Hot & Cold von Kikoro (We experienced the affair) ================================================================================ Kapitel 1: Prologue ------------------- Das Leben war nie fair. Auch nicht zu ihr... Vor allem nicht zu ihr, um das einmal klarzustellen. Schließlich war sie es, die vor knapp zwei Jahren ihre ältere Schwester verloren hatte und jetzt quasi als gesuchte Wissenschaftlerin einer hochgefährlichen Verbrecherbande bei ihm unterkam. Was sich als schwieriger erwies, als sie ursprünglich dachte. Er... Er war der größte Idiot, den sie kannte. Großgewachsen, mit breiten Schultern und einem umwerfenden Lächeln. Zweifelsohne sah er gut aus. So gut, dass sie eine leichte Gänsehaut bekam, wenn sie ihn in Gedanken auszog. Doch dieser gutaussehende Idiot mit dem umwerfenden Lächeln und der überragenden Intelligenz hatte einen entscheidenden Makel, der ihr absolut nicht passte: denn er liebte sie nicht. Dabei bekam sie alles von ihm: Küsse, die ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen schienen, besitzergreifende Umarmungen, sein heißer Atem, der ihre Wangen kitzelte, seine geschickten Hände... Ein erotisches Abenteuer, das war alles, was sie für ihn war. An ihre Gefühle dachte er dabei nie. Für ihn war der Spaß maßgebend. Die Befriedigung. Durch wen er diese erhielt, war ihm letztendlich gleich. Zumindest machte er diesen Eindruck auf sie. Dich er bedeutete ihr etwas. Egal, wie sehr sie sich gegen diese Gefühle sträubte. Er bedeutete ihr Alles. Doch was war sie für ihn? Ein Mensch, der ihm auf eine ganz eigene Art und Weise wichtig war, aber eben nicht so wichtig, als dass er ohne sie nicht auskommen würde. Dabei war es ihr egal, ob er sie wirklich liebte oder überhaupt was für sie empfand. Sie wollte auch gar nicht diese drei Worte hören, von denen so gut wie jede Frau schwärmte. Die Worte, nach denen sie sich sehnte, waren: "Bleib bei mir!" Für sie war dieser kleine Satz mehr wert als jede Liebeserklärung. Sie wollte einfach nicht allein sein. Denn Einsamkeit war momentan das Einzige, das ihre so leer erscheinende Seele füllte. Nur in den kurzen Momenten, in denen er sie küsste, umarmte oder mit ihr schlief, ließ er sie diese Einsamkeit vergessen. Er war zwar nicht wie der Leben bringende Rettungsring, der sie davor bewahrte, dass sie in ihrer Einsamkeit ertrank, aber er war zumindest die daran befestigte Rettungsschnur. Ihr Alltag war monoton, denn sie durfte das Haus nicht verlassen. Er hatte ihr angeboten, sie zu verstecken, wenn sie seine Lust ab und an befriedigen würde. Da sie ihn kannte und damals sehr geschätzt hatte, hatte sie eingewilligt. Damals war sie sogar ein wenig in diesen eingebildeten Schimpansen verliebt gewesen. Das war, bevor er zu diesem egoistischen Frauenhelden mutierte. Man konnte das Innere eines Menschen wirklich nicht verstehen. Und sein Inneres konnte sie noch nicht einmal nachvollziehen. Doch solange sie zumindest eine Rettungsschnur besaß, hielt sie daran fest. Kapitel 2: Step One - Hot ------------------------- "Nun, Frau ...?" "Miyano" "Frau Miyano, gut. Warum sind Sie hier?" "Ich glaube, ich bin krank" "Wäre ein Besuch beim Arzt da nicht angebrachter?" "Ich meine auch seelisch" "Soso. Dann sind Sie hier wohl doch richtig. Erzählen Sie" -- Sie lag stillschweigend auf dem Rücken und schaute gen Decke. Der Spruch, den er dort kurz nach seinem Einzug hingepinselt hatte, brannte sich in ihr Hirn. Sie war an diesem Tag selbst dabei gewesen, hatte die Leiter gehalten und ihn ausgelacht, als er beinahe hinuntergefallen wäre. Im Nachhinein erschien es ihr wie ein Wunder, dass sie jemals so eine Beziehung zueinander gehabt hatten. Eine Beziehung, in der man dem anderen noch etwas bedeutete. Als Mensch, nicht als Sex-Objekt. Die tiefrote Satindecke hatte sie sich bis zum Brustansatz hochgezogen, während