Das Schwert der Macht von Niduan (Ein langer Weg zum eigentlichen Ich und zum Leben...) ================================================================================ Kapitel 14: Schwarzes Blut -------------------------- „Wie geht es ihm?“, fragte Katharina, als sie mit einem Arm voller Holz wieder in die Höhle kam. „Etwas besser. Das Fieber ist nicht mehr so hoch!“, antwortete Sindri, tauchte einen Lappen in eine Holzschüssel mit Wasser und legte den Lappen auf Sinfita`s Stirn. Katharina ließ das Holz neben das Feuer fallen und setzte sich an die Wand. Sindri kniete neben Sinfita und schien zu überlegen. Sinfita war mit einem der Felle von Katharina zugedeckt. „Übrigens, du solltest den Splitter jetzt zu den anderen tun.“, meinte Sindri plötzlich und sah sich nach Katharina um. Sie nickte zustimmend und nahm den Splitter von Sindri entgegen. Er hatte ihn aufbewahrt, während sie Wasser und Holz geholt hatte. Sie öffnete ihren Lederbeutel und stutzte. „Das gibt es doch nicht!“, murmelte sie und öffnete den Beutel noch weiter. Es waren nicht viele kleine Splitter, sondern ein ordentliches Stück Schwert! Etwa 16 Zentimeter lang und 5 Zentimeter breit! „Sieh dir das an!“, rief sie und hielt Sindri das Stück hin! Sie hielt den Splitter von Schidon an das Stück und der vereinigte sich sofort mit diesen! Sindri nahm das Stück in die Hand und meinte dann, „Das ist wohl entstanden, als du dich verwandelt hast!“ „Ja, vielleicht!“, murmelte Katharina und nahm das Schwertstück wieder zurück. Sindri untersuchte Sinfita`s Wunde und verband sie gekonnt. Er machte das schon zum dritten Mal! Es blutete immer wieder durch! „Seltsam, das dieser Schidon dir den Splitter gegeben und uns weggeschickt hat!“, meinte Sindri und drehte sich nach Katharina um, „Du hast ihm gefallen!“ „Red‘ nicht davon!“, murmelte Katharina und drehte beschämt den Kopf weg. „In Sinfita sieht er wohl einen Gegner, wenn es um dich geht!“, fuhr Sindri fort. „Hab ich nicht gesagt, das du nicht davon reden sollst?“, fragte Katharina wütend und sah Sindri an. Er hatte Sinfita`s Wunden fertig verbunden und sah auf. „Wenn es aber wahr ist?“, fragte er leicht genervt, „Er hat sich in dich verliebt, so sieht es aus!“ Katharina ballte die Fäuste, zog es aber vor nicht zu antworten. Dann schwiegen sie beide und schließlich schlief Katharina wütend und beschämt ein. Es war schon tiefe Nacht. Als sie am nächsten Morgen erwachte war Sindri nicht da und Sinfita schlief immer noch. Müde setzte Katharina sich auf und rieb sich die Augen. Ihr Wolf hatte wie immer vor der Höhle Wache gehalten. Katharina sah zu Sinfita hinüber. Wieder dachte sie an Schidon`s Warnung, „Wenn er sie anrührt, bekommt er riesigen Ärger mit mir!“ Diese Worte hatte Katharina in ihren Träumen verfolgt. „Wo Sindri wohl ist!“, dachte sie plötzlich, stand auf und verließ die Höhle. Ihr Wolf stand neben der Höhle und spähte umher. Müde reckte Katharina sich etwas und sah sich um. Überall glitzerte der Tau und die Blüten der Blumen waren noch geschlossen. Ein leises Knacken ließ sie herumfahren. Aber es war nur Sindri. Er kam hinter einem hohen Felsen hervor. Seine Haare waren nass und die seidene Tunika klebte an seinem Oberkörper. Er war schlank und hatte Muskeln die sich im Stoff abzeichneten. Die Hose flatterte im aufkommenden Wind. In der Hand trug er seinen Gürtel und seine beiden Schwerter. Wahrscheinlich war in der Nähe ein See, wo er gebadet hatte. „Wie geht es Sinfita?“, fragte er, als er bei Katharina war, „Ist er überhaupt schon aufgewacht?“ „Nein, noch nicht!“, antworte Katharina. Sindri dachte einen Moment nach, dann fragte er, „Willst du dich waschen? Hinter dem Felsen ist eine heiße Quelle.“ Katharina nickte und lief los. „Heißes Wasser ist echt ein Luxus!“, dachte sie und bog um den großen Felsen, der wie ein gezackter Igelrücken in die Höhe ragte. In einer kleinen Aushöhlung die von Büschen umgeben war, lag die Quelle. Sie war ziemlich groß und schön. „Mann, bin ich froh, das ich mich mal mit heißem Wasser waschen kann!