Something that should be von Minouett (...or not.. (Yuuram)) ================================================================================ Kapitel 4: Something that can keep us apart ------------------------------------------- Grüßt euch, liebe Leser :) Das neue Kapitel ging mir schneller von der Hand als erwartet und ich hab allein heute ca 4 Seiten geschrieben. Irgendwie wenig. Ich hoffe das Kapitel gefällt :D Vieelen Dank für eure Kommentare! Sie sind das, was mich zu dieser FF immer wieder motiviert!! *u* Disclaimer: Die Rechte liegen bei Tomo Takabayashi. Mir gehört lediglich diese FanFic, die bitte weder geklaut, noch kopiert, noch sonstwie ohne meine Absprache verwendet wird. Danke. Warning: / Und jetzt... Viel Spaß :D ____________________ Eigentlich hatte Yuri mit Conrart, wie immer, den Frühsport treiben wollen, aber da es inzwischen Mittag war, hatten sie ausgemacht es zu verschieben. Der junge Mann hatte nach seinem König sehen wollen und war doch etwas überrascht gewesen, als er Yuri in seinem abgedunkelten Zimmer, vor sich hingrübelnd, aufgefunden hatte. Yuri hatte ihm ausführlich erklärt, was alles vorgefallen war, aber auch Conrad war sich nicht sicher, wie diese Situation zu handhaben war. Er kannte seinen temperamentvollen Bruder und auch dessen Stolz. Das dieser so erheblich erschüttert war, kam nur selten vor. "Geduld", hatte er nach einiger Zeit gemurmelt und schließlich wieder entspannt gelächelt, "Wolfram ist nachtragend, aber nicht auf ewig." Yuri hatte ziemlich pessimistisch drein gesehen. 'Nicht auf ewig'. Nur die nächsten 50 Jahre, oder wie? Wirklich beruhigt war er noch immer nicht. Aber wer konnte es ihm verübeln. Inzwischen war er angezogen und betrachtete sich im Spiegel. Er würde jetzt erst mal eiligst Günther aufsuchen und ihn zum Stillschweigen verordnen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät! Ihm fehlte es gerade noch, dass Wolfram auch noch von diesem Vorfall mit Sara in seinem Zimmer Wind bekam. Also gut, es war nichts passiert, aber Günthers Reaktion nach, würde er die Situation aufbauschen, ausmalen und mit rosa Herzchen bekleben. Einen Moment lang starrte er sich im Spiegel an und ließ seufzend die Schultern hängen. Allgemein betrachtet konnte er nicht sagen, ob er sich jemals derartig intensiv mit Jemandem beschäftigt hatte. Allerdings war es auch nicht so, dass er bisher einen besten Freund gehabt hatte. Natürlich, mit Conrad hatte es auch so einen Moment gegeben, an dem er am Rande der Verzweiflung gestanden hatte...aber da war das Thema auch ganz anders gewesen. Und auf einer ganz anderen Basis. Conrad war für ihn Familie. Er war sein Namensgeber, sein Vertrauer und ein bisschen wie ein großer Bruder. Wolfram war ganz anders. Sie hatten eine komplett andere Ebene auch was Kommunikation anging. Während er so im Bett gelegen hatte, hatte er flüchtig die Möglichkeit in Erwägung gezogen, Wolfram einfach so lange in Ruhe zu lassen, bis er sich ihm von selbst wieder annäherte. Aber eine simple Tatsache hinderte ihn daran: "...egal was er dir an den Kopf werfen wird: Er ist mehr verletzt als wütend. Vergiss das nicht." Das, was Conrart ihm im Vertrauen mitgeteilt hatte, schwirrte ihm im Kopf umher. Sein Namensgeber hatte ihn aufmuntern wollen, hatte versucht ihm nahe zu bringen, wie Wolfram empfand. Yuri wusste das, aber genau das, machte die ganze Sache so schwer. Wolfram war nicht einfach nur wütend. Er würde sich nicht einfach abreagieren und dann war alles wieder in Butter. Wolfram war verletzt. Yuri war Schuld. Das war das Einzige, was für Yuri zählte. Wann immer der ehemalige Prinz eine seiner explosionsartigen Eifersuchtsattacken aufs Parkett gelegt hatte, hatte er davon ausgehen können, dass er sich wieder beruhigen würde. Er hatte das Ganze immer wie