It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 15: Mit neuen Regeln. ----------------------------- . . . Regungslos blieb Rose auf den Rücken liegen und betrachtete die weiße Decke. Sie war bereits seit Stunden wach und lauschte den regelmäßigen Atemzügen neben sich. Seit der Schaumparty waren einige Tage vergangen und Scorpius war in der besagten Nacht zweimal im Bad über irgendetwas gestolpert. Mit einem Kater und mürrischer Laune hatte er sie beim Frühstück mit Blicken aufgespießt, weil sie fröhlich vor sich hin trällerte. Es war ihr ein Vergnügen gewesen, ihn zu ärgern, doch leider war er zum Nachmittag herum wieder fit wie eh und je gewesen. Die fünfzehn Galleonen waren für einen Tag draufgegangen, den sie dafür genutzt hatten, die Gegend zu erkunden. Rose konnte nicht leugnen, dass sie so viel Spaß schon lange nicht mehr hatte, sämtliche Sorgen schienen soweit fern und betrübter Weise, hatte sie sogar ihre beste Freundin und deren Kummer vergessen. Die Weasley schämte sich dessen und hoffte, dass eine Karte mit Meer und Strand Alice ein wenig aufmuntern würde. Die Nacht zuvor waren sie erneut wieder unterwegs. Dieses Mal bei einem Bekannten von Sinclair, der eine Spontan-Party geschmissen hatte. Ganz klischeehaft waren sie in einer Suite gelandet, mit Leuten, die sie nicht kannten, teuren Alkohol und lauter Musik. Die Bude war ein Traum gewesen. Jedoch bezog sich Traum auf war, denn je später der Abend geworden war, umso wilder wurde die Party. Am Ende hatte sie zusammen mit Scorpius auf der Theke gesessen und eine Flasche Feengeist geleert. Lässig hatte sein Arm um ihre Schulter gelegen und so signalisiert, was sie darstellten. Rose‘ Magen krampfte sich zusammen, als sie daran dachte, wie trügerisch es sich angefühlt hatte, als seine Freundin betrachtet zu werden. Eine Welle von Glück war durch ihren Körper gezogen, doch gleichzeitig auch Trübsal, da es sich um ein trügerisches Gefühl handelte. Sie war dankbar, die Woche mit ihm verbringen zu können, aber gleichzeitig fragte sie sich auch, wo ihr Spiel enden würde. Bislang lief alles wie abgesprochen, doch manchmal hatte die Weasley die Befürchtung, dass die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit verwischt wurde. Sie schimpfte sich töricht, dass sie sich darüber Gedanken machte, zumal Scorpius das Spiel genoss und zu wissen schien, was er tat. Leicht drehte sie ihren Kopf nach links und betrachtete das schlafende Gesicht. Der Malfoy lag auf dem Bauch, sein blondes Haar war zerzaust und der Ausdruck auf seinem Gesicht friedlich. Ein Zauber hielt das Zimmer in angenehmer Temperatur und Rose genoss die kühle Prise, die über ihre nackten Beine zog. „Was ist los?“, murmelte er plötzlich und sie strich sich erschrocken eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Die Furche zwischen deinen Augen bedeutet nichts Gutes.“ Die Weasley starrte ihn verdutzt an, doch falls sie erwartet hatte, dass er ihr eine Erklärung für seine Aussage geben würde, so enttäuschte er sie. Die Gryffindor beschloss, ihre Überlegungen auszusprechen: „Wie weit geht das Spiel, dass wir treiben; ich meine, wo ist die Grenze?“ Ohne sich zu rühren, lauschte Scorpius ihr und brummte: „Grenze?“ Rose schluckte hart und ihre Finger gruben sich in die Falten* der Bettdecke. Ihre Augen blieben standhaft an die Decke gerichtet. „Ich finde, wir spielen die Rollen von Mr & Mrs Happy ein bisschen zu perfekt.“ Es dauerte, bis Scorpius begriff, wo das wirkliche Problem lag. Er stöhnte entnervt auf. „Du hast mit Blanche geredet!“ Da Rose nicht antwortete, war es ihm Beweis genug, schließlich kannte er Blanche genug, um zu wissen, worüber es bei der Unterhaltung ging. Schlicht und einfach: um Sex. Unter den Freunden war es kein Geheimnis, dass die Hexe seit Jahren vergeblich versuchte, aus ihm pikante Informationen zu locken und er sich jedes Mal diskret ausschwieg. Doch statt zu ihrem eigentlichen Ziel zu kommen, hatte sie scheinbar lediglich Rose verwirrt und verunsichert. Scorpius verstand nun die nachdenkliche Furche. Die Grenze... Ja, wo war sie? Ohne lügen zu müssen, musste der junge Malfoy gestehen, dass er sie in den letzten Tagen gerne geküsst hatte. Warum, wusste er nicht genau. Das Einzige, was ihm klar war, war die Tatsache, dass sich jeder Kuss von Rose anders anfühlte. Es war wie ein nichtendendes Abenteuer und er hatte vor, es bis zum Ende auszukosten. Dann kam hinzu, dass sie ihre Sache als Scheinfreundin überaus gut machte. Seine Freunde akzeptierten sie und wenn man es nicht besser wüsste, würde man glauben, sie hätte schon immer dazugehört. Mit ihr machten die Nächte Spaß, sie passte sich an und kam selbst auf ihre Kosten. Außerdem gab sie ihm das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Nur der Augenblick war wichtig, alles andere konnte warten. Eine gefährliche Kombination und das wusste Scorpius auch. Allerdings wollte er sich diesem Gefühl von Glück und Zufriedenheit nicht entziehen. Die Weasley in seinen Armen zu halten kam für ihn das Gefühl von Richtigkeit gleich, sie zu küssen bedeutete, ein seltsames Flattern im Magen zu spüren und mit ihr zu Lachen entfachte eine angenehme Wärme. Verwirrend. Und gleichzeitig schön. Er öffnete die blaugrauen Augen und musterte sie. Ihre Haut hatte eine schöne gebräunte Farbe bekommen, kleine Sommersprossen tanzten um ihre Nase und das Rot ihrer Haare war mit Kupfersträhnen durchzogen. Die Sonne bekam ihr gut. Bislang hatten sie keinerlei Probleme damit gehabt, sich das Bett zu teilen. Jeder war schlicht auf seiner Seite geblieben und es war okay. Jedoch war Scorpius bereits etwas länger klar, dass er nichts dagegen haben würde, wenn sie die unsichtbare Linie vergessen würden. Er konnte es nicht definieren, aber etwas in ihm wollte, dass diese verschwand und er dem Drang nachgeben würde, den er verspürte. Lediglich sein Verstand hielt ihn davon ab, aus Schein, sein zu machen. „Hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen. Was hier passiert, bleibt auch hier. Du musst dich also nicht darum sorgen, dass etwas nach Hogwarts gelangen könnte. Das ist die Grenze und in meinen Augen ist sie ganz akzeptabel.“ Ein Lächeln schmückte Rose‘ Lippen. Sie neigte den Kopf und begegnete seinem Blick. „Du solltest in die Wirtschaft gehen, hört sich an wie Angebot und Nachfrage.“ „Oh nein, ich verzichte“, witzelte er. „Ich ziehe es vor, durch Dreck und Schlamm zu kriechen.“ „Hast ja durch Quidditch schon jede Menge Erfahrung.“ Sie lachten und die Anspannung des Morgens verschwand. Ihr Gespräch driftete ab. Rose fragte nach seiner Zukunftsvorstellung und lauschte seinen Ausführungen über die nötige Einstellungsprüfung der Auroren und das er erst in Erwähnung gezogen hatte, sie in Norwegen zu machen, da die Richtlinien dort etwas lockerer waren, als in Britannien. Sie selbst berichtete von dem Probetraining bei den Wimbourner Wespen und den Ballycastle Bats, das sie gerne mitmachen würde. Es war das erste Mal, dass Rose jemanden erzählte, dass sie nicht vorhatte, ins Ministerium zu gehen und überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass Scorpius keine Witze darüber riss, sondern ihr Mut zusprach, dass sie eine begnadete Fliegerin war. Der Malfoy verriet ihr, dass Edmund Nott ebenfalls daran dachte, sich bei den Bats zu bewerben, aber er nicht ihre Klasse hätte – zumal er es sich bei Sturm erheblich schwertat, sich auf dem Besen zu halten. „Ein Glück, dass Slytherin und Gryffindor immer recht gutes Wetter hatten.“ „Manchmal gehört eben auch Glück zum Können.