Herz ist Trumpf von Schnie (albus & alice) ================================================================================ Kapitel 2: ZWEI --------------- - tada, ein neues kapitel :] was ihr hauptsächlich den kreativen einflüssen von und zu verdanken habt. also dankeskarten bitte dort hin :P mehr möchte ich an dieser stelle auch gar nicht von mir geben, sondern euch einfach mal auf das neue kapitel loslassen :) Kapitel 2 Seine Hände umfassten ihre Taille und der leichte Stoff ihrer Bluse faltete sich unter seiner Berührung, löste sich aus ihrem Rock, entblößte ihre helle Haut; gerade so, als wäre es gewollt – was es auch war. Ihre Hände fanden den Weg in sein dichtes Haar und ihre Lippen suchten immer wieder die seinen. Ein leises, aber zufriedenes Seufzen entwich ihrer Kehle, als seine feuchten Küsse an ihrem Hals hinab wanderten, während seine geschickten Finger ihre Oberschenkel kitzelten. Umständlich, aber erfolgreich, schaffte sie es, sein Hemd aufzuknöpfen und nur einen Moment später spürte sie auch schon wieder seine Lippen auf ihren. Nun gelang es auch ihm nicht mehr, ein begieriges Seufzen in einem Kuss zu ersticken. Seine Hand berührte ihre Wange, als sein Kuss ihr geradezu das Gleichgewicht raubte. Ohne jegliche Orientierung suchte sie nach Halt und ihr Ellenbogen stieß gegen ein Regal. „Au“, wisperte sie gegen seine Lippen, ohne auch nur den Hauch eines Schmerzes zu spüren. Zu betäubend war seine Nähe. Ein raues Lachen drang aus seiner Kehler und sie konnte es nur erwidern, als er sie mit einer sanften und zugleich bestimmenden Berührung gegen die Steinmauer drückte – und dabei einen alten Besen umstieß. Wieder vergruben sich ihre Hände in seinen blonden Locken und wieder spürte sie seine Küsse an ihrem Hals, ihren Schlüsselbeinen - „Hier hinein? Bist du sicher?“, ertönte eine nur allzu bekannte Stimme – als summte in weiter Ferne lediglich die Hintergrundmusik eines Hollywoodfilms. Wahrzunehmen, aber nicht zu beachten. Warum auch? Sein entblößter Oberkörper drängte sich gegen ihre Brust und er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, atmete ihren Duft, kitzelte dabei ihren Nacken. Ein weiteres Seufzen ihrerseits, als sie sich erneut in einen Kuss vertieften. „Was wollte sie denn da drin“, erklang die Stimme noch einmal, drang jedoch nicht durch das Bewusstsein der beiden. Noch nicht. Erst, als der kleine Raum seine wohligen Schatten plötzlich an ein gleißendes Licht verlor, das sie fokussierte, und nicht nur ihr Versteck lichtete, sondern auch die vorige Unbeschwertheit davon schickte. Rose blinzelte erschreckt zur Tür, während sie hektisch versuchte, ihren Rock zu richten. Sie spürte in ihrer Blendung, dass auch Scorpius sich dem überraschenden Besucher zuwendete und sein Hemd eilig zuknöpfte. Die dunkle Silhouette, die draußen auf dem Korridor verweilte und vor wenigen Momenten in die kleine Besenkammer geplatzt war, gewann erst an Details, als sich Rose’ Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten. „Bei Merlin!“, rief Dominique mit viel zu euphorischer Stimme. Warum auch? Darum. - Manchmal konnte Alice die Welt umarmen. An solchen Tagen schien die Sonne immer ein bisschen heller, nur für sie. Die Vögelein sangen scheinbar ihre Lieblingslieder und sogar Unmengen von Hausaufgaben konnten solche Tage nicht trüben. Sie lachte lauter denn je und selbst der sonst so ungemochte Griesbrei zum Abendessen schmeckte hervorragend. Ja, manchmal konnte Alice die Welt umarmen. Und manchmal nicht. Mit einem mürrischen Grummeln, das sie die letzten Wochen stetig begleitete, ruhten Alice’ Augen auf dem Slytherintisch. Während sie mit ihrem Zauberstab, den sie statt einem Löffel versehentlich gegriffen hatte, in einer Schüssel Griesbrei herumrührte, beobachtete sie das fröhliche Gegacker von Annabelle, die sich am besagten Slytherintisch gerade köstlich zu amüsieren schien. Die Französin war eine Plage, nichts weiter. Eine Plage, die an Alice’ Schuhen klebte und sie somit auf Schritt und Tritt verfolgte. Allerdings – und das war beinahe noch schlimmer – klebte die Plage nicht nur an den Schuhen der Longbottom, nein. Denn mit Freude schien sie auch an Albus zu kleben, dem sie merkwürdigerweise nicht mit den Charakterzügen einer Plage gegenübertrat. In seiner Anwesenheit war sie ein Engel – mit den Hörnern des Teufels, die sie unter ihrer perfekten Frisur versteckte, wie Alice nur zu genau wusste. Doch natürlich genügte es nicht, dass Annabelle schon allein durch ihre bloße Anwesenheit das Gleichgewicht in Alice’ Welt zwischen Gut und Böse – und zwar nicht gerade zum Vorteil der guten Seite – durcheinander brachte. Scheinbar führte man in Frankreich einen Krieg der besonderen Sorte; der hinterhältigen, um genau zu sein. Denn als Alice’ Kessel vor wenigen Wochen im Unterricht explodierte und somit auch Annabelles Pfirsichhaut mit Ruß beschmutzte, kursierte auf ganz Hogwarts das Gerücht, Alice hätte es auf ihre neue Mitschülerin abgesehen. Die Longbottom traf regelrecht der Klatscher! Hätte sie es mit jedem Kessel, den sie bisher in die Luft gejagt hatte, auf einen ihrer vermeintlichen Feinde abgesehen – Bei Merlin, dann würde sie vermutlich mehr Feinde in ihrem Adressbuch verzeichnen, als Voldemort zu seinen besten Zeiten. Erst als sich schließlich heraus gestellt hatte, dass es Annabelle selbst war, die Alice solche Beschuldigungen hinterher rief, löste sich das Mysterium um Alice’ bisher scheinbar unentdeckte dunkle Seite. Dominique wollte sofort mit dem Besenstiel auf die Slytherin losgehen und sogar Rose sah hinter ihrem Buch alles andere als entspannt aus. Doch die Rache an dem französischen Miststück war erst Alice’ zweiter Gedanke. Der erste gehörte Albus – wie sollte es auch anders sein. Aber der Potter hatte ihr versichert, dass er den