Wir treffen uns dort, wo der Horizont den Himmel berührt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich hatte an diesem Morgen Angst aufzustehen. Ich hatte in der Schule noch nie viele Freunde gehabt. Doch letztes Jahr war es ganz schlimm geworden. Ich hatte eine Mitschülerin in der Klasse gehabt, die es auf mich abgesehen hatte. Sie hieß Kim. Sie ließ mich einfach nicht in Ruhe. Im Unterricht nicht, in den Pausen nicht. Auch im Internet stellte sie ekelige Bilder ins Netz auf die sie einfach meinen Kopf gesetzt hatte. Das wurde irgendwann so schlimm, das ich die Lehrer verständigte. Doch das machte das ganze nur noch schlimmer. Sie fing an mir aufzulauern und mich zu bedrohen. Sie verlangte Geld von mir und wenn ich einmal nichts hatte, verprügelte sie mich. Ich erzählte meinen Eltern, ich wäre wieder mal ungeschickt gewesen, und sie glaubten mir. Leider. Ich hatte einfach Angst noch einmal etwas zu sagen. Ich hatte Angst, dass es noch schlimmer wurde. Es wurde irgendwann so schlimm, dass ich nicht mehr zur Schule ging. Ich blieb nur noch im Haus, ging nie einkaufen geschweige denn den Müll rausbringen. Ich schottete mich von der Außenwelt ab. Ich war nicht mehr im Internet, denn sie hatte an meine Mitschüler und mit denen ich etwas zu tun hatte, diese Bilder geschickt. Es war hoffnungslos. Ich bekam Stress mit meiner Mutter, weil ich nicht mehr zur Schule ging. Sie redete gar nicht mehr mit mir. Sie versuchte auch nicht mehr mich dazu zu zwingen zur Schule zu gehen. Sie ging davon aus, dass ich zu einem Tennager herangewachsen war, dem alles egal war. Ich war genau das Gegenteil. Ich war eigentlich immer schon ein sehr verantwortungsbewusster Mensch gewesen und meine Mutter hatte das immer bewundert. Seit mein Vater gestorben war, hatte sie keine Probleme mit mir gehabt. Warum fiel ihr nichts auf? Ich wollte nichts sagen, ich hatte Angst, dass es Kim erfahren könnte und ich wollte nicht mehr. Als ich mich endlich wieder traute, ins Internet zu gehen, stieß ich auf eine Seite auf der nur solche wie ich angemeldet waren, denen es genauso ging, wie mir. Endlich mal jemand, der mich verstand und vor dem ich mich nicht verstellen musste. Ich war fast die ganze Zeit auf dieser Homepage. Ich fand wieder einen Sinn in meinem Leben, hatte eine Freundin gefunden. Zur Schule ging ich jedoch immer noch nicht. Als ich eines Tages in meinem Zimmer saß, ins Internet ging, und mich darauf freute, dass ich nun endlich wieder mit meiner Freundin schreiben konnte, war sie nicht online. Ich sah n ihrem Profil nach. Und mich traf es, wie ein Schlag. Sie hatte einen Abschiedsbrief geschrieben und wollte sich das Leben nehmen. Immer wieder schaute ich auf die Internetseite, in der Hoffnung, ich hätte mich verlesen oder es war alles nur ein schrecklicher Alptraum. Mein einzige Bzugsperson, mit der ich über alles reden konnte, war tot. Freiwillig. Ich wollte das alles nicht wahrhaben. Auch Tage später wartete ich noch auf einen Eintrag von ihr, in der sie mir alles erklärte oder ihren Scherz aufdeckte. Aber es kam nichts. Sie hatte sich das Leben genommen und das war schreckliche Realität. Ich wollte jemanden mit dem ich über alles reden konnte, der mich verstand und nicht jemanden, der mir den endgültigen Ausweg vormachte. Warum kam in mir nur auf einmal das Gefühl auf, dass sie das beste getan hatte, was man tun konnte. Sie war erlöst. Sie musste nie mehr Angst haben, keine Scham mehr, wenn dein Peiniger dich vor allen Leuten demütigt und bloßstellt. Nie mehr auf dieser Welt gefangen sein. Ich wollte genauso glücklich sein, wie sie. Ich wollte mein Leben auf Erden, voller Angst und Schmerz beenden. Am nächsten Tag wollte ich es durchziehen. Meine Mutter war mit ihrer Firma auf einem Betriebsausflug und würde erst in zwei Tagen wiederkommen. Niemand konnte mich stören. Ich