“ Es war der einunddreißigste Dezember, der letzte Tag, bevor ihre Welt die Umlaufbahn verließ und der Beweis zur Theorie geliefert wurde. - - - W a l e s 2 1:3 0 U h r „Was meinst du, die grauen Stiefel, oder die weißen?“ Hilflos hob Roxanne besagtes Schuhwerk hoch und wartete darauf, dass ihre beste Freundin aufhörte, ihr eigenes Spiegelbild zu betrachten. Die Weasley befand sich in Ceres‘ luxuriösem Zimmer und durchforschte seit fast zwei Stunden dessen begehbaren Schrank. Sie hatte sich schließlich für einen kurzen Jeansrock, einem grauen Pullover mit einem großzügig umgeklappten Kragen und einer dicken Strumpfhose entschieden. Eine enge Karojacke würde sie schließlich wärmen. Ceres strich sich zum wiederholten Mal durch das gewellte, lange Haar und drehte sich zu ihrer besten Freundin um. „Die Grauen, die passen zur Jacke und zum Pullover. Merlin Roxy, es ist ein simples Date. So viel Theater hast noch nicht einmal gemacht, als du mit Sinclair Zabini ausgegangen bist.“ „Das war nur einmal und der Kerl hat mich nicht sonderlich interessiert“, gab die Slytherin zu und schlüpfte in die Stiefel. Kurz sahen ihre dunklen Augen über das Erscheinungsbild ihrer Vertrauten. Das schwarze Kleid mit dem herzförmigen Ausschnitt ließ den Rücken frei und saß so eng, dass jede einzelne verführerische Kurve zu sehen war. Ab der Hüfte präsentierte es einen lockeren Rock, sodass sie jede Menge Beinfreiheit hatte. Silbrige Armreifen schmückten ihre Handgelenke und Roxanne sah gerade noch, wie ihre Freundin in schwarze Pumps schlüpfte. „Sind das Strapsen?“, erkundigte sie sich gespielt entrüstet und Ceres schenkte ihr ein glockenhelles Lachen. „Nein, Strümpfe mit Spitze, magst du mal sehen?“ - „Besser nicht, sonst hefte ich mich wie eine eifersüchtige Freundin an deine Fersen und lege dich hinter der nächsten Ecke aus Eifersucht um.“ Sie zwinkerte und machte es sich auf dem großen Bett bequem. „Also, raus mit der Sprache, wie sieht dein Plan für heute aus?“ Ceres zog sich ein weiteres Mal die roten Lippen nach, dann ließ sie sich neben Roxanne fallen. „Ich will heute Spaß haben. In letzter Zeit kam ich mir ein bisschen... na ja, bieder und hässlich vor. Heute ist also der beste Zeitpunkt, wieder begehrenswert und sexy zu sein. Und ich werde noch vor Mitternacht ein paar Dinge klarstellen, die ich nicht mit ins Neue Jahr nehmen will.“ Roxanne hob eine Augenbraue. Sie hatte schon mitbekommen, dass mit ihrer besten Freundin seit dem Sommer etwas nicht stimmte. Ihre Launen schlugen um wie Aprilwetter und es gab eine ständige Berg- und Talfahrt. „Ist der Typ, der dich heimsucht, auch da?“, fragte die Weasley direkt und bekam eine Kopfnuss. „Er sucht mich nicht heim!“, zischte Ceres. „Er ist lediglich der Meinung, dass er es sich leisten kann, eine Viscount abzuservieren! Na, dem werde ich zeigen, was er verpasst!“ Nun war Roxanne mit einem Schlag ernst. Es gab tatsächlich jemanden, der den wunderbaren Reizen ihrer besten Freundin widerstehen konnte? „Wer ist es, stellst du ihn mir vor?“ - „Nur wenn ich Franky entjungfern darf“, sprach Ceres breitgrinsend und erhob sich. „Was du natürlich zu verhindern weißt.“ Sie zwinkerte amüsiert und sprach mehr zu sich selbst: „Jaja, wer hätte gedacht, dass es nur einen kleinen Streber-Franky braucht, um Slytherins Diva schlechthin feucht werden zu lassen.“ Roxanne warf ein Kissen nach ihr, welches Ceres geschickt abfing. Die Veela lachte und nickte mit dem Kopf Richtung Kamin. „Mach dich schon vom Acker, wir wollen doch nicht, dass dir jemand dein Kerlchen streitig macht.“ Widerwillig zog sich die Weasley aus dem Bett und griff zu ihrer Jacke. „Na schön, du hast mich von der heißen Fährte für Mrs-ich-dachte-es-gibt-ihn-nicht abgebracht. Komm gut ins Neue Jahr, Süße!“ Sie warf ihrer Freundin gut gelaunt einen Kuss zu und stolperte dann in den Kamin. Ab dort apparierte Roxanne und kreischte leise auf, als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Mit den Armen rudernd, suchte sie nach Halt und fand einen kleinen dummen Strauch, dessen dünne Äste sich dafür eigneten, einen Sturz abzufangen. Verwirrt sah Roxanne sich um und riss verblüfft den Mund auf. Sie befand sich auf einem Waldweg, der durch mehreren Lichterketten, die um die dicken Baumstämme wie Spiralen gewickelt worden waren, beleuchtet wurde. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und sie musste sich einen Moment sammeln. Fremde Stimmen sorgten dafür, dass sie den Zauberstab hastig in ihre Jacke gleiten ließ und nach ihren Handschuhen kramte. Eine Gruppe von deutschen Muggeln drängte sich an ihr vorbei und rief ihr irgendetwas zu, was sie nicht verstand. Höflich lächelte sie und flüsterte: „Wo zum Gnom, bin ich?“ Irgendwo in Deutschland, weiter war sie gedanklich noch nicht. Unsicher folgte sie der deutschen Gruppe und erreichte nach einem kurzen Fußmarsch einen Steg. Roxanne sah auf die Fackeln, die einen Pfad bildeten, ihr Blick folgte der Lichterschlange und sie begriff, dass dies der Weg zum Schloss sein sollte. Es thronte majestätisch auf einem Hügel und wirkte im ersten Moment, wie ein Abbild einer Schneekugel, eingepackt in Zuckerguss. „Roxanne!“ Erleichtert fuhr die Slytherin herum, als sie die vertraute Stimme vernahm und strahlte, doch das Strahlen wich einem Stirnrunzeln. Dann zogen sich ihre Augenbrauen nach oben und sie öffnete wortlos den Mund. Ein hochgewachsener junger Mann eilte auf sie zu, die Haare fielen ihm in die Stirn, er trug eine Lederjacke, mit dem passenden grauen Schal und eine Jeans, wo sie hätte schwören können, dass er so etwas eigentlich nicht besaß. Als er vor ihr stand, reichte er ihr zwei weiße, flauschige Ohrenschützer. „Angelina kam bei uns vorbei, sie meinte, du hättest sie vergessen.“ „Wo ist deine Brille!“, war ihre Begrüßung und Frank lachte. Es war ein Lachen, dass ihr Herz Springseil hopsen ließ. Ohne rot zu werden, log er: „Dad hat sich gestern drauf niedergelassen, als er über die katastrophalen Aufsätze der Drittklässler schimpfe. Daraufhin hat Mom mit einem gezielten verkehrten Fluch dafür gesorgt, dass die Gläser sich in reizende Fleischbällchen verwandelten.“ Roxanne blieb das Gesicht stehen, als sie sich diese Geschichte vor dem geistigen Auge vorstellte, dann brach sie in lautes Gelächter aus. „Und Alice hat es nicht biegen können?“ Frustriert kräuselte Frank die Stirn. „Sie wollte nicht, meinte, ohne mein Nasenrad könnte man sich mit mir sehen lassen, ohne sich zu schämen.“ - „Ich hätte auch mit Nasenrad gewartet“, stellte sie schmunzelnd klar und sah auf das Schloss. „Da müssen wir hoch? Sind die Wege denn sicher?“ Der Hufflepuff zog schwarze Handschuhe aus seiner Jackentasche und meinte: „Nein, nicht besonders. Gerade ist mir eine Frau entgegengekommen, die meinte, dort hoch würde man sich den Hals brechen.“ Roxanne schluckte und sah auf ihre Stiefel, die zwar unheimlich schick zu ihrem Outfit aussahen, aber eine glatte Sohle hatten. „V- vielleicht sollte ich eben nach Hause und-!“ Noch bevor sie ihren Satz zu Ende ausführen konnte, reichte er ihr seine linke Hand und sie sah, wie ein dämlicher Erstklässler darauf. In ihrem Kopf ratterte es und sämtliche Rädchen schienen auf 180 zu sein. Grinsend und hilfsbereit sah Frank sie an. „Ich schätze, den Sturz eines Fliegengewichts wie dir kann auch ein Streber wie ich abfangen.“ Roxanne umfasste seine Hand und zwang sich, zu atmen und kein dämlicher Flubberwurm zu sein. Verdammt, sie hatte schon öfters die Hand eines Jungen gehalten, warum stellte sie sich bei Frank jetzt so an? Tausend Nadeln fuhren von ihrer Hand, bis unter ihre Haarspitzen. „Warum trägst du die Dinger eigentlich nie in Hogwarts?