich melde mich mal wieder, versprochen. Mach's gut!" Dann legte Roy wieder auf und steckte das iPhone zurück in seine Hosentasche, bevor er einen Schluck von seinem Kaffee trank. Akihito hatte das Gespräch interessiert verfolgt und es überraschte ihn, dass Roy diese Wohnung offensichtlich nur gemietet hatte. „Das hier ist gar nicht deine Wohnung?", fragte er deshalb und Roy schüttelte den Kopf. „Nein, sie gehört meinem Freund Mick. Er lebt in Amerika. Wir haben uns damals in der Army kennen gelernt." „Du warst in der Army?" Akihito sah Roy überrascht an. Er hatte zwar bereits vermutet, dass Roy nicht ausschließlich Japaner war, aber er konnte ihn sich nicht in einem Tarnanzug mit Helm und Marschgepäck vorstellen. Roy lachte leise. „Ja, ich bin in Amerika aufgewachsen. Mein Großvater hat mich aufgezogen, nachdem meine Eltern gestorben sind. Meine Mutter war Japanerin, meine Vater Amerikaner, deshalb habe ich eine doppelte Staatsbürgerschaft und konnte zur Army gehen. Ich war Scharfschütze und Mick wurde mir als Späher zugeteilt. So haben wir uns kennen gelernt. Er ist jetzt Waffenhändler und hat eine Zeit lang in Tokio gelebt, aber im Moment hat er viel in Amerika zu tun, deshalb hat er mir seine Wohnung zu einem Spottpreis angeboten. Mehr hätte er auch gar nicht verlangen können - bei der Soundanlage. Mag sein, dass das Teil völlig in Ordnung ist, solange man nur Radio hört, aber für klassische Musik hat es einfach nicht genug Tiefe." Roy zuckte mit den Schultern und trank seinen Kaffee aus, während sich Akihito eines Kommentars enthielt. Er konnte nicht nachvollziehen, was Roy damit meinte. Er hörte keine klassische Musik. „Wo wohnt deine Familie?", fragte Roy einen Moment darauf und Akihito antwortete ihm, obwohl er nicht genau wusste, was Roy mit dieser Frage bezweckte. „In Yokohama." „Gut", entgegnete Roy. „Irgendwelche Verwandte oder Freunde in der Gegend um Osaka?" „Nein, warum?" „Weil ich mir überleg habe dorthin zu ziehen", erklärte Roy mit einem Grinsen. „Ich habe auch daran gedacht nach Amerika zu gehen, aber auf die Schnelle bekomme ich keinen Pass mit einem neuen Namen für dich. Und ohne einen neuen Pass, würde Asami sofort wissen wo er nach dir suchen müsste. Das einzige, was dich im Moment mit mir in Verbindung bringt, ist das Nummernschild meines BMW - falls diese Typen es sich damals, als ich dich nach Hause gefahren habe, gemerkt haben. Die Zulassung führt allerdings nur zu einem falschen Namen und dann ist Endstation. Ich hab noch ein paar andere Nummernschilder, also wird Asami uns darüber garantiert nicht finden." Das klang logisch und Akihito nickte zustimmend. Er war überrascht, dass Roy scheinbar an alles zu denken schien, aber das musste er auch, wenn er am Leben bleiben wollte. Wenn Asami sie finden sollte, wäre Roy derjenige, der diese Begegnung nicht überleben würde, denn Akihito zweifelte daran, dass Asami ihn umbringen würde. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass er Akihito für seine Flucht bestraft wurde, und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass ihr erstes Zusammentreffen dagegen wie eine freundliche Unterhaltung aussehen würde. „Okay, dann also nach Osaka", entschied Roy, als ob es darum gehen würde einen spontanen Urlaub zu planen, anstatt sich dort ein neues Leben aufzubauen. „Ich werde meine Sachen zusammen packen, das dauert nicht lange. In Osaka suchen wir uns erst mal ein Hotel, bis wir eine nette Wohnung gefunden haben." Es dauerte tatsächlich nicht lange Roys Sachen zusammen zu packen. In nicht ganz einer viertel Stunde stand alles draußen im Gang. Am Ende war es eine Reisetasche mit Roys persönlichen Sachen, die große, schwarze Tasche, in der Roys Gewehr war, zwei kleine Aluminiumkoffer, der rote Boxsack, der in seinem Schlafzimmer