Das Schwert der Macht von Niduan (Ein langer Weg zum eigentlichen Ich und zum Leben...) ================================================================================ Kapitel 11: Das Gute im Bösen? ------------------------------ Irgend etwas rauschte. Das Wasser oder der Wind in den Bäumen? Das konnte Katharina nicht feststellen, sie war auch noch zu benommen. Wie spät war es? Katharina spürte das sie im weichen Gras lag und klatschnass war. Um ihre Beine spielte immer noch das Wasser. Wahrscheinlich war sie nach ihren Sturz am Ufer angespült worden. Sie lag seitlich und spürte, das sie im Gesicht blutete. Langsam öffnete Katharina die schmerzenden Augen und richtete sich auf. In den ersten Momenten nahm sie alles nur verschwommen und unklar wahr. Sie saß in der Nähe eines kleinen Wasserfalls. Wie hatte sie diesen Sturz überlebt? Katharina wollte aufstehen, aber als sie ihr rechtes Bein bewegte durchzuckte es furchtbarer Schmerz! Sie sah auf ihr Bein und sah das viele Blut! Sie musste sich bei dem Sturz an einer scharfen Kante aufgeschnitten haben. Die Wunde ging bis ans Knie und brannte furchtbar! „Das sieht schlimm aus!“, dachte Katharina erschrocken! Sie stemmte sich aus dem Wasser und auf einen großen Stein etwas weiter am Ufer. „Was mach ich jetzt?“, fragte sie sich verzweifelt. Sie betastete ihr Gesicht. Von der Augenbraue bis zum Kiefer war eine lange schmale Schnittwunde. Katharina sah hinauf in den Himmel, es dämmerte schon. Die Sonne war zum Teil schon hinter dem Horizont verschwunden. „Sinfita, bitte komm und hilf mir!“, dachte Katharina verzweifelt und verschränkte die Arme. Ihr war furchtbar kalt. Wenn es in der Nacht ebenfalls so kalt würde, dann war sie dem sichern Tod geweiht. Sie sah auf die lange Wunde an ihrem Bein, sie blutete immer noch etwas und tat höllisch weh. Die Stille der Dämmerung umhüllte sie. Das Wasser tropfte aus ihrem Haar. Es wurde immer dunkler und kälter. Sie saß bestimmt schon eine Stunde auf dem Stein und ihre Haare und Sachen waren trocken. Aber, sowohl die Wunde am Bein als auch die im Gesicht bluteten noch immer. Blut tropfte auf die Erde. „Sinfita, bitte!“, dachte sie sich verzweifelt und unterdrückte die Tränen, „Bitte hilf mir!“ Plötzlich hörte sie etwas rascheln! Erschrocken fuhr sie herum und zuckte zusammen, so heftige Bewegungen ließ ihr Bein nicht zu. Sie sah eine Gestalt hinter den Büschen am Waldrand, hoffentlich Sinfita. Langsam trat sie ins Dämmerlicht und Katharina bekam noch mehr Angst. Sindri! Das durfte nicht wahr sein. Er kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Katharina bibberte, was hatte er vor? „Sinfita sucht dich ganz verzweifelt!“, sagte er dann und ging in die Hocke um ihr ins Gesicht sehen zu können, „Er hat mich hierher geschickt. Willst du nicht zu ihm?“ Er hob die rechte Hand und fuhr mit den Fingern vorsichtig über die Wunde. Katharina zuckte vor Schmerz zusammen. „Warum ist er so freundlich?“, fragte sich Katharina und sagte dann, „Würde ich ja gerne, aber das lässt mein Bein nicht zu!“ Sindri sah auf die lange Wunde und meinte dann, „Die Wunde sieht nur schlimm aus. Aber gehen kannst du damit nicht.“ „Ja, das habe ich schon gemerkt.“, murmelte Katharina und sah auf die Wunde, „Gegen Wundstarrkrampf bin ich schon geimpft.“, dachte sie sich dann. Plötzlich griff Sindri um ihren Rücken herum und fasste mit der anderen Hand unter ihren Knien durch und hob sie einfach hoch. Zögernd hielt Katharina sich an seinen Schultern fest. Er sprang einfach hoch in die Luft, mindestens dreißig Meter! Er flog aber bestimmt doppelt so weit! Er nutze irgendwie den Widerstand der Luft, um auf ihr weiter zu springen! Tief unter sich sah Katharina den Fluss in den sie gestürzt war. „Ich hab mich wohl in dir geirrt!“, meinte Sindri plötzlich, „Du bist alleine mit diesem Drachen fertig geworden, während Sinfita und ich nichts gegen ihn ausrichten konnten.“ Katharina sah ihn erstaunt an, ausgerechnet er sagte das! Am Horizont ging gerade die Sonne vollends unter und tauchte den Wald in ein unwirkliches Licht. Hier war es viel schöner, als in der Neuzeit, wo es solche Anblicke nur noch in den „Letzten Paradiesen“ gab. „Hier ist das Paradies überall!