durch eine Glaswand wahrgenommen. Wolframs Empfindungen waren dort nie durchgesickert. Er hatte nie begriffen, wie Wolfram vielleicht fühlte. Und er begriff es auch jetzt nicht. Die Sitten waren ihm hier nicht geläufig. Während es ihm egal war, ob er jetzt zuerst mit Wolfram oder Sara tanzte, ging für Wolfram bei der Bevorzugung von Sara gerade eine Welt unter (leicht übertrieben in Worte gefasst...). Das war doch einfach ausgekochter Blödsinn! Yuri stöhnte leicht gequält. Es kam ihm alles wie ein schlechter Witz vor. Dauernd passierten solche Sachen. Er wollte doch einfach nur, dass alles so war wie vorher... Einen Moment lang starrte er sein wehleidiges Selbst im Spiegelbild an. //Yuri Shibuya, du hast es gemeistert, Allianzen mit Völkern aus einer fremden Welt als 27. Dämonenkönig zu schließen und schon des öfteren einen Krieg der Nationen verhindert. Die Beziehung zu deinem besten Freund wieder zu kitten, wird doch wohl ein Klacks sein!// Etwas entschlossener straffte der Schwarzhaarige seine Schultern. Wäre doch gelacht, wenn er das Ganze nicht lösen würde!! Und mit etwas mehr Selbstvertrauen marschierte er zur Tür . Gerade wollte er die Richtung zu Günthers Büro einschlagen, als er innehielt und beinahe vergaß zu atmen. Wolfram. Der blonde Mazoku hielt ein Dokument in der Hand und war wohl auf dem Weg zu seinem eigenen Schlafgemach, blieb aber ebenfalls wie angewurzelt stehen, als er Yuri sah. Aufgrund der plötzlichen Konfrontation, herrschte erst einmal Stille.. Yuri war nicht vorbereitet den jungen Blonden anzusehen; so lächerlich das auch klang. Was machte er in so einer Situation? Ja, richtig, improvisieren.... Das unangenehme Schweigen durchbrechend, zwang Yuuri seine noch etwas müden Gesichtsmuskeln zu einem schrägen Grinsen. "Ahh...äh, guten Morgen, Wolf!" Zuerst schien es, als wolle der Blonde ihn ignorieren, auch wenn es sich nicht gehörte, doch er antwortete, wenn auch etwas trocken: "Es ist Mittag." Yuri lachte schwach und nickte. Seine Hände schwitzten leicht. "Ja..ja, richtig. Klar. Hab n bisschen zu lange gepennt, würde ich mal sagen." Er merkte, wie ihm die Nervosität Schwindel bescherte, doch er überging es. Sein Blick klebte an Wolframs Gesicht. An seinen weichen Gesichtszügen. Seinen emeraldgrünen Augen, mit seinen langen Wimpern. Es war, als würde er einem fremden Wolfram begegnen, was an sich schon paradox war. Zu seiner Überraschung, runzelte der blonde Jüngling die Stirn und schien einen Augenblick lang zu vergessen, dass er eigentlich den Unterhaltungen mit Yuuri aus dem Weg ging. "Lange gepennt?", echote er etwas langsam. Yuri nickte zögernd, ehe ihm dämmerte, wieso Wolfram diese Aussage scheinbar seltsam fand. Ihr König war Frühaufsteher; schon immer gewesen. Wenn er lange schlief, dann war etwas nicht normal. Und Wolfram wusste das genau; er hatte schließlich lange genug mit dem Schwarzhaarigen ein Bett geteilt. Etwas unbeholfen zuckte Yuri mit den Schultern. "Ich konnte nicht einschlafen und lag bis 1 Uhr wach. Deswegen..." Er ließ den Satz in der Luft schweben. Wolfram sah noch immer leicht skeptisch aus. "Ich verstehe. Wenn ihr mich dann entschuldi-..." "Also, eigentlich-...!", platzte es laut und sehr hastig aus Yuri heraus, bevor Wolfram zu Ende sprechen konnte "...wollte ich dich fragen, ob du mit mir in die Stadt kommst. Greta hat doch am Wochenende Geburtstag und sie hat mir einen Wunschzettel in die Hand gedrückt. Ich darf ihn aber nur mit dir zusammen anschauen, meinte sie. Und deswegen hab ich gedacht, dass es ganz cool wäre, wenn wir dann direkt in der Stadt rumlaufen und sehen, ob wir noch was finden. Auch wenn sie ja schon alles hat was sie braucht-...uhm.." Eigentlich war das nicht geplant gewesen, er hatte den Wunschzettel in der Aufregung sogar vergessen. Aber es passte