Das Schwert der Macht von Niduan (Ein langer Weg zum eigentlichen Ich und zum Leben...) ================================================================================ Kapitel 1: Die Außenseiterin ---------------------------- Von der Familie König konnte man nicht behaupten, dass sie normal waren. Die Familie besaß ein Schloss auf einem sehr hohen Hügel, an dessen Fuß ein kleines Dorf lag. Ludwig König war ein sehr bekannter Schriftsteller, dessen Bücher in fast allen Sprachen gedruckt worden waren. Er wirkte wie ein englischer Lord mit seinen blauen Augen, dem schlanken elastischen Körperbau und den schulterlangen silbrigen Haaren. Romina König, seine Frau, war eine äußerst berühmte Schauspielerin in der Oper der nächsten Großstadt. Sie war schlank, braunäugig und hatte lange schwarze Haare. Die beiden waren sehr beschäftigt mit ihrer Arbeit und hatten kaum Zeit für ihre vier Kinder. Die beiden Größten, Alexander und Andreas, waren Zwillinge und glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sie waren beide 18 Jahre alt, hatten beide blaue Augen, blonde Haare und waren sehr sportlich. Andreas machte eine Ausbildung zum Polizisten (er wollte unbedingt Detektiv werden) und Alexander arbeitete als Lehrling bei einem sehr großen Schreinereibetrieb. Franziska König war genau so schön wie ihrer Mutter, aber erst 17 Jahre alt. Sie arbeitete, wie ihre Mutter, in der Oper der nächsten Stadt. Sie spielte aber nur in Musicals mit. Ihren größten Erfolg bisher hatte sie mit „Cats“ erreicht. Ihr Ziel aber war „Tanz der Vampire“! Und zum Schluss kam noch Katharina König. Sie war 15 Jahre alt und ging in den Mittlere Reife – Zug der Großstadtschule. Sie war das Nesthäkchen der Familie. Sie hatte dunkelblonde Haare und graugrüne Augen. Sie war nicht so hübsch und schlank wie ihre Mutter und ihre Schwester, aber dafür eine sehr gute Malerin. Da niemand von ihrer Familie Zeit für sie hatte flüchtete sie sich in Bücher. Meistens saß sie alleine in der Bibliothek des Schlosses und las. Auch in der Schule war sie immer alleine. Sie hätte alle möglichen modernen Sachen wie Hüfthosen, Stöckelschuhe, die neuste Schminke, die teuerste Handtasche und die angesagtesten Schmuckteile haben können. Aber das alles gefiel ihr nicht. Sie hasste Hüfthosen und verabscheute Schminke. Und das was sie wollte, bekam sie nicht! Sie wünschte sich, mehr als alles andere, das irgend jemand mal Zeit für sie hatte! Aber das war so gut wie nie der Fall. Tagsüber war sie alleine in dem großen Schloss. Ihr Vater war zwar da, aber der saß die ganze Zeit über in seinem Arbeitszimmer und schrieb an seinen Krimis und dabei sperrte er sein Arbeitszimmer zu. Andreas und Alexander kamen erst am Abend nach Hause und Franziska und die Mutter erst mitten in der Nacht. Im Dorf hatte Katharina keine Freunde, da es in ihrer Altersgruppe niemanden gab. Es gab nur Kleinkinder und ältere Jugendliche, die gerne ausschweifende Partys feierten. So etwas fand Katharina blöd. Zur Zeit waren alle außer Haus. Katharina war in der Schule und ärgerte sich mit den Zicken in ihrer Klasse herum. Andreas war in der Polizeischule und Alexander war im Betrieb. Franziska und ihre Mutter probten gerade in der Oper für „Mamma mia!“ und der Vater war bei einem Verlag, wegen eines neuen Buches. Müde saß Katharina auf ihren Platz und sah an die Tafel. Komplizierte Gleichungen mit x und y standen dort. Sie verstand sie einfach nicht, vor allem, wenn das x im Nenner eines Bruches war. Sie dachte sehnsüchtig an die Bücher in der Bibliothek. „Wäre ich doch nur dort!“, dachte sie traurig und hörte die Oberzicke der Klasse lachen. Die Gong erlöste sie für die Pause. Sie stand, wie immer, alleine in einem Eck des großen Hofes und beobachtete die vergnügten Kinder. Einige spielten Gummi Twist und Fußball. Die Mädchen aus ihrer Klasse waren immer zusammen, sie klebten wie Kletten aneinander, lachten und erzählten zusammen. Sie versuchten auch immer die gleichen Noten zu schreiben! Aber Katharina war sich nicht sicher, ob sie wirklich so dicke Freundinnen waren, wie sie taten. Sie hatte schon öfter gehört, wie sie über abwesende Mädchen lästerten. „Jetzt bin ich schon einen Monat in dieser Klasse und niemand beachtet mich. Weshalb hat sich Papa diesen doofen Traum erfüllt und sich ein Schloss gekauft? In der alten Stadt hatte ich wenigstens eine beste Freundin. Hier meiden mich alle! Dabei kann man nicht sagen, dass ich verwöhnt bin! Aber, wie soll ich mich hier durchsetzten? Die machen mich nieder! Und ich hab niemanden, dem ich meine Sorgen anvertrauen kann.“, dachte Katharina traurig und biss von ihrem Pausenbrot ab. Plötzlich sprang der Ball der Jungs zu ihr herüber. „Hey! Schieß rüber!“, schrie der große schwarzhaarige Michael zu Katharina herüber. Sie schoss den Ball hart zurück und freute sich innerlich wie eine Schneekönigin, dass er sich mit einem Winken bedankte. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass die Mädchen schon wieder Gift versprühten. „Das passt denen schon wieder nicht!", dachte Katharina besorgt. Sie bekam die Boshaftigkeit der Mädchen immer wieder zu spüren. Heute wurde sie beinahe auf der Treppe hinunter gestoßen! Sie unterdrückte die Tränen und ging ins Klassenzimmer. Gerade noch konnte sie ihre Schultasche aus dem Waschbecken fischen und vor dem Wasserstrahl retten. Als nach weiteren vier Stunden endlich der Schlussgong ertönte und sie ins Wochenende entließ, fühlte sie grenzenlose Erleichterung. Sie musste jetzt nur noch die Busfahrt überstehen, dann hatte sie es geschafft und hatte zwei Wochen lang Ferien. Katharina zog sich an und lief hinunter zur Bushaltestelle. Es dauerte noch etwas, bis der Bus endlich kam. Katharina zeigte ihren Ausweis, ging nach hinten und setzte sich auf einen freien Platz. Die Zicken saßen schon ganz hinten, wo sie sich sehr cool fühlten. Sie tuschelten und kicherten miteinander. „Bald, bald hab ich es geschafft!“, dachte Katharina und krampfte ihre Hand zur Faust zusammen. Nach zwanzig Minuten stand sie auf und drückte die „Stop“ – Taste. Der Bus hielt und sie stieg aus. Vor ihr lag ein Weg von einem Kilometer, quer durch das Dorf und den Hügel hinauf. Sie ging langsam und dachte über das Wochenende nach. „Mama und Franzi werden wieder mal müde sein. Papa wird schreiben und die beiden Großen müssen lernen. Und ich bin wieder allein mit meinen Büchern.“ Nach einer Viertelstunde erreichte Katharina endlich das große Schlosstor und öffnete es mit einem großen Schlüssel, der unter einer Steinplatte lag. Sie schloss das Tor dann wieder ab. Erleichtert öffnete sie die kleine Tür (sie war eigentlich groß, aber im Vergleich zum Tor war sie klein) die in eine schöne Eingangshalle mit einer Marmortreppe und dicken, wertvollen Teppichen führte. Sie warf ihre Schultasche an die Treppe, zog ihre Jacke aus und schleuderte die Schuhe von ihren Füßen. Sie lauschte einen Moment in das Schweigen. Normalerweise konnte sie hier den Computer ihres Vaters hören, aber der war nicht da. Katharina seufzte und ging in die Küche um sich etwas zu Essen zu kochen. Sie suchte sich aus dem großen Kochbuch etwas heraus und machte es. Gerade als sie den Tisch deckte kam ihr Vater in die Halle gestürmt. „Papa!“, rief Katharina glücklich und rannte in die Halle, „Willst du ...“ Weiter kam sie nicht, ihr Vater rief hektisch, „Keine Zeit, muss arbeiten!“ Dann verschwand er in seinem Arbeitszimmer, der Schlüssel wurde im Schloss herum gedreht. Katharina seufzte tief und ging langsam zurück in die Küche. Das Ristotto war etwas angebrannt. Sie zog es vom Herd und stellte es auf den Tisch. Traurig setzte sie sich und löffelte langsam das Ristotto. Sie brauchte für den einen Teller eine halbe Stunde. „Ferien und dann noch Hausaufgaben!“, sagte sie verbittert, als sie in ihrem Zimmer ihre Schulhefte auf den Schreibtisch knallte, „Mathematik, Englisch, Deutsch und dann auch noch Sport – Lernblättern!“ So was Blödes, der Tag war gelaufen. Erst morgen konnte sie wieder in die Bibliothek. Katharina gähnte und schlug ihr Mathe – Buch auf. Gleichungen mit der Unbekannten x stand dort als Überschrift, und in ihrem Merkheft standen noch einige Notizen aus dem Unterricht : x isolieren, Punkt vor Strich, bei negativem x mal (-1). Die Aufgaben waren sehr kompliziert geschrieben und irgendwie verdreht. Katharina mühte sich Stunden mit den Hausaufgaben ab, bis sie die Eingangstür hörte. Sie stand auf und verließ ihr Zimmer. Von dem offenen Gang, mit Geländer, aus konnte sie direkt in die große Eingangshalle sehen. Es waren Andreas und Alexander, die sich eben die Jacken auszogen. „Hallo, Schwesterchen!“, rief Andreas lachend und warf seinen Mantel an die Garderobe. „Hallo!“, antwortete Katharina, „Ich hab` Ristotto gemacht! Steht in der Küche.“ „Danke!“, rief Alexander hinauf und rannte in die Küche, „Heute ist der Imbisswagen nicht gekommen!“ „Fresssack!“, lachte Andreas und sah zu Katharina hinauf. „Kannst du mir die x-Gleichungen erklären?“, fragte Katharina hoffnungsvoll. Andreas sah auf die Uhr und meinte: „In einer Stunde komm ich hoch.“ „Gut!“, meinte Katharina erleichtert und ging in ihr Zimmer zurück. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und sah auf den Wecker. Es war kurz nach 7 Uhr. Katharina streckte sich und fischte ein Buch unter ihren vielen Kissen und Kuscheltieren hervor. Es war eine Abenteuergeschichte über Dämonen und Magier. Katharina las so etwas am liebsten. Sie träumte sich immer in die Geschichte hinein und erfand weiter kurze Abenteuer dazu. Aber zum Aufschreiben war sie immer zu faul. Das war etwas für ihren Vater, den berühmten Autor. Katharina legte das Buch zur Seite und drehte sich zur Wand. „Mama und Franzi werden morgen ewig schlafen. Ihre letzte Vorstellung heute Nacht beginnt um elf Uhr.“, dachte sie niedergeschlagen, „Papa wird ewig schreiben und nur zum Essen kommen. Alex und Andi werden wahrscheinlich zu ihren Freundinnen gehen und dazwischen mal lernen, und das heißt im Klartext, dass ich wieder einmal ganz alleine bin. Das gesamte Wochenende lang.“ Katharina schwang sich mit einer einzigen Bewegung aus ihrem Bett und trat vor ihren Spiegel. Die Nase war übersäht mit Mitessern und an der Schläfe war eine blutige Stelle, dort hatte sie sich aufgekratzt. Seufzend nahm sie ihre Haarbürste und fuhr sich durchs Haar, es glänzte wie ein Spiegel. „Verdammt, ich glänze schon wieder so blöd!“, dachte sie und zog ein Papiertaschentuch aus der Verpackung. Sie wischte sich das Gesicht ab und sah sich wieder an, die Mitesser wirkten nicht mehr so groß. Plötzlich ging die Tür auf und Andreas kam kauend herein, „Dann zeig mir doch einmal die Gleichungen!“ Er lachte und sah sich Katharina`s Mathebuch an. Katharina zeigte ihm die Aufgaben und schrieb die Ansätze, die er ihr diktierte und erklärte, auf ein Schmierblatt. Danach half er ihr noch bei Englisch. Den ganzen Abend übte Katharina zusammen mit Andreas Englisch und Gleichungen auflösen. Als es schon zehn Uhr war, beendeten sie die Nachhilfe und Katharina ließ sich todmüde auf ihr Bett fallen. Kapitel 2: Das schwarze Buch ---------------------------- Als Katharina am nächsten Morgen erwachte brummte ihr der Schädel, die Nachhilfestunden hatten ihre Spuren hinterlassen. Es war schon nach zehn Uhr. Gähnend stand Katharina auf und zog sich um. Jeans und ein leichter Wuschelpulli, das war ihr Wochenendoutfit. „Es ist noch etwas Zeit, ich kann noch schnell Deutsch erledigen, dann hab ich`s hinter mir.“, dachte sie und holte ihr Deutschbuch aus der Schultasche. Es war ein Aufsatz über eines der langweiligsten Themen, die es gab, der Aufbau der Ernährungspyramide. Schlimmer ging es nicht mehr! Katharina schrieb so groß sie konnte und machte viele Fehler, die sie durchstrich, damit es voll aussah. Gegen Mittag hatte sie den Aufsatz fertig und ging hinunter zum Mittagessen. Ihre Brüder waren schon da und unterhielten sich über ihre Ausbildung. Der Vater hatte schon gegessen und die Mutter und Franziska schliefen noch. Katharina setzte sich und nahm sich von dem Ristotto, das sie gestern gekocht hatte. „Katharina, du solltest nach der Schule Köchin werden!“, grinste Andreas Katharina quer über den Tisch an. Katharina belud ihren Löffel und ließ die Ladung Andreas direkt ins Gesicht klatschen. Er grinste und wischte sich das Gesicht ab, „Das war ein überdeutliches Nein!“ „Was willst du denn werden?“, fragte Alexander und sah Katharina gespannt an. „Ich weiß nicht!“, erwiderte Katharina und betrachtete gedankenverloren ihren Löffel, „Irgend etwas, das mir Spaß macht!“ „Und was macht dir Spaß?“, fragte Andreas und löffelte weiter. „Lesen, Zeichnen, Schlittschuh laufen und im Wald wandern!", meinte Katharina und begann zu essen. „Tja, da gibt es eigentlich keinen Beruf!“, meinte Andreas nachdenklich und schwieg. Katharina aß hungrig, wie sie war, zwei Teller Ristotto. Andreas und Alexander verabschiedeten sich und verließen das Schloss. Katharina stellte die Teller in den Geschirrspüler und räumte das Ristotto weg. Langsam verließ sie die Küche und ging in die Eingangshalle, der schwere Teppich schluckte all ihre Schritte. Sie bog in einen langen Gang ein, in dem eine Menge alter Ölgemälde hingen. Die Augen der Personen schienen ihr zu folgen, die waren auch als einziges noch gut zu erkennen. Es waren alle ehemalige Herrscher und Besitzer des Schlosses. Die Frauen waren spindeldürr und die Männer sehr beleibt. Endlich erreichte Katharina die Tür zur Bibliothek und öffnete sie. Die Bibliothek war groß und lichtdurchflutet, bis auf die hintersten Ecken und Regale. Die Regale waren ziemlich hoch (fast bis zur Decke, da oben mussten Unmengen von Staub sein), aber ungefähr das untere Drittel war wie ein Schreibtisch (bei jedem Regal), dort konnte man Bücher ablegen und später lesen. Katharina blieb neben einem schmucken Tisch stehen, in dessen dunkles Holz mit hellerem Holz ein Lageplan der Bibliothek eingearbeitet war. Die Regale dort waren beschriftet, ebenso wie die Originale. „Magier!“, dachte Katharina und suchte nach einem Regal mit solchen Büchern. Es gab eines, das wahrscheinlich sehr verstaubt war, weil es weit hinten stand, wo es sehr dunkel war. Katharina seufzte und machte sich auf den Weg dorthin. Sie kam an sehr vielen unterschiedlichen Regalen vorbei. Geschichte, Kriminal und sogar Liebesromane konnte sie im vorderen Teil sehen. Hier gab es modernere Ausgaben, hinten waren noch die alten in Leder gebunden Pergamentbücher. Im Vorbeigehen erkannte Katharina die Schilder aus Metall auf den Regalen: Kirche, Könige, Christliches Erbe und so weiter und so fort. Plötzlich blieb Katharina wie angewurzelt stehen. Ihr gesamter Körper zitterte und war steif, Schweiß rann ihr über das Gesicht. „Mein Körper! Was ist los?“, dachte sie panisch, mit zusammen gebissenen Zähnen, „Warum gehorcht mir mein Körper nicht mehr? Was soll das?“ Sie versuchte sich zu bewegen, konnte sich aber keinen Millimeter rühren. Plötzlich bekam sie keine Luft mehr! Die Luft wurde eiskalt und unerträglich dumpf. Schwarze Nebelschwaden krochen aus den Dielenrillen, über die Regale und um Katharina herum. Dann, ein Geräusch! Ein Schleifen, als würde ein Buch aus einem Regal gezogen. Langsam drehte sich Katharina`s Kopf, da sah sie es. Sie war vor einem schwarzen Regal mit dunklen Büchern, auf dem Schild stand: Dämonen! Ein Buch! Ein Buch bewegte sich von alleine aus einem Regalfach heraus! Es ruckte langsam heraus und fiel auf die Holzplatte, die als Pult genutzt wurde. Es schlug sich von selbst auf und blieb liegen. Die Seiten waren gelblich, wie Pergament. Die schwarze Schrift war gut zu erkennen! „Das gibt’s nicht!“, dachte Katharina erschrocken und atemlos, „Das ist ein böser Traum! Worauf, worauf, worauf?! Ich ... ich muss aufwachen! Bitte!“ Sie fühlte, das ihr gesamter Körper zu diesem Buch wollte, etwas zog sie an, wie ein magischer Bann. Sie sah sich selbst, wie sie sich auf dieses Regal zubewegte, dann stand sie vor diesem Buch. Katharina atmete tief durch und nahm es in die Hände. Die Schrift war sauber und ordentlich. Die Worte fesselten Katharina, bannten sie: Seit Ewigkeiten existieren neben dieser Welt noch andere Welten, die Welten der Dämonen, Monstern und anderen Fabelwesen. Ein gemeinsames Schicksal verknüpft alle Lebewesen dieser Welten mit einander. Dieses Schicksal ist der Krieg, der sich langsam mit unheilvollen Schritten nähert. Er wird kommen. Katharina stockte, „Das ist mir zu unheimlich, ich will nicht weiterlesen!“ Sie wollte das Buch zuklappen, aber ihr Körper gehorchte ihr immer noch nicht. Die Hände zitterten nur. Sie musste weiterlesen: „In einer fernen, unbekannten Welt flammt der Funke der Hoffnung auf. Dieser kleine Funke kann das Feuer entfachen, dass den Krieg ausbrennen kann! Doch dieser Funke kann und nicht helfen, da er nichts von seiner Macht und Verpflichtung ahnt. Er muss also mit Gewalt und Schmerz in unsere Welten gerissen werden, damit der Friede wieder hergestellt werden. „Das ist ... unheimlich!“, dachte Katharina panisch und mit rasendem Herzen, „Ich will nicht mehr LESEN!“ Katharina`s Atem hing als weißer Dampf in der Luft, so kalt war es geworden. Sie war kurz davor zu weinen, sie hatte keine Macht mehr über ihren Körper! Sie las gezwungen weiter: „Das Schwert der Macht, das bei der Erschaffung aller Welten zersplitterte, selbst ist die Bedrohung des Friedens. Der Funke der Hoffnung muss die Splitter des Schwerts der Macht zusammen suchen, bevor das falsche Hände tun. Durch das Schwert der Macht wird auch dem Wolf zu seinem Recht verholfen. Durch Prüfungen wird der Funke wachsen und zur Flamme, die das Böse verzehrt.“ Katharina schluckte, unheimlich! Sie wollte nicht mehr weiterlesen, aber das Buch bannte sie, sie musste weiterlesen!!! Im Kampf gegen das Böse hängt das Schicksal und das Leben Tausender nur von dem Hoffnungsfunken ab! Angst und Verzweiflung, aber auch Mut und Stärke wird der Funke erfahren. Dadurch wird er noch stärker und selbstbewusster. Katharina schluckte schwer, sie fragte sich, ob sie das wirklich lesen sollte. Sie wollte es zuklappen, aber sie war wie in Trance, als würde sie von jemanden gesteuert werden! Sie musste weiterlesen. Das Leben und der Tod vieler wird von dem Funken und seinem Mut abhängen. Und nun wird es Zeit, dass das Feuer auf alle überspringt und in jedem brennt und der Krieg verhindert wird! Katharina schrie auf, als das Buch in der Mitte aufriss und ein unglaublich helles Licht austrat. Das Buch schwebte vor ihr in der Luft und schien alles wie ein Wirbelwind einzusaugen! Die Bibliothek um sie herum löste sich auf, die Bücher zerbröselten in Staub und verschwanden. Wütende Schatten umtanzten Katharina. „Was soll das alles?“, kreischte Katharina entsetzt, „Das kann kein Traum mehr sein! Das ist zu unheimlich!“ Gleißende Bänder schossen aus dem Nichts hervor und umschlangen Katharina Handgelenke, Knöchel und ihren Bauch. Sie wurde gezogen, in ein großes schwarzes Loch, das sich vor ihr auftat. „Verdammt, was ist hier los?“, fragte sich Katharina entsetzt, „Soll das heißen, das dieses Mädchen, von dem die Rede war, dass das ich bin! Das geht nicht! Das kann nicht sein! So etwas gibt es nicht!!“ Plötzlich wurde die endlose Dunkelheit um sie herum durchbrochen und sie sah wieder klar. Sie schwebte in der Luft über einer Welt, die sie nicht kannte! Ein schimmernder Fluss schlängelte sich durch ein Tal mit einem Dorf und großen Wiesen. Katharina konnte Menschen sehen, die arbeitete und Kinder, die spielten. „Offensichtlich bin ich in einer anderen Welt!“, dachte Katharina verwirrt und sank hinab Richtung Boden. Kapitel 3: Der Angriff des Dämons --------------------------------- Katharina landete sanft auf einem grünen Hügel, es war kühl und etwas windig, Schnee zertaute und kleine Blumen blühten, wahrscheinlich war Frühling. Die Sonne schien friedlich auf diesen Ort. „Wie schön!“, dachte Katharina ziemlich verwirrt. In diesem Augenblick zischten von hinten einige Speere auf sie zu. Katharina hörte das und wirbelte herum! Einer der Speere traf sie direkt an der Schulter. Sie stürzte zurück und hielt sich die Schulter. „Wer bist du?“, rief eine kalte Stimme, Katharina gefror das Blut in den Adern. Als sie den Blick hob starrte sie direkt auf eine schimmernde Schwertklinge. Mehrere Männer standen um sie herum, sie waren alle schwer bewaffnet und trugen Hosen aus buntem Stoff und Hemden, die mit Schnüren auf der Brust zugebunden waren. „Fesseln!“, knurrte der, der vor ihr stand. Katharina wurden die Arme brutal auf den Rücken gerissen und zusammen gebunden. „Hey! Das ist doch übertrieben! Was soll das!“, rief Katharina aufgebracht und bekam dafür eine Ohrfeige. „Jetzt muss ich die Klappe halten!“, dachte sie erschrocken, „Die bringen mich sonst um!“ Katharina wurde in die Höhe gerissen und in Richtung Dorf gestoßen. Die Leute unterbrachen ihre Arbeit und starrten Katharina an. Sie konnte hören, wie einige flüsterten: „Die hat ja komische Sachen an!“ „Wahrscheinlich ist sie eine Dämonin, die uns angreifen will!“ „Jetzt wird es bestimmt Krieg geben!“ „Angeblich ist ja schon ein Dämon hier in unserer Welt!“ „Das ist bestimmt wegen dem Schwert der Macht! In unserem Dorf ist ein Bruchstück davon!“ Katharina zuckte zusammen, „Schwert der Macht! Davon war doch auch in dem Buch die Rede! Was soll das alles?“ Plötzlich standen sie vor einer kleinen, verschließbaren Hütte. Katharina wurde grob hineingestoßen und auch noch an den Füßen gefesselt. Dann wurde die Tür verschlossen und es war dunkel. Katharina war wütend, was sollte das ganze Theater? Sah sie denn aus wie ein Dämon? „Vielleicht wegen dem Wuschelpulli!“, überlegte sie, „Der sieht aus wie ein Fell!“ Sie versuchte die Fesseln zu lösen, aber die Seile waren so stramm, das sie ihr brutal ins Fleisch schnitten. Sie konnte im düsteren Licht nicht sehr viel erkennen, aber sie sah einige Holzfässer, einen Haufen Stroh, einen alten Pflug und einige Bögen mit Köcher und Pfeilen. „Seltsam!“, dachte Katharina verwirrt und sah die Waffen an, „Ich hab noch nie solche Waffen gesehen! Nur die modernen Bögen, und die sind aus Fieberglas. Aber die hier sind aus Holz und handgemacht! Bin ich durch dieses Buch in einer vorsintflutlichen Zeit gelandet? Oder gar in einer anderen Welt, wie es in diesem Buch hieß? Verdammt! Meine Schulter!“ Katharina biss die Zähne zusammen und überlegte was sie tun könnte, als sie plötzlich eine Stimme hörte: „Macht Platz für die Zauberin!“ Im nächsten Moment wurde die Türe auch schon wieder geöffnet. Das Licht blendete sie für einen Moment, dann erkannte sie die füllige Figur einer Frau in einem Kleid, die in der Tür stand. „Das muss die Zauberin sein!“, schoss es Katharina durch den Kopf. Die Frau trat herein und sah auf Katharina herab. Ihr Gesicht wirkte streng und auf eine eigenartige Art und Weise sanft und liebevoll. Die Augen waren sehr hell und blitzen aufmerksam. Katharina fühlte sich in die Enge gedrängt, wie ein Tier. Die Frau kniete sich vor Katharina und sah ihr in die Augen. „Schau mal etwas klüger!“, forderte sie. „Wie bitte?“, dachte Katharina wütend, „Sehe ich dumm aus? Ich hab in der Schule doch gute Noten!“ Die Frau packte Katharina am Kinn und zog ihr Gesicht etwas heran. „Am liebsten würde ich beißen.“, dachte Katharina zornig, „Aber dann halten die mich wirklich noch für einen Dämon!“ „Wie heißt du?“, fragte Frau auf einmal mit sehr freundlicher Stimme und ließ Katharina los. „Katharina.“, antwortete sie etwas unsicher und doch wütend. Ihr fiel nichts besseres ein. Ihren Nachnamen wollte sie nicht sagen. Die Frau sah sie noch einmal genauer an. „Nein, du bist keiner.“, sagte sie schließlich. „Was?“, fragte Katharina und sah sie an. „Du bist kein Dämon!“, erwiderte die Frau ruhig, stand auf und löste Katharina`s Fesseln. „Danke!“, sagte Katharina und rieb sich die schmerzenden Gelenke. „Komm mit!“, meinte die Frau freundlich, „Du bist verletzt. Außerdem will ich noch ein bisschen mehr über dich wissen.“ Die Frau öffnete die Tür und trat hinaus. Katharina sah über ihre Schulter und duckte sich dann hinter sie. Die Menschen, die in dem kleinen Dorf wohnten, hatten sich alle davor versammelt. „Und, Zauberin? Ist sie ein Dämon?“, rief eine Stimme. „Nein, sie ist kein Dämon und auch nicht hinter dem Splitter her! Sie wird euch nichts tun! Ihr könnt beruhigt sein!“, rief die Zauberin. Sie drehte sich halb um und nahm Katharina am Arm. Die Menschen bildeten eine Gasse, durch die Katharina und die Zauberin gingen. Die Menschen tuschelten und starrten auf Katharina. „Das ist richtig peinlich! Wie die mich anschauen! So etwas ist mir noch nie passiert!“, dachte sie und achtete darauf immer bei der Frau zu bleiben. Sie führte Katharina direkt zu einer runden Hütte in der Mitte des Dorfes. „So, wir sind da!“, sagte sie, öffnete die Tür und ließ Katharina eintreten. Sie stand in einem halbrunden Raum. Offenbar war die Hütte in zwei Hälften aufgeteilt. Katharina konnte eine Tür zu der anderen Hälfte sehen. „Setzt dich!“, forderte die Zauberin Katharina auf und deutete auf ein Stück Fell vor dem offenen Holzofen mit Rauchabzug. Katharina gehorchte, vielleicht würde ihr dann nichts passieren. Die Zauberin setzte sich auf das andere Stück Fell das dort lag. Sie sah Katharina eine Weile prüfend an. „Nimm es ihnen nicht übel!“, bat sie dann, „Sie sind sehr ängstlich, weil vor einiger Zeit das Gerücht laut geworden ist, dass ein Dämon aus seiner Welt in die unsere gekommen ist und seitdem die Dörfer verwüstet. Es sieht so aus, als suche er die Splitter des Schwerts der Macht. Du bist nicht hinter ihnen her, oder?“, fragte die Frau jetzt etwas misstrauisch. „Nein!“, beteuerte Katharina entsetzt, „Bin ich nicht!“ „Gut.“, sagte die Frau und begann ein Feuer zu entzünden, „Ich hab dir meinen Namen noch nicht gesagt. Ich heiße Janara. Schon seit ich ein Kind war wurde ich in Zauberei und Heilkunde unterrichtet. Oh! Ich hab mich noch nicht um deine Wunden gekümmert!“ Sie ließ von dem Ofen ab und untersuchte Katharina`s Schulter. Die Wunde blutete nicht mehr und tat auch nicht mehr so weh. Janara war erleichtert und verband Katharina`s Schulter. „Wie bist du hierher gekommen?“, wollte sie dann wissen, „Ich habe gesehen, das du aus einer anderen Welt kommst. Wie?“ Katharina schwieg einen Moment und erzählte ihr dann, wie sie das Buch gefunden hatte und in den Tunnel aus Licht und Farben gelangt war. Hoffentlich würde diese Frau ihr glauben! Sie wollte nicht als verrückt gelten. Janara schwieg ungläubig. „Und du lügst auch nicht?“, fragte sie ungläubig. „Ich lüge nicht!“, beteuerte Katharina und wollte noch etwas dazu sagen, aber in diesem Augenblick erbebte die Erde. Schreie und Rufe wurden laut! „Was ist da los?“, schrie Janara und rannte unglaublich schnell aus der Hütte. „Warte!“, schrie Katharina und setzte ihr nach. Eine derartige Schnelligkeit hatte sie dieser alten Frau nicht zugetraut! Die Leute hatten sich auf dem Dorfplatz versammelt und starrten fassungslos Richtung Norden, auf den Wald, aus dem ein weißes Licht drang. „Janara! Was ist das für ein Licht?“, schrie eine Frau mit einem Kind entsetzt und kam zu Janara und Katharina. „Das ... das ist der Dämon!“, flüsterte Janara ungläubig und sah dann Katharina an, „Also doch du!“ „Nein!“, schrie Katharina, aber schon starrten alle auf sie. „Ich hab ihr von Anfang an nicht getraut!“ „Sie steht mit den Dämonen im Bunde!“ „Sie hat ihn hierher gelockt!“ „Tötet sie!“ Ein Mann mit Messer stürzte auf Katharina zu, aber in diesem Moment bebte wieder die Erde und ein riesiger schneeweißer Wolf trat aus dem Wald hervor. „Mindestens 25 Meter Schulterhöhe!“, dachte Katharina entsetzt. „Flieht!“, schrie Janara und stieß Katharina zur Seite. Sie stürzte und rollte sich zusammen, als alle die Flucht ergriffen. Als sie wieder auf die Beine kam war sie alleine auf dem Dorfplatz, nur ein kleines Kind, ein Mädchen, war zurück geblieben. Der Wolf raste auf das Dorf zu. Die gigantischen Pfoten schlugen Funken sprühend in die Erde. Die Augen leuchteten feuerrot. „Mein Kind!“, kam ein Schrei von einer jungen Mutter. Der Dämon würde es jede Sekunde zerquetschen! Katharina überlegte gar nicht erst lange! Sie rannte los und wich den Trümmern zerschlagener Hütten aus mit nur einem Gedanken, das Kind retten. Es lief ihr schon entgegen! Der Dämon schleuderte mit seiner Wolfstatze Häuser weg wie Glasmurmeln! Katharina erreichte das Kind und hob es hoch. Doch der Dämon stand schon vor ihr. Sabber tropfte aus seinem gefährlichen Maul. Er stand ein paar Sekunden still, dann schoss sein aufgerissenes Maul auf Katharina zu! Sie hechtete zur Seite und konnte gerade noch um Haaresbreite entkommen! Sie rannte so schnell sie konnte zu der junge Frau und gab ihr das Kind. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, das die Männer, die sie vorhin noch töten wollten, jetzt fassungslos aussahen. Katharina drehte sich wieder um und konnte gerade noch die Mutter wegstoßen und so vor einem Trümmerteil retten. Sie selbst sprang nach hinten. Der Wolf benahm sich wie wild! Er schlug ein Haus fort. „Die Waffenhütte!“, schrie Janara und deutete auf die vielen Waffen, die durch die Luft segelten. Ein Bogen und ein Pfeil landeten vor Katharina`s Füßen. „Was?“, flüsterte sie und bückte sich danach. Kaum hielt sie den Bogen in der Hand, rannte sie ein paar Meter von den Leuten fort, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Sie legte den Pfeil auf die Sehne und zog sie zu sich. Jetzt erst fiel ihr ein, dass sie noch nie einen Bogen benutzt hatte! „Schieß doch endlich!“, schrie Janara panisch! „Gleich!“, knurrte Katharina, „Ich hab nur diesen einen Pfeil, ich muss ihn nutzen! Außerdem hab ich noch nie mit Pfeil und Bogen geschossen!“ Der Dämon sprang auf sie zu „Jetzt!“, schrie sie und ließ die Sehne los. Der Pfeil schoss auf die Brust des Wolfes zu und begann auf halber Strecke zu glühen und wurde immer schneller. Er bohrte sich in das Fleisch des Dämons und umhüllte ihn mit einem eigenartigen Licht. Rufe der Angst und des Staunens wurden laut. Plötzlich sprang aus dem Licht eine menschengroße Flamme heraus und direkt auf Katharina zu! Sie sah etwas langes, glänzendes! In letzter Sekunde riss sie ihren Bogen in die Höhe und konnte so ihr Leben retten. Das Schwert war vom Holz gebremst worden. Sie sprang zur Seite und lief weg, aber plötzlich sprang ihr die Flamme wieder in den Weg! „Duck` dich!“, schrie eine Stimme hinter Katharina! Sie ließ sich auf den Boden fallen und fühlte, wie irgend etwas über sie hinweg schoss! In der nächsten Sekunde wurde die Flamme in die Höhe gerissen und hing wie tot in der Luft. Ein Schwert fiel klirrend zu Boden. Gebannt sah Katharina es an. Schneeweiß schimmerte die Klinge und das Heft war mit einem Band aus Seide umwickelt. Sie löste den Blick von dem Schwert und sah auf die Flamme. Langsam verlosch sie und gab einen Körper frei, den Körper eines jungen Mannes. Er sah aus wie ein Mensch, aber seine Haare waren silberweiß mit einem seltsamen goldenen Glanz. Die Ohren liefen spitz zu und auf der Stirn war ein fünfzackiger Stern, der sehr schwach blau leuchtete. Er trug eine weiße wallende Hose und eine Tunika aus silberner Seide. Die schwarzen Stiefel waren aus Leder und in dem Gürtel aus einem Pelz steckte die Scheide des Schwertes. „Katharina!“ Sie drehte den Kopf. Janara rannte auf sie zu, gefolgt von dem kleinen Mädchen. Die Zauberin ließ sich neben Katharina auf die Knie fallen. „Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“, rief sie fassungslos und entsetzt. „Nein, alles ist in Ordnung!“, erwiderte Katharina und sah wieder auf den jungen Mann. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie soeben ganz knapp dem Tod entkommen war. Plötzlich war das Mädchen da! Es heulte verzweifelt und klammerte sich an Katharina fest. Sie hob die Hand und streichelte ihr über die Haare. „Du bist jetzt in Sicherheit.“, flüsterte sie, „Dir wird nichts mehr geschehen.“ Janara stand auf, „Kräftige Männer sollen ihn in meine Hütte tragen! Löst ja nicht die Fesseln an den Körperteilen! Sonst erwacht er wieder und wird uns wieder angreifen!“ Einige Männer kamen hervor und brachten den Bewusstlosen in Janara`s Hütte. Katharina drückte das Mädchen sanft von sich weg und stand auf. Sie wollte Janara folgen, aber dann erinnerte sie sich an das Schwert. Es lag noch dort, wo es hingefallen war. Katharina hob es auf und nahm es mit in Janara`s Hütte, wo die schon auf sie wartete. Kapitel 4: Der Auftrag ---------------------- „Seltsam!“, meinte Janara und betrachtete das Schwert des Dämons. Dann sah sie Katharina an, „Es tut mir Leid, das ich dich so vorschnell verdächtigt habe. Ich hätte besser nachdenken sollen. Aber, allein schon die Tatsache, dass du dieses Mädchen gerettet hast, spricht für dich. Außerdem hast du diesen Dämon sehr gut Stand gehalten. Dieser Pfeil war wirklich seltsam. So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Aber noch seltsamer ist, dass du das Schwert dieses Dämons in die Hand nehmen konntest. Es gehorcht normalerweise nur seinem Träger. Jeden anderen tötet es auf der Stelle!“ „Das versteh ich auch nicht.“, flüsterte Katharina und betrachtete den Mann. Er lag auf einer Matte aus Fell und seine Hände waren durch ein mächtiges magisches Siegel auf den Rücken gebunden. Er sah aus, als schliefe er. Die langen silbernen Haare waren zurück gekämmt und nur ein paar kürzere Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Am Hinterkopf waren die obersten Haare mit einer silbernen Froschklammer zusammengehalten. Er sah sehr edel aus. Der Stern, der vorhin noch zu sehen war, war jetzt verschwunden. „Oh!“, machte Janara plötzlich, als sie den einen Ärmel seiner Tunika nach oben zog. Eine lange, frische Wunde war zu sehen! „Er war vor kurzen wohl in einen Kampf verwickelt. Die Wunde ist höchstens eine Woche alt und offenbar mit Gift verursacht worden!“ Sie lächelte Katharina an, „Es ist schon sehr spät geworden, du solltest auch schlafen. Ich mach dir schnell ein Lager.“ Die Alte stand auf und verschwand im Nebenraum. Katharina sah auf den Dämon, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er etwas bei sich hatte, das sehr mächtig war. Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Sie stand auf und half Janara, die mit einem dicken Fell, einem Kissen und einer Decke wieder zurück kam. Janara breitete das Fell neben dem warmen Ofen aus und warf noch ein paar Scheite ins Feuer. „Schlaf gut. Vor ihm musst du keine Angst haben.“, sagte sie noch und löschte die Öllampe und verschwand in das Nebenzimmer. Katharina kroch unter die warme Decke und sah hinüber zu dem Dämon, er sah friedlich und sanft aus. „Kaum zu glauben, das er schon seit Tagen diese Welt verwüstet!“, dachte Katharina und kuschelte sich ins Kissen, „Heute bin ich den ganzen Tag ohne Schuhe herum gerannt!“ Sie schlief ein, aber ein Alptraum jagte den nächsten. Mitten in der Nacht fuhr sie schweißgebadet in die Höhe. Ein Schwert war aus der Dunkelheit auf sie zugekommen! Katharina wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah zu dem Ofen. Nur noch etwas Glut glimmte auf der Feuerstelle. Da hörte sie plötzlich ein leises Rascheln und drehte den Kopf. Sie sah zwei rot glühende Augen, die sie von der anderen Seite anstarrten. Über ihnen war das Fenster, durch das kalt und schwach das Mondlicht in den Raum fiel. Nach einigen Minuten konnte Katharina Schatten erkennen und zuordnen. Ihr gegenüber saß der Schatten des Dämons. „Weiterschlafen!“, dachte sie nur, ließ sich zurück fallen und drehte sich zum Ofen. Aber sie hörte ein leises Fauchen und ein Schauer lief ihr über den gesamten Rücken. „Elendes Weib!“, zischte die Stimme des Dämons wütend. „Ich bin kein elendes Weib! Doofmann!“, dachte Katharina. Sie traute sich nicht etwas zu sagen. „Wie konntest du mich mit einem normalen Pfeil zwingen meine menschliche Gestalt anzunehmen?“, fauchte der Dämon wütend und Katharina spürte seinen Blick wie ein Messer im Rücken. Sie kroch weiter unter ihre Decke und zuckte mit den Schultern. „Dumme Nuss!“, knurrte der Dämon wütend, Katharina hörte, wie er den Kopf drehte. Eine knisternde Stille entstand. „Was könnte ich sagen?“, fragte sie sich zitternd, „Ich will nicht auf ihn eingehen. Was soll ich nur tun?“ Noch bevor sie irgendeinen Entschluss fassen konnte übernahm er wieder das Wort. „Wer bist du? Du konntest mein Schwert an fassen! Das ist für Menschen unmöglich! Verdammt, wer bist du?“ Die letzten Worte schrie er. Katharina schoss hoch und schrie auf, als er auf sie losstürzte. Augenblicklich ertönte ein lautes Donnern, das Feuer loderte hoch und mit einem lauten Knall landete der Dämon hart auf dem Boden. Janara war zwischen die beiden getreten und hatte den Dämon kurzerhand mit ihrer Magie außer Gefecht gesetzt. „Da kannst du froh sein, wenn ich dich nicht in die Welt der Schatten befördere und du willst Katharina töten!“, rief sie wütend, „Ich hätte es wissen müssen, das der Bannkreis dich nicht lange aufhält! Dann eben was anderes!“ Janara`s Hand leuchtete auf und sie schleuderte einen neuen Bann auf den Dämon. Aus dem Boden schossen glühende Ketten und umwickelten ihn. „Alte Hexe, was soll das schon wieder?“, schrie er wütend und riss an seinen Fesseln. „Halt die Klappe, sonst wende ich noch einen Zauber an! Katharina, wenn er sich wieder befreit, dann schreist du nach mir! Verstanden?“, fragte Janara und sah Katharina an, die nickte nur. Janara verließ den Raum und es wurde wieder dunkel. „Du steckst also mit den Dorfbewohnern unter einer Decke!", schimpfte der Dämon wütend, „Und ich dachte, du wärst eine talentierte Dämonenjägerin! Wie kann man sich irren!“ „Sei still, sonst ruf` ich wirklich Janara!“, meinte Katharina, legte sich hin und sah den Dämon an, „Ich bin eigentlich noch nie mit Dämonen in Berührung gekommen. Und mit Waffen kann ich überhaupt nicht umgehen!“ „Heißt das, du kannst auch nicht mit Pfeil und Bogen umgehen?“, fragte der Dämon erstaunt. Seine roten Augen weiteten sich ungläubig staunend. „Ja!“, antwortete Katharina nur und schloss erschöpft die Augen, es war ein langer Tag gewesen. Am Vormittag hatte sie noch Deutsch gelernt und am Nachmittag mit einem Dämon gekämpft. Unglaublich! Katharina erwachte durch leises Vogelzwitschern, das gab es im Schloss nicht! „So ein verrückter Traum!“, dachte sie und öffnete die Augen, „Doch kein Traum! Ich bin wirklich in einer anderen Welt! Nein!“ Sie setzte sich auf und sah sich um. Sie war wirklich in Janara`s Hütte. Der Dämon lag noch genau so da, wie Janara ihn gebannt hatte. Katharina schlug die Decke zurück, stand auf und sah durch die Tür hinaus auf den Dorfplatz. Es lagen noch einige Trümmer von zerstörten Häusern herum, aber einige Männer sammelten sie ein und bauten neue Häuser und Hütten. „Na, endlich aufgewacht?“, fragte eine freundliche Stimme, die vor der Hütte war. Katharina drehte den Kopf und sah Janara mit einem Bündel Brennholz aus dem Schuppen neben der Hütte kommen. „Ja.“, antwortete Katharina freundlich und trat zur Seite um sie einzulassen. Janara legte das Holz neben den Ofen und sah auf den Dämon „Gut, dass er doch noch Ruhe gegeben hat. Vielleicht hätte ich ihn sonst wirklich in die Welt der Schatten verbannen müssen. Hast du Hunger?“ „Ja, und wie!“, sagte Katharina, der mit einem Mal die Leere in ihrem Bauch auffiel. „Dann mach‘ ich dir etwas Gemüse.“, meinte Janara und hängte einen Topf über das kleine Feuer. Katharina begann das Fell und ihre anderen Sachen etwas aufzuräumen. „Du hast gestern gesagt, das du aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit kommst. Durch ein Buch bist du hierher gekommen, nicht wahr?“, fragte Janara, während sie Gemüse zerschnitt. „Ja!“, bestätigte Katharina. „Kannst du mir sagen, was in diesem Buch stand?“, fragte Janara und sah Katharina an, „Es könnte helfen herauszufinden, warum du hier bist.“ „Da stand etwas über das Schwert der Macht, das wieder zum Leben erweckt werden soll. Und ein Wolf soll sein Recht bekommen.“, erinnerte sich Katharina. Janara ließ ein Holzscheit fallen, „Das Schwert der Macht, wieder aufleben?“ Katharina nickte. „Warte einen Moment!“, rief sie dann und lief hinaus. Katharina sah ihr verwundert nach, was war den los? Janara rannte ziemlich viel! „Warum ist die denn so erschrocken?“, fragte eine wütende Stimme. Katharina drehte den Kopf und sah den Dämon an, der ihren Blick mit rot leuchtenden Augen erwiderte. Jetzt erst fiel Katharina auf, das er so etwas wie einen Lidstrich hatte. Er lief knapp über dem Wimpernansatz und war rot - rosa. Wahrscheinlich hatte so etwas alle Dämonen. „Woher soll ich das wissen?“, gab sie zurück und wartete. Janara kam wieder herein, eine kleine Kiste aus Gold dabei. „Das hier ist ein Splitter des Schwerts der Macht.“, keuchte sie, „Wenn das stimmt, was du gesagt hast, dann kannst du ihn anfassen und später auch das Schwert führen!“ Sie öffnete die Schachtel und ein mattes Licht erfüllte den Raum. Katharina konnte einen Splitter aus silbernem Eisen erkennen. Er war etwa einen Zentimeter dick, drei Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit. „Nimm ihn!“, flüsterte Janara aufgeregt und hielt Katharina die Schachtel hin. Langsam streckte sie die Hand aus. Sie spürte, wie ihre Finger das kühle Eisen berührten und dann stoben Blitze nach allen Seiten davon. Katharina schloss die Hand, die Blitze verschwanden. Sie hielt denn leuchtenden Splitter in der Hand. Der Dämon schnappte nach Luft, Janara lächelte zufrieden. „Ich wusste es!“, sagte sie, „Du bist dazu bestimmt das Schwert wieder zusammen zusetzten und den Frieden zu besiegeln.“ „Ha, soll das heißen, diese Göre soll etwas Außergewöhnliches sein? Das ich nicht lache.“, spottete der Dämon, seine Augen leuchteten wieder in glühendem Blutrot auf. Wahrscheinlich waren sie ein Zeichen dafür, dass er wütend war. „Du musst reden!“, meine Janara, „Du bist doch von ihrem magischen Pfeil getroffen worden! Außerdem könntest du uns mal erzählen, warum du all die Dörfer zerstörst.“ Der Dämon schien kurz zu überlegen dann meinte er , „Wenn die Fesseln verschwinden!“ Janara knurrte, dann gab sie Katharina Pfeil und Bogen und löste den Bann, in dem sie die Fesseln wieder in die Erde verschwinden ließ. Der Dämon richtete sich auf, zog die Hände nach vorne und rieb sich die Handgelenke. Sein Augen verloren den roten Schein. Sie waren eigentlich goldgelb! Äußerst ungewöhnlich und sehr hübsch, fand Katharina. „Jetzt erzähl gefälligst mal, warum du hier bist, solltest du nicht in deiner Welt sein?“, fragte Janara und setzte sich neben Katharina. „Eigentlich schon, aber was soll ich in einem zerstörten Land? Die Welt der Dämonen ist nur noch ein trostloser Ort. Vor nicht ganz zwei Wochen brach eine Welle des Grauens über uns herein. Jede Stadt wurde niedergemacht. Ich weiß nicht wie, aber ich konnte fliehen. Das gesamte Land wurde verwüstet, ich kann mich an fast nichts mehr erinnern! Nur noch, dass ich Waffen von Menschen gefunden habe, und das hier.“ Er zog einen weiteren Splitter aus seinem Gewand. Janara nahm ihn in die Hand. „Ich vermutete, das Menschen uns angegriffen hatten, darum bin ich hierher gekommen. Zufrieden mit dieser Erklärung?“, fragte er wütend. Seine Augen bekamen wieder einen leichten roten Schein. „Hast du nie daran gedacht, das es nicht die Menschen waren?", fragte Katharina. „Elende! Willst du diese Teufel auch noch in Schutz nehmen?", rief der Dämon wütend und sprang auf die Beine. Jetzt leuchteten seinen Augen wieder feuerrot! Katharina wurde etwas unsicher. „Ich meine, irgend jemand anders kann doch deine Welt angegriffen und Menschenwaffen zurück gelassen haben! Vielleicht hat man dich auch absichtlich am Leben gelassen, damit du die Welt der Menschen vernichtest! Ich halte das für möglich! Wenn es um Macht geht, dann sind alle Tricks und Pläne erlaubt.“, meinte Katharina und dachte an ihre Klasse. Für die war auch alles erlaubt. Der Dämon atmete tief durch und setzte sich wieder. Seine Augen wurden wieder goldgelb. „Das hältst du für möglich?“, fragte er und sah Katharina prüfend und nachdenklich an, „Sie siehst zwar ziemlich dumm aus, bist es aber nicht!“ „Du ...!“, grollte Katharina wütend, aber Janara hielt ihr den Splitter hin, „Was sagst du dazu?“ Katharina streckte die Hand aus, aber kaum hatte sie ihn berührt zersprang er in Tausende von hellen Funken. „Eine Fälschung, so was habe ich mir schon gedacht.“, meinte Janara und sah den fassungslosen Dämon an, „Der Angreifer hat den echten Splitter und dir den Falschen zurückgelassen. Sehr hinterhältig. Ich schätze, das jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.“ Sie sah erst Katharina, dann den Dämon an. Katharina verstand, „Nein, nein, nein, nein! Nur nicht das!“ „Aber es bleibt uns nichts anderes übrig! Wenn wir verhindern wollen, dass irgend eine Rasse alle Welten vernichtet, dann müsst ihr zwei am selben Strang ziehen!“ Der Dämon sah Katharina an, dann Janara, „Soll das heißen, wir sollen die Splitter zusammen suchen? Ich mit diesem schwachköpfigen Menschenweib! Ohne mich!“ Er verschränkte wütend die Arme. Wieder wurden seine Augen rot. „Wenn ich dich Recht verstanden habe, willst du Rache für dein Land, nicht wahr?“, fragte Janara, der Dämon zuckte zusammen, „Wie fühlst du dich, wenn du dir vorstellst, dass diese Mörder bald alle Welten besitzen?“ Der Dämon löste die Arme und seufzte. Er schloss die Augen halb, sie waren wieder normal. „Katharina kann echte und falsche Splitter unterscheiden, außerdem besitzt sie starke, geistige Kräfte, die dir sehr nützen können, Dämon. Ich habe das schon gespürt, als ich sie zum ersten Mal sah. Aber ich weiß nicht wie groß ihre Macht ist. Und Katharina kann deine Stärke und Macht nützen. Außerdem kannst du ohne Schwierigkeiten zwischen den Welten reisen. So ist es nun mal, Dämon!“, stellte Janara fest. „Ich heiße Sinfita, nicht Dämon!“, meinte er nur und sah Katharina an, „Sie ist aber sehr zerbrechlich!“ Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar. „Da musst du dir keine Sorgen machen, sie wird schon noch lernen mit Waffen umzugehen.“, meinte Janara und legte Katharina die Hand auf die Schulter, „Du kannst noch etwas nachdenken, bevor du eine Entscheidung triffst. Aber du musst wiederkommen!“ Janara nickte Sinfita zu, er stand auf und verließ die Hütte. Katharina hörte noch einen kurzen Windhauch, dann war er weg. „Ist es richtig, wenn du ihn Freilauf lässt?“, fragte Katharina besorgt. „Er war lange gefesselt, er braucht etwas Bewegung und frische Luft zum Nachdenken. Und ich mach dir jetzt was zu Essen!“ Nach einer Stunde löffelte Katharina eine sehr gute Gemüsesuppe, die noch besser schmeckte, als die ihrer Mutter, wenn die überhaupt Zeit zum Kochen hatte. „Seltsam, dass ich nicht an sie denken muss. Wahrscheinlich sind wir uns so fremd, das wir uns nur noch als Bekannte sehen. Traurig, aber leider wahr!“, dachte Katharina und sah in das prasselnde Feuer. Plötzlich kam Janara wieder in die Hütte. Sie war vor wenigen Minuten gegangen um etwas wichtiges zu holen. „Hier, Katharina, das wirst du brauchen.“, sagte sie und legte irgend etwas aus Leder vor Katharina. Sie stellte ihre Schale aus Holz weg und hob das Etwas hoch. Es war eine Hose aus schwarzem Leder, eine hellblaue Tunika, mit ein paar Stickereien, aus Wildseide, ein Paar Stiefel und ein Gürtel. „Los, zieh es an!“, meinte Janara und deutete auf die Tür zum Nebenzimmer. Katharina gehorchte und kam Minuten später wieder heraus. „Steht dir sehr gut! Du siehst aus wie eine Dämonenjägerin! Aber das hier fehlt dir auf jeden fall noch! Dann ist es perfekt!“, lobte Janara und zog etwas hinter ihrem Rücken hervor. Es war ein Schwert in einer schwarzen Scheide. Langsam griff Katharina danach und befestigte sie gekonnt am Gürtel. „Das hat meiner großen Schwester gehört. Sie hatte das immer an, wenn sie allein unterwegs war, als Frau ist man da nie sicher. Die Sachen habe ich seit ihrem Tod aufgehoben, für jemanden, der sie brauchen könnte! Du kannst sie sehr gut brauchen!