“, er nickte auf ihre Ohrenschützer und sie gestand: „Naja, Fred und Albus machen sich immer lustig über sie und klauen sie mir. Außerdem behaupten sie ständig, ich würde damit aussehen wie ein Dickmann!“ Frank lachte über den Vergleich und zusammen trappten sie den Hügel hinauf. Doch es war kein belächelndes Lachen, eher eines, das nicht böse gemeint war. Während Roxanne versuchte, die aufkommende Hitze in ihr zu ignorieren und sich selbst einzureden, dass sie den Abend aufhören sollte, sich über jede verdammte Gefühlsregung Gedanken zu machen, plapperte Frank scheinbar ausgelassen vor sich hin. „Harry meinte, wir sollen auf der Burg einen Glühwein trinken, es soll so ähnlich sein, wie ein Butterbier, nur eben mit Wein. Hermine warf noch ein, dass man dazu eine Brezel essen sollte, oder Maronen. Mom soll ich übrigens welche mitbringen und Dad eine Brezel, erinnere mich bitte dran, nicht, dass ich es vergesse.“ „Machen wir eigentlich die Führung?“, fragte sie seltsam belegt und Frank sah sie überrascht an. „Natürlich, hab ich dir doch versprochen!“ Er klang entrüstet, dass sie annahm, dass er sich nicht daran halten würde. „Übrigens, kurz vor Mitternacht spielt eine Muggel-Kapelle, das Feuerwerk starten sie am See, sodass wir von der Burg einen herrlichen Blick drauf haben.“ Die Weasley lauschte ihm und stellte erneut fest, wie leicht es war, sich in Franks Nähe wohl zu fühlen. Er hatte keinerlei Erwartungen an ihrem Verhalten und scheinbar war es ihm wirklich egal, wie sie aussah, denn die ulkigen Ohrenschützer schien er eher zu mögen, als ihnen abgeneigt gegenüber zu stehen. Ohne es zu wollen, verstärkte sie den Druck ihrer Hand. - - - R o m 2 2:3 0 U h r Dominique hatte gewusst, dass sie Jungen wie Fred und Albus nicht glauben durfte, wenn diese behaupteten, dass Mathis Denton für ganz ruhige Partys bekannt war, denn das, was sie sah, toppte ihre kompletten Vorstellungen. Die Villa, die ihnen für die Fete bereitstand, war gigantisch, was jedoch nicht bedeuten sollte, dass Mathis Denton ein Problem damit gehabt hätte, sie zu füllen. Nein, viel eher schien sie aus allen Nähten zu platzen. Kurz fühlte sich Dominique an einem typischen amerikanischen Muggelfilm für Teenager erinnert, wo die Jugend ebenfalls Veranstaltungen in die Welt setzte, dessen Außenmaßen sie bislang für fiktional gehalten hatte. Ohrenbetäubende Musik dröhnte aus irgendwelchen Boxen, das Wohnzimmer war voller tanzenden Leuten und jede Ablage, die sich zur Verfügung stellte, brach unter der Menge an Getränken beinahe zusammen. „Wow!“, sprach Fred begeistert zu ihrer linken und strich sich durch das rotbraune Haar; Albus zu ihrer rechten grinste breit und Dominique griff links in ein schwarzes Shirt und rechts in ein dunkelgraues. Entsetzt schrie sie gegen die Musik: „Wollt ihr mich umbringen?“ Jemand rempelte sie grob an, legte sich vor ihren Pumps, geschmückt mit Schleifchen, auf die Nase und kotzte. Angewidert verzogen die drei Hogwartsschüler das Gesicht und drehten sich um. „Denton!“, brüllte Albus gutgelaunt und tat, als wäre der Liter Kotze hinter ihnen eine Alltäglichkeit. Ein junger Italiener mit dunkelbraunen Haaren, bekleidet lediglich in einer Jeans und einem ansehnlichen Oberkörper, reichte ihnen drei Becher mit fremdem Inhalt. Strahlend begrüßte er die Jungen und Dominique beschlich das Gefühl, dass sie sich äußerst gut kannten. Dann erfassten seine Schokoladenaugen sie und sofort wurde sie knallrot. „Wer ist das?“, brüllte er hocherfreut und Fred legte beruhigend eine Hand auf ihren Rücken. „Der Malfoy-Ersatz, unsere bezaubernde Cousine Dominique!“ Zu ihrer Verwirrung nahm Mathis Denton ihre Hand und küsste sie auf eine längst vergessene, englische Art. Er zwinkerte und beugte sich zu ihr vor, sodass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. „Willkommen reizende Dame, verlauf dich bei mir nicht.“ Dann trat er einen Schritt zur Seite und rief: „Mischt euch unter die Leute und habt Spaß! Ey Alter, geh wo anderes kotzen, du ruinierst mir den Teppich!“, er drängte sich an Fred vorbei und kümmerte sich grob mit einem Schwenker seines Zauberstabes darum, dass die Schnapsleiche durch ein offenes Fenster in den Vorgarten verschwand. Gleichzeitig legten Fred, sowohl auch Albus einen Arm über Dominiques Schulter und stellten klar: „Mit dem verbringst du keine fünf Minuten alleine in einem Raum. Da wirst du nicht als Jungfrau wieder rauskommen.“ Sie schluckte hart und nickte. Vorsichtig nippte sie an ihrem Drink, bis sie sah, dass ihre Cousins diesen ohne Vorsicht runterkippten. Um sich keine Blöße zu geben, tat sie es ihnen gleich. Sofort bereute sie es, denn ihre Kehle brannte. Als sie das Wohnzimmer betraten, sah Dominique zwei riesige Pools in denen sich mehrere Leute tummelten, dahinter erstreckte sich ein großer Garten mit jeder Menge Hecken und Büsche, aber auch Sitzgelegenheiten. Und so weit das Auge reichte: Leute! Jemand hielt Fred am Handgelenk fest und die Weasley hielt inne, als sich ihr Cousin von ihr löste. Eine hübsche Blondine zog ihn einfach mit sich und er tapste artig hinterher. Mit einem sexy Hüftschwung schien sie Fred innerhalb von Sekunden den Kopf verdreht zu haben. „Wer ist das?“, wollte Dominique wissen, als Albus lediglich die Augen verdrehte. Achtsam zog er sie näher zu sich. „Kelly McCartney, eine alte Bekannte. Aber keine Sorge, in zwanzig Minuten ist Fred wieder hier, sie küsst schrecklich.“ Belustigt knuffte sie Albus in die Seite und er schenkte ihr ein breites Grinsen. „Hör zu Cousinchen, lass dich heute Abend gehen, aber halt dich von Doxy-Pulver fern, Zigaretten sind okay, die vernebeln dir nicht das Gehirn. Und Finger weg von Vampire-Blood, das Zeug ist stärker als Feuerwhisky! Trink es wenn nur gemischt mit Zitronensaft, niemals auf Ex.“ Mit Schrecken stellte Dominique fest, dass Albus sie direkt auf die Tanzfläche führte. „Kannst du mir nicht erst das Haus zeigen?“, fragte sie hysterisch und er sah sie belustigt an. „Um mit dir über nackte Tatsachen zu stolpern? Kein Bedarf, komm schon!“ Es war eng und sämtliche Leute bewegten sich vollkommen unkoordiniert. Unsicher tat Dominique es ihnen gleich und sah an die Decke, wo ein Meer aus Lichtern auf den Boden leuchtete, hektisch, schnell und ohne Struktur. Sie beobachtete Albus und bemerkte verblüfft, dass er wirklich gut tanzen konnte, wahrscheinlich hatte er sich eine Menge von James abgesehen. Unschlüssig versuchte sie es und stellte schnell fest, dass niemand so genau drauf achtete, was man tat. Noch bevor das Lied vorbei war, hatte Dominique sich linkisch, aber mit jeder Menge Spaß, durch den ersten Song getanzt. Sie hatte geglaubt, dass es so weiter gehen würde, doch plötzlich war die Musik aus und alle lauschten der plötzlichen Stille. Ratlos sah sie Albus an, denn dieser schien zu verstehen, was nun geschah. „Ich hoffe, du kannst Raven von J. Princo tanzen.“ - „Das Ding mit diesen kopierten Mondläufer?“ Albus nickte und Dominique biss sich auf die Unterlippe. Ohne, dass sie sich dagegen wehren konnte, reihte sich Albus mit ihr ein und sprach: „Komm schon, das haben wir im Sommer mit allen gemacht. Fred wird sich verfluchen, dass er das hier verpasst.