Save me, save me from myself… von Lost_Time (… before I crash down) ================================================================================ Kapitel 8: Ring of fire ----------------------- 8. Kapitel: Ring of fire „Und Action!“, schrie die Stimme des Regiesseurs. Owens Körper war angespannt, sein Kopf nur auf den Text, den er sogleich sagen würde, konzentriert. Alles in ihm war auf Höchstleistung eingestellt. Diese Szene mussten sie noch in den Kasten kriegen und dann hatte er für heute Feierabend. Dann kam sein Zeichen. Er hastete die kleine Treppe hinauf, zückte seinen Degen und befand sich in einer Eingangshalle. Vor ihm stand Johnny, welcher eine Dame am Arm gepackt hielt. Diese wiederum zerrte an ihm herum, um von ihm los zu kommen. Die brünette Dame ließ das sehr realistisch aussehen, wie Owen fand. Aber dafür war jetzt keine Zeit. „Halt! Lassen Sie Mademoiselle Ledeaux los, Rousseaux.“ „Und was… wenn nicht?“, fragte Johnny mit einem leicht französischen Akzent und einem überheblichen Lächeln. „Wenn nicht… ja wenn nicht“, meinte Owen kleinlaut. Er blickte kurz eingeschüchtert zu Boden, blickte dann jedoch trotzig und wild entschlossen wieder auf. „Wenn nicht, wird Ihr Leben hier ein Ende finden!“ Johnny lachte amüsiert und spöttisch auf. „Doch nicht etwa von Ihnen, oder doch? Pierré, wir wissen Beide, dass Sie ein schlechter Kämpfer sind.“ „Angst was?“ Die junge Dame hörte auf zu zerren und starrte Owen an. „Monsieur Châteu…“ Doch schon bekam sie einen Schlag von Johnny, sodass sie bewusstlos am Boden liegen blieb. „Attaquez, Pierré!“ Stille. „Cut!“, schrie der Regiesseur, „Gut, das war es für heute. Morgen um sieben geht’s weiter.“ „Nicht schlecht Owen“, meinte Johnny und ließ den Degen sinken. „Danke, ihr Beide seid aber auch sehr überzeugend gewesen.“ Der Blonde lockerte den obersten Knopf seines Rüschenhemdes. Er konnte diesem Fummel irgendwie nichts abgewinnen. Die Stiefel waren ja noch cool, aber der Rest erinnerte ihn irgendwie eher an einen Balletttänzer. „Kommst du nachher noch mit Einen trinken?“, fragte Johnny ihn. Owen schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir Leid, aber ich bin, denke ich, immer noch nicht zu Hundertprozent auf dem Damm. Ich möchte mich noch etwas schonen.“ Johnny nickte verstehend und entschwand mit ihm und den anderen zur Garderobe. Eine Stunde später befand sich Owen in seinem Hotelzimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Kopfschmerzen plagten ihn, mal wieder. Er schluckte eine Aspirin und schloss die Augen. Fast zwei Monate waren seit seinem Suizid vergangen. Doch von da an, wurde er regelmäßig von Migräne heimgesucht. Die Ärzte meinten, dass würde wieder vorbei gehen. Seine Familie und Adrian waren der festen Überzeugung, dass es eine Art Strafe sei, die er mit Recht verdient hätte. Als er das erste Mal erwacht war, konnte er nicht lange bei Bewusstsein bleiben, dafür hatte er zu viel Blut verloren. Am nächsten Tag war er dann doch wach geworden und bei Bewusstsein geblieben. Als Adrian kam hatte er sich schlafend gestellt. Doch der ältere Herr hatte ihn sofort durchschaut und am liebsten hätte er Owen Zwangseinweisen lassen. Doch da Owen gegenüber einem Psychologen angab, er wolle Leben, konnte ihn niemand in eine psychatrische Klinik bringen. Schließlich