It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 12: Der Knall danach. ----------------------------- . . . „Hey Al! Jetzt sag doch mal was los ist!“ Scorpius konnte seinem besten Freund kaum durch den Zug folgen. Seit knapp einer halben Stunde war der Hogwarts-Express nun schon auf den Schienen und raste Richtung London. Albus kochte innerlich. Noch bevor der Zug halten würde, gäbe es zwei Tote zu betrauern. Außer sich vor Wut suchte er die Abteile nach den Jordan-Geschwistern ab. Nachdem er am Morgen die Augen geöffnet hatte und begriff, was er getan hatte, war ihm nur ein Gedanke gekommen. Morden! Niemals hätte er sich zu so etwas herabgelassen. Irgendetwas musste in seinem Getränk gewesen sein, etwas was, ihm gänzlich den Verstand geraubt hatte. Der Potter war von sich selbst angeekelt, als er daran dachte, welche Form die Nacht angenommen hatte. Er hatte mit Alice geschlafen und das nicht nur einmal. In der Nacht war er immer wieder wie ein Tier über sie hergefallen, seine Lust nach ihr schien nicht zu sättigen. Er selbst hatte sich gefühlt wie unter Drogen und als er ihre schmale Gestalt am Morgen gemustert hatte, war der Boden unter seinen Füßen aufgerissen. Sie verdiente es nicht, dass jemand wie er mit ihr schlief. Als Albus sich angezog und den Blutfleck entdeckt hatte, der das helle Laken zitierte, war ihm klargeworden, dass er einiges zu klären hatte, zudem noch ein großes Unglück abwenden musste. Knapp hatte er ihr einen Zettel hinterlassen, dass er noch packen musste und sich sofort auf die Suche nach den Jordan-Geschwistern gemacht. Doch immer wieder war er aufgehalten worden. Durch Lorcan, durch Neville, durch McGonagall… Die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Nun, wo er sich im Zug befand, wurde die Wut in seinem Bauch immer größer. „Potter!“ Scorpius ergriff ihn an der Schulter und er stieß mit den Rücken gegen die Zugscheibe. Augenblicklich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Scorpius sah, dass er zitterte und sich beherrscht auf die Unterlippe beißen musste. Das Gesicht des Malfoys wurde ernst. „Was ist passiert?“, hackte er nach, doch Albus war nicht in der Lage, einen ruhigen Gedanken zu verfassen. „Schlechtdrauf?“, mischte sich eine dritte Stimme gelangweilt ein und der Geruch von Nikotin schlug den beiden Slytherins entgegen. Albus atmete tief durch. „Hast du nicht gesagt, die Getränke gestern Abend wären harmlos?“ Der Schulsprecher warf die Zigarette aus dem Zug und schob das Fenster hoch. Alle drei befanden sich auf dem Gang und bemerkten nicht, wie neugierige, kleine Hufflepuffs aus ihrem Abteil starrten. „Sicher, hast du Schnecken gespuckt oder den ganzen Abend die Wahrheit geträllert?“ Er klang belustigt, weshalb Scorpius ahnend eingriff. „Ich glaube, er ist in den Genuss etwas Illegalen gekommen.“ Fred verzog das Gesicht. „Das kann nicht sein, ich bin alle Tränke durchgegangen.“ Er gähnte und schloss das Thema damit ab. „Niemand hatte die Möglichkeit sie auszutauschen, da ich sie im SV-Raum eingeschlossen habe, mit ein paar Flüchen.“ Schelmisch zwinkerte er und Scorpius fuhr sich durch die Haare, während Albus zu Boden starrte. Der Potter war sich sicher, er musste etwas getrunken haben, was nicht rechtsmäßig gewesen war. Kein Tropfen Alkohol ließ ihn so handeln. Er wusste, dass er niemals unter normalen Alkoholeinfluss SO etwas zu Stande gebracht hätte. Irgendein Funken Moral hätte sich in ihm regen MÜSSEN! „Es gab also mit Sicherheit keinerlei Gelegenheit, irgendwie einen Trank auszutauschen?