“ Die Weasley sah, dass sich viele auf das Lied freuten und dann ertönte der Bass. Gekonnt wippten mehrere Leute mit den Kopf und weitere Tänzer drängten sich zu ihnen. Ihr blieb kurz Zeit die Gesichter zu mustern und staunte, als sie Lorcan Scamander, Edmund Nott, seine ältere Schwester Polly, Laurina Wood und Chace Flint – die scheinbar als Paar gekommen waren, entdeckte. In ihren Gesichtern spiegelte sich Vorfreude. Und dann ging es los. Die ersten Takte tanzte Dominique mehrmals aus der Reihe vor Aufregung, doch dann passte sie sich an und begriff, warum solche Massentänze einen so großen Anklang fanden. Es war schlicht und einfach absolut cool! Niemand machte sich lächerlich, denn sie taten alle dasselbe. Das berüchtigte Wir-Gefühl entstand. - - - I r g e n d w o I n D e n V e r e i n i g t e n S t a a t e n 2 3:3 0 U h r Nie hätte Rose geglaubt, dass es so schön sein könnte, am Strand Silvester zu verbringen, denn in Wirklichkeit war es noch viel besser, als sie es sich ausgemalt hatte. Eine große Anzahl von jungen Zauberern und Hexen hatte sich getroffen, ein Lagerfeuer gezündet, es wurde gegrillt, Fackeln aufgestellt, um nicht in Dunkelheit zu versinken und jede Menge kühle Getränke bereitgestellt. Etwa dreißig Meter von ihnen entfernt standen Kabinen, in welche Duschen zu finden waren, falls jemand den Wunsch verspürte, ins Meer zu hüpfen. Doch bislang hatten alle ihre Kleidung anbehalten und lümmelten entweder am Feuer, oder hatten sich zu zweit in den Dünen verzogen. So wie Blanche und Rupert, die Rose schon seit über einer halben Stunde nicht mehr gesehen hatte. Doch es war ihr ehrlich gesagt ziemlich egal, was die beiden trieben, denn die Weasley war mehr als froh, dass sie endlich einmal keine Nacht in irgendwelchen Clubs verbrachten, oder in Wohnungen, wo niemand wusste, wem sie gehörten. So ertönte leise Musik im Hintergrund und vermischte sich mit dem Rauschen der Wellen. „Hast du unter dieser Peinlichkeit wirklich einen Bikini an?“, informierte sich Catherine Higgs mit einem deutlichen Unterton in der Stimme. Rose rollte mit den Augen. Sie waren zusammen los, um neue Getränke auszusuchen und um sich einen Überblick über die Auswahl zu verschaffen. Rose sah an sich herunter. Sie mochte das hellgrüne Top und ihre kurze Jeansshorts. Sie sah auf das weiße knappe Strandkleid Catherines, das zu ihrer gebräunten Haut einmalig aussah. „Jaha, Merlin noch mal, was habt ihr alle mit euren Kleiderfetisch?“ „Wir haben keinen Kleiderfetisch!“, wies Catherine pikiert darauf hin und Rose sprach mit übertriebener dramatischer Stimme: „Nein, nur nicht. Blanche darf kein schwarz sehen, du hast etwas gegen grün und Naomi spricht mir ihr Mitleid aus, wenn ich Lila trage!“ - „Nenne es Modebewusstsein“, korrigierte die Blondine belustigt und schüttelte ihr langes Haar. Rose wendete den Blick ab und wechselte komplett das Thema: „Warum tigern Sinclair und du eigentlich ständig umeinander herum?“ „Tun wir nicht“, erwiderte Catherine bestimmt und ignorierte ein paar kindische verwöhnte Blagen, die sich gegenseitig in den Sand schupsten. „Ich mag ihn, ehrlich gesagt, sogar nicht einmal besonders. Er ist arrogant, aufgeblasen und aalglatt!“ Rose konnte sich ein Grinsen bei der Aufzählung nicht verkneifen, vor ein paar Monaten hatte sie über Scorpius genauso geschimpft. Gespielt unschuldig seufzte sie. „Seltsam, dass er dir dann ständig auf den Hintern glotzt und jeden deiner Flirtpartner mit Blicken erdolcht, so lange, bis sie das Weite suchen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, er ist eifersüchtig.“ „Pah!“ „Naja, aber wahrscheinlich bilde ich es mir auch nur ein, dass er schon mehrfach versucht hat, deine Aufmerksamkeit zu erlangen, indem er sich zum kompletten Deppen macht.“ Catherine sah sie mit einem genervten Blick an. „Das zieht nicht, Blanche und Naomi kamen mir mit derselben Eulenmist. Kümmert euch um euer eigenes Leben!“ Mit diesen Worten stampfte sie ungehalten davon und Rose ließ frustriert die Schultern hängen. Ein Versuch war es wert gewesen. Sie gesellte sich zu Naomi und Scorpius, reichte beiden eine kalte Dose und bemerkte, dass die Gruppe am Feuer über etwas diskutierte. Als Rose sich am gefällten Baumstamm anlehnt, drehte sich Scorpius zu ihr. Er trug lediglich Shorts und genoss es, den warmen Wind auf seiner gebräunten Haut zu spüren. „Was ist los?“ „Cat.“ „Das Ding mit Sinclair?“ er lachte heiter und flüsterte: „Warte bis Übermorgen, wenn wir bei Six & Big waren, das erledigt sich schon von ganz alleine.“ Die Weasley wollte gerade fragen, was ihn so sicher machte, als ihr etwas viel Wichtigeres einfiel. „Gibt es hier zum Jahreswechsel auch ein Feuerwerk?“ Die ganze Gruppe verstummte und ein Hüne wollte breitgrinsend wissen: „Ich habt der Kleinen nichts gesagt? Mann Malfoy, sie wird den Schock ihres Lebens bekommen.“ „Und sich davon erholen, Sparky, also ganz locker“, erwiderte Scorpius gelassen. Sein Gesichtsausdruck wurde geheimnisvoll. „Wir haben etwas viel besseres als ein Feuerwerk, lass dich überraschen.“ „Langsam habe ich von Überraschungen genug“, gestand Rose. „Erst ertrinke ich in Schaum, dann lande ich in fremden Wohnungen, glaube mich in Bekleidungsgeschäften selbst verloren zu haben, wache an einem fremden Ort auf-“ mit Grauen erinnerte sie sich daran, als sie im Central Park auf einer Bank, den Kopf in Scorpius Schoß, die Augen aufgeschlagen hatte. Sie waren so betrunken gewesen, dass Apparieren nur fatal geendet hätte. Seitdem hielt sie sich damit zurück, die Tassen zu heben. Von Blanche hatte sie erfahren, dass Naomi alle peinlichen Ausrutscher mit einer magischen Kamera festgehalten hatte, ohne dass sie davon etwas bemerkt hatte. Zu ihrem Glück bezog sich das auf alle Freunde. „- und heute kommt noch so ein Knaller! Werde ich einen Schaden davontragen?“, fragte sie sarkastisch und die Gruppe grölte vor Lachen. „Unsinn!“, sprach Scorpius und zerzauste ihre langen Haare. „Du wirst den Spaß deines Lebens haben!“ - - - R o m U n t e r g e s c h o s s 2 3 : 4 0 U h r Atemlos drängte sich Dominique von der Tanzfläche; Albus hatte sich verabschiedet, als eine attraktive Brünette ihn sehr deutlich gezeigt hatte, was sie von ihm hielt – etwas, das die Weasley allerdings nicht davon abgehalten hatte, einfach weiter zu tanzen. Gelöst hatte sie sich gehen gelassen und sich sogar getraut, mit einem unbekannten Zauberer zu Sweet Sixteen von The Metropolis zu tanzen. Er war ihr sympathisch gewesen, jedoch seine Hand zu schnell auf ihren Hintern, weshalb es bei einen gemeinsamen Song geblieben war. Verschwitzt und heftig atmend, suchte Dominique nach einem Getränk, dem sie trauen konnte. Die Musik pochte in ihren Ohren und die Hufflepuff hatte das Gefühl, dass der Bass durch ihren Körper fuhr und sämtliche Neuronen Reize aussendeten. Die Party war wirklich gigantisch und sie war mehr als froh, dass Fred sie überredet hatte, mitzukommen. Wo sie gerade an ihn dachte, so langsam konnte er sich ruhig mal wieder blickenlassen. Sie strich sich die Korkenzieherlocken hinter das Ohr und huschte in eine Art Küche. In der Mitte stand eine große Theke, beladen mit Essen, etlichen Flaschen und Bechern. Dominique reckte den Kopf und schob sich an zwei schwatzenden Hexen vorbei, die sie nicht kannte. Unsicher nahm sie eine unbekannte Flasche zur Hand und versuchte, die Etikette zu lesen. „Icebeals“, murmelte sie knapp und jemand neben ihr sprach: „Davon würde ich die Finger lassen, zu viel und dir ist den ganzen Abend schlecht.