sie der leisen flachen Atmung des Körpers neben ihr lauschte und nachdenklich einen Seitenblick zu Shinichi erhaschte. Er lag auf der Seite, seinen Kopf auf seinem rechten Oberarm gebettet, und schien sie im Schlaf mit seinen Augen zu durchbohren. Es war ein befremdliches Gefühl, dass der Braunhaarige sie selbst mit geschlossenen Augen duchschaue können zu schien. Ein wenig neigte sie den Kopf, sah hinunter auf seine friedlichen Züge. Sein heißer Atem strich ihre nackte Schulter und das ständige Auf und Ab seines Brustkorbs passte zur melancholischen Stille, die vorherrschte. Es war so gelaufen, wie immer. Er hatte sie verführt, in dem er ihr unsittliche Worte ins Ohr gehaucht hatte, die ihre Wirkung allerdings keineswegs verfehlt hatten. Nachdem sie, sich wild küssend, im Schlafzimmer in bestialischer Manier die Kleider vom Leibe gerissen und, so wie fast jede Nacht, miteinander geschlafen hatten, hatte er sich weggedreht und so getan, als wäre sie Luft. Sie legte sich seufzend eine Hand auf die Stirn und fragte sich, wie so oft, was sie hier eigentlich tat. Sie war bestimmt das naivste Geschöpf dieses herrlich schrecklichen Planeten! Mit einem Mann zu schlafen, der nichts für sie empfand, nur, um zu verhindern, dass sie entdeckt wurde ... Es war ein Geben und Nehmen, verfeinert mit der Wahrheit, nicht geliebt zu werden. Doch sie gab sich seinem Trieb hin und es war ja nicht so, dass sie nicht mit ihm schlafen wollte. Es fühlte sich einfach nur falsch an. Wie der Rest ihres vorherigen Lebens auch. "Ne, Shinichi...?", flüsterte sie in Dunkelheit, wohl darauf bedacht, dass er schlief. Deshalb kam seine plötzliche Reaktion völlig unerwartet. "Hmmm?" Für einen Moment war sich Shiho nicht sicher, ob er nur ein verschlafendes Brummen von sich gegeben hatte oder darauf wartete, dass sie fortfuhr. "Warum? Warum tust du das?" "Was?" Er klang noch immer verschlafen und machte auch keine Anstalten, die Augen zu öffnen, aber die hübsche Blonde wusste, dass ihr seine volle Aufmerksamkeit zuteil wurde. "Warum gehst du das Risiko ein, selbst in Mitleidenschaft gezogen zu werden, wenn du eine Schwerverbrecherin wie mich versteckst?" Nun öffnete der Braunhaarige die Lider und musterte mit wachen Augen ihr Profil. Noch immer starrte sie zur Decke, so, als würde sich dort das Zentrum ihrer Welt befinden und mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck richtete sich Shinichi mit Hilfe seiner Unterarme ein wenig auf. "Nun...", setzte er an und tat es ihr gleich - er starrte auf die schwarz getünchte Decke, auf die in aufwändiger Arbeit ein Dutzend dunkelroter Rosen aufgetragen worden war und mit dem Spruch um die Wette eiferten. "Wir kennen uns schon seit Kindesalter. Du hast mir damals oft aus der Patsche geholfen. Ich vermute, das bin ich dir schuldig" "Sou" Er hörte den unzufriedenen Unterton ihrer Stimme und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, während sich die 21-jährige auf die Seite drehte und ihm den Rücken zuwandte. "Also ... Oyasumi nasai" Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Schulter, ihren Nacken, ihren Hals- Bis er merkte, wie der hübsche Körper unter seinen Berührungen erzitterte und die Blonde keine Sekunde später kerzengerade im Bett saß, die Bettdecke so fest umschlungen, dass ihre Fingerknöchel schon weiß hervortraten. "Wieso tust du das?" Sie stellte die Frage mehr sich zu sich selbst, als zu ihm, und senkte den Kopf. Doch der Braunhaarige musterte sie bloß fragend und setzte sich ebenfalls auf. "Ich verstehe nicht ganz" "Ich meine... all diese Zärtlichkeiten. Den Sex verstehe ich ja, das war schließlich so abgemacht. Aber warum dann immer diese Küsse? Diese Umarmungen, die mich schwach werden lassen und diese geflüsterten Worte, die mir eine angenehme Gänsehaut bescheren. Wieso nicht 'einfach drüber