“, erklärte Janara und setzte sich an den Ofen und Katharina tat es ihr gleich. „Du solltest auch den Bogen mit den Pfeilen und ein Messer mitnehmen, das ist nie falsch.“, erläuterte Janara und warf ein paar Scheite ins Feuer. Der Tag verstrich, ohne das Sinfita etwas von sich hören ließ. Janara führte Katharina durch das Dorf, das zum Teil wieder aufgebaut war. Die Menschen grüßten alle und winkten. Katharina fühlte sich plötzlich richtig wohl in diesem Dorf. Schließlich war es Abend, der Mond war schon aufgegangen und Katharina und Janara warteten immer noch auf Sinfita. Das Feuer prasselte leise vor sich hin. Plötzlich öffnete sich die Tür und mit leichten Schritten kam Sinfita herein. „Da bist du ja!“, begrüßte Janara ihn. Er schien etwas müde zu sein, weil er den gesamten Tag durch den Wald gelaufen war. Er kam heran und setzte sich zu ihnen. „Ich mach mit!“, erklärte er, „Aber sie soll sich nicht beschweren, wenn sie verletzt wird!“ „Keine Sorge, ich werde mich nicht beschweren!“, versicherte Katharina und sah Sinfita an. „Wahrscheinlich ist es ihm schwer gefallen sich dazu durchzuringen.“, dachte sie, „Vielleicht will er das für seine Familie machen.“ Kapitel 5: Der Aufbruch ----------------------- Am nächsten Morgen, als Katharina aufwachte, stand Sinfita an der Tür und sah hinaus. „Schlafmütze!“, meinte er nur, ohne sich umzudrehen. Katharina zog es vor nichts zu erwidern. Sie stand auf und zog ihre Stiefel an, schnallte sich den Gürtel um und steckte das Schwert in die Scheide. „Schön, dann seid ihr ja so gut wie fertig!“, meinte plötzlich Janara`s Stimme von der Tür zum Nebenraum. Katharina drehte sich zu ihr um und nickte. „Kommt mal rüber, ich will euch etwas zeigen.“, meinte sie und verschwand wieder. Katharina folgte ihrer Aufforderung und folgte ihr. Sinfita ließ sich etwas Zeit. Der Raum wurde nur von dem Licht, das durch ein Fenster hereinfiel erhellt. Katharina sah Unmengen von Amuletten und Edelsteinen. Am Vortag hatte sie diese Teile nicht gesehen. Janara öffnete eine kleine Kiste, die in einem Regal stand. Sie holte zwei funkelnde Anhänger mit Ketten heraus. Eine gab sie Katharina, das andere Sinfita. „Das werdet ihr sicherlich brauchen!“, meinte sie, „Mit diesen Anhängern könnt ihr den anderen finden, wenn der irgendwie verschwunden ist. Tragt sie am besten Tag und Nacht.“ Katharina legte sich die Kette um den Hals und sah dann Sinfita an. „Hast du nicht etwas anderes?“, fragte er missmutig, „Ich will keine Kette.“ „Das ist leider das einzige Paar das ich habe. Ich hatte auch einmal ein Armband, aber das Gegenstück fehlte. Leider.“, erklärte Janara traurig, doch dann lächelte sie und führte die beiden wieder hinaus. Dort übergab sie Katharina einen langen Bogen und einen Lederköcher mit über fünfzig Pfeilen. „Sammle sie immer schön ein!“, riet Janara ihr. Katharina schnallte den Köcher auf ihren Rücken und schlüpfte durch den Bogen, so dass das Holz vor ihr war. „Die Sehne habe ich mit einem Bann unzerreißbar und den Bogen unbrechbar gemacht. Also, keine Angst!“, lächelte Janara und sah sich um. Auf dem Dorfplatz warteten einige Dorfbewohner, auch das kleine Mädchen, das Katharina gerettet hatte. „Sinfita, wo willst du als erstes hin?“, fragte Janara besorgt. „Ich will noch einmal zurück in meine Welt und herausfinden, was wirklich geschehen ist.“, erwiderte Sinfita stolz. Janara seufzte, „Das wusste ich! Gut. Katharina wird ein Reittier bekommen. Du kannst ja fast fliegen!“ Janara steckte zwei Finger in den Mund uns stieß einen grellen Pfiff aus. Es dauerte etwas, bis etwas geschah. Wie eine Sternschnuppe sauste aus dem Wald ein helles Licht heraus und landete mit einer Staubwolke von den dreien. Das Licht erlosch und gab einen großen schwarzen Wolf frei. Er war etwa so groß wie ein Pferd. „Für dich Katharina. Er wird dir sicher treue Dienste leisten!“, sagte Janara und streichelte den Wolf, „Jetzt geht! Das solltet ihr nicht vergessen!“ Sie gab Katharina noch einen Beutel und nickte ihr aufmunternd zu. Katharina lächelte, nahm den Rucksack und kletterte auf den Wolf. Sinfita stieß sich von der Erde ab und der Wolf folgte ihm auf Katharina`s Befehl hin. Der Wind fuhr ihr durch die Haare. Sinfita schwebte neben ihr in der Luft. Der Wolf rannte wie auf einer unsichtbaren Straße. Katharina warf einen Seitenblick auf den Dämon neben ihr. Er wirke elegant und leicht, wie der Wind in Person. Die Kette, die er nun doch trug, funkelte. Er sah plötzlich Katharina an. „Los, gib mir deine Hand, wir machen einen Weltensprung!“, rief Sinfita und streckte seinen Arm aus. Katharina ergriff seine Hand und sah wie sich ein Loch in der Luft öffnete. Es war rabenschwarz und eiskalt. Katharina schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als es wärmer wurde. Sie schwebten über einer neuen Welt! Duster und grau lag sie unter ihnen. Katharina sah zerstörte Hütten und Häuser, abgebrannte schwarze Wälder und blubbernde Sümpfe. Sogar die Wiesen waren verbrannt und kein einziger Fleck Grün war mehr zu sehen. Dieser Ort war zerstört. „Ist das..?“ fragte sie flüsternd. Sinfita nickte, er hatte Katharina`s Hand losgelassen und schwebte nun neben ihr in der Luft. „Ja!“, flüsterte er traurig. Er schwebte langsam auf die Erde zu und Katharina folgte ihm auf dem Wolf. „Wir müssen gut aufpassen!“, flüsterte er, als sie landeten, „Ich weiß nicht wer hier ist und wo. Hoffentlich sieht uns niemand!“ Er huschte los. Katharina folgte ihm mit dem Wolf. Sinfita rannte einen Steinplattenweg entlang. „Er scheint ein festes Ziel zu haben!“, dachte Katharina und heftete ihre Blicke auf seine Haare. Plötzlich kamen sie durch einen Wald aus Überresten von Holz und Bäumen. Danach erreichten sie eine schäbige alte Burg, oder war es ein Schloss? Man konnte es nicht mehr erkennen. Die Mauer bröckelte, viele Türme waren zerstört und alle Fenster kaputt. Das ehemals weiße Gestein war schwarz von Feuer, Rauch und Ruß. „Komm schon!“, flüsterte Sinfita gereizt und drehte sich nach Katharina um. Sie sprang von dem Wolf herunter und machte ihm ein Zeichen, dass er sich verstecken sollte. Der Wolf duckte sich zwischen zwei große Steine und Katharina lief zu Sinfita. „Jetzt wird’s sehr gefährlich!“, flüsterte er und packte Katharina am Handgelenk. Er sprang und zog Katharina hinter sich her. „Hilfe!“, dachte Katharina erschrocken. Sinfita sauste durch die Luft! Plötzlich hielt er sich an einem Fensterbrett aus Stein fest! Katharina schleuderte hilflos nach oben und konnte nur durch eine Bewegung einen sehr harten Aufprall auf die Wand vermeiden. Sinfita schwang sich in den Raum und zog Katharina hinterher. In dem Zimmer ließ er sie los. Sie rieb ihren schmerzenden Arm, mit dem sie an die Wand gekracht war. Dann realisierte sie das Zimmer. Das Bett war zerschlagen, die Vorhänge des Fensters verbrannt. Ein Bücherregal, das in dem Raum war, war umgeschmissen und die Bücher zerfetzt. Dem Fenster gegenüber war eine zerschlagene Tür. Sinfita packte das Regal mit einer Hand und stellte es einfach wieder auf. Es brach aber dann vollends auseinander. „Er ist wirklich sehr stark!“, dachte Katharina respektvoll. Sie sah sich um. Plötzlich bemerkte sie unter einem Tuch, das auf dem Boden lag, eine Bewegung. Sie zuckte zusammen und ging in die Hocke. Sinfita drehte sich um, Katharina hob das Tuch hoch und heraus schoss eine menschliche Knochenhand! „Igitt!“, schrie Katharina erschrocken und schlug die Hand weg, die auf ihre Kehle zu gesteuert war. Mit einem knirschenden Geräusch zertrat Sinfita sie. „Das nächste Mal sagst du mir Bescheid, verstanden?“, schnauzte er und schlug die Überreste der Tür auf den Gang vor dem Zimmer. Katharina erhob sich und folgte ihm eilig, wobei sie einen Bogen um den Knochenstaub der Hand machte. Der Teppich im Gang war ebenfalls verbrannt und große Brocken des Gesteins waren aus der Wand gefallen. Sinfita hatte sich sofort nach rechts gewandt und ging zielstrebig den Gang entlang. Katharina wollte ihm gerade folgen, als sie etwas rasseln hörte. „Warte mal!“, rief sie Sinfita nach und drehte sich um. „Was denn?“, knurrte er genervt, „Eine Spinne?“ Katharina sah über ihre Schulter, Sinfita war stehen geblieben, hatte sich aber nicht umgedreht. Sie sah wieder ans Ende des Ganges und sprang geschockt einen Schritt zurück. „Im gewissen Sinne ist das eine Spinne!“, sagte sie bemüht ruhig, „Allerdings fünf Meter groß und mit Giftstacheln!“ Katharina wirbelte herum und rannte auf Sinfita zu. Der fuhr erschrocken herum und Katharina duckte sich sofort hinter seinen Rücken. „Blödes Vieh!“, knurrte er und zog sein Schwert, „Das kostete uns nur Zeit!“ Er sprang und schlug die Spinne mitten in zwei. Die beiden Hälften verwesten sofort zu einem ekelhaften Haufen. „Jetzt komm!“, sagte Sinfita und schob sein Schwert zurück in die Scheide. Katharina hielt sich mindestens zwei Schritte hinter ihm. „Hoffentlich taucht nicht schon wieder so ein Vieh auf!“, dachte sie und sah in alle Räume, deren Türen zerstört waren. Sie erreichten eine Treppe, die fast vollkommen eingestürzt war. „Pass bloß auf, wo du hin trittst!“, warnte Sinfita und stieg auf die schmalen Vorsprünge, die von den Stufen an der Wand übrig geblieben waren. Katharina folgte ihm, ihr Köcher und der Bogen scheuerten an der rauen Wand. Endlich erreichten sie eine große Halle, in der überall Ruß und Blut war. „Da ist etwas! Etwas bedrohliches!“, flüsterte Katharina alarmiert, sie konnte es spüren. Sinfita zog sein Schwert, „Wie viele?“ „Ich weiß es nicht genau. Extrem viele!“, flüsterte Katharina, nahm ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil auf die Sehne. Langsam bewegten sie sich durch die Halle, als sie genau in der Mitte waren klapperten von überall her Skelette heran! Sie kamen aus den Wänden, aus Gängen und aus dem Blut. Die Skelette trugen alle Rüstungen und Schwerter. Bald waren Katharina und Sinfita eingekreist. „Das sind einfache Gegner.“, meinte Sinfita abschätzend, „Die kannst sogar du besiegen!“ „Danke!“, knurrte Katharina und spannte den Bogen. Sinfita sprang auf die Krieger los und zerschlug sie. Katharina ließ die Sehne los, der Pfeil begann wieder zu glühen und schlug mit einer Lichtexplosion ein. Die Skelettkrieger, die vor ihr gestanden hatten waren alle zu Staub zerfallen. Katharina legte noch einen Pfeil ein und zerstörte noch einmal so viele. Sinfita hatte inzwischen all die anderen Skelette nieder gemacht. Katharina holte ihre beiden Pfeil aus dem Knochenstaub und steckte sie wieder in den Köcher. „War ja ziemlich gut!“, meinte Sinfita und schob sein Schwert wieder in die Scheide. Er drehte sich um und ging einen kleinen Gang entlang. Katharina folgte ihm sofort. Der kleine Gang führte in eine große Grotte in deren Mitte eine Säule aus rotem Stein stand. „Hier war einmal der Splitter des Schwerts der Macht!“, erklärte er, „Kannst du fühlen wer hier war? Du müsstest die Fähigkeit haben verschiedene Auren zu erkennen und zu zuordnen, auch wenn du sie nicht kennst. Also?“ Er drehte sich um und sah Katharina eiskalt an. Unsicher sah sie sich um, sie spürte die Aura von etwas Untotem, „Geister.“ Sinfita schnappte nach Luft, dann packte er sie, fast brutal fest, an den Schultern, „Bist du sicher!?“ „Ja!“, keuchte Katharina erschrocken und Sinfita ließ sie los. Er ging ein paar Schritte in die Grotte, „Verdammt!“, rief er, „Es ist so gut wie unmöglich den Geistern wieder etwas abzunehmen! Der Splitter ist bei denen! Verflucht!“ Mit einem einzigen Tritt zerschlug er die Säule. Katharina zuckte erschrocken zurück und wich ihm panisch aus, als er an ihr vorbei ging. Plötzlich hatte er Katharina am Handgelenk gepackt und zog sie hinter sich her. Katharina hatte vor ihm richtig Angst bekommen. „Wir müssen hier weg! Die werden in null Komma nichts da sein!“, erklärte er mit etwas ruhigerer Stimme. Sie erreichten die Halle und verließen sie durch eine Tür, die Sinfita sehr gut kannte. Sie war nämlich in den Stein eingefügt und konnte nur von einem Dämon geöffnet werden. Der schwarze Wolf kam auf Katharina zu und die kletterte sofort auf das Tier. „Wir werden jetzt in die Welt der Bäume gehen. Ich weiß nicht, ob dort noch jemand lebt.“, meinte Sinfita und nickte Katharina aufmunternd zu. Sie ließ den Wolf wieder fliegen und zusammen mit Sinfita wurde wieder ein Weltensprung begonnen. Katharina schloss wieder die Augen, als ihr die Kälte unbarmherzig über die Haut kroch. Kapitel 6: Die schwarzen Bäume ------------------------------ Leises Rauschen, das war das erste was Katharina hörte. Sie öffnete ihre Augen. Sie saß noch auf dem Wolf, Sinfita stand neben ihr. Staunend sah sie sich um. Sie waren in einer Halle aus Bäumen! Der Boden unter ihnen war mit weißen Steinplatten ausgelegt. Die Bäume waren in einander verwachsen und die Äste hoch über ihnen dicht in einander verfilzt. Die Rinde war pechschwarz und die Blätter dunkelgrün. Es gab nur zwei Lücken zwischen den Bäumen und die waren absichtlich. „Hier ist schon lange niemand mehr gewesen.“, meinte Sinfita flüsternd, „Ich schätze mal wir können ewig nach einer Stadt oder so suchen. Aber einen Splitter finden wir hier auf jeden Fall.“ Katharina hielt sich an der Mähne des Wolfes fest und stieg von seinem Rücken herunter. Der Wolf glühte und wurde zu einem kleinen Wolf, vielleicht so groß wie eine Katze. „Welchen Weg nehmen wir?“, fragte Katharina und sah zwischen den beiden Spalten hin und her. „Gehen wir einfach!“, lachte Sinfita und nahm den rechten Weg. „Das ist das erste Mal, das ich ihn lachen gesehen habe!“, dachte Katharina und folgte ihm. Der Weg führte durch eine Art Schlucht aus Bäumen und dann zu einer Treppe. Die Treppe war über und über bedeckt mit Blättern und Erde. „Pass auf!“, warnte Sinfita, „Das ist verdammt rutschig!“ Katharina trat genau dort hin, wo Sinfita hingetreten war. Der Miniwolf huschte an ihnen vorbei und wartete oben auf sie. „Der hat’s gut!“, meinte Katharina und hielt sich schnell an einem kleinen Ast fest. Als Sinfita das Ende der Treppe erreicht hatte wartete er, bis Katharina auch da war. Dann sahen sie es, ein riesiges Tor aus Holz mit Schnitzereien. Es versperrte ihnen unüberwindbar den Weg. „Wie bekommt man das auf?“, fragte Sinfita und trat näher, „Es ist mit einem kleinen Bann gesichert. Nicht viel Arbeit, aber sehr mächtig!“ Katharina zog einen Pfeil aus ihrem Köcher, trat an das Schlüsselloch und schob die Spitze vorsichtig hinein, der Pfeil leuchtete. Sie spürte, dass das Eisen einen kleinen Haken streifte. Angespannt führte sie die Spitze noch einmal dort hin und drückte den Haken nach unten. Das Tor machte ein leises „Klack“ und öffnete sich etwas. Sofort schob Sinfita seine Hand dazwischen und Katharina zog den Pfeil wieder heraus. „Respekt!“, meinte Sinfita und zog das Tor ganz auf. „Vielleicht wird er etwas umgänglicher!“, dachte Katharina hoffnungsvoll und folgte dem Dämon mit dem Miniwolf durch das Tor. Sie standen vor einer kleinen Treppe, die zu einem Podest führte. Schmale Säulen trugen ein gewölbtes Steindach, von dem einige Teile fehlten. Neugierig stieg Katharina die Treppe hinauf zu dem Podest. Sinfita wollte sie zurück halten, aber sie war schneller. Katharina stieg die Treppe hinauf und war auf dem Podest. So schnell sie konnte drückte sie sich hinter eine Steinsäule, die das spröde Steindach stützten. „Was ist denn da?“, fragte Sinfita erschrocken flüsternd. Katharina drehte den Kopf und macht ihm ein Zeichen, dass er herauf kommen sollte. Dabei legte sie den Finger an die Lippen. Sinfita nahm den Miniwolf auf den Arm und huschte zu Katharina herauf. Vorsichtig sah er an Katharina vorbei und zuckte ebenfalls zurück. Das Podest hatte noch eine Treppe, die in eine große Halle hinunter führte. In dieser Halle standen Krieger! Männer und Frauen! Die Frauen waren mit schwarzen Bögen bewaffnet. Die Männer hatten Schwerter und Schilde. Sie alle trugen Hosen und Hemden aus Leder und breite Gürtel und Stiefel. „Sie .. sind so starr wie ... wie Statuen!“, flüsterte Katharina unsicher, „Aber es sieht so aus, als wären sie doch am Leben.“ „Es sind Runenkrieger!“, flüsterte Sinfita zurück, „Sie sind mit Magie erschaffen worden. Ihre Herzen sind Runen aus Kristall die irgend jemand hat und sie damit kontrolliert. Sie dürfen keine Gefühle haben und nichts empfinden. Sie sind sehr stark und willenlos. Wir zwei haben gegen so viele keine Chance.“ Katharina sah ebenfalls in die Halle. Die Runenkrieger standen dort in zehn, oder mehr, Reihen. Alle sahen auf das Podest. „Da hinten ist ein Tor! In einer weiteren Halle! Die Halle ist wieder hinter so einem Spalt zwischen den Bäumen!“, flüsterte Katharina und zog den Kopf wieder zurück, „Vielleicht ist dahinter der Splitter. Aber wir kommen wir dahin?“ Sie sah Sinfita an. Aber der sah gerade prüfend hinauf in die Baumkronen. „Sinfita?“, fragte Katharina verwirrt. Er sah sie an, grinste leicht und fragte, „Bist du schwindelfrei?“ Sie nickte verdutzt und einige Sekunden später bereute sie das furchtbar. Angstvoll klammerte sie sich an Sinfita fest, der wie eine Katze mit Katharina auf dem Rücken durch die Baumkronen kletterte. Er hatte sie einfach Huckepack genommen und war einen Baum hinaufgeklettert. Der Miniwolf war in Katharina`s Rucksack geschlüpft, den sie auf dem Rücken hatte. Sie kniff die ganze Zeit die Augen fest zusammen. Aber einmal konnte sie nicht mehr, sie öffnete ein Auge und sah die Halle durch einige Äste direkt unter sich. Die Runenkrieger war nur so groß wie Stecknadelköpfe. Sie klammerte sich etwas fester an Sinfita und hoffte dass alles gut ging. „Hoffentlich verraten wir uns nicht!“, dachte Katharina, „Die Bogenschützen könnten uns ohne weiteres treffen! Dann fallen wir vom Baum wie ein abgeschossener Vogel!“ „Alles in Ordnung?“, flüsterte Sinfita plötzlich und schlüpfte zwischen zwei dicken Ästen hindurch. „Ja!“, flüsterte Katharina und drückte einen Ast weg, der im Weg hing. „Bald haben wir’s geschafft! Vielleicht können wir die Runenkrieger dann auch noch befreien! Sie sind schließlich nicht freiwillig böse!“, meinte Sinfita und sprang auf einen anderen Ast. Es raschelte etwas, aber niemand schien es zu bemerken. Katharina sah vorsichtig wieder hinunter in die Halle. Unbewegt wie Statuen standen die Runenkrieger dort. „Es gab einmal eine Zeit, in der sich jeder Herrscher in jeder Welt solche Krieger erschuf. Sie sterben zwar, können aber an bestimmten Orten wiedergeboren werden. Das macht sie unbesiegbar. Ihre Stärke hängt mit der Ausrüstung, ihren Runen, ihren Fähigkeiten und dem Ort an dem sie erschaffen wurden zusammen.“, erklärte Sinfita und sah ebenfalls hinunter auf die Krieger. „Woher weißt du das alles?“, fragte Katharina beeindruckt. „Als kleines Kind habe ich noch miterlebt, wie diese Krieger erschaffen wurden. Leider. Frauen wurden oft ausgebeutet. Du weißt schon.“, meinte Sinfita mit trauriger Stimme, „Zum Glück hat mein Vater dann erkannt, das die Krieger trotz allem menschlich sind. Er hat sie frei gelassen. So viel ich noch weiß sind ein paar bei uns geblieben. Einer hat mich im Kämpfen unterrichtet.“ Katharina lächelte in sich hinein. Offenbar hatte er doch ein paar Gefühle. Sinfita kletterte weiter. Katharina staunte immer mehr. Er bewegte sich geschmeidig und elegant wie eine Katze und war doch ein Wolf. Der Miniwolf in Katharina`s Rucksack bewegte sich kaum. „Vorsicht! Halt` dich gut fest! Jetzt wird’s rasant!“, warnte Sinfita plötzlich. Katharina hielt sich fest. Sinfita sprang aus der Krone heraus, an den gegenüber liegenden Stamm und sofort wieder auf die andere Seite in die Baumkrone. So einfach und schnell war er in die Halle hinter den Kriegern gekommen. Er kniete auf einem dicken Ast und sah auf das Tor, das sie von dem Podest aus gesehen hatten. Aber vor diesem Tor stand ein großes Wesen mit schrumpliger, lederiger Haut. Das Gesicht war irgendwie zusammen gedrückt und platt. Die Augen waren klein und wässerig, wie bei einer Ratte. Die Nase bestand, wie bei einer Schlange, nur aus zwei senkrechten Schlitzen. Das Maul war sehr breit und mit dicken grauen Lippen umrandet. Die Zähne, so viel Katharina sehen konnte, waren sehr lang und spitz. Der Oberkörper war bullig und leicht nach vorne gebeugt. Die Beine waren kurz und das Wesen trug einen Lendenschurz aus schwarzem Leder mit Blutflecken. „Mist, das ist ein Höhlentroll! Und ein großer noch dazu!“, knurrte Sinfita wütend. „Hat er den keine Schwachstelle?“, fragte Katharina und sah über Sinfita`s Schulter. „Doch, aber die müssen wir erst mal finden!“, murmelte Sinfita und fixierte den Troll. Plötzlich drehte er den Kopf und sah Katharina aus dem Profil an, „Glaubst du, dass du ihn treffen kannst?“ „Vielleicht.“, murmelte Katharina, „Er ist relativ klein.“ „Mich hast du auch getroffen!“, widersprach Sinfita und legte eine Hand an seine Brust. „Da warst du aber ein riesiger Wolf!“, meinte Katharina, „So etwas Großes zu treffen ist einfach.“ „Benutz doch einfach deine geistigen Kräfte.“, knurrte Sinfita und sah wieder auf den Höhlentroll. Katharina gab nach und kletterte von seinem Rücken auf den Ast. Irgendwie hatte sie sofort das Gleichgewicht. Sie nahm ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil auf die Sehne. Der Bogen knarrte leise, als Katharina ihn spannte. Sinfita sah sie an. „Triff!“, dachte Katharina flehend und zielte langsam auf den Troll. Als sie die Spitze des Pfeils genau am Hals wusste, ließ sie den Pfeil los. Er sauste mit einem leisen Pfeifen davon und im nächsten Moment machte der Troll ein leises röchelndes Geräusch und wankte. „Er fällt nicht!“, zischte Sinfita, „Noch einen!“ Katharina packte rasch einen weiteren Pfeil und schoss wieder! Der Troll kippte vorn über und blieb liegen. „Von wegen du kannst nicht mit Waffen umgehen!“, meinte Sinfita und sah Katharina an, „Du kannst mit Pfeil und Bogen sehr gut umgehen!“ Katharina kletterte wieder auf seinen Rücken und er kletterte vorsichtig den Baumstamm hinunter. Als sie an dem Troll vorbeikamen machten sich die beiden abgeschossenen Pfeil selbständig, schwebten durch die Luft und schoben sich wieder in den Köchern hinein. „Praktisch!“, dachte Katharina und kletterte von Sinfita`s Rücken. „Die nächste Frage: Wie bekommen wir dieses Tor auf?“, fragte Katharina und sah Sinfita an. Jetzt sollte er sich mal etwas einfallen lassen. Langsam ging er auf den rauen Stein des Tores zu und berührte ihn nachdenklich. „Na, weißt du was?“, fragte Katharina und beobachtete Sinfita neugierig. „Eventuell.“, meinte er nur und trat einen Schritt zurück. Er ging leicht in die Knie und zerschmetterte das Tor mit einem heftigen Sprung. Steine und große Brocken flogen durch die Luft. Es staubte gewaltig. Katharina hustete und kniff die Augen zusammen. „So, jetzt geht`s weiter!“, meinte Sinfita und Katharina hörte wie er sich entfernte. Sie öffnete die Augen und folgte ihm so schnell sie konnte. Sie waren in einem langen Gang, der sich zwischen den Bäumen hindurch wandte. „Möchte mal wissen, wo der Gang hinführt.“, meinte Sinfita leise und sah hinauf in die Baumwipfel. Kein Licht drang durch die Blätter und Äste. Nur der helle Steinboden half ihnen etwas. Plötzlich standen sie in einer gigantischen Halle mit den Ruinen eines Dorfes. „Sie sind ebenfalls angegriffen worden. Aber schon vor langer Zeit. Seitdem leben hier die Runenkrieger, die kontrolliert werden. Aber von wem?“, flüsterte Sinfita und folgte weiterhin dem Weg. Sie erreichten einen kleinen Platz. Der Boden war dunkel verfärbt. „Blut!“, flüsterte Sinfita und sah sich um, „Hier muss ein grausames Gemetzel statt gefunden haben. Brutal!“ „Weißt du, wo wir hin müssen?“, fragte Katharina und sah sich schaudernd um. „Immer dem Geruch nach.“, meinte Sinfita und ging zielstrebig gerade aus, „Ich rieche einen Untoten. Verwesung, Blut, Eisen und Graberde.“ Katharina verzog angewidert das Gesicht. So genau hatte sie das nicht wissen wollen! Er schien das so leicht zu nehmen wie sie eine Werbung im Fernsehen! Sie erreichten eine Treppe, die tief in die Erde führte. „Da unten!“, flüsterte Sinfita und zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Plötzlich blähte er die Nasenflügel auf und steckte die Hand aus. Sie schien gegen etwas zu prallen! Zuckende Blitze krochen Sinfita`s Arm hoch. Er presste einen leisen Schmerzenslaut zwischen den Zähnen hervor und riss die Hand zurück. „Sehr gut gesichert!“, meinte er, „Ein Bann der alle Lebewesen abhält hinunter zu gehen.“ Katharina drehte sich um, ging ein paar Schritte zurück, nahm ihren Bogen und legte einen Pfeil ein. Sie wirbelte herum und zielte langsam auf den Durchgang. „Geh` zur Seite!“, sagte sie und zog die Sehne mit dem Pfeilende zu sich heran. Sinfita drehte sich um und sprang erschrocken zur Seite. Katharina hatte das Gefühl, als würden zwei Auren, die ihrige und die des Durchgangs, gegeneinander kämpfen. Sie ließ die Sehne los, der Pfeil sauste davon und traf auf den Bann! Ein Wirbel umschloss den Pfeil! Er vibrierte auf der Stelle und leuchtete auf einmal auf! Dann ertönte ein Klirren, als würde eine Glasscheibe zerspringen und der Pfeil fiel zu Boden. „Sehr gut gemacht!“, rief Sinfita und hob den Pfeil auf, „Der Bann ist gebrochen! Wir können weiter!“ Katharina lief zu ihm und nahm ihm den Pfeil aus der Hand. Sinfita trat unbeschadet durch den Durchgang und Katharina folgte ihm die Treppen hinunter. Sie hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Als sie einmal kurz nach unten auf die Stufen sah, erkannte sie, dass überall Blut war. „Vorsicht!“, warnte Sinfita plötzlich, drückte sich an die Wand und schob sich an irgend etwas vorbei. Katharina brauchte einen Augenblick, biss sie erkannte, was es war. Ein Skelett! Das Skelett einen Menschen! Ein Messer steckte noch zwischen seinen Rippen. Das Fleisch war schon vollkommen verschwunden. Fetzen der Kleidung hingen noch auf den blanken Knochen. Neben dem Kopf lag ein Helm und ein paar Stufen unter dem Skelett ein Schwert. Angewidert wandte Katharina den Kopf ab und drückte sich an dem Skelett vorbei. Jetzt erschienen immer mehr Skelette und Schwerter. „Die müssen da unten das Allerheiligste haben!“, meinte Sinfita nachdenklich, „Sonst wären hier nicht so viele Krieger gewesen. Sie sind natürlich alle im Kampf gefallen. Und wir werden gleich den Anführer kennen lernen!“ „Ich würde am liebsten umkehren!“, dachte Katharina zitternd. Der kleine Wolf auf ihrem Rücken bewegte sich immer wieder heftig und biss feste in den Rucksackstoff. Plötzlich war die Treppe zu Ende und die Beiden waren in einer unterirdischen Halle, die mit Wasser gefüllt war. Ein schmaler Steg führte durch das dreckige, grüne Wasser, aus dessen Tiefe ein unheimliches Licht strahlte. Sinfita ging ohne Zögern den Steg entlang. Er führte zu einer Insel, die mitten in der Halle war. Katharina starrte auf das Wasser, während sie ging. Irgend etwas war da, sie konnte es spüren! Plötzlich erschien etwas Weißes dicht unter der Oberfläche. Sie schluckte angewidert und sah Sinfita nach. Er schien keine Angst zu haben. Das Wasser neben Katharina geriet auf einmal in Bewegung und in der nächsten Sekunde schoss ein weißes Wesen mit glitschiger Haut und roten Augen heraus und auf Katharina zu. Erschrocken schrie sie auf und duckte sich. Das Etwas sprang über sie und landete wieder im Wasser. Sinfita wirbelte herum und sah nun das, was auch Katharina sah. Die gesamte Wasseroberfläche begann zu brodeln und zu dampfen. Überall schossen diese Wasserteufel in die Höhe und gingen auf Katharina los. Sinfita zog sein Schwert und ging ebenfalls auf die Teufel los. Katharina hatte keine Zeit zu reagieren! Sie wurde ins Wasser geschubst und in die Tiefe gezogen. Einer der Teufel hielt sie fest am Arm gepackt. Mit Mühe zog Katharina ihr Schwert und schlug nach ihm. Sie trennte ihm die Hand ab und war wieder frei. Im nächsten Moment wurde sie von hinten gepackt und wieder nach oben gezogen. Es war der Wolf, der wieder groß geworden war. Er hatte sie am Kragen gepackt und schoss aus dem Wasser heraus. Mit einer Bewegung warf er sie auf seinen Rücken. Sie flogen hoch über dem Geschehen. Sinfita verteidigte sich unglaublich schnell. „Wo ist der, der diese widerlichen Teile kontrolliert?“, dachte Katharina und suchte die Umgebung ab, „Ah! Da!“ Sie sah einen Splitter des Schwertes, ganz hinten auf einem Felsvorsprung. So schnell Katharina konnte zog sie einen Pfeil und zielte. In dem Moment, in dem sie den Splitter im Visier hatte wurde der Wolf von einem Teufel zum Trudeln gebracht. Katharina verriss den Schuss, der auf Sinfita los ging. Er bemerkte den Pfeil noch rechtzeitig und sprang zur Seite. „Kannst du nicht mal aufpassen, wo du hinzielst?“, rief er gereizt. Der Pfeil machte sich wieder selbständig und flog zurück in den Köcher. Sie legte einen anderen Pfeil ein, zielte und ließ die Sehne los. Der Pfeil begann wieder zu glühen und schlug mit einer Explosion bei dem Splitter ein. Ein kurzer Schrei wurde laut, dann war es still. Die Wasserteufel zersprangen zu feinem Staub und rieselten in das Wasser. Einen Augenblick später wurde es hell in der Halle und der Wolf landete auf der Insel. Sinfita kam angelaufen, „Du siehst aus, als würdest du aus dem Moor kommen.“ Das stimmte. Katharina war von oben bis unten nass und teilweise mit Schlamm bedeckt. Die Hand des Wasserteufels war immer noch an ihrem Arm, aber sie zersprang auch zu Staub. Sinfita sah auf die am Boden liegende Gestalt, die auf einem Felsvorsprung war. „Wo ist der Splitter?“, fragte Sinfita und sah Katharina aus den Augenwinkeln an. Katharina warf einen kurzen Blick auf die Gestalt mit dem langen schwarzen Umhang. Sie sah den Splitter glühen. „Der Splitter ersetzt das Herz.“, sagte sie schließlich. „Also doch!“, murmelte Sinfita, „Ein Untoter. Wahrscheinlich hat er es geschafft den Splitter durch irgendein Ritual zu seinem Herz zu machen.“ Sinfita sprang hinüber und rammte der Gestalt seine Hand in den Rücken. Dann zog er etwas heraus, etwas schwach leuchtendes. Katharina beobachtete, wie er auch noch einen kleinen Lederbeutel aufhob. Der Körper zerlief zu einer stinkenden Brühe, die in das Wasser tropfte. Ein schwarzes Skelett blieb zurück, das aber sofort zu Staub zerrieselte. Sinfita sprang zurück und landete neben Katharina. „Der Splitter ist in einem sehr schlechten Zustand.“, murmelte er, „Er ist mit böser Energie aufgeladen.“ Katharina öffnete den Rucksack, den Janara ihr mitgegeben hatte. In dem Rucksack war ein weiterer, viel kleinerer Beutel mit dem ersten Splitter. Dann nahm sie Sinfita den Splitter aus der Hand. Die rote Farbe des Splitters verschwand und wurde silbrig. „Jetzt ist er rein!“, lächelte Katharina und legte den Splitter zu dem ersten in den Beutel, „Was ist den da drin?“ Katharina deutete auf den Beutel, den Sinfita in der Hand hielt. „Das zeig‘ ich dir in der großen Halle.“, erwiderte er nur, damit drehte er sich um und ging den kleinen Steg zurück. Katharina folgte ihm und wischte sich den Schlamm so gut es ging von der Kleidung. Der Wolf schüttelte sich aus und folgte ihr dann. Sie erklommen wieder die Treppe. Die Skelette waren verschwunden und die Schwerter waren in der Erde versunken. „Endlich!“, seufzte Katharina, als sie wieder in der kleinen Halle waren. Überall lagen Bruchstücke des großen Tores, das Sinfita eingetreten hatte. „Wahnsinnige Kraft hat der!“, dachte Katharina respektvoll und folgte Sinfita an dem toten Troll vorbei in die große Halle mit den Runenkriegern. „Jetzt pass auf!“, flüsterte Sinfita und öffnete den Beutel, den er dem Untoten abgenommen hatte. Er griff hinein und holte einen eckigen Edelstein heraus, der etwa drei mal zwei Zentimeter groß war. Er schimmerte weiß und ein Gesicht war mit schwarzer Farbe in den Stein eingearbeitet. Sinfita schloss die Hand um den Stein. Seine Hand begann zu leuchten und der Stein sauste durch die Finger heraus und auf eine Bogenschützin zu. Er drang durch den Rücken in ihren Körper ein und ließ sie kurz aufleuchten. Die Frau stürzte zu Boden und rappelte sich langsam wieder auf. Sinfita fuhr fort die Runen zu ihren Kriegern zu schicken. Einer nach dem anderen bekam seine Rune zurück. Schließlich hatte auch der Letzte seine Rune wieder im Körper. Die Frau, die zuerst ihre Rune wieder bekommen hatte kam auf Sinfita zu. Katharina duckte sich hinter seinen Rücken. „Warum habt Ihr uns die Runen gegeben, Herr?“, fragte sie, als sie vor ihm stand. „Damit ihr die Stadt hier wieder aufbaut.“, antwortete Sinfita und ließ den Blick über die Menge schweifen. Alle sahen ihn ungläubig an. „Wie, wie können wir Euch danken?“, fragte die Frau wieder. „Indem ihr mir versprecht die Treppe zu dem unterirdischen Teich für immer zu verschließen.“, antwortete Sinfita, „Und, dass ihr dafür sorgt, dass diese Welt wieder bunt wird! Denn jetzt seid ihr frei!“ „Das werden wir tun, so wahr ich hier stehe!“, versprach die Frau und zerdrückte eine Träne. Sinfita drehte sich zu Katharina um, „Wir gehen jetzt zurück in die Menschenwelt. Dorthin, wo kein Dorf ist, damit die Geister nicht die Leute angreifen.“ Katharina nickte und kletterte auf den Wolf. Sinfita sprang in die Luft und Katharina folgte ihm auf dem Wolf. Er griff nach ihrer Hand und sie flogen durch den Wirbel, der die Welten miteinander verband, zurück in die Menschenwelt. Kapitel 7: Ein trauriges Schicksal ---------------------------------- Nachdenklich sah Katharina in das prasselnde Feuer und streichelte den Miniwolf. Der Beutel mit den Splittern hing an ihrem Gürtel. Sinfita und sie waren in einem Wald um die Dörfer nicht zu gefährden. Katharina hatte in einer heißen Quelle gebadet und der Miniwolf hatte fröhlich mit geplanscht. Sinfita lehnte an einem Baum und sah Katharina an. Sie mied seinen Blick und sah nur auf den Wolf. „Ich hab dich wohl unterschätzt!“, meinte Sinfita plötzlich. Katharina sah in an und zuckte mit den Schultern. „Du bist ziemlich gut mit Pfeil und Bogen. Nur, du bist etwas tollpatschig.“ „Ich weiß was du meinst!“, meinte Katharina, „Mein unfreiwilliger Tauchgang und der verrissene Schuss.“ Sinfita nickte. Für eine Weile schwiegen sie beiden, dann fiel Katharina eine Frage ein, „Sag mal, was bedeutet der Stern, der auf deiner Stirn erschienen ist?“ „Du hast ihn also gesehen!“, stellte Sinfita fest und schloss die Augen. Katharina beobachtet ihn, er schien nach zudenken. Schließlich öffnete er die Augen, „Der Stern ist ein Geburtsmal. Jeder Dämon hat so etwas. Das Zeichen zeigt den Stand in der Hierarchie. Mein Stern bedeutet, dass...“ Er zögerte. „Wenn du es nicht sagen willst, musst du es nicht!“, meinte Katharina und zuckte zusammen, als der Wolf sie in den Finger zwickte. „Früher oder später wirst du es doch erfahren.“, meinte Sinfita lächelnd, „Er bedeutet, dass ich ein Prinz bin!“ „Was?“, fragte Katharina verdutzt. Hatte sie sich verhört oder stimmte das, was Sinfita gesagte hatte? „Ja, ich bin ein Prinz!“, wiederholte Sinfita und sah Katharina an, „Mit voller Anrede heiße ich Sinfita, Prinz des Sternschlosses. Einfach furchtbar!“ Er grinste. „Ich habe festliche Anlässe gehasst. Ständig diese Anrede. Du darfst mich aber nicht so anreden! Sonst bring ich dich um!“ Katharina sah ihn unsicher an, aber er zwinkerte mit den Augen. Er würde sie nicht umbringen. Zum Glück. Sie überlegte ein paar Minuten, doch dann ergriff Sinfita das Wort. „Morgen gehen wie in die Welt des Eises. Dort gibt es mindestens einen Splitter.“, erklärte Sinfita, „Wir müssen auf spiegelglatte Flächen und Seen gefasst sein. Außerdem sind dort bestimmt noch die Eiskrieger!“ „Was sind den schon wieder Eiskrieger?“, fragte Katharina leicht genervt. Erst Runenkrieger, dann Eiskrieger! Was kam als nächstes? Feuerkrieger? Sinfita sah Katharina mit einem verzogenem Mundwinkel an, „Eiskrieger sind sehr seltsame Wesen. Ihre einzige Schwachstelle ist Feuer. Sie sind eiskalt und können doch sehr starke Gefühle haben. So viel ich weiß sind in meiner Familie auch einige Eiskrieger. Außerdem besitzen sie die Macht gigantische Schlösser aus Eis und Schnee zu errichten.“, erklärte Sinfita. „Mit welchen Waffen kämpfen sie?“, fragte Katharina interessiert. Sinfita überlegte einen Moment, „Da wären Schwerter aus Eis, extrem hart! Die Spiegelschilder und der Eiskristallsturm. Das Schlimmste ist aber, dass wir dort hilflos herum rutschen werden! Du wirst sofort platt auf dem Boden liegen!“ Katharina packte einen Stein und warf mit ihm nach Sinfita. Der Dämon wich lachend aus und streckte Katharina frech die Zunge heraus. „Morgen wirst du alles kennen lernen!“, meinte Sinfita und warf Katharina eine Decke zu, die er aus dem Rucksack von Janara geholt hatte. „Jetzt wirst du schlafen, du Menschenweib!“, grinste Sinfita. Katharina zog die Decke über sich und meinte, „Klappriger Wolf!“ Katharina schloss die Augen und kuschelte sich in die Decke. Als sie am nächsten Morgen erwachte sah sie Sinfita, der zusammengerollt wie ein Igel an dem Baum lag, an dem er gesessen hatte. „Er sieht richtig süß aus!“, dachte Katharina und dann, „Also wirklich! Zähm' dich etwas, Katharina! Er ist ein Dämon! Außerdem arbeitet ihr nur zusammen! Denk nicht mal daran!“ Plötzlich zuckte Sinfita mit der Nasenspitze und er öffnete die Augen. „Auch schon wach?“, grinste Katharina, stand auf und faltete die Decke zusammen. Sinfita gähnte und stand ebenfalls auf. „Für mich war die Nacht irgendwie viel zu kurz!“, meinte er dann und streichelte den Miniwolf, der sofort wieder groß wurde. „Los, wir machen uns auf den Weg!“, forderte er dann Katharina auf und sie schwang sich auf den Wolf. Sinfita sprang in die Höhe durch die dichten Äste, Katharina folgte ihm durch die Äste in den Himmel hinauf. Er packte ihre Hand und sie schossen wieder durch den langen, eiskalten Tunnel aus Farben und Formen. Eisige Kälte kroch Katharina über die Haut. Sie sah hinunter. Unter ihr war alles weiß und durchsichtig. Eis und Schnee. Überall ragten spitze Zacken in die Höhe, es gab nur eine kleine flache Stelle zum Landen. Von der führte eine lange Rampe aus Eis zu einem gigantischen, blauen Eisschloss. „Verdammt, ist das kalt!“, dachte sie und ließ Sinfita`s Hand los. „Seltsam.“, meinte Sinfita nachdenklich, während Katharina ein Tuch aus dem Rucksack suchte, „Es sind ziemlich viele neue Eissäulen! Als ich zum letzten Mal hier war, gab es die noch nicht! Was machst du da?“ Katharina hatte ein geeignetes Tuch in Janara`s Rucksack gefunden und hatte es sich um den Kopf gebunden, so dass ihre Ohren verdeckt waren. „Ich hab‘ keine Lust mir die Ohren abzufrieren!“, antwortete Katharina und ließ den Wolf langsam landen. „Bist du das aus deiner Welt gewohnt?“, fragte Sinfita neugierig und landete neben ihr. Kaum war er auf dem Boden rutschte er aus und landete hart auf dem Eis. „Ist das glatt!“, knurrte er und richtete sich wieder auf. Katharina stieg vorsichtig von dem Wolf herunter, der sofort wieder klein wurde. Er hüpfte sofort in Katharina`s Rucksack und blieb drin. Kritisch sah Katharina die lange Eisrampe hinab, „Mit Schlittschuhen wäre das sehr viel einfacher!“ „Was? Was für Schuhe?“, fragte Sinfita verdutzt. Er hatte keine Ahnung, was Schlittschuhe waren. Katharina überlegte, wie sie es erklären sollte, aber die Ketten, die sie von Janara bekommen hatten, regelten das für sie. Die Ketten begannen zu leuchten! Kleine glitzernde Kügelchen traten aus den Anhängern hervor, um rundeten die beiden und umkreisten schließlich ihre Füße. Katharina spürte, dass sie etwas in die Höhe gehoben wurde und dann auf schmalen Kufen stand. Sinfita rutschte schon wieder aus und landete vor Katharina`s Füßen. „Was ist denn das?“, fragte er und sah auf die Metallkufen, die an seinen Stiefeln waren. „Das sind Schlittschuhe. Mit ihnen kann man auf dem Eis laufen!“, erklärte Katharina und reichte ihm die Hand. Er zog sich hoch und stand etwas unsicher auf den Kufen. „Da entlang?“, fragte Katharina und deutete die Rampe hinunter. Sinfita nickte und Katharina sauste los. Im Schlittschuh laufen war sie ziemlich gut, als sie eine große Säule erreichte drehte sie sich nach Sinfita um, der ihr vorsichtig folgte. „Du musst nur das Gleichgewicht halten!“, riet ihm Katharina, „Und du läufst ganz normal. Die Füße nur etwas nach außen drehen. Wenn du den Dreh raus hast, dann ist es ganz einfach.“ „Toll!“, meinte Sinfita mürrisch und hielt sich an der Säule fest, „Pass bloß auf, ich weiß nicht, wer hier ist.“ Katharina nickte und lief langsam los. Sinfita folgte ihr schon ziemlich elegant! „Wird ja langsam!“, lachte Katharina und fuhr etwas schneller. Sie ging in die Kurve und beobachtete Sinfita. Langsam traute er sich mehr. Er wurde schneller. Plötzlich stoppte Katharina und fuhr zur Seite neben eine Säule. „Da vor ist ein Tunnel aus Eis!“, flüsterte sie, als Sinfita bei ihr angelangt war. „Ja, ich erinnere mich!“, flüsterte er, „Da müssen wir durch, wenn wir zum Schloss wollen!“ Katharina nickte und sah plötzlich auf die Säule neben sich. Sie schluckte, die Säule sah aus wie ein Mensch! Sinfita bemerkte es auch und hob eine Hand. Seine Hand begann zu Glühen und schmolz das Eis. Stoff und etwas weiße Haut war zu sehen! Er zog die Hand zurück und das Loch fror wieder zu. „Da ist ja jemand eingeschlossen!“, keuchte Katharina erschrocken. „Dann ist hier auch schon jemand gewesen.“, flüsterte Sinfita, „Der Splitter ist futsch!“ „Nein!“, erwiderte Katharina, „Er ist noch da! Ich kann ihn spüren! Es ist sogar ein echter!“ „Dann müssen wie die Person erst mal da raus kriegen!“, meinte Sinfita und rutschte etwas zurück. Katharina folgte ihm. Er legte die Fingerspitzen zusammen und zog die Hände langsam auseinander. Eine weiße leuchtende Kugel entstand zwischen seinen Handflächen. Er ließ sie noch etwas größer werden und stieß sie dann auf die Säule. Sie wurde von Licht eingehüllte. Katharina hörte, wie das Eis zersprang und etwas zu Boden fiel. Katharina schoss los, durch den Nebel und kniete sich neben die am Boden liegende Gestalt. Es war ein junges Mädchen mit langen blonden Haaren, die zu einem schönen Zopf geflochten war. Im Haar steckte ein kleines Diadem, das mit dunkelblauen Steinen besetzt war. Sie trug ein hellblaues Kleid aus Seide, das nur bis zu den Knien ging. Die Ärmel waren sehr kurz, aber dafür hatte sie lange weiße Handschuhe, die bis über die Ellenbogen gingen. Die Füße steckten in weißen Schlittschuhen. Das Mädchen zuckte und öffnete langsam die Augen. Sie waren tiefblau und wie ein Ozean. Langsam richtete sich das Mädchen auf und sah Katharina an. „Wer bist du?“, fragte sie ängstlich. „Mein Name ist Katharina und der da..“, sie deutete auf Sinfita, „... heißt Sinfita. Was ist hier passiert?“ Das Mädchen blinzelte, „Ein verstoßener Flammenkrieger hat das alles angerichtete. Meine Eltern sind tot und mich hat er eingefroren.“ „Hier ist ein Splitter des Schwerts der Macht, nicht wahr?“, fragte Katharina, stand auf und zog das Mädchen auf die Beine, „Kannst du uns helfen ihn zu bekommen?“ „Was wollt ihr damit?“, fragte das Mädchen zurück. „Wir sollen das Schwert wieder zusammen setzten!“, antwortete Katharina mit ehrlicher, aufrichtiger Stimme. „Dann helfe ich euch!“, antwortete das Mädchen, „Mein Name ist Larrissa!“ Die drei nickten sich zu und fuhren los. Larrissa war sehr gut im Schlittschuh laufen. Sie liefen durch den Tunnel, doch kurz bevor sie ihn verlassen wollten riss Sinfita die beiden Mädchen zurück in den Tunnel. „Was?“, begann Katharina, doch Sinfita hielt ihr den Mund zu. „Still!“, zischte er und jetzt wusste Katharina, was los war. Er hatte die Feuervögel mit den roten Augen bemerkt. Sie kreisten um das Schloss und beobachteten die Umgebung. „Das ist leicht!“, meinte Larrissa und beschwor mit einer Handbewegung Nebel herauf. Langsam fuhren sie los. Sinfita zog Katharina hinter sich her. Er folgte Larrissa, die sie über eine offene Fläche führte und dann durch ein kleines Tor in eine große Halle. „Jetzt müssen wir ohne Schlittschuhe weiter.“, meinte sie und ihre Kufen verschwanden sofort. Katharina`s und Sinfita`s Schlittschuhe lösten sich in Glitzer auf und verschwanden in den Ketten. Laufend folgten sie nun einem langen Gang mit Steinplatten. Plötzlich blieb Katharina stehen und lauschte. „Was ist denn?“, fragte Sinfita und drehte sich nach Katharina um. „Hört ihr das denn nicht?“, fragte sie und ging an die Wand. „Ja, ich höre es!“, flüstert Sinfita und lauschte ebenfalls, „Was ist das?“ „Der Chor der verlorenen Seelen. Sie sind im Eis gefangen. Sie wollen uns warnen, dass wir verschwinden!“, erklärte Larrissa traurig. „Wir sollten lieber weiter gehen.“, murmelte Sinfita und ging den Gang weiter entlang. Katharina und Larrissa folgten ihm. Sie erreichten eine Treppe und rannte diese hinauf. Ständig mussten sie sich verstecken, um den Blicken der Eisvögeln zu entgehen. Katharina hatte das Gefühl, dass sie trotz ihrer Bemühungen unentdeckt zu bleiben, von den Vögeln schon gesehen worden waren! Die Treppe war schmal, steil und eisglatt. Mehr als einmal rutschte sie aus. Einmal wäre sie um ein Haar die Treppe rückwärts hinuntergefallen. Aber Sinfita verhinderte das durch schnelles Zupacken. Nach einer langen, gefährlichen Kletterpartie erreichten sie endlich eine kleine Halle. „Da seid ihr ja!“, hallte ihnen eine Stimme aus einer größeren Halle entgegen, „Ich habe euch erwartet! Kommt rein!“ Die großen Flügeltüren zu einer noch größeren Halle schwangen auf und blieben offen. Larrissa krampfte die Hand zusammen und ging los. Sinfita folgte ihr. Katharina sah sich kurz um und entdeckte eine lange frei schwebende Eisbahn, die wieder hinunter in die Eingangshalle führte. Ein guter Fluchtweg! Ein sehr guter sogar. Katharina sah auf, rannte den beiden anderen hinterher und hielt sich neben Sinfita. Sie gelangten in der Mitte der Halle an und blieben stehen. Überall waren Eisstatuen und Eistiere. „Da sind überall Diener und Bewohner der Eiswelt eingeschlossen!“, flüsterte Larrissa und sah sich hektisch um. „Ja, sehr richtig!“, erklang die Stimme wieder. Ihnen kam ein großer Mann entgegen, der ganz in rot, orange und gelb gekleidet war. Die langen Haare waren im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden und feuerrot! Ein paar Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Die Stiefel waren kniehoch und rabenschwarz. „Und ich biete dir noch einmal an sie alle wieder zu erlösen!“, sagte der Kerl und sah Larrissa an, „Meine Forderung kennst du. Du hattest genug Zeit es dir zu überlegen.“ Larrissa gab ein leises Knurren von sich. Plötzlich wusste Katharina was seine Forderung war! Die Heirat mit Larrissa! Nein, das konnte nicht sein. „Katharina, du bist jetzt in einer anderen Welt!“, dachte sie traurig, „Hier ist das, was in deiner Welt nicht möglich war, möglich!“ „Du hast meine Antwort doch schon!“, rief Larrissa wütend und ihre Wangen wurden rot vor Zorn, „Ich will dich nicht heiraten, Soras!“ „Ich verstehe dich nicht!“, rief Soras wütend und um ihn herum loderte Feuer auf, „Du könntest alles haben, was du willst! Du elende Kuh!“ „Klar das sie dich nicht will!“, rief nun Katharina, „Niemand würde dich je heiraten! Du hast ihre Familie zerstört!“ Larrissa sah Katharina an und lächelte dankbar. Soras hatte auf einmal ein Schwert aus Feuer in der Hand und schoss auf Katharina zu. Sie riss den Arm hoch und wartete auf den Schlag. Etwas Hartes schlug auf ihren Arm und prallte zurück! Katharina öffnete die Augen und sah Soras, der auf den Stumpf seines Schwertes sah! Der Rest, also die Spitze, lag vor Katharina`s Füßen! Das Schwert war beim Aufprall auf ihren Arm zerbrochen! Sinfita war einen Schritt zurück gesprungen. Jetzt hatte er den Mund und Augen weit aufgerissen und starrte Katharina an. „Was..?“, fragte Soras fassungslos und starrte Katharina an. Ihr Arm war vollkommen heil und hatte keinen einzigen Kratzer! „Gut, gegen dich komm ich allein wohl nicht an. Aber meine Armee schon!