war er geistig zurechnungsfähig. Aber Owen wusste, dass Adrian seine Drohung ernst machen würde, wenn er noch einmal so offentsichtlich Selbstmord begehen würde. Johnny hatte ihn auch besucht. Nun dieser hatte ihn ja, mal wieder, gefunden. Langsam wurde das Ganze echt nervig, wie Owen fand. Welches Wesen hatte ihm so einen ’Schutzengel’ gesendet? Das Erste, was er von John bekam, war eine Ohrfeige, deren Abdruck man auch nach zwei Tagen noch gesehen hatte. Anschließend folgte ein Vortrag über sein egoistisches, durchs Herz ausgelöstes, Denken. Wenigstens war der Waffenverkauf nicht in die Medien geraten, da sein Suizidversuch sämtliche Zeitungen ausfüllte, mal wieder. Natürlich mit den dazugehörigen Verschwörungstheorien. Die wirkliche Überraschung lieferte Johnny ihm, als dieser ihm, einen Tag vor seiner Entlassung, ein Drehbuch auf den Bauch warf. Die Worte, die Johnny dazu sprach, versetzten ihm einen Stich ins Herz. Die Stimme vom Brünetten hallte erneut in seinen Kopf herum. „Auch wenn du weiterhin denkst ich sei ein egoistischer Mensch, wie all die Anderen.“ Das Schlimmste an diesen Worten war eigentlich die Tatsache, dass Owen selbst sie dem Anderen an den Kopf geworfen hatte. Mittlerweile bereute er diese voreilige Beschuldigung zutiefst. Er hatte sich bei dem Anderen entschuldigt, doch ob dieser diese angenommen hatte, wusste er nicht. Zuhause hatte er sich das Drehbuch, welches in Frankreich spielen sollte, durchgelesen. Johnny hatte ihn für die Rolle des Pierré Châteu vorgeschlagen. Die Rolle gefiel ihm sehr, weswegen er zu sagte. Diese Rolle spielte er grundsätzlich in Filmen. Ein machohafter Casanova, der aber kampfmäßig eher eine Niete war. Doch natürlich zum Ende hin sich seiner Angst stellte, wenn es um seine große Liebe und sein Leben ging. Nun war er also in Frankreich, wo das Set zum Film in der Nähe eines wunderschönen Anwesens war. Ein Teil der Szenen wurden im Herrenhaus selbst gespielt, wie z.b. die Szene in der Eingangshalle heute. Ein anderer Teil war nachgebaut worden, da die wirklichen Räume zu klein waren für die gesamte Technik. Schließlich würde es ein 3D Film werden. Langsam setzte sich Owen wieder auf. Nicht nur die Zeitungen hatten von seinem Suizid Wind bekommen, sondern die ganze Welt. Mal wieder. Es war einfach sehr dumm gelaufen, dass just in dem Moment, wo die Sanitäter ihn raus brachten zum Krankenwagen, ein Journalist in der Nähe war. Ach, und Kate hatte sich auch gemeldet. Diese scheinheilige Schlange. Gespielt überrascht und traurig, traute sie sich doch glatt zu fragen, ob er das Ganze wegen ihr gemacht habe. Natürlich wegen ihr. Seine ganze Welt drehte sich nur um sie, seit Jahren! Wie konnte sie denn nur so ignorant sein? Mehr und mehr begann er den Tag zu verfluchen, an dem er sie getroffen hatte. Doch seit wann dachte er so über sie? Er liebte sie doch. Oder nicht? Sollte der Vortrag von Johnny langsam Wirkung auf ihn haben? Eins wusste Owen auf jeden Fall. Der Film tat ihm unglaublich gut. Er versank nicht mehr in Selbstmitleid. Er war unter Leuten, seine Gedanken waren immer irgendwo im Bezug auf den Film. Es schien, als hätte er sein Herz und alles was mit Kate in Verbindung stand in den USA gelassen. Ein Klopfen ließ ihn hochfahren. Ein Blick auf die Armbanduhr verriert ihm, dass es bereits 22 Uhr war. Himmel, wie lange war er in Gedanken versunken gewesen? Als er die Tür öffnete stand Johnny mit einem matten Lächeln vor der Tür. „Wieder zurück vom Party machen?