und fertig', wie du es sonst zu tun pflegst?" Nach diesem Wortschwall atmete Shiho einmal kräftig aus und musterte weiterhin die blutrote Seidendecke, die momentan der einzige Schutz für ihren spärlich bedeckten, nackten Körper bot. "Mann, du bist heute ja gesprächig", erwiderte der Braunhaarige daraufhin, ließ sich wieder zurück in die Kissen fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Es macht einfach Spaß" Dann streckte er einen Arm gen Nachtischlampe aus und losch damit die einzige Lichtquelle im Raum. "Schlaf gut" -- Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war das Bettlaken zu ihrer Linken bereits kalt. Er war schon vor Stunden aufgestanden, dabei musste er immer erst nachmittags zur Arbeit, wenn kein dringender Notfall vorlag. Doch er zog es vor, lieber in der Küche zu verweilen, als neben ihr im Bett zu liegen. Einen Kaffee, schwarz, dazu ein Toastbrot mit Salami und die Tageszeitung - das war alles, was es bedurfte, um ihm einen zufriedenstellenden Morgen zu bescheren. Langsam schälte sich Shiho aus dem Bett. Ihre Gliedmaßen fühlten sich an wie Blei und ihr Kopf dröhnte so stark, dass sie fürchtete, er würde augenblicklich explodieren. Sie schwang die Beine aus dem Bett, fischte sich ihren Slip und den schwarzen Seiden-BH, den er ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, vom Boden und zog sich diese schnell an, ehe sie eines von Shinichis T-Shirts ergriff und es sich über den Kopf zog. Gähnend richtete sie sich schließlich auf und schlurfte ins Bad, wo sie als allererstes einen Blick in den Spiegel warf. Sie sah aus wie jeden Morgen: Ihr Haar war total zerzaust, ihre Wangen noch leicht gerötet und auf ihrem Hals prangte mal wieder ein riesiger, knallroter Knutschfleck. "Na großartig ..." Nachdem sie sich gewaschen hatte, tapste sie in ihr Zimmer und öffnete zuerst einmal das große Fenster, um der stickigen Luft, die dort herrschte, den Garaus zu machen. Trotz der Tatsache, dass sie eh fast jede Nacht neben ihm im Bett lag und den Rest des Tages damit verbrachte, über etwaige Dinge nachzudenken, hatte Shinichi darauf bestanden, dass sie ein eigenes Zimmer bekam. Falls einmal Frauenbesuch kam. Ohne sich weiter Gedanken über diesen Volltrottel und seine Frauengeschichten zu machen, stellte sie sich vor ihren Kleiderschrank, zog einen grauen langärmeligen Pullover und eine dunkelblaue Röhrenjeans heraus und zog sich um. "Ah, schon wach?", empfing sie der Braunhaarige, als sie die Küche betrat, machte sich aber nicht einmal die Mühe, von seiner Zeitung aufzusehen. "Ohayoo", erwiderte sie daraufhin nur und trat an den Kühlschrank, um den Morgen mit einem Glas kühlen Wasser zu beginnen. Als sie gegenüber von ihm Platz nahm, gedankenlos nach eines der Brötchen griff und es mit Butter beschmierte, ertönte seine sinnliche Stimme. "Ich komme heute Nacht nicht nach Hause", verkündete er, noch immer der Zeitung zugewandt, und griff nach seiner Kaffeetasse. "Du musst also nicht warten" Das Rascheln von Papier war zu vernehmen. "Und welches arme Ding quälst du diese Nacht?" "Ran ..." "Was?" Sie hielt in ihrer Bewegung inne. "Sag bloß, sie ist immer noch in dich verliebt?" Nun faltete Shinichi die Zeitung zusammen, legte sie neben sich auf den Tisch und zuckte mit den Schultern. "Wer weiß", erwiderte er Schulter zuckend und nahm einen weiteren Schluck des braunen Gebräus. "Pah... Wie naiv!" Sie beschmierte enerhisch ihre Brötchenhälfte mit Butter. "Naiv und heiß", grinste ihr Gegenüber und brachte Shiho innerlich zum Brodeln. "Steck dir dein dreckiges Grinsen doch sonst wo hin, du Affe", murmelte sie kaum hörbar und biss grummelnd in ihr Marmeladenbrötchen, als der Braunhaarige die Hände ineinander faltete, den Kopf schieflegte und sie mit seinen fesselnden Augen musterte. "Sag, bist du etwa eifersüchtig?" "Spinnst