“, lächelte Soras und streckt die eine Hand zur Seite. Aus dem Boden wuchsen Feuerkrieger, die mit Flammenschwertern auf sie zu kamen. Sinfita drehte sich um und sie alle standen nun Rücken an Rücken. Katharina nahm den Bogen von ihrem Rücken und spannte einen Pfeil ein. Sinfita zog sein Schwert und Larrissa ließ die Finger knacken. Dann ging es los. Katharina schoss mit ihren magischen Pfeilen auf die Krieger. Sinfita zerschlug sie in Funken und Larrissa ließ sie mit Schnee und Eis erstarren. „Ihr kommt doch nicht gegen meine unbegrenzte Macht an! Ihr seid schwach und das Herzstück meiner Macht werdet ihr nie finden.“, rief Soras laut lachend. Katharina schoss wütend einen Pfeil in seine Richtung. „Los, Mini!“, sagte sie und der Miniwolf sprang aus ihrer Tasche und wurde groß. Katharina sprang auf seinen Rücken und er sprang aus dem Kampf. Katharina spannte den Bogen und suchte nach einer leuchtenden Stelle. Dort war der Splitter und damit das Herz der Macht. Sie entdeckte ihn auch sehr schnell! Er war in einem Schwert aus Kristall! Soras bemerkte Katharina und wollte das Schwert in Sicherheit bringen. Aber da hatte Katharina schon geschossen. Der Pfeil traf und ließ das Schwert zersplittern Soras schrie auf und brach zusammen. Die Feuerkrieger zerrieselten zu Staub und Larrissa und Sinfita waren frei. Katharina ließ den Wolf neben Soras landen und nahm den Splitter aus den Überresten des Schwertes. „Jetzt haben wir schon drei Splitter!“, meinte Katharina und drehte sich zu Sinfita um, der sich mit Larrissa näherte. „Erst?“, fragte Sinfita nur, „So viel Aufwand für einen einzigen Splitter. Oh Mann!“ „Hör mal, du kannst nicht erwarten, dass du nur mit den Finger schnippen musst und schon kommen alle, die Splitter haben, zu dir und bringen sie dir.“, erwiderte Katharina, „Schließlich sind die Splitter in alle Welten verstreut und noch dazu in der Hand von Bösen. Vielleicht haben wir mal Glück und finden zwei auf einmal!“ Sinfita verzog die Mundwinkel und nickte dann. Katharina sah an ihm vorbei und sah auf Larrissa. Sie stand neben Soras und sah auf ihn hinab. „Was machst du jetzt?“, wollte Katharina wissen, „Was machst du mit ihm?“ „Ich weiß nicht!“, murmelte Larrissa und sah Katharina an. „Du musst aber deine Entscheidung treffen!“, rief Sinfita und sah sie an, „Deine Eltern sind tot, nicht wahr? Du musst jetzt entscheiden! Prinzessin!“ Larrissa zuckte zusammen, „Woher weißt du das?“ „Dein Geburtsmal!“, erwiderte Sinfita, „Deines ist eine Eisblume. Es ist auf deiner Schulter! Ich hab auch eins! Daran erkennt man Prinzen und Prinzessinnen!“ „Woher soll ich wissen, was ich tun soll? Woher soll ich wissen, das meine Entscheidung die richtige ist?!“, rief Larrissa. „Wenn du auf dein Herz hörst, dann werden deine Entscheidungen richtig sein!“, meinte Katharina. Für ein paar Minuten entstand Stille. Und dann zersprang die Eisschicht, die alle die Menschen der Eiswelt einschloss und gab sie alle wieder frei! Larrissa sah sich ungläubig um und dann auf Katharina und Sinfita. Dann sah Katharina Sinfita an und er nickte, sie sollten gehen. Katharina schob den Splitter zu den anderen in die Tasche und sah Larrissa an. „Ihr wollt gehen, nicht wahr?“, fragte sie traurig. Katharina nickte. „Wie kann ich euch danken?“, fragte sie flehend. Sinfita holte Luft, „In dem du uns bei der Schlacht um mein Schloss hilfst. Ich will mein Erbe antreten, aber das kann ich nur, wenn meine Welt befreit ist. Wir geben dir Nachricht, wenn die Schlacht beginnt. Leb wohl.“ Damit verließ Sinfita die Halle. Katharina zwinkerte Larrissa zu und folgte Sinfita. Der große Wolf war wieder klein und war in Katharina`s Tasche untergekommen. „Heißt das, du wirst dann König?“, fragte Katharina neugierig, als sie in der kleinen Vorhalle waren. Sinfita nickte und wollte die Treppe hinunter klettern. Aber Katharina meinte, „Das geht einfacher!“ Die Ketten begannen wieder zu leuchten und die Schlittschuhe waren wieder an ihren Füßen. Katharina grinste und fuhr die lange Eisbahn hinunter. Sinfita lachte und folgte ihr. Es war eine rasende Abfahrt, die Katharina richtig viel Spaß machte! Sinfita hielt sich dicht hinter ihr. „Weißt du was!“, rief er ihr zu, „Wir gehen jetzt in die Wasserwelt!“ „Gibt es für jedes Element eine Welt?“, rief Katharina zurück und erwischte gerade noch die Kurve. „Ja, aber auch für alles mögliche andere!“, rief Sinfita und ging haarscharf in die Kurve. Als sie unten ankamen sausten sie durch das Tor hinaus und durch den langen Tunnel. Die Überreste des Eises, in das Larrissa eingeschlossen war, waren schon wieder verschwunden. Sinfita und Katharina fassten sich an den Händen, wurden schneller und schossen in den Tunnel des Weltsprunges. Die Schlittschuhe verschwanden und sie schwebten durch die Strudel und Wirbel aus Licht, Farben und Formen. Sinfita schob Katharina einfach auf seinen Rücken und nahm sie so huckepack. Das Ende des Tunnels kam, wie immer, ganz plötzlich. Sinfita und Katharina schwebten über einer endlosen Wasserfläche, die in der Sonne glitzerte und funkelte. Kapitel 8: Das Atlantis der anderen Welt ---------------------------------------- „Wahnsinn!“, staunte Katharina und sah über Sinfita`s Schulter auf das tiefblaue Wasser, „Wo ist denn der Splitter?“ „Der ist unter Wasser in der verfallenen Stadt!“, erwiderte Sinfita und ließ sich langsam nach unten auf das Wasser zu gleiten. Sie spiegelten sich auf der glatten Oberfläche. „Wir müssen jetzt durch das Wasser in die Stadt. Keine Angst, wir werden schnell in der Stadt sein. Halt die Luft an!“, meinte Sinfita und stieß damit kopfüber ins Wasser. Katharina konnte gerade noch Luft holen und wurde dann von ihm durch das Wasser nach unten gezogen. Er war sehr schnell! Es dauerte knapp 30 Sekunden dann durchbrachen sie eine unsichtbare Wand und schwebten über einer gigantischen Stadt. Wie Atlantis! Der Kern der Stadt war ein großes Tempelgebäude, das mit Wassermonstern aus Stein verziert war. Um dieses Gebäude herum waren im Abstand von mehreren hundert Metern Ringwälle gebaut, in denen die Gebäude der Stadt standen. „Das ist ja toll!“, meinte Katharina begeistert, da sie innerhalb dieser Schutzmauer atmen konnten. „Anatoas, das ist der Name dieser Stadt. Sie ist vor vielen Jahrhunderten verlassen worden. Ich weiß nicht warum. Aber trotzdem ist hier ein Splitter.“, erklärte Sinfita. „In einer verlassenen Stadt würde man keinen Splitter vermuten!“, meinte Katharina und Sinfita nickte. „Ich war vor 500 Jahren zum letzten Mal hier.“, meinte er dann traurig, „Damals waren hier noch Leute. Wenn sie in Meer mussten haben sie Fischschwänze bekommen. Wenn ich nur wüsste, was hier vorgefallen ist!“ Sie landeten in dem ersten Ring und Katharina sprang von Sinfita`s Rücken herab und sah sich um. Überall waren verfallene Häuser und die Mauern bröckelten schon. Sinfita ging los und Katharina folgte ihm. Sie gingen einen mit Gras überwachsenen Weg entlang, der genau in der Mitte zwischen den Mauern entlang führte. Er schien sich hier sehr gut auszukennen. Endlich erreichten sie einen sehr viel breiteren Weg, der zu einem Torhaus führte. Sinfita ging durch das Torhaus, neben dem die verrosteten Überreste einen eisernen Fallgitters lagen. „Ich hab das Gefühl, dass hier irgend etwas ist, das alle vertrieben hat.“, murmelte Sinfita und schritt zügig den Steinweg entlang. „Meinst du ein Monster?“, fragte Katharina besorgt und sah sich um. „Ja!“, antwortete Sinfita, „Einen derartigen Schaden können Kämpfer nicht anrichten. Außerdem hatten die Leute noch Zeit vor dem Monster zu fliehen, bei Kriegern wäre das nicht so gewesen. Ich fürchte auch, dass dieses Monster den Splitter verschluckt hat. Wir sind für dieses Vieh sicherlich ein sehr schmackhafter Leckerbissen!“ Katharina blieb stehen, ein Leckerbissen! Sinfita drehte sich zu ihr um und lächelte etwas boshaft, „Keine Sorge, du wirst schon nicht aufgefressen. Und wenn doch, dann spuckt dich das Teil sofort wieder aus. Eine solche Kratzbürste wie dich kann es niemals verdauen.“ „Mistkerl!“, rief Katharina und hätte ihm an liebsten eine runter gehauen! Sinfita lachte und ging weiter. Katharina folgte ihm doch. „Aber du wirst dann gefressen!“, meinte sie dann nach einer Weile. Sinfita lachte und legte eine Hand auf sein Schwert, „Das wollen wir doch mal sehen!“ Katharina zog die Augenbrauen hoch und sah sich um. Überall verwüstete Häuser und Hütten. Die Torhäuser waren einmal reich verziert gewesen. Katharina konnte verwitterte Überreste von Monstern und Tieren sehen, die wie Wächterfiguren auf die einstigen Bewohner herab geschaut haben mussten. Es jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken und sie versuchte niemals auf die Überreste zu schauen. Hin und wieder krachten ein paar lose Steine auf den Weg, oder Wegplatten zerbrachen unter ihren Füßen. Als sie das letzte Torhaus durchquert hatten standen sie vor einer alten, baufälligen Treppe. Sie war ausgetreten und bröckelig. „Sollen wir da jetzt hoch?“, fragte Katharina und sah Sinfita fragend und unsicher an. „Da brechen wir uns höchstens das Genick!“, murmelte Sinfita und ließ seinen Blick hinauf zu dem Tempel wandern, „Spürst du etwas?“ Katharina sah hinauf und musterte den Tempel. „Ein richtig starkes Monster, mit dem Splitter im Körper.“, murmelte sie dann. „Das reicht mir!“, meinte Sinfita und kniete sich auf den Boden, damit Katharina auf seinen Rücken klettern konnte. Als sie auf seinem Rücken war und sich an seinen Schultern festhielt stand er auf und schoss über die Treppe hinauf vor den Tempel auf den kleinen Hof. Eine knisternde Stille erfüllte die verfallene Stadt. Einige Sekunden lang geschah nichts. Dann wurden die Mauern des Tempels von innen durch einen gigantischen Körper gesprengt, der sich wütend aufbäumte. Katharina schrie erschrocken auf, als die Felstrümmer durch die Gegend schossen und Sinfita in die Höhe sprang. Er zog sein Schwert und schwebte, ohne sich zu regen, in der Luft. Unter ihnen wand sich eine gigantische Schlange mit gefährlichen Klauen und Zähnen. Die Krallen saßen an kurzen Stummelbeinen die am Bauch herausragten. An den Schläfen waren große Hautlappen, die von Kopf abstanden. Die Augen waren feuerrot und die Haut pechschwarz. „Der Splitter ist in der Stirn!“, flüsterte Katharina Sinfita ins Ohr und er nickte. „Es wäre besser, wenn du auf deinem Wolf reiten würdest, dann ...“, Katharina unterbrach ihn, „Dann störe ich dich nicht!“ Der Miniwolf hatte alles gehört, hatte seine große Gestalt angenommen und schwebte nun neben ihnen und wartete auf Katharina. Sie holte tief Luft und sprang hinüber auf ihren Wolf. Sinfita nickte ihr knapp zu und schoss hinunter auf die Schlage zu. Während dieses Sturzfluges stieß er sein Schwert wieder in die Scheide und verwandelte sich in seine Dämonenform, den gigantischen Wolf. Er biss auf die Schlage ein, die sich um seinen Körper schlang. „Sinfita!“, rief Katharina entsetzt und spannte wütend ihren Bogen. Aber die Schlange und der Wolf kämpften so schnell miteinander, dass Katharina nicht zielen konnte. Wütend steckte sie ihren Pfeil zurück in den Köcher und zog ihr Schwert. Dann trieb sie den Wolf an. Er schoss auf die Kämpfenden zu und Katharina machte sich bereit. Sie verpasste der Schlange einen langen Schnitt. Für einen Moment war sie abgelenkt und Sinfita biss ihr in den Hals. Blut spritzte durch die Luft und die Schlage peitschte Sinfita mit ihrem Schwanz über die Augen. Erschrocken ließ er los und die Schlage schwang sich um seinen Hals und versuchte ihn zu erwürgen. Katharina schoss wieder auf die Schlange zu. Ihr Wolf musste dem gefährlichen Schwanz ständig ausweichen, aber endlich konnte Katharina der Schlage das Schwert die in den Leib rammen. Blut spritze aus der Wunde und lief Katharina`s Arme hinab. Angeekelt zog sie das Schwert wieder heraus und flüchtete, den die Schlage peitschte schon wieder nach ihr. Sie konnte gerade noch so ausweichen. Sinfita biss noch wütender auf die Schlange ein. Plötzlich stieß die Schlange ihn weg und sie standen sich gegenüber. Minutenlang wurden nur bitterböse Blicke ausgetauscht. Sinfita keuchte, an seinem Hals waren die Bisspuren der Schlange zu sehen. Die Schlange blutete ebenfalls, aber ihre Haut verschloss die Wunden rasend schnell wieder. Katharina`s Wolf stand unbeweglich in der Luft und Katharina starrte entsetzt von einem zum anderen. Schließlich wurde es Sinfita zu dumm, er stürzte sich mit weit aufgerissenem Rachen auf die Schlagen. Die öffnete ihr Maul und spie eine ekelhafte grüne Flüssigkeit auf den Wolf. Er heulte auf und fiel nach hinten! Während des Falls verwandelte er sich zurück in die menschliche Gestalt. Er prallte hart auf den Steinboden auf und richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf. „Sinfita!“, schrie Katharina entsetzt und in diesem Augenblick schoss die Schlange auf Sinfita zu, bereit ihn zu verschlingen. Katharina handelte unüberlegt. Sie legte einen Pfeil auf ihren Bogen, spannte ihn und ließ einfach los! Ohne zu zielen! Der Pfeil fand seinen Weg! Er traf den Splitter in der Stirn der Schlange und stieß ihn heraus. Er landete nicht weit von Sinfita. Der zog rasend schnell sein Schwert und hielt es vor sich. Die Schlange bremste nicht, sie wollte Sinfita unbedingt fressen. Katharina schrie auf und sah dann, das die Schlange der Länge nach gespalten wurde. Blut lief über die Treppe und die Ränder nach unten. Nur ein Haufen aus Fleisch, Blut und Knochen war übrig. Eine unheimliche Stille entstand. Katharina ließ ihren Wolf landen und stieg ab. „Sinfita?“, fragte sie vorsichtig und sah ängstlich auf den großen Haufen, aus dem immer noch Blut lief. War Sinfita tot? Nein das durfte einfach nicht wahr sein. Plötzlich zuckte das Fleisch und Katharina sprang erschrocken zurück. Der große Brocken, der gezuckt hatte, schoss weg von dem großen Haufen und Sinfita kämpfte sich heraus. Er war voller Blut und hielt das Schwert noch in der Hand. Katharina lief auf ihn zu. „Geht es dir gut?“, fragte sie besorgt und war froh ihn lebend zu sehen. „Ja, ich denke schon!“, antwortete er und hustete, offenbar hatte er Blut in den Mund bekommen, „Wo ist der Splitter?“ Katharina ging um den ekelhaften Berg herum und hob den Splitter aus dem Blut. In dem Moment, in dem sie das Blut berührte, verwandelte es sich in Wasser und das Fleisch verschwand und mit ihm auch das Blut an Katharina und Sinfita. „Bin ich froh, das dieses Vieh weg ist!“, meinte Katharina und ging zu Sinfita. An seinem Hals waren immer noch die Bisspuren der Schlange zu sehen. Sinfita lächelte etwas und schob sein Schwert in die Scheide, „Jetzt aber nichts wie weg hier! Vom Monstern hab ich für heute genug!“ Katharina lachte und kletterte auf ihren Wolf. Sinfita nahm ihre Hand und sie schossen zusammen Richtung Wasseroberfläche. Sie sausten durch das kalte Wasser und dann hinauf in den Himmel und in den langen Tunnel der Welten. Kapitel 9: Die Feuerwalküre --------------------------- „Jetzt haben wir schon vier Splitter.“, meinte Katharina und sah auf die Splitter in ihrer Hand. „Es wird noch lange dauern, bis wir endlich alle haben.“, meinte Sinfita, „Es wird für uns beide eine lange Zeit. Ich will mein Erbe antreten und willst zu deiner Familie in deine Welt zurück. Hoffen wir mal, dass nicht alle Splitter in den Händen von derartigen Monstern sind.“ Katharina nickte und dachte angewidert an die Schlange. Es war schon lange dunkel und sie waren in einer kleinen Höhle in der Menschenwelt. Sinfita säuberte mühsam sein Schwert. Durch das Gift ging das Blut der Schlange nur sehr schwer und langsam ab. Katharina hatte es sich schon bequem gemacht und die Decke von Janara über sich gezogen. „Vielleicht müssen wir morgen nicht gegen Monster kämpfen.“, meinte Sinfita und stieß mit dem Fuß ein Holzscheit in das Feuer, das in der Höhle brannte, „Morgen gehen wir in die Welt des Feuers, soviel ich weiß sind dort zwei Splitter. Einer ist in einem Tempel über dem Königsschloss. Und der andere ist bei der Wächterin dieser Welt.“ „Woher weißt du das alles?“, fragte Katharina und sah ihn verwundert an. „Mein Vater hat es mir immer erzählt als ich noch klein war. Wir waren oft im Garten in meinem Baumhaus und er hat mir dann alles erzählt, was er über die Splitter wusste. Das Schwert hier, hat ihm gehört!“ Sinfita sah auf sein Schwert, das etwas sauberer war. Dann sah er in das Feuer und fuhr fort, „Er konnte die wahre Macht dieses Schwertes erwecken. Darum habe ich ihn immer beneidet. Sogar heute noch. Ich habe mein Schwert zwar schon seit Ewigkeiten, aber ich schaffe es einfach nicht!“ „Ich bin mir sicher, irgendwann wirst du es schaffen, genau so, wie dein Vater!“, meinte Katharina zu ihm und er nickte. Katharina ließ sich zurückfallen und rollte sich zusammen. Sie hatte das Gefühl, dass Sinfita sich jetzt etwas sicherer war, das er das Schwert erwecken konnte. Als Katharina am nächsten Morgen aufwachte war Sinfita schon vor der Höhle. Sie räumte ihre Sachen zusammen, packte sie in den Rucksack und ging ebenfalls vor die Höhle. Sinfita drehte sich zu ihr um, als sie aus der Höhle kam. Er schien schon lange nachzudenken. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Katharina und sah ihn an. „Nein, alles in Ordnung.“, erwiderte Sinfita und lächelte, „Können wir los?“ Katharina nickte und ohne Aufforderung verwandelte sich der kleine Wolf in den Großen. Katharina schwang sich auf seinen Rücken und ließ ihn in die Luft steigen. Sie fühlte sich frei und leicht und sah Sinfita an. Er lächelte und nahm ihre Hand und schon wieder verschwanden sie in dem farbigen Tunnel zwischen den Welten. Im nächsten Moment wurde es furchtbar heiß und stickig, aber das verschwand sofort wieder. Sinfita ließ Katharina`s Hand los und sie sah sich um. Die Welt unter ihr war in verschiedene Orange- , Rot- und Gelbtöne getaucht. Hohe Vulkane ragten in den Himmel, aus ihren Schloten stieg dichter Rauch. „Wir müssen landen!“, rief Sinfita und ging schon in den Landeflug, „Hier oben kommen wir in giftige Dämpfe!“ Katharina nickte und folgte ihm auf die Erde. Kaum stand sie auf dem sandigen Boden verwandelte sich der Wolf wieder in die süße Kleinausgabe. „Na, dann mal los.“, meinte Sinfita und folgte einem schmalen Pfad, der sich durch ein Felsenlabyrinth schlängelte. An den Wänden der Felsen wuchsen sonderbare Pflanzen, die wie Vasen aussahen. Aber oben waren große lilane Blätter, die sehr seltsam rochen. Von den Spitzen der Felsen hingen gestachelte dicke grüne Ranken herunter, die sehr gefährlich aussahen. Hin und wieder liefen aus kleinen Löchern in dem Gestein kleine Bäche herunter. „Hier, in diesem Ödland lebt niemand. Aber wir werden bald auf Lani, die Feuerstadt, stoßen.“, meinte Sinfita, „Vor ein paar Jahren war ich schon einmal hier. Ich hab mit geholfen die Wesen der Finsternis zurückzuschlagen. Da müssen wir auch noch hin!“ „Na toll!“, murrte Katharina, „Und wenn sie dich erkennen?“ „Dann kriegen sie noch mal mein Schwert zu schmecken!“, meinte Sinfita und schoss einen fußballgroßen Felsen weg. Katharina lächelte, Sinfita strahlte eine solche Selbstsicherheit aus, dass sie sich nicht mehr fürchtete. Endlich erreichten die beiden eine lange Treppe, die sich extrem steil und gefährlich in die Tiefe schlängelte. Sie war in den rohen Stein gehauen und sehr schmal. Tief unten, in einem etwas grünem Tal, konnte Katharina eine Stadt ausmachen. Sie blieben stehen um diesen gewaltigen Ausblick auf sich wirken zu lassen. In der Ferne war ein sehr hoher Berg zu erkennen. „Bald sind wir da!“, meinte Sinfita, „Pass bloß auf, wenn du hier runter gehst. Hier brichst du dir sehr schnell das Genick.“ „Geh` du voran!“, meinte Katharina und schluckte. Sinfita nickte und begann vorsichtig den halsbrecherischen Abstieg. Er ging sehr vorsichtig seitwärts. Katharina folgte ihm und bemühte sich nicht nach unten zu sehen. Der Wind wehte beißend herauf und riss an ihren Haaren. Katharina tränten die Augen. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Plötzlich brach ein Stück der Stufe, auf die sie stand ab und sie verlor das Gleichgewicht! Katharina stieß einen kurzen Schrei aus, bevor sie nach vorne fiel. Sinfita reagierte sehr schnell! Er wirbelte herum, sicherte seinen Stand und fing Katharina auf. „Ich hab doch gesagt, dass du aufpassen sollst.“, meinte er und hielt Katharina am Arm fest, bis sie wieder sicher stand. Der Abstieg ging weiter. Katharina musste sich pausenlos konzentrieren um nicht schon wieder ab zustürzen. Endlich erreichten sie das Ende der Treppe. „Bin ich froh!“, keuchte Katharina, als sie wieder festen Boden unter den Füssen hatte. „Jetzt komm!“, meinte Sinfita und deutete auf einen breiten Steinplattenweg, der direkt nach Lani führte. Katharina nickte und folgte ihm. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie mindestens drei Stunden bis nach Lani brauchen würden, aber sie waren nur fünf Minuten unterwegs und schon standen sie vor dem gigantischen Tor der Stadt. Sinfita bemerkte Katharina`s Überraschung und erklärte ihr, das freundlich Gesinnte kurz und Feinde ewig für diesen Weg bräuchten. Dann klopfte er an das Tor. Ober erschien ein Wachposten und musterte sie kurz. Dann hörte Katharina, wie er rief: „Der Dämonenprinz mit Begleiterin!“ Das Tor wurde geöffnet und Sinfita zog Katharina mit hinein. Vor ihnen lag eine lange, ansteigende Straße, die direkt zu dem Palast führte. Sinfita ging sehr zielstrebig darauf zu. Er hatte Katharina an der Hand gepackt und sie folgte ihm. Diese Stadt war ihr unheimlich. Die Leute hatten alle feuerrote Haare und trugen alle möglichen Rot -, Gelb – und Orangetöne. Sie verbeugten sich und grüßten alle Sinfita. Wahrscheinlich nur, weil er ihnen geholfen hatte. Katharina hielt sich immer dicht hinter ihm. Diese Stadt war ihr sehr unheimlich. Endlich, nach einem langen Fußmarsch erreichten sie endlich die lange Treppe hinauf zu dem Palast. Eine große schlanke Frau wartete schon auf sie. Sie trug ein feuerrotes Kleid mit einem goldenen Gürtel. In ihrem Haar war einen feine Krone. „Ich habe dich schon erwartet!“, lächelte sie Sinfita entgegen und gab ihm die Hand, „Und wer ist diese reizende Kämpferin?“ Katharina fühlte, die sie rot anlief. Sinfita lächelte, „Das ist Katharina. Wir sollen die Splitter des Schwertes der Macht wieder zusammen suchen.“ „Und darum bist du zu uns gekommen, weil du weißt, dass wir zwei Splitter haben.“, meinte die Frau. Sinfita nickte und die Frau machte eine Bewegung mit der Hand. Auf Katharina`s Augenhöhe erschien ein leuchtendes Etwas, ein Splitter. Aber er war verunreinigt. „Dies ist der Splitter des Tempels. Ich habe die Aufgabe bekommen über ihn zu wachen. Wenn jemand ihn haben will, muss er ihn reinigen können. Könnt ihr es?“, fragte die Königin. Katharina sah sie an. Sie wirkte ziemlich hochnäsig. Ihre Augen zeigten, dass sie nicht glaubte, dass Katharina den Splitter reinigen konnte. Wahrscheinlich hielt sie Katharina nur für ein dummes, naives Menschenmädchen. So etwas selbstverherrlichendes konnte sie nicht leiden! „So eine unsympathische, hochnäsige Kuh!“, dachte Katharina genervt. Sinfita warf Katharina einen schiefen, fordernden Seitenblick zu. Sie streckte die Hand aus und packte den Splitter, der sofort wieder silbrig glänzte und nicht mehr so dreckig schwarz. Die Frau schlug die Hände vor den Mund und Katharina schob den Splitter seelenruhig zu den anderen in die Tasche. „Ich glaube ich habe die Kräfte dieses Mädchens unterschätzt.“, meinte sie dann, „Ihr müsst jetzt noch zu Johanna, unserer Feuerwalküre. Sie bewacht den zweiten Splitter. Dort drüben auf dem Berg. Ihr könnt die Feuervögel verwenden.“ Wie auf Befehl landeten zwei gigantische rote Vögel auf der kleinen Plattform vor dem Schloss. „Das sind Ni und Oh.“, erklärte die Königin, „Sinfita, du musst auch noch in die Schattenwelt. Dort werden auch diejenigen sein, die du vor Jahren hier zurückgeschlagen hast!“ „Ja.“, meinte Sinfita, „Ich hoffe, das alles gut geht.“ „Wir werden uns wohl nicht mehr sehen. Ich wünsche dir viel Glück und den Segen dieser Welt.“, sagte die Königin und nickte Sinfita zu. Der machte Katharina ein Zeichen und stieg auf den Feuervogel Ni. Katharina kletterte auf Oh. Diese Vögel wussten von selbst, wohin es ging. Sie flogen von alleine los und hielten fest auf den Berg zu. Es dauerte gar nicht lang und sie landeten vor einem kleinen Eingang der ins Innere des Berges führte. Über dem Berg kreisten rabenschwarze Wolken, immer im Kreis. „Da müssen wir jetzt rein!“, flüsterte Sinfita und ging voran. Katharina folgte ihm durch den kurzen Tunnel. Sie kamen in eine kegelförmige Halle. In der Mitte stand eine Säule und auf ihr, auf einem Kissen, lag der Splitter. „Wo ist diese Walküre?“, fragte sich Katharina und sah sich um. Die Halle war oben offen und sie konnte die schwarzen Wolken sehen. Dann erklang plötzlich ein gefährliches Kreischen und ein paar gigantische Feuersicheln schlugen vor Katharina und Sinfita in den Boden ein. Steinchen donnerten durch die Luft und prallen gegen die Wände und gegen Sinfita und Katharina. „Was wollt ihr hier?“, rief eine eigenartige Stimme. Katharina sah auf und erkannte ein junges Mädchen, vielleicht in ihrem Alter. Das musste diese Walküre sein! Sie hielt in jeder Hand ein Schwert und ihr Körper war über und über von Federn bedeckt. Aber sie trug eine Rüstung! Einen Brustpanzer und etwas, das einem Rock ähnelte, aus Eisen. Auf dem Metall waren Reliefe aus Gold und Kupfer. Sie sah sehr gefährlich aus. Unter ihren Augen waren rote Striche, die wie neuzeitliche Tätowierungen aussahen. Die Pupillen standen senkrecht, wie die von Katzen. Aus ihrem Rücken ragten große Adlerflügel, genau wie die übrigen Federn, blutrot. „Was wollt ihr?“, fragte sie noch einmal. „Den Splitter!“, antwortete Sinfita schlicht. Die Walküre verengte die Augen und hob ihre Schwerter, „Was ihr damit wollt, ist klar! Mächtig und unbesiegbar werden!“ „Da liegst du falsch!“, erwiderte Katharina und kam hinter Sinfita hervor. „Das tu‘ ich nicht!“, kreischte die Walküre und schoss auf die beiden zu! Katharina und Sinfita sprangen jeweils in die andere Richtung. „Jeder, der den Splitter wollte, hatte es nur auf Macht abgesehen! Ihr auch! Wegen diesem Splitter starb meine gesamte Rasse aus! Ich werde nicht zulassen, dass noch einmal jemand wegen diesem Splitter einen Krieg beginnt!!“, kreischte die Walküre und ging auf Katharina los! Sie wich immer weiter zurück und überlegte, was sie sagen könnte. Johanna, die Walküre, war wesentlich stärker als sie! „Hey, Johanna!“, rief Sinfita plötzlich von der anderen Seite der Halle, „Lass‘ Katharina gefälligst in Ruhe! Sie ist nicht so gut im Kämpfen wie du, lass sie gefälligst! Warum wehrst du dich gegen die Wahrheit? Wir sollen das Schwert der Macht wieder zusammen setzten! Wir wollen nicht mächtig werden. Wir wollen nur die Geister in ihre Schranken weisen! Sie wollen immer mächtiger werden! Nach und nach werden sie alle Welten verwüsten und erobern!“ „Woher soll ich wissen, dass das stimmt?“, fragte Johanna misstrauisch und sah über ihre Schulter Sinfita an. „Vielleicht dadurch?“, fragte Katharina und als Johanna den Kopf wieder drehte sah sie die Splitter in Katharina`s Beutel und ließ die Schwerter sinken. „Dann ist es wohl war!“, flüsterte sie und sah Katharina an, ihre Augen begannen hell zu leuchten, als würde sie in Katharina ein mächtiges Wesen erkennen. „Tut mir Leid, aber alle wollen immer nur mächtiger werden!“ „Fast alle!“, erwiderte Katharina und sah zu Sinfita, er nickte. Johanna drehte sich um und nahm den Splitter vorsichtig von dem Kissen und gab ihn Katharina. Sie nahm ihn entgegen und legte ihn zu den anderen Splittern in die Tasche. „Es tut mir wirklich Leid!“, murmelte Johanna noch einmal, „Aber ihr müsst verstehen, dass ich diese Splitter hasse.“ Katharina hatte ihr schon längst verziehen. Johanna entschuldigte sich noch ein paar mal. Katharina und Sinfita verließen die Halle und flogen auf den Vögeln wieder hinauf in die Wolken. Sinfita und Katharina liefen wieder durch den Weltensprungtunnel aus den vielen Farben und Formen. Endlich wieder in der Menschenwelt mit all ihren vielen Farben. Nicht nur rot. Kapitel 10: Wiedersehen der Geschwister --------------------------------------- „Bin ich froh, das es hier nicht nur rot als Farbe gibt!“, meinte Katharina, als sie mit Sinfita auf einer Lichtung in einem Wald der Menschenwelt gelandet waren. „Ja, wem sagst du das!“, erwiderte Sinfita und rieb sich die Augen, „So etwas ist einfach schrecklich. Mir tun nachher immer die Augen weh.“ „Wie wahr!“, lächelte Katharina, aber das Lächeln erstarrte auf ihrem Gesicht. Eine eisige Stimme erklang in der gigantischen Weide über ihnen. „Du gibst dich wirklich und wahrhaftig mit Menschen ab? Sinfita, ich wusste nicht, das du so tief gesunken bist! Der Schandfleck der Familie!“, meinte die Stimme verachtend. Sinfita und Katharina sahen nach oben. Katharina musste zwei mal hinsehen um sich zu vergewissern, das ihre Augen in Ordnung waren. Dort oben auf einem dicken Ast stand ein zweiter Sinfita. Er glich dem neben ihr bis aufs Haar. Aber seine Augen waren kälter und böser. Außerdem hatte er zwei Schwerter. „Das kann doch nicht sein!“, flüsterte Sinfita erschrocken, „Du ... du lebst noch? Als du weggelaufen bist, warst du doch noch ein Kleinkind! Wie konntest du überleben?“ „Wer ist das?“, fragte Katharina unsicher. Zwei Sinfita`s, das war ihr zu viel! Das bedeutete doppelten Ärger. „Das ist mein Zwillingsbruder!“, antwortete Sinfita, „Er heißt Sindri!“ Sindri sprang von dem Ast und landete elegant und arrogant wirkend auf der anderen Seite der Lichtung. „Du bist und bleibst unverbesserlich. Was unser Vater wohl dazu sagen würde, dass du etwas mit einem Menschenweib hast!“, meinte Sindri mit arroganter Stimme. Sinfita packte Katharina und zog sie hinter sich. „Unsere Eltern werden nie mehr etwas sagen, weil sie tot sind! Mutter starb bereits vor 2000 Jahren und Vater wurde ausgelöscht, von den Geistern. Katharina hilft mir das Land wieder von den Geistern zu befreien.“, sagte Sinfita kühl. „Na ja, das musst ja mal passieren!“, meinte Sindri kalt, „So wie er diese Welt regiert hat!“ „Hey!“, schrie Sinfita wütend, „Wähle deine Worte mit etwas mehr Respekt! Er war und ist immerhin unser Vater!“ „Na und?“, fragte Sindri kalt. Das war zu viel für Sinfita. Er stieß Katharina nach hinten, zog sein Schwert und sprang auf Sindri zu! Aber Sindri wich unberührt aus. „Wo zielst du denn hin?“, fragte er eiskalt, während er sich nach Sinfita umdrehte, „Wahrscheinlich hat dich die Rücksicht auf dieses Weib etwas einrosten lassen. Von Vaters Unterricht ist nichts mehr zu merken.“ Katharina spürte, das Sinfita sich vor Wut kaum mehr beherrschen konnte. Plötzlich drehte sich Sindri zu Katharina um. Sie zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück. Seine Augen waren eiskalt und musterten Katharina von oben bis unten. Er schien über sie nach zudenken. Seine Augen suchten die ihrigen. Mehr nicht! „Wenn du ihr nur ein Haar krümmst, dann bist du dem Tod geweiht!“, knurrte Sinfita und griff Sindri erneut an. Sindri wich schon wieder aus und stand plötzlich direkt vor Katharina. Sie wich sofort zurück, prallte aber gegen einen Baum. Alle Fluchtwege waren ihr abgeschnitten. Sindri`s Augen starrten direkt in Katharina`s. Was hatte er vor? „Ich möchte wissen, was an ihr so besonders sein soll!“, meinte Sindri und drehte sich halb nach Sinfita um. Der stand auf der anderen Seite der Lichtung mit dem Schwert in der Hand. „Lass sie gefälligst!“, knurrte er wütend. „Wahrscheinlich hast nur du diese verachtenswürdigen Gefühle für Menschen von unserem Vater geerbt. Mir soll‘s recht sein!“, meinte Sindri. Dann geschah alles blitzschnell! Sindri zog sein Schwert mit dem roten Griff, wirbelte herum und schlug nach Katharina! Aber die hatte das schon kommen sehen und ließ sich einfach auf den Boden fallen und hechtete zur Seite. Dafür fiel der Baum, an dem sie gestanden hatte, krachend um. Langsam drehte Sindri den Kopf und sah Katharina an. „Hey, ich bin dein Gegner!“, brüllte Sinfita und sprang auf Sindri zu. Der wich wieder geschickt aus und spottete weiter, „Immer noch diese kindischen Angriffe! Das erinnert mich eher an ein Spiel!“ Sinfita jagte seinen Zwillingsbruder nun über die Lichtung hinterher. Katharina rappelte sich hoch, so schnell sie konnte und versuchte sich in Sicherheit zu bringen. „Die scheinen sich nicht recht leiden zu können!“, dachte sie erschrocken. Plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen und drehte sich um. Es war als würde sich ein brausender Sturm nähern. „Da ... da kommt etwas!“, dachte sie panisch, „Etwas mit einem Schwertsplitter! Und unglaublich stark! Ein Drache, wenn ich mich nicht irre!“ „Sinfita!“, rief sie dann. „Ruhe!“, gab er wütend zurück, „Ich muss erst Sindri fertig machen!“ „Blödmann!“, murrte Katharina und nahm vorsichtshalber ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil ein. Es dauerte nicht lange und mit einem furchtbaren Brüllen platzte ein gigantischer roter Drache in den Kampf der Brüder! Er schlug mit einer solchen Wucht in die Erde ein, dass Sinfita und Sindri in verschiedene Richtungen flogen. Der Drache richtete sich langsam auf. Er war lang, schlangenartig und hatte gefährliche Klauen und Giftzähne. „Wo kommt der den her?“, rief Sinfita erschrocken und rappelte sich hoch. „Das wollte ich dir doch sagen!“, erwiderte Katharina und spannte den Bogen. Sie zielte sorgfältig, aber um den Drachen herum entstand plötzlich ein gigantischer Windwirbel, der leuchtete! Als sie den Pfeil erschrocken losließ wurde er abgelenkt und schoss in den Himmel hinauf. Dort explodierte er in jede Menge Lichtfunken. Sinfita sprang vor Katharina und machte sich bereit gegen den Drachen zu kämpfen. Sindri war inzwischen ebenfalls aufgestanden und musterte den Drachen. „Er kommt von den Geistern!“, meinte er dann. Der Drache wandte den Kopf und sah ihn an. „Du hast Recht, Sindri.“, sagte der Drache mit einer hallenden brutalen Stimme, „Ich werde dich, deinen Bruder und diese Göre vernichten! Dann sind die einzigen, die uns gefährlich werden können, beseitigt!“ „Ich bin keine Göre!“, rief Katharina wütend und wollte einen neuen Pfeil loslassen. Aber Sinfita hielt ihre Hand fest, „Du bringst dich jetzt in Sicherheit und kümmerst dich nicht mehr um uns, verstanden?“ „Ja.“, murmelte Katharina und befestigte ihren Bogen auf ihrem Rücken, „In seiner Stirn ist ein Splitter des Schwertes, pass auf den auf!“ Der Miniwolf befreite sich aus Katharina`s Rucksack und sprang neben Sinfita. Katharina drehte sich um und preschte in den Wald. Sie war erst ein paar Schritte weit gekommen, als sie den Kampflärm schon hörte. „Hoffentlich passiert Sinfita nichts!“, dachte sie, während sie sich zwischen Felsen hindurch quetschte, „Um Sindri mach ich mir keine Sorgen, der ist mir egal. Meinetwegen kann der Drache ihn töten.“ Sie lief nun einen ansteigenden Steinweg entlang, der auf einem großen Hügel endete. Auf dem Hügel war eine Art Kultstätte. Große Steinquader und seltsame Säulen ragten in den Himmel. Auf den Quadern waren seltsame Zeichen und Muster eingeritzt und die Säulen waren glatt geschliffen. Vorsichtig wanderte Katharina durch das Labyrinth auf Felsen und Blöcken. Sie kam in der Mitte bei einem hüfthohem quadratischen Sockel an. In dessen Mitte war eine Mulde, die dunkel gefärbt war. Das war ein Altar für Opfer! Angewidert trat Katharina zurück und wirbelte erschrocken herum, als hinter ihr der Drache von vorhin in die Höhe schoss! Er hatte schon ein paar Wunden, aber der Splitter war noch in der Stirn. „Da bist du ja!“, lachte der Drache hämisch, „Du wirst besonders gut schmecken. Das ist typisch für Mädchen, vor allem für so blutjunge wie dich!“ Mit weit aufgerissenem Maul schoss er auf Katharina zu! Sie hechtete zur Seite und riss ihr Schwert aus der Scheide. Der Drache schoss wieder auf sie zu. „Bewegung vor dem Verspeisen macht die Beute besonders zart und wohl schmeckend!“, knurrte er und riss das Maul auf. Katharina sprang nach hinten und der Drache rammte seine Schnauze mit solcher Wucht in die Erde, das Katharina durch die Luft geschleudert wurde. Hart landete sie an einem der Quader! Der Drache schoss wieder auf die zu und sie schlug blind nach ihm. In diesem Moment begann er sich zu winden und mit dem Schwanz zu schlangen. Der Splitter löste sich aus der Stirn und fiel zu Boden! Der Drache begann sich langsam aufzulösen! Der Splitter war sein „Leben“! Ohne ihn musste er sterben! Katharina wollte den Splitter holen, aber durch einen heftigen Schlag des Drachenschwanzes wurde sie abermals durch die Luft geschleudert! Ihr Schwert wirbelte durch die Luft und blieb auf dem Kampfplatz liegen. Der Gurt, mit dem ihr Köcher und damit ihr Bogen auf dem Rücken befestigt war, zerriss! Ihre Pfeile und ihr Bogen landeten klappernd auf dem Boden. Diesmal flog Katharina in einem hohen Bogen in eine Schlucht! Sie konnte nicht mehr schreien! Der Drache explodierte in Unmengen von Funken und glitzernden Staub. Sie fiel hinab auf das Wasser zu und prallte hart auf dem Fluss auf! Sie wurde von der Strömung hinab auf den Grund gerissen. Ihr Gesicht scheuerte kurz über Stein, dann tauchte sie wieder auf. Aber sie hatte das Bewusstsein bereits verloren. Kapitel 11: Das Gute im Bösen? ------------------------------ Irgend etwas rauschte. Das Wasser oder der Wind in den Bäumen? Das konnte Katharina nicht feststellen, sie war auch noch zu benommen. Wie spät war es? Katharina spürte das sie im weichen Gras lag und klatschnass war. Um ihre Beine spielte immer noch das Wasser. Wahrscheinlich war sie nach ihren Sturz am Ufer angespült worden. Sie lag seitlich und spürte, das sie im Gesicht blutete. Langsam öffnete Katharina die schmerzenden Augen und richtete sich auf. In den ersten Momenten nahm sie alles nur verschwommen und unklar wahr. Sie saß in der Nähe eines kleinen Wasserfalls. Wie hatte sie diesen Sturz überlebt? Katharina wollte aufstehen, aber als sie ihr rechtes Bein bewegte durchzuckte es furchtbarer Schmerz! Sie sah auf ihr Bein und sah das viele Blut! Sie musste sich bei dem Sturz an einer scharfen Kante aufgeschnitten haben. Die Wunde ging bis ans Knie und brannte furchtbar! „Das sieht schlimm aus!“, dachte Katharina erschrocken! Sie stemmte sich aus dem Wasser und auf einen großen Stein etwas weiter am Ufer. „Was mach ich jetzt?“, fragte sie sich verzweifelt. Sie betastete ihr Gesicht. Von der Augenbraue bis zum Kiefer war eine lange schmale Schnittwunde. Katharina sah hinauf in den Himmel, es dämmerte schon. Die Sonne war zum Teil schon hinter dem Horizont verschwunden. „Sinfita, bitte komm und hilf mir!“, dachte Katharina verzweifelt und verschränkte die Arme. Ihr war furchtbar kalt. Wenn es in der Nacht ebenfalls so kalt würde, dann war sie dem sichern Tod geweiht. Sie sah auf die lange Wunde an ihrem Bein, sie blutete immer noch etwas und tat höllisch weh. Die Stille der Dämmerung umhüllte sie. Das Wasser tropfte aus ihrem Haar. Es wurde immer dunkler und kälter. Sie saß bestimmt schon eine Stunde auf dem Stein und ihre Haare und Sachen waren trocken. Aber, sowohl die Wunde am Bein als auch die im Gesicht bluteten noch immer. Blut tropfte auf die Erde. „Sinfita, bitte!“, dachte sie sich verzweifelt und unterdrückte die Tränen, „Bitte hilf mir!“ Plötzlich hörte sie etwas rascheln! Erschrocken fuhr sie herum und zuckte zusammen, so heftige Bewegungen ließ ihr Bein nicht zu. Sie sah eine Gestalt hinter den Büschen am Waldrand, hoffentlich Sinfita. Langsam trat sie ins Dämmerlicht und Katharina bekam noch mehr Angst. Sindri! Das durfte nicht wahr sein. Er kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Katharina bibberte, was hatte er vor? „Sinfita sucht dich ganz verzweifelt!“, sagte er dann und ging in die Hocke um ihr ins Gesicht sehen zu können, „Er hat mich hierher geschickt. Willst du nicht zu ihm?“ Er hob die rechte Hand und fuhr mit den Fingern vorsichtig über die Wunde. Katharina zuckte vor Schmerz zusammen. „Warum ist er so freundlich?“, fragte sich Katharina und sagte dann, „Würde ich ja gerne, aber das lässt mein Bein nicht zu!“ Sindri sah auf die lange Wunde und meinte dann, „Die Wunde sieht nur schlimm aus. Aber gehen kannst du damit nicht.“ „Ja, das habe ich schon gemerkt.“, murmelte Katharina und sah auf die Wunde, „Gegen Wundstarrkrampf bin ich schon geimpft.“, dachte sie sich dann. Plötzlich griff Sindri um ihren Rücken herum und fasste mit der anderen Hand unter ihren Knien durch und hob sie einfach hoch. Zögernd hielt Katharina sich an seinen Schultern fest. Er sprang einfach hoch in die Luft, mindestens dreißig Meter! Er flog aber bestimmt doppelt so weit! Er nutze irgendwie den Widerstand der Luft, um auf ihr weiter zu springen! Tief unter sich sah Katharina den Fluss in den sie gestürzt war. „Ich hab mich wohl in dir geirrt!“, meinte Sindri plötzlich, „Du bist alleine mit diesem Drachen fertig geworden, während Sinfita und ich nichts gegen ihn ausrichten konnten.“ Katharina sah ihn erstaunt an, ausgerechnet er sagte das! Am Horizont ging gerade die Sonne vollends unter und tauchte den Wald in ein unwirkliches Licht. Hier war es viel schöner, als in der Neuzeit, wo es solche Anblicke nur noch in den „Letzten Paradiesen“ gab. „Hier ist das Paradies überall!“, dachte Katharina und sah in der Ferne die Kultstätte, wo sie dem Drachen den Splitter aus der Stirn geschlagen hatte. Sie konnte einen kleinen schwarzen Punkt erkennen und einen weiteren, einen weißen, der hinter einem Felsblock hervor kam. „Sinfita hat die gesamte Schlucht nach dir abgesucht!“, meinte Sindri, „Er hat wahrscheinlich vermutet, dass du das nicht überlebst!“ Sindri ging in den Landeanflug und landete geschickt neben einem Felsbrocken, auf den er Katharina setzte. Im nächsten Moment tauchte Sinfita auf und umarmte Katharina so heftig, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“, flüsterte er ihr ins Ohr. Katharina sah Sindri`s Gesicht. Er wusste wohl nicht so recht, was er tun sollte. Sollte er hier bleiben oder sie mit Sinfita allein lassen. Der große Wolf kam ebenfalls und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sinfita löste sich wieder von Katharina und bemerkte jetzt erst ihre Wunde. „Sieht nicht so schlimm aus! Ich wette, das ist die Wirkung des Wassermooses, es wächst an spitzen Zacken im Wasser. Es lähmt das Körperteil, das verletzt ist. Aber du wirst bald wieder gehen können!“, meinte er und lächelte Katharina an. „Zum Glück!“, erwiderte sie. Katharina fühlte sich jetzt besser. Sinfita war da und damit war sie in Sicherheit. Jetzt nahm Sinfita (genau so wie Sindri vor ihm) sie auf den Arm und fragte Sindri, „Bleibst du jetzt bei uns oder gehst du weiter?“ Sindri überlegte einen Moment, „Für heute bleibe ich noch bei euch. Und morgen ... weiß ich noch nicht.“ Sinfita nickte und trug Katharina gefolgt von Sindri (und dem Wolf) von dieser Kultstätte hinunter und suchte im Wald einen dicken Baum mit einer Höhle unter den Wurzeln. Dort wollten sie über Nacht bleiben. Der Wolf blieb vor den Eingang als Wachposten. Sinfita rieb aus Kräutern eine grüne Salbe, die Katharina auf der Wunde verteilte und er verband Katharina`s Bein. Auf die Wunde im Gesicht kam ebenfalls etwas von der Salbe. Katharina saß auf dem Pelz, den sie von Janara mitbekommen hatte. Inzwischen hatte sie sich wieder ganz gut erholt. Sinfita und Sindri unterhielten sich. Plötzlich meinte Sinfita, „Hey, warum erzählst du nicht, was du während der ganzen Jahre erlebt hast? Seit du weggelaufen bist!“ Katharina sah auf und zu den Brüdern, die ihr in der engen Höhle gegenüber saßen. Zwischen ihnen brannte ein Feuer. Es war bereits tiefe Nacht. Sindri zögerte, sollte er das wirklich erzählen? Aber dann nickte er, „Ich war für eine Weile in der finsteren Welt, bei einem alten, sehr starken Magier. Er hat mir ein paar Zaubereien beigebracht. Die haben mir später sehr viel genützt. Ich war ungefähr hundert Jahre dort, dann zog ich wieder weiter, in die Pflanzenwelt. Dort hab ich jede Menge über die Pflanzen und so gelernt. Ich bin aber nach ein paar Jahren wieder gegangen. Übrigens, Sinfita, ich war ein paar mal in der Nähe des Schlosses unserer Eltern. Ich hab dich und Vater beobachtet. Nun, ich war dann lange in einem anderen Winkel des Dämonenreiches. Dort hab ich von einem alten Dämonenfürsten mein erstes Schwert, weißer Drache, bekommen. Bei einem Schwertmeister habe ich dann den Umgang mit diesem Schwert gelernt. Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich dann durch die verschiedenen Welten gereist bin, aber ich habe mein anderes Schwert, Klinge des Lichts, in der Welt der Elfen und Feen bekommen. Vor fünfzig Jahren habe ich dann von den Geistern erfahren. Wenn ihr alle Splitter haben wollt, müsst ihr schneller als sie sein!“ Sinfita nickte, „Den von unserer Familie haben sie schon.“ Katharina rieb sich die Augen. Sie bekam von der Unterhaltung immer weniger mit. Sie rollte sich wie ein Igel zusammen und ließ sich zur Seite auf den Pelz kippen. Sinfita lächelte, das sah sie noch, dann verschwand alles in einem wirren Traum. Kapitel 12: Die mystische Welt ------------------------------ Als Katharina am nächsten Morgen wieder aufwachte fühlte sie sich viel besser. Die Wunde in ihrem Gesicht war verheilt und ihr Bein wieder beweglicher. Aber es tat immer noch weh. Sinfita`s Salbe war wirklich toll. Besser als alle Medikamente aus Katharina`s Zeit. Vorsichtig setzte sie sich auf und sah durch die Höhle. Das Feuer von gestern Abend war nur noch ein Häufchen Asche. Sinfita und Sindri waren nicht da, aber wahrscheinlich vor der Höhle. Sie zog die Pelzdecke von ihrem Körper und legte sie grob zusammen und in den Rucksack. Sie schnallte ihren Gürtel wieder um (an ihm hing der Splitterbeutel und das Schwert). „Sieben Splitter, von was weiß ich wie vielen!“, dachte sie dann und betastete den Leberbeutel an ihrem Gürtel. Dann kam Sinfita auch schon in die Höhle, „Mir war so, als hätte ich dich gehört.“ „Du hast richtig gehört!“, lachte Katharina. Sinfita kniete sich neben sie, „Wie geht es deinem Bein? Tut es noch sehr weh?“ „Nein, es geht eigentlich mit den Schmerzen.“, antwortete Katharina, „Aber ich glaube auftreten kann ich noch nicht!“ „Macht nichts!“, meinte Sinfita, „In der Welt der Feen und Elfen werden sie uns nichts tun. Zwischen Dämonen und Elfen bestand immer eine enge Freundschaft. Sie sind aber sehr vorsichtig. Ich kann dich ja tragen. Sindri! Wo bleibst du denn?!“ Sindri kam nun ebenfalls in die Höhle und schob gerade sein Schwert in die Scheide zurück, „Ein besessenes Wildschwein!“ Katharina schnallte sich schnell ihren Bogen und den Köcher auf den Rücken. „Was machst du jetzt?“, wollte Katharina wissen, während sie mühevoll auf Sinfita`s Rücken kletterte und ihre Arme um seine Schultern schlang. Sinfita`s Haare hingen über Katharina`s Körper, wie ein Schleier. Ihr Kopf und die linke Schulter waren frei, dass sie nur so über Sinfita`s Schultern schauen konnte. „Ich glaube, ich bleibe bei euch!“, antwortete Sindri und rollte den Pelz, auf den Katharina gelegen hatte zusammen und schob ihn ebenfalls in den Rucksack. Er gab ihn Katharina, die ihn sich auf den Rücken schnallte. „Ihr könnt Hilfe gebrauchen.“, fügte Sindri mit einem schelmischen Lächeln hinzu. Katharina lächelte, es war schön, dass sich die Brüder nicht mehr stritten. Zusammen kletterten sie aus der Höhle. Der Miniwolf saß auf einer Wurzel über dem Eingang zu Höhle. Er sprang auf Katharina`s Rücken und schlüpfte in den Rucksack wo er sich in den Pelzen zusammenrollte und einschlief. Sinfita und Sindri sprangen gleichzeitig in die Höhe und durch den wirbelnden Weltentunnel. Katharina schloss die Augen und öffnete sie erst wieder, als sie fühlte, dass Sinfita irgendwo landete. Sie waren in einem Wald mit dickem grünem Moos auf der Erde. Die Bäume waren dick, mit weißem Moos bewachsen und sehr hoch. Es roch nach Pilzen und Erde. Katharina fühlte sich sofort richtig wohl. Ganz überraschend knackte ein Ast, als wäre jemand darauf getreten! Plötzlich tauchten überall Bogenschützen mit gespannten Bögen auf! Sie kamen hinter Bäumen hervor und sprangen von dicken Ästen herunter und umzingelten die drei! Die Bogenschützen waren genauso groß wie Sinfita und Sindri, vielleicht sogar etwas größer. Die Haare waren silberblond bis goldblond. Die Augen entweder hellblau oder dunkelgrün. Sie waren schlank und trugen nur grün, braun, blau und silbern. Die Ohren liefen spitz zu! Sie waren wirklich ungewöhnlich schön. Die Gesichter edel geschnitten und jede ihrer Bewegungen geschmeidig, elegant und kraftvoll. „Was wollt ihr?