“, noch immer wusste Scorpius nicht genau, worum es ging, doch die Spur mit den Tränken schien Albus wichtig zu sein. Fred lachte. „Nein, außer den Jordan-Geschwistern und mir hat keiner die Fässer berührt. Und die beiden Gryffindors standen den ganzen Abend hinter der Theke.“ Die drei Jungen sahen sich an, keiner wagte etwas zu sagen, doch sie alle dachten das Gleiche. Albus stieß Fred beiseite und stürmte den Gang entlang. Außer sich zog er seinen Zauberstab, als er das heitere Lachen von Dennis Jordan vernahm. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss er die Tür zum Abteil auf und mit einem Mal herrschte zwischen den Gryffindors vollkommende Stille. Der Zug ruckelte unter ihren Füßen und Albus sah mit mühsam beherrschter Miene auf die erschrockenen Schüler. „Raus. Alle!“, knurrte er ungehalten und ohne etwas zu erwidern taten sie, was er verlangte. Gerade als sich die Jordan-Geschwister ebenfalls erheben wollten, richtete er seinen Zauberstab auf sie. „Wir haben etwas miteinander zu besprechen.“ Hinter ihm traten Fred und Scorpius. Möglichst ruhig sprach der Blonde: „Ich schätze, dass können wir auch ohne-!“, er griff zu der Schulter, dessen Hand den Zauberstab umschlossen hielt. „-Magie regeln, meinst du nicht?“ „Ich bin mir nicht sicher.“ Fred trat mit einem Satz ins Abteil. „Ho! Jetzt aber mal langsam. Ich habe keine Lust, Goni während meiner Ferien wegen einem Duell einen Besuch abstatten zu müssen.“ Scorpius schloss die Abteiltür und die Jordan-Geschwister rückten gegen das Fenster. „Was habt ihr mir ins Getränk gekippt“, es klang lauernd und warnend. Dorian schluckte sichtbar und stammelte: „‘nen Mutmachtrank.“ „Lügt mich nicht an!“, donnerte Albus durch den Raum. „Das war alles andere als ein Mutmachtrank! Ich hatte ‘ne Latte bis zur Morgendämmerung, also erzählt mir nichts von legalen Jux-Mischungen!“ Fred sah von seinem Cousin zu den Gryffindors. Langsam begriff er ein paar Zusammenhänge. Man hatte nicht nur Lorcan und seinen Freunden einen Extratrank untergejubelt, sondern einigen anderen Schülern ebenfalls. Sicherlich war Albus nicht der Einzige. „Dorian, Dennis, was habt ihr getan, was war das, was Albus getrunken hat? War es gefährlich?“ Scorpius setzte sich und Dennis schüttelte knapp den Kopf. „Nein, es war nichts Gefährliches… es war… ähm, etwas Neues“, redete er sich raus und warf seinen Bruder einen knappen Blick zu. Dieser nickte nun heftig. „Genau, etwas Gefährliches hätte uns Kopf und Kragen gekostet.“ „Ich breche euch gleich Kopf und Kragen!“, blaffte Albus sie verärgert an. „Natürlich war der Saft gefährlich, ich bin über Alice hergefallen, wie ein Tier und es nahm kein verdammtes Ende!“, spuckte er die Wahrheit aus und Fred und Scorpius tauschten einen knappen Blick. Nun waren sie vollkommen im Bilde. Alice war keines der Mädchen, mit denen ein Typ wie Albus schlief. Er ordnete sie in die Kategorie Mädchen ein, die er nicht anzurühren hatte, weil sie etwas verdiente, was ihrer würdig war. Sich selbst zählte er nicht dazu. Der Zauberstab in seiner Hand richtete sich gefährlich auf die beiden Gryffindors und Fred schritt zwischen seinem Cousin und den Schuldigen. „Dorian, was ist gestern Abend passiert?“ Der Jäger drückte sich weiter nach hinten und erklärte: „Alice hat zwei Getränke bei uns geholt, eins für Potter und eins für sich.“ „Soweit waren wir auch schon“, merkte Scorpius augenrollend an. „Ein bisschen genauer bitte.