nahm die volle Packung Schlaftabletten meiner Mutter und nahm sie. Schon nach kurzer Zeit schlief ich ein, mit einem Läcjeln auf dem Gesicht. Voller Vorfreude, nie mehr auf diese Welt zurück zu müssen. Ich sah Licht. Helles Licht. Ich wollte meine Augen öffnen, doch es blendete mich. Als das Licht schwächer wurde, öffnete ich sie. Ich blickte in ein Gesicht. Es war das Gesicht meiner Mutter. "Sie wacht auf", hörte ich sie rufen. Ich merkte, wie sich eine tiefe Depression in mir breit machte. Ich hatte es nicht geschafft. Kurz danach kam auch schon der Arzt und leuchtete in meine Augen. "Was hast du dir nur dabei gedacht", flüsterte meine Mutter, deren Stimme von Tränen erstickt wurde. "Warum wolltest du mich denn allein lassen? Ich habe doch niemanden mehr außer dich." Ich wollte nicht, dass mein Leben dort weiterging, wo ich aufgehört hatte und begann zu erzählen: "Ich wurde in der Schule fertig gemacht. Erst waren es nur Beschimpfungen. Dann sah ich auf einmal Nacktfotos von mir im Internet, wo mein Kopf aufgesetzt worden war. Ich alamierte die Lehrer, doch das machte alles nur noch schlimmer. Sie lauerte mir nach der Schule auf und wollte Geld von mir. Hatte ich keines dabei, schlug sie mich. Es wurde alles immer schlimmer und gereit völlig außer Kontrolle. Deswegn ging irgendwann nicht mehr zur Schule. Mein Leben entwickelte sich in einen Teufelskrei aus dem ich keinen anderen Ausweg fand." Meine Mutter starrte mich an. Ihr sonst so hübsches, jugendliches Gesicht sah auf einmal ausduckslos aus. Sie brachte kein Wort mehr heraus. Sie hatte zu viel gehört. Man sah, dass sie sich dafür die Schuld gab. Sie machte sich schreckliche Vorwürfe. Ich konnte sie so nicht ertragen und nahm sie in den Arm. "Es wird alles wieder gut", flüsterte ich ihr ins Ohr und wollte damit nicht nur sie sondern vor allen Dingen mich damit beruhigen. Mein Leben änderte sich nun von grundauf: Wir zogen in eine andere Stadt, mit dem Ziel, zu vergessen und mit dem Teil des Lebens abzuschließen. Mum hatte mich schon an der neuen Highschool angemeldet. Ich wollte ganz von vorn beginnen. Ich machte mir auch viele Hoffnungen auf meinen neuen Lebensabschnitt. Ich freute mich auf die Schule, denn ich hatte schon viel Gutes von der Rektorin gehört. An einem Montag mitten im Semester war es dann soweit. Ich würde wieder zur Schule gehen, mit neuen Hoffnungen und neuen Mitschülern. Ich konnte noch einmal ganz von vorn anfangen, denn hier war mein Schicksal nicht bekannt und das sollte sich auch nicht ändern. Meine Schulrektorin Mrs. Harper begleitete mich an diesem Morgen zu meiner Klasse. Ein wenig nervös war ich schon, doch Mrs: Harpers freundliche, nette Art, machte mir Mut. Wir betraten die Klasse. Es war auf einmal ganz still. Doch meine neue Klassenlehrerin kam gleich auf mich zu und stellte mich vor: "Das ist eure neue Mitschülerin Giulia Langwood." Es war sofort nicht mehr so verklemmt wie am Anfang. Einige fragten mich, wo ich herkäme und ob mir diese Stadt gefallen würde. Ich beantwortete alle Fragen und ließ meinen Blick durch die Klasse schweifen. Doch es traf mich wie ein Schlag: Ganz hinten in der letzten Reihe, saß eine Person, die so hell leuchtete, dass sie mich blendete, doch ich konnte etwas erkennen, was sich für immer in mein Gehirn einbrennen sollte. Er hatte Flügel. Ich schloss meine Augen und öffnete sie nach zwei Sekunden wieder, n der Hoffnung, ich hätte mich geirrt. Doch als ich ihn wieder ansah, saß er immer noch an seinem Platz. Ich war doch nicht verrückt geworden, oder? Ich setzte mich in die Reihe vor ihm und musste mich sehr zusammenreißen, mich nicht umzudrehen und ihn unaufhörlich zu betrachten. Als der Schultag zu Ende war, machte ich mich auf den Weg nach Hause und mir fiel dabei auf, dass ich den gleichen Weg hatte, wie Anne, und wir gingen zusammen nach Hause und