du? Ich glaube, langsam steigen dir deine ganzen Affären zu Kopf!" "Affären ist so ein unschönes Wort", grummelte und warf ihr einen mahnenden Blick zu. "Dann eben Bettgeschichten" "Wie liebreizend..." "Urusai" Ein leises Lachen entrang der Kehle des Braunhaarigen, dann erhob er sich und zupfte sich seine Krawatte zu Recht. "Ich geh dann mal los" Er ging um den Tisch herum, bis er neben ihr stand, beugte sich zu ihr hinunter und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. "Bis morgen Abend!", gluckste er vorfreudig und verließ vergnügt die kleine Küche. "Stirb!" Sie warf ein Brötchen nach ihm, das ihn allerdings knapp verfehlte. Als die Tür hinter ihm zufiel und sein nun gellendes Lachen verhallt war, stützte Shiho seufzend ihr Gesicht in die Hände. "Baka..." -- "Nun, dann beschreiben Sie doch mal Ihren Freund" "Er ist nicht mein Freund, verdammt!" "Ah, dann ist das also das Problem?" "Wohl kaum..." "Nun gut, wenn Sie ihn mit einem Wort beschreiben müssten, welches wäre das da wohl?" "Hot ..." "Ah, weil...?" "Na, weil er eben heiß ist. Er sieht wahnsinnig gut aus und ist unglaublich muskulös. Wenn ich intim mit ihm werde, durchflutet mich eine unbeschreibliche Hitze" "Ist das nicht normal?" "Nicht, wenn man mit dieser Person Zwangssex hat" "Aha" "Ich möchte nicht näher darauf eingehen" "Nein, nein. Ist auch nicht nötig" "Gut" "Soso... Also 'hot'?" "Ja... Er ist hot" - Übersetzung - Nee - "Hey" Sou - Achso Oyasumi nasai - Gute Nacht Ohayoo - Guten Morgen Baka - Idiot, Trottel Kapitel 3: Step Two - Cold -------------------------- "Herr... Kado?" "Kudo" "Ihre Schrift ist etwas... unleserlich. Nun gut, beginnen wir. Sie leben also zusammen mit einer Frau, die nicht Ihre Freundin ist?" "Hai" "Und was empfinden Sie dabei?" -- Shinichi sah vorbei an dem kleinem Kiosk und beobachtete unauffällig einen sich äußerst merkwürdig benehmenden Passanten, der nun schon seit zehn Minuten mit einem komplett in schwarz gekleideten Mann sprach. Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr - und seufzte. Es war schon früh am Abend und er hatte sich in einer Stunde mit Ran verabredet. Ran... Er rief sich die zierliche hübsche Frau ins Gedächtnis. Niedlich, mit langem braunem Haar und einem stets strahlendem Lächeln auf dem Gesicht. Sie war das genaue Gegenteil von Shiho, die er eher als erotisch und temperamentvoll bezeichnen würde, aber das hieß nicht, dass Ran nicht ebenso wie Shiho seine Bedürfnisse befriedigen konnte. Sie taten es nur auf etwas andere Art und Weise... "Sayonara" Die beiden Männer verabschieden sich und das Beschattungsopfer des Braunhaarigen schritt an ihm vorbei, die Hände tief in den Taschen seines beigen Mantels verborgen. Wenn der nichts zu verheimlichen hatte, würde Shinichi seine heißgeliebten Sherlock Holmes-Romane verbrennen. Ergo: Dieser burschikose Hüne hatte ganz bestimmt Leichen im Keller. Wenn nicht sogar genau das wortwörtlich der Fall war. Gerade, als er sich auf Verfolgungsjagd begeben wollte, wurde er vom Klingeln seines Handys unterbrochen und er starrte genervt stöhnend auf das Display. Die SMS war, wie nicht anders zu erwarten, von Ran... Er rollte mit den Auge und betätigte die Eingabetaste, damit er die Nachricht lesen konnte. Manchmal konnte Ran echt nerven mit ihrer anhänglichen Art. Shiho störte ihn nie bei seiner Arbeit... Überhaupt, Kommunikation war den beiden ein Fremdwort. Das Einzige, was Shiho gut konnte, war im Bett zu kommunizieren. Während er darüber nachdachte und nicht bemerkte, wie der, anscheinend auch noch rüpelhafte, Hüne verschwand, stieß er einen lauten Fluch aus und sah dann verdutzt aus der Wäsche, als sein Beschattungsobjekt mit dem Einbiegen in die nächste Seitengasse verschwunden war. "Verdammt!" Er zog sich seinen dunklen Schal enger um den Hals und überlegte, wie er nun weiter vorgehen