gehangen hatte, die Soundanlage zusammen mit den Lautsprechern und einer Kiste voller CDs und Spot, der neugierig durch die Gitter seiner Transportkiste schaute. Nachdem jeder zwei Mal gegangen war, hatten sie alles in den Kofferraum und auf die Rückbank von Roys weißem BMW geladen und schließlich stand Akihito unten auf dem Bürgersteig, während Roy bereits eingestiegen war. Er war seit 5 Jahren Tokio gewesen, seit er von zu Hause ausgezogen war, um hier Fotograf zu werden. Dieser Abschnitt seines Lebens war jetzt vorbei und Akihito fragte sich, wie es soweit hatte kommen können. Noch vor einer Woche hatte er versucht sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und jetzt verließ er an der Seite eines Auftragskillers die Stadt. Ein Teil von ihm wollte nicht gehen, aber das hier war etwas, das er tun musste. Roy schien keinerlei Probleme damit zu haben einfach so mit einem Kofferraum voller Sachen und seiner Katze in eine neue Stadt zu fahren und Akihito versuchte sich ein Beispiel an ihm zu nehmen. Er öffnete die Beifahrertür und stieg in das Auto, bevor Roy den Motor anließ und losfuhr. +++ XXX +++ „Was soll das heißen, ihr konntet ihn nicht finden?" Der gefährliche Ton in Asamis Stimme, ließ die beiden Männer, die vor seinem Schreibtisch standen, die Köpfe einziehen. Keiner der beiden wollte riskieren dem scharfen Blick ihres Bosses zu begegnen, vor allem nicht, da Asami die Antwort auf seine Frage ganz und gar nicht gefallen würde. Asami drückte seine Zigarette mit etwas mehr Kraft als nötig in seinem Aschenbecher auf der Schreibtischplatte aus, während er Kirishima und Hajime wütend ansah. In den letzten beiden Tagen hatte er versucht das Vakuum zu beseitigen, das durch Tohru Matsushitas Tod entstanden war und den Oberstaatsanwalt davon abzuhalten, seine Geschäfte lahmzulegen. Glücklicherweise hatte sich alles so entwickelt, wie er es geplant hatte. Nachdem der Polizeichef den Oberstaatsanwalt öffentlich der Korruption beschuldigt hatte und obendrein gezielt platzierte Beweise aufgetaucht waren, hatte man ihn seines Amtes enthoben. In fünf Tagen würde ein neuer Oberstaatsanwalt ernannt werden und aller Wahrscheinlichkeit nach, würde die Wahl auf den Kandidaten fallen, den Asami im Amt sehen wollte. Er hatte damit gerechnet, dass Akihito bereits gestern wieder vor seiner Tür auftauchen würde, aber das war nicht der Fall gewesen. Er selbst hatte schlichtweg nicht die Zeit gehabt dem Jungen einen Besuch abzustatten, auch wenn diese Aussicht äußerst verlockend gewesen wäre. Erst jetzt, nachdem der lästige Oberstaatsanwalt aus dem Weg geräumt worden war, erlaubte er seinen Gedanken wieder zu Akihito abzuschweifen, was er sich in den letzten Tagen strikt verboten hatte. Vor einer Stunde hatte er schließlich seine Leute losgeschickt, um Akihito zu ihm zu bringen, aber Kirishima und Hajime waren ohne den Jungen wieder gekommen. „Er war nicht in seiner Wohnung", berichtete Kirishima ohne aufzusehen. „Seine Freunde hatten ebenfalls keine Ahnung, wo er sein könnte und er ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen." Asamis Augen verengten sich, als er das hörte. Gleichzeitig begann er sich Sorgen zu machen. Es sah Akihito nicht ähnlich, einfach so zu verschwinden. Der Junge wusste genau, dass Asami ihn überall finden würde und er würde es nicht wagen wegzulaufen, nicht nachdem Asami ihn aus Hong Kong gerettet hatte. Akihito brauchte ihn. Ein ungutes Gefühl stieg in Asami auf und er ging in Gedanken die Liste derer durch, die sich einen Vorteil davon versprechen könnten, Akihito zu entführen. Diese Liste war lang, aber ganz oben stand der Name Feilong. Allerdings war Feilong nicht lebensmüde und er wusste, dass Asami ihm ohne Rücksicht auf die Konsequenzen eine Kugel in den Kopf jagen würde, falls er