unterhielten uns. Ich war so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Dcoh den geheimnisvollen Jungen mit den Flügeln hatte ich nicht mehr gesehen. Ich hatte mich von Anne verabschiedet und ging das restliche Stück des Weges schleunigst nach Hause, um meiner Mutter von meinem tollen Tag in der Schule zu berichten, da sie mit Sicherheit schon den ganzen Tag gespannt gewartet hatte, denn seit dem "Vorfall" hatte sie ihre Alarmglocken auf Bereitschaft gestellt und die klingelten bei jeder Unstimmigkeit. Als ich um die letzte Ecke ebogen war, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass mir jemand folgen würde. Ich verschnellerte meine Schritte und hatte Angst mich umzudrehen. Doch auf einmal rief meinen Namen. Nun drehte ich mich um und sah ihn. Der Junge mit den Flügeln. Er sah mich einfach nur an, doch es war eine ruhige Stille. Die Aura, die ihn umgab war beruhigend und angenehm. Wir standen eine Weile einfach nur so da und sahen uns an. Sein Blick war durchdringend und so sah ich wieder auf den Boden. Er gegann näher auf mich zuzugehen doch ich machte nicht die Anstalten, nach Hinten zu gehen. Ich blieb einfach stehen. Ich hatte keine Angst vor ihm. Er kam noch weiter auf mich zu. Seine Schritte waren nicht hörbar und die Pfitze durch die er ging, zeigte nichts von seiner Gestalt. Wasser spieglte ja, doch wenn in das Wasser blickte, zeigte es nur den Himmel, der sich immer mehr aufhellte. Dort, wo eben noch Wolken waren, schien der Himmel jetzt blau und auch die letzten Wolken machten dem strahlenden Himmel den Weg frei. Sein weißes Gewand schimmerte im Licht der Sonne und auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln, so bezaubernd, als wäre es nicht von dieser Welt. "Ich liebe die Sonne. Sie ist ein Zeichen dafür, dass Gott uns liebt und Zufrieden mit uns ist." Ich war noch zu bezaubert von seiner wunderbar weichen Stimme, dass ich nicht antworten konnte. Er kam immer noch langsam auf mich zu. Doch als er nahe genug war, umarmte er mich. Was war das? Er war wildfremd, ich hatte ihn noch nie gesehn, kannte ihn erst einen Tag lang und er umarmte. Als er mich wieder frei gab und mich wieder gefangen hatte, fragte ich ihn: "Wer bist du und warum hast Flügel?" Er antwortete nur: "Ich bin dein Freund. Ich bin gekommen, um dich vor negativen, weltlichen Angriffen zu beschützen." Ok. Ich war verrückt geworden. Vor mir stand ein Engel, der behauptete, dass er mich beschützen würde. "Aber ich glaube nicht an dich", sagte ich und schloss die Augen, um das Bild des Engels schnell wieder aus meinem Kopf zu bekommen, mit der Sicherheit, dass wenn ich meine Augen wieder öffnete, er nicht mehr da war. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, stand ein ganz gwöhnicher Junge vor mir, doch er sah genauso aus wie der Engel, nur ohne die Flügel und das helle Licht, das ihn umgeben hatte. "Wer bist du", fragte ich ihn erneut, doch er antwortete: "Das hast du mich doch eben schon einmal gefragt und die Tatsache hat sich bis dahin nicht mehr verändert." Wieder umspielte dieses zauberhafte Lächeln seine Lippen. "Doch du hast doch gerade noch ganz anders ausgesehen, mit Flügeln und so." Als es ausgesprochen hatte, merkte ich selber, wie absurd das alles klang und lief rot an. "Du hast recht. Ich habe gerade noch anders ausgesehen, doch hast gesagt, dass du nicht an mich glaubst und wenn du nicht an mich glaubst, siehst du mich so wie ich jetzt bin. So sehen mich auch alle anderen, nur du hast mich so gesehen." Und warum sehen die anderen nicht so wie ich dich gesehen habe?" "Weil ich nur für dich da bin, für niemanden sonst." Diese Aussage traf mich so sehr, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Als er meine Tränen sah, verwandelten sich auch seine Gesichtszüge. Die glückliche Mimik seines Gesichts wurde auf einmal traurig