“, dachte Katharina und nahm ihren Gürtel ab und krempelte die Ärmel ihrer Tunika nach oben. Sie schöpfte das Wasser mit den Händen und wusch sich erleichtert das Gesicht. „In meiner alten Zeit hatte ich ein Leben im Luxus. Aber das hier gefällt mir irgendwie besser!“, dachte sie und schüttete ihre Haare aus ihrem Gesicht. Nach einiger Zeit kam sie wieder zurück zu Sinfita und Sindri. Sinfita saß aufrecht auf dem Pelz. Sein Oberkörper war nackt (er war genau so muskulös wie Sindri) und Sindri rieb die Wunden auf dem Rücken und am Bauch mit einer rötlichen Salbe ein. Auf seiner Brust war eine kleine runde, rote Narbe zu sehen, von der viele, kürzere und längere, schneeweiße Zacken ausgingen. Das war die Narbe von dem Pfeil, den Katharina auf ihn geschossen hatte. Katharina stürzte zu ihm und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen, „Wie geht es dir?“ „So weit, so gut!“, antwortete er und zuckte wieder zusammen, als Sindri die Wunden berührte. Katharina spürte eine grenzenlose Erleichterung, dass Sinfita endlich wieder bei Bewusstsein war. „Was ist mit dem Splitter und mit diesem Schidon?“, fragte Sinfita und sah Katharina an. „Den Splitter hat mir Schidon freiwillig gegeben. Dann ist er in die Geisterwelt.“, sagte Katharina und Sindri fügte grinsend hinzu, „Er hat sie gerettet! Ach ja, ich soll dir von Schidon etwas ausrichten!“ Katharina lief rot an und war froh, dass Sinfita Sindri ansah, „Was denn?“ „Du sollst Katharina nicht anrühren, sonst bekommst du riesigen Ärger mit Schidon!“, sagte Sindri so ernst wie möglich. Sinfita starrte Katharina an. Sie riskierte nur einen kurzen Seitenblick und sah zu ihrer eigenen Überraschung, dass er ebenfalls rot geworden war. „Kann man die Zeit nicht etwas vorspulen?“, dachte Katharina beschämt, „Blöder Sindri, warum muss er das ausplaudern!“ Plötzlich kam Wind auf, der sogar in die Höhle fegte. Gleichzeitig begann der Wolf zu heulen. „Was ist das?“, rief Katharina und wollte aufspringen, aber Sindri hielt sie fest, „Bleib hier!“ Dann stürmte er mit gezogenem Schwert nach draußen. „Was ist da nur los!“, flüsterte Katharina erschrocken. „Hoffentlich keines der Monster.“, meinte Sinfita. Das von vorhin war vergessen. „Katharina!“, schrie Sindri durch den heulenden Wind, „Schnell! Komm!!“ Katharina sprang auf und rannte hinaus zu Sindri. Er stand da und starrte in den Wald. Katharina folgte seinem Blick. Ein unförmiger schwarzer Schatten bewegte sich taumelnd auf sie zu. „Das ist einer aus der finsteren Welt!“, flüsterte Sindri. Katharina nickte. Plötzlich wehte der Wind etwas von der Gestalt weg! Schwarze Federn flogen in den Wald! Sie sah nun aus wie ein Mensch, der schwer verletzt war und sich zu ihnen durch kämpfte! Dann sank sie ganz langsam auf die Knie und brach vollends zusammen! Katharina wollte hin laufen, aber Sindri hielt sie zurück. „Ich gehe vor!“, sagte er und bewegte sich auf die Gestalt zu. Katharina wusste genau wer das war! Langsam war mehr zu erkennen. Als sie neben der Gestalt standen sah es Sindri auch, es war Schidon. Schwarzes Blut strömte aus vielen Wunden. „Katharina! Geh` in die Höhle und richte ein Lager für ihn!“, sagte Sindri. Katharina nickte, drehte sich um und lief zurück in die Höhle. „Was ist los?“, fragte Sinfita verwirrt. „Schidon!“, antwortete Katharina und rollte einen Pelz auf dem Boden aus, „Er hat sich bis zu uns durchgekämpft!“ „Was? Ihr wollt ihm helfen!?“, rief Sinfita entsetzt und fasste nach seiner Wunde. Katharina war mit ihrer Arbeit fertig und kroch zu Sinfita. Sie kniete sich dicht neben ihn. „Ich kann verstehen, dass du ihn nicht besonders magst! Aber er hat uns den Splitter freiwillig gegeben!“, sagte sie mit sanfter Stimme, „Er hat mir und deinem Bruder Vorsprung gegeben und auf die Geister gewartet um sie davon abzuhalten uns zu folgen. Vergiss nicht, das Herz eines jeden verändert sich! Dich hab ich zu Beginn überhaupt nicht gemocht, aber jetzt, find ich dich okay!“ Sinfita nickte und sah auf den Höhleneingang. Sindri hatte Schidon auf sich gestützt und zog ihn mehr. Vorsichtig legte er ihn auf den Pelz. „Katharina hol bitte Wasser von der heißen Quelle.“, sagte Sindri und zog Schidon`s Hemd hoch, „Die Wunden sind vergiftet! Bring gleich noch die kleine Blume mit den blauen Blüten mit! Sie steht neben der Quelle!