“ Dennis strich sich durch das kurze Haar und schien nach einem Ausweg zu suchen. „Wir haben sie gefragt, ob sie etwas will, was die Laune ein bisschen hebt und den Abend unvergesslich macht… nun ja… ich schätze, der Plan ist aufgegangen.“ Albus wollte vorpreschen, doch Scorpius zog ihn augenblicklich am Kragen zurück. „Unvergesslich machen? Ihr irrsinnigen, wahnsinnigen, vollkommen-!“ „Kommt schon, Jungs“, unterbrach ihn Fred schneidend. „ Zeit ‘ne Beichte abzulegen. Was genau hat Albus geschluckt?“ „Wir ähm…“, Dorian sah seinen Bruder hilflos an. „Wir nennen es spanischer Bergtroll.“ Im Abteil herrschte Stille. Scorpius stand auf dem Schlauch, Albus ebenfalls. Doch Fred schien dafür umso genauer zu wissen, worum es sich handelte. „Spanischer Bergtroll?“, wiederholte er tonlos. Seine Miene veränderte sich und wurde kühl, schließlich schien er aus allen Nähten zu platzen: „IHR HABT EIN SEXMITTEL UNTER DIE SCHÜLER VERTEILT? JA, HABEN MERLINS GUTE GEISTER EUCH VOLLKOMMEN VERLASSEN!“ Die beiden Gryffindors zuckten unter dem Gebrüll zusammen und erst als Fred Luft holen musste, um seiner Fassungslosigkeit weiter Ausdruck verleihen zu können, zog Albus die Aufmerksamkeit mit einem `was ist das` wieder auf sich. Fred griff sich an die Stirn und schloss die Augen. „Die beiden Vollidioten haben dir ein Mittel gegeben, dass dich zum willenlosen Sexbesessenen gemacht hat. Wie eine Droge hat es deinen Körper übernommen und du hast nach dem ersten Reizen gegiert, die sich in deiner Nähe befanden, sprich Alice. Hast du dem Verlangen einmal nachgegeben, so willst du sie immer wieder haben, bis die Wirkung nachlässt und das kann bis zu sechs Stunden dauern.“ Fassungslos starrte Scorpius ihn an. „Sechs Stunden?“ Albus zitterte vor Wut. Diese Deppen hatten ihn unter Drogen gesetzt und er hatte mit ihrer Hilfe etwas Schreckliches getan. Wie sollte er nach solch einer Wahrheit seiner Kindheitsfreundin gegenüber treten und ihr das alles erklären? „Ihr beiden werdet mächtig Ärger bekommen!“, ließ Fred sie wissen und eine eisige Kälte hatte seine Stimme überzogen. Eine Kälte, die nicht typisch für ihn war. Normalerweise verkündete er ein Unglück mit einer Spur Schadenfreude. „Saftigen Ärger! McGonagall wird sich freuen, euch für den Rest des Schuljahres Nachsitzen aufzubrummen und Rose wird euer schlimmster Alptraum werden, denn ich kann euch garantieren, dass ihr mit einer langen Quidditchsperre rechnen werdet!“ Seine braungrauen Augen gewannen an Abscheu und Distanz dazu. Scorpius runzelte knapp die Stirn, er hatte noch nie erlebt, dass Fred so streng und gefühlslos handelte. Normalerweise stand er, wie ein Fels in der Brandung, auf der Seite der Schüler. Albus schien es nicht aufzufallen, zu sehr kochte in ihm die pure Wut. Statt die Jordan-Geschwister noch einen Blick zu würdigen, riss er die Tür des Abteils auf. Der Potter wusste nicht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Denn das, was er getan hatte, konnte er Alice unmöglich mit der Wahrheit erklären. Sie war auf ihn eingegangen, ohne dabei unter einem Einfluss gestanden zu haben und diese Tatsache ließ für ihn nur einen Entschluss zu. Ihr lag mehr an ihm, was ihr gut tat. Im schlimmsten Fall hatte sie sich in ihn verliebt. Etwas, wovon er stark ausging, doch zur Sicherheit würde er mit Rose ein ernstes Gespräch führen müssen. Am besten jetzt und sofort. Sein Blick wanderte zu seiner rechten Seite und er erkannte Alice, die gerade in ein etwa 15 Meter entferntes