Akihito noch ein Mal zu nahe kommen sollte. „Lasst meinen Wagen vorfahren", befahl Asami und Kirishima und Hajime verbeugten sich tief, bevor sie das Büro verließen. Zwanzig Minuten später stand Asami in Akihitos kleiner Wohnung. Die Fahrt war ihm endlos lang vorgekommen und das ungute Gefühl, war mit jedem Kilometer, den sich seine Limousine durch den Verkehr gequält hatte, stärker geworden. Kirishima und Hajime hatten ihm gesagt, dass die Tür verschlossen gewesen war und es gab keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass jemand versucht hätte, sie aufzubrechen. Auch gab es in der Wohnung keinerlei Anzeichen für einen Kampf. Asami hatte jedoch das Gefühl, dass das kleine Apartment seltsam leer aussah, doch er wusste nicht, ob tatsächlich einige Sachen fehlten, oder ob es nur Akihitos Abwesenheit war, die diesen Eindruck erweckte. Er holte sein Handy aus der Innentasche seiner Anzugsjacke hervor und wählte Akihitos Nummer. Beim ersten Ton des Freizeichens, begann es im Zimmer zu klingeln und Asami entdeckte Akihitos Handy auf dem kleinen Wohnzimmertisch zwischen mehreren anderen Sachen. Spätestens jetzt war Asami sich sicher, dass etwas nicht stimmte. Der Junge ging niemals ohne sein Handy irgendwo hin. Allerdings gab es bis jetzt keine Hinweise darauf, dass Akihito entführt worden war und das ungute Gefühl, das Asami den ganzen Weg hier her zu schaffen gemacht hatte, verstärkte sich. Er ging zu Akihitos Kleiderschrank und öffnete die Tür. Er war bis auf ein paar T-Shirt und eine Jeans vollkommen leer. Asami wurde mit einem Mal eiskalt und eine schreckliche Ahnung breitete sich in seinem Inneren aus. „Hajime, sieh nach, ob seine Kamera in der Dunkelkammer ist", befahl Asami und seine Stimme klang seltsam dumpf in seinen eigenen Ohren. „Was?", fragte Hajime, der den Sinn hinter dieser Anweisung offenbar nicht verstand und tatsächlich den Nerv hatte nachzufragen. „Du sollst nachsehen, ob seine verdammte Kamera noch da ist!", entgegnete Asami wütend und lauter als beabsichtig und Hajime beeilte sich Asamis Befehl dieses Mal nachzukommen. Es dauerte einen Moment, bis Hajime die Tür zu Akihitos Dunkelkammer geöffnet und sich umgesehen hatte, doch Asami kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er eine Antwort bekam. „Nein, Boss." In diesem Augenblick wurde Asami klar, dass Akihito ihn verlassen hatte. Er hatte die ganze Zeit über eine Ahnung gehabt, dass der Junge davon gelaufen war, aber er hatte es bis gerade eben nicht wahrhaben wollen. Jetzt gab es allerdings keinen Zweifel mehr. Akihitos Kamera war ein Geschenk von seinem Vater gewesen und die Tatsache, dass Akihito sie mitgenommen hatte, machte Asami bewusste, dass der Junge es dieses Mal wirklich ernst meinte. Asami spürte wie eine unglaubliche Wut in ihm aufstieg und er war nahe dran sein Handy, das er immer noch in der Hand hatte, mit voller Wucht gegen die nächste Wand zu werfen. Er konnte nicht glauben, dass Akihito ihn verlassen hatte und der bloße Gedanken daran, brachte ihn beinahe um den Verstand. Akihito gehörte ihm und er würde nicht zulassen, dass er davon lief! Mit einem mörderischen Ausdruck in den goldenen Augen drehte sich Asami zu Kirishima und Hajime um. „Ich will, dass ihr ihn findet! Habt ihr mich verstanden? Findet ihn!", befahl er außer sich vor Wut, bevor er mit schnellen Schritten die Wohnung verließ. Es kam nicht oft vor, dass ihm etwas seine Kontrolle entriss, aber die Verzweiflung und Enttäuschung darüber, dass Akihito ihm den Rücken gekehrt hatte, machte ihn unsagbar wütend und ließ ihn alles andere vergessen. Eines war jedoch klar: Er würde Akihito finden und dann würde er dafür sorgen, dass der Junge es nicht noch einmal wagen würde wegzulaufen. tbc. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)