und aus seinem Auge trat eine Träne. "Warum weinst du?", fragte ich ihn, denn er doch gar keinen Grund zu weinen. "Ich kann in deine Gedanken lesen und sehen, was du fühlst und da ich so verbunden mit dir bin, fühle ich die gleichen Emotionen wie du. Das wurde mir langsam alles ein wenig zu viel und ich drehte mich um ging. Ich bracuhte Ruhe und musste rehalisieren, was hier geschah. Wir kannten uns kaum, ich kannte noch nicht einmal seinen Namen. "Ich heiße Retamu", seine Antwort auf meine Gedanken. Er war ein Engel. Warum sollte ich daran zweifeln? Jeder hatte doch einen Schutzengel aber bei den anderen waren sie anwesend. Sie beschützten die Menschen vom Himmel aus. "Das ist nicht ganz richtig. So etwas wie einen Himmel gibt es nicht. Die Engel beschützen einen immer. Sie sind immer bei einem. Sie zeigen sich nur nicht." "Aber warum zeigst du dich mir? Warum ausgerechnet jetzt? Warum warst du nicht da, als ich am meisten einen Freund gebrauchen konnte. Warum hast du dich da nicht gezeigt? Ich hab mich so allein gefühltIch habe sogar versucht mich umzubringen, weil ich mich so allein gefühlt habe." Das erzählte ich ihm nur, weil er es ja bereits wusste, sonst hätte ich es ihm niemals erzählte. Es blieb mein Geheimnis und das sollte sich auch niemals ändern. "Gott hat mir aufgetragen, mich jetzt sichtbar zu machen. Das war nicht mein Entschluss, sondern seiner. Er wusste, dass du dich umbringen wolltest, doch er hat es nicjt zugelassen. Es war ken Zufall, dass deine Mutter früher als erwartet nach Hause kam. Das war eine Fügung Gottes." "Aber warum hat Gott den Schmerz und das Leid zugelassen, das zu dem Selbstmord führte? Warum hat er es erst soweit kommen lassen. Er kann doch die Welt verändern. Warum hat er mir nicht geholfen. Wenn er dir früher geholfen hätte. wärest du jetzt nicht hier und du weißt nicht, was dich hier erwartet. Gott tut nichts, was einem Menschen schaden könnte. Jeder muss eine gewisse Last tragen. Aber jeder Mensch muss nur das tragen, was er auch tragen kann." "Das vestehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Das ein wenig zu hoch für mich, denke ich." Ich wollte nicht mehr reden. Ich musste das erst alles auf mich wirken lassen. "Kannst du mich jetzt vielleicht alleine lassen? Ich möchte ein bisschen darüber nachdenken. Wir Menschen sind ein wenig langsamer mit dem Begreifen", sagte ich ihm sarkastisch. "Ok. Ich werde mich unsichtbar machen", antwortete er mit einem schiefen Grinsen auf seinen Lippen. Und als ich mich wieder umblickte, war er verschwunden. Er würde mich also allein lassen. Ich war allein...Nein...er würde sich unsichtbar machen. Ich war also nicht allein. Mein dem Gedanken fuhr mir ein Seufzer aus der Kehle. Vielleicht war es doch schöner, als ich noch nicht wusste, dass er da war. Auf einmal hörte ich ein leises Kichern. Er machte sich über mich lustig. Nein, ich war nicht allein. Ich machte mich auf den Weg nach Hause. Weg von der Straße, weg von den Leuten. Ich wollte jetzt nur noch allein sein. Ich wollte den Tag übedenken und das konnte ich nur Zuhause. Ich wusste, dass er mir folgte und ging deshalb schneller, doch eigentlich wusste ich, dass ich ihm nicht entkommen konnte. Er war ein Engel und Engel konnten fliegen, also war er schneller wie ich, egal wie schnell oder langsam ich ging. Ich machte mir Gedanken über die Schule und darüber, dass ich eine neue Bekanntschaft gemacht hatte. Ich hatte noch gar nicht darüber nachdenken können. Eigentlich war es das, was ich mir sehnlichst erhofft hatte. Ich wusste gar nicht, dass es so ein normales Gefühl war, mit jemandem zu reden und durch die Starßen zu gehen. Ich hatte es mir immer als kompliziert vorgestellt. Ich kannte es nicht, doch ich war nun überglücklich es kennengelernt zu haben und hoffte, dass es sich gut entwickeln würde. Kim hatte ich schon