Abteil huschen wollte. Ihre braunen Karamellaugen sahen in seine und ein erfreutes Lächeln legte sich auf ihre blassen Lippen. Albus bemerkte die zarte Röte auf ihren Wangen, als sie ihn sah und sein Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen. Statt ihr Lächeln zu erwidern, tat er das, was er für richtig hielt. Ohne die Miene zu verziehen drehte er sich um und schritt in die entgegengesetzte Richtung. Es war Antwort genug. --- Roxanne Weasley zog scheinbar gleichgültig an ihrer Zigarette und spürte den kalten Wind in ihrem Gesicht. Das Fenster im hinteren Wagen auf dem Gang war ein Spalt weit runter geschoben und sie sah auf die verschneite Landschaft. Das Gequatsche ihrer Freundinnen im Abteil war ihr zu laut geworden, die Themen langweilten sie und die ganze Oberflächlichkeit hatte sie nahezu erdrückt. Stumm hatte die einstige Diva den sinnlosen Gesprächen gelauscht und erst als Ceres ihr eine Schachtel Zigaretten hingehalten hatte und sie das sanfte Lächeln auf den Lippen ihrer besten Freundin deuten konnte, war sie dem Käfig aus Freundinnen entkommen. Sie lehnte den Kopf gegen die kalte Scheibe und erinnerte sich an dem Besuch im Museum. Niemals hätte sie je geglaubt, dass sie enttäuscht sein würde, wenn ein Rundgang und eine Führung zu Ende sein würden, doch sie war es tatsächlich, als sie das Museum verlassen hatten. Mit Begeisterung hatte sie nachgestellte Schlachten beobachtete, Gemälde und alte Karten gemustert und der Stimme der Fremdenführerin gelauscht. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und immer wieder hatte sie bei demselben Gemälde halt gemacht. Am Ende hatte sie sich sogar eine Nachbildung für einen horrenden Preis gekauft. Es zeigte Ogger den Dämlichen mit dem damaligen Minister Parker, wie sie sich im Büro des Zauberministers befanden und sich ein halsbrecherisches Duell lieferten. Roxanne hatte sich bereits oft die Frage gestellt, ob es in der heutigen Politik ebenfalls öfters zu solchen Rangeleien kam und manche Entscheidungen die Jahrhunderte überdauern würden. Irgendwie hatte sie ein Interesse für Politik entwickelt und informierte sich regelmäßig über den Tagespropheten; sie hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt die Top Times History zu abonnieren. Die Weasley musste lächeln, denn sie freute sich darauf am zweiten Weihnachtsfeiertag ihrem Onkel Percy einen Besuch abzustatten und ihn ein wenig über Gesetzte und Richtlinien auszuquetschen. Normalerweise hatte sie Onkel Percy nie sonderlich gemocht, ihn zu streng und zu humorlos gefunden, doch seine Interessen waren ernsthaft und keinesfalls unwichtig. Innerlich wunderte Roxanne sich über sich selbst. Innerhalb eines halben Jahres hatten sich ihre eigenen Interessen so sehr gewandelt, dass sie sich fragte, wie sie all die Jahre nur so desinteressiert hatte durch die Gegend laufen können. Wirklich erschreckend. Sie hob den Kopf und erkannte den Auslöser ihrer Veränderung. Frank stieg über Koffer, drängte sich zwischen schwatzenden Leuten durch und grinste breit, als er sie ausmachen konnte. Unwillkürlich wurde Roxanne warm ums Herz, es hüpfte einen Takt höher und sie spürte, dass ihre braunen Augen über seine Erscheinung huschten. Gegen ihren Willen musste sie gestehen, dass sie Frank öfters beobachtete und mehr musterte als ihr lieb war und mittlerweile brachte sie das Wort attraktiv mit ihm in Verbindung. Er entsprach so gar nicht ihrem Typ. Eigentlich. Doch seit dem Ausflug ins Museum, hatte