Mein einzigartiger Engel von xXSasukeUchihaXx (Kratos x Raine x ?) ================================================================================ Kapitel 2: Die Bitte eines Sohnes --------------------------------- "Es ist so warm... Wieso bin ich nur zu Fuß gegangen?" keuchte Lloyd und quälte sich mühselig durch den Sand, durch die Wüste rundum Triet, durch die Hitze, die von der Sonne ausging und trank einen weiteren Schluck von seinem Wasser. Er hätte seinen Rheaird verwenden können, aber heute Morgen hatte er noch gedacht, ein langer Fußmarsch würde ihm gut tun, während er nebenher einige Monster bekämpfte, um sein Training nicht zu vernachlässigen. Wenn Kratos wüsste, dass er seit einem Monat auf der faulen Haut lag, könne er sich sicherlich einige Predigten anhören, aber er musste diese Tatsache nicht unbedingt erwähnen. "Was Kratos nicht weiß, macht ihn nicht heiß" grinste er und setzte seinen Weg fort. Nach wenigen Minuten konnte er bereits den Stützpunkt der Abtrünnigen sehen, weswegen er einen erleichterten Seufzer ausstieß. Endlich, war sein nächster Gedanke und beschleunigte seine Schritte, ehe er vor zwei Wachmänner hielt, welche ihn scheinbar sofort wegen seiner roten Kleidung erkannten. "Lloyd Irving... Es ist lange her" sprach der linke Mann und schickte seinen Kollegen in die Festung, um Yuan zu informieren. "Ja, ein halbes Jahr ist seither vergangen. Ist Yuan zu sprechen? Ich muss dringend zu ihm, weil ich seine Hilfe benötige" erwiderte der Braunhaarige und bemerkte nun, wie der zweite Wachmann das große Tor öffnete, um den Jungen Einlass zu gewähren. "Lord Yuan erwartet dich bereits, Lloyd". Nickend trat Lloyd ein, lief durch einige Gänge, stand schließlich vor der Bürotür des Halbelfen und klopfte an das massive Holz. 'Herein' konnte der Braunhaarige gedämpft vernehmen, weswegen er die Tür öffnete und das Büro des Halbelfen betrat. "Was führt dich zu mir, Lloyd? Ich denke nicht, dass du mir ohne Grund einen Besuch abstattest, oder?". Yuan stand mit verschränkten Armen hinter seinen Schreibtisch und deutete nun mit seiner rechten Hand an, dass sich sein Gast auf den Sessel vor dem Schreibtisch setzen dürfe. "Dir auch einen guten Tag, Yuan" murrte Lloyd und ließ sich auf den Sessel nieder. "Es stimmt. Ich suche dich aus einem bestimmten Grund auf. Es ist nämlich so...". "Was meinst du, Colette? Wird Lloyd mit positiven Nachrichten zurückkehren?" murmelte Genis fragend und blickte die Blonde neben sich hoffnungsvoll an. Die ganze Nacht hatte er nicht wirklich schlafen können und nun saß er mit Colette bei einem Fluss und genoss mit ihr das schöne Wetter. Es war schließlich Ende Frühling, weswegen die Sonne eine angenehme Wärme spendete. "Ja... Wir müssen Lloyd vertrauen. Bestimmt spricht er bereits mit Kratos" erwiderte die ehemalige Auserwählte und legte ein aufmunterndes Lächeln auf. Sie konnte die Sorge des jungen Halbelfen verstehen, denn heute Morgen hatte er ihr erzählt, dass Professor Raine in letzter Zeit des Öfteren weinte. Vermutlich würde sich Colette auch große Sorgen machen, wenn sie ein Geschwisterchen hätte. "Hi, meine süße Colette und... Kleiner". Die Blonde sah sofort über ihre Schulter und grinste einen rothaarigen Mann an, der ihr eine rote Rose reichte. "Hallo... Wie geht es dir, Zelos?" lächelte sie ihn schließlich an, nahm die Rose dankend entgegen und klopfte auf den Platz neben sich. Genis zog lediglich ein missmutiges Gesicht, während er ins Wasser