Gerüchten keinen Glauben schenkte. Zu gut würde er seine beste Freundin schließlich kennen und auch nur, weil Alice’ Herz bei der Betitelung Beste Freundin den sterbenden Schwan mimte, vergaß sie gänzlich die zufällige Erwähnung, dass Annabelle selbst dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Doch vermutlich hätte dieses Faktum an Albus’ ach so positiver Meinung über die Französin auch nichts geändert. Und Alice’ stetiges Grummeln wurde ein bisschen mürrischer. Wie – bei Merlins löchrigster Socke – schaffte es Annabelle nur, den Potter dermaßen um den Finger zu wickeln? Hatte sie Albus tatsächlich so falsch eingeschätzt, über die ganzen Jahre ihrer Freundschaft? Interessierte er sich nur für Annabelles umwerfende Figur und ihren lieblichen Augenaufschlag? Unwillkürlich schüttelte Alice ihren Kopf, legte ihre Stirn in tiefe Falten – scheinbar ohne jeglichen Grund, weshalb die wenigen, um sie herum sitzenden Gryffindors sie mit argwöhnischen Blicken beäugten. Unnötigerweise, denn Alice registrierte diese nicht im Geringsten. Stattdessen haftete ihre Aufmerksamkeit an Annabelles künstlichem Gekicher, das schallend und schrill die Große Halle durchdrang und dem eigentlich so gemütlichen Mittelpunkt Hogwarts’ geradezu die Wirkung eines Hitchcockszenarios verlieh. Grell, unberechnend und – „Du glaubst es nicht!“ Alice zuckte vor Schreck so sehr zusammen, dass sie beinahe von der Sitzbank geplumpst wäre. „Bei Merlin, Dominique!“, fluchte sie und ihr Brustkorb hob sich ein paar wenige Male – tief ein- und ausatmen, vielleicht hatte sie ja Glück und ihr Beinahe-Herzinfarkt überlegte es sich wieder anders. Sich keiner Schuld bewusst, blinzelte Dominique ihrer beste Freundin lediglich mit verwirrter Miene entgegen, bevor sie sich in seliger Ruhe neben sie fallen ließ. „Hab ich dich erschreckt?“, fragte sie – die Longbottom hob nur eine Augenbraue –, bevor ihre blauen Augen zu Alice’ Zauberstab wanderten, der in einer Schüssel Griesbrei steckte. „Was zum Dementor macht dein Zauberstab im Griesbrei?“, fragte sie und erst jetzt bemerkte Alice eben jene Situation. Hektisch und mit angewiderter Miene zog sie ihren Zauberstab aus dem Dessert, schüttelte ihn ein-, zweimal nicht minder angewidert und versuchte ihn schließlich mit einer Servierte zu säubern. Dominique musterte ihre beste Freundin, als würde diese gerade einen Handstand aufführen, während ein Papagei auf ihrem Kopf die britische Nationalhymne trällerte. „Sag mal, ist alles in Ordnung mit dir?“, horchte sie vorsichtig nach und Alice entschied, Dominique nicht von der gruseligen Wirkung zu berichten, die Annabelle auf sie ausübte. Vielleicht wurde sie langsam ein bisschen paranoid? Wie dem auch sei. „Alles in bester Ordnung“, log sie also und verstaute ihren Zauberstab schließlich sicher in ihrer Tasche, bevor sie sich wieder Dominique zuwandte. „Gibt es irgendeinen Grund, warum du gerade einen Irrwicht geprobt hast?“, fragte sie – hauptsächlich um das Thema zu wechseln – und ihr Blick huschte am Gryffindortisch entlang. „Und wo ist eigentlich Rosie? Wir wollten doch zusammen zu Abend essen.“ Damit hatte sie scheinbar die Erinnerung an eben jenen Grund geweckt, der Dominique dazu veranlasst hatte, Alice vor Schreck beinahe vom Esstisch zu katapultieren. „Du wirst es nicht glauben!“, wiederholte sich die Blonde und wippte aufgeregt auf der Sitzbank hin und her. Sie stieß ein beinahe hysterisches Lachen aus, bevor sie sich räusperte und sich zu sammeln schien, um ihr Erlebnis in Ruhe vortragen zu können. Ein kurzer Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass keine heimlichen Zuhörer ihr Gespräch belauschten. „Also, eigentlich war alles wie abgemacht: du bist in die Große Halle gegangen um uns Plätze freizuhalten und ich in die Bibliothek, um Rose zu suchen. Aber da war sie nicht. Also hab ich Theodore gefragt – du weißt schon, der mit dem verunglückten Haarschnitt; der noch häufiger in der Bibliothek sitzt als Rose, wirklich unglaublich – und er meinte, er hätte sie vor ein paar Minuten hinter der Tür gleich neben dem neuen Pokalzimmer verschwinden sehen.“ „Aber das ist doch nur eine alte Besenkammer“, fiel Alice ihr ins Wort und Dominique verrollte die Augen. „Ja, lass mich weiter erzählen! Ich dachte also ‚Mh, das ist doch nur eine alte Besenkammer’ und ohne mir weitere Gedanken darüber zu machen, marschiere ich also auf die Tür zu, öffne sie und –“ „Hey Leute!“ Dominique verdrehte erneut die Augen und wandte sich um. Frankie hatte sich gerade zusammen mit Albus gegenüber den zwei Freundinnen an den Tisch gesetzt und während sie sich wie Halbverhungerte ihre Mahlzeit auf die Teller häuften, führten sie ein ausgelassenes Gespräch über irgendein scheinbar sehr wichtiges Quidditchspiel. Es fielen Sätze wie Foul aus viertausend Meter Höhe und sieben zerbrochene Besen. Dominique hob eine Augenbraue. „Kannst du nicht an deinem eigenen Tisch essen“, fauchte sie Frankie entgegen, der sich nur genüsslich eine Gabel Hacksteak in den Mund schob. Alice verkniff sich ein Kichern und begegnete Albus’ Blick, der ihr aus seinen grünen Augen zuzwinkerte. „Alles klar?“, fragte er, bevor er in ein Brötchen biss. Das Herz der Longbottom machte einen kleinen, erfreuten Hüpfer und eine Welle der Zufriedenheit überschwemmte das zuvor so bedrückende Gefühl. Warum? Das wusste sie selbst nicht so recht. „Klar, ist alles klar“, lächelte sie zurück und spürte, wie ihre Wangen einen hitzigen, roten Farbton annahmen – ganz zu schweigen von ihrer einfallsreichen Antwort. Mann, o Mann, was war nur los mit ihr? Wie oft hatte Albus sie schon nach ihrem Befinden gefragt? Genau, er erkundigte sich lediglich nach ihrem Befinden. Nach ihrem Befinden, ja. Nicht nach Annabelles. Um ein triumphierendes und möglicherweise etwas verrückt klingendes Lachen zu vermeiden, wandte sie sich wieder Dominique zu. „Also, was war mit Rosie im Besenschrank?