sich ihre Einstellung ihm gegenüber verändert. Immer wieder hatte sie sich davon abhalten müssen, sein dichtes, braunes Haar zu berühren und die Augen zu schließen, wenn er neben ihr saß und ihr etwas zu erklären, nur damit sie sich ganz auf seinen Geruch konzentrieren konnte. Oft hatte sich Roxanne abends, wenn sie neben Ceres am Kamin saß und Hausaufgaben machte, gefragt, wie es sein möge, seine sauberen und langen Finger in ihrer Hand zu spüren, mit ihm Händchen zu halten und seine breiten Lippen zu küssen. Bislang hatte kein anderer es geschafft, ihr das Gefühl von vollkommender Sicherheit zu geben, außer Frank. Sie glaubte, dass was immer passieren würde, er für sie da sein würde. Mit Ruhe würde er sich mit dem Problem vertraut machen und nach einer Lösung suchen, anstatt der Ungereimtheit aus dem Weg zu gehen. Natürlich wusste Roxanne, dass auch er seine Macken hatte, doch erstaunlicherweise konnte sie mit diesen sehr gut leben. Der Hufflepuff neigte zu einem nicht brechbaren Wissensdurst, zudem zur Perfektion, was schulische Leistungen anging und zu schnellen Vorurteilen. Jedoch war er immer bereit, sie zu überdenken, wenn man ihm vom Gegenteil überzeugte. Sie neigte den Kopf und betrachtete seine große und schlaksige Statur. Leichte Eifersucht erfasste sie, als sie daran dachte, dass es irgendwann eine Hexe geben würde, die all das besitzen würde, was ihr gefiel. Roxanne hatte es nicht gerne, wenn sie sah, dass es auch andere Hexen gab, die Interesse für ihn hegten. Jedoch schien sich Frank überhaupt nicht bewusst zu sein, dass seine Intelligenz, seine Sprachgewandtheit und seine Natürlichkeit anziehend auf das weibliche Geschlecht wirkte. „Kaum lässt man dich aus den Augen, schon machst du wieder irgendeine Dummheit.“ Er nickte verstimmt auf die Zigaretten und blieb vor ihr stehen. „Es kommt mir vor, als würde ich den Babysitter für dich spielen.“ „Ha, ha, ha. Was für ein Unsinn!“ „Vor schlechten Noten muss man dich schützen, von einem Vollidioten wie Scamander befreien und jetzt auch noch eine Sucht bekämpfen.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und Roxanne musste grinsen. Sie wechselte das Thema. „Was ist los? Treiben dich deine Freunde wieder in den Wahnsinn?“ Frank nickte kaum merklich und erzählte ihr, dass Oscar seit Beginn der Fahrt über die bevorstehenden Ferien jammerte, die er irgendwo in einer italienischen Provinz verbringen musste. „Ich konnte es nicht mehr hören, deshalb dachte ich, ich gucke mal, was mein Lieblingssorgenkind so macht.“ Sie knuffte ihn in die Seite und strich sich schließlich eine Haarlocke aus dem Gesicht. „Ich langweile mich über Klatsch und Tratsch.“ Die Slytherin zuckte mit den Schultern; als sie ihren Nachhilfelehrer ansah, bemerkte sie, dass sich seine Stirn in Falten gelegt hatte. „Zeitverschwendung!“, war sein einziger Kommentar über Hexen, die sich über Hinz und Kunz ausließen. „Übrigens, was ich fragen wollte, auch wenn es schon ein bisschen spät dafür ist, hast du am Silvester schon etwas vor?“ Zuerst wollte sie antworten, dass sie in Rom zusammen mit Ceres bei Mathis Denton in der Villa feiern wollte, als sie jedoch vorsichtshalber fragte: „Wieso?“ Frank versuchte gelassen auszusehen und erzählte ihr, dass es eine Burg im Westen Deutschlands gab, wo man Silvester feiern konnte. Es hörte sich verlockend an. „Alice hat keine Lust, mein Vater ebenfalls nicht und da dachte ich, ich frage einfach mal, ob Interesse besteht. Denn im Prospekt stand ein ziemlich gutes Programm, auch wenn es eine Muggelparty ist.