“, fragte einer mit goldblonden Haaren, „Und was wollt ihr mit den Splittern des Schwerts der Macht? Ihr habt einige bei euch! Wir wissen dass ihr auch den unseren wollt!“ „Woher der das alles weiß!“, dachte Katharina und war froh, sich unter Sinfita`s Haaren verstecken zu können. Sindri antwortete, „Wir werden es sagen, wenn ihr die Pfeile zurück in den Köcher steckt!“ Widerwillig gehorchten die Elfen. Sie wollten wissen was zwei Dämonen und ein Menschenmädchen mit den Schwertsplittern und in ihrer Welt wollten. „Wir sollen alle Splitter finden und das Schwert wieder zusammen setzen, bevor es die Geister schaffen. Sollten sie es schaffen, sind alle Welten verloren! Das wollt ihr doch sicherlich auch nicht. Die Geister sind schließlich die stärkste Rasse aller Welten. Hier sind zwei Splitter, und wir wollen nicht kämpfen! Es ist schon genug Blut wegen der Splitter geflossen.“, sagte Sindri selbstbewusst und irgendwie sehr majestätisch. „Das muss unser König Laudus entscheiden! Wir sind nur die Wachen, die diese Wälder sichern!“, antwortete der Elf mit den Sindri gesprochen hatte, „Folgt mir! Und lasst die Schwerter in den Scheiden, so wie wir unsere Bögen schweigen lassen!“ Der Elf drehte sich um und ging sicher durch den Wald. Sie folgten dem Elf einen langen Weg entlang, der sie immer weiter ins Herz des Waldes brachte. Die anderen Elfen folgten ihnen wie Schatten. Die Bäume wurden immer höher und immer dunkler und dicker. Sie mussten ewig alt sein! Hin und wieder tauchte ein weißer Hirsch auf, der die Bogenschützen misstrauisch musterte. Plötzlich mussten sie über eine gigantische Hängebrücke! Es ging mindestens 500 Meter in die Tiefe! Katharina traute sich nicht hinunter auf den Fluss zu schauen. Sie kniff die Augen zusammen und drückte ihr Gesicht Sinfita ins Nacken. Sie hörte das Holz knarren. Der Wind pfiff um die dicken Seile, die diese Brücke hielten. Hoffentlich hielten sie wirklich!! Tief unten rauschte der Fluss. Endlich waren sie auf der anderen Seite und gingen wieder einen festen Weg, Katharina öffnete erleichtert die Augen. Der Elf führte sie durch eine breite Schlucht und über eine kleine Steinbrücke zu einem sehr großen Dorf, in dessen Mitte ein großer Palast stand, der silbrig schimmerte. Überall waren Elfen, die Sindri, Sinfita und Katharina neugierig und misstrauisch musterten. Auf der Treppe des Palastes wartete bereits ein Mann mit silbernen Haaren und einer feinen Krone. Er trug ein schönes Gewand aus Seide. Sinfita und Sindri blieben vor der Treppe stehen. „Ich hätte nie gedacht, das du mal wieder kommst, Sindri!“, meinte er und kam langsam die Treppe herunter. Sindri neigte leicht den Kopf. Der Mann sah auf Sinfita mit Katharina auf dem Rücken. „Ist das dein Bruder?“, wollte er wissen. „Ja, aber das ist nicht zu übersehen!“, erwiderte Sindri, „Und das Mädchen heißt Katharina. Sie soll angeblich das Schwert der Macht führen können.“ Der Elf sah Katharina prüfend an, dann winkte er die Brüder ihm zu folgen. Er führte sie die Treppe hinauf und durch eine Halle. Als sie durch einen Torbogen traten standen sie in einem großen Garten mit ein paar Stühlen unter einem großen Baum mit goldenen Blättern. Der Elf bot ihnen die Stühle an. Sinfita setzte Katharina auf einen, bevor er selbst Platz nahm. „Seid ihr sicher, dass ihr das schafft?“, fragte der König dann, als er sich ebenfalls gesetzt hatte. „Wenn wir zusammen arbeiten, dann werden wir es vielleicht schaffen!“, antwortete Sindri. „Ihr müsst in die dunkle Welt gehen!“, gab der Elf zu bedenken, „Sie sind immer nur auf die eigenen Pläne und Mächte aus. Alles andere zerstören sie!“ „Ja, aber es hilft nichts! Wir brauchen die Splitter, wenn wir die Geister an der Zerstörung unserer Welten hindern wollen!“, argumentierte Sindri. Der Elf seufzte, „Du bist noch genau so stur wie damals! Sich ändern ist nicht deine Stärke! Manchmal ist Sturheit aber durchaus besser als Beeinflussbarkeit! Aber ihr hättet eine Chance, wenn ihr ebenfalls die Splitter benutzt!“ „Aber, wir wollen es doch nur wieder zusammen setzten und nicht damit andere zerstören!“, erwiderte Sinfita etwas heftig. „Wer sagt denn, dass man einen Splitter nur für das Böse nutzen kann?“, erwiderte der König mit nach oben gezogenen Augenbrauen, „Man kann auch die gute Seite der Splitter erwecken, aber nur einer von euch kann das!“ Ganz langsam drehten Sinfita und Sindri die Köpfe und sahen Katharina an. Sie war bleich geworden, sie sollte was..? Das konnte aber nicht wahr sein! Obwohl, nach allem was passiert war! „Nur du kannst die geheime Macht der Splitter erwecken.“, erklärte der König, „Und ich sage dir, dass du das schon bald machen wirst, ob du willst oder nicht!“ Katharina hatte keine Gelegenheit dem König irgend etwas zu antworten, er wandte sich wieder an Sindri, „Geht so bald wie möglich in die Welt der Schatten, zur Zeit ist ihre Abwehr ziemlich schwach. Ihr könnt dann wesentlich besser an die drei Splitter kommen!“ „Wer hat denn die Splitter?“, fragte Sinfita und zog endlich seinen Blick mühsam von Katharina. „Der erste ist in der Ritualhöhle im Schwarzen Berg. Der Zweite ist in dem Portal zur Geisterwelt. Wenn ihr den entfernt können die Schattenweltler und die Geister nicht mehr zusammen gegen die anderen Welten kämpfen. Das würde alles erleichtern, und der dritte und letzte befindet sich im Besitz von Schidon. Er ist der Sohn des Königs dieser Welt und leider ist er schon fast mächtiger als sein Vater und der ist schon gewaltig. Wenn ihr gegen den ankommt, dann schafft ihr die anderen Splitter spielen.“ „Außer denen, die diese Geister schon in ihren Besitz gebracht haben!“, meinte Sinfita mürrisch, „Die Geister, ja!“, murmelte der Elfenkönig besorgt, „Aber die werden die Splitter erst in der letzten Schlacht nutzen und bis dahin werdet ihr schon stärker geworden sein, ihr alle!“ Er lächelte geheimnisvoll. Dann tauchte plötzlich einer der Wächter von vorhin auf. „Majestät, die Verbindung zur Menschenwelt steht!“, sagte er mit einer Verbeugung. „Gut, Endoril. Bring mir bitte die Splitter!“, erwiderte der König. Während sie auf den Splitter warteten nahm Sinfita Katharina wieder auf den Rücken, sie mussten weiter. Sie durften keine Zeit verlieren, es war ein Wettlauf gegen die Zeit und die Geister. Endoril tauchte wieder auf mit einem kleinen Kissen, auf dem die beiden Splitter lagen. Der König stand auf und nahm das Kissen entgegen, dann hielt er es Katharina hin. Sie streckte die Hand aus und nahm die Splitter. Der König nickte und Katharina schob den Splitter zu den anderen in den Beutel. Der König begleitete die Freunde vor das Schloss. Dort war so etwas wie ein großes schwarzes Loch in der Luft. „Das ist der Tunnel in die Menschenwelt. Ich hoffe, das ihr es schafft! Wir können euch nicht viel mehr mit auf den Weg geben, als unsere Gebete und Wünsche. Lebt wohl, und viel Glück!“, verabschiedete der König sie. Sinfita und Sindri betraten den Tunnel und schossen durch die Farbwirbel und Schatten. Sinfita landete so hart in der Menschenwelt, das Katharina sich fast die Zunge abbiss. Der Miniwolf fiel aus dem Rucksack heraus, landete hart auf dem Boden und schüttelte sich. „Wieso ist es hier Nacht?“ , fragte Katharina verwirrt, als sie sich umsah. „In der Welt der Elfen und Feen ist ein Tag etwa so lang wie eine Woche in der Menschenwelt.“, erklärte Sinfita, „Wir waren nur kurz dort, aber die Zeit ist hier viel schneller vergangen. Wir haben also einen ganzen Tag übersprungen und dürfen uns nun nach einen Schlafplatz umsehen!“ Kapitel 13: Schidon, der Mächtige --------------------------------- Katharina sah schweigend und nachdenklich auf die Splitter, die ihr aus dem Beutel entgegen glitzerten. Es war kurz vor Sonnenaufgang und sie saß alleine auf einem Felsen vor der Höhle, in der sie mit Sinfita und Sindri übernachtet hatte. Die Brüder schliefen noch. Sie konnte wieder richtig gehen, da die Wunde verheilt war. „Was hat dieser König gemeint, als er meinte, das ich die Splitter aktivieren könnte?“, fragte sie sich und kraulte den kleinen Wolf an ihrer Seite. Langsam wurde es ihr wirklich zu viel. Sie sollte das Schwert der Macht vereinen und führen und jetzt auch noch die gute Seite der Splitter nutzen können. Nachdenklich band Katharina den Beutel wieder an ihren Gürtel, stand auf und streckte sich. Der Morgentau glitzerte an den Halmen und Gräsern. Die ersten Sonnenstrahlen tasteten sich durch den Wald und kitzelten die vielen Blumen wach. „Einen Vorteil hat meine Zeit - und Weltenreise ja schon!“, dachte Katharina verträumt, „Die Natur hier ist viel ursprünglicher und unberührter als in der Neuzeit. Außerdem habe ich hier irgendwie schon Freunde. Aber eine schwere Aufgabe.“ „Katharina!“, klang plötzlich ein erschrockener Ruf aus der Höhle hinter ihr. „Mann Sinfita, schrei doch nicht so!“, meinte Katharina laut, „Ich bin doch da!“ Sinfita kletterte aus der Höhle und sah Katharina an, „Im ersten Moment bin ich ganz schön erschrocken!“, meinte er etwas tadelnd, „Warum schleichst du dich einfach so weg?“ „Ich war doch gar nicht weg!“, erwiderte Katharina, „Ich war die ganz Zeit hier, vor der Höhle.“ Sinfita brummte etwas und wischte sich über die Augen. Er sah noch sehr müde aus. Jetzt kam auch Sindri mit Katharina`s Ausrüstung aus der Höhle. Er unterdrückte ein Gähnen, als er Katharina ihr Schwert, den Bogen mit Köcher und den Rucksack überreichte. Sie schnallte sich ihre Sachen wieder um und winkte ihren Miniwolf heran. Er wuchs sofort wieder auf seine Reittier – Größe. „Dann können wir ja eigentlich loslegen.“, meinte Sinfita etwas besorgt, „Ich hoffe, das alles gut geht.“ Plötzlich hatte auch Katharina ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Sie schwang sie wieder auf den Wolf und ließ ihn hinauf in die Luft steigen. Von dort konnte sie sehen, wie Sinfita und Sindri ihr hinterher flogen. Sinfita nahm wieder Katharina`s Hand, „Wir werden direkt in die Ritualhöhle fliegen. Von dort dann wieder durch den Tunnel zum Weltenportal und dann direkt in den Hof des Schlosses des Königs.“ Sekunden später sausten sie schon durch den Tunnel aus Farben und Schatten. Das Ende kam ganz plötzlich! Sie waren in einer großen kegelförmigen Halle, die dunkelrot und schwarz schimmerte. Von überallher donnerte und grollte es. Wahrscheinlich war draußen ein Gewitter oder so. In der Mitte der Halle war ein großer Steinquader, offenbar ein Altar. Katharina hörte ihr Herz pochen und auch ihren Atem fliegen. Diese böse Aura in der gesamten Halle war erdrückend. Es war, als würde etwas Böses versuchen sie zu erdrücken. Katharina sah sofort, wo sich der Splitter befand. Er war in dem Altar, genau in der Mitte, eingelassen. Katharina deutete schweigend darauf, sie wollte hier nichts sagen. „Ich hole ihn!“, flüsterte Sindri und ließ sich ganz langsam hinunter zu dem Altar gleiten. Katharina konnte auf dem roten Gestein schwarze Flecken erkennen. Etwa ... Blut? Katharina ekelte sich einfach nur. Sindri streckte nun ganz vorsichtig die Hand aus und packte etwas kleines Schwarzes, das in der Mitte des Altares eingelassen war. Er zog es heraus und in diesem Moment stürzten von überallher kleine widerliche Wesen mit drei Augen, Spinnenbeinen und gefährlichen Zähnen auf sie zu. Katharina schrie auf und Sinfita stürzte sich sofort in den Kampf. Sindri schoss zurück und zerschlug diese Teile, die sich ihm in den Weg stellten. Er drückte Katharina den Splitter in die Hand und stürzte sich auf die Teile. Katharina umschloss den Splitter mit der Hand. Er begann pulsartig Licht auszusenden. Das Licht zerstörte die Monsterchen und brachte sie gleich noch zu dem Weltenportal mit dem Splitter. „Was war denn das?“, fragte Sindri verdattert und richtete sich auf. Gerade hatte er noch mit den Monstern gekämpft und im nächsten Moment stand er mit Sinfita und Katharina auf einem niedrigen Felshügel. Sinfita und Katharina sahen sich verdutzt an. Was hatte Katharina da eben gemacht? Dann bemerkten sie das gigantische Bauwerk, das vor ihnen stand. Hohe Halbbögen, drei Stück, ragten in die Höhe und trafen sich in der Mitte. Katharina deutete dorthin, „Da ist der Splitter.“ Sie drehte sich auf ihrem Wolf zu Sinfita um, er nickte und schoss hinauf. Er landete auf dem Kreuz aus den drei Bögen. Er kniete sich hin und griff nach den Splitter, der unter ihm war. Kaum hatte er ihn entfernt brach das Portal in sich zusammen. Er flüchtete sofort, zum Glück! Die zusammen brechenden Bögen wurden in eine Art schwarzes Loch im Boden gesaugt! Katharina schrie erschrocken auf und hielt sich an ihrem Wolf fest. Plötzlich aber, war der Wind weg und nur noch ein tiefer Krater war zu sehen. „Wieso ist das Teil eingestürzt?“, fragte Katharina und nahm den Splitter von Sinfita entgegen. „Es brauchte die Macht des Splitters um zu existieren. Es ist also nur logisch, jetzt wo wir den Splitter haben.“, meinte Sinfita und sah an Katharina vor bei in die Ferne, „Dort müssen wir nun hin!“ Katharina drehte sich um und sah was er meinte. Am Horizont war ein großer, schwarzer Berg zu erkennen. Er war an der Spitze etwas geplättet und irgend etwas stand auf ihm. „Was ist das?“, fragte Katharina und schob geistesabwesend den Splitter in den Beutel zu den anderen. „Das ist die große Festung dieser Welt.“, antwortete Sindri, „Schon viele Heere haben hier gekämpft, aber sie brachen sich an den Mauern wie Wellen an der Brandung. Wenn wir dort hinein und auch wieder hinaus kommen, dann haben wir geschafft, was seit Jahrtausenden von allen möglichen Rassen versucht wird.“ Katharina schwieg und ließ diese Umrisse dieses Berges auf sich wirken. „Wie kommen wir dort hin?“, fragte sie schließlich. „Durch die Luft. Das Portal können wir doch nicht nutzen.“, murmelte Sindri. Katharina nickte langsam und schwang sich auf ihren Wolf. Sinfita und Sindri schossen in die Höhe und Katharina folgte ihnen. Das Land unter ihr wirkte tot und verwahrlost. Kein Gras, nicht einmal Gestrüpp oder ähnliches. „Das hier irgend etwas leben kann!“, dachte Katharina und sah auf. Der Berg kam immer näher und wirkte immer bedrohlicher. Katharina spürte die gewaltige Macht, die von dieser Festung ausging. „Dort ist dieser Schidon, der so mächtig ist. Hoffentlich hat man uns wirklich nicht bemerkt.“, hoffte Katharina und sah auf Sinfita, der neben ihr flog, „Gut das er bei mir ist, ansonsten wäre ich vollkommen verloren. Hoffentlich passiert IHM nichts!“ Der Berg war nun ganz nah. Die drei umkreisten die Festung ein paar Mal und landeten dann in dem großen Innenhof. Es war seltsam still, niemand war im Hof. Katharina schwang sich von ihrem Wolf herunter und sah sich um. Die Mauern waren spiegelglatt und es gab keine Ställe oder ähnliches. Wie dick die Mauern waren, konnte man nicht sagen. Vor ihnen ragte ein großer Kasten auf, darin waren wohl Wohnräume und so. „Irgendwie ist es hier zu still!“, murmelte Katharina nachdenklich. „Macht nichts!“, flüsterte Sinfita zurück, „Vielleicht sind alle in der Ritualhöhle! Hier ist niemand!“ Wie konnte er nur so dumm sein! Das hier etwas nicht stimmte merkte man doch auf der Stelle! Und Sekunden später folgte auch der Beweis! „Du irrst dich aber!“, klang eine Stimme aus dem Nichts! Katharina fuhr erschrocken herum. Aus dem Tor zu den Wohnräumen trat ein Junge, vielleicht 17 oder 18 Jahre alt. Er hatte schwarze kinnlange Haare und rote Augen. Er stand da, elegant und mächtig. Er trug eine schwarze Lederhose, die in den schwarzen Stiefeln verschwand. Das schwarze Seidenhemd umspielte im aufkommenden Wind seinen Oberkörper. Katharina riss die Augen auf! Um den Hals trug er eine Kette mit einem Schwertsplitter! „Falls ihr es wissen wollt, ich bin euer einziger Gegner. Mein Vater ist in der Geisterwelt. Aber auch wenn ihr eure vollen Dämonenkräfte aktiviert, ich werde spielend mit euch fertig!“, meinte er arrogant. Sinfita knurrte und zog sein Schwert, Sindri tat es ihm gleich, nur das er beide Schwerter zog. „Das wollen wir doch erst mal sehen!“, schrie Sinfita und sprang auf ihn los. Schidon sprang einfach hoch in die Luft und landete ein paar Meter von Katharina entfernt. Die Stelle, an der er gestanden hatte war nur noch ein großer Krater. Sie wich erschrocken zurück. Schidon`s Aussehen hatte sich verändert! Sein Körper war mit schimmernden Federn überzogen und aus seinem Rücken sprossen gigantische Flügel. Einer hatte bestimmt drei oder vier Meter Spannweite! Seiner Haare waren zu langen Federn geworden. Plötzlich stand Sindri schützend vor Katharina. „Der Splitter ist an einer Kette um seinen Hals!“, flüsterte Katharina und duckte sich, als Schidon sie ansah. Seine Augen waren stechend und eiskalt. Langsam hob er eine Hand. Sie begann zu leuchten! Dann warf er aus seiner Hand mehrere rotierende Sicheln aus schwarzem Licht! Sindri packte Katharina und floh mit ihr. Der Wolf brachte sich ebenfalls in Sicherheit. Sindri setzte wieder auf dem Boden auf und drehte sich um. „Das ist doch unmöglich!“, schrie er erschrocken! Katharina sah an ihm vorbei. Eine lange und tiefe Spalte zog sich durch den Boden, genau dort, wo sie gestanden hatten. Die Mauer, die hinter ihnen gewesen war, war nur noch ein Häufchen Steine. Schidon sah wieder nach Katharina. „Was will der von mir?“, fragte sie sich erschrocken. „Du bringst dich in Sicherheit!“, knurrte Sindri und trat langsam auf Schidon zu. „Das ist gut gemeint, aber, WO?“, fragte Katharina und sah sich um. In die Wohnräume wollte sie nicht, wer wusste, was dort drinnen lauerte! Und auf dem Hof gab es kein Versteck. Sinfita näherte sich von der anderen Seite. „Glaubt ihr wirklich, das ihr mich so einfach erwischt!“, lachte Schidon arrogant, „Euch beide werde ich mit einem Schlag erledigen.“ Er sah wieder zu Katharina und schlagartig wusste sie, das er sie nicht für voll nahm! „Ich weiß was er über mich denkt! Ein Mädchen, das kann doch nicht kämpfen!“, dachte Katharina wütend, „Ein Mädchen gehört sich in die Küche und soll Kinder kriegen! Idiot!“ Schidon sammelte wieder Macht. Es war, als saugte er sie aus der Luft und der Erde ein! Alles bebte. Plötzlich hatte er ein rotes Schwert in der Hand und schoss auf Sinfita los. Er rammte es ihm einfach durch den Bauch, noch bevor Sinfita reagieren konnte! „Sinfita!“, schrieen Sindri und Katharina wie aus einem Munde und Sindri stürzte sofort zu seinem Bruder. „Jetzt kann ich euch beide vernichten!“, grinste Schidon und hob das Schwert. Blitzschnell zog Katharina einen Pfeil und spannte ihn in ihren Bogen ein. „Das wollen wir doch sehen!“, schrie sie wütend und ließ los! Schidon drehte sich erstaunt um und taumelte nach hinten, als der Pfeil ihm das Schwert aus der Hand schlug! Es löste sich in Staub auf. „Katharina!“, schrie Sindri erstaunt, und nahm Sinfita in den Arm. Die weiße Kleidung war blutrot und aus seinem Mundwinkel sickerte Blut. Offenbar war er bewusstlos. „Ups!“, dachte Katharina und wartete, wie Schidon reagieren würde. Er sah sie eiskalt an und ließ die Hand sinken, „Schön, du hast mein Schwert zerstört. Hättest du dich heraus gehalten, wie es sich für ein Mädchen gehört, dann würde dir nun nichts passieren. Aber du zwingst mich.“ Er schoss in die Höhe und stürzte sich wie ein Raubvogel auf seine Beute auf Katharina. Sie warf sich zu Boden, landete auf dem Bauch und er streifte nur ihre Haare, aber er ging schon wieder auf sie los. Katharina rollte sich herum und beobachtete entsetzt, wie er auf sie zukam! Gleich würde sie tot sein! Katharina riss die Arme nach oben und kniff die Augen zusammen. Sie hörte einen Schmerzensschrei, aber ihr geschah nichts. Langsam öffnete sie die Augen und sah erstaunt auf das wabernde Licht, das sie wie eine Halbkugel schützte. Die Splitter in dem Beutel leuchteten durch das Leder. „Sie haben mich geschützt!“, dachte Katharina und rappelte sich hoch. Sie konnte nur das rosane Licht sehen. Plötzlich wurde ihr gesamter Körper heiß und ihre Haut spannte. Katharina biss die Zähne zusammen, verschränkte die Arme und beugte sich nach vorne. Irgend etwas wuchs aus ihrer Haut heraus. Aus ihrem Rücken brach etwas hervor, das sich weit spannte. Dann war es vorbei und sie öffnete die Augen. Ihr gesamter Körper war mit weißen Federn überzogen! Auf ihrem Rücken befanden sich riesige Schwingen! „Wie Schidon, nur die Farbe ist anders!“, dachte sie, als sie sich aufrichtete. Ihre Kleidung war verschwunden, dafür waren ja die Federn da. Sie bedeckten ihren Körper. Entschlossen spannte sie die Flügel, als hätte sie schon immer welche gehabt, und schoss aus dem Schutzschild heraus in die Höhe. Schidon war um das Schutzschild herumgegangen und sprang nun zurück. Sindri sagte gar nichts, er kümmerte sich um Sinfita. Aber er merkte, das irgend etwas mit Katharina geschehen war. Und der Wolf bewachte die Brüder. Elegant landete Katharina ein paar Meter von Schidon entfernt. Er sah sehr erstaunt und überrascht aus. Dann grinste er fies, „Gleich gegen gleich! Aber ich bin stärker! Du wirst verlieren!“ Er schoss auf sie zu und Katharina wich elegant mit einem Flügelschlag hoch in die Luft aus. Schidon machte kehrt und folgte ihr. Katharina drehte sich, schlug seine Krallen zur Seite und rammte ihm die eigenen in die Seite. Blut spritzte durch die Luft. Katharina hatte nicht mit voller Kraft zugeschlagen um ihn nicht zu töten. Sie wollte ihn nur außer Gefecht setzten. Schidon sackte ein paar Meter nach unten und fing sich wieder. „Noch nie hat es irgend jemand geschafft mich zu verletzen.“, murmelte und sah Katharina an, „Erst recht kein Mädchen. Aber ich wette das liegt nur an den Splittern.“ Er presste seine Hand auf die Verletzung und griff schon wieder an. „Er ist so was von stur!“, dachte Katharina und drehte sich aus seiner Flugbahn. Er rauschte an ihr vorbei, streifte mit einer Kralle aber ihren Arm. Die Federn rissen weg und es begann zu bluten. Aber zum Glück keine Hauptschlagader. „Hoffentlich gibt er bald auf!“, dachte Katharina und schielte zu Sinfita und Sindri, „Ich will nicht das Sinfita stirbt.“ Sie wandte sich wieder Schidon zu, er grinste überlegen. „Jetzt weiß ich, wo deine Schwachstelle ist!“, lächelte er, „Die Splitter haben dir nur geholfen dich zu verwandeln, aber du hast etwas anderes!" Er schoss an Katharina vorbei auf Sinfita und Sindri zu! „Nein!“, kreischte Katharina und schoss ihm hinter her! Langsam kam sie näher und schafft es in letzter Sekunde sich vor Sinfita und Sindri aufzubauen! Ein Sturm aus scharfen Federn, Kristallen und Lichtsicheln brach auf sie herein! Katharina spannte ihre Flügeln und versuchte Sinfita und Sindri zu schützen. „Katharina!“, brüllte Sindri. Katharina drehte den Kopf und fing ein weißes Schwert auf. Es war das von Sinfita! „Kämpf!“, rief Sindri und beugte sich über Sinfita. Katharina nickte und schwang die Klinge. Ein weißer Lichtblitz durchzuckte die Luft und zerriss den Sturm. "Wow!“, dachte Katharina und sah auf das leuchtende Schwert. Ein leuchtender Wirbel umhüllte für einen Moment den Kampfplatz, dann war alles vorüber. Schidon war zurück geschleudert worden, aber er stand noch auf den Beinen. Er war nun erschöpft und mit den Kräften fast am Ende, man konnte es sehen. Katharina hatte relativ viele kleinere und größere Kratzer am ganzen Körper. Erst jetzt nahm sie die Schmerzen bewusst wahr. Schidon sah langsam auf, seine Augen waren halb geschlossen und etwas gerötet, „Du bist ein verdammtes Miststück!“ „Und du ein Geier!“, gab Katharina zurück. Schidon wollte schon wieder auf sie zu stürzen, aber in diesem Moment erzitterte die Erde! Katharina stieß einen Schrei aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Schidon landete ebenfalls auf dem Boden! Ein Teil des Schlosses stürzte mit Gedonner und Getöse ein! „Was ist das?“, schrie Schidon panisch! „Die Geister!“, schrie Sindri und nahm Sinfita schnell huckepack. Die Erde wurde brüchig und zerriss! Dann war plötzlich so etwas wie ein schwarzes Loch in der Mitte des Hofes! Katharina stemmte sich rechtzeitig gegen den Sog. Schidon schaffte das nicht mehr und rutschte auf das Loch zu. „Sindri!“, schrie Katharina entsetzt, „Was ist das?“ „Die Geister!“, schrie Sindri, rammte sein Schwert (Weißer Drache) in den Boden und hielt sich daran fest, „Sie wollen uns in ihre Welt ziehen!“ Schidon hatte auf einmal einen Dolch in der Hand und rammte ihn ebenfalls in den Boden. Plötzlich wurde der Sog um einiges stärker! Zu stark! Katharina wurden die Beine vom Sog weggerissen! Während sie fiel verlor sie ihre Vogelgestalt. Sie hatte wieder ihre normale Kleidung. Sie rutschte über den Boden auf das Loch zu! Sie hatte keine Chance! Plötzlich packte sie irgend etwas am Arm und hielt sie fest! Es war Schidon! Katharina griff rasch nach ihrem Beutel mit den Splittern und hielt ihn fest. „Wir müssen etwas tun!“, schrie Sindri herüber und klammerte sich an seinem Schwert fest. Aber auch er war nicht stark genug! Er rutschte minimal auf das Loch zu. Katharina sah nach hinten, dort lag Sinfita`s Schwert! Vielleicht konnte das helfen! Wenn es nur da wäre! Als hätte es Katharina`s Wunsch gespürt rutschte das Schwert mit der Schneide nach vorne! Katharina traute sich nicht nach dem Schwert zu greifen. Es war, als hätte es seinen eigenen Willen. Es schoss auf das Loch zu, wirbelte plötzlich in die Luft und fiel mit der Schneide von oben auf das Loch zu. Ein unglaublich helles Licht strahlte und eine Explosion erschütterte sie alle. Dann war es vorbei und wieder windstill. Katharina löste ihren Arm aus Schidon`s Hand und rappelte sich hoch. Schidon folgte ihr. Wütend sah er auf das verwüstete Schloss. Dann auf Katharina. Sie zucke zurück als er seine Hand hob. „Nimm ihn schon!“, knurrte er und Katharina öffnete die Augen. Er hielt ihr seine Kette mit den Schwertsplitter entgegen. Katharina nahm ihn und er schloss seine Hand um die ihre. „Ich bleibe hier und versuche alles um sie aufzuhalten. Beeil dich!“, flüsterte und rief dann Sindri zu, „Sag deinem Bruder, wenn er sie anrührt kriegt er riesigen Ärger!“ Katharina lief rot an, vor Wut und vor Scham. So etwas war furchtbar peinlich! Dann ließ er Katharina los und deutete auf ihren Wolf, der sich mit an Sindri`s Schwert festgehalten hatte. Katharina rannte auf sie zu. Blitzschnell schwang sie sich auf ihren Wolf und ließ ihn in die Luft steigen. Sindri schoss ihr hinterher. Katharina drehte sich im Flug um und sah dass Schidon wieder sein Schwert herauf beschwor. Er wollte wirklich gegen die Geister kämpfen! „Katharina!“, rief Sindri ungeduldig und öffnete den Durchgang zur Menschenwelt und schoss mit Katharina hinein. Sie schossen durch den langen Tunnel aus Farben und Formen und ganz plötzlich waren auch Sindri und Katharina in der Menschenwelt! Kapitel 14: Schwarzes Blut -------------------------- „Wie geht es ihm?“, fragte Katharina, als sie mit einem Arm voller Holz wieder in die Höhle kam. „Etwas besser. Das Fieber ist nicht mehr so hoch!“, antwortete Sindri, tauchte einen Lappen in eine Holzschüssel mit Wasser und legte den Lappen auf Sinfita`s Stirn. Katharina ließ das Holz neben das Feuer fallen und setzte sich an die Wand. Sindri kniete neben Sinfita und schien zu überlegen. Sinfita war mit einem der Felle von Katharina zugedeckt. „Übrigens, du solltest den Splitter jetzt zu den anderen tun.“, meinte Sindri plötzlich und sah sich nach Katharina um. Sie nickte zustimmend und nahm den Splitter von Sindri entgegen. Er hatte ihn aufbewahrt, während sie Wasser und Holz geholt hatte. Sie öffnete ihren Lederbeutel und stutzte. „Das gibt es doch nicht!“, murmelte sie und öffnete den Beutel noch weiter. Es waren nicht viele kleine Splitter, sondern ein ordentliches Stück Schwert! Etwa 16 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit! „Sieh dir das an!“, rief sie und hielt Sindri das Stück hin! Sie hielt den Splitter von Schidon an das Stück und der vereinigte sich sofort mit diesen! Sindri nahm das Stück in die Hand und meinte dann, „Das ist wohl entstanden, als du dich verwandelt hast!“ „Ja, vielleicht!“, murmelte Katharina und nahm das Schwertstück wieder zurück. Sindri untersuchte Sinfita`s Wunde und verband sie gekonnt. Er machte das schon zum dritten Mal! Es blutete immer wieder durch! „Seltsam, das dieser Schidon dir den Splitter gegeben und uns weggeschickt hat!“, meinte Sindri und drehte sich nach Katharina um, „Du hast ihm gefallen!“ „Red‘ nicht davon!“, murmelte Katharina und drehte beschämt den Kopf weg. „In Sinfita sieht er wohl einen Gegner, wenn es um dich geht!“, fuhr Sindri fort. „Hab ich nicht gesagt, das du nicht davon reden sollst?“, fragte Katharina wütend und sah Sindri an. Er hatte Sinfita`s Wunden fertig verbunden und sah auf. „Wenn es aber wahr ist?“, fragte er leicht genervt, „Er hat sich in dich verliebt, so sieht es aus!“ Katharina ballte die Fäuste, zog es aber vor nicht zu antworten. Dann schwiegen sie beide und schließlich schlief Katharina wütend und beschämt ein. Es war schon tiefe Nacht. Als sie am nächsten Morgen erwachte war Sindri nicht da und Sinfita schlief immer noch. Müde setzte Katharina sich auf und rieb sich die Augen. Ihr Wolf hatte wie immer vor der Höhle Wache gehalten. Katharina sah zu Sinfita hinüber. Wieder dachte sie an Schidon`s Warnung, „Wenn er sie anrührt, bekommt er riesigen Ärger mit mir!“ Diese Worte hatte Katharina in ihren Träumen verfolgt. „Wo Sindri wohl ist!“, dachte sie plötzlich, stand auf und verließ die Höhle. Ihr Wolf stand neben der Höhle und spähte umher. Müde reckte Katharina sich etwas und sah sich um. Überall glitzerte der Tau und die Blüten der Blumen waren noch geschlossen. Ein leises Knacken ließ sie herumfahren. Aber es war nur Sindri. Er kam hinter einem hohen Felsen hervor. Seine Haare waren nass und die seidene Tunika klebte an seinem Oberkörper. Er war schlank und hatte Muskeln die sich im Stoff abzeichneten. Die Hose flatterte im aufkommenden Wind. In der Hand trug er seinen Gürtel und seine beiden Schwerter. Wahrscheinlich war in der Nähe ein See, wo er gebadet hatte. „Wie geht es Sinfita?“, fragte er, als er bei Katharina war, „Ist er überhaupt schon aufgewacht?“ „Nein, noch nicht!“, antworte Katharina. Sindri dachte einen Moment nach, dann fragte er, „Willst du dich waschen? Hinter dem Felsen ist eine heiße Quelle.“ Katharina nickte und lief los. „Heißes Wasser ist echt ein Luxus!“, dachte sie und bog um den großen Felsen, der wie ein gezackter Igelrücken in die Höhe ragte. In einer kleinen Aushöhlung die von Büschen umgeben war, lag die Quelle. Sie war ziemlich groß und schön. „Mann, bin ich froh, das ich mich mal mit heißem Wasser waschen kann!“, dachte Katharina und nahm ihren Gürtel ab und krempelte die Ärmel ihrer Tunika nach oben. Sie schöpfte das Wasser mit den Händen und wusch sich erleichtert das Gesicht. „In meiner alten Zeit hatte ich ein Leben im Luxus. Aber das hier gefällt mir irgendwie besser!“, dachte sie und schüttete ihre Haare aus ihrem Gesicht. Nach einiger Zeit kam sie wieder zurück zu Sinfita und Sindri. Sinfita saß aufrecht auf dem Pelz. Sein Oberkörper war nackt (er war genau so muskulös wie Sindri) und Sindri rieb die Wunden auf dem Rücken und am Bauch mit einer rötlichen Salbe ein. Auf seiner Brust war eine kleine runde, rote Narbe zu sehen, von der viele, kürzere und längere, schneeweiße Zacken ausgingen. Das war die Narbe von dem Pfeil, den Katharina auf ihn geschossen hatte. Katharina stürzte zu ihm und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen, „Wie geht es dir?“ „So weit, so gut!“, antwortete er und zuckte wieder zusammen, als Sindri die Wunden berührte. Katharina spürte eine grenzenlose Erleichterung, dass Sinfita endlich wieder bei Bewusstsein war. „Was ist mit dem Splitter und mit diesem Schidon?“, fragte Sinfita und sah Katharina an. „Den Splitter hat mir Schidon freiwillig gegeben. Dann ist er in die Geisterwelt.“, sagte Katharina und Sindri fügte grinsend hinzu, „Er hat sie gerettet! Ach ja, ich soll dir von Schidon etwas ausrichten!“ Katharina lief rot an und war froh, dass Sinfita Sindri ansah, „Was denn?“ „Du sollst Katharina nicht anrühren, sonst bekommst du riesigen Ärger mit Schidon!“, sagte Sindri so ernst wie möglich. Sinfita starrte Katharina an. Sie riskierte nur einen kurzen Seitenblick und sah zu ihrer eigenen Überraschung, dass er ebenfalls rot geworden war. „Kann man die Zeit nicht etwas vorspulen?“, dachte Katharina beschämt, „Blöder Sindri, warum muss er das ausplaudern!“ Plötzlich kam Wind auf, der sogar in die Höhle fegte. Gleichzeitig begann der Wolf zu heulen. „Was ist das?“, rief Katharina und wollte aufspringen, aber Sindri hielt sie fest, „Bleib hier!“ Dann stürmte er mit gezogenem Schwert nach draußen. „Was ist da nur los!“, flüsterte Katharina erschrocken. „Hoffentlich keines der Monster.“, meinte Sinfita. Das von vorhin war vergessen. „Katharina!“, schrie Sindri durch den heulenden Wind, „Schnell! Komm!!“ Katharina sprang auf und rannte hinaus zu Sindri. Er stand da und starrte in den Wald. Katharina folgte seinem Blick. Ein unförmiger schwarzer Schatten bewegte sich taumelnd auf sie zu. „Das ist einer aus der finsteren Welt!“, flüsterte Sindri. Katharina nickte. Plötzlich wehte der Wind etwas von der Gestalt weg! Schwarze Federn flogen in den Wald! Sie sah nun aus wie ein Mensch, der schwer verletzt war und sich zu ihnen durch kämpfte! Dann sank sie ganz langsam auf die Knie und brach vollends zusammen! Katharina wollte hin laufen, aber Sindri hielt sie zurück. „Ich gehe vor!“, sagte er und bewegte sich auf die Gestalt zu. Katharina wusste genau wer das war! Langsam war mehr zu erkennen. Als sie neben der Gestalt standen sah es Sindri auch, es war Schidon. Schwarzes Blut strömte aus vielen Wunden. „Katharina! Geh` in die Höhle und richte ein Lager für ihn!“, sagte Sindri. Katharina nickte, drehte sich um und lief zurück in die Höhle. „Was ist los?“, fragte Sinfita verwirrt. „Schidon!“, antwortete Katharina und rollte einen Pelz auf dem Boden aus, „Er hat sich bis zu uns durchgekämpft!“ „Was? Ihr wollt ihm helfen!?“, rief Sinfita entsetzt und fasste nach seiner Wunde. Katharina war mit ihrer Arbeit fertig und kroch zu Sinfita. Sie kniete sich dicht neben ihn. „Ich kann verstehen, dass du ihn nicht besonders magst! Aber er hat uns den Splitter freiwillig gegeben!“, sagte sie mit sanfter Stimme, „Er hat mir und deinem Bruder Vorsprung gegeben und auf die Geister gewartet um sie davon abzuhalten uns zu folgen. Vergiss nicht, das Herz eines jeden verändert sich! Dich hab ich zu Beginn überhaupt nicht gemocht, aber jetzt, find ich dich okay!“ Sinfita nickte und sah auf den Höhleneingang. Sindri hatte Schidon auf sich gestützt und zog ihn mehr. Vorsichtig legte er ihn auf den Pelz. „Katharina hol bitte Wasser von der heißen Quelle.“, sagte Sindri und zog Schidon`s Hemd hoch, „Die Wunden sind vergiftet! Bring gleich noch die kleine Blume mit den blauen Blüten mit! Sie steht neben der Quelle!“ Katharina nickte, packte die Schüssel aus Holz und stürmte hinaus und zur Quelle. Sie pflückte einige Blumen und schöpfte das Wasser in die Schüssel. Vorsichtig und doch schnell kehrte sie wieder zurück. Sindri hatte Schidon das Hemd ganz ausgezogen und sah sich seine Wunden an. Es waren lange gerade Schnitte, an deren Seiten aderförmige grüne und schwarze Striche waren. Das Blut war schwarz. „Hier!“, sagte Katharina und stelle die Schüssel neben Sindri und legte die Blumen daneben. „Danke!“, murmelte er geistesabwesend. Er zerrupfte die Blumen und tauchte sie in das Wasser. Es wurde blau und dann rötlich. Sindri tauchte ein Tuch in das Wasser, wrang es aus und wusch eine Wunde nach der anderen aus. Plötzlich fiel Katharina auf, dass Schidon mit der rechten Hand etwas umklammert hatte. Sie griff nach seiner Hand und löste die Finger. Ein blutiger Schwertsplitter lag in seiner Hand. Katharina nahm ihn vorsichtig und kroch zu Sinfita. „Er hatte einen Splitter dabei!“, flüsterte sie und zeigte ihm den nun wieder weißen Splitter. „Warum ist er zu uns gekommen?“, fragte Sinfita etwas verwirrt und starrte auf Sindri`s Rücken, dann auf Katharina (die sah weg), „Vielleicht erübrigt sich die Frage ja!“ Er sprach mit einem seltsamen Unterton. Katharina beschloss nicht zu antworten, das war es irgendwie nicht wert. Katharina öffnete wieder ihren kleinen Beutel mit den Schwertstück und hielt den anderen Splitter daran. Er verschmolz mit ihm und das Stück wurde etwas größer. „Wieso sind die Splitter den miteinander verschmolzen?“, fragte Sinfita und sah auf das Schwertstück. „Im Kampf gegen Schidon haben die Splitter mich in einen Vogelmenschen verwandelt! Ich glaube, dass sie deshalb verschmolzen sind!“, erwiderte Katharina und schob das Stück wieder in den Beutel. Sie sah zu Boden und dachte nach. „Seit ich hier bin passieren verdammt seltsame Dinge! Als hätte es nicht gereicht, dass ich in dieser Zeit gefangen bin! Ich werde alle Splitter zusammensuchen und dann hoffentlich wieder in meine eigene Zeit zurückkehren! Es sind erst ein paar Tage seit meinem Verschwinden vergangen. Hoffentlich denken sie nicht, dass ich tot bin. Das wäre eine tolle Überraschung, wenn ich auftauche und erfahre, das ich für tot erklärt wurde!“, dachte sie. Die Zeit schlich sich dahin und als es dämmerte war Schidon`s Leben in Sicherheit. Aber Sindri war sehr erschöpft. Er hatte den ganzen Tag um Schidon`s Leben gekämpft. Seine Hände waren mit Blut beschmiert und seine Augen tränten wegen den Giftdämpfen aus Schidon`s Wunden. Er ging noch einmal zu der Quelle. „Wir werden wohl erst weiterziehen, wenn Schidon sich etwas erholt hat.“, meinte Sinfita und ließ sich müde auf den Pelz zurückfallen. Er verschränkte die Arme unter dem Kopf und sah starr an die Decke. „Erzähl mal was von dir!“, meinte er plötzlich und sah Katharina an, „Du weißt jetzt schon viel über mich und Sindri, aber ich weiß noch so gut wie nichts über dich.“ Katharina nickte langsam und erzählte. Sie erzählte ihm von ihren drei Geschwister, von ihren Eltern, von ihrer Klasse und der Burg in der sie gewohnt hatten. Sinfita hörte schweigend zu und sah sie unentwegt an. Katharina endete mit dem seltsamen Buch, das sie in diese Zeit gebracht hatte. „Seltsam!“, meinte Sinfita, „Ausgerechnet ein Buch! Bücher haben dich von deinem Kummer abgelenkt, nicht wahr?“ Katharina nickte und Sinfita setzt sich wieder auf. „Als Sindri weggelaufen ist hab ich mich auch immer in mein Zimmer zurückgezogen und Bücher gelesen. Solche, wo die Brüder sich zwar trennten, aber dann immer wieder zusammen kamen.“ Katharina nickte langsam und sah auf Schidon, der bewusstlos auf dem Pelz lag. Alle Wunden waren gekonnt mit Kräutern behandelt und verbunden worden. Müde lehnte sich Katharina an die mit Moos bewachsene Wand und schlief ein. Als Sindri wieder kam saß Sinfita in Gedanken versunken auf seinem Pelz. Katharina lag zusammengerollt auf dem Moos und ein Pelz lag als Decke über ihrem Körper. Und Sinfita sah schweigend und nachdenklich auf ihr schlafendes, entspanntes Gesicht. Kapitel 15: Die Drachenwelt --------------------------- Die Gruppe war schon seit einer Woche an ein und dem selben Fleck. Schidon hatte sehr lange gebraucht, bis er sich vollends erholt hatte. Aber nun war er wieder einigermaßen in Ordnung, auch wenn er sich noch nicht so gut bewegen konnte. „Hoffentlich gehen wir bald weiter!“, meinte Sinfita und lockerte seine etwas steifen Glieder. Katharina saß auf einem flachen Stein und sah ihm zu, wie er etwas mit seinem Schwert trainierte. Der Wolf war wieder so groß wie eine Katze und lag auf ihrem Schoss. Es war noch früh am Morgen und Sindri und Schidon schliefen noch. „Bestimmt.“, sagte Katharina und sah ihm staunend zu. Er war nach wie vor elegant und unglaublich schnell. Das Schwert schien in seiner Hand zu tanzen! „Hat dir das alles dein Vater beigebracht?“, fragte Katharina neugierig und zuckte etwas zusammen, als er einen Sprung auf sie zu machte. „Ja!“, antwortete Sinfita während er weiter machte, „Fast jeden Tag hat er mit mir trainiert. Wir hatten im Schloss eine große Waffensammlung! Er hat immer gesagt, das ich bald das Geheimnis dieses Schwertes heraus finden werde.“ „Du wirst deine Kraft heute vielleicht gar nicht brauchen!“, meinte plötzlich eine Stimme aus der Höhle und Sindri kam heraus, „Wir sollten heute in die Welt der Drachen gehen. Die habe einige Splitter des Schwerts. Außerdem sollst du dich doch noch nicht so anstrengen!“ „Das ist aber keine Anstrengung!“, widersprach Sinfita und schob sein Schwert zurück in die Scheide, „Ich will nur wieder in Form kommen!“ Sindri verdrehte die Augen und warf Katharina ihren Rucksack zu. „Schidon kommt gleich, er ist nur noch ziemlich müde!“, meinte Sindri. Katharina schnallte sich den Rucksack auf den Rücken und sah Sinfita an. Er verengte kurz die Augen und seine Hand zuckte. Nun kam auch Schidon langsam aus der Höhle. „Ist alles wieder in Ordnung?“, fragte Katharina und stand auf, „Kannst du fliegen?“ „Ja, es müsste gehen!“, antwortete Schidon und sah Katharina direkt in die Augen. „Verdammt, hör auf, das ist mir peinlich!“, dachte Sinita und wurde leicht rosa. „Dann können wir ja los!“, meinte Sindri. Der Wolf reagiert und wurde wieder groß. Katharina schwang sich geschickt auf seinen Rücken und ließ ihn nach oben steigen. Sindri, Sinfita und Schidon folgten ihr. Schidon`s Körper war wieder wie der eines Adlers mit weiten Flügeln und glänzenden Federn. Sinfita achtete irgendwie sehr darauf, das er zwischen Katharina und Schidon flog. Er nahm wieder ihre Hand und das Loch zum Weltensprung öffnete sich. Sie sausten durch den Tunnel aus Farben und Formen und waren plötzlich in einer unwirklichen dunklen Welt. Bräunliche zackige Berge ragten in die Höhe und der Wind heulte um sie herum. Der Wald in den Tälern war dunkelgrün und dicht. „Wir müssten bald zur Drachenstadt kommen!“, meinte Sinfita und ließ Katharina`s Hand los. Katharina ließ den Blick in die Ferne zum Horizont schweifen. Sie entdeckte einen Berg, der ziemlich symmetrisch war, irgendwie künstlich! Als sie näher kamen erkannte Katharina, dass der Berg oben stumpf war und oben drauf eine Stadt mit einer Burg stand. „Wir sind da!“, sagte Sinfita. „Ich kann ziemlich viele, oder einen großen Splitter spüren!“, meinte Katharina und folgte Sinfita, der in den Landeanflug ging. Sie landeten auf einem großen Platz in der Mitte des Berges. Katharina schwang sich von ihrem Wolf herunter und sah sich unsicher um, während ihr Wolf wieder klein wurde und auf ihren Rucksack sprang. Überall waren menschenähnliche Wesen. Sie hatten Körper und Statur von Menschen, aber seltsame Merkmale. Einige hatten lange Krallen an den Fingern und die Ohren endeten in fischähnlichen Flossen. Andere hatten, ähnlich wie Tiger, Streifen aus Schuppen im Gesicht. Oder zwei kleine Hörner ragten aus den dunkelbraunen bis schwarzen Haaren. Die Augen waren schwarz bis dunkelrot. Alle trugen nur braun, grün und dunkelrot. Die meisten hatten einen Umhang um die Schultern gewunden. Von überall her starrten sie rote Augen an. Katharina lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter. „Was wollt ihr?“, fragte einer der Drachenmenschen und trat langsam auf sie zu, die Hand auf dem Schwert an seiner Seite, „Wir wollen in keine Kriege hineingezogen werden!“ „Wir sind nicht wegen einem zu führenden Krieg hier!“, antwortete Sindri selbstsicher, „Wir sind hier um einen Krieg zu verhindern!“ „Ihr wisst, das ein Krieg ausbricht?“, fragte der Drachenmensch und entspannte seine Hand. „Ja, das wissen wir!“, erwiderte Sindri und senkte etwas die Stimme, „Wegen den Splittern des Schwerts der Macht! Wenn wir die Splitter von hier mit nehmen, dann kommen die Geister gar nicht erst und ihr habt eure Ruhe.“ Der Drachenmensch überlegt kurz und machte dann eine Kopfbewegung, das sie ihm folgen sollten. Er führte sich durch die Menschenmenge auf die Burg zu. Nach einer kurzen Treppe kamen sie durch ein Torhaus in einen Hof. Einige Männer mit Waffen traten zu ihnen und sprachen in einer anderen Sprache mit dem Mann. Der beruhigte die Ritter und schien kurz zu erklären was los war, die Ritter traten zur Seite und ließen sie durch. Der Mann führte sie durch eine große Tür in eine kleine Halle mit einer weiteren Tür. „Wartet hier einen Moment.“, sagte er und verschwand durch die Tür. Katharina war nervös, sie spürte ganz genau einen großen Splitter des Schwerts. Nach ein paar Minuten kam der Mann wieder heraus und winkte sie in die Halle, dann verschwand er wieder und ließ sie allein. Die Halle war groß und mit Teppichen ausgelegt. An den Wänden hingen Bilder. Eine Frau stand an einem der vielen Fenster und sah hinaus. Sie trug ein feines Kleid und hatte die Haare hochgesteckt. „Die Geister wollen also alle Schwertsplitter.“, sagte sie und drehte sich zu der Gruppe um. Sie musterte die Freunde kurz. Ihre Augen waren orange und die Haare schwarz. Sie war ungefähr Mitte 30. Die Fingernägel waren lange Krallen. „Was wollt ihr mit den Splittern?“, fragte sie, „Woher soll ich wissen, das ich euch trauen kann?“ „Wir wollen die Splitter um den Geistern zuvor zu kommen um sie zu verbannen!“, sagte Sinfita und sah Katharina an. Sie verstand und zog das Stück Schwert heraus. Die Frau kippte fast um. „Unglaublich!“, flüsterte sie und trat vorsichtig näher, „Es leuchtet! Also ist es dir bestimmt es zu führen!“ „Allmählich weiß ich das!“, dachte Katharina und steckte das Stück wieder zurück in den Beutel. „Nun gut, ich kann euch wohl trauen!“, meinte die Frau und plötzlich begann sich der Raum zu verändern. Die Teppiche verschwanden, die Fenster mauerten sich zu und der Raum wurde kleiner und dunkler. Zwischen der Gruppe und der Frau schoss eine Säule in die Höhe, die ein einhalb Meter über dem Boden unterbrochen war. Die Lücke war etwa dreißig Zentimeter hoch. Darin schwebte, sich um die eigene Achse drehend, das Heft des Schwertes mit einem kleinen Teil der Schneide unten dran. „Nimm es!“, sagte die Frau fordernd, „Wenn du die Auserwählte bist, kannst du den Bann brechen und des nehmen.“ „Auserwählte!“, wiederholte Katharina in Gedanken, „Das klingt furchtbar!“ Langsam ging sie auf die Säule zu. Sie blieb kurz vor ihr stehen und streckte die Hand aus. Blitze zuckten durch die Dunkelheit. Fest schloss sich Katharina`s Hand um das Heft. Langsam zog sie es heraus und in diesem Moment loderte überall Feuer! Die Frau lachte brutal, „Die Geister werden mir, der Zombie – Prinzessin, auf ewig danken! Seid zerschlagen!“ Feuer und Funken flogen durch die Luft. Katharina zog das Heft fest an sich, es war echt. Diese Verräterin konnte es ihr nicht weg nehmen. Sie wurden alle vier von einem roten Wirbelwind umhüllt! Sinfita streckte noch die Hand nach Katharina aus, war aber plötzlich weg! Katharina hörte die Schreie ihrer Freunde und dann wurde sie in ein ewiges Nichts gesaugt! Ihr Körper drehte sich immer fort um die eigene Achse. Sie öffnete die Augen und landete hart auf einem Steinboden. Ihr Miniwolf war bei ihr. Er sah sehr verwirrt aus. „Wo sind wir?“, fragte Katharina, stand auf und sah sich um, „Wo sind die anderen?“ In Gedanken versunken schob sie das Schwertheft zu dem Stück der Schneide und sah sich um. Sie waren in einem großen, sehr langen Raum aus gemauerten Stein. Es war sehr dunkel, die Augen des Miniwolfes glühten rot. Dann sah sie an die Decke. Dort oben, etwa einen Meter über ihr war ein quadratisches Loch, das etwa noch fünf Meter weiter hinauf führte. Dort oben war Licht! „Kannst du dich verwandeln?