starrte. Der ehemalige Auserwählte von Tethe'alla hatte sich kein Stück verändert, auch nicht nach der Reise mit Lloyd, aber vielleicht half bei dem eingebildeten Schönling kein Wunder mehr. Stellte sich ihm jedoch die Frage, was Zelos nun wollte. Wollte er nur seine Freunde besuchen, oder hatte er Sheena wohlmöglich wieder so sehr verärgert, dass er sich Rat von Colette erhoffte? "Schönen Menschen geht es immer gut. Ich wollte eigentlich zu Lloyd, aber Dirk sagte, er hätte in den frühen Morgenstunden das Haus verlassen" berichtete Zelos und setzte sich neben Colette. "Nun ja... Er ist zu..." wollte die Blonde erklären, wurde aber von dem jungen Halbelfen sofort unterbrochen. "Er muss etwas erledigen". Der Rothaarige hob fragend seine rechte Augenbraue, während er seinen Kopf leicht neigte. Lloyd verließ in den frühen Morgenstunden das Haus, um etwas zu erledigen? Wieso hatte er plötzlich das Gefühl, dass seine Freunde etwas vor ihm verheimlichten? "Ich verstehe... Ich kann dir in der Tat helfen, Lloyd. Folge mir ins Nebenzimmer" murmelte Yuan und öffnete die Tür zum nächsten Raum. Lloyd feierte also in zwei Tagen seinen achtzehnten Geburtstag und wollte Kratos einladen. Vermutlich würde er seinen Vater auch zu solch einem Ereignis einladen, wenn er noch einen hätte, aber diese Tatsache stand nun nicht zur Debatte. Der Braunhaarige folgte ihm ins Nebenzimmer, blieb staunend vor einer Vorrichtung stehen und musterte neugierig den großen Bildschirm. "Was ist das?" wollte Lloyd in Erfahrung bringen und deutete auf das Schaltpult, auf welches der Halbelf bereits einige Knöpfe betätigte. "Die direkte Verbindung zu Derris Kharlan. Mit dieser Vorrichtung kann ich Kontakt zu Kratos aufnehmen" entgegnete Yuan und endlich passierte etwas auf dem Bildschirm. Erst war es nur ein weißes Bild, doch nun konnte Lloyd eine sehr vertraute Gestalt erkennen. "Was gibt es, Yuan?" ertönte eine ebenso vertraute Stimme, ehe sich die braunen Augen der Gestalt einem Jungen zuwendeten. "Lloyd..." murmelte der Ältere und ein kaum merkliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Das er seinen Sohn jemals wiedersehen würde, hätte er nie im Leben geglaubt, weswegen er große Mühe aufbringen musste, um seiner aufkeimenden Freude Einhalt zu gebieten. Der Jüngere trat vor, wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht, denn auch ihm hatte die Freude übermannt, ehe er seinen Mund öffnete, um nun seine Bitte zu äußern. "Vat... Kratos... Ich habe in zwei Tagen Geburtstag. Ich werde achtzehn Jahre alt und... Ich möchte dich einladen. Ein 'Nein' akzeptiere ich nicht" sprach Lloyd mit nun fester Stimme und sah seinen Vater eindringlich an. Yuan legte ein zaghaftes Lächeln auf, denn Lloyd's Bitte ließ Kratos doch sowieso keine andere Wahl. Sein langjähriger Freund wäre äußerst dumm, wenn er diese Bitte, dazu die Bitte seines eigenen Sohnes, ablehnen würde. "Dein achtzehnter Geburtstag?" erwiderte Kratos und für einen kurzen Moment ging er aus dem Bild, ehe sein Gesicht wieder auf dem Bildschirm erschien. "Ich werde deiner Bitte nachkommen, aber... Ich kann dir nicht versprechen, ob ich es bis zu deinem Geburtstag schaffe" erklärte er sachlich, denn er war im Moment sehr weit von der Erde entfernt. Auf Lloyd's Lippen erschien ein triumphierendes Lächeln, denn sein Plan ging auf. "Kein Problem... Ich werde warten, also... Wir sehen uns in zwei Tagen" murmelte der Braunhaarige, ehe sich der Bildschirm verdunkelte und sich der