“ Ihr Hals wurde trocken und ihre Wangen glühten vor Freude, dass er dabei an sie gedacht hatte. „Ich würde gerne mitkommen! Wer ist noch dabei?“ „Niemand. Wir sind alleine, falls das okay für dich ist. Normalerweise bist du schließlich an große, skandalöse Feten gewöhnt.“ – „Und davon habe ich erst einmal genug“, verkündete sie und lehnte sich gegen die Abteiltür. Ceres würde auch gut alleine Rom stürmen und noch besser, sie würde verstehen, warum sie Deutschland vorzog. Roxanne beschloss, dass es Zeit war, ihrer Freundin bei einer heißen Tasse Punsch zu erklären, was mit ihr los war. Sicherlich hatte sie den einen oder anderen Tipp, den sie gebrauchen konnte. Während Frank weitersprach, dachte sie darüber nach, dass sie den Zauberstab nicht ins Korn werfen würde. Ihr lag etwas an Frank, er zog sie an. Definieren konnte sie die merkwürdigen Gefühle für ihn nicht und die Tatsache, dass sie wusste, dass sie nicht der Typ Hexe war, der ihn interessierte, machte es ihr unweigerlich schwer. Roxanne war sich dessen so bewusst, weil er nie auf versuchte Annäherung eingegangen war. Doch sie würde kämpfen und zumindest versuchen, seine Sympathie zu gewinnen. So leicht trat sie ihn nicht einer anderen Hexe ab. --- Rose Weasley strich sich durch das rotbraune Haar. Es war der 24zigste Dezember und sie saß auf den unteren Treppenstufen ihres Zuhauses. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Worte ihres Cousins. Albus hatte ihr etwas gestanden, was sie erschrak, aber gleichzeitig auch freute. Bis er ihr offenbart hatte, dass er für ihre beste Freundin keine Liebe empfand. Rose brauchte keine Leuchte zu sein, um nicht schon vor Wochen zu begreifen, dass Alice eben jenes für den Potter empfand. Auf der einen Seite hatte sie Albus versprechen müssen, nichts von dem Trank zu erzählen, der ihn so kopflos hatte handeln lassen, aber auf der anderen Seite hatte sich Alice bei ihr ausgeheult und wissen wollen, warum er trotzdem mit ihr geschlafen hatte. Es war ein Teufelskreis. Wenn sie Alice erzählte, dass ein dämlicher Trank Albus hatte handeln lassen, wäre die Scham noch viel größer, doch gleichzeitig hätte Alice dann die harte Wahrheit vor Augen. Sie seufzte leise auf und stütze das Kinn auf der Handfläche. Es war kompliziert. Und tragisch. Innerhalb von einer Stunde war die Welt ihrer besten Freundin wie eine Glaskugel zerbrochen und Rose hoffe, dass ihr Weihnachtsgeschenk, ein Mini-Muff, sie aufheitern würde. So gerne sie Albus auch in den Hintern treten würde und einen Unverzeihlichen an ihm ausprobieren wollte, so sehr hatte sie aber auch Respekt vor ihm. Nicht alle wären angesichts solch einer piekten Lage, so ehrlich gewesen und hätten gestanden. „Was ist los, Rose-Bud?“, die Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken und sie sah auf. Müde lehnte er rechts von ihr gegen die Küchentür und seufzte tief. Über ihnen hörte sie hysterisches Getrampel, wie üblich würden sie wieder zu spät kommen. „Nichts, ich dachte nur, wir schaffen es vielleicht einmal in zehn Jahren, pünktlich zu sein.“, sie grinste und ihr Vater erwiderte es. „Tja, deine Mutter schien derselben Ansicht zu sein, allerdings-!“ „Verdammt, warum habt ihr mich nicht geweckt! Ronald! Das verzeihe ich dir nie!“ Hermine Weasley, ehemalige Granger, fluchte laut und Ron Weasley zuckte kurz zusammen. Sie hatten ihren ersten freien Tag seit Langem und er hatte sich das Recht genommen, sie nicht bei ihrem kurzen Nickerchen zu stören. „Ich wollte lediglich, dass du ausgeruhter bist, wenn wir abreisen.