“, fragte Katharina ihren Miniwolf. Er schüttelte traurig den Kopf. „Dann wird es schwierig hier raus zukommen!“, meinte Katharina und plötzlich bebte der Boden kurz, „Und eben ist es noch schwieriger geworden!“ Die Wände an den kurzen Seiten hatten plötzlich Stacheln aus Eisen und wanderten auf sie zu! Der Miniwolf bekam Panik und lief hin und her! „Das nützt nichts!“, rief Katharina und wich an die Längsseite der Wand zurück, „Wir müssen dort hoch!“ aber dort konnte sie sich nirgendwo festhalten! Die Wände waren nur noch fünf Meter auseinander! „Da!“, rief Katharina plötzlich aus! Das Ausgangsloch war etwas kleiner als der darauf folgende Gang! Das hieß, dort war eine Kante! Und knapp über der Kante war ein Stein mit einem seltsamen Zeichen darauf! „Vielleicht hilft das ja!“ , dachte Katharina, nahm Anlauf und sprang! Aber sie konnte sich nur an der Kante festhalten! Sie kam auch mit der anderen Hand nicht an den Stein heran! „Verdammt ich schaffe es nicht!“, knurrte sie und rutschte etwas ab! Da nahm der Miniwolf ebenfalls Anlauf und stieß sie mit einem Sprung nach oben! Katharina berührte den Stein und gleißendes Licht trat aus! Sie und ihr Miniwolf wurden durch den Gang nach oben hinaus und hoch in den Himmel geschossen! Der kleine Wolf fiepte erschrocken und Katharina kniff die Augen zusammen! Plötzlich war das Licht weg und Katharina schwebte langsam wieder hinunter zum Portal des Drachenwelt Schlosses. „Na warte!“, dachte sie wütend, „Mini, du kümmerst dich um die Wachen! Töte sie nicht, halte sie nur in Schach!“ Langsam glitten sie hinunter zum Eingangsportal. Sie landeten und die Miniwolf nahm seine riesige Gestalt an. Die Wachen flohen, als der Wolf sie angriff. Katharina nickte ihm zu und öffnete das Tor und lief hinein. Durch die Halle und in den Raum wo die Frau sie empfangen hatte. „Welch schöne Überraschung!“, lachte die Zombieprinzessin, als Katharina mit dem Bogen in der Hand eintrat, „Ich hätte nicht gedacht, das irgend jemand es aus den Verliesen heraus schafft. „Wo sind Sinfita, Sindri und Schidon!“, schrie Katharina wütend und spannte ihren Bogen. „Ach die!“, meinte die Frau gleichgültig und deutete auf drei Kerzen, „Wenn eine Kerze ausgeht ist einer deiner Freunde tot! Es sei den du schaffst es mich zu töten. Aber das hat noch niemand geschafft!“ Die Zombieprinzessin lachte los. „Bis jetzt!“, knurrte Katharina und ließ den Pfeil los! Er durchbohrte den Bauch der Prinzessin. Sie verstummte und starrte auf den Pfeil. „Ein Bannpfeil!“, flüsterte sie entsetzt! Ihr Bauch war skelettiert! Man konnte das Rückgrad, einige Rippen und den Beckenknochen sehen! „Hunde würden sich freuen!“, meinte Katharina und spannte wieder die Bogen aber mit einer magischen Bewegung riss die Prinzessin ihn ihr aus der Hand. Katharina zog ihr Schwert und ging auf die Frau los. Aber die packte einfach das Schwert und schleuderte es weg! Katharina schnappte nach Luft und wich vor ihr zurück. „Du magst Sinfita am liebsten!“, sagte die Frau, „Was würdest du wohl machen, wenn ich ihn sterben lasse!“ „Nein!“, schrie Katharina panisch und hatte plötzlich das Stück Schwert, das sie schon hatte, in der Hand. Sie rammte der Frau die Klinge durch die Brust. „Ich werde nie zulassen, das irgend jemand Sinfita etwas antut! Eher sterbe ich!“, knurrte Katharina mit Tränen in den Augen. „D ... du l .. liebst ihn! Dagegen bin ich machtlos!“, flüsterte die Frau und löste sich in Staub auf. Ein paar Sekunden lang war es still. Katharina ließ sich auf die Knie fallen und sah auf das Schwert. Heft und Klinge waren mit einander verbunden, aber es war noch nicht vollendet. Die drei Kerzen explodierten und Sinfita, Sindri und Schidon tauchten aus dem Nichts von Farben und Nebel auf! „Seid ihr in Ordnung?“, rief Katharina glücklich, stand auf und lief zu ihnen. „Denke schon!“, erwiderte Sindri und schob sein Schwert zurück in die Scheide. Der eine Ärmel seiner Tunika war etwas verbrannt. Die anderen sahen nicht besser aus. Sinfita`s Hose war mit Gift verbrannt und Schidon`s Haare waren ebenfalls etwas angekokelt. „Was ist jetzt eigentlich passiert?“, fragte Sinfita und sah auf den Staub, der auf dem Boden lag und dann auf das Schwertstück in Katharina`s Hand. Schnell erklärte Katharina was sie wusste. „Wahrscheinlich hat dieses Zombieweib die echte Königin gefressen und dann ihre Gestalt angenommen um erst uns zu erledigen und dann in den Besitzt des Schwertstücks zu kommen.“, fasste Sindri zusammen und überlegte, „Wir können jetzt nicht einfach so gehen, das alles muss abgeschlossen werden. Das werde ich übernehmen. Ich gehe hinunter in das Dorf, ihr wartet vor dem Schloss auf mich!“ Damit verschwand Sindri durch die Tür, das Tor öffnete sich. „Gehen wir raus!“, meinte Sinfita und sah sich unbehaglich um, „Ich will hier nicht länger bleiben.“ Katharina nickte, schob das Schwertstück in den Beutel und ging wie Sindri durch die Tür, sie durchquerten zusammen Halle und verließen das Schoss durch das große Tor. Frischer Wind wehte ihnen ins Gesicht und ließ ihre Haare flattern. „Endlich frische Luft!“, meinte Schidon und stellte sich dicht neben Katharina. Sinfita sah sehr ihn bissig an. Es passte ihm nicht. Katharina`s Wolf begrüßte sie freudestrahlend. Wild sprang er um sie herum und über sie hinüber. Katharina setzte sich auf die Treppe und wartete. „Wo wart ihr denn?“, fragte sie plötzlich und sah die beiden jungen Männer an. Sinfita setzte sich neben sie (jetzt kassierte er einen bissigen Blick von Schidon), „Ich war bei so seltsamen Schlangendrachen, daher auch das Gift. Du hast mich wirklich ihm richtigen Moment herausgeholt. Lange hätte ich wohl nicht mehr durchgehalten! Es war, als würden sie plötzlich stärker werden, dann war ich auf einmal von einem Farbenwirbel umgeben und dann waren wir plötzlich auch schon bei dir.“ „Ich war bei solchen gemeinen Feuergeistern in so einer komischen Höhle. Mit Skeletten und solchen Überresten.“, sagte Schidon und setzte sich auf die andere Seite neben Katharina, „Dieses Weib muss schon sehr viele Menschen und andere in diese Fallen geworfen haben. Komisch, dass das keiner bemerkt hat! Wo warst du eigentlich?“ „In einem Fallenraum. Die Wände waren mit Stacheln besetzt und sind aufeinander zugekommen. Aber Skelette waren keine da.“, sagte Katharina und schauderte. Endlich kam Sindri wieder einige Ritter folgten ihm. Als er bei ihnen ankam nickte er den dreien kurz zu und betrat dann noch einmal das Schloss. Nach einer Weile kam Sindri wieder heraus. „Wir können zurück in die Menschenwelt, jetzt ist alles wieder in Ordnung.“ „So ein Glück!“, meinte Katharina und schwang sich auf ihren Wolf. Er stieg in die Luft und wartete auf die beiden Dämonen und den Halbvampir. Sinfita nahm diesmal sofort Katharina`s Hand. „Weia, dieses Zombieweib hat erkannt, dass ich in Sinfita verliebt bin. Hoffentlich hat das keiner mit bekommen!“ , dachte Katharina und versuchte nicht rot anzulaufen. Sie schossen durch den Weltentunnel aus Farben und Formen und landeten wieder in der Menschenwelt. Es war schon wieder einmal Nacht! Kapitel 16: Das schwarze Schloss -------------------------------- Schon lange starrte Katharina auf den Teil des Schwertes, den sie schon gesammelt hatten. Sie nahm weder von Schidon, Sindri oder Sinfita Notiz. Als sie wieder in der Menschenwelt angekommen waren hatte sie schnell eine Höhle gefunden und hatten Holz gesammelt. Schidon besprach irgend etwas mit Sindri. Sinfita saß in Katharina`s Nähe und schnitzte an einem Holzstück herum. „Seltsam.“, dachte Katharina, „Heute ist alles so schnell gegangen. Und irgendwie waren alle so unterkühlt, was die Stimmung angeht. Verwirrend war es heute auch noch, erst recht dieses Weib. Sie hat sofort erkannt was in mir los ist! Wahrscheinlich hatte sie gegen das keine Chance, weil sie als Zombie kein Herz hat.“ Plötzlich stand Sinfita auf, ließ Holz und Messer zurück und verließ die Höhle. Erstaunt sah Katharina ihm nach, „Was ist mit ihm nur los? Liegt das an mir? Oder an Schidon? Er kann ihn ja nicht so Recht leiden.“ Katharina Gedanken kreisten weiterhin um Schidon und Sinfita. Ihre gegenseitige Abneigung war offensichtlich. „Johanna, die Feuerwalküre!“, dachte Katharina plötzlich, „Die würde vielleicht zu ihm passen! Die ist wild und unbändig. Da hat er genug Arbeit sie zu bändigen. Aber, wenn er sie erst man gezähmt hat, dann werden die bestimmt ein Paar.“ Katharina sah hinüber zu Sindri und Schidon und traute ihren Augen kaum. Schidon lag auf der Seite und schlief tief und fest. Sindri hatte sich an die Wand gelehnt und schlief ebenfalls. Katharina überlegte einen Moment, dann legte sie das Schwertstück zu ihrem Miniwolf, der noch wach war und stand auf. Leise verließ sie die Höhle und sah sich suchend um. Das Vollmondlicht tauchte alles in silbernes Licht, aber Sinfita war nicht zu sehen. Katharina folgte ihrem Gefühl und ging nach rechts zu den Felsen und dem Bach. Ihr Gefühl täuschte sie nicht. Sinfita saß am Bach und sah auf die tanzenden Wellen, die das bleiche Mondlicht reflektierten. Langsam ging Katharina auf ihn zu, er schien sie nicht zu bemerken. „Was ist denn los mit dir?“, fragte sie dann, als sie genug Mut zusammen gekratzt hatte. Sinfita hob den Kopf und sah sie an, „Nichts.“ „Komm schon, mir kannst du’s doch sagen!“, widersprach Katharina hartnäckig und setzte sich neben ihn. Er schüttelte den Kopf. „Das würdest du bestimmt nicht verstehen.“, murmelte er. „Irgendwie glaube ich, dass du es nur nicht sagen willst!“, meinte Katharina kühn. Sinfita sah sie an, mit ausdruckslosen Augen. Langsam drehte er den Kopf wieder zum Wasser und schubste einen Stein hinein. Sie schwiegen beide ein paar Minuten lang. „Was ist denn mit Schidon und Sindri?“, fragte Sinfita plötzlich. Katharina zuckte zusammen, seine Frage hatte sie erschreckt, so unvermittelt kam sie. „Die beiden schlafen friedlich und selig.“, erwiderte Katharina. „Dann wundert es mich nicht, dass du die Höhle unbemerkt verlassen konntest.“, lächelte Sinfita und sah Katharina an. Plötzlich wurde es kurz heller und dann wieder dunkler. Erstaunt sah Katharina hinauf zum Himmel, eine Sternschnuppe schoss über den Himmel. „In meiner Zeit darf man sich bei Sternschnuppen etwas wünschen. Ob es dann wirklich in Erfüllung geht, weiß ich nicht!“, sagte Katharina und dachte sich dann, „Ich wünsche mir, dass ich bald wieder in meine Zeit zurück komme!“ Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Sinfita ebenfalls in den Himmel sah. Katharina wartete ein paar Sekunden, dann sagte sie, „Du kannst Schidon nicht besonders leiden, nicht wahr?“ „Wenn er dich aufgespießt hätte, dann könntest du ihn auch nicht ausstehen.“, knurrte er. Katharina nickte langsam. Dann stand sie auf, „Wohin geht es morgen?“ „In das schwarze Schloss. Dort leben die Harpyien.“, erwiderte Sinfita und sah zu Katharina auf, dann stand er auch auf. Zusammen gingen sie zurück zur Höhle. Sindri und Schidon schliefen immer noch tief und fest. Sinfita ließ sich wieder bei seinem Messer und dem Holzstück nieder und schnitzte weiter. Katharina setzte sich an die Wand, zu ihrem Miniwolf und zog eines der Felle von Janara über sich. „Was verheimlicht Sinfita vor mir?“, fragte sie sich und schob das Stück vom Schwert der Macht in ihren Rucksack. Irgendwie musste sie eingeschlafen sein, denn Vogelgezwitscher weckte sie. Müde rollte sie das Fell zusammen und stopfte es in den Rucksack. Dann schnallte sie sich ihren Gürtel mit dem Schwert um und den Köcher mit den Pfeilen auf den Rücken. Den Bogen legte sie wieder um sich. Sinfita war nicht da, er musste schon wach sein. Katharina`s Miniwolf war wahrscheinlich mit ihm unterwegs. Sie rappelte sich hoch und verließ die Höhle. Der Tau hing noch an den Blättern und Bäumen. „Schlafen die beiden immer noch?“, fragte eine Stimme und Sinfita kam auf Katharina zu, der Wolf folgte ihm. „Ja.“, lachte Katharina. Sinfita verdrehte die Augen etwas und ging an Katharina vorbei in die Höhle. Katharina reckte sich etwas und versuchte ihre Müdigkeit loszuwerden. Nach einer Weile kam Sinfita gefolgt von Sindri und Schidon aus der Höhle. Schidon lächelte Katharina an und zwinkerte ihr zu. Sinfita warf ihm einen wütenden Blick zu. „Dann können wir ja eigentlich los!“, meinte Sinfita dann etwas beruhigt. Katharina nickte und kletterte auf ihren Wolf. Schidon nahm wieder seine Vogelgestalt an und flog voraus. Katharina, Sinfita und Sindri flogen gleichzeitig los. Sinfita nahm sofort Katharina`s Hand und öffnete den Weltentunnel. Die Farben und Formen schossen an ihnen vorbei und ganz plötzlich waren sie da. Tief unter ihnen war ein gigantisches Schloss mit zwei riesigen Türmen. „Gruselig!“, dachte Katharina erschrocken, „Wie das Schloss von Dracula!“ „Hier ist niemand!“, sagte sie dann laut, „Aber vier Splitter. Einer in jedem Turm, einer im Verlies und der andere in einer Höhle im Berg.“ „Gut, wenn hier niemand ist, dann können wir uns ja trennen und jeder holt einen Splitter, das geht dann viel schneller.“, meinte Sindri und schoss hinunter zu dem großen Eingangstor. Schidon folgte ihm eilig. „Katharina, pass bloß auf, wenn du da drin unterwegs bist!“, sagte Sinfita eindringlich zu Katharina. „Ich versprech’s dir!“, versicherte Katharina und schoss mit ihm hinunter zum Tor, wo die anderen schon warteten. Als sie unten ankamen hatte Sindri das Tor schon zu Holzmehl zerlegt. „Wer geht wohin?“, fragte er dann, als Katharina und Sinfita gelandet waren. Der Wolf nahm seine kleine Gestalt an und kletterte in Katharina`s Rucksack. „Ich gehe in den rechten Turm!“, beschloss Katharina. „Linker Turm!“, meinte Sinfita. „Dann gehe ich in die Höhle!“, sagte Schidon. „Dann überlasst ihr mir also das Verlies.“, murmelte Sindri und schauerte etwas, „Na gut! Dann mal los. Dann haben wir es hinter uns.“ Sie traten durch das Tor und fanden sich in einem hohen Gewölbe aus schwarzem Gestein. Monsterfiguren zierten gigantische Säulen. Grüne Flammen brannten an den Fackeln an der Wand. Katharina lief eine Gänsehaut über den Rücken. „Der Höhleneingang ist hinter den Gobelinstatuen am Ende der Halle. Die Türme können über die beiden Gänge rechts und links bestiegen werden.“, erklärte Sindri kurz, „Wir treffen uns hier wieder!“ Damit ging jeder in seine Richtung. Katharina ging nach rechts an der rauen Wand entlang. Der Gang war sehr schmal und führte leicht aufwärts. Endlich kam sie zu einer kleinen Brücke im Freien. Sie führte über eine Felsspalte. Katharina lief hastig hinüber, solche Brücken waren ihr nicht geheuer. Nach dieser Brücke kam sie in eine kleine kreisrunde Halle. An den Wänden schraubte sich die Treppe wie eine Spirale nach oben. Es gab kein Geländer. „Wie weit es da wohl hoch geht?“, fragte sie sich plötzlich. Katharina begann mit dem Aufstieg. Als es ihr zu dumm wurde begann sie zu laufen. Einmal blieb sie stehen und sah nach unten. Erschrocken zuckte sie zurück und drückte sich an die Wand. Sie war schon mindestens 20 Meter über dem Boden! Und es ging noch weiter aufwärts! Sie musste jetzt höllisch aufpassen, die Stufen wurden immer unebener und waren ausgetreten. Sie konnte jeden Moment ausrutschen und hinunter stürzen! Nach fünf Minuten erreichte sie einen runden Raum an dessen Wand, als Eckpunkte eines Quadrates, vier Steinfiguren standen. Sie waren drei Meter hoch und hatten gewaltige Klauen und Reißzähne. Genau im Fadenkreuz ihrer Blicke schwebte der Splitter in der Luft. „Da haben wir ihn ja!“, dachte sie zufrieden und nahm ihn, „Endlich! Und jetzt schnell hier raus!“ Kaum hatte sie den Splitter in ihren Beutel gesteckt, hörte sie ein seltsames Zischen! Im nächsten Moment hing sie in der Luft! Ihre Handgelenke und Fußknöchel steckten in breiten Schellen aus schwarzem Licht. Sie schwebte etwa zehn Zentimeter über dem Boden und konnte sich nicht bewegen! Ihr Wolf in ihrem Rucksack fiepte und verlor das Bewusstsein. „Was...?“, keuchte sie erschrocken, aber weiter kam sie nicht! Eiskaltes Lachen drang aus der Stille der Dunkelheit. Dann setzte sich ein Gestalt aus schwarzen Lichtfunken zusammen. Es war jemand aus der Geisterwelt! Es war ein Mann, groß, schlank und leicht durchsichtig! „Da haben wir ja die Auserwählte.“, meinte er spöttisch und stelle sich vor Katharina und sah ihr in die Augen, „Es war sehr leichtsinnig sich zu trennen! Das war von Anfang an so geplant. Die Harpyien wurden alle geschlachtet! Ihr Blut stärkt uns! Und du wirst uns helfen diese Dämonenbrut, die dich begleitet, auszulöschen!“ Er hob die Hand und zeigte ihr einen Splitter. Katharina zitterte, was sollte jetzt geschehen? Sie konnte sich weder bewegen noch sprechen! Der Mann nahm den Splitter zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte die Finger zusammen. Rotes Blut rann über den Splitter und ließ ihn rot leuchten. Er begann fies zu grinsen, „Damit werde ich dich steuern. Du wirst deine Freunde umbringen! Weil ich das will!“ Er hielt ihr den Splitter an die Stirn und er verschwand! Katharina`s Kopf begann zu pochen! Vor Schmerz konnte sie nichts mehr sehen! Die Schellen lösten sich auf und Katharina stürzte zu Boden. Minutenlang konnte sie sich nicht bewegen. Dann ließ es nach, Schmerz und Erinnerung. „Komisch!“, dachte sie, „Ich bin wohl hingefallen. Auf jeden Fall, habe ich jetzt den Splitter. Nichts wie weg!“ Katharina drehte sich um und lief die Treppe wieder hinunter. Sie wurde so schnell, das sie es nicht wagte, zu bremsen. Erst als sie unten war konnte sie stoppen und verschnaufen. Sie verließ den Raum und ging über die Brücke, durch die Felsspalte und durch den Gang in die große Halle. Sinfita war schon da und untersuchte eine der großen Statuen. „Hast du den Splitter?“, fragte Katharina, als sie bei ihm angekommen war. „Ja. Was denkst du denn?“, lachte er und gab Katharina den Splitter. Nach zehn Minuten tauchte Schidon auf und gab Katharina seinen Splitter. Sinfita beobachtete ihn genau und mit leicht hochgezogener Oberlippe! Gleich darauf tauchte Sindri auf. „Da unten waren ein paar Skelette. Ganz nette Unterhaltung, aber sie waren etwas zu lebhaft.“, sagte er fast gleichgültig. Katharina schüttelte sich angewidert und schob Sindri`s Splitter in ihren Beutel. „Dann gehen wir mal so schnell wie möglich wieder in die Menschenwelt. Das ist besser, wenn wir immer in andere Welten reisen wollen. Dann können und die Verfolger nicht mehr so leicht orten.“, meinte Sinfita und drehte sich den Ausgang zu. Der Miniwolf sprang aus Katharina`s Rucksack und nahm seine große Gestalt an. Katharina kletterte auf seinen Rücken und ließ ihn Sinfita folgen. Sindri und Schidon folgten ihr durch das Tor. Dann ließ Katharina den Wolf in die Luft steigen. Ihre Freunde folgten ihr. Sinfita hielt sich wie immer zwischen Katharina und Schidon. Als sich der Weltentunnel öffnete ergriff er Katharinas Hand und sie flogen durch den Tunnel aus Farben, Formen und Licht und kamen hoch über einem Wald in der Menschenwelt an. Plötzlich begann sich vor Katharina`s Augen alles zu drehen. Ihr wurde schlecht und ihr Kopf schien vor Schmerzen zu zerplatzen! Das letzte was sie noch mit bekam war, dass Sinfita sie erschrocken auffing, damit sie nicht in die Tiefe stürzte. Kapitel 17: Unter Kontrolle --------------------------- „Und, wie geht es ihr?“, fragte Sinfita nervös und angespannt. „Das Fieber ist etwas hoch gegangen.“, murmelte Sindri nachdenklich und legte noch einmal den nassen Lappen auf Katharina`s Stirn. Sie bekam alles mit, sie hörte alles, konnte sich aber weder bewegen noch verständigen. Sie lag auf einem Stück Pelz und ein weiterer Pelz war über sie gezogen. Sinfita hatte sie alle zu einer Höhle gebracht, wo sie bleiben wollten bis Katharina wieder gesund war. Keiner konnte sich erklären, was mit Katharina geschehen war. „Was ist nur los mit ihr? Heute früh war doch noch alles in Ordnung mit ihr! “, fragte Schidon besorgt. „Ich weiß nicht was los ist.“, sagte Sindri und strich Katharina einige Haarsträhnen aus der Stirn, „Ich ... ich weiß nicht mal, ob ich sie durchbringe.“ Sinfita packte Sindri am Kragen und zog ihn hoch. Mit irrem Blick starrte er ihm in die Augen, „Wehe wenn sie stirbt!“ Er ließ ihn wieder los. Sindri rieb sich den Hals und drehte sich wieder zu Katharina um. „Was ist los?“, fragte sich Katharina. Plötzlich hallte tief in ihrem Kopf ein hoher Pfeifton wider. Er war schrill und vibrierend. „Mir ist so schlecht!“, dachte Katharina und hatte den Eindruck, das sich alles um sie herum drehte, „Mein Kopf tut so weh!“ Sindri stand auf und drückte Sinfita die Holzschüssel in die Hand und schickte ihn Wasser hohlen. Plötzlich bewegte sich Katharina`s Körper, als ob er jemand anderen folgen würde. Langsam stand sie auf. „Nein, mein Körper bewegt sich von allein!“, dachte Katharina panisch und ihr Körper drehte sich zu Sindri und Schidon. Er bewegte sich langsam, abwesend, wie eine Marionette! „Mein Körper! Was soll das? Lauft weg!“, schrie Katharina in Gedanken. Ihr Gesicht war steif wie eine Maske, sie blinzelte kaum noch! Die Augen ihrer Freunde weiteten sich erschrocken. „Sindri!“, rief Schidon erschrocken, „Was .. was ist mit ihr? Ihre Augen sind knallrot!“ „Das erklärt alles!“, knurrte Sindri, „Sie wird durch einen Splitter in ihrem Körper kontrolliert!“ Sindri stellte sich vor Schidon. „Greif an! Töte! TÖTE!“, hallte eine Stimme in Katharina`s Kopf, ihr Körper folgte dem Befehl! „Lauft weg! Lauft!“, flehte Katharina in Gedanken. Katharina hob die rechte Hand. Ihre Finger bekamen lange gelb leuchtende scharfe Krallen an ihren Fingerkuppen. Sie waren mindestens 30 Zentimeter lang und gefährlich! Sie holte langsam aus und schlug brutal und ungehalten. „Nein! Sindri!“, kreischte Katharina in Gedanken. Blut spritzte durch die Luft und Sindri brach zusammen. Fünf lange, tiefe Wunden liefen quer über seine Brust. Sein Gesicht spiegelte seine Schmerzen wider. Schidon starrte entsetzt auf Sindri und dann auf Katharina`s Körper. Er zitterte vor Wut und Angst. Katharina ging auf ihn und Sindri zu und wollte ihn töten. „Töte ihn! Töte ihn! Noch ein Schlag, dann ist es mit dem Leben dieses Dämon`s vorbei!“, hallte die Stimme in ihrem Kopf. „Nein, nein!“, rief Katharina in Gedanken, „Nein, nicht Sindri! Niemand soll sterben!“ Ihr Körper hob wieder die Hand und wollte auf Sindri los gehen. Da war Schidon da! Er packte Katharina an ihren Handgelenken! „Katharina!“, schrie er verzweifelt, „Komm wieder zu dir! Du bist doch noch irgendwo da drin!“ „Renn weg! Renn weg! Nimm Sindri und flieh!“, riefen Katharina`s Gedanken. Ihre Arme hatte ungeheuere Kraft! Sie drückten Schidon ohne Probleme in Richtung Höhlenausgang. „Na gut!“, zischte Schidon, packte noch fester zu und schoss wie ein Vogel aus der Höhle und zog Katharina mit sich! Draußen stieß er sie in Richtung Wald und baute sich vor der Höhle auf. „Schidon!“, dachte Katharina, „Das war gut! Danke! Aber bitte, flieh! Nimm Sindri und flieh!“ Schidon begann sich zu verwandeln, wieder nahm er die Vogelgestalt an und spannte schützend die Flügel. Katharina hob ungerührt die rechte Hand mit den langen Klauen. Plötzlich war Sinfita da (die Holzschüssel hatte er nicht dabei). Fassungslos starrte er auf Schidon und dann auf Katharina. „Schidon, was zum ..?“, begann er, aber Schidon unterbrach ihn, „Sie wird durch einen Splitter kontrolliert! Sindri ist verletzt!“. Plötzlich begann Katharina`s Mund zu reden. Es war nicht ihre Stimme, es war eine Männerstimme, hallen und brutal, „Sie steht unter meiner Kontrolle. Ihr werdet einer nach dem anderen von ihr geschlachtet werden.“ Die Stimme wechselte in Katharina`s Kopf, „Schidon zuerst, dann Sinfita!“ „Nein, nicht Sinfita!“, rief Katharina in Gedanken! Sie schwang ihren Arm. Die Kralle lösten sich und schossen auf Schidon zu! Sie durchbohrten ihn, sie gingen durch seinen Körper hindurch! Durch Brust, Bauch und Schultern! Ihr Körper wollte noch einmal auf Schidon zu stürmen, aber Sinfita packte Katharina von hinten und hielt sie fest. Katharina`s Hände konnten sich befreien und rammten Sinfita die nachgewachsenen Krallen in den Bauch. Mit einem leisen Schmerzenslaut ließ er sie los und wich kurz zurück. Katharina`s Körper drehte sich um und sah Sinfita an. Dann schoss Katharina`s Körper los! Er flog eigentlich! Sinfita drehte sich um und schoss davon. Katharina dicht auf seinen Fersen! „Sinfita! Renn weg! Bitte, kümmer‘ dich nicht um mich!“, heulte Katharina in Gedanken. Sinfita rutschte elegant einen steilen Hand hinunter und Katharina`s Körper dicht hinter ihm. Sie kamen zu einer Lichtung mit einem großen alten Baum in der Mitte. Vor ihm blieb Sinfita stehen und sah sich lauernd um. Wo war Katharina? Plötzlich schossen wieder die grünen Lichtkrallen auf ihn zu und warfen ihn an den Baum. Katharina trat aus den Büschen hervor. Die Augen vollkommen ausdruckslos! In der Hand hielt sie einen Bogen, auf den sie nun einen Pfeil spannte. „Los schieß!“, befahl die Stimme in ihrem Kopf. „Nein! Bitte nicht! Nein, nicht Sinfita! NICHT Sinfita! Nicht er!“, wimmerte Katharina. Plötzlich sprang ihr der Pfeil von der Sehne und landete in Gras! Katharina hatte die Kontrolle über ihren Körper zurück! „Sinfita, ich bitte dich, renn weg!“, keuchte sie erschöpft und fiel aus die Knie, „Mein Körper gehorcht mir nicht mehr! Er gehorcht einem Geist. Bitte, renn weg! Sonst ... sonst werde ich ... werde ich ....“ Tränen tropften auf das Gras. „Jetzt hör aber auf!“, schrie Sinfita und presste eine Hand auf eine Wunde an seiner Brust, „Ich .. ich werde ... ich kann nicht weglaufen! Und dich hier zurücklassen!“ Katharina erschrak, ihr Körper bewegte sich wieder von allein! Sie wollte es nicht! Sie kämpfte, aber er gehorchte trotzdem dem Geist, sie war zu schwach. Sie erhob sich wieder und legte den Pfeil auf die Sehne und zielte auf Sinfita. „Scheiße!“, murmelte er, „Er steuert sie wieder aus der Ferne!“ „Sinfita! Nein, nein!“, jammerte Katharina in Gedanken. Obwohl ihr Körper kontrolliert wurde, konnten ihre Gefühle nicht unterdrückt werden. Heiße Tränen liefen aus ihren Augen über ihr maskenhaftes Gesicht! In dem Moment als sie den Pfeil losließ schrie sie in Gedanken verzweifelt nach Sinfita. Sinfita gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich als der Pfeil sich durch seine Brust in den Baum bohrte. „NEIN!“, schrie Katharina verzweifelt und das durch ihren Mund! Der Splitter löste sich aus ihrem Körper und fiel mit einem leisen „Pling“ zu Boden. Ihr Bogen und der Pfeil, der Sinfita durchbohrt hatte, lösten sich in Nichts auf. „Sin ... Sinfita!“, keuchte Katharina entsetzt und lief zu ihm. Da der Pfeil verschwunden war, saß Sinfita, wie tot, an den Baumstamm gelehnt auf der Erde zwischen den großen Wurzeln. Seine weiße Tunika war von Blut durchtränkt und auch aus seinem Mund sickerte etwas Blut. Katharina weinte nur noch. Sie ließ sich auf die Knie fallen und klammerte sich an Sinfita fest. Warum nur? Warum nur musste das passieren? Warum war er nicht weggerannt? Warum hatte er nicht gegen sie gekämpft? Der Tod erschien Katharina besser, als ewig mit derartigen Schuldgefühlen zu leben. Sie fühlte jetzt erst, das Sinfita noch atmete! Er lebte noch! „Alles wegen mir!“, dachte sie verzweifelt und noch mehr Tränen rannen über ihr Gesicht. Ihre Ohnmacht, ihre Angst und ihre eigene Erschöpfung wurden so groß, dass sie irgendwie das Bewusstsein verlor. Sie hatte sich immer noch an Sinfita geklammert als nach über einer Stunde Sindri und Schidon auftauchten. Irgendwie wussten sie sofort was geschehen war. Sindri nahm Sinfita vorsichtig auf den Rücken und Schidon hob Katharina hoch. Schweigend brachten sie die Verletzten zurück zur Höhle, wo alles begonnen hatte. Kapitel 18: Schuldgefühle ------------------------- Es waren etwa drei Tage seit der Tragödie vergangen. Sindri und Schidon waren wieder gesund. Katharina und Sinfita waren auf dem Weg der Besserung. „Seltsam.“, hatte Sindri gesagt, als er sich Sinfita`s Wunden angesehen hatte, „Eigentlich müsste er tot sein! Diese Wunden hätten selbst einen Riesendämon getötet! Wieso überlebt dann mein Bruder?“ Katharina und Sinfita waren beide schon wieder bei Bewusstsein. Aber, während Sinfita Katharina`s Augen suchte, wich sie seinen Blicken aus. „Wir hätten uns in diesem Schloss nicht trennen sollen!“, dachte sie sich an den langen Tagen immer wieder, „Ich hätte sofort misstrauisch werden sollen, als dieser Splitter so offen in der Luft schwebte! Wegen mir haben alle so viel durch gemacht.“ Sie war als einzige nicht verletzt, nur vollkommen schwach und erschöpft. Sindri war heute weg um ein stärkendes Kraut zu suchen. Schon seit Stunden regnete es. Zum Glück konnte das Wasser nicht in die Höhle hinein. Katharina hatte sich an eine Wand gelehnt, einen der Pelze über sich gezogen und sah zum Eingang der Höhle. Ihr Miniwolf saß auf ihrem Schoss und ließ sich streicheln. Schidon wechselte wieder einmal Sinfita`s Verband. Seine Wunden hörten nur ganz langsam auf zu bluten. Katharina mied Sinfita`s Blicke, wie immer in letzter Zeit. „Es ist, als würde sich der Himmel genau so fühlen, wie ich.“, dachte Katharina traurig, „Ich möchte nur noch weinen. Aber davon ändert sich auch nichts!“ Ihre Gedanken wanderten weiter. Sie durchlebte noch einmal wie sie ihre eigenen Freunde angegriffen hatte. Noch einmal hörte sie Sinfita`s Stimme, „Ich kann nicht weglaufen! Und dich hier zurück lassen!“ „Warum hat er das gesagt?“, fragte sich Katharina wieder einmal, „Warum ist er nicht geflohen, als er die Gelegenheit hatte? Wieso tut er das?“ „Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte plötzlich Schidon, der mit Sinfita`s Verband fertig war und nun zu Katharina gekommen war. „Ja, alles in Ordnung.“, murmelte Katharina und warf einen kurzen Blick auf ihn. „Mach dir keine Vorwürfe!“, verlangte Schidon plötzlich, „Wir wissen doch alle, das du das nicht wolltest. Dieser Geist hat dich kontrolliert, du konntest nichts dafür.“ Katharina nickte langsam. Ja, vielleicht hatte er Recht, vielleicht. Es dauerte lange bis Sindri wieder kam. Als er, lange nach dem die Nacht angebrochen war, wiederkam war er bis auf die Knochen durchnässt. Die Haare waren zu dicken Strähnen zusammen geklebt. Er schüttelte sich ausgiebig und verspritzte nach allen Seiten das Wasser. In der Hand hielt er einige Blumen mit kleinen Blüten, die tiefblau waren. „Es gießt wie aus Kübeln!“, murmelte er, setzte sich ans Feuer und begann die Blumen zu zerrupfen. Katharina sah wieder auf ihren Miniwolf und achtete nicht mehr auf das, was um sie herum geschah. Erst als Sindri ihr einen kleinen Holzbecher hinhielt schrak sie auf. „Trink das.“, bat Sindri, „Es wird dir helfen.“ Katharina nahm den Becher in die Hand und verbrannte sich fast die Finger. Das Wasser war ganz heiß. Langsam schlürfte sie das Gebräu. Sinfita bekam ebenfalls einen Becher. Das Gebräu duftete süßlich und doch mild. Katharina spürte, wie ihr ganzer Körper wieder warm wurde. Das Zeug macht auch noch müde. Bei Menschen wirkte es eindeutig schneller, als bei Dämonen. Katharina wurde furchtbar müde und ließ sich gegen die Wand sinken. Es dauerte nicht lange und Katharina schlief tief und fest. Aber nicht lange. Es war schon nach Mitternacht, als sie wieder aufwachte. Sindri, Sinfita und Schidon schliefen. Katharina`s Blick wanderte über Sindri, Schidon und blieb an Sinfita hängen. Sofort traten ihr wieder die Tränen in die Augen. Sie wischte sich über die Augen und stand langsam und leise auf. Ebenso still verließ sie die Höhle und trat in den stillen, dunklen Wald. Die Erde und das Moos waren noch nass vom Regen. Katharina atmete die kalte, reine Luft ein und fühlte, das sie nicht mehr so schwach war. „Alles in Ordnung?“, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sinfita! Hatte er etwa seine Wunden vergessen um zu Katharina zu kommen. „Ja.“, murmelte Katharina und drehte den Kopf etwas nach rechts, als Sinfita ihr seine Hand auf die linke Schulter legte. „Was ist los?“, fragte Sinfita und strich Katharina mit den Fingern etwas durchs Haar. „Nichts.“, sagte Katharina, ließ die Berührung aber zu. „Du lügst.“, widersprach Sinfita, stellte sich vor sie und fasste sie bei den Schultern, „Du weichst mir ständig aus! Es ist, als hättest du Angst vor mir!“ „Hab ich nicht!“, sagte Katharina, drehte den Kopf und sah ihm in die Augen. Jetzt erst fiel ihr auf, wie nah er bei ihr stand. Sie berührten sich fast! Katharina spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann. „Was ist dann mit dir los?“, fragte Sinfita eindringlich und besorgt, „Warum weichst du mir dann aus?“ „Ich ... ich...“, Katharina brachte kaum ein Wort heraus. Sinfita`s Augen machten sie nervös und etwas ängstlich, „Deine ... Verletzungen. Ich bin doch..“ Sinfita ließ sie nicht ausreden. Er legte einfach seine Hand auf ihren Mund und brachte sie so zum Schweigen. „Du bist daran nicht Schuld! Wir hätten alle nicht so leichtsinnig sein sollen. Wir hätten sofort Verdacht schöpfen sollen, als niemand da war. Und das mit meinen Verletzungen, das hast du nicht gewollt. Du hast ja gegen die Kontrolle gekämpft! Du hast es ja kurz geschafft.“ „Warum bist du da nicht geflohen?“, fragte Katharina. Endlich! Wie sehr hatte ihr diese Frage auf dem Herzen gelegen. Sinfita sah sie mit unergründlichen Augen an, „Das hätte ich niemals übers Herz gebracht. Vielleicht wärst DU gestorben! Dann hätte ich niemals wieder Ruhe gefunden. Ich wollte dich nicht im Stich lassen.“ „Aber, weil du nicht geflohen bist, wurdest du doch so schwer verletzt!“, widersprach Katharina. „Hättest du dann die Kraft gehabt dich selbst von dem Splitter zu befreien?“, fragte Sinfita leise. Katharina zuckte etwas zurück. Das stimmte. Wenn Sinfita nicht verletzt worden wäre, dann hätte sie sich nie von dem Splitter befreien können. Sinfita hatte sie nicht allein lassen wollen, weil er sich zu große Sorgen gemacht hatte. „Und was die Verletzungen angeht, die sind seltsamerweise nicht so schlimm wie sie aussehen.“, sagte Sinfita und sah Katharina tief in die Augen, „Du weißt was ich meine! Du hast zwar genau gezielt, direkt auf ‘s Herz, aber trotzdem hast du den Pfeil verrissen! Rate mal, warum er nicht getroffen hat!“ Das war nicht nötig. Sie beide wusste es. Katharina`s Herz hatte den Pfeil verrissen, weil in ihnen beiden das stärkste Gefühl war, das es gibt. Ihre Gefühle waren nicht kontrolliert worden, darum hatte ihre Angst und Furcht um Sinfita den Pfeil verrissen. Langsam traten Tränen in ihre Augen. Sinfita zog Katharina dicht an sich heran und umarmte sie. Aus Katharina`s Augen liefen heiße Tränen. Sinfita hatte ihr nie Vorwürfe gemacht. Er hatte immer gewusst, das Katharina ihm nichts antun wollte. „Gehen wir wieder hinein.“, murmelte er, „Du bist noch geschwächt.“ Katharina nickte und er ließ sie los. Sie wollten gerade zurück in die Höhle gehen, aber in diesem Moment wurde es hell. Katharina drehte sich um und sah in den Himmel. Unzählige Sternschnuppen schossen über den schwarzen Himmel. Es waren bestimmt mehrere Millionen! Mit langen Schweifen sausten sie über den Himmel, sie sahen aus wie Regen, so schnell waren sie. „Was ist das?“, fragte Katharina hingerissen und beobachtet den Himmel. Sinfita trat neben sie und sah ebenfalls in den Himmel, „So viel ich weiß passiert das nur alle zehntausend Jahre. Ich hab so etwas noch nie erlebt. Aber mein Vater hat mir immer wieder davon erzählt.“ „Dann war dein Vater über zehntausend Jahre alt?“, fragte Katharina ungläubig, Sinfita nickte langsam. „Und wie alt bist dann du?“, fragte Katharina und sah ihn an. Er überlegte kurz, „Nur viertausend Jahre.“ „Nur?“, dachte Katharina, „Das hätte ich nicht gedacht!“ „Morgen gehen wir schon wieder in eine Welt.“, murmelte Sinfita plötzlich, „In die Welt der Magier, dort ist es nicht gefährlich.“ Katharina nickte langsam, Sinfita legte ihr noch einmal die Hand auf die Schulter. Zwischen ihnen entstand auf einmal ein merkwürdiges Gefühl der Zuneigung. Kapitel 19: Der weiße Magier ---------------------------- Am nächsten Tag waren Sinfita`s Wunden plötzlich verheilt. Und Katharina fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Das machte alles das Gebräu von Sindri, da war sich Katharina sicher. Sie stand vor der Höhle und spielte mit ihrem Miniwolf, der seine große Gestalt angenommen hatte. Sie warf einen Stock und er fing ihn im Flug. Sinfita saß auf einer Wurzel und sah ihr zu. „Geht es dir besser?“, fragte Katharina und warf den Stock in Richtung eines großen Baums. „Ja.“, antwortete Sinfita, „Sindri`s Wissen ist äußerst nützlich. Dieses Gebräu hat geholfen. Das du fit bist sieht man ja!“ Katharina lächelte, fing den Stock und warf ihn wieder. „Ihr seid zwar wieder bei Kräften, solltet euch aber nicht zu sehr anstrengen!“, sagte plötzlich Sindri, der aus der Höhle kam, Schidon folgte ihm. „Aber das ist doch nicht anstrengend! Jedenfalls für mich!“, erwiderte Katharina fing den Stock und behielt ihn in der Hand. Der Wolf landete hechelnd neben ihr und reckte sich. „Trotzdem!“, beharrte Sindri, „Mach lieber etwas langsamer!“ Katharina blies gegen ihren Pony und nickte. „Sinfita, du fliegst heute nicht selbst!“, bestimmte Sindri und sah seinen Bruder an. „Aber mir geht`s gut!“, widersprach der. „Vielleicht, aber du schonst dich gefälligst. Du wirst hinter Katharina sitzen.“ Sinfita knurrte irgend etwas, stand auf und ging zu Katharina. „Wenn dann alles geklärt ist, dann können wir doch los?“, fragte Schidon und sah Sindri an. „Natürlich!“, meinte der und schoss mit einem Sprung in die Luft. Schidon nahm seine Vogelgestalt an und folgte ihm mit wenigen Flügelschlägen. Katharina schwang sich auf ihren Wolf und Sinfita kletterte hinter sie. Er schlang einen Arm um ihre Hüfte und hielt sich fest. Der Wolf schoss steil in die Höhe und zu dem Weltentor, das Sindri schon geöffnet hatte und jetzt davor wartete. Zusammen flogen sie hinein, durch den Wirbel aus Formen und Farben. Dann wurde es plötzlich dunkler. „Es dämmert hier bereits.“, flüsterte Sinfita Katharina ins Ohr, „Hier herrscht ein anderer Zeitrhythmus als in der Menschenwelt.“ „Da hinten!“, rief Sindri neben Katharina, „Da hinten ist die Hochburg der Magier. Dort wohnt auch der weiße Magier Andron, er behütet einen Splitter des Schwertes.“ Sindri`s und Sinfita`s Kleidung leuchtete in der untergehenden Sonne rötlich. Schidon sah aus wie ein Adler aus der Welt des Feuers. Die Sonne ging direkt hinter der Hochburg unter, die als großer Kasten auf einen zerklüfteten Berg stand. Es dauerte gar nicht lange, da landeten sie auf dem Treppenabsatz vor der Treppe zum Portal. Die Burg war aus schwarzem Gestein erbaut und überall waren Drachenskulpturen an den Wänden und Ecken. Rechts und links vom Tor standen gigantische Drachenstatuen. Aufgerissene Mäuler und gefährliche Augen blitzten sie an. Sinfita und Katharina kletterten von dem Wolf, der wieder seine kleine Gestalt annahm. Er sprang sofort in Katharina`s Rucksack. Schidon nahm wieder seine normale Gestalt an. Zusammen stiegen sie die letzten Stufen hinauf. Noch bevor sie das Tor erreicht hatten öffnete es sich. Ein großer Mann mit schwarzer Kutte, einem Stab aus Holz mit einem Stein am oberen Ende und einem Schwert am Gürtel trat heraus und sah ihnen entgegen. „Ihr müsst friedlich gesinnt sein, wenn ihr so offen vor dem Tore landet.“, sagte er mit dunkler Stimme. „Das sind wir.“, erwiderte Sindri ehrenvoll. „Wer seid ihr?“, wollte der Magier wissen. „Ich bin Sindri aus der Dämonenwelt, mit meinem Bruder Sinfita. Das hier ist Schidon aus der finsteren Welt und Katharina, ein Menschenmädchen aus einer unbekannten Welt.“, zählte Sindri auf. Der Stein auf dem Stock des Mannes begann zu leuchten. Er sah sie alle reihum an. „Und was wollt ihr?“, fragte er dann. „Wir wollen zu Andron, dem weißen Magier.“, erwiderte Sindri. „Wartet einen Moment.“, bat der Mann und verschwand in die Burg. Etwas später kam er wieder, „Er wird euch empfangen. Folgt mir. Aber lasst die Waffen ruhen!“ Die Freunde stiegen die letzten Stufen hinauf und folgten ihm durch einen kleinen Hof mit Ställen und einem Brunnen. Es ging in eine kleine Halle und dann eine Treppe hinauf. Sie wurde zur Wendeltreppe und führte offenbar in einen Turm. Sie kamen zu einem Absatz und der Mann ließ sie allein weitergehen. Sie kamen zu einer angelehnten Tür. Sindri wollte klopfen, aber eine Stimme rief, „Kommt rein!“ Sindri sah etwas nervös zu den anderen und drückte die Tür auf und sie traten zögernd ein. Sie waren in einem kreisrundem Raum, der ziemlich groß war. Der Tür gegenüber stand ein großer roter Sessel, vor dem in einem Kamin ein Feuer brannte. Das Feuer und einige Kerzen auf dem großen, überfüllten Schreibtisch waren die einzigen Lichtquellen. Rechts neben der Tür war eine weitere Treppe, die wieder weiter hinauf führte. In dem Raum gab es einen Schreibtisch und einen großen Holzschrank der mit Schnitzereien verziert war. In dem Sessel saß jemand. „Ich wusste, dass ihr zu mir wollt.“, sagte eine Stimme aus dem Sessel und dieser jemand erhob sich. Andron, der weiße Magier sah sehr jung aus, vielleicht zwanzig bis dreißig Jahre alt, seine Haare waren tiefschwarz. Er trug ebenfalls eine Kutte, aber seine war schneeweiß und schimmerte. Er war größer als Sinfita! Er sah sie alle reihum an. Jedem sah er tief in die Augen. Es war, als wolle er in ihre Herzen schauen. Eine unheimliche Stille entstand. „Ihr wollt also alle Splitter des Schwerts der Macht sammeln.“, meinte er dann und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, „Dann werdet ihr auch in die Geisterwelt gehen müssen.“ „Ja, leider!“, erwiderte Sindri, „Aber dorthin gehen wir zum Schluss.“ „Und was wenn ihr sie zu euch lockt?“, fragte Andron mit leuchtenden Augen. „Was meint Ihr?“, fragte Sinfita verdutzt. „Ich an eurer Stelle würde zum Schluss mit allen Splittern, die ihr bekommen habt in die Welt der Dämonen gehen und sie dort erwarten.“, erklärte Andron, „Wenn ihr das tut, dann werden die Geister kommen um sie euch wegzunehmen. Dann könnt ihr die Splitter der Geister hohlen und sie kann das Schwert vereinen.“ Sinfita sah zu Katharina. „Das wäre denkbar.“, murmelte Sindri, „Aber was, wenn sie uns bereits im Schloss erwarten?“ „Dann werdet ihr ebenfalls kämpfen müssen.“, erwiderte Andron, „Im übrigen wird eure Suche immer gefährlicher, wie ihr schon gemerkt haben solltet.“ Er sah Katharina an, sie wich seinen Blicken aus und sah in das flackernd Feuer. „Es war nicht ihre Schuld!“, knurrte Sinfita und starrte Andron an. „Ich weiß, aber ihr braucht etwas, das euch vor Gefahren warnt. Einen Talisman, oder so etwas.“ „Katharina und ich haben schon so etwas ähnliches.“, meinte Sinfita und zeigte dem Zauberer die Kette, die sie von Janara, zu Beginn ihrer Reise bekommen hatten. Andron nickte, „Das ist schon mal gut. So viel ich weiß, bringt ihr beide euch am meisten in Gefahr.“ Sinfita und Katharina sogen gleichzeitig Luft ein und sahen sich an. Dann grinsten sie plötzlich. Andron stand auf und ging an ihnen vorbei zu dem Schrank. „Aber ihr alle braucht etwas wesentlich Mächtigeres. Ich glaube ich finde dazu noch etwas. Aber den Splitter bekommt ihr auf jeden Fall.“ Er kramte in dem Schrank herum und zog einen schlichten Holzstab heraus, es war wohl ein Zauberstab. Aber bevor er zu zaubern begann zog er eine kleine Glasflasche aus seiner Kutte und zerdrückte sie. Zwischen den Glassplittern in seiner Hand lag ein großer Splitter des Schwerts. Er nickte Katharina zu und sie nahm den Splitter aus seiner Hand und steckte ihn in den Beutel an ihrem Gürtel. „Gut.“, meinte Andron, „Und jetzt bekommt ihr die Talismane.“ Er schwang den Zauberstab erst über sie alle und deutete dann auf jeden einzeln. Aus dem Zauberstab des Magiers schossen vier Lichtstrahlen, die jeden der Freunde über der Brust an der rechten Schulter trafen. Die Stellen leuchteten! Katharina starrte erschrocken an die leuchtende Stelle. Als das Leuchten verblasste zog sie den Kragen ihres Seidenhemdes zur Seite und sah das, was an dieser Stelle entstanden war. An der Stelle, an der sie getroffen worden war befand sich so etwas wie ein Tattoo. Es war ein seltsames Zeichen. Eine bläuliche Mondsichel, durch die ein Schwert gestochen worden war. Zwischen den spitzen Enden der Sichel war ein Stern. Das Zeichen war nur fünf Zentimeter breit und lang, eigentlich nicht so auffällig „Das ist ein Jahrtausende altes Zeichen. Es tragen nur wenige auserwählte Personen.“, erklärte Andron, während die anderen ihre Zeichen bestaunten, „Ich glaube, das ihr würdig seid es zu tragen. Außerdem braucht ihr einen starken Schutz, der euch zu den anderen zurückführt und mit dem ihr Barrieren errichten könnt um euch zu schützen. Es ist nicht immer zu sehen, sondern nur bei Gefahr und wenn ihr Barrieren errichtet. Je größer die Gefahr ist, desto deutlicher wird es zu sehen sein.“ Langsam zog sich die Farbe in Katharina`s Körper zurück und nichts war mehr zu sehen. Sie konnte es spüren, dieses Zeichen war unglaublich stark. „Wir danken Euch, Andron.“, sagte Sindri für alle. „Tut mir einen Gefallen und besiegt die Geister für immer.“, bat Andron. Das war eine Fangfrage! Katharina antwortete für Sindri, „Versprechen können wir nichts. Es kann noch sehr viel geschehen. Aber wir werden alles tun, was in unserer Macht steht.“ Andron lächelte, „Genau das wollte ich hören! Viel Glück! Ich werde vielleicht zu entscheidenden Schlacht kommen!“ Damit verließen die Freunde den Raum des Magiers. Sie hatten sich den Weg zurück zum Tor gut gemerkt. Nach ein paar Minuten verließen sie die Burg. Inzwischen war es vollkommen dunkel geworden. „So, und jetzt geht es in die Welt der Zwerge. Wir müssen in ihre Bergwerke, tief unter der Erde bewahren sie den Splitter auf. Beeilen wir uns.“ Katharina nickte und holte ihren Miniwolf aus dem Rucksack. Der knurrte etwas, weil er geweckt worden war, aber er verwandelte sich und wartete, bis Sinfita und Katharina aufgestiegen waren. Dann stießen sich alle gleichzeitig vom Boden ab und flogen hinauf in den Himmel und in den Weltentunnel. Sie waren gerade mitten im Wirbel aus Farben und Formen, als plötzlich überall schwarze Risse entstanden, aus denen ein gewaltig starker Sog kam! Sinfita klammerte sich fest an Katharina und die an ihren Wolf. Der Wind war unheimlich stark! Katharina wusste nicht, wie sie sich auf ihrem Wolf halten konnte. Schidon und Sindri wurden in verschiedene Risse gesaugt! Katharina und Sinfita mit dem Wolf in den gleichen! Katharina schrie erschrocken und panisch auf, als die Finsternis sie umhüllte! Die Dunkelheit erstickte ihren Schrei, er war nicht mehr zu hören! Aber sie hörte Schidon und Sindri rufen, dann verlor sie das Bewusstsein. Kapitel 20: Getrennte Wege -------------------------- „Katharina! Katharina!“ Eine Stimme rief nach ihr, es war Sinfita. Dann griff eine Hand nach ihrem Oberarm und rüttelte an ihr. Langsam kam Katharina wieder zu sich. Sie öffnete die Augen, machte Sinfita`s Hand von sich los und richtete sich auf. „Wo sind wir?“, fragte sie und sah sich um. Sie waren in der Ruine eines gigantischen Schlosses. Es war dunkel, nur der Vollmond warf sein silbriges Licht auf diese Welt. „Das hier ist eine verlassene Welt.“, erklärte Sinfita, der neben ihr kniete. Der Miniwolf saß auf seinem Schoss. „Wahrscheinlich haben uns die Geister hierher verbannt. Aber wir werden hier schon raus kommen. Sindri und Schidon sind irgendwo anders.“ Sinfita stand auf, nahm den Wolf auf den Arm und reichte Katharina die Hand, „Jetzt ist es wieder wie am Anfang, als nur wie beide unterwegs waren.“ Katharina nahm seine Hand und ließ sich auf die Beine helfen. „Und jetzt?“, fragte sie und ließ den Miniwolf in ihren Rucksack steigen. „Jetzt verschwinden wir erst mal aus dieser Ruine!“, meinte Sinfita und kletterte über einen der vielen gewaltigen Felsblock. Katharina folgte ihm so schnell sie konnte. Dieses Trümmerfeld schien endlos zu sein. Sie kletterten über Felsblöcke oder gingen um sie herum, wenn es ging. „Ich frage mich, ob hier noch jemand lebt.