“ Dominique vernahm den Geruch von Kraut und sah nach links. Lorcan Scamander sah ebenfalls über die Auswahl und zog genüsslich an einer Zigarette. Sein dunkelblondes Haar stand chaotisch und wirr vom Kopf ab, dass hellgraue Shirt hang an der Seite aus der Hose, doch sein Gesichtsausdruck schien vollkommen zufrieden. Auch er hatte ewig auf der Tanzfläche verbracht und ihm brannte die Kehle. Dominique starrte ihn an, vor Überraschung, dass er sie angesprochen hatte und dann auch noch in einem seltsam freundlichen Ton. Er interpretierte es jedoch falsch. Höflich reichte er ihr die Zigarette und sie nahm diese verwirrt an. Normalerweise tat sie so etwas nicht, aber was hatte Albus noch gesagt? Zigaretten seien okay und sie glaubte kaum, dass Scamander noch eine andere Dosis in seine Zigaretten mischte. Tief atmete sie das Nikotin ein und stellte fest, dass es befreiend wirkte. Kein Wunder, dass auf fast jeder Hogwartsfete jeder einmal nach draußen verschwand. „Malfoy-Ersatz, hm?“, begann er und zog ein paar Flaschen hervor, die ihm jedoch alle nicht zu zusagen schienen. Es wunderte Dominique, dass er so schnell darauf kam. „Ähm ja, sozusagen.“ „Und Bowler ist in den Hamptons bei seinen geliebten Bats?“ Dominique bekam einen Kloß im Hals und zog erneut an der Zigarette. Jedoch schien es Scamander nicht zu stören, dass sie nicht antwortete. Schlicht sprach er weiter: „Idiot!“ Unweigerlich musste die Weasley lachen. „Hat Fred auch gesagt.“ Lorcan schmunzelte und stellte den Feuerwhiskey beiseite; ihm war nicht danach. „Ist doch wahr. Ich meine, wenn Melody bereits sagt, dass es schon einen Liebestrank braucht, um den ein wenig in die richtige Richtung zu schubsen, dann will ich gar nicht wissen, wie schwer er im nüchternen Zustand von Begriff ist.“ Dominique hob beide Augenbrauen und sah ihn interessiert an. Scheinbar besaß Matt nicht nur bei Fred einen schlechten Stand. Sie lehnte sich gegen die Theke und wollte wissen: „Wie meinst du das?“ Lorcan hob den Kopf und ließ von den Getränken ab. Ein arrogantes Grinsen legte sich auf seine Lippen und symbolisierte deutlich, dass er mit jeder Faser seines Körpers Slytherin war. Eine Hand stemmte sich in seine Hüfte, während er sich mit der anderen galant durch das zerzauste Haar strich. „Ein sauberes Image hält manchmal, was es verspricht. Bowler ist langweilig, er weiß nicht, wie man eine richtige Party feiert, lässt sich nie gehen, hat einen Höflichkeitskomplex und ist nie bereit für ein bisschen Abenteuer auf weiblicher Ebene. Was jetzt nicht gleich heißen soll, dass er durch die Betten fliegen soll, um als locker zu gelten“, setzte er hinzu. „Nur so ein ganz kleines bisschen Körperkontakt hat noch niemanden in den Zölibat getrieben.“ Sein Humor gefiel ihr. So hatte sie es bis jetzt noch nie gesehen. Für sie war Matt rücksichtsvoll, höflich und... ja... irgendwie jemand Durchschaubares... denn sie wusste fast immer, wie er reagieren würde, wenn sie ihn mit etwas Neuen konfrontierte. Scamander sah weiter über die Flaschen, während er sprach und sie drückte die Zigarette aus. „Der Dachs hat nichts anderes im Kopf als Quidditch, also sei froh das du hier bist und nicht bei dem Langweiler!“ Er blickte an ihr vorbei und seine Miene erhellte sich. Gekonnt griff er hinter ihr und zog eine unbekannte Flasche hervor. Neugierig öffnete er sie und roch an der dunkelroten Flüssigkeit. Das Etikett war schwarz mit einer ausländischen, goldenen Schrift. „Weißt du, was das ist?“ Dominique beugte sich vor und runzelte die Stirn. „Nein, aber es riecht gut.“ Lorcan verschloss die Flasche wieder und zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. „Lust, draußen anzustoßen und dem Lärm hier zu entkommen?“ Der Slytherin grinste fröhlich und einen Augenblick lang zögerte Dominique. Schließlich hatte sie es hier mit Lorcan Scamander, dem selbsternannten König von Hogwarts zu tun, der keine Party, keinen Skandal und kein Abenteuer ausließ. Würden sie sich in Hogwarts befinden, würde sie artig ablehnen, doch hier in Rom sahen die Regeln ein wenig anders aus. Er war unterhaltsam und erschien ihr alles andere als aufdringlich. Außerdem, wo sollte sie sonst hin? In wenigen Minuten würde das Neue Jahr beginnen und sie hatte ihre beiden Cousins aus den Augen verloren. Zudem verspürte Dominique wenig Lust, die beiden bei einer Fummelei zu erwischen, geschweige denn zu stören. Rose würde sie strafend ansehen, Roxanne ihr ein Bein stellen und Alice nach dem Saum ihres Kleides greifen. Doch keiner von ihnen war hier. „Klar!“ Sie stieß sich von der Theke ab und folgte ihm. - - - R o m O b e r g e s c h o s s 2 3:4 5 U h r Angeekelt verzog Fred Weasley das Gesicht, als er sich sein Shirt ansah. Er hatte nicht lange gebraucht, um sich von Kelly losreißen zu wollen. Denn er verstand nun zu gut, warum sie trotz ihres ansehnlichen Äußeren noch nicht gebunden war. Albus hatte recht behalten, sie konnte wirklich überhaupt nicht küssen, sabberte und wäh - der Weasley wollte am besten gar nicht mehr daran denken. Kaum, dass er geflüchtet war, hatte ihm ein betrunkener Hippogreif einen Becher mit einer cremigen Substanz auf das Shirt gekippt und eine gefühlte Ewigkeit war er nun auf der Suche nach einem Klo, weil sich Albus vor einer halben Stunde hastig seinen Zauberstab geborgen hatte. HA! Von wegen geborgen. Fred kannte seinen Cousin nur zu gut. Die überschwängliche Laune war reine Fassade. In Wirklichkeit wollte der Potter das mit Alice klarstellen, war aber zu feige dafür. Und nun schien es der perfekte Abend dafür zu sein, um die Sorgen entweder im Alkohol zu ertränken, oder aber um sich mit einer hübschen und willigen Hexe in ein stilles Kämmerchen zu verziehen. Dominique – schoss es Fred durch den Kopf. Niemand war bei ihr und konnte auf sie Acht geben. Sofort ließ er den Blick über das Treppengelände geleiten und sah Mathis Denton; er gab ihm ein Zeichen und der Italiener verstand auf Anhieb. Er macht ein paar Schritte von Ravens nach und Fred grinste erleichtert. Gut, sie tanzte, dort konnte ihr nicht viel passieren. Gerade als er sich wieder umdrehte, spürte er erneut eine Flüssigkeit über seine Brust laufen. Langsam hatte er genug und verzog das Gesicht. „Nicht schon wieder!“ „Tut mir leid!“, sprach eine helle Stimme und stellte den nun leeren Becher ab. Der Weasley hob den Kopf und sah in das Gesicht seines bislang größten Verderbens. Sein Magen zog sich schmerzlich zusammen und bitter musste er feststellen, dass sie heute Abend wirklich sexy aussah. Ceres schien es ehrlich leid zu tun, doch kurz runzelte sie die Stirn. „Ist das Icebeals? Ich dachte, in dem Becher ist Erdbeerschnips.“ Seufzend betrachtete er die Flecken. „Es ist beides. Ich habe Al meinen Zauberstab geliehen und hatte noch keine Chance, mich drum zu kümmern.“ „Warte-!“, sie schob ihr Kleid etwas höher und offenbarte ihm verführerische Strümpfe. Oben an der Spitze, steckte ihr Zauberstab und sie zog ihn gekonnt hervor, dann bedeckte sie die wunderbaren Beine wieder. Fred war versucht, sich an den Kopf zu fassen. Er hatte so gut wie nichts getrunken und benahm sich trotzdem wie ein notgeiler Erstklässler, erbärmlich. Doch wenn er es nicht bei einer Veela wie Ceres sein durfte, wo dann? Mit einem simplen Raputz verschwanden die Flecken und er dankte es ihr knapp. Nervös biss sich Ceres auf die Unterlippe und sprach schließlich: „Fred, ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Der Ravenclaw hob eine Augenbraue und lehnte sich gegen das Treppengelände. „Nur zu, ich bin ganz Ohr.“ Ihre letzte Begegnung war eigentlich unmissverständlich gewesen, weshalb er nicht wusste, was genau sie nun von ihm wollte. Jedoch schien es ihr wichtig zu sein, denn sie verknotete nervös ihre Hände und schien noch nach den richtigen Worten zu suchen. „Das, was in den Sommerferien passiert ist...