perfekt. Der Ausdruck des temperamentvollen Mazoku wurde, wie Yuri es gehofft hatte, etwas weicher. "Gretas Geburtstag...", murmelte er, fast etwas nachdenklich und sah an Yuuri vorbei. Er schien sehr unschlüssig. Yuri sah ihn hoffend an, aber wusste, dass Wolfram zusagen würde. Wenn es um Greta ging, konnte er nicht nein sagen. "In einer halben Stunde unten am Tor. Ich hol dich-....euch ab." Yuri verdrehte leicht die Augen, als Wolfram sich verbesserte aber sein Grinsen wandelte sich zu einem erleichterten Lächeln. Ein Teil seiner Nervosität schien von ihm abzufallen. "Okay, in einer halben Stunde. Und nenn' mich Yuri. Es klingt echt komisch, wenn ausgerechnet du 'euch' sagst." Einen Moment lang sah Wolfram Yuri direkt in die Augen, als würde er etwas erwiedern wollen. Doch er ließ es und ging. Zufriedenheit machte sich in ihm breit. Vielleicht konnte selbst der Maoh seine Fehler nicht wieder gut machen. Aber er konnte vieles dafür geben, damit ihm diese Fehler verziehen wurde. Und genau das würde er. +++________________++++**++++________________+++ Yuri lehnte sich ausatmend gegen die steinerne Mauer des Flurs. Alles war gut. Er hatte mit Günther geredet und ihm zwischen Weinkrämpfen das Versprechen abgerungen, dass er Stillschweigen würde über den 'Zimmer-Vorfall' mit Sararegui. Wolfram wusste nichts und er hoffte, dass es auch so bleiben würde. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Dunkelhaarigen. Es würde sich alles wieder zum Guten wenden. Sachte stieß er sich von der Wand ab und sah auf seine G-Shock Armbanduhr. Er lag gut in der Zeit und konnte jetzt noch schnell seine Haare färben und Kontaktlinsen einsetzen, ehe er dann Wolfram in die Stadt begleiten würde. Er mochte weder die Haarfarbe noch die Augenfarbe besonders, aber es war weitaus entspannter, wenn er unerkannt in der Stadt herumstromern konnte. +++________________++++**++++________________+++ „Du bist zu spät.“ Die ernüchternde Feststellung, ließ Yuri etwas verlegen werden. Und Wolfram schien das 'Euch' fürs Erste tatsächlich beiseite gelegt zu haben. „Tut mir Leid, das Auswaschen der Farbe hat etwas länger gedauert, als ich eingeplant hatte...“ Wolfram beäugte Yuris leicht rötliche Haare missbilligend. Ihm schien ein Kommentar auf der Zunge zu liegen, aber erneut verkniff er ihn sich, auch wenn es ihm augenscheinlich sehr schwer zu fallen schien. „Lass uns gehen; eine der Wachen steht bereit und wird uns bis in die Innenstadt begleiten.“ Ehe Wolfram allerdings einen Schritt auf die Treppe setzen konnte, hielt Yuri ihn an seiner Uniform zurück. Irritiert drehte der Schönling seinen Kopf zu dem Dunkelhaarigen und blinzelte leicht, als er dessen ernsten Blick sah. Yuri holte tief Luft, ehe er ansetzte. „Ich möchte noch etwas klarstellen, Wolf. Ich weiß, du bist sauer auf mich und alles...Aber wenn, dann lass es auch an mir aus, wie du es normalerweise tun würdest... Du weißt, dass du mich Yuri nennen kannst...nur weil wir...weil wir nicht mehr verlobt sind, heißt das ja nicht, dass...also dass es was ändert.“ Seine Stimme zitterte leicht doch sein Blick blieb direkt auf seinen Gegenüber gerichtet, ehe er hinzufügte: „Mir wäre es sogar egal, wenn du mich wieder als Weichei beschimpfst. Hauptsache du bist wieder mehr du selbst..." Ein sehr beschämter Ausdruck machte sich auf Yuris Gesicht breit. Mit der 'Beleidigung', die für Außenstehende wahrscheinlich schon eher ein Kosename geworden war, hatte er schon lange kein großes Problem mehr; er erwiederte eigentlich nur noch aus Gewohnheit, dass Wolfram es unterlassen sollte. Aber dass er Wolfram darum bitten musste ihn wieder wie einen Freund zu behandeln, war doch irgendwie unangenehm. Er wusste nur nicht, wie er es sonst machen sollte. „Nein.“ „Was? Wieso nicht?