“, meinte Katharina, als sie hinter Sinfita einen Felsblock hinauf kletterte. Er drehte sich nach ihr um, „Nein, hier lebt niemand mehr. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen, dass in dieser Welt noch irgend jemand lebt. Alle anderen Städte und Schlösser, die hier waren, sind bestimmt zerstört. Die Wälder sind abgebrannt und alles ist kahl. Nicht einmal Tiere leben hier, glaube ich.“ Sinfita sprang von dem Felsen herunter, drehte sich um und fing Katharina auf, die ihm hinterher gesprungen war. Plötzlich merkte er auf und griff nach seinem Schwert. „Was ist?“, fragte Katharina erschrocken, als Sinfita sie gegen den Felsen drückte. Er zuckte mit den Schultern und sah spähend umher. In seiner Hand hielt er sein Schwert. Plötzlich konnte Katharina eine schattenhafte Silhouette sehen. Sie stieg langsam auf einen der Felsblöcke vor ihnen. „Was wollt ihr hier? Seid ihr Beauftragte der Geister, die unsere Welt vernichteten?“, fragte eine männliche Stimme. Sinfita ließ sein Schwert sinken. „Wir arbeiten nicht für die Geister!“, sagte er etwas zornig, „Wir kämpfen gegen sie und wollen sie für immer bannen! Sie haben uns von unseren Freunden getrennt und hierher gebracht.“ „Ihr wollt uns also nichts böses?“, fragte der Mann noch einmal. „Garantiert nichts Böses!“, versicherte Sinfita und schob sein Schwert zurück in die Scheide. Plötzlich wurde das Licht der Sterne und des Mondes sehr hell. Katharina konnte den Mann nun genau sehen. Er war groß und schlank. Sein Körper war mit schwarzem Fell überzogen und er hatte keine menschlichen Ohren, sondern Katzenohren, die aus seinem längeren, struweligen Haaren herausragten. Das Gesicht war frei von Fell (es war menschlich, mit menschlicher Nase, die unten schwarz war), aber die Haut war verfärbt, wie bei Tattoo’s. Sie zeichneten das Muster eines Katzenfells nach. Auf seiner Brust war von Hals ab ein Dreieck, das dasselbe Muster wie das Fell eines Tigers. Als Verlängerung des Steißbeins hatte er außerdem einen Katzenschwanz. Sein Fell schimmerte silbrig im Mondlicht. Der Mann stieg vorsichtig zu ihnen herunter. Katharina entdeckte eine frische Wunde an seiner Seite. „Wer seid ihr?“, wollte er wissen und die senkrechten Pupillen sahen erst auf Sinfita und dann auf Katharina. „Ich bin Sinfita aus der Welt der Dämonen und das ist Katharina, aus einer unbekannten Welt.“, antwortete Sinfita (Das ewige Vorstellen nervte ihn bereits) , „Und wer bist du?“ „Mein Name ist Asro, ich bin aus der Welt der Katzenmenschen. Kommt lieber mit. Hier sind wir nicht sicher. Die Geister können immer wieder auftauchen.“, sagte er und drehte sich um. „Können wir im trauen?“, fragte Sinfita an Katharina gewandt. „Ja.“, erwiderte Katharina, „Er ist ehrlich gewesen.“ Sie folgten Asro. Er führte sie geschickt durch das Labyrinth aus Felsen und Mauerresten zu einem kleinen Tal, das mitten im abgebrannten, verkohlten Wald lag. Große Felszacken, wie Reißzähne, rahmten das Tal ein und machten das Eindringen unmöglich. Asro führte sie zu einem großen Felsen und drückte die Hand darauf. Katharina sah, das seine Fingernägel lang, scharf und gebogen waren. Der Felsen versank in der Erde und sie kamen auf einen schmalen Weg, der ins Tal führte. „Asro!“, rief eine erleichterte Mädchenstimme und im nächsten Augenblick fiel Asro ein Mädchen um den Hals. Es hatte ebenfalls ein Fell, einen Schwanz und Katzenohren. Sie hatte ein schneeweißes Fell, Ihre Haare waren fast hüftlang. Sie ließ ihn los und starrte dann erschrocken auf Katharina und Sinfita. „Keine Sorge, Jenim. Sie arbeiten nicht für die Geister. Sie kämpfen gegen sie.“, erklärte Asro schnell, dann drehte er sich zu ihnen um, „Kommt mit. Ihr müsst mir erklären, wie ihr hierher gekommen seid und was passiert ist.“ Er führte sie weiter in das Tal. Von überall her kamen nun solche Katzenmenschen. Misstrauisch und ängstlich verfolgten sie mit den Augen Katharina und Sinfita. Sie hatten alle verschiedene Farben. Das Mädchen von vorhin, Jenim, hielt sich dicht neben Asro. Sie schien seine Freundin zu sein. Asro führte sie zu einem kleinen alten Schloss. Es war alt und schon etwas brüchig. Dort kamen sie in ein kleine Halle mit Stühlen, einem Tisch und einem Feuer im Kamin. Als sie sich gesetzt hatten ließ sich Asro von Sinfita erklären was geschehen war. „Wir wollten jetzt eigentlich in die Welt der Zwerge, aber der Weltentunnel ist zerrissen. So sind wir hier gelandet und die anderen sind wohl in anderen Welten.“, schloss Sinfita die Erklärung. Asro nickte, „Ich verstehe. Durch das Schwert der Macht können die Geister besiegt werden. Entschuldigt bitte, das ich euch für Diener der Geister gehalten habe. Aber sie haben unsere Welt ausgelöscht. Wir sind hierher geflohen, aber sie kommen manchmal her um uns zu suchen. Noch haben sie uns aber nicht. Aber, es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis sie uns haben. Sie wollen wohl selbst den letzten Rest von uns auslöschen. Als die Geister in unsere Welt eindrangen waren wir über fünf Millionen. Jetzt sind wir nur noch fünfzig.“ Katharina konnte DAS nicht glauben! Fünf Millionen! Und jetzt nur noch fünfzig, und immer noch gejagt. Sie sah Sinfita an. Er schien ebenso entsetzt zu sein wie sie. Still schweigend kamen sie überein, dass sie jetzt einen Grund mehr hatten um die Geister zu besiegen. Asro begann heftig zu blinzeln. „Er weint fast.“, dachte Katharina traurig und sah zu Jenim, die auf dem schäbigen Teppich vor dem flackernden Feuer saß und sich wärmte. „Woher hast du eigentlich deine Wunde?“, fragte Sinfita plötzlich und Asro zuckte zusammen. „Es gibt hier noch einige Ungeheuer. Für die sind wir Delikatessen. Bevor ich auf euch traf, bin ich mit Müh und Not einem entkommen.“ Plötzlich flog die Tür auf und ein anderer Mann stürmte herein, „Asro! Unsere Späher melden, das ein riesiger Vogel über den Himmel fliegt! Außerdem ist noch ein Dämonen aufgetaucht!“ Asro sprang entsetzt auf und rannte aus der Halle. Katharina und Sinfita folgten ihm so schnell wie möglich. Asro lief zu dem großen Platz mitten im Tal und sah in den Himmel. Überall standen andere Katzenmenschen, die ebenfalls in den Himmel sahen. „Das ist vielleicht Schidon!“, raunte Katharina Sinfita zu und sah ebenfalls in den Himmel. Der Mond erleuchtete alles. „Da!“, rief Jenim, die ihnen gefolgt war und deutete hinauf. Ein großer Vogel mit glänzenden Federn schoss über den Himmel. „Das ist Schidon!“, flüsterte Sinfita Katharina zu. Schidon schien sie auch bemerkt zu haben, denn er ging in einen steilen Sturzflug. Schreien nahm den Menge reiß aus. „Verschwinden wir!“, rief Asro und wollte weglaufen, dann erstarrte er, „Was ist? Sagt bloß, der da oben ist einer eurer Freunde!“ „Ja, das ist Schidon!“, antworte Sinfita und sah auf Asro, „Und der andere Dämon ist mein liebes Brüderchen Sindri. Holt ihn besser, bevor er auch auf Geister trifft.“ Katharina beobachtet, wie Schidon die Federn ausfielen und er als Mensch geschickt vor ihnen landete. Bevor Katharina reagieren konnte hatte er sie schon in seine Arme gezogen, „Ich hab mir solche Sorgen um euch gemacht!“ Sinfita sah ihn mit geballten Fäusten wütend und gereizt an! Was erlaubte der sich schon wieder?! Schidon ließ Katharina wieder los und sah auf Asro, der ihn etwas misstrauisch ansah. Er winkte einen anderen Katzenmenschen her und sagte ihm irgend etwas. Der andere nickte und lief los, den Weg entlang, den sie gekommen waren. „Das ist also Schidon, euer Freund.“, stellte Asro fest und musterte Schidon. Jetzt wagten sich die Geflohenen wieder hervor. „Asro, weißt du vielleicht wie viele Splitter die Geister hatten, als sie eure Welt angriffen?“, fragte Sinfita Asro, als sie sich auf den Rückweg zum Schloss machten. Asro griff nach seinem Ohr und meinte dann, „Ich glaube das waren zehn oder elf. Aber jetzt werden es wohl mehr sein.“ „Ganz sicher sogar!“, meinte Katharina nachdenklich, „Sie sind ja genauso wie wir auf der Suche nach ihnen.“ Asro nickte langsam und drückte das Tor zum Schloss wieder auf. Sie gingen wieder in die Halle und warteten dort. Asro unterhielt sich mit Sinfita und Schidon über die Geister. Katharina stand am Fenster zum Tal und wartete. Jenim war bei ihr. Sie saß auf dem Fensterbrett und sah hinaus. „Hast du eigentlich noch eine Familie?“, fragte Katharina, die nicht nur schweigen wollte. Jenim zuckte zusammen und schüttelte den Kopf, „Die Geister haben alle getötet. Asro hat mich gerettet. Wenn bei uns ein Junge ein Mädchen vor einer tödlichen Gefahr rettet, ist sie seine Verlobte!“ „Du bist also mit Asro verlobt?“, fragte Katharina erstaunt und dachte, „Dann wäre ich schon lange mit Sinfita verlobt!“ Katharina lief rot an. Jenim bemerkte das und rieb ihren Kopf lächelnd an ihrem Oberarm, wie es Katzen machten. Katharina unterhielt sie weiter mit Jenim. Endlich sah Katharina, wie ein weißer Punkt an dem beweglichen Felsen auftauchte. Ein gelblicher Punkt führte ihn über den Weg zum Schloss. Ein paar Minuten später konnte Katharina Sindri ganz genau erkennen. Er sah sie und winkte ihr lachend zu. Sie winkte zurück. Sekunden später trat er ebenfalls in die Halle und dann gab es ein großes Hallo! Asro lächelte, dann wurde er wieder ernst, „Ihr werdet jetzt wohl gehen müssen. Ihr habt noch einen langen Weg vor euch.“ „Ja, du hast Recht.“, antwortete Sinfita und zusammen verließen sie das Schloss. Katharina holte ihren Miniwolf aus ihrem Rucksack und ließ ihn wieder groß werden. Dann stieg sie auf. Schidon verwandelte sich in seine Vogelgestalt. Sinfita verabschiedete sich von Asro und versicherte ihm, dass sie auch seine Welt von den Geistern befreien wollten. „Gebt nicht auf!“, sagte Katharina, als Sinfita hinter sie auf den Wolf kletterte. Sindri verabschiedete sich auch noch und stieß sich dann vom Boden ab uns schoss hinauf in den Himmel. Katharina`s Wolf und Schidon folgten ihm in den Weltentunnel. „Wir werden die Welt der Katzenmenschen befreien!“, raunte Sinfita Katharina ins Ohr. Sie nickte entschlossen. Kapitel 21: Der Steinkreis -------------------------- „Weshalb sind wir nicht in die Welt der Zwerge?“, fragte Katharina, als sie in der Welt der Dyreda ankamen. „Ich dachte, wir sollten zuerst mal zu den Dyreda's gehen. Hier sind wir auf jeden Fall willkommen.“, erklärte Sindri und landete neben Katharina auf der gigantischen Wiese, „Ich war hier schon einmal. Sie sind sehr freundlich, aber euch etwas stolz.“ „Was sind denn überhaupt D ... Dyre .... dingsda?“ , fragte Sinfita und brach sich fast die Zunge. Katharina grinste, aber Sindri sah ihn etwas kritisierend an, „Dyreda! Dyreda sind so etwas wie Waldgeister. Sie haben sehr starke magische Fähigkeiten und sogar einige Schwertsplitter.“ Katharina wartete, bis Sinfita abgesessen hatte und kletterte dann selbst von ihrem Wolf herunter. Etwa drei Kilometer von ihnen entfernt begann ein großer Wald. Direkt hinter der Gruppe war eine Brandung. Diese Welt war also eine große Insel. Ein sanfter Wind wehte vom Meer her. „Kommt, wir gehen in die große Stätte der Dyreda.“, meinte Sindri und ging einen schmalen Trampelpfad entlang. Katharina folgte ihm sofort. Ihr Wolf wurde wieder zum Miniwolf, der ganz begeistert im Zickzack über die Wiese jagte. Katharina konnte sich nicht satt sehen an all den seltsamen und schönen Pflanzen, die auf dieser Wiese blühten. Da waren Blumen, die über zwei Meter groß waren und faustgroße Blüten in allen möglichen Farben hatten. Hin und wieder wucherte auch eine Pflanze, die Efeu sehr ähnlich war über das Gras. Sie leuchtete und hatte ein sehr edles Grün. Katharina stieß zu Sindri auf. „Was ist das da für eine Pflanze?“, fragte Katharina und deutete auf den Efeu. „Das ist eine magische Pflanze. Sie heißt Palan. Bei den Dyreda's ist sie als Opfergegenstand bekannt. Sie haben einen großen Steinkreis, in dem sie regelmäßig Palan opfern um den großen blauen Drachen, der diese Welt beschützt zu stärken. Im Steinkreis sind auch die Schwertsplitter.“ Katharina nickte, das konnte sie sich gut vorstellen. Sie sah weiter nach den Pflanzen. Immer wieder entdeckte sie sehr seltsame Sachen. Dicht neben dem Weg wuchsen manchmal niedrige, aber lange Büsche mit langen, spitzen Blättern. Die Blätter waren sehr dick, fast wie bei manchen Pflanzen in Katharina`s Welt. Sie fragte Sindri immer wieder nach solchen und anderen Pflanzen. Er erklärte es ihr ganz geduldig, aber bei manchen wusste er auch nicht, was es war. Das mit den länglichen, dicken Blättern war Wasserkraut. Es wuchs nur über Wasserquellen. Eine unscheinbare Blume mit kleinen weißen Blüten war etwas ganz besonderes. Die Blüten färbten sich bei einer Sonnenfinsternis blau und rot. Wenn man sie zu diesem Zeitpunkt pflückte hatte sie heilerische Fähigkeiten. Rot stoppte innere Blutungen und blau verschloss tiefe Wunden. Endlich erreichten sie den Wald. Er war so ursprünglich, dass sich Katharina wie eine Elfe vorkam. Manchmal konnte sie knorrige Bäume sehen. Einmal kamen sie an einem großen, geraden Baum vorbei. Das war, erklärte Sindri, ein Allorn. Diese Baumart wuchs nur hier und nirgendwo sonst. Sie folgten dem Weg weiter und gelangten zu einer sehr großen Lichtung, die mit weißen Steinen bepflastert war. In der Mitte standen zwei Statuen. Eine Frau und ein Mann. Die Frau trug ein Kleid, das schulterfrei war. Der Mann hatte eine enge Hose, Stiefel und eine weite Tunika an. Rund um die Statuen standen große aber zierliche Häuser. Überall standen zierliche Wesen, wie aus Licht geformt. „Sind das Dyreda?“, fragte Katharina ungläubig und ihr Miniwolf sprang auf ihren Arm. „Was wollt ihr hier?“, rief eine der Dyreda's misstrauisch, „Wer seid ihr?“ „Benachrichtigt Laufeyja, die Priesterin des Steinkreises. Sie wird verstehen.“, rief Sindri zurück. Seine Kenntnis beruhigte die Dyreda und sie ging. Ein paar Minuten kam sie wieder mit einer anderen im Schlepptau. Die Frau kam langsam zu ihnen und lächelte, „Ich wusste, das du irgendwann wiederkommst, Sindri! Aber du hättest dir keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können!“ Ihre Stimme klang sehr traurig und niedergeschlagen. „Wieso?“, fragte Sindri besorgt, „Was ist geschehen?“ „Ein paar Feuerteufel aus der zerstörten Teufelwelt sind hierher gekommen und haben den Steinkreis in Besitz genommen! Schon seit über einem Jahr können wir kein Palan mehr opfern! Wir werden immer kleiner und schwächer. Wenn nicht bald etwas geschieht, dann werden wir für immer ins Jenseits verschwinden.“ Sindri schwieg betroffen. Das Opfern von Palan war für die Dyreda's überlebenswichtig! Aber, man musste doch etwas dagegen tun können! „Was ist mit den Splittern des Schwerts der Macht?“, fragte Sinfita vorsichtig, „Haben diese Teufel sie schon?“ „Nein, noch nicht!“, antwortete Laufeyja. „Gegen was sind diese Teufel schwach?“, fragte Sindri. Die Priesterin überlegte etwas. „Ich glaube gegen Bänne. Bannpfeile und so etwas! Wir haben schon alles andere versucht, aber das ist das einzige, das wir nicht können.“ „Scheiße!“, dachte Katharina erschrocken, „Immer ich!“ Wieder einmal blieb alles an ihr hängen! Sindri drehte sich schon zu ihr um. Sinfita und Schidon sahen sie ebenfalls fordernd an. „Sie kann Bannpfeile verschießen!“, sagte Sindri und deutete auf Katharina. Laufeyja war begeistert, „Stimmt das?“ Katharina nickte. „Wenn du es wirklich schaffst diese Feuerteufel zu töten, dann bekommst du alle Splitter des Schwerts der Macht, die wir haben. Deswegen seid ihr ja da!“ Sindri nickte, „Kannst du uns zu dem Weg, der zum Steinkreis führt, bringen?“ „Ja, kann ich, natürlich!“, erwiderte Laufeyja, „Aber nur sie darf ihn betreten! Ihr müsst warten!“ „Na toll!“, meinte Katharina leise zu Sindri, als Laufeyja sie durch die Stätte führte, „Da hast du mir ja ganz schön was eingebrockt!“ „Tut mir Leid!“, flüsterte Sindri, „Ich dachte, wir dürften mit dir mitgehen!“ Sie schwiegen wieder. Besonders Sinfita schien äußerst besorgt zu sein. Von überall her wurde die Gruppe von den großen blauen Augen der zierlichen Dyreda’s beobachtet und verfolgt. Es war so, als hätten sie Angst, wären aber gleichzeitig unendlich neugierig. Laufeyja führte sie einen kurzen Weg entlang zu einem Tor mit zwei Statuen, die jedem die Handfläche entgegen streckten. Dort blieb die Priesterin stehen. „Wenn du diesem Weg folgst, dann wirst du zum Steinkreis kommen. Viel Glück.“ Katharina holte tief Luft und wollte losgehen. Sindri nickte ihr zu und Sinfita legt ihr noch einmal die Hand auf die Schultern. Schidon deutete ein Lächeln an, warf aber einen vielsagenden Blick in Richtung Sinfita. Dann ging Katharina durch das Tor auf den Steinplattenweg. Ihre Umgebung war verkohlt und dumpf. Katharina nahm ihren Bogen vom Rücken und hielt ihn bereit in der Hand. „Hoffentlich geht das gut!“, dachte sie, während sie sich entfernte, „Bitte lass alles gut gehen! Lass mich diese Teufel besiegen können! Ich bin keine Scharfschützin!“ Plötzlich tauchte vor ihr eine kleine Gestalt mit großem Kopf und langer Nase auf, ein Goblin! Katharina zog ihr Schwert und stieß es ihm durch den Rücken. Er kippte um und blieb liegen. Katharina stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und schlich weiter. Endlich sah sie einen großen Felsen, um den der Weg einen Knick machte. Plötzlich brannte etwas auf ihrer Schulter. Sie zog die Tunika zu Seite und sah das Tattoo von dem Magier. Es trat blutrot aus der Haut hervor. „Große Gefahr!“, wusste Katharina sofort. Sie schlich langsam zum Felsen und sah um die Ecke. Da war ein Kreis aus elf großen Steinen, die sich nicht berührten. Dahinter war eine Felswand, auf der die Umrisse eines Drachenbildes erkennbar waren. Man konnte die Macht dieses Bildes wie die Hitze eines Feuers spüren. Katharina zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn in den Bogen ein. Sie holte noch einmal tief Luft und ging mitten auf den Weg und sah zum Steinkreis. Die neun Teufel wandten sich zu ihr um. Sie waren groß und trugen zerlumpte rote Kleidung. Auf dem Kopf eine Art Helm mit Hirschgeweih darauf. Katharina hob den Bogen und zielte. Die Teufel begannen zu lachen und blieben stehen. Dann begann der Pfeil zu leuchten und wurde immer heller. „Ein Bannpfeil!“, knurrte einer der Teufel, aber Katharina hatte schon losgelassen. Er schoss mitten in die Gruppe der Teufel hinein und durch sie hindurch in die Steinwand. Katharina hatte fünf Teufel erwischt, die anderen lebten noch. Bevor Katharina einen Pfeil einlegen konnte schossen schon Feuerbälle auf sie zu. „Leb wohl, Welt!“, dachte Katharina und hob die Arme vor die Augen. Aber die Feuerbälle prallten alle von einem kugelförmigen Schutzschild ab! Das war das Werk dieses Tattoo’s, es hatte eine Barriere errichtet! Katharina sah auf und traute ihren Augen nicht. Die schwarzen Umrisse auf dem Felsen begannen sich zu bewegen! Dann drang langsam ein azurblauer Drache aus dem Felsen. Er schoss aus dem Felsen, ließ sich fallen und zerquetschte die letzten vier Feuerteufel. Der Drache sah aus wie eine lange Schlange mit einer durchgehenden Mähne, die dann nur noch ein schmaler Streifen auf dem Rücken war. Auf seinem Rücken waren gigantische blaue Adlerflügel, die mindestens eine Spannweite von 20 Metern hatten, jede Seite! Die Beine ragten am Bauch heraus und hatten fließendes Haar an den Knöcheln. Die Haut des Drachen schimmerte und glänzte, dass einem fast schwindelig wurde. Katharina`s Barriere verschwand und sie war wieder sicher. „Danke!“, sagte Katharina und befestigte den Bogen wieder auf ihrem Rücken, „Du hast mich gerettet!“ Der Drache strahlte eine so liebenswürdige, vertrauensvolle Aura aus, dass sie sich nicht fürchtete. „Ich sollte dir danken!“, erwiderte die sanfte Stimme des Drachen die von irgendwo her hallte, „Du hast mich aus meinem Gefängnis geholt.“ Sein Kopf schoss vor, er packte Katharina am Bogen und warf sie auf seinen Hals hinter dem Kopf. Dann spannte er die Flügel und flog los. Katharina hielt sich an seinen beiden Hörnern auf dem Kopf fest und sah hinunter auf die Insel. Da waren Sindri und Sinfita! Der Drache drehte eine lange Runde um die Insel und landete wieder im Steinkreis. Dort begann er mit den Vorderfüßen zu scharren. Er grub fünf Schwertsplitter aus. Katharina kletterte von ihm herunter und nahm die Splitter. „Viel Glück bei eurer Suche!“, sagte der Drache. Katharina nickte ihm zu, lächelt und lief den Weg zurück. Unterm Laufen steckte sie die Splitter in ihren Beutel. Sinfita rannte Katharina entgegen, als sie zum Tor kam. „Ich bin so froh, dass du in Ordnung bist!“, rief er glücklich. „Sind die Teufel weg?“, fragte die Priesterin und kam zu Katharina und Sinfita. Schidon und Sindri folgten ihr. „Alle sind tot!“, meinte Katharina. „Ich kann dir nicht mehr geben als die fünf Schwertsplitter die du schon hast, und den Segen aller Dyreda's. Wir wünschen euch auf eurem weiteren Weg alles Gute und viel Glück. Ich weiß, dass ihr jetzt weiter müsst. Die Zeit drängt.“, sagte Laufeyja. „Wir werden jetzt in die Zwergenwelt gehen.“, sagte Sindri und ließ den Miniwolf von seinem Arm springen. Er wurde groß und Katharina kletterte auf seinen Rücken. Sinfita kletterte hinter sie und Schidon wurde wieder zum Vogel. Sindri nickte der Priesterin zu und schoss hinauf gegen den Himmel. Katharina`s Wolf und Schidon folgten ihm. Laufeyja winkte ihnen hinterher. Plötzlich klang ein Schrei zu ihnen herauf. Er war hoch und klang wunderschön melodisch. Es war der Drache des Steinkreises. Katharina lächelte und schoss hinter Sindri in den Weltentunnel. In die Welt der Zwerge. Kapitel 22: Die Welt der Zwerge ------------------------------- Vor ihnen tauchte ein gigantischer Berg auf. Er schien aus vielen kleinen Löchern und Felsspalten zu rauchen. „Wow!“, meinte Katharina, als sie auf ihn zu flogen. „Tief im Inneren dieses Berges leben die Zwerge.“, erklärte Sinfita, „Sie stellen aus Eisenerz Waffen und Rüstungen her. Darum brauchen sie auch Rauchabzüge! Sie sind sehr geschickte Handwerker und sehr scheu. Wir müssen erst mal den Eingang finden!“ Es dauerte nicht mehr lange und sie waren bei den Berg angelangt. Er war gigantisch! Mehr als eine Stunde umkreisten sie ihn auf der Suche nach dem verborgenen geheimen Eingang. „Da!“, rief Sindri plötzlich und deutete auf einen Ausschnitt im Berg. Dort war ein plattes Stück, das aussah, als wäre es nicht ursprünglich so gewesen. Es war irgendwie tellerförmig. Sindri flog darauf zu und landete sicher auf einem Stein. Jetzt stellte er fest, das hier ein See war! „Der ist künstlich angelegt worden!“, meinte er, als die anderen neben ihm auf verschiedenen Felsen landeten, „Seht ihr? Man kann überall die Spuren von Spitzhacken sehen! Das Wasser kommt wohl von ganz weit oben, wo der Schnee liegt.“ „Schön und gut, aber was nützt uns das jetzt?“, fragte Schidon und verwandelte sich zurück in seine menschliche Gestalt, „Wir brauchen den Eingang! Nicht ein künstliches Wasserbecken.“ Katharina und Sinfita kletterten von dem Wolf herunter, der seine winzige Form annahm und in Katharina`s Rucksack kletterte. „Wahrscheinlich ist er hier irgendwo und wir müssen ihn nur finden!“, mutmaßte Sinfita. Katharina sprang von einem Stein zum anderen und sah sich die Wände an, während die Jungs fachsimpelten. Sie betrachtete das Gestein ganz genau und sah sich die Spuren der Hacken an. Da entdeckte sie endlich eine dünne Rille, die knapp über dem Wasser waagerecht verlief. Sie war zirka fünf Meter lang und führte an den Enden zusammenlaufend nach oben (vier Meter über Katharina`s Kopf). Die so entstandene Steinplatte war in der Mitte durch eine senkrechte Rille geteilt. Katharina lächelte in sich hinein, hier war der Eingang. Aber wie öffnete man ihn? Sie drückte vorsichtig eine Hand auf den mittleren Strich. Das Tor begann zu zittern und schwang nach innen auf. Sinfita, Sindri und Schidon unterbrachen ihr Gerede und drehten sich nach Katharina um. „Wie hast du das gewusst?“, fragte Sinfita und sprang zu Katharina. „Tja, wenn man nicht nur dummes Zeug redet, sondern sich auch etwas umsieht entdeckt man viel!“, grinste Katharina und kassierte einen Rippenstoß. Sie lachte Sinfita an und er grinste zurück. Die untere Kante des Tores war etwas unter Katharina`s Füßen. Sie sprang in die dunkle Halle, die hinter dem Tor war und wartete. Sinfita`s, Sindri`s und Schidon`s Augen leuchteten etwas rot. „Wohin jetzt?“, fragte Katharina und spähte in die Finsternis weiter hinten in der Halle, sie konnte gar nichts erkennen, geschweige denn sehen! Sinfita verstand, was Katharina meinte. Er nahm einfach ihre Hand und ging los. Sindri und Schidon folgten ihm. Plötzlich schlug die Tür wieder zu und sie waren in vollkommener Dunkelheit unterwegs. Katharina konnte Sinfita`s rote Augen sehen und spürte, dass seine Hand sich fester um die ihre schloss. Er konnte hier sehr gut sehen. „Da vorne ist eine sehr schmale Brücke!“, meinte Sinfita nach ein paar Minuten, in denen Katharina schon über fast alle Steine gestolpert war, die es hier gab. Sinfita drücke Katharina direkt hinter sich und hielt sie mit beiden Händen fest. Katharina hörte, dass das Echo nicht mehr so nah war, sondern nun sehr viel mehr hallte. Sie gingen über die Brücke. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. „Alles geht gut! Alles geht gut!“, dachte sie immer wieder und versuchte nicht auf das Echo zu hören. Endlich ließ Sinfita sie wieder los und nahm wieder nur eine Hand. Jetzt schienen sie in einem Tunnel zu sein, der eindeutig immer weiter in die Tiefe führte. Es war immer noch stockdunkel. Nach ungefähr einer halben Stunde ging es wieder waagerecht. „Jetzt muss es gleich heller werden!“, meinte Schidon, der hinter Katharina ging. „Wieso?“ , fragte Katharina und drehte den Kopf, obwohl sie nur seine roten Augen sehen konnte. Plötzlich ging ein Tor vor ihnen auf und erlaubte ihnen den Eintritt in eine gigantische Halle. Katharina riss Augen und Mund auf, trat fünf Schritte mit Sinfita in die Halle und blieb dann stehen. Die Halle war mindestens 100 Meter breit, 500 Meter lang und 150 Meter hoch! Gigantische Säulen mit einem Durchmesser von ungefähr vier Metern trugen die gigantische Decke. Die Säulen standen ungefähr dreißig Meter von den Längsseiten entfernt. Um die Säulen herum, in dem steinernen Boden, war ein Wassergraben, aus dem unwirkliches Licht die Säulen hinauf strahlte. Es war stahlblau. Das restliche, ebenfalls blaue Licht, schien direkt aus der Luft zu kommen. Die Lichtreflexe bewegte sich wie gespiegeltes Licht, das auf Wasser reflektiert wurde. „Sinfita ... was ist das?“, fragte Katharina hingerissen und ging ein paar Schritte in dieses unglaubliche Licht. „Das ist die Große Halle der Zwergenkönige. Hier wurden oft Könige gekrönt und Zwergenpaare vermählt. Das blaue Licht aus dem Wasser kommt vom „Blauem Gold“. Es wird hier abgebaut. Aus diesem besonderem Metall können magische Schwerter geschmiedet werden. Solche Schwerter haben aber nur die Elfenkönige. Und dieses anderer blaue Licht, das aus der Luft kommt ist eingefangenes Mondlicht. Das können auch nur die Zwerge, sie können es sogar verarbeiten und in Schwerter einschließen. Aber, komm jetzt, wir müssen weiter.“, drängte Sinfita und ging an Katharina vorbei weiter durch die Halle. Katharina fühlte sich hier irgendwie seltsam frei. Und darum lief sie los und drehte ihre Runden um die Säulen. Sie sprang durch die Kreuzpunkte der Lichtstrahlen und leuchtete dann immer kurz auf. Sinfita und die anderen zwei beobachteten Katharina lächelnd. „Kommen wir hier noch mal vorbei?“, fragte Katharina, als sie bei dem gigantischen Ausgangstor ankamen. „Nein, wohl eher nicht.“, erwiderte Sinfita und drückte das Tor mit Mühe auf. Dahinter war ein kleiner Felsvorsprung und hinter dem schwebten Unmengen von Felsen in der Luft herum. Sie waren oben platt und wahrscheinlich zu hinauf springen. „Tolle Brücke.“, meinte Sindri und betrachtete die Steine. „Brücke?“, wiederholte Katharina und sah ihn an, „Heißt das wir müssen da rüber?!“ Sie ging an den Rand des Vorsprunges und sah hinab. Weit unten war glühende Lava! „Ein Fehltritt und man ist tot und noch dazu gegrillt!“, murrte Katharina und drehte sich zu Sindri um. „Dann müssen wir eben aufpassen.“, erwiderte er und sprang auf einen der Steine. Schidon folgte ihm. Sinfita nahm Katharina`s Hand und sie sprangen zusammen, damit der eine den anderen hochziehen konnte. Sie durften nur nicht beide gleichzeitig aus dem Gleichgewicht geraten. Aber auch diese Hürde konnte ohne Probleme überwunden werden. Hinter dem Tor auf dem anderem Vorsprung war wieder ein langer Gang. Der war allerdings nicht so endlos lang wie der am Anfang. Nach kurzer Zeit kamen sie in eine kleinerer Halle, in der sieben gigantische Steinstatuen standen. Sie waren aus ganzen Steinblöcken geschlagen und über fünf Meter hoch. „Das sind die Statuen der sieben Zwergenherrscher, die vor mehreren Jahrtausenden diese Welt erschufen.“, erklärte Sinfita, „Unter jeder Statue ist der jeweilige Zwerg bestattet.“ In der Mitte der Halle, auf dem Boden, öffnete sich eine Treppe, die nach unten führte. „Müssen wir da hinunter?“, fragte Katharina und sah Sinfita an. Er nickte und Sindri ging als erster hinunter. Sinfita und Katharina folgten ihm und Schidon bildete das Schlusslicht. Die Treppe war mit Fackeln beleuchtet und sehr ausgetreten. Man musste aufpassen, das man nicht stürzte und sich etwas brach. Katharina sah am wenigsten und musste sich immer wieder an Sinfita klammern, damit sie nicht äußerst schmerzhaft als erste unten ankam. Aber nach ein paar schweigsamen Minuten erreichten sie eine gigantische Grotte. Von überall her klang das Hämmern von Hacken und Hämmern, das Scharren der Schaufeln und das Bröckeln von Steinen. „Gigantisch!“, dachte Katharina nur, „Das sind also die Mienen! Hier passt ganz mühelos zwei oder drei mal der Kölner Dom rein!“ Eine Brücke aus Stein, ohne Geländer, führte frei schwebend durch die Grotte. „Dort hinten muss die Halle sein, in der sich der Zwergenkönig Golard befindet.“, meinte Sinfita und deutete auf die andere Seite der Grotte, „Er hat einen Splitter des Schwertes.“ Sie setzten sich wieder in Bewegung. Katharina konnte kaum auf ihre Schritte achten so sehr zog sie diese Grotte in ihren Bann. Sie sah Karren aus Metall, in denen der Abfall der Schürfungen weggefahren wurde. „Katharina, schau doch mal etwas auf deine Füße!“, belehrte sie Sinfita und zog sich von der Kante weg. Katharina seufzte etwas und sah nun auf ihre Füße, es musste sein, wenn sie nicht abstürzen wollte. Es dauerte ziemlich lange, bis sie endlich vor dem Tor zur Königshalle ankamen. Es öffnete sich automatisch, als sie davor standen. „Kommt herein!“, sagte eine alte, krächzige Stimme. Sie traten ein. Der Raum war gemütlich eingerichtet, sogar mit einem Bett und einem Kamin. Ein großer Sessel stand am Kamin. In eine dicke Decke gewickelt saß in diesem Sessel ein alter, gebrechlicher Zwerg. Er wendete ihnen sein Gesicht zu, schien sie aber nicht so recht erkennen zu können. Er trug eine große goldene Krone auf dem Kopf. Langsam hob er sein knochige Hand und winkte sie etwas heran, „Kommt näher, ich bin sehr alt und kann nicht mehr gut sehen.“ Katharina folgte als erste der Aufforderung und stellte sich in das Licht des Feuers zwei Meter von dem Zwerg entfernt. Sie senkte kurz den Kopf und sah dann auf den Zwerg. Sinfita, Sindri und Schidon stellten sich hinter sie. „Ihr seid eine ungewöhnliche Gruppe.“, meinte der Zwerg und heftete seine Blicke an Sinfita, dann an Schidon und Sindri, „Zwei Dämonen, ein Halbvampir und ein Menschenmädchen. Seltsameres habe ich noch nicht gesehen. Was möchtet ihr?“ „Wir suchen die Splitter des Schwerts der Macht und alle Welten vor der Zerstörung zu bewahren und die Geister aufzuhalten.“, erklärte Katharina und Sinfita fuhr fort, „Wir holen aus jeder Welt die Splitter des Schwertes. Wenn wir den Splitter von hier mitnehmen greifen die Geister hier nicht an und ihr seid geschützt.“ Der Zwerg nickte langsam, „Verstehe. Wer soll denn das Schwert führen! Wer soll dazu auserwählt sein!“ Er schien nicht zu glauben, das irgendeiner von ihnen des Schwertes würdig war. Sinfita legte Katharina die Hand auf die Schulter, „Sie führt es!“ „Das muss sie beweisen.“, erwiderte der Zwerg und holte einen kleinen Glasbehälter hervor, der an seiner Halskette hing. Darin war ein Splitter des Schwertes. Er leuchtete schwarz. „Er ist böse, darum müssen wir ihn in diesem Behälter aus geschmiedeten Licht aufbewahren. Wenn sie das Schwert wirklich führen kann, dann wird sie diesen Splitter auch reinigen können!“ Er streckte Katharina den Behälter entgegen. Katharina nahm ihn in die Hand und öffnete ihn. Die böse Energie strömte sofort heraus, sie pulsierte. Sie stellte den Behälter auf den Kopf und fing den Splitter auf. Plötzlich war das böse, pulsierende Licht weg und der Splitter glomm hell und weiß. Der Zwergenkönig nickte und nahm den Behälter von Katharina wieder entgegen. Dann stand er auf! Mit der Decke wischte er sich das Gesicht ab und plötzlich war dort ein junger Zwerg! Er war etwa einen Meter und zwanzig Zentimeter groß. Er trug eine Rüstung aus seltsamen bläulichem Metall. Sie war reichlich verzieht und an seinem Gürtel hing eine große Axt, die aus dem selben Metall wie die Rüstung war. Seine Kopf- und Barthaare waren kastanienbraun und seine Augen fast schwarz. Die Krone „Jetzt versteh ich gar nichts mehr!“, dachte Katharina und starrte auf den jungen Zwergenmann. „Das war gemein!“, meinte Sindri und verschränkte die Arme, „Ihr habt Euch alt gemacht um uns zu prüfen. Dachtet Ihr etwa, dass wir Euch töten und dann den Splitter nehmen? Oder hatte das eben einen anderen Grund?“ „Nein, ich wollte nur sehen, ob ihr wirklich die seid, von denen überall gesprochen wird.“, erwiderte der Zwergenkönig und schob sich die Krone aus der Stirn, „Ihr hättet ja genau so gut verwandelte Geister sein können! Den Splitter habe ich mit böser Energie aufgeladen, damit er mir zeigt, ob diejenigen, die ihn wollen auch böse sind. Wäret ihr Geister gewesen, dann hätte der Splitter rot geglüht. Und dann hätten die Siegel ihre Opfer gefunden.“ Katharina sah auf den Boden unter ihren Füßen. Sie standen in einem kreisrunden Siegelzeichen mit seltsamen Zeichen. „Ich bin froh, dass endlich jemand das Schwert wieder zusammen setzt. Es wird langsam Zeit.“, meinte der Zwerg und öffnete die Hand. Seine Handfläche richtete er gegen den Boden. Sie begann zu glühen und ein neues Siegel erschien auf dem Boden. Erst leuchtete es nur als Lichtlinie, dann brannte es sich in den Boden. Der Boden im Inneren des Siegels verschwand und gab den Weltentunnel frei. „Dieser Weg führt direkt zu den Wesen der Winde. Sie haben ebenfalls einen Splitter. Viel Glück euch fünf.“ „Fünf?“, fragte Sindri, „wir sind doch nur vier.“ „Dummkopf!“, lachte Katharina, „Hast du den Miniwolf vergessen?“ Sindri grinste und nickte. Schidon sprang als Erster in den Weltentunnel. Sinfita, Katharina und Sindri folgten ihm in diesen endlosen Farbenwirbel. Dieses Mal ließ Katharina die Augen offen, obwohl ihr ganz schön schwindelig wurde. Kapitel 23: Die Windprinzessin ------------------------------ Der Miniwolf befreite sich aus Katharina`s Rucksack, wurde groß und nahm sie auf den Rücken. Im nächsten Moment waren sie schon in der Welt der Wesen der Winde. „Wahnsinn!“, brachte Katharina hervor und hielt sich an ihrem Wolf fest. Sinfita und Sindri schwebten neben ihr in der Luft. Schidon hatte seine Adlerflügel auf dem Rücken und schlug damit. Bizarre Berge und spitze (sehr hohe) Felsen ragten in den dunklen Himmel mit dunklen zerfetzten Wolken. Beißender Wind zischte um sie herum. Er riss an ihren Haaren und ihrer Kleidung. Katharina`s Blicke wanderten Richtung Himmel. Sie erstickte einen kleinen Aufschrei. Über ihnen, relativ weit oben, schwebte ein gigantischer Felsbrocken! Erst auf den Zweiten Blick erkannte man, dass auf diesem Felsen ein Schloss stand! Ein fliegendes Schloss! Und dort drinnen war der Schwertsplitter. „Dort oben ist die Aura eines Splitters.“, sagte Katharina und sah zu Sindri, „Aber es ist nur die Aura! Ein richtiger Splitter ist nicht dort oben!“ „Dann müssen wir trotzdem da hoch!“, meinte Sindri, „Sinfita! Du sollst dich doch hinter Katharina setzten!“ Sinfita knurrte irgend etwas und schwang sich hinter Katharina auf den Wolf. Katharina grinste, Sindri konnte ganz schön streng sein! „Dann mal los!“, meinte Schidon und schoss los, Richtung Schloss. Katharina gab ihrem Wolf ein Zeichen, damit er los flog. Sindri hielt sich dicht neben ihr. Schidon erwartete sie auf der kleinen Fläche vor dem hohen, spitz zulaufenden Tor. Steinstatuen von Harpyien und anderen Wesen des Windes zierten die gemauerten Wände des Schlosses. „Was wollt ihr?“, rief eine bissige Frauenstimme aus einem kleinen Schussloch über dem Tor, „Kommt ihr im Auftrag der Geister?“ „Nein, wir kämpfen gegen die Geister!“, rief Schidon hinauf, seine Hand krampfte sich zusammen, „Wir suchen alle Splitter der Schwertes der Macht um das Schwert wieder zu vereinen und die Geister zu besiegen.“ „Wegen diesem Splitter trägt das ganze Land Trauer.“, meinte die Frauenstimme geknickt. Katharina und Sinfita kletterten von dem Wolf herunter und der Wolf wurde klein, kletterte aber nicht in Katharina`s Rucksack. Das Tor öffnete sich und eine Harpyie in Rüstung und bewaffnet trat ihnen entgegen. Aus ihrem Rücken sprossen riesige Flügel. Ein schwarzes Band war in ihre braunen Haare geflochten. „Kommt rein, ihr seid willkommen!“, sagte sie und führte sie durch einen kurzen Gang in einen Innenhof, über dem das Hauptgebäude (wahrscheinlich lebe dort der König oder die Königin dieser Welt) schwebte. Katharina sah sich um. Der Hof war rund und überall waren Ställe mit geflügelten Pferden. Sie sahen abgekämpft und müde aus. Ein paar Harpyienfrauen und Harpyienmänner, die ihre Waffen reinigten, waren im Hof. Plötzlich spürte Katharina, was geschehen war, sie blieb stehen. Sinfita drehte sich nach ihr um, „Was ist denn?“ Katharina sah auf und direkt in die Augen der Harpyie. „Die Geister haben euch angegriffen!“, sagte Katharina, „Und sie haben den Splitter und dafür jemanden getötet!“ Die Harpyie nickte, „Die Tochter unseres Königspaars. Sie war sehr mutig, sie wollte zum Weltenportal kommen um in die Menschenwelt fliehen zu können.“ „Dann sind wir umsonst hierher gekommen.“, murrte Sindri, „Der Splitter ist weg!“ „Der von hier schon, aber der andere nicht!“, erwiderte Katharina, „Er bewegt sich sehr schnell und immer um die Berge im Norden herum.“ Die Harpyie nickte, „Dort ist der Geist einer Prinzessin. Dieses Geist ist wie der Wind, er hat einen Splitter. Nicht einmal die Geister haben sich dort hin getraut. Im Norden sind die weinenden Berge!“ „Da würde ich nicht hingehen!“, warnte eine Stimme. Katharina drehte sich um. Eine Harpyienfrau auf einem geflügelten Pferd kam durch das Tor. „Majestät!“ , riefen die Harpyien, die hier waren und verbeugten sich. „Die Königin!“, dachte Katharina. Sinfita trat neben Katharina. Die Königin stieg von ihrem Pferd herab und kam zu ihnen. „Im nördlichem Gebirge ist vor langer Zeit eine junge Prinzessin ums Leben gekommen. Ihr Geist weht als Wind um dieses Gebirge. Eine große Armee hat sie damals beschützt. Aber jeder der sie beschützte starb. Einer nach dem andern. Wut und Bitterkeit ließen ihre Seele nie Ruhe finden. Jeder der sich dem Berg näherte, wurde von Steinen erschlagen oder stürzte in tiefe Schluchten. Es ist der Hass dieser Prinzessin gegen alles was lebt! Dort leben nicht einem Käfer und Würmer! Geht nicht dort hin.“ Sinfita fragte die Königin noch etwas, aber Katharina hörte nicht zu, sie dachte nach, „Wieso soll dieser Geist alles Leben hassen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man derart verbittert werden kann. Vielleicht sind das nur Schauergeschichten!“ Sie sah ihren Miniwolf an und er verwandelte sich. Blitzschnell sprang sie auf seinen Rücken und er schoss in die Höhe. „Spinnst du?“, brüllte Sinfita ihr nach, aber sie hatte längst die hohe Mauer überflogen und hielt auf das nördliche, das weinende Gebirge zu. Sie hörte den Wind heulen und ließ ihren Wolf noch schneller fliegen. Es dauerte etwa zehn Minuten bis sie die Berge erreichte. „Der Splitter ist dort oben! Er umkreist die Gipfel!“, stellte sie fest und flog hinauf. Als sie sich kurz umdrehte sah sie, dass ihre Freunde ihr folgten. Katharina konzentrierte sich auf den Splitter und folgte seiner Bewegung. Er schoss haarscharf an Steinkanten und Felsblöcken vorbei. Plötzlich stand er still. Katharina wurde etwas unsicher, flog aber trotzdem zu der Stelle, wo der Splitter war. Er schwebte über einer gewaltigen Schlucht zwischen zwei Bergen. „Der Wind!“, dachte Katharina erschrocken, „Er weht nicht mehr!“ Ihr Wolf bremste ein paar Meter vor dem schwebenden Splitter und stand still in der Luft. Um den Splitter herum ballte sich plötzlich Nebel, der Gestalt annahm. Ein durchsichtiges Mädchen erschien in der Luft. Ihre Kleidung wirkte königlich und wertvoll. Die dunklen Augen sahen Katharina traurig an. Das war der Geist dieser Prinzessin! „Du kommst um den Splitter zu holen!“, sagte die Prinzessin mit ferner hallender Stimme. Sie klang unendlich traurig und weinerlich, „Dann würde das nördliche Gebirge schweigen. Aber du hast es geschafft, dass du bis hierher gekommen bist. Du musst diejenige sein, die das Schwert wieder vereinen soll. Sogar ich habe davon gehört! Von dir und deinen Freunden! Wenn du ihn bekommst, das verlasse ich diese Welt!“ „Ich will dich nicht unglücklich machen!“, erwiderte Katharina unsicher. Plötzlich lächelte der Geist. Ein merkwürdiges Licht strahlte aus dem Körper der Prinzessin. „Wenn du ihn verlangst werde ich endlich ins Jenseits zu meinen Eltern können! Du würdest mich nicht unglücklich, sondern glücklich machen! Der Tod ist nur ein weiterer Abschnitt des Lebens!“ „Katharina!“, schrie plötzlich eine Stimme, „Du blöde Kuh!“ Sinfita und die anderen kamen immer näher. „Wenn das so ist, wenn ich dich glücklich machen kann, dann verlange ich den Splitter von dir!“, erwiderte Katharina ohne auf Sinfita zu hören. Der Körper der geisterhaften Prinzessin begann zu pulsieren und verschwand langsam ins Nichts. Der Splitter blieb nach ein paar Sekunden alleine zurück. Er stürzte in die Tiefe. Katharina beugte sich nach vorne und jagte dem Splitter hinterher! Wind blies ihr in die Augen und ließ sie tränen. Zehn Meter über dem Boden fing Katharina den Splitter und ließ ihren Wolf langsam landen. Sie stieg ab und sah hinauf in den dunklen Himmel. Die Wolkendecke riss auseinander und Sonnenstrahlen tasteten sich über das Gestein der Berge. „Katharina!“, schrie Sinfita`s wütende Stimme. Katharina drehte sich um und sah, wie er von oben anschoss und vor ihr landete. „Du spinnst wohl völlig!“, rief er wütend und packte Katharina an den Schultern, „Was fällt dir eigentlich ein, einfach so hierher zu kommen! Diese komische Prinzessin hätte dich in eine Schlucht stürzen können! Du hast doch die Königin gehört!“ „Sie war kein böser Geist!“, flüsterte Katharina. „Und ob sie das war!“, sagte Sindri, der neben Sinfita trat. „Eben nicht!“, rief Katharina und riss sich von Sinfita los, „Weder Wut noch Bitterkeit machten sie zum Windgeist! Sie war einsam! Einsamkeit ließ ihre Seele keine Ruhe finden! Darum ist sie hier umgegangen.“ „Versteh ich nicht!“, meinte Schidon und sah sie verständnislos an. „Ihr seid mir zu blöd!“, knurrte Katharina, kletterte auf ihren Wolf und ließ ihn hoch in die Luft fliegen. Sie kochte innerlich vor Wut. Sinfita, Sindri und Schidon folgten ihr. Katharina hielt direkt auf das Luftschloss zu. „Das ist doch total logisch!“, dachte Katharina wütend, „Wenn jemand einsam ist und stirbt, dann sehnt sich auch noch die Seele nach Menschen und etwas Zuwendung!“ Sie landete wieder auf dem Burghof, wo eine zornige Königin wartete. Kaum war Katharina mit ihrem Wolf gelandet, brach ein Schwall an Worten über sie herein. Die Königin hielt ihr eine gewaltige Standpauke. Schweigend ließ Katharina die Schimpferei über sich ergehen. Sinfita, Sindri und Schidon kamen auch an und hörten zu, wie die Königin schimpfte und dabei immer wieder in ihre eigene Sprache fiel. Dann holte sie endlich tief Luft. „Ihr hattet doch Angst vor der Seele der Prinzessin, die in den Bergen umging!“, meinte Katharina und sah die Königin direkt an. Die nickte, Katharina steckte den Splitter in ihren Beutel. „Die Prinzessin war weder wütend noch verbittert. Sie war einsam und fand nach ihrem Tod keine Ruhe mehr. Der Schwertsplitter gab ihr die Fähigkeit wie der Wind zu fliegen. Ich habe jetzt den Splitter der Prinzessin. Sie ist weiter gegangen, ins Jenseits zu ihrer Familie. Die Berge haben aufgehört zu weinen!“ „Vielleicht warst du sehr mutig, oder sehr dumm. Aber jetzt müssen wir dort oben wenigstens keine Angst mehr haben. Ich wünsche euch noch viel Glück auf eurer Reise. Und, meine Herren, haltet dieses extrem dreiste und unerzogene Mädchen etwas besser in Zaum! So etwas gehört sich nicht!“, sagte die Königin. Katharina gab dem Wolf ein Zeichen und ließ ihn in die Luft steigen. Ihre Freunde folgten ihr langsam. „Du bist ein ganz blödes Menschenweib!“, knurrte Sinfita und öffnete das Weltenportal zum Weltentunnel. Sie schossen in den Wirbel aus Farben und Formen und kamen wieder in der Menschenwelt an. Es dämmerte bereits und sie suchten wieder ein mal eine Höhle, in der sie übernachten wollten. Katharina`s Miniwolf bezog am Eingang Stellung und passte auf. Katharina setzte sich so hin, dass sie hinauf in den Himmel sehen konnte. Sie war immer noch wütend auf Sinfita. Die Worte der Königen hallte immer noch in Katharina`s Kopf wieder. Sie war nur noch wütend. Kapitel 24: Halbdämon - Halbbruder ---------------------------------- Am nächsten Morgen war es so, als hätten sie alle still schweigend abgemacht, dass sie die Geschichte mit der Prinzessin vergessen würden. Dass dieser Vorfall nicht so schlimm war, war nun allen bewusst. Sie lachten und scherzten schon wieder miteinander. Es war zwar erst kurz nach Sonnenaufgang und die vier standen vor der Höhle und redeten. Sie wollten sich noch etwas Zeit lassen, bis sie wieder in eine andere Welt reisten. Aber plötzlich verstummte Katharina und drehte sich nach Westen. „Was ist denn?“, fragte Sinfita erstaunt. „Eine Aura nähert sich. Dämonisch und menschlich zugleich!“, murmelte Katharina und sah in den Wald. „Klingt nach einem Halbdämon!“, meinte Sindri, „Die können sehr seltsame Fähigkeiten haben.“ „Von wo kommt er?“, fragte Schidon und sah sich um. Katharina deutete nach Westen, „Es ist als würde ein wilder ausgehungerte Wolf kommen!“ Plötzlich veränderte sich die gesamte Umgebung! Es wurde dunkel und düster. „Spürt ihr das auch?“, fragte Sinfita schaudernd und zog Katharina hinter sich. „Wenn du den plötzlichen Temperatursturz und die bösen Schwingungen in der Luft meinst, dann muss ich diese Frage mit JA beantworten!“, sagte Sindri und zog seine beiden Schwerter, in jeder Hand eins. Schidon nahm seine Vogelgestalt an, Sinfita zog ebenfalls sein Schwert und Katharina nahm ihren Bogen vom Rücken und legte einen Pfeil ein. Plötzlich tauchte aus dem Gebüsch, ihnen gegenüber, ein Junge auf! Er hatte die halbdämonische Aura, die Katharina gespürte hatte. „Das ist er!“, flüsterte sie erschrocken. Er sah sehr seltsam aus. Seine Haare waren braun bis schwarz und ellenbogenlang. Er trug eine grüne Tunika, einen fellähnlichen Gürtel mit einem Schwert, schwarze enge Stiefel und eine dunkelblaue Lederhose. Seine Ohren waren sehr spitz und unter der Tunika, am Steißbein, ragte ein langer Wolfsschwanz hervor. Diesen Wolfsschwanz hatte er als Gürtel um die Hüfte geschlungen. Er war etwas größer als Katharina, aber kleiner als Sinfita, Sindri und Schidon. Außerdem wirkte er jünger als Sinfita und Sindri. Und der Halbdämon hatte fünf Schwertsplitter! „Ihr habt Schwertsplitter! Ich bin schon lange auf der Suche nach ihnen!“, knurrte der Junge, seine grauen Augen hefteten sich an Katharina. Er sagte das so kalt, so unbarmherzig, dass es gleich noch düsterer wurde. „Ebenso wie du!