Jüngere nun an Yuan wendete. "Du bist selbstverständlich auch eingeladen" lächelte Lloyd, denn er hatte sein Ziel wirklich erreicht und konnte nun mit positiven Nachrichten nach Iselia zurückkehren. "Vielen Dank für die Einladung. In zwei Tagen, sagst du?" erwiderte Yuan und überlegte, ob er überhaupt Zeit besaß, um bei einer Geburtstagsparty zu erscheinen. Nun, für ein bis zwei Stunden konnte er sich zur anstehenden Party dazu gesellen und vielleicht auch ein paar Worte mit Kratos wechseln, sofern er in zwei Tagen die Erde erreichen konnte. Lloyd nickte dem Halbelfen zu, ehe er seufzte, da sein Magen knurrte. Eine peinliche Stille machte sich im Raum breit, während Lloyd seine rechte Hand hob, leicht verunsichert lächelte und sich am Hinterkopf kratzte. Yuan schüttelte lediglich seinen Kopf, verließ den Raum und trat an seinen Schreibtisch heran. "Ich komme zu deinen achtzehnten Geburtstag, Lloyd und nun muss ich dich höflich bitten zu gehen. Ich habe noch zutun" durchbrach er schließlich die Stille und deutete, ohne Lloyd eines Blickes zu würdigen, zur Tür. Der Braunhaarige murmelte etwas Unverständliches in sich hinein, da ihm der plötzliche Rauswurf äußerst unzufrieden stimmte. Nun, würde er den 'Befehl' befolgen und den Rückweg antreten. Er würde einfach den Rheaird verwenden, denn es ging so schneller und er war außerdem zu hungrig und zu müde, um nun nochmals die Wüste zu durchqueren. Noch zwei Tage, dachte er sich und grinste breit. Sein leiblicher Vater würde zu seinem Geburtstag kommen, auch wenn mit wahrscheinlicher Verspätung, aber diese Tatsache spielte keine Rolle. Nein, einzig und allein sein Herkommen reichte ihm. Professor Raine würde sich bestimmt freuen. "Kleiner... Wie lange soll ich denn noch auf Lloyd warten?" murrte Zelos verstimmt und zupfte immer wieder Gras aus dem Boden. Ein geduldiger Mensch war er zwar noch nie gewesen, aber mittlerweile saß er bestimmt schon seit drei Stunden neben dem schweigsamen Rotzlöffel. "Geh doch nach Hause, wenn du nicht mehr warten willst" erwiderte der junge Halbelf und sah zu seiner Schwester, welche seit einer Stunde, in einiger Entfernung von ihnen, auf eine Decke saß und in einem Buch las. Heute Morgen hatte sie ihr Zimmer nicht verlassen wollen, aber scheinbar hatte sich ihr Gemütszustand beruhigt. Der Rothaarige murmelte etwas Unverständliches in sich hinein, da der junge Halbelf natürlich Recht hatte. Seine blauen Augen blieben kurz bei Colette hängen, welche ihre Füße ins kühle Nass tauchte und vergnügt ein Lied summte. Unwiderstehlich, dachte er sich grinsend, aber er wendete seinen lüsternen Blick von ihr ab, um nun die hübsche Professorin in Augenschein zu nehmen. Irgendwie wirkte sie bekümmert in seinen Augen, aber vielleicht täuschte er sich auch nur. "Kleiner... Unsere hinreißende Professorin ist nicht ganz bei ihrer Sache, oder? Hat Raine etwa Kummer?" fragte Zelos leise, denn auch wenn die junge Halbelfe starr in ihr Buch schaute, schien sie keinerlei Notiz von den Zeilen zu nehmen. Genis seufzte bekümmert, denn Zelos war wirklich nicht so dumm, wie er eigentlich aussah. Kummer? Nun, wie sollte er das Verhalten seiner Schwester beschreiben? Der junge Halbelf wusste es nicht und blickte zu Zelos auf, welcher sich erhoben hatte und nun zielstrebig auf Raine zulief. Sollte er den ehemaligen Auserwählten warnen? Nein, besser nicht. Zelos würde schon merken, in welches Verderben er gerade lief. Genis seufzte erneut, starrte nun zum