“ „Eher abgebrochen“, gestand John. „Wieso?“ „Darf ich reinkommen?“ „Ähm, ja natürlich.“ Owen machte dem Anderem Platz und ließ ihn eintreten. Was sein Kollge wohl hatte? Vielleicht ging es um Evangeline Chandler. Owen hatte schon mitbekommen, dass die Beiden ordentlich miteinander geflirtet hatten. Evangeline war die junge Dame, die Valentina Ledeaux in ihren Film spielte. Pierrés große Liebe und welche von Rousseaux ebenfalls geliebt wurde. Anscheinend schien sich da etwas zu entwickeln. Jedenfalls sah man deutlich, dass Eva mit John flirtete. „Also was ist los?“ „Es ist wegen Eva.“ „Ich versteh nicht wirklich John. Worauf willst du hinaus?“ „Wir waren eben in einer Bar und tranken etwas, und nun ja, sie hat mich geküsst.“ „Vielleicht, weil sie betrunken war?“ „Nein, es war kein Kuss, den man von einem Betrunkenen bekommt.“ Er erinnerte sich an den ersten Kuss von einer flüchtigen Bekanntschaft, die betrunken war. Der Kuss von Evangeline war wie der von Vanessa. Er war echt. Gefühlvoll. „Die Küsse schmecken anders?“, fragte Owen irritiert. „Ja, tun sie. Glaub mir.“ „Aber wo ist das Problem. Eva ist doch nett und passt gut zu dir.“ „Das Problem ist Vanessa und meine Kinder, Owen.“ „Aber ihr habt euch doch getrennt…“ „Wir haben eine Beziehungspause.“ „Ist doch das Gleiche.“ „Nein, ist es nicht. Eva wollte das auch nicht verstehen“, sagte Johnny genervt. „Weil man es nicht verstehen kann. Alle Paare sagen nach einer Zeit sie wollen eine Beziehungspause. Das heißt aber eigentlich nur, dass sie eine Pause wollen, um eine Trennung vorzubereiten.“ „Bei uns aber nicht.“ Johnnys Stimme nahm einen gereizten Unterton an. Er liebte Vanessa, dass war ihm in dieser Auszeit klar geworden. Außerdem sprach er in letzter Zeit wieder regelmäßiger mit ihr am Telefon. Ihr schien die Beziehung genauso wichtig zu sein wie ihm. Wieso konnten die das alle nicht verstehen? „Okay, okay. Bei euch dann nicht. Und wo ist nun das Problem?“ „Eva ist das Problem, ich befürchte, dass sie die Abfuhr nicht so hinnehmen wird. Sie hatte sowas wahnsinniges in ihrem Blick.“ „So wie so ziemlich jeder Mensch, der verliebt ist, und den Blick hast du dir sicher nur eingebildet. Na und? Ihr seid Profis. Ihr dreht den Film ab und dann seht ihr euch frühstens zur Premiere wieder. Und das auch nur einmal.“ „Sicher?“ „Absolut.“ Johnny zog tief Luft ein und strich sich mit der Hand über die müden Augen und über seinen Bart. Sein Markenzeichen mittlerweile. Bald würde er wieder für den vierten Teil von Fluch der Karibik vor der Kamera stehen. „Du, John?“ „Ja?“ Der Angesprochene hob den Blick, anscheinend war er grade aus seiner Gedankenwelt hochgeschreckt. „Danke.“ „Für was?“ „Für alles. Das Leben retten und vorallem die Rolle hier. Es macht mir Spaß, vielleicht hab ich das alles gebraucht. Es tut mir aus tiefsten Herzen Leid, was geschehen ist.“ „Ich weiß. Es tut dir immer Leid. Nur fällt es mir schwer es dir zu glauben. Du entschuldigst dich immer. So wie alle Menschen, triffst du diese Entschuldigung aus dem Herzen, nicht aus dem Kopf. Der eigentliche Grund, weswegen ich dir das Drehbuch gab, ist der, dass ich dich im Auge habe. Man kann dich nicht alleine lassen.