“, begann sie zaghaft und er lachte trocken auf. „O Merlin“, ein hilfloses Lächeln glitt über seine Lippen. Abwehrend hob er die Hände. „Komm, damit wollen wir erst gar nicht wieder anfangen! Wenn es rauskommt, haben wir beide ein mächtiges Problem, Ende der Geschichte.“ Er wollte sich zum Gehen wenden, als Ceres ihn am Handgelenk festhielt. Entschlossen sah sie ihn an. „Lass mich ausreden, es ist wichtig für mich!“ Er hielt inne und sie sammelte sich erneut. Was konnte so wichtig sein, dass sie zum ersten Mal um eine Antwort verlegen war? Fred schluckte hart und sah auf sie herunter. Erneut raffte sich Ceres auf. „Es ist so… scheiße!“ Sie sah an Fred vorbei und entdeckte jemanden, den sie eigentlich den Rest des Abends aus dem Weg gehen wollte. Hastig blickte sie sich um und drängte sich schließlich durch ein paar schwatzende Leute. Vollkommen vor dem Kopf gestoßen folgte er ihr. „Ceres, hey, was ist los?“ „Ich habe keine Lust auf Williams!“ Der Weasley warf einen Blick über seine Schulter und entdeckte den ehemaligen Slytherin und jetzigen Auroren. „Zu tief in jemandes Augen geschaut?“ „Nein!“, zischte sie ungehalten. „Er rückt mir auf fast jeder Party auf die Pelle und versteht ein klares Nein nicht!“ Eilig griff sie nach einer Tür und prüfte, ob die Luft rein war; Fred folgte ihr in den Raum und sie schloss bestimmt die Tür. Gekonnt murmelte sie einen Fluch, sodass niemand ihnen folgen konnte. Fred dagegen stieß mit den Rücken gegen ein Regal voller Bücher. Der Raum war klein und scheinbar eine Art Abstellkammer. Eine Couch nahm einen großen Teil an Platz weg, etliche Kisten, zwei Regale und ein großer Haufen an Decken und Kissen. Das ganze Zimmer war vielleicht fünf Mal fünf Meter groß. „Hoffentlich kriecht hier nichts Lebendiges“, sprach Fred und tastete nach einer altmodischen Stehlampe mit kaputtem Schirm. Die Birne selbst funktionierte noch und warf den Raum in ein schummriges Licht. Vorsichtig ließ er sich auf einer alten Holzkiste nieder und sah zu der brünetten Veela, die ein letztes Mal die Tür überprüfte. „Also, was wolltest du mir sagen?“ Statt in ihrer Ausführung weiterzumachen, schnitt sie etwas Neues an. Die braunen Augen der Viscount sahen starr auf die Holztür und mit seltsam ruhiger Stimme fragte sie: „Erinnerst du dich an den Sommer, als wir uns das erste Mal begegnet sind, außerhalb von Hogwarts?“ Unwillkürlich musste Fred lachen und legte den Kopf in den Nacken. „Natürlich, mein Vater hat dich seltsam dämlich angeglotzt, während meine Mutter erschrocken nach Luft geschnappt hat.“ Mittlerweile hatte Angelina Weasley keinerlei Sorge mehr, dass sich Ceres als eine gute Freundin für ihre Tochter entpuppte. Herzlich nahm sie jedes Jahr einmal die Veela in ihre Arme und begrüßte sie, wie eine entfernte Verwandte der Weasleys. Dass sein Vater sich in ihrer Nähe immer noch nicht konzentrieren konnte und seltsam ungeschickt war, ignorierten sie beharrlich. „Du warst zwölf und hattest diesen komischen gestrickten blauen Pulli an. Roxanne nennt ihn Weasley-Pulli.“Das Lächeln war aus der Stimme der Veela zu hören und Fred erinnerte sich an diesen Tag, als wäre er erst gestern gewesen. „Und du trugst deine Haare zu zwei Zöpfen.“ An jenem Tag hatte Roxanne Ceres übereifrig in die Geheimnisse der Weasleys eingeweiht, das Baumhaus im Garten, der geheime Pfad zu den Potters, der herrliche Dachboden mit all seinen Schätzen, der Treffpunkt sämtlicher Potters und Weasleys am See... es gab keinen Ort und dessen Bedeutung, den die Slytherin nicht kannte. Fred hatte sie zu Beginn für seltsam gehalten, zu verschwiegen, vernünftig und höflich, doch als Kind hatte er sie unterschätzt. Denn in Wirklichkeit war es Ceres gewesen, die den Sicherheitszauber zum Labor seines Vaters im Keller geknackt hatte, nicht Roxanne. Ceres war auf die Idee gekommen, die Knuts zu verhexen, damit alle wussten, wann sie sich im Sommer am See trafen – eine seltsame Abwandlung von den Galleonen, die einst Dumbledores Armee benutzt hatte. Galleonen wären zudem in jeder Kinderhosentasche aufgefallen, außerdem hätten Hugo und Lily sie sicherlich ausversehen ausgegeben. „Zu Hause warst du immer anderes, als in Hogwarts“, sprach Ceres weiter zur Tür. „Angespannter und irgendwie zurückhaltender. Und je älter du geworden bist, umso deutlicher ist es aufgefallen.“ Der Weasley biss sich kurz auf die Unterlippe. „Komm zur Sache, in wenigen Minuten ist es Mitternacht und ich wollte mir das Feuerwerk draußen ansehen.“ Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm um. Leicht lehnte sie gegen die Tür, ihre Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und den Blick gen Boden gerichtet. „Letzten Sommer, als wir uns in der Nacht in der Küche getroffen haben... du hast mich zu Tode erschreckt, mir wäre beinahe der Becher Kakao aus der Hand gefallen...“ Sie zögerte, weiterzusprechen, also mischte Fred sich unwirsch ein: „Du meinst, als wir danach zum ersten Mal im Bett gelandet sind?“ Dass er es so direkt aussprach, ließ sie hart schlucken. Nur zu gut erinnerte sich der Rothaarige daran, wie harmlos es begonnen hatte. Lachend hatte er ihr am besagten Abend angeboten, dass sie noch eine Runde Snape explodiert in seinem Zimmer spielen könnten, wenn sie noch nicht müde genug war. Ceres hatte angenommen und kurze Zeit später auf seinem Bett gesessen. Aus Spaß war ihnen die Idee gekommen, dass derjenige, der gewann, sich etwas wünschen dürfte. Sie hatte gewonnen und es war zu einem verfluchten Kuss gekommen, bei dem es nicht geblieben war. Fred hatte nie verstanden, warum Victoire immer davon geschwärmt hatte, wie wunderbar Sex sein konnte, doch nach jenem Abend hatte er sie verstanden. Es war das erste Mal gewesen, wo er einer Hexe so nahe war, dass er ihren Herzschlag vernahm. Dieses Gefühl von Wärme, Zärtlichkeit und einer unbekannten Melodie von Glück veränderte etwas in ihm. Im Laufe des Sommers war ihm selbst klar geworden, dass es mehr war, was er für sie empfand. Jede weitere Nacht hatten sie sich heimlich getroffen, es war wie in einer anderen Realität für ihn gewesen. Eine Realität, die in Hogwarts ein Ende fand. „Seit der fünften Klasse habe ich mich gefragt, wie es sein müsste, den Jungen zu küssen, in den man verliebt ist“, sprach Ceres und sah zu dem kleinen Kammerfenster. Das Lächeln auf ihren Lippen war Fred unbekannt, ebenso wie der seltsame Glanz in ihren Augen. „Als es dann passierte, war es, als hätte mich jemand mit meiner geliebten Erdbeerpastete eingeseift.“ „Warum erzählst du mir das?“ „Weil ich bis zur sechsten Klasse gebraucht habe, um diesen Jungen durch ein simples Spiel den Kuss abzuschwatzen.“ Ceres strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Bevor das neue Jahr beginnt, wollte ich dir etwas sagen. Nämlich, dass es mir leid tut, dich in solch eine Zwickmühle gebracht zu haben. Es war egoistisch von mir, mit dir zu schlafen, obwohl ich wusste, dass ich mich am Ende meiner Hogwartszeit an Scorpius‘ Seite wiederfinden würde“ Zum ersten Mal seit sie dieses fragwürdige Gespräch angefangen hatte, sah sie ihm in die Augen und Fred konnte den Blick darin definieren. Ein Hauch von Schmerz, gemischt mit Mut und Stärke und einer Prise Sehnsucht. „Aber ich wollte mindestens einmal wissen, wie es ist, jemanden nahe zu sein, der einem etwas bedeutet. Das war alles, auch wenn ich Roxannes Freundschaft dafür aufs Spiel setzen musste.“ Sie neigte leicht den Kopf. „Natürlich ist mir die Freundschaft sehr viel wert, aber sie übersteigt nicht eine Erinnerung, die ich mein ganzes Leben behalten werde.