blauen Himmel auf und schloss für einige Sekunden seine blauen Augen. "Lloyd... Bring mir gute Nachrichten und beeil dich" dachte er sich insgeheim, denn die lange Warterei wurde allmählich unerträglich. "Meine zarte Rosenknospe... Was bekümmert dich?". Zelos ging vor Raine in die Hocke und blickte ihr nun fragend in die Augen. Die junge Halbelfe ließ sich von seinen Worten nicht beirren, blickte nun wieder ins Buch und wollte den Störenfried ignorieren. Das Buch wurde ihr jedoch aus der Hand genommen, weswegen Raine erneut zum Rothaarigen aufblickte, um zu erfahren, was er denn eigentlich von ihr wollte. "Komm schon, Raine... Bei mir sind deine Geheimnisse in guten Händen" fügte Zelos lächelnd hinzu und kniete sich zu ihr auf die Decke. Die Professorin konnte ihn nicht täuschen, denn allein ihre Augen zeigten Gefühle, die sie scheinbar zu verbergen versuchte. Erst nach wenigen Minuten senkte Raine erneut ihren Kopf, dachte nochmals nach und stellte schließlich eine Frage, um möglicherweise endlich eine Antwort zu erhalten. "Hattest du schon mal das Gefühl, dass dir etwas im Leben fehlt?". Zelos war überrascht, denn auf eine Frage war er nun nicht gefasst gewesen. Das Gefühl, als würde etwas im Leben fehlen? Gute Frage, musste er zugeben und beugte sich etwas zu der jungen Halbelfe vor. "Ähm... Na ja... Ich war der Auserwählte und wurde immer wie ein besonderer Mensch behandelt. Ich bin reich, habe meine Zuckerpüppchen und bin der angesagteste Mann. Was soll mir also fehlen?". Zelos konnte sein breites Grinsen kaum unterdrücken, denn ihm fehlte nun mal an nichts. Was sollte ihm also Raine's Meinung nach fehlen? "Also bist du mit deinem jetzigen Lebensstil zufrieden?" bemerkte Raine und sah wieder zu ihm auf. Eigentlich fühlte sich der ehemalige Auserwählte doch auch sehr einsam und müsste ihre Gefühle verstehen können, oder etwa nicht? Schließlich kannte sie ihn schon sehr lange und wusste sehr wohl, dass sein Getue nur eine reine Fassade war. "Ah... Du willst wissen, ob ich eine feste Freundin habe, nicht wahr?" grinste Zelos die Professorin an und setzte sich nun zu ihr auf die Decke. "Nicht wirklich..." antwortete Raine in Gedanken und lauschte seinen nächsten Worten. "Ich bin ein überzeugter Single. Es wäre doch sehr schade, wenn ich all meine Liebschaften aufgeben müsste, nur um mich einer einzigen Frau zu widmen, oder nicht?". Der ehemalige Auserwählte sagte seine Worte voller Überzeugung, weswegen die junge Halbelfe erneut ihren Kopf senkte und über seine Einstellung nachdenken musste. War er wirklich glücklich mit so vielen Liebschaften? Für Raine wäre solch ein Leben undenkbar. "Du bist sehr unglücklich, Raine. Magst du mir nicht verraten, warum du mir nicht in die Augen sehen kannst?" murmelte Zelos und legte seine Hand unter ihr Kinn. Bevor er ihr in die Augen blickte, wurde sein Handgelenk von einer schmalen und sehr zierlich wirkenden Hand umfasst, weswegen er seinen Kopf senkte, um ihr nun endlich in die Augen sehen zu können. "Du weinst... Ich habe dich bisher nur einmal weinen gesehen und das war... Bei deiner Mutter in Exire" gestand Zelos und wischte ihr vereinzelte Tränen aus dem Gesicht. Im Moment war er nicht der Draufgänger, der Schönling von Meltokio und bereits auch vielen anderen Städten und Dörfern, sondern einfach nur Zelos Wilder, welcher einer guten Freundin irgendwie helfen wollte. "Was ist los? Du weinst doch nicht ohne Grund und wenn du mir nicht sagst, was...". "Zelos? Was