“, sagte sie, „Du hast fünf Stück!“ „Wenn du kleiner Bastard Katharina anrührst bist du einen Kopf kürzer.“, rief Sinfita und der große Wolf von Katharina knurrte zustimmend. Sinfita ging kurz etwas in die Knie und schoss auf den Jungen zu! Der zog blitzschnell sein Schwert und blocke Sinfita`s Angriff ab! Sinfita setzt einfach seine Klaue ein und verpasste ihm vier lange Kratzer über das Gesicht. „Es ist seltsam!“, dachte Katharina und starrte auf den Jungen, „Seine Aura ist zum Teil ganz ähnlich wie die von Sindri und Sinfita! Das versteh ich nicht, beim besten Willen!“ Nun griff auch Sindri in den Kampf ein. Sinfita und der Junge schlugen unerbittlich mit den Schwertern nacheinander. Es war schwer zu sagen, wer besser war. Plötzlich blockte der Halbdämon einen Schlag und sprang nach hinten. Die Erde erzitterte und hinter ihm baute sich eine riesige schwarze Kreatur auf! Feurige Augen starrten aus einen gigantischen Kopf auf die Gruppe herunter und rasiermesserscharfe Zähne blitzen auf. „Woll’n wir doch mal sehen, was ihr gegen den großen Rarog aus der Welt der Drachen ausrichten könnt.“, grinste der Halbdämon böse. Der Drache trat ins Dämmerlicht und spie einen Feuerball auf Katharina und Schidon. Der packte Katharina und sprang weg. Der Miniwolf rettete sich selbst. Sinfita und Sindri nickten sich kurz zu und begannen gleichzeitig zu leuchten. Sie wuchsen und veränderten sich. Dann standen da zwei gigantische weiße Wölfe, aber nur halb so groß wie der Drache. Sinfita war gut an der Narbe an der Brust zu erkennen. Sie sah genau so aus, wie in der menschlichen Gestalt, war aber wesentlich größer. „Ich wusste gar nicht, dass sie eine andere Gestalt annehmen können!“, meinte Schidon verblüfft. „Das ist bei Dämonen so. Komplett menschlich oder komplett dämonisch.“, antwortete Katharina, „Hoffentlich passiert Sinfita und Sindri nichts! Aber ich kann mir diese Aura immer noch nicht erklären!“ „Rarog, mach diese zu groß geratenen Schoßhündchen platt.“, befahl der Halbdämon kalt. Der Drache riss das Maul auf und spie einen Feuerball! Sindri und Sinfita sprangen zur Seite und Sinfita packte den Drachen mit seinen Hauern an der Kehle. Sindri rammte seine rechte Klaue dem Drachen in den dicken Bauch. Dieser Drache setzte sich heftig zur Wehr. Zuerst verpasste er Sindri eine ordentliche Schelte und schlug dann Sinfita weg. Sinfita war sehr weit geschleudert worden. Wütend und knurrend rappelte er sich wieder auf. „Sinfita!“, rief Katharina erschrocken und wollte zu dem Wolf laufen, aber Schidon hielt sie zurück, „Lass ihn kämpfen!“ „Erledige den anderen!“, knurrte der Halbdämon und sprang in die Höhe. Während seinem Sprung zog er sein Schwert und ließ es auf Sinfita`s Gesicht niedersausen! Der Wolf heulte auf, Blut spritzte durch die Luft und er schlug eine Pfote auf das rechte Auge! Dann verwandelte er sich wieder in die menschliche Gestalt zurück. Sinfita kniete zusammen gekauert auf dem Boden. Der Halbdämon begann zu lachen, „Jetzt ist es aus mit dir!“ Katharina spannte einen Pfeil auf ihren Bogen und schoss auf den Halbdämon. Er durchbohrte seine rechte Schulter. Katharina spannte noch einmal den Bogen und schoss auf das Herz des Drachen. Der Pfeil begann wieder zu leuchten und zerfetzte den Drachen zu Staub und Asche. Dann rannte Katharina zu Sinfita. Sindri verwandelte sich ebenfalls zurück und kam so schnell wie möglich ebenfalls zu Sinfita. „Was ist mit dir?“, fragte Katharina entsetzt. „Mein Auge!“, knurrte Sinfita mit Schmerz in der Stimme. Langsam ließ er die Hand sinken und zeigte Katharina die Wunde. Sie war etwa zehn Zentimeter lang aber nicht sehr breit, blutet aber extrem stark. Das Blut lief über Sinfita`s Gesicht und tropfte auf die Erde. Die Wunde zog sich durch die Augenbraue, über das Lid und endete auf der Wange. Das Lid war noch heil. „Passt gefälligst auf, was hier drüben passiert!“, rief plötzlich der Halbdämon wütend. Schidon schoss zu Katharina und den beiden Dämonen und postierte sich vor Sinfita und Katharina neben Sindri. „Also wirklich!“, meinte der Halbdämon abschätzend und spielte etwas mit seinem Schwert, „Ein vollwertiger Dämon lässt sich von einem Menschen helfen! So etwas gehört sich doch für Dämonen nicht! Nicht mal ich, ein einfacher Halbdämon, lasse mir von einem niederen Menschengewürm helfen. Das liegt doch unter der Würde eines Halbdämon’s und erst Recht unter der Würde eines Dämon`s.“ „Du verstehst gar nichts!“, knurrte Sindri und stellte sich zusammen mit Schidon schützend vor Katharina und Sinfita, „Wenn welche Freunde sind, dann ist die Rasse und die Würde egal. Meiner und Sinfita`s Vater war genau so! Außerdem scheint eines deiner Elternteile ebenfalls ein Mensch gewesen zu sein.“ „Ich kann nichts dafür, das meine Mutter nur ein Mensch war, aber sie ist mir auch egal. Meinen Vater habe ich nicht gekannt. Er hat meine Mutter nur vor Ungeheuern gerettet und sie verliebte sich in ihn! Sie waren dann ein paar Jahre zusammen, bis er seiner Pflicht nachkommen musste. Das war vor 1000 Jahren. Leider!“, knurrte der Halbdämon wütend und hob das Schwert, bereit zum Kampf. Sinfita presste wieder seine Hand auf sein rechtes Auge und musterte den Jungen mit dem anderen. Sindri und Schidon machten sich bereit. „Kommt dir seine Aura auch so bekannt vor?“, fragte Sinfita plötzlich. Katharina nickte, „Ja. Ich weiß nur nicht wie ich sie einordnen soll!“ Plötzlich verstummte sie und starrte auf den Halbdämon. Ganz kurz hatte sie durch den Riss in der Tunika (der Riss war von ihrem Pfeil) einen blauen Stern auf seiner Haut gesehen. „Was ist?“, fragte Sinfita und sah Katharina an. „Ich ... ich weiß was er ist!“, flüsterte Katharina entsetzt, ihre Augen weiteten sich. Sie sah Sinfita an und sagte laut, „Ich weiß WAS er ist!“ „Was soll der Quatsch?“, fragte der Halbdämon mürrisch, er wollte endlich kämpfen. Langsam spannte Katharina wieder einen Pfeil auf ihren Bogen und schoss dem Halbdämon das Schwert aus der Hand. „Ihr werdet euch nicht gegenseitig töten.“, rief Katharina und stand auf. „Und du willst mich davon abhalten?“, fragte der Halbdämon spöttisch. „Nein, ich nicht!“, erwiderte Katharina selbstsicher, „Dein Vater wird es!“ Sie sah ihn eiskalt an. Das hatte ihn nun doch verunsichert. „Und auch der Vater von Sindri und Sinfita!“, sagte Katharina. „Was hat der damit zu tun?“, murrte der Halbdämon und sah Katharina gelangweilt an. „Ihr Vater und dein Vater sind ein und derselbe!“, rief Katharina. Die Wirkung blieb nicht aus. Entsetzten und Unglauben spiegelten sich im Gesicht des Jungen wider. Auch Sinfita und Sindri waren entsetzt. „Darum kam mir seine Aura so seltsam vertraut vor.“, murmelte Sinfita und stand langsam auf. Katharina stürzte zu ihm und hielt ihn am Arm fest. „Woher willst so das so genau wissen?“, rief der Halbdämon wütend. „Du hast einen blauen Stern auf der linken Schulter. Wahrscheinlich war er nur wegen meinem Pfeil zu sehen. Sinfita und Sindri haben ebenfalls so ein Geburtsmal. Du musst ihr Halbbruder sein! Du hast den Stern von deinem Vater geerbt!“, erklärte Katharina und drehte sich halb zu dem Halbdämon um. Der Halbdämon war immer noch geschockt. „Sinfita`s und Sindri`s Mutter ist vor 2000 Jahren gestorben.“, fuhr Katharina fort, „Danach muss ihr Vater deine Mutter kennen gelernt haben.“ Schidon hatte plötzlich eine ganz freundliche Stimme, „Willst du uns nicht mal deinen Namen verraten?“ „Afenju.“, murmelt der Junge mechanisch, „Meine Name ist Afenju.“ Afenju sah jetzt sehr unsicher aus, nicht mehr so sicher, als würde er gegen irgendeinen einen normalen Dämon kämpfen. „Wozu willst du die Schwertsplitter?“, fragte Schidon weiter. Er klang sehr geduldig. Jetzt verlor er auch seine Vogelgestalt. „Wenn ein Halbdämon das Schwert der Macht wieder zusammen setzt, dann wird er zu einem vollwertigen Dämon. Darum will ich das Schwert haben. Ich will ein vollwertiger Dämon werden.“, sagte Afenju immer noch sehr unsicher. „Wir wollen das Schwert der Macht auch wieder zusammen setzten, aber nicht wegen einen ähnlichen Grund.“, sagte Sindri freundlich und ging auf Afenju zu, „Wir müssen alle Schwertsplitter zusammen suchen um die Geister auf ewig zu vernichten und die Welten zu sichern. Die Geister haben auch UNSEREN Vater getötet!“ Er sprach sehr betont, als wolle er Afenju klar machen, dass er wirklich sein Halbbruder war. Jetzt stand er direkt vor Afenju und legte ihm die Hand auf die Schulter. Afenju sah ihn ängstlich an. „Willst du uns helfen?“ Im ersten Moment sagte Afenju gar nichts, er zitterte von Kopf bis Fuß, dann nickte er und fiel Sindri in die Arme, wie es sich für Brüder gehörte. Katharina sah, das Schidon sich über die Augen wischte. „Weinst du?“, fragte Katharina. „Nein, hab nur was im Auge!“, erwiderte Schidon schnell. „Ja, ja!“, dachte Katharina, sie wusste genau, dass Schidon das so rührend fand. „Für Afenju muss es etwas viel auf ein mal sein!“, dachte Katharina lächelnd, Sindri streichelte Afenju über die Haare, „Plötzlich weiß er nicht nur wer sein Vater war, sondern hat auch noch zwei Halbbrüder! Dabei wollte er doch nur meine Schwertsplitter. Es ist nur gut, wenn er uns hilf! Er ist sehr stark, auch wenn er „nur“ ein einfacher Halbdämon ist!“ Kapitel 25: Lilie, die Zauberin ------------------------------- An dem Tag, an dem Afenju zu ihnen gestoßen war, waren sie in keine Welt mehr gegangen. Sindri versorgte die Wunden von Sinfita und von Afenju. Sinfita`s Wunde war nicht sehr schlimm, eine kleine rote Narbe würde zurück bleiben. Afenju wusste genau, das bei allen Dämonen in der dämonischen Gestalt die Augen am empfindlichsten waren. Daher hatte er Sinfita am Auge verletzt, um ihn kampfunfähig zu machen, was ihm ja auch gelungen war. Afenju's Wunde war nicht sehr breit aber sehr tief. Katharina hatte sich schon bei ihm entschuldigt. Afenju hatte die Entschuldigung abgenommen und ihr seine Schwertsplitter gegeben. Bei seiner Verletzung würde auch nur eine kleine Narbe zurück bleiben. Sindri, Sinfita und Afenju sprachen den ganzen Tag noch miteinander. Afenju wollte alles über seinen Vater und seine Brüder wissen. Afenju wurde langsam immer sicherer, er fühlte sich geborgen. Katharina und Schidon saßen etwas von den dreien entfernt. Katharina`s Miniwolf lag in ihrem Schoss und ließ sich kraulen. Plötzlich sah Katharina Schidon etwas schief an, grinste und meinte, „Du hattest aber Tränen in den Augen!“ Schidon sah Katharina an wie ein ertapptes Kind, dann nickte er ganz langsam, „Ich hatte nie einen Bruder oder eine Schwester! Es ist schön zu sehen, dass wenigstes andere welche haben.“ „Manchmal ist es aber nicht schön!“, murmelte Katharina. „Was meinst du?“, fragte Schidon verdutzt. „Ich habe drei Geschwister.“, erklärte Katharina, „Meine große Schwester will unbedingt reich und berühmt werden. Früher hat sie noch oft mit mir gespielt und mir immer geholfen. Dann hat sie einmal am Theater Erfolg gehabt und schon wollte sie ganz berühmt werden. Meine beiden Brüder sind auch Zwillinge. Sie kümmern sich auch meistens um ihr eigenes Leben. Meine Eltern arbeiten schon Tag und Nacht. Mein Vater schreibt Bücher und steht unter ständigem Druck und meine Mutter spielt ebenfalls Theater. Im Klartext heißt das, dass ich immer ganz allein bin. Wir leben nur noch nebeneinander und nicht als Familie. Jeder macht was er will. Ich glaube sie vermissen mich nicht einmal.“ „Wenn das wirklich so sein sollte, dann wäre es besser, wenn du hier bleiben würdest.“, meinte Schidon zögernd. Katharina zuckte mit den Schultern und dachte an ihre nicht besonders glückliche Kindheit. Irgendwie musste sie eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen weckte ihr Miniwolf sie auf, indem er sie in die Finger zwickte. Dafür kassierte er fast eine Ohrfeige. Sinfita und Schidon waren wahrscheinlich schon wach, da sie nicht in der Höhle waren. Sindri und Afenju schliefen noch. Katharina gähnte, stand auf, zog ihre Stiefel und ihren Gürtel an und verließ mit ihrem Miniwolf im Schlepptau die Höhle. Der kalte Tau hing noch in den Gräsern und lag auf dem Moos. Ein paar Nebelfetzen hingen noch zwischen den Bäumen. „Guten Morgen!“, rief eine Stimme aus den Bäumen hoch über Katharina. Sie sah hinauf und entdeckte Schidon, der kopfüber an einem Ast hing. Er grinste breit herunter und Katharina lachte. Man merkte den Vampir in ihm. „Wo ist Sinfita?“, rief Katharina hinauf. Schidon kratze sich hinter dem Ohr und meinte, „Ich glaube er ist hinten bei der heißen Quelle.“ Katharina winkte zu Schidon hinauf und ging einen kleinen Trampelpfad entlang. Er führte zwischen einigen Felsen und zwischen zwei umgefallenen Bäumen hindurch. „Hier gibt es ganz schön viele Felsen!“, dachte Katharina und sah sich etwas um, „In meiner Welt gibt es die so gut wie überhaupt nicht mehr. Da hinten ist wohl die Quelle.“ Sie konnte zischen den Bäumen einige Felsen sehen, die sehr dicht bei einander standen. Nach ein paar Minuten hatte sie die Felsen erreicht. Sie waren in einem Kreis angeordnet, der an einer Stelle unterbrochen war. Dort konnte man zum Wasser gelangen. Sinfita saß am Rand und sah ins Wasser. „Stimmt irgend etwas nicht?“, fragte Katharina als sie im Eingang stand. „Wenn diese kleine Narbe nicht wäre, dann würde alles stimmen.“, knurrte Sinfita. Katharina seufzte und setzte sich neben ihn. Ihr Miniwolf setzte sich hinter sie. Sinfita drehte den Kopf etwas weg. „Jetzt weichst du mir aus!“, stellte sie fest. „Quatsch!“, murrte Sinfita und sah sie nun doch an, „Diese Narbe ist einfach hässlich!“ Katharina musterte die Narbe. Sie war etwa einen Millimeter breit und lief von der Augenbraue über das Lid zur Mitte der Wange. Eigentlich war sie nicht hässlich, nur gewöhnungsbedürftig. Und sie verlieh ihm etwas Schönes. „Sie ist doch gar nicht so hässlich.“, meinte Katharina, „Man muss sich nur daran gewöhnen!“ „Das werd` ich wohl nicht schaffen.“, meinte Sinfita und sah wieder auf sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Er tippte auf die Narbe. „Ich wusste gar nicht das du so eitel bist!“, stichelte Katharina, „Du bist doch schön genug!“ Sinfita sah Katharina schief an und stieß sie plötzlich in die Quelle. Prustend tauchte sie wieder auf und sah ihn lauernd an. Er lachte sich fast tot! Katharina tauchte ab und tauchte zu ihm. Sie schoss auf dem Wasser, packte ihn an den Händen und zog in ins Wasser! Damit hatte er nicht gerechnet und sehr viel Wasser geschluckt. „Du kleines Miststück!“, hustete er und starrte auf Katharina. Sie war ganz unter Wasser, fast. Ihr Kopf ragte nur bis zur Nase heraus. Sie zog die Hände an ihren Körper heran und spritze eine Wasserwelle auf Sinfita. Der Miniwolf saß am Rand uns sah zu wie sich die beiden mit Wasser bespritzten. Jetzt begann eine wilde Wasserschlacht. Sindri und Afenju unterbrachen sie aber nach zehn Minuten. „Ihr benehmt euch wie die kleinen Kinder!“, rief Sindri lachend und schüttelte den Kopf. Afenju streckte sich zu ihm hinauf und flüsterte ihm etwas ins Ohr. „Das stimmt!“, lachte Sindri und auch Afenju grinste. „Was hast du ihm gesagt?“, rief Sinfita und schwamm zum Eingang, wo Sindri und Afenju waren. Katharina folgte ihm und kletterte aus der heißen Quelle. Jetzt war sie wenigstens mal wieder sauber geworden. „Jetzt verzögert sich der Aufbruch schon wieder!“, meinte Schidon und sprang von einem Baum herunter und landete neben Sindri, „Ihr müsst erst mal trocknen, bevor wir aufbrechen!“ „ Ja, da hast du recht!“. meinte Katharina und schüttelte sich. Zusammen gingen sie wieder zu der Höhle zurück. Katharina ging neben Afenju. „Was hast du Sindri denn gesagt?“, fragte sie und sah den Halbdämon an. Er grinste zufrieden, „Das Verliebte sich oft wie Kinder benehmen!“ Katharina riss die Augen auf und lief rosa an. „Es reicht doch ein Blick um zu erkennen, dass du in Sinfita verliebt bist! Das hab ich schon gewusst als du dich um ihn gekümmert hast, gestern, mit seinem Auge! Es ist doch eindeutig!“ Katharina wurde heiß, er hatte es heraus gefunden! Jetzt wäre sie am liebsten unsichtbar geworden. In der Höhle kämmte sie sich die Haare mit einem Kamm von Janara. Eine geschlagene Stunde später versammelten sich alle vor der Höhle und der Miniwolf nahm seine große Gestalt an. „Wohin geht es?“, fragte Afenju neugierig. „Wir gehen zur alten Welt.“, erwiderte Sindri und schickte Sinfita wieder zu Katharina. Er bestand immer noch darauf, dass er bei ihr mit flog. „Dort leben doch die vollkommenen Elfen!“, rief Afenju aus. „Ja.“, erklärte Sindri, „Dieses Land ist eine Insel mitten im Meer der Sterne. Sie soll als erste Welt entstanden sein. Dort soll, der Sage nach, auch das Schwert der Macht geschmiedet worden sein. Sie haben einige Splitter.“ Katharina schwang sich auf ihren Wolf und Sinfita kletterte hinter sie. Sindri kommandierte Afenju auf den Rücken von Schidon, der seine Vogelgestalt annahm. Dann stieß sich Sindri ab und der Wolf und Schidon folgten ihm mit den Reitern auf den Rücken. Sie flogen hoch hinauf in Richtung Himmel. Sindri öffnete den Weltentunnel und sie flogen hinein. Plötzlich zuckte Katharina zusammen. Sinfita hielt sich eigentlich immer an ihren Schultern fest, aber heute hatte er beide Arme fest um ihre Tallie geschlungen. Katharina spürte, dass sie schon wieder rot wurde, Afenju zwinkerte ihr schelmisch zu. Das war ja noch peinlicher. Sie schossen durch den Farbenwirbel des Weltentunnels. Endlich endete er und sie schwebten hoch über einer Insel. Hier war es erst früher Vormittag. Sindri ließ sich langsam auf die Insel zu gleiten. Schidon flog in einer weiten Spirale hinterher. Katharina`s Wolf ließ sich wie Sindri langsam zu Boden sinken. Sie landeten auf dem großen Dorfplatz mitten im Dorf, das nicht ganz die Hälfte der Insel brauchte. Es war kreisrund und direkt in der Mitte der Insel. Um das Dorf herum waren Felder und ganz am Rand der Insel ein breiter streifen Wald. Das Dorf hatte einen Wall aus Holz. An den vier Eingängen stand je eine große Steinstatue. Sie alle hielten ein Schwert in die Höhe. Es mussten Denkmäler für große Elfenkrieger sein. Die Elfen, die auf dem Dorfplatz waren wichen erschrocken zurück. Von den Eingängen eilten einige Wachen mit gezogenen Schwertern herbei. Sie umkreisten Katharina und ihre Freunde und hoben kampfbereit die Schwerter. „Fremdlinge!“, rief eine der Wachen, „Was suchen ein Menschenmädchen, ein Halbdämon, einer aus der Welt der Finsternis und zwei Dämonen in dieser heiligen Welt? Sprecht rasch!“ Sinfita schwang sich von Katharina`s Wolf herunter und Afenju kletterte von Schidon`s Rücken. Katharina hatte ein ganz komisches Gefühl in der Magengegend. „Ich frage euch im Namen unserer Gottheit Linon: Was sucht ihr?“, fragte die Wache von vorhin. „Wir suchen alle Splitter des Schwerts der Macht um es wieder zu vereinen. Nur so können alle Welten vor den Geistern gerettet werden. Wir alle suchen die Splitter.“, sagte Sinfita, würdevoll, wie es sich für einen Prinzen gehörte. „Elin, Sinan, Schoan, holt die Zauberin!“, sagte die Wache ohne die Freunde aus den Augen zu lassen und die drei Frauen verließen den Kreis und verschwanden in einem großen Haus. Katharina sah sich etwas um. Bei den Wachen waren auch Männer. Sie trugen Hosen und Hemden aus feinster Seide. Die Frauen ebenfalls Hosen, aber sehr lange Tuniken. Sie sahen aus wie Minikleider. Alle Elfen hier hatten Gürtel mit Schwertern. Einige hatten sogar Bögen und Köcher auf dem Rücken. Die drei Frauen von vorhin kamen wieder aus dem Haus, eine Frau mit langen blonden Haaren und einem hübschen Gesicht in einer weißen Robe folgte ihnen. „Sitz ab!“, knurrte eine Wache Katharina an. „Idiot! Sag es doch freundlicher! Bringt viel mehr!“, dachte Katharina, kletterte aber von ihrem Wolf. Die Frau kam zu ihnen und musterte sie alle abschätzend. „Kommt mit und lasst die Waffen bei den Wachen.“, sagte sie schließlich, „Idun, Perla, Andur und Leanon werden eure Waffen in Verwahrung nehmen. Beeilt euch!“ Katharina passte es gar nicht, das sie sich von ihren Waffen trennen musste, aber sie gehorchte. Die vier Elfen traten vor und nahmen die Waffen. Katharina schnürte ihr Schwert los und nahm den Köcher und den Bogen vom Rücken. Sie zog auch das kleine Messer, das in ihrem Stiefel war heraus und gab es dem Elfen. Sindri, Sinfita, Afenju und Schidon entledigten sich auch nur ungern ihren Waffen. „Was ist da drin?“, fragte die Frau in der Robe und deutete auf Katharina`s Rucksack. Dort drinnen waren nur ein paar Pelze und der Beutel mit den Schwertsplittern. Es waren zu viele geworden um sie am Gürtel zu tragen. „Nichts was Euch gefährlich werden könnte.“, erwiderte Katharina bissig. Die blauen Augen der Frau begannen zu leuchten, weiteten sich und erloschen dann wieder. Sie nickte, drehte sich um und führte sie in das Haus, aus dem sie gekommen war. Katharina`s Wolf folgte ihr und ließ sich auch nicht von den Wachen aufhalten. Er knurrte kurz und durfte dann durch. Es war nur eine große Halle ohne Obergeschoss. In einer Ecke stand ein Himmelbett, in einer anderen war eine Küche. Und wieder in einer anderen war so etwas wie ein Labor mit seltsamen Fläschchen und Flüssigkeiten. Die letzte Ecke war hinter einem Vorhang versteckt. Mitten in der Halle war ein Kachelofen. Er bestand nur aus einem großen Steinquader, auf dem das Feuer brannte. An den Ecken waren Stützen, die den Rauchabzug trugen. An den großen Fenstern hingen feine Vorhänge. Die Freunde blieben vor dem Ofen stehen. Die Frau ging zu dem Labor und mischte zwei Flüssigkeiten miteinander. Eine weiße Wolke füllte die Halle. „Wer seid ihr? Sagt mir eure Namen.“, sagte die Frau und drehte sich zu ihnen um. Sinfita stellte sie alle vor, „Ich bin Sinfita aus der Welt der Dämonen. Das ist mein Zwillingsbruder Sindri und unser Halbbruder Afenju. Dies ist Katharina aus einer unbekannten Welt und das ist Schidon aus der Welt der Finsternis.“ „Eine äußerst ungewöhnliche Gruppe wenn ihr mich fragen würdet. Die Wesen der Finsternis sind normalerweise immer auf der Jagd nach Menschen und Halbdämonen. Wie kommt es, dass solch doch sehr unterschiedliche Wesen die Trägerin des Schwerts der Macht begleiten?“, fragte die Frau bissig und ging in die Ecke, die hinter einem Vorhang verborgen war. „Das hat sich alles so ergeben!“, erwiderte Sindri, „Könnten wir vielleicht Ihren Namen erfahren?“ „Lilie. Lilie die Zauberin der Elfen.“, erwiderte die Stimme hinter dem Vorhang, „Ist aber nicht wichtig. Katharina gib mir die Splitter!“ „Was wollen Sie damit?“, fragte Katharina vorsichtig. Lilie sah hinter dem Vorhang hervor, „Ich will wissen, ob alle rein sind.“ Die Zauberin eilte schon wieder in ihr Labor und werkelte dort herum. Katharina nahm zögernd ihren Rucksack vom Rücken und zog die Splitter in ihrem Beutel heraus. Die Zauberin nahm den Beutel und warf ihn ins Feuer! „Was ..?“, rief Katharina entsetzt, aber Lilie streckte die Hand aus um sie zum Schweigen zu bringen. Sie rannte zu vier Fenstern und öffnete sie. Katharina verstand nun überhaupt nicht mehr was los war. Aber es rauchte fürchterlich! Das Leder verbrannte und gab das Schwert frei. Es begann hell zu glühen und die vielen Splitter verschmolzen mit dem Schwertstück, das schon ganz war. Plötzlich schossen durch die geöffneten Fenster insgesamt vier weitere Splitter! Sie verschmolzen ebenfalls mit dem Stück! Es war jetzt ungefähr halb ganz. Lilie holte eine Feuerzange und nahm das leuchtende Schwertstück an der Schneide und zog es aus dem Feuer. „Nimm es!“, sagte sie und hielt das Heft Katharina hin. Sie schüttelte ängstlich den Kopf. „Na los!“, ermutige Lilie Katharina weiter. Sie atmete noch einmal tief durch und nahm das Haft in die Hand. Es war vollkommen kalt! Funken stoben in alle Richtungen davon, dann nahm das Schwertstück seine normalen Farben an. Das Heft war golden und die Schneide silbern. Es war etwa 60 Zentimeter lang. „Gut.“, meinte Lilie, „Das Schwert ist jetzt zu über der Hälfte ganz. Den Rest könnt ihr nicht mehr finden. Denn haben schon die Geister.“ „Und was heißt das?“, fragte Sindri etwas verwirrt und geschockt. Lilie sah ihn an, „Das heißt, das ihr in die Welt der Dämonen zurück kehren müsst. Dort werden die Geister auf euch warten. Ihr müsst kämpfen! Egal ob es euch gefällt oder nicht.“ „Aber das werden wir doch niemals schaffen!“, rief Sinfita erschrocken, aber die Zauberin verschwand schon wieder hinter dem Vorhang, „Wir haben doch keine Verbündeten. Das geht nicht!“ „Doch das geht!“, rief Lilie zurück, „Wenn du, oder ein anderer es schafft Katharina die Splitter von den Geistern zu bringen, dann kann sie die gesamte Kraft des Schwerts der Macht aktivieren und die Geister vernichten. Ihr müsst nur schnell genug sein!“ „Ich bin zwar ein Dämon, aber nicht so schnell wie der Blitz! Und unverwundbar bin ich auch nicht!“, rief Sinfita und stampfte mit dem Fuß auf. „Benimm dich gefälligst!“, rief Lilie und kam hinter dem Vorhang hervor, „Ich wusste schon lange, dass ihr kommt. Ich habe nur eher am Nachmittag mit euch gerechnet. Darum bin ich so in Hektik. Ich habe etwas für euch vorbereitet. Zwar keine Waffen, aber die Kleidung, die schon die großen Heeresführer der Elfen getragen haben. Gewebt aus dem Netz der Seidenspinne aus den nördlichen Wald und der Seide des Wassers aus der Lichtquelle. Garn aus den Schweifhaaren des Einhorns und Gürtel und Stiefel aus dem Leder der weißen Wölfe. Kommt mit!“ Sie hob den Vorhang etwas um den Freunden Einlass zu geben. Katharina ging als erste hinter den Vorhang. Ihre Freunde folgten ihr zögerlich. Hinter dem Vorhang standen fünf Schneiderbüsten, die elfische Kleiden trugen. Lilie teilte die Sachen aus. Die Jungen schickte sie in die große Halle, Katharina blieb hinter dem Vorhang und zog sich dort um. Sie hörte wie sich die Jungen unterhielten. „Ich habe noch nie weiß getragen!“, meinte Schidon, „Meine Lieblingsfarbe war bisher immer schwarz.“ „Wurde mal Zeit, dass du eine andere Farbe bekommst.“, lachte Afenju, „Dann siehst du nicht mehr so weiß im Gesicht aus.“ Die Jungen lachten und hinter dem Vorhang schmunzelten Katharina und Lilie. Nach ein paar Minuten kam Katharina hinter dem Vorhang hervor. Die anderen waren fast fertig. Sinfita zog sich noch das Hemd aus Wasserseide an. Katharina sah wirklich unglaublich aus. Sie trug eine Hose aus dem Netz der Seidenspinne. Sie hatte einen seltsamen grauen Schimmer. Die Tunika war aus gewebtem Einhornhaar. Darüber trug sie einen Überwurf aus Leder des weißen Wolfes. Der Überwurf sah aus wie ein T – shirt. Er war von den Ärmeln bis zur Hüfte an den Seiten geschnürt. Die Stiefel waren blauschwarz und ebenfalls geschnürt. Ihr Gürtel war breit und das Schwert der Macht steckte in einer edlen Scheide aus geschmiedetem Licht. Sinfita und Sindri sahen fast identisch aus. Nur, das Sindri andere Stiefel hatte. Sie trugen beide dunkelblaue Hosen, silberblaue Hemden und schwarze Lederüberwürfe. Sinfita hatte schwarze Stiefel und Sindri silbrige. Schidon trug eine graue Hose, eine weiße Tunika und einen blauen Überwurf, seine Stiefel waren blau. Afenju hatte ein weißes Hemd, einen blauen Überwurf, eine schwarze Hose und weiße Stiefel. Auch Katharinas Wolf hatte etwas bekommen. So etwas wie eine Rüstung. Sie war aus sehr beweglichen Leder und tiefschwarz. „Katharina, du siehst toll aus!“, meinte Sinfita und Katharina drehte sich einmal und die eigene Achse. „Diese Kleidung sieht zwar schwach aus, ist aber härter als Eisen. Pfeile können sie nicht durchdringen und Klingen sie nicht zerschneiden. Ihr seid perfekt geschützt. Ich hoffe, dass ihr sie zu schätzen wisst. Meine Tochter und ich haben eine ganze Woche nur für die Beschaffung der Stoffe gebraucht.“ „Sie haben eine Tochter?“, fragte Afenju ganz überrascht. Lilie nickte und rief: „Monja!“ Ein Vorhang, gegenüber der Tür wurde zur Seite geschoben und ein junges Elfenmädchen kam in die Halle. Sie war etwas kleiner als Katharina und hatte kurze schokobraune Haare. Monja war wirklich sehr hübsch. Sie trug eine grüne Hose und eine blaue Tunika, deren Halsausschnitt zu weit war. Er gab eine ihrer Schultern zum Teil frei. Aus dem Augenwinkeln sah Katharina, dass Afenju begeistert die Augen aufriss. „Tja, Liebe auf den ersten Blick!“, dachte Katharina bei sich. „Mutter, ich habe die Bannringe fertig!“, sagte Monja mit ihrer sanften Stimme. „Gut, bring sie bitte.“, sagte Lilie und Monja verschwand wieder hinter dem Vorhang. „Monja hat lange gebraucht, bis sie herausgefunden hat, wie sie fünf bestimmte magische Stoffe ineinander verweben konnte. Sie war so begeistert, als sie es endlich heraus gefunden hatte, dass sie diese Ringe unbedingt für euch machen wollte. Sie kann extrem ehrgeizig sein.“, erklärte Lilie und Monja kam schon wieder. In der Hand hielt sie fünf schwarze Ringe die einen kleinen roten Stein hatten. Während sie die Ringe austeilte erklärte sie, aus was sie waren, „Die Ringe bestehen aus gemahlenem Stein des Feuers das mit geschmolzenem Licht vermengt wird. In diese Masse werden Wasserseide, Windkristalle und weiße Erdsteine eingewebt. Der kleine rote Stein ist die Träne eines Phönix. Die Ringe stärken Seele und Körper. Da eine Träne des Phönix eingearbeitet ist sind die Verletzungen, die euch zugefügt werden nicht so schlimm. Sie heilen nach einiger Zeit perfekt. Tragt sie immer.“ Monja hatte jedem einen Ring gegeben. Katharina steckte ihn an den Ringfinger der rechten Hand. Er passte genau. Er wurde etwas heiß und kühlte dann wieder ab. Katharina grinste etwas in sich hinein. Monja hatte Afenju ganz tief in die Augen gesehen. Wenn sich da nicht etwas anbahnte. Lilie sammelte die alten Sachen von ihnen ein und verstaute sie in einer Tasche, die sich an der Rüstung des Wolfes befand. „Ich glaube, auch eure Waffen dürften fertig sein.“, grinste Lilie. „Was ist mit unseren Waffen?“, fragte Sinfita etwas aufgebracht. „Keine Sorge, eure Schwerter und anderen Waffen sind in Ordnung, wir haben sie nicht bearbeitet. Die Schwerter haben neue Scheiden und die Pfeile neue Spitzen bekommen. Der Bogen hat nun eine Sehne aus Elfenhaar. Und die Hefte eurer kleinen Schwerter wurden mit Wasserseide umwickelt. Also nichts gefährliches! Nur Katharina`s Schwert ist vollkommen bearbeitet worden. Es wurde mit Licht überzogen und Wasserseide eingesponnen. Das Heft ist jetzt mit Seidenspinnennetzen umwickelt. Kommt!“, forderte Lilie sie auf und führte sie wieder hinaus auf den Dorfplatz. Die Elfen wirkten jetzt freundlicher. Sie lächelten alle. Die vier Elfen, die ihnen die Waffen abgenommen hatten, waren wieder da, mit den Waffen. Sie teilten die Waffen an ihrer rechtmäßigen Besitzer aus. Glücklich nahm Katharina ihren Bogen und die Pfeile in Empfang. Die Sehne schimmerte blond, vielleicht war sie aus Lilie‘s Haaren gemacht, es wäre nicht verwunderlich. Die neuen Spitzen waren aus geschmiedetem Licht. Katharina schnallte den Köcher auf den Rücken und ihren Bogen dazu. Ihr Messer sah richtig toll aus, so schön schimmerte es nun. Ihr Schwert hatte sich gewaltig verändert. Das Heft war in einem bestimmten und sehr komplizierten Muster mit verschieden farbigen Spinnweben umwickelt. Die Schneide war fast durchsichtig. Sie konnte sogar die eingesponnene Wasserseide sehen. Die Scheide war ebenfalls erneuert worden. Sie war aus blauem Stahl geschmiedet. Seltsame, fein geschwungene Schriftzeichen waren eingraviert worden. Die Scheide des Schwerts der Macht war wesentlich prächtiger verziert worden. Auch Katharina`s Freunde waren von ihren neuen Waffen begeistert. Nachdem die Waffen wieder bei ihrem richtigen Besitzer waren machten sie sich bereit um wieder aufzubrechen. Katharina schwang sich mit etwas Mühe auf ihren Wolf und wartete, bis Sinfita hinter ihr saß. Monja warf Afenju ein kurzes Zwinkern zu und lächelte ihn an. Afenju schluckte und lächelte zurück. Dann kletterte Afenju auf Schidon`s Rücken und hielt sich fest, während Schidon seine Vogelgestalt annahm. „Wir alle hoffen aus tiefstem Herzen, dass ihr es schafft.“, sagte Lilie zu ihnen, „Und ... denkt daran: Wenn ihr Freunde habt, dann seid ihr niemals allein, egal wie sehr die Winde auch toben und der Blitz hernieder fährt. Wie wünschen euch viel Glück und Linon`s Segen.“ „Wir danken euch für alles, was ihr für uns getan hab. Lebt wohl.“ , sagte Sindri und schoss hinauf in Richtung Himmel. Katharina`s Wolf und Schidon mit ihren Reiten folgten ihm. Tief unten nickten sich Lilie und Monja zu. Kapitel 26: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- Es dämmerte schon, aber Katharina war immer noch nicht in der Höhle. Sie saß auf einer großen Wurzel vor der Höhle. Seit sie aus der Welt der Elfen, der heiligen Insel zurück gekehrt waren, war sie sehr unruhig. Sie ließ sich immer wieder die Worte der Zauberin Lilie durch den Kopf gehen. „Kann ich das schaffen?“, fragte sie sich und verschränkte die Arme. Es wurde kühl. „Was ist, wenn ich versage? Dann .. dann werden alle Welten in ewige Finsternis und Knechtschaft unter den Geistern stürzen. Ich weiß nicht mal, wie ich das Schwert der Macht aktivieren soll! Wie soll das nur gehen? Hoffentlich schaffen wir es. Hoffentlich muss niemand sinnlos sterben! Hoffentlich ...!“ „Katharina, was machst du noch hier draußen? Du erkältest dich noch!“, sagte plötzlich eine Stimme. Es war Sinfita, er kam gerade aus der Höhle. „Ich habe nachgedacht.“, murmelte Katharina, „Wir gehen doch morgen in deine Welt. Da sind ja noch, oder schon wieder die Geister. Davor habe ich Angst. Ich habe Angst!“ „Weiß ich doch!“, lächelte Sinfita mit einem ziemlich überheblichem Unterton in der Stimme und setzte sich neben sie auf die Wurzel. Sein Gesicht wurde etwas sanfter, „Ich auch!“ Katharina sah ihn erstaunt an. Hatte er gerade wirklich und wahrhaftig „Ich auch!“ gesagt? Träumte sie vielleicht schon? „Ich habe Angst vor dem was mich dort erwartet. Wenn ich nur daran denke, wie die Geister über die Welt der Dämonen hergefallen sind, wird mir ganz anders. Ich wünschte, wir hätten alles schon hinter uns und müssten uns keine Sorgen mehr machen.“, meinte er und sah Katharina an. „Wenn alles vorbei ist und wir die Geister gebannt haben, dann komme ich wieder in meine eigene Welt.“, meinte Katharina. „Ja.“, murmelte Sinfita, er klang traurig, „Ich hab mich doch so an dich gewöhnt.“ „Aber ich gehöre nun mal in meine Welt.“, widersprach Katharina, „Und du musst doch dein Erbe antreten! Dem Wolf zu seinem Recht verhelfen, das stand in dem Buch, das mich hierher gebracht hat!“ Sinfita nickte langsam, „Ich glaube, das ist für uns alle so etwas wie ein Test. Wenn wir ihn bestehen, dann bekommen wir etwas. Du kannst zurück in deine Welt. Ich kann mein Erbe antreten. Sindri darf das nicht, auch wenn er zwei Minuten früher geboren ist. Er ist weggelaufen und hat damit sein Erbrecht verloren. Schidon ... was könnte Schidon bekommen?“ „Weißt du noch? Johanna, die Feuerwalküre!“, sagte Katharina lächelnd, „Vielleicht bekommt er sie! Sie würden doch zusammen passen!“ „Gans!“, lachte Sinfita und überlegte weiter, „Und Afenju?“ „Die Tochter von Lilie hat es ihm angetan! Monja! Sie mag ihn und er mag sie!“ „Was du alles bemerkst!“, fand Sinfita. „Ich hab es gesehen. Sie hat ihm ganz tief in die Augen gesehen. Ganz rosa ist sie geworden!“, grinste Katharina. „Wo die Liebe hinfällt!“, lachte Sinfita. Sie schwiegen eine Weile. „Dumm, dass ich die geheime Fähigkeit meines Schwertes noch nicht beherrschen. Ich kenn‘ sie nicht einmal!“ „Dann hätten wir vielleicht leichtes Spiel!“, meinte Katharina und schauderte kurz. Ein eisiger, beißender Wind blies durch den Wald. „Wenn wir wirklich allein sind, dann haben wir ein schlechtes Blatt!“, meinte Sinfita und legte Katharina einen Arm um die Schultern, „Aber jetzt ist es zu spät um noch irgendwo Krieger oder Verbündete aufzutreiben. Wir können nur hoffen, dass wir stark genug sind, oder dass ein Wunder geschieht. Aber beide Möglichkeiten sind minimal. Es ist nur ein ganz verzweifelter Versuch. Aber irgendwie glaub ich an unseren Sieg. Wahrscheinlich, weil ich ein Narr bin!“ „Ich wünschte, wir hätten doch einige Verbündete und so.“, meinte Katharina, „Ich wünschte die Nacht würde niemals enden.“ „Es ist besiegelt und beschlossen, wir werden morgen kämpfen. Und solltest du sterben, dann werde ich trauernder Witwer spielten!“, grinste Sinfita. Katharina lachte und stieß ihn von der Wurzel hinunter. Er landete auf dem Rücken. Katharina streckte ihm die Zunge heraus und sprang von der Wurzel herunter. Sie war etwas rot geworden, ignorierte es aber. Sinfita lachte, stand wieder auf und sprang über die Wurzel zu Katharina. Sie jagten sich über die Lichtung. Katharina lief immer Bäume und sie spielten irgendwie so etwas wie Fangen. Sie entfernten sich immer weiter von der Höhle, es war beinahe so, als würde Sinfita sie von ihr weg treiben. Als die Höhle außer Sichtweite war, erwischte Sinfita Katharina nun doch. Er packte sie mit einem Arm um die Tallie und mit dem anderen um die Schultern. Katharina lachte und versuchte sich zu befreien. Sinfita ließ sie nicht los. Dann berührte er mit den Lippen ihren Nacken. Sofort lief Katharina rot an. Das war ihr schon ganz schön peinlich. Sinfita ließ sie los und sie drehte sich zu ihm um. Ein paar Minuten sahen sie sich nur an. Dann lächelte Sinfita. Katharina lächelte auch. Sinfita nahm sie wieder in die Arme. „Es wird alles gut.“, flüsterte er. Fünf Minuten später kamen sie wieder in die Höhle. Katharina ließ ihren Wolf mit Rüstung mit in die Höhle kommen. Dort wurde er klein und seine Rüstung stand in der Höhle, sie stand von selbst. Der Miniwolf reckte sich, gähnte und rollte sich zusammen und schlief. Afenju und Schidon schliefen ebenfalls schon, tief und fest. Sindri war noch wach. Er putzte seine beiden Schwerter. „Na, endlich wieder zurück?“, fragte er lächelnd und sah von seiner Arbeit auf. „Ja.“, sagte Sinfita. Katharina ließ sich erschöpft auf den Boden fallen und Sinfita setzte sich neben sie. „Ihr solltet eigentlich schlafen.“, meinte Sindri und rubbelte kräftig an einer Stelle, „Morgen wird ein langer Tag. Schidon und Afenju machen es richtig!“ „Wir wissen doch nicht mal, ob wir das überleben!“, murmelte Sinfita etwas unsicher und sagte etwas lauter, „Ich hab Katharina schon gesagt, dass ich ... AUA!“ Katharina hatte ihn so heftig geschubst, dass er zu Seite und gegen einen Stein gekippt war. Sindri lachte, „Gebt euch keine Mühe!“ Katharina und Sinfita sahen ihn erstaunt an. „Schidon, Afenju und ich, wir wissen doch längst was los ist!“, fuhr Sindri fort und lächelte wissend, „Wir wissen, dass ihr ineinander verliebt seid! Ihr wollt es bloß nicht ... Lass das Sinfita!“ Sindri hechtete zu Seite und konnte so gerade noch Sinfita`s Angriff ausweichen. Sinfita jagte Sindri im Kreis herum durch die Höhle. Katharina griff sich an die Stirn, „Mann! Können die nicht mal aufhören. Es ist ja eigentlich klar!“ Sie ignorierte den kleinen Streit der Brüder und dachte an all die Abenteuer, die sie hier mit Sinfita und den anderen erlebt hatte. Noch einmal dachte sie an die gute alte Janara. Streng aber sehr nett, eine Großmutter, wie sie im Buche stand. Die Runenkrieger und Larrissa. Wie viele Freunde sie gewonnen hatten. Verträumt dachte Katharina an die gigantischen Hallen aus Stein in der Zwergenwelt. „Bald werde ich das alles nie mehr wieder sehen!“, dachte sie traurig. Sindri unterbrach ihre Gedanken durch lautes Knurren. Er und Sinfita wälzten sich im verbissenen Zweikampf am Boden. „Ja, Sindri und Sinfita werde ich dann auch nie wieder sehen!“, dachte Katharina und lächelte, „Ihre kleinen Sticheleien. Schidon und Afenju, die beiden werden mir dann auch fehlen. Jetzt reicht’s aber!“ Katharina stand auf, ging zu Sinfita und Sindri und packte jeden am Ohr und zog sie auseinander. „Aua, das tut weh!“, rief Sinfita und versuchte Katharina`s Hand loszuwerden. „Wenn ihr endlich still seid, dann werde ich euch los lassen!“, meinte Katharina und wich einem Schlag von Sinfita aus, dabei zog sie noch mehr an dessen Ohr. „Na gut!“, knurrte Sinfita mit tränenden Augen, „Du bist eine richtige Amazone geworden. Ich werde den da nicht mehr jagen. Zumindest heute und morgen.“ „Gut, ich werde meine Klappe halten.“, murrte Sindri und sah Katharina flehend an. Sie nickte zufrieden und ließ die beiden los. Sie setzten sich auf und rieben sich die Ohren. Die waren ganz rot angelaufen. „Wir sollten es den beiden da gleich tun!“, meinte Sindri und deutete auf Afenju und Schidon, die trotz des Streites immer noch tief und fest schliefen. „Ja, du hast Recht!“, meinte Katharina und holte einen Pelz aus ihren Rucksack. Nur wenige Minuten später gab nur noch das Feuer Laute von sich. Die Freunde schliefen und morgen war die entscheidende Schlacht. Kapitel 27: Die Schlacht des Schwerts der Macht ----------------------------------------------- Katharina war schon vor dem ersten Sonnenstrahl wach. Sie hatte furchtbare Angst. Was würde heute passieren? Würde sie überleben? Diese Fragen hatten ihr auch in ihren Träumen keine Ruhe gelassen. Sie war noch ziemlich verschlafen. Trotzdem stand sie auf und verließ die Höhle. „Hoffentlich geht heute alles gut.“, dachte sie besorgt, „Wenn es das tut, dann komme ich wieder nach Hause.“ Sie stand eine Weile da und lauschte in die unheimliche Stille des Waldes. Dann knackte es hinter ihr. Katharina fuhr herum und hatte schon die Hand an ihrem Schwert. „Ich bin es doch nur!“, meinte Sinfita abwehrend, aber ganz schön erschrocken. „Entschuldige.“, murmelte Katharina und entspannte sich. „Du hast auch Angst.“, meinte Sinfita und setzte sich auf eine Wurzel. „Ja.“, erwiderte Katharina, „Aber nicht nur vor der Schlacht, auch vor dem, was danach passiert! Ich werde wohl nach Hause zurück kehren können. Was ist, wenn wir es nicht schaffen und alle Welten in ewige Knechtschaft reißen? Ich habe Angst, das wir versagen.“ „Komm mal her!“, sagte Sinfita mit ganz sanfter Stimme. Katharina ging auf ihn zu und er nahm ihre Hände in die seinen. „Du darfst nicht mehr daran denken!“, sagte er und sah sie sehr seltsam an, „Wir müssen das tun, und sollten wir sterben, dann wissen wir trotz allem: Wir haben es versucht und uns die größte Mühe gegeben! Vielleicht schaffen wir es ja wirklich! Wenn das so sein sollte, dann hat jeder das, was er wollte. Du kannst dann endlich nach Hause und ich mein Erbe antreten. ... Weißt du noch? Als wir uns kennen lernten! Am Anfang konnte ich dich nicht so recht leiden. Aber, jetzt, jetzt werde ich dich beschützen! Und jetzt denk nicht mehr daran, dass wir versagen könnten. Denk nicht mal eine Sekunde daran!“ Katharina lächelte und nickte, er hatte ja so Recht. Katharina setzte sich neben Sinfita auf die Wurzel. Sie sprachen über ihre gemeinsame Vergangenheit. Über das, was sie zusammen erlebt hatten. „Es ist seltsam, das einem kurz vor der Entscheidung Tod oder Leben noch einmal so viel durch den Kopf geht!“, dachte Katharina und sah zu, wie die Sonnenstrahlen sich langsam über den feuchten Waldboden tasteten. Jetzt kamen auch Sindri, Schidon und Afenju aus der Höhle. Sekunden später folgte ihnen der Wolf in der Rüstung. Schidon, der ohnehin schon sehr blass war, wirkte heute noch weißer, fast etwas grünlich und durchsichtig. Afenju zitterte hin und wieder. Sindri schauderte, als sie alle vor der Höhle versammelt waren. „Dann muss es wohl sein!“, murmelte er, als hätte er Angst, dass er sich übergeben müsste, wenn er den Mund weiter öffnete. Katharina konnte das verstehen. Ihr war ebenfalls übel geworden. Schweigend verwandelte sich Schidon in seine Vogelgestalt. Er ging in die Hocke und ließ Afenju auf seinen Rücken klettern. Der Wolf kam zu Katharina und Sinfita. Ihm war wohl auch etwas mulmig. Katharina ließ Sinfita zuerst auf den Wolf steigen und kletterte dann hinter ihn. Sie wollte besser zielen können, wenn sie mit ihrem Bogen schoss. Sindri holte noch einmal tief Luft, „Dann los!“ Er sprang in die Luft und schoss Richtung Himmel. Sinfita trieb den Wolf an und Schidon schlug mit den Flügeln. Sindri öffnete den Weltentunnel und flog hinein. Schidon mit Afenju und der Wolf mit Katharina und Sinfita auf dem Rücken folgten ihm. Der Weltensprung kam Katharina heute viel kürzer vor als bei allen anderen Welten. Dann waren sie in der Welt der Dämonen, dort wo Sinfita gelebt hatte und aufgewachsen war. Alles war verbrannt und verkohlt. Das Schloss war mit blutroter Farbe überzogen und große schwarze Fahnen mit Totemschädeln darauf wehten im Wind. Das Schloss stand auf einem Hügel. Rund um den Fuß des Hügels waren Überreste verbrannter Häuser. Es war einst eine große stolze Stadt gewesen. In einiger Entfernung waren die verkohlten Reste eines großen Waldes zu sehen. Es gab kein Gras, nichts, das nach Leben ausgesehen hätte. Sogar der Himmel war grau in grau und traurig. „Wir gehen zu den großen Felsen auf der Ebene.“, sagte Sinfita leise und deutete auf eine Felsengruppe, „Von dort können wir vorrücken. Die Geister werden schon im Schloss Stellung bezogen haben.“ „Die Talismane, die uns dieser Magier gegeben hat, werden uns auch etwas schützen.“, sagte Sindri und sah zu Afenju, „Du bleibst immer in Schidon`s Nähe, er soll dich beschützen!“ Afenju und Schidon nickten. Dann schossen sie alle zu den Felsen und versteckten sich dahinter. Katharina kletterte von dem Wolf herunter und sah an den Felsen vorbei. Plötzlich erklang ein Horn! Sie zuckte zurück. „Verdammt, sie haben uns gesehen und blasen zum Angriff!“, flüsterte Sindri wütend. „Da kommen hunderte von Skelettkriegern.“, flüsterte Katharina entsetzt. „Die können wir noch besiegen. NOCH!“, meinte Sinfita und zog sie wieder auf den Wolf. „Wir treffen uns hier wieder!“, sagte Sindri und schoss in die Höhe. Der Wolf mit Reitern ebenfalls. Katharina nahm ihren Bogen vom Rücken und spannt einen Pfeil ein. Er begann wieder zu leuchten und wurde magisch. Sie ließ los und bestimmt hundert Skelette zerrieselten zu Staub. So ging es weiter. Jeder vernichtete diese Krieger auf seine eigene Art. Schidon flog sehr tief und Afenju schwang sein Schwert. Sindri kämpfte mit beiden Schwertern gleichzeitig und aktivierte mal diese mal jene Fähigkeit. Nach ein paar Minuten waren die Skelettkrieger besiegt und die Freunde zogen sich wieder hinter den Felsen zurück und konnten jetzt tief durchatmen. „Die haben garantiert noch andere Monster oder so!“, murmelte Sindri erschöpft, „Bestimmt kommen noch Zombiekrieger und die Riesengobelins. Die werden nämlich sehr schwer zu besiegen sein! Sie können immer wieder erschaffen werden. Wenn wir doch nur mehr wären! Dann hätten wir eine Chance!“ „Ihr braucht Hilfe?“, fragte eine Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich erschrocken und kampfbereit um. Hinter ihnen standen Krieger in schwarzen Rüstungen mit Schwertern und Bögen bewaffnet! Es waren weit über hundert Krieger. Die Runenkrieger waren gekommen! „Ihr!“, stieß Sinfita nach einer Pause hervor, „Ihr seid gekommen?“ „Ja, wir bekamen Nachricht, das heute die finale Schlacht stattfinden soll. Und wir verdanken dir unser Leben und unsere Freiheit, darum sind wir gekommen!“, sagte die Kriegerin, die schon in der Welt der schwarzen Bäume mit ihnen gesprochen hatte. „Wer hat euch benachrichtigt?“, fragte Sindri. Katharina drehte sich wieder zum Schloss um und schrie auf! Unmengen von halb zerfallenen Zombies kamen aus der Erde und stapften auf sie zu. „Verdammt es geht schon weiter.“, knurrte Sinfita. „Schwertkämpfer nach vorne! Bogenschützen nach hinten!“, rief die Runenkriegerin, „Schwertkämpfer! Aktiviert die Flamme des Stahls! Bogenschützen! Feuer der Pfeile!“ Die Runenkrieger formierten sich. Die Schwertkämpfer standen etwas halbkreisförmig vor dem Felsen und die Bogenschützen einige Meter hinter ihnen. Sie spannten ihre Pfeile. Die Zombiekrieger kamen mit gurgelndem Gebrüll auf sie zu gerannt. Sie bewegten sich abgehackt und träge, aber trotzdem schnell! Sindri, Sinfita, Schidon und Afenju postierten sich vor den Schwertkämpfern. Katharina schwang sich auf ihren Wolf und machte sich bereit zum Abflug. Sinfita zog sein Schwert, das einst seinem Vater gehört hatte. „Hoffentlich kann er es endlich aktivieren. Es ist endlich in der Heimat und es wird helfen um sie wieder zu befreien!