“ Seine Worte waren wie ein Brett, dass man Owen mit voller Wucht gegen den Kopf schlug. Das war der wahre Grund, weswegen er hier war? Weil Johnny ihm nicht vertraute? Weil er ihn nicht alleine lassen wollte, wegen all dem Suizid? Weil er ihn für schwach hielt? „Entschuldigungen aus tiefsten Herzen sind ernst gemeinte Entschuldigungen, John!“ Der Brünette schüttelte lachend den Kopf. Owen verstand diese Reaktion nicht. John begann es ihm zu erklären: „Was hab ich dir vor einigen Monaten über Herz und Verstand gesagt?“ Owen verdrehte leicht die Augen. Wieder dieses Thema. Doch er musste es sich wohl oder übel anhören. „Herz ist Egoist. Verstand ist kalt“, nuschelte er. „Genau. Wie viel ist eine Entschuldigung aus dem Herzen also wert? Richtig, gar nichts. Aus welchen Grund willst du dich bei mir entschuldigen? Und benutz deinen Verstand. Der kann dir den wahren Grund sagen, den dir dein Herz verschweigt.“ Owen schloss die Augen und überlegte. Sein schlechtes Gewissen ließ nicht lange auf sich warten und lieferte ihm die Antworten glasklar. „Weil ich mich dann besser fühle, wenn ich mich bei dir entschuldige… was eigentlich eher egoistisch ist.“ „Bingo. Eine Entschuldigung aus dem Herzen dient in erster Linie einem selbst, um seine Ruhe zu haben. Um sagen zu können ’Hey, die dürfen nicht mehr böse auf mich sein, ich hab mich entschuldigt’. Aber weswegen man sich eigentlich entschuldigt bzw. entschuldigen sollte, weiß man trotzdem nicht. Mit dem Verstand soll man das Geschehene revue passieren lassen und dann eine Entschuldigung aus dem Verstand klar aussprechen. Der Verstand entschuldigt sich für etwas, von dem er auch den Grund weiß. Das Herz spricht meist nur hohle Entschuldigungen aus. Dabei arbeitet es eng mit dem Mund zusammen, der die Entschuldigung schneller ausspricht, als das Gehirn denken kann. Es ist faktisch wie ein Reflex geworden. Fragst du jemanden, der sich mit dem Herz entschuldigt, weswegen er sich entschuldigt, kommt er ins stottern.“ Owen seufzte, das war einfach nur mies. Wieso wusste dieser Depp soviel und wieso entsprach es der Wahrheit zum extrem großen Teil? Das war nicht fair. Er spürte Johnnys Hand auf seiner Schulter, dieser war aufgestanden. „Ich gehe jetzt in mein Zimmer. Ich werde deine Entschuldigung für Alles und dein Danke für Alles erst annehmen, wenn ich weiß, dass sie von deinem Kopf und nicht von deinem Herzen kommt. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten ging John und ließ die Tür ins Schloss fallen. Die Stille legte sich wie ein Mantel um Owens Gemüt. Johnny glaubte ihm nicht und je mehr er darüber nachdachte, konnte er sich selbst auch nicht glauben. Ein Glück war sein Kollege erst nach dem Nehmen der Aspirin gekommen, sonst wären seine Kopfschmerzen wahrscheinlich noch schlimmer geworden. Die Luft im Zimmer schien stickiger zu werden. Er brauchte frische Luft. Owen entschloss sich einen abendlichen Sparziergang zu machen. Einmal zum Set und wieder zurück. Danach würde es ihm besser gehen. Jetzt schlafen? Unmöglich. Der Blonde stand auf, griff seine Jacke, denn der November war in Europa doch schon recht kühl, jedenfalls kühler als in Santa Monica, und verschwand aus dem Hotel. Die