sollte. ~~°~~ Keine halbe Stunde später schloss er die Tür seiner kleinen Apartmentwohnung auf, warf seinen Mantel und die Schuhe in eine Ecke und lief dann gähnend Richtung Küche, um sich mit einer guten Flasche Wein zu trösten. Als er besagtes Getränk gefunden hatte, lief er schnurstracks in Richtung seines Arbeitszimmers, als sein Blick plötzlich in die kleine Bibliothek, die sich auf dem Weg befand, fiel. Die Bibliothek war keine Bibliothek im eigentlichen Sinne, sondern einfach nur ein Raum, vollgestopft mit Detektiv- und Kriminalromanen. Sein größter Schatz waren die wertvollen Sherlock Holmes-Bücher, die er feinsäuberlich in einem Regal geordnet hatte und auf die er jedes Mal einen Blick werfen musste, wenn er an der Bibliothek vorbeilief. Doch worauf sich sein Augenmerk diesmal legte, war die schlanke, blondhaarige Person, die in einem dicken Bestseller versunken in einem der schwarzen Ledersessel saß. "Hey" Er trat ein und hielt grinsend die Flasche mit dem dunkelroten Inhalt hoch. Als sie seine Stimme vernahm, fuhr Shiho herum und besah ihn mit einem verdutzten und etwas argwöhnischen Blick. "Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest zu Ran?" "Naja" Er trat vor den Sessel, stellte die Flasche Wein auf den kleinen Tiekholztisch, der sich neben dem Sofa befand, und beugte sie zu ihr hinunter. "Ich dachte mir, dass du dich langweilen würdest, wenn-" Er biss ihr ins Ohrläppchen und zog dann leicht daran, ehe er mit seinem heißen Atem ihren Hals entlangfuhr. "-du die ganze Zeit alleine bist" Shiho keuchte unter seinen zärtlichen Berührungen und krallte sich beinahe in dem Buch fest. Als er dann seine Zunge einsetzte, stieß sie ihn entschieden von sich. "Lass das... Ich habe gleich eine Verabredung!" Sein wachsamer Blick musterte ihre zarten Gesichtszüge. Argwohn lag darin. "Ein Date? Aber doch nicht etwa mit diesem Prosecco?" "Sein Name ist Gin und nein, ich habe weder ein Date, noch mag ich ihn!" "Aha" Grübelnd legte er eine Hand auf ihre Wange, wickelte sich dann eine ihrer dunkelblonden Haarsträhnen um den Finger. "Naja", erwiderte der Braunhaarige nach einer Weile, in der er das hübsche Gesicht vor sich Millimeter für Millimeter bestaunt hatte. "Tut mir ja Leid für dich, aber ich glaube, mit der Verabredung wird heute nichts" Langsam fuhren seine Fingerkuppen die zarte Haut ihrer Wangen hinunter und verweilten dann auf ihren samtigen vollen Lippen. "Und wieso?" Shihos linke Augenbraue wanderte fragend in die Höhe und sie fühlte sich etwas beklommen, da ihr Shinichi keinen Fluchtweg bot. Sie wollte heute nicht... "Naja" Auf seine Lippen schlich sich ein gehässiges Grinsen, das die Blondhaarige wissen ließ, dass die Antwort wohl kaum 'Weil ich dich brauche' heißen würde. Nun befand sich sein Kopf links neben ihr, sein heißer Atem strich ihr Ohr entlang und die Worte, die er ihr ins selbige flüsterte, ließen das Blut in ihren Kopf schießen, was zur Folge hatte, dass sie errötete. "Baka", murmelte sie leise und krallte sich leise seufzend in seinem Haar fest, als er begann, ihren Hals mit brennend heißen Küssen entlangzuwandern. Shiho legte den Kopf leicht in den Nacken und bekam nur aus de Augenwinkeln heraus mit, wie seine Hände in Richtung ihres Bauches wanderten. Als er ihr dann einen besinnlichen, leidenschaftlichen und fordernden Kuss gab, kam die wunderschöne Frau nicht umhin, sich einfach den Gefühlen hinzugeben, die sie durchfluteten. Sie schlang die Arme um Shinichis Nacken und zog ihn näher an sich, während er mit einer Hand in ihr seidiges Haar fuhr und die andere sich einen Weg unter den grauen Pullover suchte. Als er sein Ziel gefunden hatte, strich er behutsam über ihren flachen Bauch und wanderte immer höher, bis er bei ihren Brüsten ankam und vorsichtig begann, diese zu streicheln und zu massieren. Shiho wollte