“, dachte Katharina und sah in der Ferne die Kultstätte, wo sie dem Drachen den Splitter aus der Stirn geschlagen hatte. Sie konnte einen kleinen schwarzen Punkt erkennen und einen weiteren, einen weißen, der hinter einem Felsblock hervor kam. „Sinfita hat die gesamte Schlucht nach dir abgesucht!“, meinte Sindri, „Er hat wahrscheinlich vermutet, dass du das nicht überlebst!“ Sindri ging in den Landeanflug und landete geschickt neben einem Felsbrocken, auf den er Katharina setzte. Im nächsten Moment tauchte Sinfita auf und umarmte Katharina so heftig, dass sie beinahe keine Luft mehr bekam. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“, flüsterte er ihr ins Ohr. Katharina sah Sindri`s Gesicht. Er wusste wohl nicht so recht, was er tun sollte. Sollte er hier bleiben oder sie mit Sinfita allein lassen. Der große Wolf kam ebenfalls und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Sinfita löste sich wieder von Katharina und bemerkte jetzt erst ihre Wunde. „Sieht nicht so schlimm aus! Ich wette, das ist die Wirkung des Wassermooses, es wächst an spitzen Zacken im Wasser. Es lähmt das Körperteil, das verletzt ist. Aber du wirst bald wieder gehen können!“, meinte er und lächelte Katharina an. „Zum Glück!“, erwiderte sie. Katharina fühlte sich jetzt besser. Sinfita war da und damit war sie in Sicherheit. Jetzt nahm Sinfita (genau so wie Sindri vor ihm) sie auf den Arm und fragte Sindri, „Bleibst du jetzt bei uns oder gehst du weiter?“ Sindri überlegte einen Moment, „Für heute bleibe ich noch bei euch. Und morgen ... weiß ich noch nicht.“ Sinfita nickte und trug Katharina gefolgt von Sindri (und dem Wolf) von dieser Kultstätte hinunter und suchte im Wald einen dicken Baum mit einer Höhle unter den Wurzeln. Dort wollten sie über Nacht bleiben. Der Wolf blieb vor den Eingang als Wachposten. Sinfita rieb aus Kräutern eine grüne Salbe, die Katharina auf der Wunde verteilte und er verband Katharina`s Bein. Auf die Wunde im Gesicht kam ebenfalls etwas von der Salbe. Katharina saß auf dem Pelz, den sie von Janara mitbekommen hatte. Inzwischen hatte sie sich wieder ganz gut erholt. Sinfita und Sindri unterhielten sich. Plötzlich meinte Sinfita, „Hey, warum erzählst du nicht, was du während der ganzen Jahre erlebt hast? Seit du weggelaufen bist!“ Katharina sah auf und zu den Brüdern, die ihr in der engen Höhle gegenüber saßen. Zwischen ihnen brannte ein Feuer. Es war bereits tiefe Nacht. Sindri zögerte, sollte er das wirklich erzählen? Aber dann nickte er, „Ich war für eine Weile in der finsteren Welt, bei einem alten, sehr starken Magier. Er hat mir ein paar Zaubereien beigebracht. Die haben mir später sehr viel genützt. Ich war ungefähr hundert Jahre dort, dann zog ich wieder weiter, in die Pflanzenwelt. Dort hab ich jede Menge über die Pflanzen und so gelernt. Ich bin aber nach ein paar Jahren wieder gegangen. Übrigens, Sinfita, ich war ein paar mal in der Nähe des Schlosses unserer Eltern. Ich hab dich und Vater beobachtet. Nun, ich war dann lange in einem anderen Winkel des Dämonenreiches. Dort hab ich von einem alten Dämonenfürsten mein erstes Schwert, weißer Drache, bekommen. Bei einem Schwertmeister habe ich dann den Umgang mit diesem Schwert gelernt. Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich dann durch die verschiedenen Welten gereist bin, aber ich habe mein anderes Schwert, Klinge des Lichts, in der Welt der Elfen und Feen bekommen. Vor fünfzig Jahren habe ich dann von den Geistern erfahren. Wenn ihr alle Splitter haben wollt, müsst ihr schneller als sie sein!“ Sinfita nickte, „Den von unserer Familie haben sie schon.“ Katharina rieb sich die Augen. Sie bekam von der Unterhaltung immer weniger mit. Sie rollte sich wie ein Igel zusammen und ließ sich zur Seite auf den Pelz kippen. Sinfita lächelte, das sah sie noch, dann verschwand alles in einem wirren Traum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)