kalte klare Nachtluft, war wirklich sehr gut für ihn. Er beobachtete beim Gehen die Umgebung. Frankreich war ein schönes Land. Man musste nicht direkt in Paris sein, um das zu erkennen. Sie befanden sich nördlich von Paris. Die Hauptstadt des Landes war gut zwei Stunden von hier entfernt. Er bog um die Ecke, wo er schon die ersten angemieteten Hallen des Sets sah, in denen Kostüme und Requisiten untergebracht waren. Owen lächelte. In zwei Wochen war hier alles wieder weg, dann würde der Film voraussichtlich fertig gedreht sein. Doch er würde nicht gleich nach Amerika zurückkehren. Er wurde ein bisschen in Europa umherreisen. Einfach mal alles sehen was es gab. Ob nun mit oder ohne Johnny. Er hatte sich im Griff, das würde er dem Anderem schon zeigen. Plötzlich stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Je näher er dem Set kam, desto intensiver wurde dieser Geruch, der ihn zum Husten brachte. Es war Rauch, schoss es ihm durch den Kopf. Kurz darauf sah er, wie es aus dem Anwesen heraus qualmte. Einige Fenster waren hell erleuchtet. „Feuer…“ Fassungslos blieb er stehen. Wie kam da Feuer rein? Hatten die Leute vergessen die Kerzen dort drinnen auszupusten und war dann eine umgefallen? Nein, das konnte nicht sein. Die Leute arbeiteten gründlich und kontrollierten alles doppelt und dreifach. Owen ging näher und stellte fest, dass die Tür offen stand. Jemand musste da drinne sein. Die Tür wurde nachts, logischerweise, immer abgeschlossen. Nur Wenige hatten den Schlüssel dazu. Jemand war da drinne im Feuer. Jemand war in Gefahr. Geistesgegenwärtig griff Owen nach seinem Handy und wählte die Nummer der Feuerwehr. Auch wenn er nur englisch sprach, verstanden die in der Zentrale schnell worum es ging. Als Owen auflegte stand er vor der offenen Tür und ihm blieb fast das Herz stehen. Von außen sah man es dem Haus noch nicht an, aber innen brannte es bereits lichterloh. Grade schien das Feuer die Eingangshalle erreicht zu haben. Schützend hielt sich Owen den Arm vor Mund und Nase. Der dichte Rauch trieb ihm die Tränen in die Augen und reizte seine Schleimhäute. „HALLO?! IST HIER JEMAND? IRGENDWER? HALLO?“, schrie er in das Haus. Doch keine Antwort erfolgte. Grade wollte er sich umdrehen und etwas Abstand zum Haus halten, als er einen Schatten wahr nahm, der aus dem Nichts die Treppe hochlief. „Stopp!“ Owen hustete stark, rannte dann aber hinein, dem Schatten hinterher. Die Hitze im Haus war unerträglich, sodass er seine Jacke auszog und sie sich vor Mund und Nase presste. Wie lange würde das Haus wohl noch stehen? Wann würde es anfangen einzustürzen? Er rannte durch den Flur des Obergeschosses, als er erneut die Gestalt sah, welche in eines der Schlafzimmer rannte. Er folgte ihr. Als er das Zimmer betrat, starrte er die Person an, die ihn von der Mitte des Raumes her anblickte. Deren langes hellbraunes Haar offen und strähnig herab hing. Er kannte sie. Die Jacke rutschte von seinem Mund. „Evangeline…? Was… Wieso?“ Ein Hustenanfall ließ ihn zusammen fahren und er presste erneut die Jacke vor seine Atemwege. „Was machst du hier Owen? Du solltest hier gar nicht sein.“ „Wer dann?“, fragte er mit leiser Stimme, die durch seine Jacke gedämpft wurde. „Johnny.“ „Wieso sollte er herkommen?“ „Weil ich ihm eine SMS geschrieben habe… Ich wollte mit ihm reden stand dadrin.