“ „Wie überaus ritterlich!“, kam es sarkastisch und murrend von oben. Hugo rannte aus seinem Zimmer ins Bad und wieder zurück. Rose konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen. „Bei Merlin, wir kommen sowieso jedes Jahr eine halbe Stunde zu spät, warum also dieses Mal eine Ausnahme machen?“ „Du sagst es, Rose-Bud“, stimmte ihr Vater zu und sie sah ihn mahnend an. „Lass das Bud, ich komme mir vor wie ein Bier!“ Er gluckste. „Aber du weißt doch, dass du deinen hinreißenden Namen Rose-Bud von Bayern zu verdanken hast. Wäre die Rosie-Poesie lieber?“ „Noch ein Wort und ich vergesse, dass ich eine Weasley bin, Dad!“ Er lachte heiter und strich ihr über den Kopf. Um sie nicht gänzlich zu verstimmen, begann er ein Gespräch über Quidditch, während ihre Mutter oben über Hugo stolperte und es böse rumste. „Alles in Ordnung da oben?“, erkundigte sich Ron vorsichtig und hörte ein Stöhnen. Rose schüttelte den Kopf und erhob sich. Ihr Vater runzelte die Stirn und wand seinen Blick vom Treppengelände. „Übrigens, was musste ich heute Morgen von deiner Mutter erfahren, du willst Urlaub machen?“ Sie nickte und sah sofort, wie sich seine Miene veränderte. Sofort wurde sie wachsamer. „Mit wem und wo?“ „Mit einem Freund, Dad. Und wo, kann ich dir nicht sagen, weil er mich überrascht. Wir sind eine ganze Gruppe, mit einem Haus und das Meer für uns.“ Ron Weasley rieb sich das Kinn; es war für Rose ein Zeichen, dass es ihm nicht besonders in den Kram passte. „Mit Jungs?“ „Natürlich mit Jungs.“ Sie griff nach ihrem Mantel und reichte den grauen Parker an ihrem Vater weiter. „Wenn sie dich anfassen, breche ich ihnen den kleinen Zauberstab!“ „Dad!“ Rose spürte, wie ihre Wangen rot wurden und funkelte ihn böse an. „Du hast keinerlei Grund, dir Sorgen zu machen, es ist alles rein freundschaftlich.“ Dass sie nur einen der Jungs kannte und es sich dabei um Scorpius Malfoy handelte, verschwieg sie besser. Ihr Vater schnaufte hörbar. „Es beginnt immer alles rein freundschaftlich! Ich weiß wovon ich spreche, schließlich waren deine Mutter und ich auch einmal nur Freunde.“ „Unsinn!“, mischte sich Hermine ein und gab ihren Göttergatten eine Kopfnuss. „Ich war dein Aufpasser, damit du deine Hausaufgaben pünktlich fertig hattest und durch die Prüfung gekommen bist. Und damit nicht genug, musste ich auch dein Lieblingsfeind zum Streiten gewesen sein.“ – „Wir haben nicht gestritten, den Titel des Lieblingsfeindes trug Malfoy. Wir beide haben lediglich diskutiert!“, empörte sich Ron und Hermine erwiderte: „Diskutieren nennt man das also heute, ja? Na dann will ich dir mal etwas sagen, Ronald Weasley, du-!“ Sie schaltete ab und rollte mit den Augen, als sie auf Hugo blickte, der noch immer auf den letzten Treppenstufen stand, sah sie, dass er es genauso hielt. „Es ist doch immer dasselbe“, murmelte ihr Bruder und sie zuckte mit den Schultern. Rose wollte ein bisschen zum Familienfrieden beisteuern und zog ihren Vater in einem günstigen Moment zu sich, als ihre Mutter meckernd nach ihrem Schal suchte. „Sag ihr, dass sie bezaubernd in dem Kleid aussieht, oder du kriegst den Rest des Monats Kohl zu essen!“, zischte sie in sein Ohr und zu ihrem Glück reagierte ihr Vater sofort. Er straffte seine Haltung und ließ den Blick an seiner Frau auf und abgleiten, sodass Hermine ihm einen skeptischen Blick zu warf. „Was?