protestieren, doch die Zunge, die plötzlich sanft über ihre Lippen strich und um Einlass bat, machten es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Im darauffolgenden Moment hatte der Braunhaarige sich von ihr gelöst, den Saum ihres Oberteils ergriffen und es ihr über den Kopf gezogen, ehe er ihre Hüften ergriff und sie auf seine Arme hob, um sie in gemütlichere Gefilde zu bringen. Diese waren, seines Erachtens nach, das Schlafzimmer. Eine Dreiviertelstunde später lagen zwei verschwitzte Körper übereinander und erfüllten den Raum mit unregelmäßigem Keuchen. Shinichi rollte sich von dem zierlichen Körper unter sich, griff nach seiner Decke und wickelte sich darin ein. Der Person neben sich schien er keine Beachtung mehr zu schenken, deshalb beschloss die junge Wissenschaftlerin, erst einmal zu duschen und die kommende Nacht ausnahmsweise mal wieder in ihrem Zimmer zu nächtigen. Das Rascheln der Decke war zu vernehmen und fragend fuhr Shinichi herum und sah auf den ansehnlichen Rücken seiner Mitbewohnerin, die auf schweigend auf der Bettkante saß. "Hey", murmelte er und richtete sich leicht auf. "Wo willst du hin?" "Duschen" Shinichi, der diese knappen Antworten bereits gewohnt war, setzte sich nun auf, fuhr sich leicht durch das strubbelige Haar und griff dann nach Shihos Handgelenk. "Bitte geh nicht!" Es war ein leises Murmeln gewesen, doch diese drei kleinen simplen Worte lösten etwas Unbeschreibliches in Shiho aus und verleiteten sie dazu, innezuhalten. Noch immer sah er auf ihren Rücken, dann bewegte er sich vorsichtig darauf zu, schlang einen seiner kräftigen Arme um ihren Bauch und bettete seinen Kopf auf ihrer rechten Schulter. In der linken Hand hielt er immer noch die ihre. Sanft hauchte er einen kleinen Kuss auf ihr Schulterblatt und als er merkte, wie ihren gutriechenden Körper eine kleine Gänsehaut heimsuchte, war es seine männliche Stimme, die sie beinahe verrückt werden ließ. "Komm wieder ins Bett" Er drehte sie zu sich um, ergriff mit beiden Händen ihr Gesicht und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn, dann griff er nach ihrer Decke und wickelte sie darin ein. "Oyasumi nasai", waren seine letzten Worte, ehe er sich wieder in die weichen Kissen warf und zufrieden beobachtete, wie die Blondhaarige dabei war, sich wieder in die warme Decke zu schmiegen. Er musterte ihre engelsgleichen Gesichtszüge ein letztes Mal, fuhr mit einer Hand über ihre Wange und schloss dann die Augen, um ganz genüsslich ins Reich der Träume zu wandern. Während seine Atmung immer flacher wurde, lag Shiho völlig wach da und wusste nicht so recht, was sie jetzt denken oder fühlen sollte. Wieso hatte sich Shinichi diese Nacht so merkwürdig verhalten? Er war so besitzergreifend gewesen. Dieses ungewöhnliche Verhalten seinerseits quälte sie so lange, bis die Müdigkeit schließlich ihren Tribut forderte. -- "Sie behaupten also, Ihre Mitbewohnerin wäre ein kaltes Biest?" "Ich sagte, sie seie kühl und ein Tier im Bett ..." "Sorry, Interpretationsfehler" "..." "Wieso kühl?" "Sie ist so unnahbar und verschlossen, redet kaum, lässt niemanden an sich heran. Ihre Blicke sind eisig. Sie ist einfach ... kalt" "Aha, also cold. Verstehe... wirklich interessant" "Apropos cold... Haben Sie gestern Cold Case gesehen? Es war mir natürlich sofort klar, dass der Täter...." - Übersetzung - Hai - Ja Sayonara - Hallo, Auf Wiedersehen Baka - Idiot, Trottel Oyasumi nasai - Gute Nacht Kapitel 4: Step Three - Yes --------------------------- „Heute sind Sie aber etwas spät“ „Berufsverkehr“ „Sagten Sie beim letzten Mal nicht, Ihr Auto seie kaputt?“ „...“ „Nun denn… Wie läuft es mit ihrer Freu… Mitbewohnerin?“ „Hervorragend“ „Soso. Sie klingen ein wenig missmutig“ „...