“ „Hier? Wir müssen raus es brennt.“ „Ich weiß.“ Evangelines Stimme war vollkommen ruhig. Zwar sah man, dass auch ihr das Atmen immer schwerer fiel und sie der Reizhusten immer öfter heimsuchte, doch in ihren Augen lag keine Frucht. In diesen befand sich eher ein Spur Wahnsinn und Gleichgültigkeit. Dennoch machte sie keine Anstalten fortzugehen, doch Owen konnte sich doch auch nicht hier zurück lassen. „Er sollte hierher kommen. Er soll mit mir gehen.“ „Wohin?“ „In den Tod.“ Owen fiel beinahe die Kinnlade herunter. Johnnys Menschenkenntnis war nicht von schlechten Eltern. Diese Frau war wirklich wahnsinnig und stärker Suizid gefährdet als er. „Aber wieso?“ „Wir gehören zusammen, das weiß ich. Nur seine irdischen Fesseln halten ihn von mir fern.“ Owen schlussfolgerte, dass sie mit irdischen Fesseln Vanessa und die Kinder meinte. „Eva, das ist keine Lösung. Du willst nicht sterben. Es ist dein egoistisches Herz“, begann Owen. Es fühlte sich komisch an Johnnys Worte zu nutzen, aber was Besseres fiel ihm einfach nicht ein. Die Brünette lachte heiser auf. „Hat er dir das auch eingepflanzt? Glaubst du das wirklich? Ich soll keinen Suizid begehen? Das sagt mir Einer, der es schon mindestens zweimal tun wollte? Ich weiß, was du getan hast und ich weiß auch weswegen. Ich bin kein Schisser, sowie du Owen. Ich zieh es durch.“ Sie trat auf ihn zu, sodass sie ihm dicht gegenüberstand. „Glaub Johnny nicht immer alles. Er quält einen zu gerne. Er ist ein egoistischer Mensch, wie jeder andere auch. Er liebt es anderen seelisch weh zu tun und sie dann wieder aufzubauen. Er fühlt sich wie Gott dadurch. Du bist doch auch nur eine Marionette von ihm.“ Owen wollte schon widersprechen, doch er wusste nicht wie. Unrecht hatte sie nicht. Johnnys Worte von vorhin kamen ihm in den Sinn. Sein nervöser Herzschlag normalisierte sich. Der Impuls rauszurennen nahm ab. Ein lauter Knall ließ ihn zusammenzucken. Als er sich umdrehte, sah er, dass ein brennender Balken hinab gefallen war und nun den Weg aus dem Zimmer versperrte. Die Hitze spürte er kaum noch. Evas Hand legte sich in seine und sie zog ihn mit sich. „Lass es uns gemeinsam durchziehen. Unsere Liebe wird nicht erwidert. Welchen Sinn hat es also noch hier auf Erden zu verweilen.“ Der Blonde ließ die Jacke zu Boden gleiten und seufzte leise. Sie hatte sicherlich recht. Grade wollte er sich zu ihr auf das Bett setzen, als er seinen Namen hörte. Er drehte sich zur Tür um und sah kurz darauf, wie jemand über die Flammen sprang. „John?“ Doch er bekam keine Antwort, sondern wurde gleich von diesem gepackt und mit Wasser übergossen. Dann zog John ihn mit sich, über den brennenden Balken hinaus aus in den Gang. „Was ist mit Eva?“ „Sie hat ihren Weg so eben selbst gewählt. Doch ich lasse nicht zu, dass sie dich in ihren Sog mitzieht.“ Owen schwieg, als ihm bewusst wurde, auf was er sich grade versucht hatte einzulassen. Einige Minuten später standen sie draußen im Freien. Sie husteten kräftig. Die Sanitäter eilten auf Beide zu. Owen jedoch wandte sich an einen Feuerwehrmann, welcher um das Feuer herum stand. „Da… da ist noch eine Frau drinne.“ Doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, fiel das Gebäude in sich zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)