fast vergessen, obwohl ich mir wegen ihr fast das Leben genommen hatte, kam sie mir so weit weg vor. Und das war auch gut so. Ich konnte von vorne anfangen. Niemand kannte mich und niemand würde mich mit einem soizitgefährdeten Mädchen in Verbindung bringen. Ich war schon in unsere Straße eingbogen, als mich plötzlich ein Gedanke erfasste. Wenn mein Engel immer bei mir war, war er also auch da, wenn ich schlief, oder wenn ich mich gerade umzog...oh mein Gott. Er hatte mich gesehen und obwohl er ein Engel war, bereitete mir das Unbehagen. Ich fühlte mich auf einmal so durchschaubar und verletzlich. Auf einmal war Retamu an meiner Seite. "Ich dachte du wolltest gehen", entgegnete ich ihm ein wenig genervt. "Ich möchte hier nur etwas klastellen: Ich habe nie davon gebrauch gemacht, dich in intimen Momenten zu beobachten. Ja klar, wenn du schläfst, um dich vor bösen Träumen zu beschützen aber nie, wenn du...nackt warst." Ich lief rot im Gesicht an und drehte ihm den Rücken zu. Er war ein Engel, mein Gott. Er hatte keine unanständigen Gedanken. Niemals. Dann verschwand er und ich war wieder allein. Er konnte mich doch jetzt hier nicht so einfach stehen lassen! Ich hatte mich gerade vor ihm bloßgestellt und das einzige was er jetzt war zu verschwinden? Ich wusste, dass er da, doch ich konnte ihn nicht sehen und das war es, was mir die Zornesröte ins Gesicht trieb. Ich hatte gerdade die größte Peinlichkeit meines Lebens zustande gebracht und er ließ mich hier einfach stehen. Ich hatte keine Chance, mich bei ihm zu entschuldigen. Oder das Missverständnis aufzuklären. Nopch nicht einmal ein "Auf Wiedersehen"! Naja. Ich hätte es vielleicht leiber gehabt, wenn er "Lebe wohl" gesagt hätte, doch den Gedanken strich ich schnell wieder. Mein Gott, seinen eigenen Engel zu sehen war wirklich anstrengend. Es war jetzt zwei Stunden her, als ich refahren hatte, dass meine Engel neben mir spazieren geht und schon hatte ich die Nase voll von ihm. Er machte immer alles richtig. Er war gerade auch nur verschwunden, weil ich vorher darum gebeten hatte. Warum konnte er nicht einfach mal etwas tun, was ich nicht vorrausah? Er war ein Engel und es war wohl ein Geschenk des Himmels, dass ich ihn sehen konnte, doch für mich war es kein Geschenk. Ich konnte es jedenfalls nicht als ein solches empfinden. Ich empfand es eher als Last. Immer genau zu wissen, dass man nicht allein war. Klar, der perfekte Freund. Also nein. Falsches Wort. Der perfekte...ach, was weiß ich...die perfekte beste Freundin. Doch er war es nicht für mich. Er stellte für mich den perfekten Freund und Lebenspartner da, doch jetzt, wo ich ihn kannte, wollte ich einfach nur noch, dass er wieder verschwand. Doch auf einmla packte mich ein tiefes Gefühl der Verlassenheit und ich konnte einfach nicht anders. Ich rief ihn: "Retamu, wo steckst du?" Ich hörte ein Kichern, kurz darauf spürte ich, dass ein Windzug meine Haare um mein Gesicht wehte. Er spielte mit mir. Er amüsierte sich. Ich konnte ihn nicht sehen. Ich fühlte immer wieder einen Windzug in meinem Haar, doch sehen konnte ich nur die verlassene Straße. Ich bin ja ein ziemlicher Geduldsmensch, doch was zu viel ist, ist zu viel. "Ich glaube nicht ab jetzt nicht mehr an dich. Das hast du jetzt davon." Ich hatte diese beiden Sätze noch nicht einmal ausgesprochen, da erschien er vor mir. In menschlicher Gestalt. Sein Gesicht zeigte keine Spur mehr von Freude, sondern es war eine Maske der Trauer. Dieser Anblick brach mir fast das Herz. Ich hatte Mitgefühl. Ich konnte in seine trauerfüllte Seele blicken und seinen Schmerz spüren. Ich wollte ihm eigentlich eine Lektion erteilen, doch er ließ mir nicht die Möglichkeit dazu und ich hatte den Gedanken noch nicht einmal zuende gedacht, da war er schon wieder mein Engel. "Mein Engel" das hörte sich ganz tark nach einem Kosewort an. Mein