“, fragte Yuri irritiert. Wolfram befreite sich aus dem Griff des Maoh und sah ihn nicht an. "Im Gegensatz zu dir, ist mir deine Position sehr wohl geläufig. Es schickt sich nicht einen König so vertraut anzusprechen, jedenfalls nicht in meiner Position. Ich bin nichts weiter als ein Dämonenkrieger, auch wenn ich adlig und Sohn der ehemaligen Dämonenkönigin bin. Ich gehöre nicht zu deiner Leibwache, wie Lord Weller." „Aber...“ "Kein aber. Was glaubst du wieso Lord Weller dich ebenfalls immer wieder mit 'Heika' anspricht, obwohl du ihm noch so oft sagst, dass er es nicht tun soll? Er würde dir sicher gern den Gefallen tun, aber es gibt nun mal gewisse gesellschaftliche Normen." Wolframs Blick wurde etwas hart, als er Yuri wieder ansah, doch dieser erwiederte den Blick ebenso stur. "Ich weiß schon, dass es was mit Respekt und so weiter zu tun hat. Aber die Frage ist doch, wem soll der der Respekt erwiesen werden? Mir doch, oder nicht? Und wenn ich sage, dass es in Ordnung ist, mich Yuri zu nennen, dann ist das doch nicht respektlos!" Wolfram ballte die Hände leicht zu Fäusten. Yuri wusste genau, was jetzt kommen würde. Wolfram würde seinen Kiefer anspannen und den Hals recken. Dann würde er etwas lauter werden und mit harscher Stimme erklären, wieso Yuri Unrecht hatte. Und er behielt Recht. Wolframs Augen funkelten ihn böse an. "Doch, genau das ist es! Es ist auch wichtig, dass man in der Öffentlichkeit Respekt zeigt; nicht jeder hier trägt eine Etikette, auf der verzeichnet ist, dass er befugt ist dich mit deinem Namen anzusprechen! Das ist genau dasselbe wie mit dem Eröffnungstanz!" Yuri schluckte leicht, als er sah, dass Wolfram langsam wirklich zornig wurde. Er wollte eigentlich nicht schon wieder mit ihm streiten; er wollte sich eigentlich vertragen. Aber er selber zog sicher nicht aus Rücksicht den Schwanz ein; er vertrat seine Ansichten ebenso wie Wolfram und daran änderte auch nichts ihr momentaner Streit. Der junge Blonde war in Fahrt gekommen. "Du kannst nicht einfach Regeln für dich selber und dein Umfeld bestimmen und dann glauben, dass damit der Weltfrieden gesichert ist! Dir ist vielleicht klar, wie du zu wem stehst, aber andere können nun mal nicht deine Gedanken lesen! Sie vertrauen auf das, was überall verbreitet ist, okay?!" "Du hast mich doch zu anfang unserer Begegnung auch nicht so förmlich angesprochen!", wand Yuri etwas schwach ein. Wolfram rollte entnervt mit den Augen. "Dreimal darfst du raten wieso. Es ist kein Geheimnis, dass ich nicht davon überzeugt war, dass ausgerechnet ein Weichei wie du der Dämonenkönig sein soll. Meinen Respekt muss man sich verdienen!" Yuri sah auf. "Und jetzt respektierst du mich?" Wolfram drehte sich weg und schnaubte verhalten. "Was für eine blöde Frage. Sonst würde ich wohl kaum so einen Aufstand machen." Yuri schwieg betreten. Er wusste gerade nichts wirklich zu erwiedern. Es freute ihn nicht, dass Wolfram ihn als König respektierte. Früher hätte es das vielleicht. Aber er wollte nicht, dass Wolfram ihn nur als König sah. Er wollte ihn als Freund! Nicht als festen, einfach nur als einen Freund... "Gut, dann machen wir es anders.", sagte Yuri nach kurzem Schweigen und Wolfram drehte sich wieder leicht zu ihm. "Dann bist du ab heute auch meine Leibgarde. Und wenn es so ist, dass es sich in der Öffentlichkeit nicht schickt, dann kannst du mich ja aber Yuuri nennen, wenn wir alleine sind! So wie eben." Ein schwaches Grinsen schlich sich auf seine Lippen und der blonde Mazoku schien einen Moment lang in Empörung nach Worten zu suchen, weil Yuri es schon wieder so drehte, wie es ihm passte, doch er gab auf. Mit einer etwas gestressten Bewegung fuhr er sich durch seine engelsgleichen Locken. "Lass uns endlich aufbrechen.", murmelte er nur noch und Yuri nickte. +++________________++++**++++________________+++ "Was steht da denn nun?" "Nein, Wolf-...wirklich. Ich glaube...wir sollten einfach nur in den Geschäften schauen! Wunschlisten werden überbewertet!" Panik war deutlich aus Yuris Stimme herauszufiltern. "Yuri!" Wolframs gefährliches Knurren veranlasste den Schwarzhaarigen dazu ihm mit hochrotem Kopf Gretas Wunschliste auszuhändigen und sich in Scham wegzudrehen. Er konnte sich auch gerade nicht darüber freuen, dass Wolfram ihn bei seinem Namen nannte. "Ich werd da vorne bei den Kleidern nachsehen, okay? Die Farben sehen wirklich toll aus, sowas lässt sich gut schenken! Sie hat zwar schon Unmengen an Kleidern, aber da gibt es bestimmt noch irgendetwas schönes....", faselte der junge Maoh und machte sich hastig aus dem Staub, beobachtete aber trotzdem Wolframs Rekation auf den einsamen Satz, der in der Mitte der Papieres auf Dämonensprache gekritzelt war. Ich wünsch mir ein Geschwisterchen von Papa Yuri und Papa Wolfram! Greta Verdutzt schien Wolfram den Satz noch zwei weitere Male zu überfliegen, ehe ein selbstgefälliger und teilweise auch belustigter Ausdruck auf seinem Gesicht platz nahm. Sein Ärger schien für einen Moment wie weggeblasen, als er sich zu Yuri drehte, der noch immer so tat, als würde er das erste mal im Leben Kleider begutachten. "Ein Geschwisterchen, hm?", sagte Wolfram langsam und schien sich über den Ausdruck in Yuris Gesicht, der eine Mischung aus Panik und Höllenfurcht vereinte, köstlich zu amüsieren. Ein Gedanke schien dem jungen Lord von Bielefeld gekommen zu sein und Yuri wühlte sich nur noch eine Spur hektischer durch die Kleider. Sein Herz raste, sein Gesicht kochte und seine Finger zitterten. Wolfram trat zu ihm, doch Yuri traute sich nicht auf zu sehen. "Ich hätte da eine Idee, wie wir ihr den Wunsch erfüllen könnten..." Yuris Nackenhaare stellten sich auf, als Wolframs Stimmlage tiefer war als gewohnt. Ruhig, zweideutig und irgendwie verstörend, wie Yuuri es empfand. Der Schwarzhaarige wirbelte zu Wolfram herum, suchte zur Sicherheit einen Schritt Abstand. "Ich will gar nicht wissen woran du gerade denkst und ich werde da sicher nicht mitmachen!", schoss es gehetzt aus Yuri hevor. Wie ein gejagtes Tier flog sein Blick umher, schien sich nicht festlegen zu können. Wolfram verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. "So? Du willst also nicht den Wunsch deiner Tochter erfüllen?" Yuri schluckte und wirkte in die Enge getrieben. "Niemals!", platzte es laut aus ihm heraus, "Ich würde niemals ein Geschwisterchen mit dir zeugen, weiß Gott, wie das überhaupt gehen sollte! Eher lass ich mich in der Wüste aussetzen!" Seine Worte überschlugen sich fast. "Wir werden schon irgendetwas anderes finden, was sie glücklich macht! Sie ist schließlich ein Kind und Kinder haben keine Ahnung, wie kompliziert die Dinge manchmal sind..." Wolframs Augenbraue zuckte gefährlich. "Dinge sind kompliziert, wenn man sie kompliziert macht. Aber wem erzähl ich was; dass du ein Meister auf dem Gebiet bist, ist wirklich nichts neues", schnaubte er temperamentvoll und schoss wütende Blicke auf Yuri ab, "Ach und ein qualvoller Tod in der Wüste würde dir also mehr zusagen ja? Ich wusste nicht, dass ich derartig abstoßend bin, aber danke für eure ehrliche Meinung, heika. Ihr müsst euch wirklich selbst gezwungen haben, mich hierher zu lotsen." Yuri bekam Kopfschmerzen und wusste sich nicht zwischen Furcht und Verzweiflung zu entscheiden. Wolframs stechender Blick ging ihm durch Mark und Bein. "Ich denke ihr könnt diesen Einkauf alleine zu Ende bringen. Die Wache steht zur Sicherheit draußen." Man sah dem jungen Schönling an, dass er drauf und dran war irgendetwas nahe stehendes in Brand zu setzen. "Und was meine Idee anbelangt...", fuhr er fort,"...Ich hätte auf eine Bärenbiene getippt. Vielleicht