“, hakte sie nach und dieser Zusammenhang schien auch die Aufmerksamkeit der Jungs geweckt zu haben, die nun interessiert von ihren Tellern aufsahen und die Diskussion über Quidditch einstellten. Dominique entging dies nicht. „Sie übte Tango mit einem alten Besen“, antwortete sie nach einer kurzen Überlegung also und hatte somit ihre Wirkung nicht verfehlt: Albus und Frankie verloren beinahe sofort das Interesse und widmeten sich wieder ihrem Abendessen zu. „Wirklich?“, fragte Alice perplex. „Nein“, sagte Dominique nur und seufzte. - „Cheers!“ Es waren nur noch wenige Worte, denen es gelang, in vollständiger Form die Decke der anschwellenden Musik zu durchdringen und somit auch das Gehör jener zu erreichen, die nicht in unmittelbarer Nähe verweilten. Denn es war nicht nur die laute Musik, die Schuld daran trug, dass manche Wörter ihre korrekte oder gar vollständige Form zu verlieren schienen. Auch der fließende Alkohol hatte mit Sicherheit dem einen oder anderen die Sprachfähigkeiten geraubt. Aber nicht nur Gestotter und Gebrabbel bewiesen, dass Roxanne Weasleys Geburtstagsparty ein voller Erfolg war – woran auch eigentlich niemand so recht gezweifelt hatte. Schließlich versammelte sich halb Hogwarts im Raum der Wünsche, nur um den sechzehnten Geburtstag der beliebten Weasley zu feiern und scheinbar war auch das Schloss selbst in Partylaune. Denn als Alice an diesem Abend den Raum der Wünsche zusammen mit Dominique und Rose betrat, glühte ihr ein wahres Paradies für die Freunde jeglicher Party entgegen. Neben einer reichlich ausgestatten Bar und einer Tanzfläche, fehlte es auch nicht an Sitzgelegenheiten und erst als Alice sich schon eine halbe Stunde auf der Party befand, entdeckte sie eine kleine, aber gemütliche Lounge, die hinter Vorhängen versteckt und mit vielen, flauschigen Kissen ausgestattet war. Seit dieser Entdeckung ist schon einige Zeit vergangen und das anfängliche Herumstehen und höfliche Geplauder, bevor man den ersten Drink zu sich nahm, gehörte schon längst der Vergangenheit an. Inzwischen dröhnte die Musik über ihre Köpfe hinweg, elektrisierte jeden Körper mit ihrem Rhythmus und entlockte jeder müden Seele ein aufgeregtes Lachen. Leichter, weißer Dampf sammelte sich an der steinernen Decke und verlieh den bunten Lichtern etwas Hypnotisierendes. Die wildesten Tanzstile durften auf der Tanzfläche bewundert werden und es glich einem Wunder, dass noch keines der Tablettes zu Bruch gegangen war, die durch den Raum schwebten und jedem durstigen Gast mit einem wahlweise alkoholischen oder antialkoholischen Getränk erfrischten. Den hitzigen Wangen und den feuchten Haarspitzen der Tanzenden nach zu urteilen, so glaubte Alice, müsste es in dem Raum eigentlich warm, wenn nicht sogar unerträglich heiß sein. Doch sie fühlte sich – nun ja, sie würde nun auch nicht sagen, erfrischt – aber dennoch; es war, als würde der Raum jegliche negativen Einflüsse einer Party absorbieren und lediglich erheiternde Effekte verströmen. Wie eine Droge, dachte Alice und verkniff sich ein albernes – und möglicherweise beschwipstes – Kichern, während sie das grazile Glas weißen Elfenweins in ihren Fingern drehte und beobachtete, wie das süßliche Getränk an dem runden Glas leichte Wellen schlug. Ihr Blick wanderte durch den Raum und sie strich sich eine verirrte Locke aus dem Gesicht. Ein weiteres Zeichen dafür, dass die Temperaturen in diesem Raum nur von magischer Natur sein konnten. Denn ihr Haar kringelte sich bereits in leichten Wellen, was es eigentlich nur bei einer hohen Luftfeuchtigkeit tat. Doch sogar die sonstige Beschwerde über ihre Haarstruktur überfiel Alice in diesem Moment nicht, als sie sich in die weichen Kissen einer Sitzecke gleiten ließ, und mit einem unbeschreiblichen Gefühl der Zufriedenheit ihr Umfeld betrachtete. Roxanne war die mit Abstand verrückteste Tänzerin unter den Mutigen, die es ihr gleichtun wollten. Schon seit einer ganzen Weile verausgabte sich die Gryffindor in der Menge. Mit weitläufigen Gestikulationen und Bewegungen genoss sie die Klänge der Musik und wo die meisten Umstehenden zu Anfang noch vor ihrem Tanzstil geflüchtet waren, hatten sich inzwischen einige dazu gesellt. Waren die Schüler Hogwarts’ nicht am tanzen, lümmelten sie auf großen Kissen, plauderten – oder versuchten es zumindest, je nach Anzahl der Drinks – lachten, amüsierten sich. In manch dunkler Ecke konnte Alice ein eng umschlungenes Paar ausmachen und in manch anderer jene, die kurz davor waren, in ähnliche Liebeleien zu verfallen. An der Bar tummelten sich hauptsächlich Jungs, die sich alle um ein paar wenige Barhocker zu versammeln schienen. Und um Alice’ Mundwinkel zuckte ein Grinsen, als sie erkannte, weshalb ausgerechnet jener Platz an der Bar so berauschend schien. Dominique und Frankie hatten ihr Versprechen gehalten und ihrer Wette Wahrheit eingehaucht. Den bereits angesammelten Gläsern auf der Theke nach zu urteilen, hielt sich der Alkoholpegel nicht mehr gerade niedrig und Alice wusste nur zu genau um den starren Blick in Frankies Augen. Allerdings schien auch Dominique einige Schwierigkeiten zu haben, sich auf dem kleinen Hocker zu halten. Dass Aufgeben für die beiden nicht in Frage kam, musste wohl kaum erwähnt werden. Und die wilden Anfeuerungen der Umstehenden erweckten in den beiden ewigen Streithähnen den Ehrgeiz mehr denn je. Zwei weitere kleine Gläschen, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit, fanden den Weg in ihre Kehlen und das dumpfe Geräusch, mit dem die Gläser wieder das Holz der Theke erreichten, drang sogar bis zu Alice hindurch. Weitere Jubelrufe ertönten von ihren Zuschauern, doch statt ihren scheinbaren Fans auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken, saßen sich Frankie und Dominique lediglich gegenüber, die Blicke aufeinander gerichtet und beinahe zeitgleich verzogen sich ihre Mimiken zu lustigen Grimassen, als der Geschmack des Alkohols ihre Sinne berührte. Alice kicherte munter und wollte ihre Aufmerksamkeit gerade wieder auf ihren eigenen Drink richten, als Albus mit einem eleganten Hüftschwung aus der tanzenden Menge auf sie zu trat. Ein weiteres Mal kicherte Alice auf – belustigt von den ulkigen Bewegungen des Potters – und selbst als er sie bereits erreicht hatte, ließen seine rhythmischen Bewegungen nicht nach. Seine kreisenden Hüften näherten sich ihr mit jedem Takt, seine von der Musik geflutete Begeisterung fand sich in jeder Geste wieder, seine grünen Augen betrachteten sie mit einem breiten Grinsen und Alice ließ ein heiteres Jubeln hören. Plötzlich jedoch ließ der Potter sich fallen und ihre Heiterkeit versank in seinen Augen, die ihr mit einem Mal so unerwartete nahe waren. Es dauerte einige Sekunden, bis sie realisierte, was geschehen war und seine schmunzelnden Augen verrieten den Scherz hinter seinem Tun. Nur seine ausgestreckten Arme, die Halt an Alice’ Rückenlehne fanden, bewahrten ihn vor dem tatsächlichen Fall und mit einem lauten Lachen rollte er sich schließlich zur Seite und ließ sich neben Alice in die Kissen sinken. Unwillkürlich stimmte die Longbottom in sein Gelächter ein, bohrte ihren Ellenboten neckend in seine Seite, mimte die beste Freundin. Jedoch nicht ohne das Herzklopfen in ihrer Brust zu spüren, das, so glaubte sie, jederzeit die Musik übertönen könnte, würde sie ihrem Herzen diesen Wunsch lassen. Das heiße Gefühl, das sie durchströmte, als sie seine Augen, sein Gesicht, seine Lippen so nahe an den ihren wusste; das sie überflutete, als sie seine wirklich ansehnlichen Hüften in den Jeans betrachten durfte – sie spülte es mit einem großen Schluck Elfenwein hinunter. „Amüsierst du dich?“, fragte der Potter. Sein Blick haftete auf ihr und es bedurfte einen Moment, bis Alice im Stande war, diesem erneut zu begegnen, ohne sofort eine ganze Flasche Elfenwein zu benötigen. „Wie könnte ich nicht, nach dieser privaten Tanzeinlage“, scherzte sie und entlockte Albus ein weiteres Lachen. Seine Hand strich durch sein dichtes Haar und sie dachte, einen Hauch der Verlegenheit in seinen Zügen erkannt zu haben, als er mit einem schiefen Lächeln schließlich seine leere Bierflasche begutachtete. „Du scheinst ja auch deinen Spaß zu haben“, sagte sie und musterte sein Profil – die gerade Nase, sein markantes Kinn, das schwarze Haar, das ihm nur leicht in die Stirn fiel. Ein schiefes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er sich wieder zu ihr drehte. „Na hör mal, ich bin ein Potter. Wenn wir etwas können, dann ist es Spaß haben“, sagte er und hob unter gespielter Anklage die Augenbrauen. „Warum sitzt du eigentlich hier so alleine herum?“, fragte er. „Wo sind Dominique und Rose?“ Dieses Mal war es Alice, deren Augenbrauen sich in einem feinen Bogen hoben und unter einem vielsagenden Blick deutete sie zur Bar, wo Dominique sich gerade an Frankies Schulter festhalten musste, um nicht von ihrem Hocker zu plumpsen. „Verstehe“, lachte Albus, als er ihrem Blick folgte. „Und Rosie hat sich vermutlich mit einem Buch in einer Ecke verkrochen“, sagte die Longbottom und zuckte mit den Schultern. „Aber das macht nichts; mein Freund, der Elfenwein, und ich haben uns recht gut unterhalten.“ „Unterhalten“, schnaufte Albus beleidigt. „Du ziehst Mr Elfenwein also mir vor? Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.“ Und noch ehe sie sich versah, hatte er ihre Hand genommen und sie auf die Beine gezogen. Auf ihr fragendes Blinzeln hob er nur eine vielbedeutende Augenbraue und das simple Wort „Tanzen“ genügte, um Alice protestierend den Kopf schütteln zu lassen und somit Albus ein raues Lachen zu entlocken. „O nein, kommt nicht in Frage“, wehrte sie sich. Es war nicht so, als würde die Longbottom nicht gerne tanzen, nein. Sie mochte es, sich den Klängen ihrer Lieblingsmusik anzupassen, die fließenden Bewegungen in jeder Faser ihres Körpers zu spüren. Manchmal, wenn sie das Glück überraschte und sich niemand außer ihr im Schlafsaal befand, nutzte sie die selige Einsamkeit und befreite sich von jeglichem Stress durch ein bisschen Tanzen. Die Betonung dabei lag jedoch auf der Einsamkeit. Und da Alice es schon nicht schaffte, drei Stufen zu erklimmen, ohne zu stolpern, wollte sie ihr Umfeld wirklich ungern unnötiger Gefahr aussetzen. „Keine Widerrede“, sagte Albus und zog sie bereits auf die Tanzfläche, wo er begann, in lustigen Bewegungen den Takt zu finden und sich dabei sichtlich amüsierte. Kaum jemand achtete auf sie; alle waren sie damit beschäftigt, die Unbeschwertheit zu genießen und sich klagende Gedanken von der Seele zu schütteln. Alice’ Augen huschten über die Schatten, die sich im bunten Licht bewegten, und der Tanzstil des Potters ließ ein Schmunzeln auf ihren Lippen entstehen. Langsam begann sie im Takt zu wippen und spürte, wie die Vibration der Musik in ihre Glieder kroch – die Unbeschwertheit im Schlepptau. Alice strich sich durch das lange Haar und verschaffte schließlich auch ihrer Fröhlichkeit Ausdruck, indem sie zur Musik tanzte. Sorglos und scheinbar federleicht alberte sie mit dem Potter auf der Tanzfläche und sie versuchte, seinen mehr als ansehnlichen Po, verpackt in einem nicht minder ansehnlichen Paar Jeans, nicht all zu auffällig anzuglotzen. Glücklicherweise – oder so – wurde sie vor eventuell peinlichem Stieren bewahrt, als Albus ihre Hand nahm und sie um ihre eigene Achse wirbelte. Beinahe klischeehaft begann in jenem Moment ein neuer Song, der so gar nicht zu ihrem ausgelassenen Tanzstil passte. Ruhige Melodien durchfluteten den Raum und die tanzende Meute teilte sich – in viele, vereinzelte Paare, die sich aneinander schmiegten. Alice’ Augen wanderten zu Albus. Auf seinen Lippen entstand ein amüsiertes Lächeln, als er sie zu sich zog und ihre Hände an seinem Nacken platzierte, während seine ihre Seiten berührten. Die Longbottom schluckte und blinzelte und schimpfte ihr Herz, endlich Ruhe zu geben. Vergeblich. Während sie sich auf der Tanzfläche drehte, der Musik lauschte und ihr Herz sie scheinbar völlig aus dem Takt brachte, spürte sie Albus’ Atem in ihrem Haar. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie ihr Kinn an seine Schulter legte. Es war nicht das erste Mal, dass die beiden besten Freunde zusammen tanzten. Beispielsweise auf Victoires und Teds Hochzeit, auf dem letzten Geburtstag von Harry, auf der Silvesterparty vor zwei Jahren und auch eigentlich auf der im letzten Jahr. Ja, sie hatten schon häufig miteinander getanzt. Genauso wie sie schon häufig miteinander gelacht, herum gealbert oder einfach nur nebeneinander gesessen haben. Also war dieser Moment theoretisch wie immer. Und irgendwie auch nicht. Denn duftete Albus schon immer so gut? Fühlte sich seine Nähe seit jeher so wohlig an? Drohten ihrem Herzen immer schon kleine Aussetzer, wenn er ihr ein Lächeln schenkte? Und seit wann eigentlich schienen tausend Schockzauber durch ihren Körper zu jagen, wenn sie an seine Hände dachte, die auf ihrem Rücken ruhten? Nein. Nein, definitiv waren ihr diese Dinge vorher noch nicht aufgefallen. Oder doch? Vielleicht ein bisschen. Schließlich wusste sie, dass Albus beliebt bei den Mädchen war. Alice selbst hatte dem einen oder anderen verliebten Ding schon des Öfteren erklären müssen, warum sich der Potter nicht mehr gemeldet hatte, während dieser sich hinter einem Wandteppich versteckte. Und danach – wohlgemerkt – hatte sie dem Potter einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein verpasst. Natürlich, irgendwie konnte sie immer verstehen, warum so viele Mädchen ihr Herz an den Potter verloren haben. Weil er nun mal ein Potter war – mit seinen grünen Augen und dem süßen Lächeln. Verstehen, auf rein logischer Basis. Schließlich war sie die beste Freundin, die zu verstehen hatte. Aber ihre Freundschaft hatte sich verändert. Alice und Albus hatten sich verändert. Wann genau diese Veränderung eingesetzt hatte, das wüsste die Longbottom selbst gerne. Vielleicht war es vor drei Jahren, als Albus ihr zu Weihnachten das kleine Silberarmband geschenkt hatte. Oder im letzten Sommer, als Alice zum ersten Mal wahrlich registrierte, dass sie vermutlich alles für den Potter tun würde. Ja, sogar in diesem Muggelschwimmbad von einem zehn Meter hohen Turm in ein Schwimmbecken springen. Sechs Tage lang verzeichnete ihre Vorderseite eine brennende Röte, dank ihrer graziösen Landung auf der Wasseroberfläche. Oder trat die Veränderung zusammen mit Annabelle Ledoux in ihr Leben? Das Mädchen, das Albus um den Finger zu wickeln schien; das so schön und elegant war, wie Alice es vermutlich niemals sein würde. Die Longbottom seufzte leise. Ganz abgesehen von dem grünlichen Neid, den die Französin in ihr erweckte, bestand da immer noch dieses Gefühl, das ihr Herz zum Hyperventilieren nötigte und ihren Verstand dazu anheizte, das Wort Eifersucht in einer scheinbaren Endlosschleife in ihr Bewusstsein zu kreischen, sobald sie Albus zusammen mit Annabelle entdeckte. Ein weiteres Seufzen entwich Alice. Wie funktionierte noch mal dieser Vergessenszauber? Denn am liebsten würde sie ihre Gedanken sogleich wieder in die tiefen, dunklen Kanten ihres Gedächtnisses drängen – dort, wo sie die letzten Wochen, Monate, vielleicht Jahre ruhig und bequem verweilt hatten. Dort, wo ihr Verstand von dem schmerzenden und zugleich auf skurrile Weise befreienden Gefühl, das sie für ihren besten Freund zu empfinden schien, noch nicht einmal etwas ahnte. Offensichtlich ausgelöst durch Annabelle. Na wunderbar. Vielleicht sollte sie ihr dankbar sein? Nein, lieber nicht. „Alice, was ist los mit dir?“, hörte sie seine raue Stimme an ihrem Ohr und sie überraschte sich selbst damit, nicht vor Schreck zu erschaudern. Eine kleine Gänsehaut war dennoch nicht zu vermeiden. „Ich meine, du bist irgendwie merkwürdig in der letzten Zeit“, sprach er weiter, als sie die gewünschte Antwort verschwieg. „Ach ja?“, hauchte sie und bemühte sich um einen amüsierten Tonfall. „Erst in letzter Zeit?“ Die beinahe romantische Musik flatterte noch immer über ihre Köpfe und auch das Licht schien nicht mehr so grell und bunt, so wie es vor wenigen Minuten noch dazu diente, die feiernde Stimmung zu unterstützen. Albus löste sich etwas aus ihrer tanzenden Umarmung, um sie ansehen zu können. Ihr amüsierter Tonfall schien Wirkung zu zeigen, dann ein schiefes Grinsen zierte seine Lippen, das Alice unwillkürlich erwidern musste. „Du weißt schon, was ich meine“, sagte er und strich sich durch das schwarze Haar. Ihre Lippen, schon beinahe geöffnet, um vermutlich irgendeine Antwort zu stottern, blieben stumm. Nicht nur, weil in jenem Augenblick Lysander und Lorcan Scamander auf den Potter zueilten – ziemlich betrunken und offenbar in der Laune, ihre Kunde in voller Lautstärke wiederzugeben. Was es genau war, verstand Alice trotzdem nicht. Ihre Augen verhaarten auf Albus, der ihr entschuldigend entgegen lächelte, bevor er sich von den Scamanderzwillingen regelrecht verschleppen ließ. Und dass sie sich in diesem Moment, in Mitten all der turtelnden Paare, umringt von schwärmerischer Musik, ohne Albus umso verlassener fühlte, bestätigte eigentlich nur ihre Vermutung, ihre Befürchtung und auch das verdächtige Hüpfen ihres Herzens, mit dem sie sich aus dem Raum der Wünsche stahl. - Irgendjemand hatte ihren Barhocker durch ein Karussell eingetauscht, dachte