“, dachte Katharina und legte einen Pfeil in ihren Bogen ein. Sindri zog seinen beiden Schwerter und machte sich bereit. Schidon hob die Hände und ließ blaue Flammen um sie tanzen. Afenju zog unsicher sein Schwert. Dann ging der Kampf los. Katharina ließ ihren Wolf in die Luft schnellen und schoss von oben auf die Zombies. Wenn der Pfeil traf zerbröselten die Krieger im Umkreis von zehn Metern zu Staub. Es waren ja lebende Tote. Die Runenkriegerinnen gingen sehr gut mit ihren Bögen um. Sie wussten, wie sie zielen mussten um über die Schwertkämpfer drüber die Zombies zu treffen. Sindri`s Schwerter blitzten immer wieder auf und ließen Funken durch die Luft fliegen. Sinfita dagegen konnte nur normal kämpfen, er konnte die besondere Fähigkeit seines Schwertes nicht aktivieren. Plötzlich erzitterte die Erde und eine höhnische Stimme, die vom Schloss kam, sagte, „Na? Ob ihr das hier wirklich überlebt? Ich bezweifle es. Ihr werdet sterben, ich bekomme die letzten Splitter und werde alle Welten regieren! Sinfita! Sieht so aus, als würde das Schwert deines Vaters nicht viel nützen! Eben nur ein Stück Schrott!“ Die Stimme begann zu lachen. „Sinfita, lass dich nicht reizen!“, dachte Katharina. Sie flog etwas tiefer und konnte hören, wie Sinfita knurrte. „Ich vertraue dem Schwert meines Vaters. Es ist mächtiger, als man denkt! Ich ... Wir werden dich vernichten!“ Die letzten Worte brüllte er und hob das Schwert, so dass es senkrecht aufragte. Dann, ganz plötzlich, war er von einem Wirbel aus Licht und Farbe umgeben! Sinfita selbst begann zu leuchten. Der Wirbel wurde in das Schwert gezogen und Sinfita schlug so, als wolle er einem Gegner quer über die Brust schneiden. Ein gigantischer goldener Wirbel, umgeben von zuckenden Blitzen, wurde von dem Schwert erschaffen und schlug eine 50 Meter breite Schneise in die Armee des Gegners. „Sinfita, nun hast du die Fähigkeit deines Schwertes kennen gelernt.“, murmelte Katharina und Schoss wieder mit Pfeilen. Sinfita aktiviere noch mehrmals diese ultimative Technik und vernichtete fast ein Drittel der Armee alleine. Als die Zombies vernichtet waren verschwanden die fünf Freunde wieder hinter den Felsen. „Sinfita!“, keuchte Sindri, „Das war unglaublich! Du hast es geschafft!“ Sinfita nickte etwas abwesend, sein Schwert hatte er immer noch fest umklammert, jetzt war es voll und ganz mit ihm verbunden. „Sinfita!“, flüsterte Katharina plötzlich, „Deine Oberarme!“ Sinfita zog erstaunt einen Ärmel der Tunika nach oben und nun sahen es alle. Ein seltsames Mal, ein Schwert umwickelt von zwei Drachen, die Feuer spieen. Ein Sichelmond war über dem Heft und unter dem Schwert war ein fünfzackiger Stern. Das Zeichen seiner Herkunft. „Das ... das hatte Vater auch!“, flüsterte Sinfita erstaunt, „Es ist das Zeichen der Dämonen, die Mut, Loyalität und Freundschaft bewiesen haben.“ „Stimmt!“, meinte Sindri, „Mut: Dir war egal, ob du das Schwert beherrscht oder nicht, du hast trotzdem gekämpft. Loyalität: Du hast unseren verstorbenen Vater verteidigt. Und Freundschaft: Du wolltest uns beschützen!“ Dabei warf Sindri allerdings einen Seitenblick auf Katharina. Sie lief rosa an. Musste er immer solche Anspielungen machen? „Jetzt werden die Angriffe immer heftiger!“, meinte die Runenkriegerin und sah über die Kämpfer zum Schloss, „Feuerdrachen des Todes!“ Katharina schoss herum und sah die gigantischen Schwergewichte auf vier Stummelbeinen. Sie hatten keine Flügel, waren aber sehr gefährlich, das spürte Katharina. Es waren mindestens dreißig Drachen. „Gegen was sind diese Teile den schwach?“, fragte Katharina ängstlich. „Wasser und Eis!“, sagte Afenju, „Wenn man sie einfriert können sie eine Weile ihr Feuer nicht mehr einsetzten!“ Die ersten fünf Drachen bauten sich auf und öffneten die Rachen. Eine rote Feuerkugel bildete sich im offenen Maul. „Wir werden gegrillt!“, rief Schidon und wollte weg. Plötzlich schoss aus der Luft Wasser an, das sich um die Drachen legte und sie einfror! „Larrissa!“, rief Katharina, als sie die Prinzessin entdeckte! Sie hatte einen Teil der Wiese vereist und lief mit ihren Schlittschuhen darauf! Sie feuerte noch mehr Eis auf die Drachen und vereiste den Boden vor ihnen. „Dein Einsatz! Sinfita!“, rief sie und fuhr zu ihnen. Sinfita nickte und sprang über die Krieger und aktivierte die ultimative Technik seines Schwertes. Die ersten fünf Drachen zerfielen zu Staub. „Los Kriegsmagier!“, schrie Larrissa und sauste auf die Eisfläche wo über fünfzig Männer in blauen Kutten erschienen, „Eissturm!“ Sie hoben die Hände und vereisten die letzten Drachen. „Toll!“, dachte Katharina, „Unsere Freunde kommen und helfen uns! Wir sind nicht allein, wir sind stark!“ Sinfita holte mit seinem Schwert aus und ließ wieder diesen gigantischen Wirbel durch die vereisten Drachen schießen. Nach ein paar Minuten waren auch die letzten Drachen vernichtet und sie zogen sich wieder hinter den Felsen zurück. Sinfita knurrte. „Was ist?“, fragte Katharina und sah ihn an. „Wir brauchen dieses letzte Stück des Schwertes der Macht, wenn wir gewinnen wollen!“, sagte er und sah Katharina, „Kannst du mir deinen Wolf leihen?“ „Nein, das lass` ich nicht zu!“, widersetzte sich Katharina, „Du wirst nicht alleine in dieses Schloss gehen! Kommt nicht in Frage!“ Plötzlich krachte es und gigantische Kugeln aus Stein schlugen wie Bomben in die Erde ein. Sinfita riss Katharina zu Boden und schützte sie vor den zersplitternden Steinen. „Wir haben keine Wahl!“, sagte er eindringlich, „Gib mir deinen Wolf! Ich hole die letzten Splitter!“ „Aber ...“, sagte Katharina verzweifelt und setzte sich auf. „Warte hier auf mich! Ich komme ganz bestimmt hierher zurück und bringe dir die letzten Splitter!“, sagte er selbstbewusst. „Die Splitter sind mir egal!“, flüsterte Katharina, „Wichtig ist, dass dir nichts geschieht!“ Sinfita nickte, „Ich passe auf mich auf!“ Dann drückte er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und schwang sich auf den Wolf und schoss Richtung schloss davon! Katharina wischte ein paar Tränen weg und legte einen Pfeil in ihren Bogen. Sie zerschoss die Steine, die ihnen zu nah kamen einfach. Jetzt kam eine Armee aus Skeletten, in deren Gerippen eine Kugel aus rotem Licht schwebte. „Die Geisterskelette!“, knurrte Sindri und hob seine Schwerter, „Dieses Licht ist ihre Seele! Sie sind extrem stark und äußerst unempfindlich! Wir müssen die Seelen zerstören!“ Dieses mal war es wirklich sehr viel schwieriger als vorher. Sie mussten ja gegen Seelen kämpfen. Nicht einmal Larrissas Magie half etwas. Sie saßen wieder einmal in großen Schwierigkeiten. „Weiße Magie Attacke!“, schrie plötzlich eine Stimme über ihnen. Katharina sah hinauf. Es war Andron, der weiße Magier aus der Hochburg der Magier! Hinter ihm kam ein ganzes Heer aus dem Weltenportal geflogen! Eine Menge Magier, Drachenmenschen aus der Drachenwelt, Elfen aus der mystischen Welt, die Feuerwalküre Johanna, Asro und die anderen Katzenmenschen, eine riesige Armee von Zwergen mit Äxten und Beilen, die Dyreda's mit ihrem azurblauem Drachen, die Feuerkrieger aus Lani und eine gigantische Armee der Harpyien aus dem Windland! Sie waren alle gekommen! Sie landeten bei der Armee und kämpften an vorderster Front! Johanna nahm eine Phönix-Form an! Sie begann zu brennen und schoss durch die Skelette! Schidon starrte ihr ungläubig nach. Mit gewaltigem Schlachtgebrüll rückte die Armee der Freundschaft nach vorne! Sie stießen immer weiter vor! „Katharina!“, schrie schon wieder eine Stimme aus einem Weltenportal. Es waren Lilie und Monja aus dem Urland der Elfen. Mit ihnen kam eine gigantische Armee an Bogenschützen, Kämpferinnen und Kämpfer, Magier und Windschützen! Katharina winkte ihnen zu und sah wie Afenju rot anlief. Der Kampf ging weiter. Die Zwerge brüllte und schwangen ihre Äxte. Sie waren wirklich sehr stark und sehr flink, auch wenn sie so klein waren! Johanna warf Feuerbälle auf die Feinde. Schidon räumte die getroffenen Skelettkrieger mit einem Schwerthieb aus dem Weg. Die beiden kämpften so, als wären sie seit Jahrhunderten ein eingespieltes Team. Die Runenkriegerin, mit der Sinfita geredet hatte, hatte den Felsen magisch mit ihrer Energie aufgeladen. Sollte ein Runenkrieger sterben konnte er sich dort wieder materialisieren und wieder aufleben. Aber die Runenkrieger kämpften so gut wie perfekt! Und ihrer Rüstungen hielten die meisten Schwertattacken ab. Die weißen Magier jagten eine Schockwelle nach der anderen auf die Skelettkrieger los. Den Skelettkriegern wurden durch diese Welle die rote Seele weggerissen. Die Drachenmenschen die ja auch eine Drachengestalt annehmen konnten, jagten Feuer und Blitze auf die Feinde los. Manche kämpften auch mit Schwertern. Von den Elfen waren nur Bogenschützen und Paladine gekommen. Die Bogenschützen trafen mit ihren Pfeilen die Seelen der Skelettkrieger und zerstörten sie. Die Paladine kämpften mit mächtigen, magischen Schwertern, die diese Skelettkrieger sofort zu Staub zerbröseln ließen. König Laudus war einer der mächtigsten Paladine, er beherrschte scheinbar jede erdenkliche Magie. Die mächtigen Dyreda's riefen immer wieder magische Explosionen hervor, die alle Skelettkrieger im Umkreis von zwanzig Metern zerstörte. Der Drache der Dyreda's stieß magische Kugeln aus Licht aus seinem Maul. Diese Kugeln zerstörten die Skelettkrieger mit gigantischen Explosionen. Die Harpyien flogen und schlugen von oben auf die Skelettkrieger ein. Lilie, Monja und ihre Krieger kämpften wahnsinnig gut und schnell. Die Windschützen froren die Skelettkrieger mit magischen Pfeilen kurz ein und schädigten sie so etwas. Die Armee der vereinigten Welten gewann immer mehr Land. Dann donnerte es plötzlich und ein heller Blitz zuckte über den Himmel. Gleich ging ein Gewitter los! „Kann man Geister überhaupt töten?“, fragte sich Katharina plötzlich und starrte auf die Burg, irgendwo dort war Sinfita, „Hoffentlich geht alles gut. Ich will ihn nicht verlieren!“ Die Armee der Skelettkrieger war zerstört aber jetzt kam schon wieder einen neue Armee. Es waren Eisenskelette! Sie sahen aus wie menschliche Skelette, nur ganz aus Eisen geschmiedet! In den hohlen Augenhöhlen der Schädel leuchtete rotes Licht. Sindri und Afenju kamen zu Katharina. „Was sind das für Teile?“, fragte Afenju keuchend und sah den Eisenskeletten entgegen, die sich langsam näherten. „Skelette mit schwarzer Magie aus Eisen gefertigt.“, antwortete Lilie die mit Monja zu ihnen trat, „Sie sind sehr schwer zu besiegen. Aber es geht, wenn man nicht aufhört zu kämpfen. Ich könnte sie mit meinen Magiern schwächen. Aber immer nur die Eisenskelette, die an vorderster Front kämpfen. Aber ihr könnt sie dann leichter besiegen!“ „Das wäre gut!“, meinte Sindri, „Wir müssen so lange kämpfen, bis Sinfita mit den Schwertsplittern zurück ist.“ Lilie nickte und Monja rief alle Magier zu ihnen. „Wir werden einen Titan erschaffen!“, sagte Lilie noch. Die Elfenmagier zogen sich hinter den Felsen zurück und schwächten die Eisenskelette. Es wurde immer schwerer sich fort zu bewegen. Der Regen prasselte auf den Boden und weichte ihn auf. Sie versanken im Schlamm und konnten sich kaum daraus befreien. „Lilie, bitte, du musst es schaffen! Sinfita, beeil‘ dich! Pass auf dich auf!“, dachte Katharina und spannte wieder ihren Bogen und schoss auf die Eisenskelette die kurz aufleuchteten. Jetzt waren sie etwas geschwächt. Brüllend stürmten die Zwerg vor und zertrümmerten die Skelette zu Schrott. Ja, sie kannten sich mit Eisen aus und mussten wissen, wie man dagegen ankam. „Barumm ..... Rummmmm. Ich komme! Ihr verrosteten Eisenskelette!“, brummte plötzlich eine tiefe Bassstimme hinter der Armee mit Katharina. Sie sah sich erstaunt um und erschrak! Ein gigantischer Baum! Einer der Beine und Arme und einen Kopf hatte! Er war mindesten fünfzig Meter groß und schien extrem stark zu sein. Der Titan, den Lilie angekündigt hatte. Im Gehen bückte er sich und hob einige Windschützen auf seine Schultern, von hier konnten sie besser schießen. Der Titan trat auf einige Skelette, die sich knarrend verbogen und platt waren. „Der ist gut!“, meinte Sindri und stürmte vor, „Ich muss beide Fähigkeiten meiner Schwerter aktivieren!“ Katharina beobachtete, wie er beide Schwerter hob und sie über dem Kopf kreuzte. Sie begannen zu leuchten und zwischen den Klingen bildete sich eine weiße Kugel aus Licht. Um Sindri herum entstand ein Wirbelwind. Er riss die Schwerter auseinander und der Wirbelwind mit der Kugel jagte quer durch die Armee der Eisenskelette. Alle Eisenskelette die den Weg der Windwirbels kreuzten waren tot und zu Eisenstaub zermahlen. Kaum hatte Sindri die Attacke ausgeführt zog er sich wieder zu Katharina zurück. Er keuchte, „Das ist verdammt kräfteraubend! Ich kann das nicht zu oft machen!“ „Das hat uns schon sehr geholfen!“, widersprach Katharina um ihm Hoffnung zu machen, „Es sind schon weniger Eisenskelette. Wir können das schaffen! Ich weiß es!“ Sindri lächelte Katharina an und richtete sich auf. Der Titan schien seine Freude am Kämpfen zu haben. Er zertrat Skelette und schlug sie mit seinen Armen weg. Es war wirklich unglaublich, wie stark die so zarten Elfen sein konnten und wie kaltherzig. „Wie lange kämpfen wir schon?“, fragte sich Katharina und schoss einen weiteren Pfeil ab. Sie kamen ja alle zurück und sie gingen ihr nie aus. „Wir kämpfen bestimmt schon drei Stunden.“, dachte Katharina und zog einen neuen Pfeil, „Sinfita ist schon seit ein einhalb Stunden weg. Hoffentlich lebt er .... nein! So darf ich nicht denken! Ich muss auf ihn vertrauen!“ Nach einem langen harten Kampf waren die Eisenskelette geschlagen und die Arme ein gutes Stück auf die Burg zu gerückt. „Wir kommen immer näher! Näher an Sinfita`s Schloss! Er wird sein Erbe antreten! Und König dieser Welt werden!“, dachte Katharina überzeugt und starrte auf die leeren Fenster der Burg. Der Titan der Elfen zog inzwischen einige Pfeile der Eisenskelette aus seiner dicken Borke. Lilie und die anderen Elfenmagier kamen nun wieder zu den Kämpfern. Monja und Lilie liefen sofort zu Katharina und Sindri, die nebeneinander standen. „Alles in Ordnung bei euch?“, fragte sie keuchend und eindeutig erschöpft. Katharina nickte, „Was wird jetzt kommen?“ „Jetzt kommt die Hauptarmee! Eine Armee aus Geistern und Nekromagiern! Sie beschwören Skelette die mit angreifen! Ihr müsst die Nekromagier besiegen, dann können sie die Armee nicht mehr verstärken. Katharina, ziele einfach in die Luft, der Pfeil wird glühen, sobald er ganz sicher einen Magier der Geister trifft! Und Geister kann man besiegen! Glaubt einfach nur an euch.“ „Und an die Freunde!“, dachte Katharina und spannte ihren Bogen. Sie zielte in die Luft. Der Pfeil begann hell zu glühen und Katharina ließ ihn los. Sekunden später wiederholte sie ihren Angriff. Alle Pfeile, die sie abschoss kamen ungefähr fünf Minuten später wieder zurück und schoben sich von selbst in ihren Köcher. Katharina fühlte sich wie in Trance! Das Gebrüll der Geister, das Gebrumme des Titans, die klackernden Skelettknochen, die Schreie ihrer Armee, das alle trommelte gegen ihre Ohren und ließ sie fast taub werden. Viele Krieger waren verletzt. „Es soll endlich aufhören!“, dachte Katharina verzweifelt. Plötzlich sank die Temperatur rapide ab! Es wurde eiskalt! Der Matsch fror ein und der Atem wurde weißer Dampf. Es regnete nicht mehr, es waren eher Schneeflocken und Hagel! Die grauen Wolken verfärbten sich rabenschwarz! Sie kreisten über dem Schloss, wie Aasgeier. Von dem Schloss gingen böse Schwingungen aus. „Das ist die verkörperte Angst!“, sagte Sindri neben Katharina, „Sie schicken die Schatten der Angst!“ Katharina nahm seine Worte nur dumpf und verschwommen war. Was war mit ihr los? Die Schatten der Angst tauchten auf! Als Rauch glitten sie über den Boden und verfestigte sich zu vampirähnlichem Wesen. Sie trugen eine schwarze zerrissene Kutte. Sie wirkte schwerelos und schwebte eher um die weißen Körper. Es waren nur die Hände zu sehen. Sie waren lang und dürr, wie Spinnenbeine! Rote Augen leuchteten in ihren Kapuzen auf. „Schütz‘ dein Herz vor ihr dunkeln Macht!“, flüstere Sindri und stellte sich vor Katharina. Die Elfenmagier sammelten jetzt all ihre Kraft und schleuderten sie auf die Schatten der Angst. Die Schatten stießen einen hellen, kreischenden Schrei aus und explodierten. Plötzlich begann es zu donnern und die Erde bebte! „Was ist denn jetzt los?“, schrie Katharina und klammerte sich an Sindri fest. „Die Geister öffnen das Weltenportal in das Schattenreich des Todes! Katharina, lass dir nicht die letzten schönen Erinnerungen nehmen! Sonst holen sie dich!“ Über dem Schloss bildete sich ein schwarzes Loch, mitten in der Luft, es schien alle Wärme einzusaugen! Katharina`s Herz begann zu rasen. Alle Wärme schien aus ihrem Körper gewichen zu sein. In ihrem Kopf hörte sie die Stimme der Mädchen aus ihrer Klasse! Ihr Atem raste! „Katharina!“, sie hörte Sindri`s Stimme nur hallen, von weit weg, „Denk an etwas glückliches! Halte einen glücklichen Moment fest! Lass dir nicht die schlechten Gedanken aufzwingen.“ Katharina kniff die Augen zusammen und dachte daran, wie Sinfita sie in den Armen gehalten hatte. Fast war es so, als könne sie diese wieder spüren! „Ich will dich nicht verlieren!“, dachte Katharina, „Ich will, dass du wieder kommst! Ich will, dass du lebst!“ Katharina öffnete die Augen und zog ihr Elfenschwert. Es begann hell zu leuchten. „Es reagiert auf reine Herzen und auf das stärkste Gefühl!“, rief Monja ihr zu. Katharina, Sindri, Schidon und Afenju gingen nach vorne, an die Kampfzone. „Ich will Sinfita zurück haben!“, knurrte Katharina und das Schwert begann noch heller zu leuchten. Sie hörte ein seltsames, gleichmäßiges Schlagen aus ihrem Schwert. „Es pulsiert!“, dachte Katharina erschrocken und fasziniert! Plötzlich wusste sie genau, was sie mit dem Schwert machen musste! Kurz vor der Kampflinie streckte sie das Schwert in die Höhe. Ein Wirbel bildete sich um sie und schoss dann in die Höhe. Das Licht nahm eine Gestalt an. Ein gigantischer Drache mit weiten Flügeln bildete sich. „Der Drache der Sterne!“, rief Lilie von irgendwo her. „Sternlichtstrahl!“, dachte Katharina. Der Drache öffnete sein Maul und ein Strahl aus weißem Licht schoss heraus und quer über die Armee des Feindes. Erst geschah nichts, dann flog die Armee dort in die Luft, wo der Strahl getroffen hatte. „Unglaublich!“, dachte Katharina und gab dem Drachen mit Gedanken weiter Kommandos. Der Kampf gegen diese eine Armee, die nur aus Geistern und den Schatten der Angst bestand, dauerte am längsten. Mindestens eine Stunde. Und Sinfita war immer noch nicht zurück! „Bitte, Sinfita, komm zurück! Ich will nicht, dass du stirbst und mich allein lässt!“, dachte Katharina und rückte mit der Armee weiter vor. Sie waren jetzt bis auf fünfzig Meter an das Schloss herangerückt. Sindri zog Katharina zu sich, „Sinfita wir jeden Moment kommen! Ich hab das im Gefühl! Er kommt bald. Dann musst du bereit sein, das Schwert der Macht zu aktivieren.“ „Ich weiß doch gar nicht, was ich machen soll, wenn das Schwert vollständig ist!“, widersprach Katharina etwas verzweifelt. Sindri packte sie fest an den Schultern und sah sie eindringlich an, „Wenn es ganz ist, wirst du es wissen. Du bist auserwählt die Geister mit dem Schwert der Macht zu besiegen! Wenn du es hast, dann wirst du wissen, was du tun musst! Vertrau mir und hab keine Angst!“ Katharina nickte und sah hinauf zu dem Schloss. Sindri gab den Befehl hier die Stellung zu halten und alle auf Sinfita zu hoffen. Plötzlich war es sehr still. Nur noch der eisige Wind mit den Schneeflocken und dem Hagel heulte. Katharina ballte die Fäuste und hoffe mit jeder Sehne und Faser in ihrem Körper auf Sinfita. Plötzlich gab es im Schloss eine Explosion und Sekunden später schoss aus einem Fenster der Wolf in der Rüstung heraus .... mit Sinfita auf dem Rücken. Einige fliegende Schatten der Angst folgten ihm. In der Hand hielt er ein Stück eines Schwertes! Ein Stück des Schwertes der Macht! Er hatte es geschafft! Und er lebte! Die Windschützen der Elfen schossen Pfeile auf die Schatten der Angst ab und die Magier jagten ihnen Schockwellen entgegen. Sinfita und der Wolf schossen auf Katharina und Sindri zu. Katharina liefen Glückstränen aus den Augen. Die Krieger um Katharina und Sindri wichen zurück und der Wolf landete sanft. Katharina fiel Sinfita sofort um den Hals. „Er lebt! Er lebt! Er lebt! Er ist am Leben!“, jagte Katharina durch den Kopf und fragte, als sie sich von Sinfita löste, „Ist alles in Ordnung mit dir? Ich hatte solche Angst um dich!“ „Alles in Ordnung!“, sagte Sinfita vollkommen erschöpft, „Da waren nur verdammt viele Geister und Schatten der Angst. Hier ist das letzte Teil des Schwertes der Macht.“ Er gab ihr den letzten Teil des Schwertes und stieg von dem Wolf ab. Katharina hielt den letzten Teil des Schwertes der Macht in der Hand, jetzt konnte sie es zusammen setzten! Sie zog das Schwert aus der Scheide. „Gib her!“, brüllte eine Stimme hinter ihr in der Luft (sie stand mit dem Rücken zum Schloss)! Sie wirbelte herum und sah einen Geist mit schwarzer Rüstung. Er jagte über die Ebene auf sie zu! Blitzschnell hielt sie die beiden Schwertstücke zusammen und sie verbanden sich. In diesem Moment begann das Schwert hell zu leuchten! Es war heller als die Sonne! Katharina packte das Schwert am Griff und hielt es in die Höhe, wie vorhin das Elfenschwert! Katharina war von einer Kugel aus Licht und Funken umgeben. Der Geist mit der Rüstung brüllte vor Schmerz und Angst! Katharina schloss die Augen und konzentrierte sich auf einen Wunsch, „Verbanne die Geister auf ewig und für immer in das Schattenreich des Todes!“ Die Kugel um Katharina und das Schwert zog sich zusammen und blähte sich wieder auf, schön im Rhythmus ihres schlagenden Herzens. Dabei ließ es Wellen aus Licht über die gesamte Welt jagen! Sinfita verschränkte die Armee vor dem Kopf um das Licht nicht an seine Augen zulassen. Katharina öffnete die Augen und sah durch das Licht hinauf zum Schloss. „Verschwindet aus Sinfita`s Schloss!“, dachte sie wütend, „Es gehört ihm und er wird hier regieren!“ Sie trat ein paar Schritte vor und richtete das Schwert auf die Armee der Geister. Die durchsichtigen Gespenster wurden von dem Licht weggepustet und direkt in das schwarze Loch zu Schattenwelt des Todes. Das Licht des Schwertes der Macht schoss in das Schloss und verjagte auch dort die Geister, die ebenfalls in das Schwarze Loch gesogen wurden. Dann war das Licht weg. Katharina stand keuchend da. Dann wurde die schwarze, gefrorene Erde unter ihren Füßen plötzlich grün! Gras wuchs! Die Temperatur stieg und die Wolken brachen auf und zeigten die Sonne und den blauen Himmel. Blitzschnell weitete sich das wenige Grün unter Katharina aus und schon war das ganz Land wieder grün und lebte! Katharina spürte, dass das eine Magie war, die immer und überall ist. Das Schwert der Macht hatte nur geholfen. Aber es gab keine Tiere und das Schloss war immer noch fast kaputt. Katharina hielt das Schwert der Macht fest und wollte es nicht loslassen. Es war, als wäre sie mit ihm verschmolzen! Sinfita lief zu Katharina und umarmte sie. „Du hast es geschafft!“, flüsterte er, dann sagte er etwas lauter, „Aber es wird lange dauern, bis das Schloss meines Vater wieder ganz ist und Tiere und Bäume wieder hier leben können!“ „Wir Zwerge könnten das edelste weiße Gestein aus den Bergen schürfen und das Schloss reparieren! Es soll das schönste werden, das es in allen Welten je gab! Wir bauen auch Häuser für neue Bewohner!“, rief der Zwergenkönig und die Zwerge brüllten ihre Zustimmung. „Die Elfen werden Bäume pflanzen, Blumen sähen und Tier auswildern!“, sagte der Elfenkönig aus der mystischen Welt. „Wir werden die seltenen Heilpflanzen unserer Welt hierher bringen!“, sagte Laufeyja, die Dyreda. „Die Elfen des Urlandes bringen die seltene Schwarzeibe! Das Heiligtum unserer Rasse!“, sagte Lilie würdevoll und lächelnd. „Die Magier werden mit weißer Magie die Erde fruchtbar machen und allen helfen.“, meinte Andron und verbeugte sich etwas. „Dann wollen wir Harpyien auch nicht untätig sein! Wir werden von überall seltene Pflanzen holen, damit dieses Land reich und schön wird!“, rief die Harpyienkönigin. „Die Runenkrieger, Drachenmenschen und die Katzenmenschen wollen helfen, wo es geht!“, sagte Asro. „Wenn alle Welten zu einer ganzen verschmelzen würden, wäre das alles einfacher!“, meinte Monja unschuldig. Lilie starrte ihre Tochter an, „Das ginge!“ Die ganze Armee brüllte ihr Einverständnis! „Siehst du!“, sagte Katharina zu Sinfita, „Jetzt wird dein Erbe gerettet und alle Welten zu einer vereint!“ Sinfita nickte. Plötzlich schepperte es. Katharina war das Schwert der Macht aus der Hand gefallen! Aber sie hatte es doch fest umklammert gehalten. Sinfita starrte Katharina erschrocken an! Sie sah an sich hinunter! Sie löste sich langsam auf! Sie wurde durchsichtig! Sie wurde von irgend etwas aus dieser Welt gezogen! Sie ... sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und sollte zurück in ihre Welt. Bevor sie etwas tun oder sagen konnte war sie schon wieder in dem Weltentunnel der sie in ihre eigene Welt brachte. Farben und Formen wirbelten um sie herum. Sie drehte sich unablässig im Kreise. Tränen liefen ihr übers Gesicht und fielen in den Weltentunnel. „Nein, nein!“, schrie Katharina verzweifelt, „Ich will bei Sinfita bleiben!“ Aber sie konnte nicht mehr zurück! Rückwärts fiel sie aus dem Weltenportal und sah das Schloss ihrer Familie. Nein, das durfte nicht wahr sein! Sie war wieder zurück in ihrer Welt. Das, was sie sich zu Beginn ihres Abenteuers so sehr gewünscht hatte, war nun ihr größter Alptraum! Katharina schüttelte kurz den Kopf um wieder klar denken zu können. Sie sah hinunter auf das Schloss ihrer Familie und riss erschrocken die Augen auf! Das Dorf von damals war eine gigantische Stadt! Und der Wald, der hinter der Burg begonnen hatte war weit zurückgedrängt worden! Außerdem war am Fuß des Berges ein Parkplatz! So hatte es nicht ausgesehen, als sie hier in das schwarze Buch gezogen worden war. Wir lange war sie weg gewesen?!!? Sinfita starrte ungläubig und erschrocken an die Stelle, an der Katharina gestanden hatte. Wohin war sie verschwunden? Warum war sie verschwunden? Warum jetzt? Wieso hatte irgend etwas sie einfach so aus dieser, seiner, Welt gerissen? Sinfita krampfte sie Hände zu Fäusten zusammen und senkte den Kopf. „Ihre Aufgabe war erledigt, deshalb musste sie zurück in ihre Welt. Nur deshalb war sie überhaupt hier!“, flüsterte Sindri und eine Träne kullerte ihm über die Wange. „Das ist unfair!“, knurrte Sinfita, „Sie ... sie wollte bestimmt hier bleiben. Ich werde sie nie mehr wieder sehen. Das ist so gemein! Ich ... ich...“ Sinfita brachte keinen Ton mehr heraus. Die Tränen, die über sein Gesicht liefen sagten ohne Worte alles! „Ich wollte ihr doch sagen, das sie für immer bei mir bleiben soll!“, dachte Sinfita verzweifelt, „Ich wollte ihr sagen, dass ... dass ...dass ich sie von ganzen Herzen liebe!“ Sinfita hob die Hände und bettete darin sein Gesicht. Sindri nahm seinen weinenden Bruder in den Arm. Plötzlich begann Monja zu schluchzen und begann auch zu weinen! Lilie nahm ihre Tochter in den Arm und wischte sich ebenfalls Tränen aus den Augen. Irgendwie ging dass, was eben geschehen war allen nah. Viele zerdrückten ebenfalls Tränen. Den Zwergen liefen sie in die dichten Bärte. Sogar die Elfen zeigten Tränen. Das taten sie eigentlich nie! Aber es brachte Katharina nicht zurück!! Sie würden Katharina nie mehr wieder sehen, aber sie mussten weiter leben, irgendwie! Kapitel 28: Nach Hause!!! ------------------------- Katharina schwebte langsam hinunter in den Wald und landete dort. „Irgend etwas stimmt hier nicht! Wieso hat sich alles so sehr verändert?“, fragte sie sich und ging aus dem Wald heraus. Sie trug noch immer die Kleidung der Elfen, die sie von Lilie bekommen hatte. Sie ging hinauf zu der Burg und entdeckte neben dem Tor ein Schild: Führungen: Montag – Samstag: 8.00 Uhr bis 16.00Uhr, Sonntag 11.00Uhr bis 19.00 Uhr. „Was?“, dachte Katharina erschrocken, „Ein Museum über die Ritterzeit! Was ist mit meiner Familie?“ Plötzlich öffnete sich das Tor und eine Frau zwischen vierzig und fünfzig Jahren, kam heraus, sie schloss das Tor mit einem großen Eisenschlüssel ab. „Sagen Sie, hier hat doch einmal eine Familie gelebt?“, fragte Katharina beiläufig, aber sehr angespannt. „Das sich jemand dafür interessiert!“, meinte die Frau freundlich, aber sie musterte kurz Katharina`s seltsame Kleidung (ihre Waffen waren verschwunden, vielleicht waren sie in der Welt der Dämonen zurückgeblieben), „Das war eine sehr seltsame Geschichte. Vor dreißig Jahren hat hier eine Familie mit vier Kindern gelebt. Die Eltern sind schon seit einem Jahr in Australien, dort haben sie sich zur Ruhe gesetzt. Die beiden ältesten Söhne arbeiten noch in dieser Stadt, als Anwalt und Privatdetektiv. Die mittlere Tochter ist in Hollywood. Dort ist sie ein großer Star! Und die jüngste Tochter, die ist vor dreißig Jahren verschwunden. Es war an einem Samstag Nachmittag. Man weiß nur, dass sie in die Bibliothek gegangen ist. Dort fand man ein schwarzes, aufgeschlagenes Buch. Es ist in einer anderen Sprache geschrieben, niemand kann es lesen. Auf jeden Fall ist die arme Katharina ein Jahr nach ihrem Verschwinden für tot erklärt worden. Wahrscheinlich ist sie das auch.“ „Kann ich das Buch einmal sehen?“, fragte Katharina hoffnungsvoll. Die Frau sah sie kurz an, „Eigentlich hätte ich Feierabend, aber ... na gut, ich zeige es dir! Du erinnerst mich irgendwie an dieses arme Mädchen!“ Sie öffnete noch einmal das Tor und führte Katharina in die Bibliothek. Das Buch lag aufgeschlagen in einer Vitrine. Die Frau öffnete sie und gab Katharina das Buch. „Mit der Zeit verschwinden immer mehr Wörter. Es ist unverständlich. Ganz komisch, so etwas gibt es eigentlich nicht.“, sagte sie und beobachtete Katharina. Die blätterte bis zu den letzten Seiten und las was dort stand. Ihre Aufgabe in den anderen Welten ist erfüllt. Der Wolf hat sein Recht bekommen und die Geister sind auf ewig verbannt. Die Auserwählte des Schwertes ist wieder zu hause. Aber, dreißig Jahre sind hier vergangen und sie ist alleine. Ihre Eltern sind weit weg, ebenso wie ihre Schwester. Die Brüder leben ihr eigenes Leben. Und die Kämpferin wird hier für tot gehalten. Sie ist plötzlich allein, in einer ihr fremden Welt! Im Wald gibt es einen alten Baum, dort beginnen zwei Wege. Jeder führt nach hause! Der Weg rechts des Baumes führt in die Fremde. Der linke Weg führt ins Vertraute. Welcher ist der Richtige? Nur das Herz weiß das! Hier endete die Seite. Katharina gab der Frau das Buch zurück. „Du kannst das lesen?“, fragte die ungläubig. „Bald wird das ganze Buch verschwinden!“, sagte Katharina leise, „Ich danke Ihnen, dass Sie mir das Buch gezeigt haben.“ „Gern geschehen!“, erwiderte die Frau lächelnd, „Es freut mich, dass sich jemand für diese Geschichte interessiert. Vor dreißig Jahren war ich mit der älteren Tochter befreundet. So, jetzt müssen wir aber gehen!“ „Marie!“, wusste Katharina plötzlich, „Das ist Marie! Sie war mit Franzi in der Schule und sie sind zusammen in Jazzdance gegangen! Sie erkennt mich nicht!“ Marie führte Katharina wieder aus der Burg. In der Eingangshalle sah Katharina hinauf zu dem offenen Gang mit dem Geländer. Dort, am Ende dieses Ganges, war die Tür zu ihrem Zimmer. Ob ihre Sachen noch dort waren? Katharina schrak auf und lief Marie hinterher. Marie zog die große Eingangstür auf und schloss sie wieder ab, als Katharina vor der Burg stand. „Wiedersehen! Vielleicht sehen wir uns noch mal, dann kann ich dir mehr über diese Familie erzählen!“, sagte Marie zum Abschied und ging die Auffahrt hinunter zu dem letzten Auto, das auf dem Parkplatz stand. „Nein, Marie! Wir werden uns nie mehr wieder sehen!“, dachte Katharina und sah in die untergehende Sonne. Leichter Wind kam auf und spielte mit Katharina`s Haaren. „Ich werde hier nicht bleiben!“, dachte Katharina entschlossen, „Das hier ist nicht mehr mein zu hause! Ich habe ein neues gewonnen! Und dorthin will ich zurück. Ich werde es schaffen, ich muss zu diesem Baum!“ Katharina setzte sich an die warme Mauer der Burg und überlegte, ob sie diesen Baum schon einmal gesehen hatte. Früher, als sie noch hier gelebt hatte, war sie sehr oft in den Wald gegangen. Katharina kniff die Augen zusammen und versuchte sich zu erinnern! Langsam kamen wieder Bilder in ihr Gedächtnis. Ein breiter Fluss und große Steine die aus dem Wasser ragten und die man als Brücke benutzen konnte. Ja, dort musste sie entlang gehen. Dann kam man in eine enge Schlucht zwischen zwei langen Felsen. Und danach war ein gigantisches kreisförmiges Tal. Und dort war dieser Baum. Katharina riss die Augen auf und stand auf. Sie wollte zurück. Sie lief auf der Rückseite des Burghügels hinunter und kam zum Wald. Sie konnte sich schemenhaft erinnern, wie ihr Weg verlief. Sie suchte ein paar Minuten und fand den Baum, der immer auf ihrem Weg stand. Er war ganz leicht zu erkennen, da er bis oben mit Efeu bewachsen war. Diesem Weg, der an ihm vorbei ging, musste sie folgen. Katharina rannte los. Nach ungefähr fünf Minuten wurde sie etwas langsamer und sah sich etwas um. Immer mehr konnte sie erkennen. Aber es war so, als wäre sie in der Zeit vor gereist. Es war zwar dasselbe, aber doch ganz anders. Endlich kam sie an den Fluss. Sie sprang von Stein zu Stein und kam trocken am anderem Ufer an. Jetzt ging sie langsam weiter. „Sinfita!“, dachte sie hoffnungsvoll, „Hoffentlich ist in der anderen Welt nicht so viel Zeit vergangen wie hier! Hoffentlich glaubt er daran, dass ich zurück komme. Hoffentlich machen die Geister auch wirklich keinen Ärger mehr! Ich will nicht noch einmal das Schwert der Macht zusammen suchen. Was eigentlich mit dem Schwert der Macht passiert ist? Vielleicht ist es auch versiegelt worden!“ Jetzt erreichte sie die lange Schlucht, die zu dem runden Tal führte. „Uhä!“, stieß Katharina angeekelt hervor, hier war es immer schauerlich. Grünbrauner Schlamm bedeckte den Boden und teilweise auch die weißen Knochen von allen möglichen Tieren, die hier verendet waren. Einmal trat sie auf einen Rattenschädel. Da war es ihr egal sie rannte los und immer an der Seite, damit sie nicht in den Schlamm trat. Nach ein paar Minuten hatte sie die Schlucht verlassen und verschnaufte erst mal. Ihr Lungen brannten. Nie wieder wollte sie durch so ein gruseliges Nest gehen. Sie schüttelte sich und richtete sich auf. Sie war im Kreistal, wie sie es immer genannt hatte. In der Mitte stand der gigantische alte Baum, abgestorben und schwarz. Er sah aus, als wäre er abgestorben. Langsam ging Katharina auf den Baum zu. Sie entdeckte auch sofort den Weg, gepflastert aus Steinen. Vor dem Baum war eine Kreisfläche, von ihr zweigten zwei Wege ab. Einer nach links, einer nach rechts. Katharina folgte mit den Augen dem Verlauf des rechten Weges. Er schlängelte sich zwischen ein paar Bäumen hindurch und aus dem Tal heraus, in Richtung große Stadt. Dieser Weg führt zurück, zurück in die Stadt, in die Fremde! Katharina`s Kopf fuhr herum. Sie starrte auf den linken Weg. Er führte nach links und auch aus dem Tal heraus, aber immer weiter in den Wald hinein!! „Sinfita! Sindri! Schidon! Afenju! Miniwolf!“, dachte Katharina und trat entschlossen auf den linken Weg. Kaum stand sie dort schlug der Baum aus! Plötzlich sprossen überall Blätter und Blüten! Die Rinde wurde schneeweiß! Solche Bäume gab es in der Welt der Dyreda. Katharina lächelte glücklich, der Baum freute sich, dass sie zurück zu Sinfita ging! Sie folgte dem Weg. Sie erklomm den Rand des Tales und sah einen unheimlichen Wald vor sich. Verkrüppelte schwarze Bäume mit knorrigen dünnen Ästen, die wie Finger nach ihr griffen! Katharina lief eine Gänsehaut über den Rücken, aber sie wich nicht zurück. Sie ging den Weg weiter durch den schwarzen Wald. Der Wind hier drinnen heulte geisterhaft. Irgendwie verlor Katharina jedes Gefühl für Zeit. Wie lange war sie gegangen? Eine Minute? Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Sie wusste es nicht. Dieser Wald hatte dieselbe Wirkung wie die Schatten der Angst. Er ließ sie alle bösen und schlechten Erinnerungen wieder durchleben. Sie hörte die meckernden, motzenden und lachenden Stimmen ihrer ehemaligen Klassenkameraden. Dann erinnerte sie sich daran, wie Sinfita auf dem Wolf aus der Burg kam, an dieses unbeschreibliche Gefühl der Erleichterung und des Glücks. Plötzlich war der Wald zu Ende und sie stand vor einem Weltenportal!! Endlich! Katharina hatte sich sehr danach gesehnt! Auch wenn sie nicht einmal eine Stunde in „ihrer“ Welt gewesen war! Katharina ging auf das Portal zu und hindurch. Die unglaublichen Farben und Formen umkreisten sie. Katharina war endlich auf dem Weg nach hause in die Welt der Dämonen. Es könnt eigentlich auch eine Falle der Geister sein, aber das glaubte Katharina nicht. Sie spürte diese reine Aura voller Liebe und wusste, dieses Portal führt zu Sinfita. Katharina drehte sich noch einmal um. Sie sah den gepflasterten Weg zurück. Jetzt ließ sie diese Welt hinter sich und eine neue Welt öffnete sich für sie! Katharina sah wieder auf das Portal, holte tief Luft und ging hindurch! Kapitel 29: Die Welt des Friedens --------------------------------- Katharina schwebte durch einen endlosen Raum, in hellem Licht! Sanfter Wind umspielte ihren Körper, dann öffnete sie die Augen. Ganz weit entfernt sah sie einen Stern leuchten. Sie flog direkt darauf zu! Nach einer Weile stieß sie durch eine Wand aus Licht und glitzernden Staub. Es war ein ähnliches Gefühl, als würde man ins Wasser springen! Dann sah Katharina den „Stern“! Es war ein gigantisches Land! Berge, Wälder, Flüsse, Seen, eine kleine Wüste! Katharina sah inmitten eines gigantischen Sees eine große Insel, das Urland der Elfen! In einem anderen war die Insel der Dyreda’s!! Sie wusste es! Sie schwebte hoch über dem Land und konnte kaum glauben, was sie sah! Sie erkannte alle Welten, in denen sie mit ihren Freunden hier war, wieder! Aber es waren auch noch unzählige andere da, in denen sie nie gewesen war! Alle hatten sie zu einem gigantischen Land vereint! Man konnte den Frieden hier förmlich spüren! Katharina sah auf und riss die Augen auf! In der Mitte des Landes war ein großes silberweißes Schloss! „Das ist Sinfita`s Schloss!“, wusste sie sofort. Kaum hatte sie das gedacht flog sie schon langsam auf das Schloss zu! Minuten später setzte sie sanft auf der Erde auf. Staunend und etwas unbehaglich sah sie sich um. Es hatte sich viel verändert. Hoffentlich war hier nicht zu viel Zeit vergangen und Sinfita lebte gar nicht mehr. Katharina stand auf der großen, weiten Wiese vor dem Hügel, auf der einst die letzte Schlacht statt gefunden hatte. Plötzlich hörte sie eine vertraute Stimme hinter sich, „Katharina?“ Sie drehte sich um. Zehn Meter von ihr entfernt stand Sinfita und starrte sie ungläubig an, als würde er seinen Augen nicht trauen! Er sah fast genau so aus wie bei ihren Abenteuern. Aber er trug nun eine zierliche, feine Krone aus dem Kopf, die in den Haaren festgeflochten war. Durch die Ärmel seiner silbernen Tunika schimmerte an den Oberarmen das Zeichen der Dämonen, das er erhalten hatte. Er trug eine weiße wallende Hose und schwarze Stiefel, wie damals. Sein Gürtel war nach wie vor ein Pelz, an dem sein Schwert befestigt war. „Das kann doch nicht sein!“, flüsterte er ungläubig. „Glaubst du nicht das es etwas gibt, das sogar Raum und Zeit überwinden kann?“, fragte Katharina lächelnd und unterdrückte die Freudentränen. „Du bist vor einem Jahr verschwunden! Das kann nur ein Traum sein!“, erwiderte Sinfita und kniff die Augen zu. Als wolle er einen Gedanken verjagen. „Einen Traum kann man wohl nicht berühren!“, meinte Katharina, ging einen Schritt auf ihn zu und streckte die Hand aus. Sinfita öffnete die Augen und sah sie an. Dann ging er langsam auf sie zu und streckte ebenfalls seine Hand aus. Vorsichtig berührte er ihre Fingerspitzen und nahm dann ihre ganze Hand in die seine! Er sah Katharina mit glasigen Augen an, dann rann plötzlich eine Träne aus seinen Augen. Ehe Katharina sich versah hatte er schon seine Arme um sie geschlungen! Er hielt sie fest, so als wolle er sie nie mehr los lassen! Seine Tränen fielen in Katharina`s Haare. „Ich dachte, ich sehe dich nie mehr wieder!“, flüsterte er und zog sie noch fester zu sich heran, „Es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe!“ Er ließ Katharina wieder los, behielt ihr Hände aber in den seinen. „Warum bist du nicht in deiner Welt geblieben?“, fragte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Dort sind dreißig Jahre vergangen und ich wurde für tot erklärt. Darum bin ich zurück gekommen.“, antwortete Katharina, „Na ja, nicht nur darum.“ „Ja?“, fragte Sinfita und sah sie an, ziemlich fordernd. Katharina lief etwas rosa an, „Ich ... ich habe ... ähm ... Ich liebe dich!“ Endlich war es raus. Katharina wartete auf Sinfita`s Reaktion. „Genau das wollte ich dir schon seit langem sagen!“, flüsterte Sinfita und küsste Katharina auf die Wange. „Komm mit, Sindri wird dich auch sehen wollen!“, sagte er und nahm Katharina`s Hand. Er zog sie hinter sich her, den Hügel hinauf zum großen Eingangsportal. Katharina sah in der Ferne plötzlich einen großen, schmalen Berg. „Sinfita, was ist dort hinten?“, fragte sie und deutete auf den Berg. „Ach der!“, sagte Sinfita und sah Katharina an, „Stimmt ja! Du weißt noch gar nicht, das Johanna und Schidon vor einem halben Jahr geheiratet haben!“ „Johanna?“, rief Katharina aus, „Die ... die Feuerwalküre? Sie und Schidon haben geheiratet?“ Sinfita nickte, „Sie ist schon schwanger!“ Katharina fielen fast die Augen aus dem Kopf, so weit riss sie ihre Augen auf! Johanna war schwanger! Unglaublich! „Jetzt komm schon!“, sagte Sinfita und drückte das Tor auf. Er nahm Katharina wieder an der Hand und führte sie ein paar Treppen hinauf und durch mehrere Gänge. Endlich kamen sie in einem Turmzimmer an. „Ich würde mich hier verlaufen!“, meinte Katharina, als sie keuchend im Zimmer ankamen. Das Zimmer hatte sehr viele Fenster und in der Mitte stand eine Staffelei. Darauf war ein Bild. Es zeigte Katharina mit dem Schwert der Macht. „Sindri! Wo steckst du schon wieder?“, rief Sinfita und im nächsten Moment öffnete sich zwischen zwei Fenstern eine Türe. Katharina wusste sofort, dass diese Tür zu einer Brücke führte. Diese verband wohl zwei Turmzimmer mit einander. „Was ist denn?“, fragte Sindri und schloss die Tür. Er konnte Katharina nicht sehen, da sie hinter Sinfita stand. Auf Sindri`s Wange war ein Streifen blauer Ölfarbe. Er trug seine schneeweißen Sachen, die er getragen hatte, als er zum ersten Mal aufgetaucht war. „Hier ist jemand, der die bekannt vorkommen sollte.“, lächelte Sinfita und trat zur Seite. Katharina lächelte etwas beschämt. Sindri fiel ein Glas mit Farbe aus der Hand. Es zersprang auf dem Boden und verspritzte seinen Inhalt. Sindri war nun mit roten Tupfen übersät. Er ging langsam auf Katharina zu und griff nach ihrer Schulter. „Ich bin kein Traum!“, meinte Katharina lächelnd. Sindri traten die Tränen in die Augen. Überglücklich umarmte er sie. „Wieso bist du wieder da?“, fragte er, als er sie wieder los ließ, „Du ... du solltest doch in deiner Welt sein, oder?“ „Dort sind dreißig Jahre vergangen!“, erwiderte Katharina, „Ich bin dort für tot erklärt worden.“ „Da bist du hier besser aufgehoben!“, meinte Sindri und warf einen Seitenblick auf Sinfita. Er wurde rot, genau so wie Katharina. Sindri lachte! „Hey, das muss doch ein großes Fest geben!“, meinte er lachend, „Das muss einfach gefeiert werden!“ „Ja!“, erwiderte Sinfita und legte einen Arm um Katharina, „Ich wette, dass sich alle mindestens genau so freuen werden!“ Zusammen verließen sie den Raum wieder und Sinfita führte Katharina in eine Art Bibliothek. Sindri machte sich daran die frohe Kunde im ganzen Land bekannt zu machen! Wie lange das wohl dauern würde? „Was wollen wir hier?“, fragte Katharina und sah sich um. Überall standen gläserne Vitrinen, in denen verschiedene Waffen und Schilde lagen. Katharina sah verschiedene Bögen. Diese „Bibliothek“ war riesig. Sinfita führte sie zielsicher durch die langen Reihen von Vitrinen. Plötzlich standen sie vor einen schmalen, aber hohen Vitrine. Sinfita blieb vor ihr stehen, Katharina stellte sich neben ihn. In diesem Glaskasten hing ein blankes Schwert. „Erinnerst du dich?“, fragte Sinfita und sah Katharina an. Sie nickte nur stumm. Sie kannte dieses Schwert. Das Schwert der Macht. Sie spürte seine Aura, die unbeschreibliche Macht, die damals die Geister auf ewig in die Schattenwelt verbannt hatte. Das Schwert der Macht begann wieder zu pulsieren! Es freute sich, dass Katharina da war! Es war früher Vormittag, den Rest des Tages erzählten sich Katharina und Sinfita was geschehen war, seit Katharina aus dieser Welt gerissen wurde. Sie hatten sich dazu in die richtige Bibliothek zurückgezogen. Plötzlich sah Sinfita auf, „Es ist schon Nacht!“ „Stimmt!“, stimmte Katharina erstaunt zu, „Haben wir wirklich so lange geredet?“ Plötzlich ertönte draußen ein lautes Pfeifen und ein gigantisches Feuerwerk ging los! Kunterbunte Funken erhellten den Nachthimmel. „Was?“, fragte Sinfita ganz verblüfft, „Sindri hat schon ein Fest organisiert? Oder waren es unsere Freunde?“ „Weiß nicht.“, meinte Katharina, „Schnell gehen wir raus! Ich will es nicht verpassen!“ Zusammen liefen sie wie der Wind durch das Schloss vor das Portal. Der Geruch von Braten, Kuchen, Torten, Wein, Bier und allem möglichen anderen schlug ihnen entgegen! „Wir haben schon auf euch gewartet!“, rief ein Frauenstimme herauf, es war Lilie! Vor dem Schloss waren Zelte, Fahnen, ewig viele Tische, Banner und ein Wagen mit Feuerwerkskörpern! Wahrscheinlich waren alle, aus dem ganzen Land hierher gekommen! Nur um Katharina zu feiern? Sie konnte es nicht glauben! Katharina und Sinfita liefen hinunter und in die Menschenmenge. Alle waren da! Afenju, Schidon und Johanna (sie hatte einen dicken Bauch), Larrissa und Monja und Lilie, einfach alle. Asro und Jenim hatte auch geheiratet! Monja und Afenju kamen Arm in Arm! Katharina wurde von allen umarmt und reichlich Tränen wurden vergossen. Dann ging ein neues Feuerwerk los. Sindri hatte es bei den Zwergen organisiert. Gigantische Drachen aus Funken schossen in die Luft. Durch all den Trubel lief Sindri zu ihnen herüber. Er stellte sich neben Katharina und meinte zu Sinfita, „Gibt es heute wirklich nur Katharina`s Rückkehr zu feiern, oder noch etwas anderes?“ Sinfita sah in ausdruckslos an und nahm Katharina in die Arme. „Wenn wir uns schon die Liebe gestanden haben, sollten wir uns da nicht auf verloben?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Katharina lief rot an, flüsterte aber etwas zurück, „Ja, sollten wir!“ Sinfita küsste Katharina auf die Wange und schob ihr auf einmal einen Ring an den Ringfinger der linken Hand, ein Verlobungsring! Sinfita zeigte Katharina seine linke Hand, er hatte auch einen! „Was flüstert ihr den da?“, fragte Sindri und sah von einem zum anderen. „Es gibt wirklich noch etwas zu feiern!“, lächelte Sinfita. „Und was?“, wollte Sindri ganz neugierig wissen. „Unsere Verlobung!“, erwiderte Sinfita. Das Fest ging die ganze Nacht weiter. Und nach diesem Tag war das gesamte Königreich noch schöner, friedvoller und glücklicher als je zuvor. Katharina wurde durch die Magie der Liebe und des Schwertes der Macht unsterblich. Und, nach ungefähr zwei weiteren Jahren, bekam Katharina von Sinfita wieder einen Ring an die Hand gesteckt, an die rechte. Und dorthin kommen die Hochzeitsringe! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)