“ -- Die knallgelbe Wand war übersäht von roten Sprenklern. Blut, eindeutig älter. Neben der Kommode die beige Jacke, die Herr Kawamoto noch vor ein paar Tagen getragen hatte, als der Braunhaarige ihm beim Gespräch mit dem verruchten Hünen in Schwarz beobachtet hatte. Schmerzlich wurde dem Braunhaarigen bewusst, was es für Folgen haben konnte, wenn er seinem Beruf nicht zu einhundert Prozent nachging und sich zu sehr auf Gedanken über gewisse Frauen einließ. Der entstellte Leichnam vor ihm war kein schöner Anblick, selbst für einen wie ihm, der schon viel miterlebt und gesehen hatte. Megure stand etwas abseits von ihm, an dem kleinen Badezimmer-Fenster, und starrte hinaus auf den Baker-Park mit seinem ausladenden Spielplatz und die vielen Grünflächen. Auch ihm schien unwohl zu sein. Und Megure war wirklich ein alter Hase in diesem Geschäft. Doch seine leicht grünliche Gesichtsfarbe wies darauf hin, dass auch er der Situation mit einem unwohlen Gefühl gegenübertrat. „Zeitpunkt des Todes war ungefähr gestern zwischen 19 und 23 Uhr“ Der junge Gerichtsmediziner, ein dürrer und belester Mann, der gerade erst sein Studium vollendet hatte, stand auf und kratzte sich am Kopf. Sein weißer Kittel war blutverschmiert. „Die genaue Todesursache muss noch festgestellt werden, aber anscheinend wurde sein Schädel mit einem äußert spitzen Gegenstand eingeschlagen“ „Hmmm“ Shinichi sah sich um, starrte auf die kleinen Knochenpartikel in der Blutlache vor seinen Schuhen. Irgendwas stimmte da nicht. „Inspektor, ich…“ „Sie sollten besser ihren Mund halten, Kudo. Hätten Sie ihren Job so gemacht, wie es sich gehört, wäre Herr Kawamoto wahrscheinlich noch am Leben“ Der Braunhaarige zuckte zusammen bei den harschen Worten seines Vorgesetzten und wie ein geprügelter Hund sah er schmollend zu Boden. Er hatte Recht… Wäre er gestern um diese Uhrzeit da gewesen, wo er hätte sein sollen, wäre diese Tragödie nie passiert. Stattdessen hatte er sich die Zeit mit Ran vertrieben gehabt. Er bereute es. Zutiefst. Nur zu gut wusste Shinichi, dass Megure und Herr Kawamoto gute Freunde gewesen waren. Er hatte seinen langjährigen Freund davor schützen wollen, auf die falsche Schiene zu geraten und hatte deshalb Shinichi beauftragt, ihn zu beschatten. Dabei diente er in Wirklichkeit als Personenschutz. Megure zeigte nicht, wie sehr ihn diese Sache wirklich verletzte, aber der Braunhaarige wusste, dass er im Innersten weinte. Das hatte er schon oft, zuletzt als Professor Agasa verstarb. Als Shinichi an den freundlichen alten Mann denken musste, mit dem er beinahe sein ganzes Leben verbracht hatte, musste er schwer schlucken und hielt sich die Faust vor dem Mund. Er war alt gewesen, hatte ein erfülltes Leben gehab. Seine Zeit war nun mal gekommen. Die letzten Minuten hatten sie alle an seinem Sterbebett verweilt: Ran, ihr dussrliger Vater, die Detective Boys, Sonoko und Makoto, Heiji und Kazuha und natürlich er und Shiho. Er hatte wirklich ein erfülltes Leben gehabt und das hatte den Braunhaarigen einen Großteil des Schmerzes, den Agasas Tod ihm auferlegt hatte, genommen. Und dann war da ja noch Shiho gewesen, die immer für ihn da war, selbst, wenn er sie wie den letzten Dreck behandelte. Manchmal war er wirklich ein egoistisches Trampeltier, das unbemerkt von der Außenwelt mit dem tiefen Schmerz und den Sünden, die es auf den Schultern trägt, zu kämpfen hatte. Er wusste Shihos Anwesenheit viel zu wenig zu schätzen, das sollte, nein, musste sich ändern. Der Braunhaarige beschloss, gleich nach der Beseitigung der Leiche, zum nächsten Blumenladen zu gehen. Als er knapp drei Stunden später in die Straße mit dem besagten Blumenladen schlenderte, überrascht von dem plötzlichen Regenschauer, der ihm nun heftig ins Gesicht prasselte, klingelte sein Handy. „Heiji… Na, der kommt mir ja gerade recht“ Er nahm ab. „Was ist los, Hattori? Hat Kazuha dich wieder sitzen gelassen?