“ Katharina nickte, packte die Schüssel aus Holz und stürmte hinaus und zur Quelle. Sie pflückte einige Blumen und schöpfte das Wasser in die Schüssel. Vorsichtig und doch schnell kehrte sie wieder zurück. Sindri hatte Schidon das Hemd ganz ausgezogen und sah sich seine Wunden an. Es waren lange gerade Schnitte, an deren Seiten aderförmige grüne und schwarze Striche waren. Das Blut war schwarz. „Hier!“, sagte Katharina und stelle die Schüssel neben Sindri und legte die Blumen daneben. „Danke!“, murmelte er geistesabwesend. Er zerrupfte die Blumen und tauchte sie in das Wasser. Es wurde blau und dann rötlich. Sindri tauchte ein Tuch in das Wasser, wrang es aus und wusch eine Wunde nach der anderen aus. Plötzlich fiel Katharina auf, dass Schidon mit der rechten Hand etwas umklammert hatte. Sie griff nach seiner Hand und löste die Finger. Ein blutiger Schwertsplitter lag in seiner Hand. Katharina nahm ihn vorsichtig und kroch zu Sinfita. „Er hatte einen Splitter dabei!“, flüsterte sie und zeigte ihm den nun wieder weißen Splitter. „Warum ist er zu uns gekommen?“, fragte Sinfita etwas verwirrt und starrte auf Sindri`s Rücken, dann auf Katharina (die sah weg), „Vielleicht erübrigt sich die Frage ja!“ Er sprach mit einem seltsamen Unterton. Katharina beschloss nicht zu antworten, das war es irgendwie nicht wert. Katharina öffnete wieder ihren kleinen Beutel mit den Schwertstück und hielt den anderen Splitter daran. Er verschmolz mit ihm und das Stück wurde etwas größer. „Wieso sind die Splitter den miteinander verschmolzen?“, fragte Sinfita und sah auf das Schwertstück. „Im Kampf gegen Schidon haben die Splitter mich in einen Vogelmenschen verwandelt! Ich glaube, dass sie deshalb verschmolzen sind!“, erwiderte Katharina und schob das Stück wieder in den Beutel. Sie sah zu Boden und dachte nach. „Seit ich hier bin passieren verdammt seltsame Dinge! Als hätte es nicht gereicht, dass ich in dieser Zeit gefangen bin! Ich werde alle Splitter zusammensuchen und dann hoffentlich wieder in meine eigene Zeit zurückkehren! Es sind erst ein paar Tage seit meinem Verschwinden vergangen. Hoffentlich denken sie nicht, dass ich tot bin. Das wäre eine tolle Überraschung, wenn ich auftauche und erfahre, das ich für tot erklärt wurde!“, dachte sie. Die Zeit schlich sich dahin und als es dämmerte war Schidon`s Leben in Sicherheit. Aber Sindri war sehr erschöpft. Er hatte den ganzen Tag um Schidon`s Leben gekämpft. Seine Hände waren mit Blut beschmiert und seine Augen tränten wegen den Giftdämpfen aus Schidon`s Wunden. Er ging noch einmal zu der Quelle. „Wir werden wohl erst weiterziehen, wenn Schidon sich etwas erholt hat.“, meinte Sinfita und ließ sich müde auf den Pelz zurückfallen. Er verschränkte die Arme unter dem Kopf und sah starr an die Decke. „Erzähl mal was von dir!“, meinte er plötzlich und sah Katharina an, „Du weißt jetzt schon viel über mich und Sindri, aber ich weiß noch so gut wie nichts über dich.“ Katharina nickte langsam und erzählte. Sie erzählte ihm von ihren drei Geschwister, von ihren Eltern, von ihrer Klasse und der Burg in der sie gewohnt hatten. Sinfita hörte schweigend zu und sah sie unentwegt an. Katharina endete mit dem seltsamen Buch, das sie in diese Zeit gebracht hatte. „Seltsam!“, meinte Sinfita, „Ausgerechnet ein Buch! Bücher haben dich von deinem Kummer abgelenkt, nicht wahr?“ Katharina nickte und Sinfita setzt sich wieder auf. „Als Sindri weggelaufen ist hab ich mich auch immer in mein Zimmer zurückgezogen und Bücher gelesen. Solche, wo die Brüder sich zwar trennten, aber dann immer wieder zusammen kamen.“ Katharina nickte langsam und sah auf Schidon, der bewusstlos auf dem Pelz lag. Alle Wunden waren gekonnt mit Kräutern behandelt und verbunden worden. Müde lehnte sich Katharina an die mit Moos bewachsene Wand und schlief ein. Als Sindri wieder kam saß Sinfita in Gedanken versunken auf seinem Pelz. Katharina lag zusammengerollt auf dem Moos und ein Pelz lag als Decke über ihrem Körper. Und Sinfita sah schweigend und nachdenklich auf ihr schlafendes, entspanntes Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)