machst du denn hier?" wurde der Auserwählte unterbrochen, blickte über seine Schulter und entdeckte seinen Kumpel. "Amigo" rief er voller Freude, wollte sich gerade erheben, doch da fiel ihm auch wieder ein, dass es Raine immer noch nicht besser ging. Unmöglich konnte er eine weinende Frau einfach so ihrem Schicksal überlassen, ohne zu wissen, warum die hübsche Professorin eigentlich weinte. Hatte er wohlmöglich etwas Falsches gesagt? Nein, sicherlich nicht, denn er hatte nur seine Meinung vertreten. Moment, die junge Halbelfe war doch nicht etwa in ihn verliebt, oder? "Ähm... Bist du etwa in mich... Verliebt?". Lloyd besah sich das Geschehen, welches sich ihm bot, ehe Raine ihre Decke und ihr Buch vom Boden aufhob und erhobenen Hauptes die Wiese vor dem Fluss verließ. Zelos lag mit einem deutlich sichtbaren Handabdruck auf der rechten Wange im Gras und kratzte sich überlegend ans Kinn. "Irgendwie bin ich nun völlig verwirrt" murmelte er lediglich vor sich her, doch Lloyd kümmerte sich nicht weiter um den ehemaligen Auserwählten, sondern wendete sich nun Colette und Genis zu, welche zu ihm traten. "Er kommt" lächelte der Braunhaarige seine beiden Freunde an, bemerkte sehr wohl Genis' erleichtertes Gesicht und wie Colette dem Kleineren aufmunternd auf die Schulter klopfte. "Siehst du... Lloyd hatte Erfolg" sprach sie auf den jungen Halbelfen ein und lächelte vergnügt. "Wer kommt?" wollte Zelos in Erfahrung bringen und rieb sich seine schmerzende Wange. Raine konnte vielleicht brutal sein, musste er unweigerlich zugeben und der zukünftige Mann an ihrer Seite tat ihm jetzt schon unsagbar Leid. Hoffentlich bezog er nicht auch solche Prügel. "Yuan kommt zu meinen Geburtstag" erklärte Lloyd, denn er wollte die eigentliche Überraschung nicht verderben. Nein, dieses Geheimnis sollte gewahrt bleiben, bis sein leiblicher Vater vor seiner Haustür stand. "So? Ich dachte immer, dass ich dein bester Kumpel bin" erwiderte der ehemalige Auserwählte und zog ein missmutiges Gesicht, während er Lloyd in die Arme schloss. "Oder hatten wir auf unserer Reise nicht genügend Spaß" fügte er grinsend hinzu und strich dem Braunhaarigen eine Haarsträhne aus der Stirn, spielte mit der Strähne, wickelte sie um seinen Finger und legte ein anzügliches Lächeln auf. "Geh nach Hause, Zelos. Ich akzeptiere deine seltsamen Neigungen, aber ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht auf dein Gehabe reinfallen werde" murrte Lloyd und brachte den Rothaarigen wieder auf genügend Abstand. Manchmal jagte ihm Zelos wahrlich Angst ein, vor allem wenn er so nahe trat und ihn so anzüglich anlächelte. "Ich wusste gar nicht, dass du auf Kerle stehst" wendete nun Genis ein, denn natürlich war ihm aufgefallen, wie Zelos Lloyd in Bedrängnis gebracht hatte. Colette legte ihren Kopf leicht schief, musterte den Rothaarigen ausgiebig und musste diese Worte erstmal verarbeiten. Schwul? Der ehemalige Auserwählte von Tethe'alla war schwul? "Hey... Ich bevorzuge lediglich beide Geschlechter und wenn ihr ein Problem damit habt, dann sagt es mir ins Gesicht. Ich habe mir meine Neigung mit Sicherheit nicht ausgesucht". Zelos verschränkte die Arme vor der Brust, zog eine beleidigte Miene, aber seine Freunde ignorierten sein Getue und liefen stattdessen gemeinsam zum Dorf zurück, welches nur wenige Meter vor ihnen war. "Ihr seid so... Gemein zu mir" jammerte Zelos und lief seinen Freunden hinterher. Na wenigstens hatten seine Freunde nichts gegen seine Neigung gesagt, auch wenn er sich innerlich irgendwie im Stich gelassen fühlte. Raine saß bereits in ihrem Zimmer, saß auf der breiten Fensterbank und blickte hinaus aus dem Fenster. Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle, ehe sie ihre linke Handfläche betrachtete. Die Rötung würde vermutlich erst gegen Abend nachlassen, denn die Wucht ihres Schlages hatte selbst Zelos von den Füßen gefegt. Von Reue konnte sie im Moment nicht sprechen, denn er hatte ihr eine Frage gestellt, die er sich selbst hätte beantworten können. Raine und in den Schönling namens Zelos Wilder verliebt. Bei diesen Gedanken musste sie schmunzeln, denn sie passte überhaupt nicht zu einem Draufgänger. "Du bist sehr unglücklich, Raine" echoten die Worte des Rothaarigen in ihren Gedanken und seufzend ließ sie ihren Kopf auf ihre Knie sinken. Ja, wahrscheinlich musste sie ihm zustimmen, denn glücklich war sie wirklich nicht. Noch immer blieb ihr eine Antwort auf ihre Frage verwehrt. Was fehlte ihr? War es wirklich ein Lebensgefährte, nachdem sie sich sehnte? Es käme doch sowieso kein Mensch in Frage, wobei Menschen die Halbelfen auch noch zur heutigen Zeit mit einer gewissen Verachtung in den Augen gegenüber traten. Reinblütige Elfen verachteten die Halbelfen ebenso und würden vermutlich auch noch ihre Zeit brauchen, um diese sogenannten Mischlinge zu akzeptieren. "Was denke ich mir eigentlich?" unterbrach sich Raine gedanklich, schüttelte über sich selbst den Kopf und holte ihr Tagebuch hervor. Vielleicht sollte sie ihre Gedanken wieder einmal in ihrem Tagebuch verewigen, um einige Jahre später über ihre jetzigen Gedanken lachen zu können. Ja, wahrscheinlich würde sie in einigen Jahren wirklich lachen können, doch im Moment sahen auch die nächsten Tage für die junge Halbelfe sehr düster aus. ~Heute Mittag hätte ich mich beinahe einem guten Freund anvertraut, wenn er nicht so viele Dinge von sich selbst erzählt hätte. Ich weiß nicht, warum ich mich ihm geöffnet hätte, aber vielleicht hätte ein Gespräch geholfen. Allerdings lebt er in einer völlig anderen Welt und scheint das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Reichtum, hohes Ansehen und seine Mädchen machen ihn glücklich, sagt er, aber... Wieso kann ich ihm nicht glauben? Wieso habe ich das Gefühl, dass er selbst oftmals einsam erscheint? Ist es nur ein Gefühl meinerseits, oder ist es viel mehr die Gewissheit? Ich denke zuviel über meine Freunde nach und sollte vielleicht im Moment egoistisch sein und sollte mir meine Wünsche erfüllen. Wünsche, die ich bis jetzt nicht in Worte fassen kann. Was wünsche ich mir genau? Was ersehnt sich mein Herz? Sehne ich mich denn wirklich so sehr nach ein wenig Liebe? Ich brauche unbedingt Antworten und muss meinen eigenen Weg finden...~ Raine klappte ihr Tagebuch zu und seufzte leise aus. Nun hatte sie erneut ihre Gedanken verewigt und dennoch blieb dieses beklemmende Gefühl in ihrer Brust. Verdammt, sie musste sich langsam wieder in den Griff bekommen, musste an Lloyd's baldigen Geburstag denken und ihm noch ein passendes Geschenk besorgen. Mit diesen Gedanken, verstaute sie ihr Tagebuch wieder unter ihrem Kissen, verließ ihr Zimmer und nach wenigen Minuten auch ihr Haus. Vielleicht ließ sich in den umliegenden Städten ein passendes Geschenk finden. Ablenkung, dachte sich die junge Halbelfe. Ablenkung würde ihr sicherlich nach den letzten Tagen gut tun. 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