Dominique und blinzelte. Doch das Blinzeln schien den Eindruck der verdrehten Welt nur noch zu steigern, weshalb sie sogleich davon abließ. Die vielen, kleinen und vor allem leeren Gläschen auf der Theke blitzen ihr im bunten Licht entgegen und schienen vor ihren Augen zu tanzen. Ihre Hand suchte Halt an dem stabilen Holz des Tresens – und griff daneben. Ein tiefes Einatmen war nötig – warum auch immer. Ihre Wahrnehmung schien wie gelähmt und ließ nur noch das Wesentliche hindurch sickern. Es dauerte ein paar wenige Momente, bis sie Frankie gänzlich ins Auge fassen konnte, ohne dass seine Konturen verschwammen. O Moment – es lag nicht an ihrer Wahrnehmung. Nicht nur, zumindest. Frankie selbst schien nicht mehr all zu sicher auf seinem kleinen Hocker sitzen zu können. Ein triumphierendes Lachen entwich ihren Lippen, das viel zu müde klang. Und in ihrem Kopf scheinbar den letzten Sauerstoff verbrauchte. Das Karussell glich nun eher einer Achterbahn. „Frische Luft“, raunte sie. Dass Frankie lediglich nickte und ihr schließlich auf die Korridore hinaus folgte, registrierte die Weasley erst, als sie schon eine Weile auf jenem Korridorboden saß. Ihr Hinterkopf lehnte an der kalten Mauer und die kühlen Luftzüge, die um die Kanten und Ecken der Gänge wehten, schien jede einzelne ihrer Poren wiederzubeleben. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Stille, die in den Gängen Hogwarts’ herrschte. Die wilde Party schien von den Geheimnissen des Schlosses eingesaugt, sodass kein Ton den Raum der Wünsche verlassen konnte. Nur Frankies schweres Atmen neben ihr erfüllte die Stille. War er etwa eingeschlafen? Schwerfällig öffnete sie die Augen und schielte zu ihm hinüber. Er sah in etwa so angeschlagen aus, wie sie sich fühlte. „Ich hab gewonnen“, murrte er ohne seine Augen zu öffnen und auf Dominiques Lippen entstand ein Schmunzeln. „Vergiss es“, erwiderte sie und die Schwere ihrer Lider gewann. Sie wusste nicht, wie lange sie auf dem erfrischenden Steinboden gesessen hatten. Doch als ihre Lider das nächste Mal zuckten und ihre Augen aufblinzelten, schien das Karussell seine letzten Runden zu drehen. Beinahe unwillkürlich wendete sie ihren Kopf zur Seite und ihre blauen Augen erblickten Frankie, der geradezu entspannt neben ihr hockte. Dominique stöhnte auf. Und Frankie lachte. „Halt die Klappe“, sagte sie und versuchte, sich aufzurichten. Mehr als vergebens. Zwar drehte sich vor ihren Augen nicht mehr jede Kleinigkeit, doch ihre Glieder fühlten sich schwerer an als sonst und ihre Bewegungen schienen langsamer zu sein. Der Longbottom hingegen hüpfte mit federnder Leichtigkeit auf seine Beine und Dominique ließ nur ein Grummeln hören, bevor sie seine Hand widerwillig entgegennahm, die er ihr reichte. Beschwingt fand sich Dominique wieder auf ihren Füßen und kaum hatte sie ihren Halt gefunden, sah sie direkt in Frankies braune Augen. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Nasenspitzen und in seinem Blick lag etwas, das sie bisher noch nie darin zu entdecken geglaubt hatte. Beinahe etwas, das sie an Wärme erinnerte. Dann spürte sie, dass er noch immer ihre Hand hielt. „Was soll das hier werden-“, empörte sie sich, bevor er ihren Protest mit seinen Lippen schloss. Es war ein kleiner, beinahe winziger Kuss und als die Weasley zu blinzeln begann, war dieser winzige Moment auch schon wieder vorbei. „Was soll das hier werden?“, flüsterte sie – jeglicher Protest schien verpufft. Sie wusste selbst nicht, was sie dazu bewegte. Ob es an der Wirkung des Alkohols lag? Sehr wahrscheinlich. Vielleicht auch einfach das schlichte Bedürfnis nach Nähe? Möglicherweise. Oder aber eine längst vergessene Zuneigung? Wie auch immer. Sie wusste nicht, was sie dazu bewegte, ihre Arme um seinen Nacken zu schlingen und das zarte Küsschen in eine leidenschaftliche Szene zu verwandeln. - Bereits zum fünften Mal marschierte Alice nun zurück zum Raum der Wünsche und hielt ebenfalls zum bereits fünften Mal kurz vor der hölzernen Tür inne, um sogleich wieder auf dem Absatz kehrt zu machen und sich in ihrem dunklen Versteck – hinter der Statue von Alberich Grunnion, dem Erfinder der Stinkbombe – zu verkriechen. Seit die Longbottom vor etwa einer Stunde aus dem Raum der Wünsche und somit vor ihren Gefühlen geflüchtet war, hatte sie schon zwei Mal einen Haufen Tränen vergossen, nur um daraufhin in wildes Gekicher auszubrechen. Viele Hormone brachten scheinbar automatisch eine große Verwirrung mit sich. Anschließend war sie ungefähr acht Mal drauf und dran, mit ganzem Eifer in den Raum der Wünsche zu stürmen und Albus ihre Gefühle zu gestehen – worüber sie sich selbst noch nicht einmal gänzlich in Sicherheit wiegte, weshalb sie auch genauso oft wieder umkehrte und erneut in Tränen und Gekicher ausbrach. Inzwischen war sie glücklicherweise an einem Punkt angelangt, an dem sie sich eine gewisse Beherrschung zutraute. Allerdings schienen nicht nur ihre Hormone, sondern auch ihr Verstand völlig verrückt zu spielen – denn schließlich hockte sie in diesem Moment nicht umsonst neben den riesigen Füßen von Alberich Grunnion, anstatt im Raum der Wünsche weiterhin Roxannes Geburtstag zu feiern. Bei Merlin, wie sollte sie sich Albus gegenüber denn nun verhalten? Oder war es jetzt, da sie glaubte zu wissen, was mit ihr los war, irgendwie leichter, ihm zu begegnen? Alice seufzte lange. Irgendwann musste sie ihrem besten Freund wieder gegenüber treten. Früher oder später. Und war sie eine Gryffindor, oder was? Warum also aufschieben, wenn sie ihrem Verderben auch gleich gegenübertreten konnte? Genau. Alice richtete sich auf und trat um die Statue des Stinkbombenerfinders herum, als sie auch sogleich wieder herumwirbelte und sich erneut hinter der Statue versteckte. Allerdings war es dieses Mal nicht ihre eigene