eine, die sich nicht zu einem Monster entwickelt, aber das ist euch überlassen." Yuri erstarrte leicht, als ihm klar wurde, dass seine Vorurteile mit ihm durchgegangen waren. "Ihr wisst ja scheinbar alles besser.", fügte Wolfram noch frostig hinzu und stapfte aus dem Laden. Der Maoh blieb zurück. Verwirrt und mit neuen Schuldgefühlen. "Bärenbienen...", murmelte er nur und fasste sich an seinen schmerzenden Kopf. Er hatte Wolf Unrecht getan. Und ihm war die Lust zum Einkaufen vergangen. Etwas unsicher ging er zur Tür des Ladens und lugte hinaus um zu sehen, ob Wolfram nicht vielleicht doch einfach geblieben war, zumindest aus Verantwortungsgefühl. Aber nirgends konnte er seine schillernden blonden Locken entdecken. Er war weg. +++________________++++**++++________________+++ Yuri fühlte sich ganz und gar nicht gut. Er hatte eine wichtige Sitzung vor sich, aber seine Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen, schon seit den letzten Tagen. Ab und an war ihm etwas schwindelig, aber er wollte nicht zu Gisela gehen. Noch nicht. Erst nach der Sitzung. Seit er vor drei Tagen mit Wolfram erneut im Streit auseinander gegangen war, hatten sie sich kaum gesehen und Yuri war mit allerlei Vorbereitungen für die große Geburtstagsfeier seiner Tochter Greta beschäftigt gewesen. Gästeliste, Tischanordnungen, wer sitzt neben wem, der Ablauf.... Es war viel Arbeit und obwohl es Yuri wert war (schließlich ging es um seine Tochter!), hätte er alles für eine einfache Pause gegeben. Davon abgesehen, dass es eigentlich wieder einmal anstand nach Hause zurück zu kehren um auch seine Hausaufgaben für die Schule zu erledigen. Zwar verlief die Zeit in Shin Makoku schneller als auf der Erde, aber seit dem Kampf mit Soushou hatte sich die Zeitdifferenz etwas geändert. Wenn er hier nur für eine Woche blieb, vergingen auf der Erde schon mehrere Stunden, was ein ziemliches Problem darstellte. Nichts desto trotz hatte Yuri sich erneut den Kopf zerbrochen, wie es mit ihm und Wolfram weitergehen sollte. Es ging alles schief, aber er hatte immer noch seinen 'Masterplan', wie er ihn getauft hatte, in petto, mit dem er Wolfram zeigen wollte, dass er sich versöhnen wollte. Und nichts bot sich besser an, als: Der Eröffnungstanz auf Gretas Geburtstag. Bedauerlicherweise war dieser natürlich nur halb so prunkvoll und mit wichtigen Gästen wie Sararegui-heikas Geburtstag, aber die Geste sollte eindeutig sein. Er würde Wolfram von sich aus auffordern mit ihm zu tanzen. Allein der Gedanke, mit dem blonden Schönling vor allen Leuten zu tanzen, machte ihn sehr nervös, aber er sah inzwischen kaum eine andere Wahl. Mit Sararegui-heika hatte er schließlich auch getanzt, zweimal sogar. Und gestorben war er auch nicht. Also würde er das schon irgendwie hinbekommen. Vorsichtshalber hatte er mit Conrad über seinen Plan gesprochen, damit er sicher gehen konnte, dass nicht wieder irgendwelche Sitten missachtet wurden oder er Wolfram womöglich darum bat seine Konkubine oder ähnliches zu werden, aber sein Namensgeber hatte ihn beruhigen können. Es wäre nicht falsch, Wolfram und der breiten Masse zu zeigen, dass er als Maoh immer noch großen Respekt vor Wolfram hatte und ihm den ersten Tanz gewährte. So stand der Entschluss also fest. Seufzend machte er sich auf den Weg ins Arbeitszimmer. Er begrüßte alle Anwesenden wie immer locker und mit einem leichten Grinsen, obwohl das Anliegen weniger erfreulich war. Gwendal fackelte nicht lange und kam direkt zum Punkt. "Es gibt Ärger an unseren Grenzen. Die Dörfer dort sind Opfer einer Räuberbande, die ihr Unwesen treibt und glaubt sie könne sie alles erlauben, nur weil es ein Grenzgebiet ist und wir vor einem Monat entschieden haben dort an Wachen einzusparen, um nicht wie eine Bedrohung zu wirken." Sein Missmut war