Vater hatte mich damals immer mein Engel genannt, bevor er gestorben war. Das war das einzige, was ich noch von ihm wusste. Idh war sein Engel. Bis jetzt hatte diese Worte für selbstverständlich gehalten. Doch wenn ich jetzt "mein Engel" sagte, würde Retamu wieder mit seinen großen blauen Augen vor mir stehen und mich mit seinem Lieber-Engel-Dackel-Blick in seinen Bann ziehen. Ich dachte immer Engel wären ohne Makel und ohne Sünde, doch mein Engel wusste ganz genau, wie er mich zu behandeln hatte, wenn er das bekommen wollte, was er verlangte und ich hatte keine Chance. Ich fiel immer wieder auf ihn rein. Es kam mir so vor als würde ich ihn nun schon ewig kennen. Tat ich ja eigentlich auch, doch ich hatte ihn nie gesehen. Wusste mein Unterbewusstsein, dass es ihn ga, ich hatte es nur nie an die Oberfläche gelassen? Da. Da war es. Ich hatte nun zum ersten Mal die Anwesenheit meines Engels vergessen. Er lief direkt neben mir, doch ich hatte ihn vergessen. Wie glücklich mich das doch machte. "Retamu, weißt du was? Ich hab dich grad vergessen! Ist das nicht wundervoll?" Er sah mich nur ungläubig an. Ich hatte ihn endlich mal für eine Sekunde vergessen. Nun kam es mir gar nicht mehr so schlimm vor, dass er bei mir war. Er war schon immer bei mir gewesen, ich hatte ihn nur nicht sehen können Doch nun war er hier und ich empfand so etwas wie freude. Ich hatte es noch nie aus dieser Sich betrachtet, doch ich musste mir nun keine Sorgen mehr machen, dass ich alleine sein würde. Er war nun immer bei mir. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, entschied mich dann doch in letzter Minute um, denn ich wusste nicht, ob ich ihn überhaupt anfassen konnte. Er war ein Engel, also keine typisch menschliche Gestalt. Würde meine Hand einfach durch ihn hindurch fahren, wenn ich ihn berührte? Oder war da eine Wand, die es mir gar nicht möglich machte, dass ich ihn berührte? Ich wusste es nicht und ich hatte zu viel Angst es auszubrobieren. Meine Angst war mir schon immer ein unüberwindlicher Begleiter gewesen und daran hatte sich bis heute auch nichts geändert. Ich blickte Retamu noch einmal an, bedauernd, dass ich zu viel Angst hatte, um das Geheimnis zu lüften. Ich setzte meinen Nachhauseweg fort. Moment mal, er konnte doch hören, was ich dachte oder? Warum machte er nicht den ersten Schritt und kam auf mich zu? Warum ließ er mich mit der Ungewissheit zurück? Wut keimte schon wieder in mir auf. "Warum machst du es mir so schwer?" fragte ich ihn mit Zorn in der Stimme. "Warum lässt du mich in der Ungewissheit zurück?" Er schaute mich völlig entgeistert an, als wäre ich ein Geist. "Ich lasse dich in Ungewissheit zurück? Was habe ich denn getan?" fragte er mich. "Ich hab die ganze Zeit darüber nachgedacht dich zu umarmen, doch ich hatte Angst. Warum hast du nicht den ersten Schritt gemacht und hast mir die Ungewissheit genommen?" Das Glück und die Freude von eben waren schon wieder verflogen. "Ich habe nichts gehört. Ich habe dich nicht denken hören." "Ich dachte du kannst meine Gedanken lesen! Warum machst du es mir so schwer dich zu akzeptieren? Warum?" Ich war den Tränen nahe, doch ich wollte jetzt keine Schwäche zeigen. Warum tat er mir das an? Ich ging weiter. Ich wusste nicht warum ich mir das so sehr zu Herzen nahm. Als ich in sein Gesicht schaute, erschrak ich. Es war nun schmerzverzerrt und zornig geprägt. Ich wollte ihn nicht ansprechen. Ich wusste nicht, was er nun dachte. Er sah mich an. Sein Blick war so durchdringend, dass ich ihm nicht standhalten konnte. Dann packte er mich auf einmal am Arm. stellte sich vor mich und umarmte mich. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich hatte vor ein paar Sekunden noch ein schmerzhaftes Verlangen danach, ihm nun nahe zu sein, doch jetzt war ich es und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)