Unsicherheit, die sie zu diesem Tun verleitete, sondern die Tür zum Raum der Wünsche, die in jenem Moment aufschwang und Albus hinaus trat – Zusammen mit Annabelle. Die dunklen Augen der Longbottom weiteten sich und ihr Mund klappte geräuschlos auf. Albus und Annabelle verschwanden hinter der nächsten Ecke und ehe sich Alice versah, schlich sie den Beiden auch schon hinterher. „Albus, es ist wirklisch très gentil von dir, dass du misch su meinem Gemeinschaftsraum begleitest“, kicherte die Französin und Alice erkannte, wie ihre schmalen Finger über Albus’ Oberarm strichen. „Es ist so dunkel und un’eimlisch da unten in die Kerker“, seufzte sie und Alice verdrehte die Augen. Sie nahmen den kürzesten Weg hinunter zu den Kerkern, der – zu Alice’ unfassbarem Glück – viele Versteckmöglichkeiten bereit hielt. Albus und Annabelle erreichten die kalte Steinmauer, die, wie Alice wusste, nach dem Verlauten des richtigen Passwortes, den Eingang zum Gemeinschaftsraum der Slytherins freigab. Die Longbottom schlich auf Zehenspitzen den langen Korridor entlang, bewegte sich in dessen Schatten, und huschte schließlich hinter eine einsame Ritterrüstung. Hinter dieser kauernd, konnte sie Annabelle beobachten, wie sie sich vor dem steinernen Eingang zu Albus umwandte. „Also dann, Albus“, sagte sie mit französischem Akzent und sie schenkte dem Potter ein strahlendes Lächeln – ihre weißen Zähne blitzten in der Dunkelheit regelrecht. Alice hätte ihr am liebsten die richtige, englische Version seines Namens zugebrüllt. Aber sie ließ es sein. Stattdessen raste ihr armes Herz vor Aufregung, als sie sah, wie Annabelle mit einem anmutigen Schritt auf Albus zu trat. Ihre langen Wimpern blinzelten ihm entgegen und ein verführerisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. „Na dann“, sagte Albus und gerade als Annabelle ihre Hand hob, um was auch immer zu tun, wandte er sich von ihr ab. „Gute Nacht“, sagte er und ließ Annabelle vor dem Gemeinschaftsraum zurück. Alice’ Herz hüpfte, tanzte, tobte vor Freude. Nur mit Mühe gelang es ihr, ein euphorisches Quieken zu unterdrücken, als Annabelle dem Potter mit empörter Miene hinterher starrte, bevor sie mit schwingendem Haar hinter der Steinmauer verschwand. Ein breites Grinsen stahl sich langsam auf Alice’ Lippen und am liebsten hätte sie in diesem Moment einen Freudentanz aufgeführt. Doch da das kontraproduktiv zu ihrer Tarnung gewesen wäre, stopfte sie ihr Entzücken in jenes stumme Grinsen. Erst als sie die Schritte des Potters vernahm, wurde ihr bewusst, dass er auf seinem Rückweg unweigerlich an der Ritterrüstung vorbei gehen musste, hinter der sich Alice versteckte. Ihre Euphorie wurde mit einem Mal von einer klaren Panik verschlungen und während sie noch immer hinter der rostigen Rüstung kauerte, suchte sie hektisch nach einem Ausweg, der sich natürlich nicht bot. Selbst wenn sich ein besseres Schlupfloch in ihrer Nähe befinden würde – was es nicht tat – so müsste sie, um jenes aufzusuchen, noch immer ihre Rüstung verlassen, was bedeutete, sie würde Albus somit genau in die Arme laufen. Was im Grund genommen eine gar nicht so schlechte Vorstellung war, theoretisch. Praktisch konnte sich Alice in diesem Moment etwas wesentlich Besseres vorstellen. In ihrem eigenen Hinterhalt also gefangen, schloss sie die Augen, in der Hoffnung, Albus würde sie einfach nicht bemerken und an ihr vorbei gehen. Getreu nach dem Motto Was du nicht siehst, sieht auch dich nicht, kauerte sie sich so leise wie möglich hinter die Rüstung, die nicht mal ansatzweise ihren bebenden Körper verbarg. Mit zugekniffenen Augen betete sie zu Merlin – auf den scheinbar auch keinen Verlass mehr war. „Alice? Was tust du da?“ Die Angesprochene blinzelte und schielte zu Albus auf, der vor ihr zum Stehen gekommen war und sie mit einem argwöhnischen Blick musterte. „O, hi“, rief sie und klatschte unbeholfen in die Hände. „So ein Zufall, dass du auch hier bist“, sagte sie und richtete sich umständlich auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung, als wäre an dieser Situation nichts Merkwürdiges zu finden. Albus schien das anders zu sehen. „Alice“, wiederholte er sich. „Was zum Dementor tust du hier?“ Seine grünen Augen huschten irritiert zur Ritterrüstung. „Nichts, gar nichts“, antwortete Alice und bemühte sich, ihre Worte regelrecht in Glaubwürdigkeit zu tränken. Offenbar nicht sehr erfolgreich, denn der Potter hob lediglich eine Augenbraue. Allerdings lösten sich keine skeptischen Worte mehr von seinen Lippen und so war der Weg zurück zum Raum der Wünsche umrahmt von Alice’ Schweigen und Albus’ Blicken, die immer wieder zu ihr hinüber huschten. Die ausgelassene Partygesellschaft und die laute Musik, die Alice und Albus schließlich im Raum der Wünsche willkommen hieß, verdrängte die vorige Stille, die weitaus mehr war, als nur eine peinliche. Allerdings schienen weder der Potter noch die Longbottom weiterhin in Feierstimmung zu sein. Ihre betrunkenen Mitschüler wirkten mit einem Mal aufdringlich und lästig, die laute Musik – trotz ihrer angenehmen Wirkung, die Stille zwischen ihnen zu vertreiben – klang zu laut in ihren verwirrten Köpfen und die stickige Luft, die sie umschwirrte, ließ ihre Gedanken noch langsamer arbeiten, als sie es sowieso schon taten. Alice reckte den Kopf, um nach Dominique oder Rose zu suchen, doch unter den Anwesenden blitzte ihr kein bekannter Blond- oder Rotschopf entgegen. Dabei hatte sie ihre beiden besten Freundinnen gerade so bitter nötig. „O, hey, Roxanne“, rief Alice der Weasley zu, als diese an ihr vorbei eilte. „Hast du Rosie oder Dominique gesehen?“, fragte Alice. Roxanne seufzte müde und nickte – sie wirkte schrecklich ausgebrannt und erschöpft. „Ja, Dominique fühlte sich nicht gut und Rosie ist mit ihr zur Toilette“, antwortete sie und erst jetzt entdeckte Alice, dass sie ein Geschirrtuch in der Hand hielt. „Alles in Ordnung?