ihm quer über sein ernstes Gesicht geschrieben. Natürlich war es Yuris Idee gewesen. Der junge Maoh nickte leicht und sah jeden einzelnen Anwesenden an. Außer Gwendal waren Yozak, Murata, Conrart und Wolfram vertreten. Nur Günther fehlte. "Und was schlagt ihr als Reaktion darauf vor?" Gwendals Mundwinkel schienen sich um wenige Millimeter zu senken. "Wir wollen Soldaten an die Grenze schicken, die nach dem Rechten sehen. Es dürfte sich um einen 3 Tages-Trip handeln.", antwortete er und legte Yuuri das Papier vor, das es zu unterzeichnen galt. Der Schwarzhaarige bekam ein mulmiges Gefühl, was in Verbindung mit seinen Kopfschmerzen nicht gerade etwas gutes tat. "Und was passiert mit den Banditen?", harkte er nach. Nun meldete sich Wolfram zu Wort. "Was wohl? Wir werden ihnen natürlich einen moralischen Vortrag halten, darüber dass man nicht zu stehlen hat." Seine Worte trieften nur vor Sarkasmus und Yuuri sah ihn verärgert an. Auch Gwendal schien von Wolframs Verhalten gegenüber ihres Königs nicht gerade angetan. "Wolfram, benimm dich." Der blonde Schönling rollte nur mit den Augen und vermittelte die Aussage: Was auch immer. Yuri starrte ihn eine Weile an, ehe er sich an Gwendal wandte. "Es ist falsch zu stehlen, aber wir müssen doch wohl davon ausgehen, dass sie es aus einer Notlage heraus tun, oder? Vielleicht ist es ein falscher Ansatz sie für etwas zu bestrafen, wo sich sich vielleicht zu gezwungen sahen." "Was hab ich gesagt? Du tust es schon wieder!", fauchte Wolfram, ehe ihn Jemand zurückhalten konnte,"Yuri, die rotten ganze Dörfer aus! Dämonen sterben; Frauen, Männer, Kinder, Babys...! Willst du das verantworten, indem du ihnen vielleicht Geld gibst, damit sie sich ein schönes Leben machen können und nicht mehr stehlen müssen? Das ist einfach indiskutabel!" "Wolfram, zügel deine Zunge.", grollte Gwendal und Wolfram verstummte erneut, nicht aber ohne geballte Fäuste und dem Eindruck, dass er jeden Moment platzte. Man konnte die Hitze um Wolfram fast kinstern hören, so furios wie er Yuri anstarrte. Lord von Voltaires Stirnfalte schien sich zu vertiefen. Der imposante Mazoku wandte sich ihrem Dämonenkönig zu, der mehr als unentschlossen wirkte. "Es tut mir Leid, heika, aber wir können es nicht verantworten nichts gegen diese Banditen zu unternehmen. Euren Gerechtigkeitssinn in allen Ehren, aber die Mazoku aus unserem Land verdienen unseren Schutz. Wenn ihr euch gleichzeitig für die Banditen einsetzt, wird es nicht nachvollziehbar sein und es könnte zu Aufständen führen. Versteht ihr? Hier handelt es sich nicht um einen entwendeten Apfel, sondern um das Auslöschen von ganzen Dörfern. Das hat nichts mehr mit Existenzsicherung zu tun." Yuri öffnete leicht den Mund um zu protestieren, aber schloss ihn wieder. Schwach fasste er sich an seine Stirn und schwieg. Im Raum war es still und alle schienen auf sein Urteil zu warten. Conrart schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. In solchen Momenten hätte er gern die Last von Yuuri genommen, Entscheidungen zu fällen, die sich mit seiner Einstellung nur wenig überschnitten. "Yuri.", Wolfram ging wenige Schritte auf den jungen König zu und stoppte vor dem Tisch. Er schien sich etwas beruhigt zu haben, auch wenn es in ihm noch immer brodelte, " Ich weiß du willst für alle nur das Beste, aber du hast Verantwortung in erster Linie gegenüber deines Volkes. Alles andere muss danach kommen, das ist deine Aufgabe als Dämonenkönig." Er machte eine kurze Pause. Yuri sah ihn nicht an und Gwendal tauschte einen kurzen Blick mit Conrart aus, ehe Wolfram fortfuhr: "Ich werde diese Mission übernehmen und mir das Gebiet ansehen. Wenn du danach verlangst, werde ich keinen der Männer töten und sie alle lediglich in Gewahrsam nehmen. Wenn sie im Kerker gefangen gehalten werden, hast