“ Fred öffnete den Mund, als er ihre Worte vernahm. Im ersten Augenblick verstand er nicht, sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. „Ceres, ich-!“ „Es war ein Fehler, den ich nicht bereue, denn ich würde es genauso noch einmal machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte.“ Der Schulsprecher erhob sich und sah erschreckend dabei zu, wie sie sich wieder zur Tür wendete und das Schloss öffnen wollte. „Ich lasse dich jetzt raus, damit du zum Feuerwerk kannst und-!“ Sie wollte gerade die Tür öffnen, als sie jemand von hinten wieder zudrückte. Die Veela spürte einen warmen Atem auf ihren nackten Schultern und versteifte sich. „Das war alles“, flüsterte sie unnötigerweise und er schluckte hart. „Warum hast du dann nach den Ferien mit Scorpius geschlafen?“, seine Frage kam wie taub über seine Lippen und ließ sie erschauern. „Du solltest mich hassen, es sollte deutlich machen, dass es eine Erinnerung für einen einzigen Sommer war... und...“ Ceres atmete tief durch. „... und ich wollte mir selbst klarmachen, dass ich niemals wieder so glücklich sein würde, wie in deiner Nähe. Das Glück stand mir nicht zu.“ Fred presste die Kiefer aufeinander und begriff die Zusammenhänge. Ein angespannter Knoten in ihm platzte. Der Ravenclaw schloss die Augen und dachte an seine beiden besten Freunde. An die Momente, in denen er kurz davor gewesen war, Albus etwas zu sagen, doch immer wieder war seine Stimme einfach weggeblieben und die Angst vor Verlust gekommen. Dann erinnerte er sich an den Abend, als Scorpius ihm Genugtuung und voller Vorfreude von der Verlobung erzählt hatte und von der Nacht, als Ceres sich seiner erbarmt hatte. Das Gefühl von Hilflosigkeit wurde verdrängt von Wut. Schließlich glitt das Bild seiner Schwester vor seinem geistigen Auge. Es war Roxanne immer sehr ernst damit gewesen, dass er die Hände von ihrer besten Freundin ließ, doch die grausame Ironie wollte es, dass genau sie die einzige Hexe war, die er immer gewollt hatte. Weder Roxanne noch Ceres konnten wissen, dass er sich seit der dritten Klasse gewünscht hatte, älter und reifer zu sein, nur um ihr zu imponieren. Die Nacht, als er sie in der Küche angetroffen hatte, bekleidet in einem zart-gelben, ärmellosen Nachthemd, war die Schönste seines Lebens gewesen. Er schluckte hart und versuchte, sich vorzustellen, wie seine Welt aussehen würde, wenn er ein Versprechen brach, eine Freundschaft aufs Spiel setzte und handelte, wie es sein Herz wollte. „Du dummes Mädchen!“, flüsterte er heiser und drehte sie an der Schulter zu sich um. „Erinnerungen sind zerbrechlich im Tausch für die Wirklichkeit.“ Fred griff in ihr weiches Haar und lehnte seine Stirn gegen ihre, dann berührten sich ihre Lippen. Es war, als wäre der Kampf in seinem Inneren vorbei. Die Waffen des Gewissens und die seines Herzen wurden nieder gelegt. Wärme, Glück und das Gefühl von Leichtigkeit jagte durch seinen Körper. Schmale Hände zogen ihn zur dessen Besitzerin, der Duft von Vanille vermischte sich mit Moos und mehrere Leute rannten auf der anderen Seite der Tür an ihnen vorbei. Doch es war egal. Rufe ertönten, jemand stürzte. Dann knallte es irgendwo... dann nochmal und noch einmal. Immer wieder. Das Neue Jahr war angebrochen. - - - I r g e n d w o I n D e n V e r e i n i g t e n S t a a t e n a m S t r a n d 2 3:59 U h r „ 5... 4... 3... 2... 1...0!“ Lauter Jubel brach aus und Rose stieß mit den anderen Leuten am Strand an. Fröhlich hielt sie die Dose Pantacola in der Hand und wurde überschwänglich von Blanche in den Arm genommen. Gerade rechtzeitig waren sie und Rupert wieder gekommen und sahen beide ordentlich zerwühlt aus, aber niemand verlor ein Wort darüber. Irgendjemand sorgte dafür, dass mitten im Meer plötzlich weitere Fackeln angingen und die Weasley sah auf die langen Stelzen, welche die Fluten erhellten. Sparky Braines, ein Hüne und geheime Stimmungskanone, sprang auf den Baumstamm und sprach mit gespielter dramatischer Stimme: „Liebe Freunde!“ Dabei schwenkte er die Flasche Feuerwhiskey gefährlich durch die Luft, ein überhebliches Lachen lag auf seinen Lippen. „Es wird Zeit für die übliche Tradition! Also raus aus den Klamotten! Und der Letzte, der im Wasser ist, darf nackt nach Hause apparieren!“ Rose blieb das Gesicht stehen und nahm geschockt zur Kenntnis, dass sich die Leute um sie herum die Klamotten vom Leib rissen. Scheinbar schamlos rannte Sinclair mit nackten Tatsachen an ihr vorbei und sie glotzte ihm betölpelt hinterher. Keiner schien damit ein Problem zu haben und sie fragte sich unweigerlich, wie viel Glück sie hatte, dass sie sich vielleicht einfach unauffällig in die Dünen verzog. Gerade wollte sie sich umdrehen, als sie direkt in Catherines und Naomis Gesicht sah. Die beiden Hexen hatten die Arme vor der Brust verschränkt und schenkten ihr ein diabolisches Grinsen. „Will da etwa jemand kneifen?“, fragte die Higgs mit deutlicher Hinterhältigkeit in der Stimme und Rose schluckte hart. Naomi trat einen Schritt vor und zwinkerte: „Pass auf, dass du nicht in Blanches, Ruperts, Sparkys und Sinclairs Nähe kommst und beeile dich mit dem Sprung ins Meer, dann sieht niemand deinen Bikini.“ So schnell Catherine konnte, schlüpfte sie aus ihrem Kleid und Rose sah, dass auch diese ihren Bikini anbehielt. Einige taten es ihr gleich, scheinbar waren doch noch nicht alle so stark angeheitert, wie Sinclair. Die Weasley tat es den beiden Hexen nach und Sekunden später rannte auch sie Richtung Meer. Trotz der warmen Luft war das Wasser doch recht kühl und Rose musste sich zwingen, weiter ins Kühle zu schreiten. Erst als sie bis zum Bauch im Wasser stand, traute sie sich einmal, unterzutauchen und strich sich das lange Haar nach hinten. Links von ihr begann eine Wasserschlacht, weiter vorne saßen zwei Hexen auf den Schultern von Zauberern und versuchten ganz Muggel-like, sich gegenseitig umzustoßen. Die Weasley verzog die Lippen zu einem Lächeln und schwamm weiter ins Tiefe, bis der Boden unter ihren Füßen verschwand. Die Wellen waren sanft und hoben ihren gesamten Körper immer wieder an. Eine feine Röte legte sich auf ihre Wangen, als sie den Blick schweifen ließ und sah, wie die Paare unter ihnen das neue Jahr begrüßten. Von Blanche und Rupert fehlte mal wieder jede Spur und Rose dachte sich ihren Teil. Die Fackeln reflektierten ein rötliches Licht auf das Meer und sie erkannte, dass Catherine durchaus jemanden gefunden hatte, der mit ihr eine Silvesterzärtlichkeit austauschte. Naomi dagegen hatte sie gänzlich aus den Augen verloren. Ohne Verwahrung stützte sich plötzlich jemand auf ihre Schultern und sie ging unter wie ein Stein. Prustend und nach einem halben verschluckten salzigen Liter Wasser fuhr Rose herum und bedachte Scorpius mit einem finsteren Blick. Sein blondes Haar war genauso wie ihres zurückgestrichen und eine Reihe weißer Zähne blitzen ihr entgegen. „Sehr witzig!“ Aus Rache wollte sie ihn ebenfalls unter Wasser drücken. Gekonnt hopste sie ihn an und drückte seine Schultern nach unten, doch statt unterzugehen, stand er wie ein Baum. Verdutzt sah sie in seine hocherfreute Miene, dann glitt ihr Blick nach unten. „Du Mistkerl!“, kreischte sie. „Du kannst hier stehen!“ Rose ließ ihn los und schwamm ein bisschen von ihm weg, um sicheren Abstand zu wahren. Belustigt sah Scorpius ihr dabei zu und neigte leicht den Kopf. Gelassen ließ er seine Hände über die Oberfläche des Wassers gleiten. „Ganz locker, das war lediglich meine Art, dir ein frohes Neues zu wünschen. Jetzt bist du dran.