“, horchte sie nach und Roxanne schenkte ihr einen amüsierten, aber dennoch irgendwie frustrierten Blick. „Nein, Max hat sich drei Mal übergeben und ich glaube, das vierte Mal ist schon auf dem Weg. Die Scamanders haben sich geprügelt und dabei das halbe Sofa demoliert. Und Susanne war so betrunken, dass sie mit ihrem Schwebezauber eine Katastrophe hinter der Bar veranstaltet hatte.“ Sie stöhnte theatralisch auf, als das Geräusch eines zerklirrenden Glases zu ihnen drang und Alice schenkte ihr ein bedauerndes Lächeln. „Diese Party ist das reine Chaos“, sagte Roxanne und verschwand schließlich mit ihrem Geschirrtuch. „Das kannst du laut sagen“, seufzte Alice leise, bevor sie sich an Albus wandte. „Ähm, ich werde dann mal nach Dominique sehen gehen“, sagte sie und versuchte es mit einem natürlichen Lächeln. „Ja, klar“, sagte Albus und auch er schien es mit Natürlichkeit zu versuchen. Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen und ein Zwinkern, das noch nie so fehl am Platz wirkte. Seine Hand strich durch sein dichtes Haar und Alice eilte in Richtung Toiletten. Als sie die Tür zur Damentoilette hinter sich schloss und der helle Marmor sie umrahmte, atmete sie tief aus. Sie lehnte sich gegen die geschlossene Tür und ließ ihren Kopf geräuschvoll dagegen fallen. „Ich bin so dumm“, sagte sie. „So unglaublich dumm, dumm, dumm-“ Die Reihung ihrer scheinbar negativsten Eigenschaft wurde vor ihrem unendlichen Ende bewahrt, als eine bekannte Stimme ihren Namen rief, der in dem Badezimmer widerhallte. „Alice? Bist du das?“ Rose’ Kopf tauchte hinter einer Toilettenkabine hervor und bestätigte somit Alice’ Vermutung, wer sich hinter der Stimme verbarg. „Ja“, seufzte die Longbottom. „Was ist los? Und warum hast du eigentlich direkt gewusst, dass ich es bin?“ War jene Eigenschaft, die Alice soeben in wiederholender Form verlauten ließ, denn etwa tatsächlich schon so prägnant? Na prima. Sie betrat Toilettenkabine, aus der Rose’ Kopf erschienen war, und entdeckte Dominique, die sich an der Toilettenschüssel festklammerte. Ihr eigentlich makelloses Gesicht schimmerte grünlich und dunkle Ringe betonten auf bizarre Weise ihre blauen Augen. Gerade als Alice sich nach ihrem Befinden erkundigen wollte, beugte sich Dominique über den Toilettenrand und erbrach sich. Alice verzog angewidert das Gesicht und wechselte einen ähnlichen Blick mit Rose, die sich neben Dominique gesetzt hatte und ihr den Rücken tätschelte. Mit einem langen Seufzen ließ sich schließlich auch Alice neben der Blonden nieder, die etwas jammerte, das sich nach Nie wieder Alkohol anhörte – was Rose und Alice ein Lachen entlockte. Dieser Abend sprengte Alice’ Top Ten ihrer schlimmsten Erlebnisse definitiv. Nicht nur, dass sie scheinbar in ihren besten Freund verliebt war. Nein, sie hatte sich auch noch total lächerlich vor jenem besten Freund gemacht, weil sie auf die dumme, dumme, dumme Idee kam, ihm hinterher zu spionieren – scheinbar war sie nicht nur dumm, sondern auch noch völlig verrückt. Und wer trug mal wieder die Schuld daran? Annabelle Ledoux. Na ja, gut. Alice selbst bildete nun nicht gerade das unschuldige Opfer, schließlich hatte sie auch einen mehr als großen Anteil dazu beigetragen, dass dieser Abend nun damit endete, dass sie sich bei ihrer kotzenden Freundin auf der Toilette versteckte. Sie seufzte – zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag. „Was ist los?“, fragte Rose und ihre wachsamen Augen ruhten auf der Longbottom. Unter dem Blick der Weasley schienen sich seltsamerweise sämtliche Rätsel zu lösen. Als wäre sie befähigt, mit einem einzigen Wimpernschlag jegliche Knoten zu entknoten. „Ich glaube, ich bin in Albus verliebt“, gestand sie schließlich und zu ihrer Überraschung blieb das pochende Herz dieses Mal aus. Stattdessen überfiel sie eine bleierne Müdigkeit. Vielleicht, weil sie wusste, dass Rose diese Entwicklung schon irgendwie geahnt hatte. Wie, wusste Alice nicht. Aber Rosie schien einfach alles zu wissen – sei es noch so abwegig. Ein wissendes Lächeln, das sich in die Mundwinkel der Weasley schob, bestätigte Alice’ Vermutung. Aber weitere Kommentare blieben aus, ebenso wenig wie sie versuchte, mit einem klugen Rat zu glänzen – vielleicht weil sie wusste, dass es in manchen Situationen keine klugen Ratschläge gab, die der Vernunft entsprangen. Denn manche Dinge lenkte das Herz. Stattdessen entgegnete sie nur: „Ich führe eine heimliche Beziehung mit Scorpius Malfoy.“ Nun war es Alice, deren Lippen sich zu einem Grinsen bogen. Und irgendwie ergab plötzlich alles einen Sinn – na ja, eigentlich nicht. Aber eine derartige Stimmung beschrieb ziemlich genau, wie Alice sich fühlte. Da saßen die drei Freundinnen also. Jede ihrem eigenen Leid nachhängend, jede mit anderen Problemchen und Wehwehchen. Schwer zu sagen, wer wohl das größte Leid auf den Schultern trug. „Sagen wir unentschieden“, grinste Alice. Rose stimmte mit einem Schmunzeln zu. Und Alice war sich sicher, Dominique hätte auch zugestimmt, wenn sie – nun ja, wenn sie könnte. - hier also noch ein paar worte von mir :) zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich die szene zwischen dominique und frankie absichtlich etwas offen gelassen habe. was genau zwischen ihnen gelaufen ist - darüber darf sich jeder seine eigene vorstellung bilden ;) ansonsten möchte ich eigentlich nur noch mal jedem für das tolle feedback danken! ihr seid echt monstermäßig :] - und das war ein kompliment, ja :D außerdem hoffe ich natürlich, dass ihr auch mit diesem kapitel eure freude hattet. es hat sich ja doch so einiges entwickelt, hihi. ich freue mich wie immer über eure meinungen! eure Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)