du dann Zeit dir zu überlegen, was du mit ihnen anstellen willst." Yuri sah auf, doch Gwendal war diesmal derjenige, der einschnitt. "Nein, Wolfram. Dafür erteile ich dir keine Erlaubnis. Das Grenzgebiet ist für Mazoku wie dich, die starke magische Kräfte haben, nicht geeignet. Wenn irgendetwas nicht nach Plan verläuft und ihr in Menschen Territorium gefangen genommen werdet, seid ihr im Nachteil." "Das Grenzgebiet ist allgemein 'gefährlich', egal für wen.", schnaubte Wolfram nur und schien nicht von seiner Entscheidung abweichen zu wollen. " Habt ihr überhaupt kein Vertrauen in mich? Ich bin nicht auf den Kopf gefallen!" "Das behauptet auch keiner.", meldete sich Yuri zu Wort, "Wenn du jetzt auf einen drei Tages-Trip gehst, verpasst du Gretas Geburtstag.", sagte er und sah Wolfram an. "Als ihr Vater ist das ziemlich verantwortungslos, wenn andere den Job genauso gut verrichten können. Meinst du nicht?" Er hoffte, dass Wolfram sich umentschied. Zum einen wegen Greta, zum anderen aber auch, weil er sonst die Chance verpassen würde mit ihm zu tanzen. Was der Blonde allerdings im folgenden sagte, wühlte alles durcheinander. "Technisch gesehen bin ich nicht ihr Vater. Wir sind nicht mehr verlobt.", rutschte es Wolfram heraus und Yuri stand so ruckartig auf, dass die Anwesenden zusammenzuckten. Er war nahe dran Wolfram eine zu scheuern, aber er hielt sich gerade noch zurück, denn er erinnerte sich noch sehr gut an den Ausgang des letzten Males. Und eine erneute Diskussion über eine Verlobung wollte er nicht herausfordern. Trotzdem zitterten seine Fäuste vor Wut. "Ich bin auch nicht ihr leiblicher Vater, na und? Das hat doch überhaupt lediglich was mit Gefühlen zu tun! Wenn du sie liebst und fühlst, dass sie deine Tochter ist, dann ist sie das auch! Egal was Papiere sagen!" Yuuris Stimme war laut geworden. Wie konnte Wolfram sowas nur sagen? Der junge Lord Bielefeld war etwas blass geworden und schien seine Worte zu bereuen. Trotzdem sah er Yuri unbewegt an. "Was weißt du schon von Gefühlen." Beide starrten sie sich an, keiner schien den Blickkontakt zuerst abbrechen zu wollen. Yuri knirschte mit den Zähnen. Wie konnte Wolfram nur! Sie waren vielleicht nicht mehr verlobt, aber das hatte überhaupt nichts zu sagen! Und er verstand nicht, wie Wolfram so etwas ohne mit der Wimper zu zucken sagen konnte. Wolfram war es doch gewesen, der sich verantwortlich gefühlt hatte und Greta sogar trotz ihres Mensch-Seins als seine Tochter angenommen hatte. Wann immer Yuri in der Menschenwelt war, war er für sie da gewesen. Wieso zerstörte er das alles? Yuri durchbohrte Wolfram mit Blicken. "Schön, wie du willst, dann erteile ich dir hiermit die Erlaubnis zum Grenzgebiet aufzubrechen und dich um die Konflikte dort zu kümmern. Die Banditen werden in Gewahrsam genommen und keiner wird getötet. Ich erwarte einen Bericht von den Ausmaßen der Zerstörung, damit wir Hilfstrupps organisieren können." Wolfram schien nicht damit gerechnet zu haben und schwieg. Yuris Blick haftete an ihm und ließ nicht los. "Und dann darfst du Greta gerne erklären, warum du eine Mission ihrem Geburtstag vorgezogen hast; ich werde es nämlich nicht tun.", seine Stiumme bebte leicht und man hörte deutlich dass ihm der Gedanke zusetzte. Wolfram kniff die Lippen zusammen, aber sagte noch immer nichts und Yuri ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder und versuchte sich die Anzeichen seiner Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. Ein beengendes Schweigen machte sich breit. "Wenn das dann alles ist, denke ich, dass diese Sitzung für beendet erklärt werden kann.", murmelte der junge Maoh müde und unterschrieb den Zettel. Keiner widersprach mehr. _______________________End of Chapter 4 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)