Schwarzes Paradies von Eskimoese (Das Innerste geäußert und auf's Äußerste verinnerlicht.) ================================================================================ Kapitel 1: Bewegung ------------------- Alles verändert sich. Zuerst langsam, schleichend, wie eine Träne, die ihre Bahn durch Schminke zieht. Doch mit einem mal so heftig wie ein Regensturz, der die kalte dunkle Nacht erschüttert und durch die leeren Straßen donnert. Manchmal ist es gut, wenn sich etwas verändert. Manchmal sind es Veränderungen, die uns voranbringen. Manchmal sind Veränderungen auch schlecht. Wie findet man raus, wie diese Veränderungen zu bewerten sind? Ob es gute oder schlechte sind? Oder welche, die irrelevant sind? Gibt es Veränderungen, die nichts verändern? Aber warum nennt man sie dann Veränderungen? Sie sah auf und strich sich eine dünne Haarsträhne hinter das Ohr. Es war viel zu groß für ihren kleinen Kopf in denen Platz für eine Menge nicht-zu-Ende- gedachter Gedanken war. Es war besser manche Gedankengänge nicht zu vertiefen. Eine Lösung ist nie zu finden, nur ein Weg dem Problem entgegen zu kommen und das Verarbeiten zu erleichtern. Doch sie hatte gar keine Lust sich damit auseinanderzusetzen. Alles Blödsinn und Irreführung. Jedes mal, wenn sie sich erhob, knarrte das alte Bett laut, so als protestiere es gegen das Gewicht des Mädchens. Dabei war es nicht dick und achtete penibel darauf nicht zu viel zu essen, damit sie das erreichte Gewicht behielt. Früher war sie fett. Richtig fett. Fetter als es gesund für sie war und fetter als das sie so hätte glücklich sein können. Doch das war vorbei, jetzt, wo sie alleine in ihrem Zimmer war und auf ihrem alten knarrenden Bett mit der peinlichen Blümchenbettwäsche saß. Etwas modernes, hatte er gesagt! Etwas, das jeder haben wollen würde, laut der Anzeige! Werbung war doch nichts weiter als eine Verdummung der gesamten Menschheit. Diese nervigen Stimmen von irgendwelchen Individuen, die im wirklichen Leben sowieso den ganzen Tag eine Fresse zogen als wäre das verdammte Geld, das sie durch Werbung verdienen, nicht genug! Diese Habgier, die in allen Augen stand und darauf aus war den Menschen zu einem Sklaven seiner Triebe zu machen. Keine natürlichen Triebe, sondern welche, die sich in den Jahrhunderten entwickelten und dem offiziell intelligentesten Wesen der Erde zu nichts weiter als machtsüchtiger Marionetten zu machen. Die totale Stille. Sie schloss die Augen und fühlte sich gut dabei. Weggucken sich auf sich konzentrieren und alles hinter sich lassen, was einen belastet, stört, vielleicht auch gefallen hat. Je weniger Last, desto schneller ein Vorankommen. Das Mädchen mit den großen Ohren und dem kleinen Körper war sich ganz sicher, dass sie weit laufen würde. Sie war sich ganz sicher irgendwann mal kein Niemand mehr zu sein, der in seinem Zimmer saß mit hässlicher Blumenbettwäsche und einem ignoranten Vater. Nein, das Mädchen war sich sicher. Irgendwann hatte sie mal gelesen, dass Kinder in ihrem Alter eine Selbstfindungsphase durchmachten, die entscheiden würde, was und wer später aus ihnen würde. Dabei wollte sie sich doch gar nicht festlegen. Sie wollte sich loslösen und frei sein! Klopf. Klopf. Hämmer. Wusch! Er war wütend und fragte sie, warum sie nicht aufgemacht hätte. Das Mädchen hob die dünnen Ärmchen und zuckte mit den Schultern. Weil halt sie keine Lust gehabt hätte aufzustehen und sie sich ganz verlaufen hätte in dem Irrgarten ihres kleinen Köpfchens, versuchte sie stammelnd zu erklären. Verständnis gleich null. Wutentbrannt verließ er das Zimmer und hatte ihr sogar vergessen zu sagen, weshalb er sie in ihrem Gedankenfluss unterbrochen hatte. Dem Mädchen war es egal. Sie war nun wieder alleine mit sich. Mit ihrem kleinen Körper und dem großen Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)