“ „Haha, sehr lustig, mein Freund. Nee, es geht um was viel Wichtigeres. Haste schon von dem Mordfall letzten Freitag gehört? Als sich diese Opernsängerin angeblich das Leben nahm?“ Der Braunhaarige überlegte kurz. Stimmt, da war etwas in der Zeitung gewesen. Er hatte dem allerdings nicht viel Bedeutung beigemessen. Oper – das war nicht so sein Fall. Und außerdem war er ... anderweitig beschäftigt gewesen. „Das war eindeutig n' Mord, ich sag’s dir!“ Shinichi wurde hellhörig. Heiji lag selten daneben mit seinen Vermutungen, ebenso wie er. „Hmm, du, ich hab es eilig. Was hältst du davon, wenn wir das morgen bei einem Kaffee besprechen? Ich müsste eh mal wieder nach Osaka“ „Klingt gut. Um 17 Uhr an unserem gewohnten Treffpunkt?“ „Ja“ ~~°~~ Shiho saß auf dem bequemen Sessel vor dem Fenster ihrer Zimmers, die neueste Ausgabe des Science-Magazins auf ihrem Schoß ruhend, den Blick gedankenverloren auf die große Überschrift der ersten Seite gerichtet. Wie so oft grübelte sie über ihr Leben nach. Wie konnte es nur so weit kommen? War das wirklich das Leben, das sie führen wollte? An der Seite eines Mannes, zu dem sie mal eine so innige Beziehung pflegte und der sie jetzt so behandelte, wie er es bei jeder Frau zu tun gedachte? Das war bestimmt nicht das Leben, das sich ihre Eltern und Akemi für sie gewünscht hatten. Bei den Gedanken an ihre Eltern und ihre Schwester zog sich ihre Brust zusammen und sie musste gegen die Tränen ankämpfen. Es war einfach alles … Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen und seufzend, eine Hand in den Haaren vergraben, starrte die Blondhaarige abermals auf die erste Seite des Hochglanzmagazins, musterte die Bilder von bekannten Wissenschaftlern und Forschern. Sie hatte eins mit in diese Riege gehört. Doch jetzt musste sich die berühmte Wissenschaftlerin verstecken, aus Angst vor einem Feind, der ihr alles genommen hatte. Wie tief konnte man noch sinken? Sie vernahm das Geräusch der Tür, die zugeschlagen wurde, das Öffnen eines Reißverschlusses, das Ausziehen und in die Ecke werfen seiner Schuhe, das Öffnen mehrer Türen. Dann klopfte es an der ihren. „Herein“ Die Tür zu ihrem Zimmer, ihrem persönlichen kleinen Reich, wurde geöffnet und ein altbekanntes Gesicht erschien im Rahmen. „Hey. Hier bist du“ Wo hatte er sie sonst erwartet? „Ich hab da was für dich!“ Nun trat Shinichi vollends in den Raum, in der Hand ein riesiges Bouquet Blumen, ein breites Grinsen auf den Lippen. Ohne etwas zu sagen, ging er auf sie zu und überreichte ihr die Blumen. Verdutzt starrte Shiho erst ihn, dann den Strauß an und zog fragend und misstrauisch eine Augenbraue in die Höhe. „Was ist das?“ „Blumen“ „Ja, das sehe ich… Ich meinte, wofür die sind?“ „Für dich“ Sie seufzte genervt auf. Blumen… Sie hasste so einen Kitsch. „Danke“ Halbherzig nahm sie sie entgegen, musterte jede Pflanze einzeln. „Merkwürdige Auswahl“, stellte sie fest. Shinichi kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich hab dich der Verkäuferin beschrieben und dann gebeten, einen passenden Strauß anzufertigen“ Für einen Moment fragte sich die junge Wissenschaftlerin, was genau er der Frau im Blumenladen beschrieben hatte, aber eigentlich war es ihr auch egal. Sie hatte heute keinen Nerv für irgendwelche Zärtlichkeiten. „Ich bin müde. Ich würde heute gerne hier schlafen“ Sie erhob sich, packte einen Zipfel von Shinichis Hemdsaum und führte ihn zur Tür. „Gomen“ Sie schloss die Tür und ließ einen verdutzten Jungdetektiv dahinter zurück. -- „Sie wurden also einfach rausgeworfen? Trotz Ihrer noblen Absichten?“ „Machen Sie sich gerade lustig über mich? „Ganz und gar nicht. Das gehört alles dazu, glauben Sie mir“ „…“ „Also stehen Sie wieder ganz am Anfang?“ „Wie es scheint“ „Sehr ärgerlich“ „Yes…“ - Übersetzung - Gomen - Entschuldigung, Tut mir leid Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)