“ Die Weasley hob eine Augenbraue. „Ich würde dir einen saftigen Tritt gegen das Schienenbein geben und dich dann zu den Fischen schicken! Das ist mein Silvestergruß!“ Kurz zuckte es um Scorpius Mundwinkel, dann lachte er gelassen. „Ach komm Rosalinde, ein bisschen mehr Fantasie bitte.“ Empört darüber, dass er sie einfallslos fand, kam Rose ein Stück auf ihn zu geschwommen. Mit gewichtiger Miene sah sie ihn an. „Willst du etwas, was dir zu ein bisschen Wärme verhilft?“ Sie sah auf die Gänsehaut an seinen Schultern und sofort hatte sie seine gesamte Aufmerksamkeit. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde schwächer und Ernst machte sich breit. „Ich wäre nicht abgeneigt“, gab er zu und verzog keinerlei Miene, als sie dicht vor ihm blieb und beide Hände auf seine Schultern legte. Der Lärm der anderen verschwand, lediglich das Plätschern der Wellen an ihre Ohren und Rose hätte beinahe selbst die Luft angehalten, als sie ihm freiwillig so nahe war. Dieses Mal beobachtete sie niemand und doch verspürte sie den Drang, das Spiel auch ohne Zuschauer zu spielen. Scorpius warmer Atem streifte ihr Gesicht und als seine Hände ihre schwerelosen Beine umfassten und sie so nicht in Gefahr lief, von einer Welle mitgerissen zu werden, reckte sie den Kopf und küsste ihn. Ihre kühlen Lippen fanden seine und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass das Gefühl in ihrem Magen bei jedem Kuss gleich geblieben war. Erneut eröffnete sich ein wunderbares Abenteuer und Rose schloss die Augen. Ihre Fingerspitzen strichen durch sein nasses Haar, sanfte Wellen drückten sich in ihren Rücken und eine warme Prise wie prickelnder Sekt breitete sich über ihren Körper aus. Sie schlang die Beine um seine Hüfte und große Hände umfassten bestimmt ihren Po. Der Geruch von Salz stieg verfeinert in ihre Nase und trotz des festen Bodens, den Scorpius symbolisierte, drehte sich die Welt viel zu schnell. Scorpius stöhnte erregt in den Kuss, als sich ihr Körper so fest an seinem presste und seine Hände wanderten automatisch in das Bikinihöschen. Als er die glatte Haut ihres Pos erfühlte, überrollte eine gefährliche Hitze ihn und der Wunsch, mehr von ihr zu erkunden, verfestigte sich. Es war ein Spiel, doch erneut verschwamm die Grenze erschreckend schnell. Die sanften Finger in seinem Haar genoss der junge Malfoy und zog die Lippen seiner Gespielin nach, bevor er den Kuss weiter vertiefte. Er küsste Rose gerne, das war kein Geheimnis, ebenso wie die Tatsache, dass auch er ein Problem mit der Grenze hatte. Am liebsten würde er sie vergessen, genauso, dass ihr Name Weasley war und es eine Realität außerhalb des Urlaubs gab. Heftig nach Luft ringend, löste Rose den Kuss und er vergrub das Gesicht in ihre Halsbeugen. Sie atmete schwer, schließlich verkrampfte sich ihr wunderbarer weicher Körper in seinem Atmen. Sofort hielt Scorpius inne, denn auch er kannte den Grund für den plötzlichen Sturz aus dem Nebel der Leidenschaft. „Merlin!“, murmelte Scorpius sichtlich verstimmt. „Nicht jetzt!“ Ein trockenes Lachen entwich ihrer Kehle, es klang hilflos, überrascht und überfordert. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie versucht war, einen Blick nach unten zu werfen, sich aber beherrschen konnte. „D- du... ähm...“ Rose wurde rot, vor Verlegenheit und Empörung. Die Weasley war sichtlich um Diskretion bemüht, weshalb sie hart schluckte, bevor sie ihren Satz zu Ende führte. „Du hast einen Ständer, Scorpius.“ - „Ach nein!“, er klang belustigt, aber auch seltsam belegt. „Ist ja nicht so, als hätte ich so etwas zum ersten Mal.“ „A- aber warum hast du das Ding bei mir?“, die Frage war ihr eher entwichen, als sie sich beherrschen konnte. Am liebsten hätte Rose sich von ihm losgemacht und wäre untergetaucht, um dieser peinlichen Welt zu entgehen. Doch leider hielt er sie weiterhin in seinen Fängen. „Machst du dir ins Höschen, weil ich geil bei dir werde?“ Seine Stimme hatte einen ungläubigen, aber auch provozierenden Ton angenommen. Vollkommen konfus sprach Rose: „Aber die Grenze-!“ „Ich scheiß auf die Grenzen!“, entfuhr es Scorpius plötzlich heftig und ließ sie los. Ungehalten sah er sie an, denn ihm war nicht erst seit gestern bewusst, dass er sich durchaus vorstellen konnte, weiter mit ihr zu gehen. Sehr viel weiter. Über das warum machte er sich keinen Kopf, denn das Einzige, was er wirklich wusste, war die Tatsache, dass er sie wollte. Seit der kleinen Fummelei im Pool, als ihr Bikini hatte daran glauben müssen. Teils tat sie ihm leid, als er sie so überfordert mit seinen plötzlichen Ausbruch sah, doch der Malfoy sah keinerlei Grund, nun nicht alle Karten auf den Tisch zu legen. „Was ist so schlimm daran, dass ich auf dich reagiere?“ Eins musste man der Weasley lassen, sie erholte sich schnell von der Überraschungswelle namens Beichte. „Ähm... wir hatten eine Grenze, die du so gerade mit einem hübschen grünen Pinsel auf einer Wiese übermalst?“, fuhr sie ihn sarkastisch an und Scorpius konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen. „Ach komm, als wenn du nie mit dem Gedanken gespielt hättest, was passieren könnte, wenn wir dieser dämlichen Grenze ein paar Tage Urlaub geben.“ Übertrieben dramatisch fasste er sich an die Stirn. „Ich vergaß, du wirst natürlich überhaupt nicht feucht, wenn wir uns ein bisschen gehen lassen!“ „Das ist nicht witzig!“, blaffte sie und er wollte gerade etwas erwidern, als er das Wort Scheiße zum zweiten Mal innerhalb einer kurzen Zeit in den Mund nahm. Die Küstenwache rauschte mit zwei Booten an. Muggel. Ein Hauch von Glück. Vielleicht. So schnell sie konnten, schwammen sie Richtung Strand. Rose gab es nicht gerne zu, doch ein paar Mal hätte sie sich fast den Hals gebrochen, weil sie die dämlichen Kuhlen nicht gesehen hatte. Als sie endlich nur noch bis zu den Knien im Wasser stand und vor Anstrengung keuchte, sah sie, dass Scorpius sich zu einer Schnapsleiche im Sand beugte. Der Depp lag auf den Bauch und atmete zufrieden Sandkörner ein. Der Malfoy schulterte sich diesen Hünen und Rose wollte ihn gerade anfahren, den Idioten liegen zu lassen, als sie Sinclair erkannte. Nackt, betrunken und nun auf Scorpius Rücken transportfähiger fertig. Dieser Hippogreif! Um sie herum kreischten ein paar nackte Hexen die hektisch ihre Kleidung suchten und Rose war mehr als froh, dass Scorpius und sie ihre Badesachen angelassen hatten. So konnten sie direkt die Flucht antreten. Durch Sinclair behindert stolperte Scorpius in die Dünen und sie hinterher. „Wo willst du hin?“ „Weg!“ Hätte sie die Zeit für eine ungehaltene Gestik gehabt, so hätte sie diese in Weasley Manier präsentiert, doch so schnaufte sie lediglich laut. Hastig rannte sie durch den Sand und verfluchte sich selbst, dass sie keinen Zauberstab dabei hatte, gleichzeitig fragte sie sich, wie Scorpius ebenfalls ohne apparieren wollte. Hinter ihr flimmerten große Scheinwerfer auf und eine verstärkte Stimme rief sie dazu auf, sofort stehen zu bleiben. Sofort bildete sich in Rose Kopf ein Bild des Grauens, wenn man sie erwischte. Sie sah die entgleiste Miene ihres Vaters, der sie zusammen mit Scorpius lediglich in Bikini bei der Muggel-Polizei abholen würde, ihre Mutter wie ein belustigtes Lächeln ihre Lippen zierte und Draco Malfoy... Merlin an ihn wollte sie gar nicht erst denken. Sie würden H Hogwarts-Geschichte sein... oder das Klatschthema für die nächsten sechs Monate. Ihr letzter Gedanke war: laufen, laufen, laufen! Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)