“ „Ich wollte lediglich anmerken, dass dir das dunkelrote Kleid hervorragend steht. Wo hast du es gekauft?“ Die Wangen ihrer Mutter wurden rot und als sie etwas von Marcys Bekleidungsgeschäft für schickliche Anlässe erzählte, hob Rose die Hand und Hugo schlug zum Big Five ein. So war es immer. Mit einer halben Stunde Verspätung trafen sie vor den Potters und Onkel George im Wieselpott ein und wurden von allen Seiten herzlich begrüßt. Rose quetschte sich sofort an Grandma vorbei und half ihrem Grandpa, seine Brille zu finden. Arthur Weasley saß in seinem abgenutzten Ohrensessel und sah sich nach allen Seiten um. Sie lächelte und nahm die dicke und altmodische Brille von seinem Kopf. „Oh Danke, meine Kleine.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sie ließ sich auf der Couch neben ihm nieder. Wie jedes Jahr Weihnachten sah das Wohnzimmer aus, als wäre eine Knallbombe darin explodiert. Der Baum neben dem Kamin schien zusammenzubrechen, wegen dem ganzen Weihnachtsschmuck. Rose roch Orangen und Zimtplätzchen und lehnte sich zufrieden zurück. „Es ist wie immer.“ „Nicht ganz, meine Kleine.“ Grandpa Weasley lächelte ihr zu und sie bemerkte den Stock an seiner Seite. Seine runzligen Hände tasteten nach der Pfeife auf der Fensterbank. „Ihr seid alle sehr viel größer geworden. Einige glücklich, einige unglücklich.“ Es schien, als würde er etwas wissen, was ihr noch vorenthalten wurde. Verwirrt sah sie ihn an. „Wie meinst du das?“ Arthur sah zu, wie Hermine in die Küche eilte, um ihrer Schwiegermutter zu helfen. Kurz darauf trafen die Potters ein und Ron begrüßte Harry stürmisch, während Ginny eine Schüssel mit Essen in die Küche schweben ließ, allen kurz Hallo sagte und ebenfalls verschwand. James strahlte, als er Roxanne entdeckte und fragte sie sofort nach ihrer bezaubernden, besten Freundin. Albus dagegen ließ sich zu einem Grinsen herab und nahm Tante Angelina herzlich in den Arm, dann begrüßte er Fleur mit einem Handkuss. Gemütlich paffte Arthur an seiner Pfeife und sah zufrieden in die Runde. „Jorik ist nicht sonderlich glücklich, oder?“ Vollkommen verblüfft suchte Rose nach den richtigen Worten. Es hatte sie schon immer irritiert, dass ihr Großvater Albus immer Jorik nannte; bei Fred hielt es sich mit Krüger nicht anders. „Ja… er ähm… hat sich mit Alice gestritten, im Hogwarts-Express.“ „Dummer Junge, Alice ist so ein nettes Mädchen. Sie wüsste gewiss, wie man ihm einige Flausen austreibt.“ Die altmodische Sprache ihres Grandpas ließ sie lächeln. „Das ist wohl wahr.“ Arthur neigte leicht den Kopf und betrachtete sie. Dann zeigte er mit seiner Pfeife auf Fred, der sich vollkommen außerhalb des ganzen Tamtams befand und auf einer Fensterbank hockte. Sein Blick war stur nach draußen, auf die verschneite Landschaft, gerichtet. „Was ist mit unseren skandalösen Schulsprecher?“ – „Was soll mit ihm sein?“ „Er ist unglücklich“, sprach Arthur, seine Stirn legte sich in Falten. „Sein Kummer scheint dem von James zu ähneln.“ Er zwinkerte und Rose begriff, dass er von der Eifersucht auf den Typen, der Molly ausführen durfte, wusste. „Aber dann scheint sein Kummer auch wieder anderes zu sein.“ Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass ihr Cousin unglücklich zu sein schien. Jemand erschien im Kamin und alle drehten sich um. Alle, außer Fred. Onkel Georges Gesicht war rußüberzogen und sofort bildete sich eine Traube um ihn. Jeder wollte wissen, welchen Versuch er kurz vor Weihnachten noch gewagt hatte. Rose spürte einen Stich im Magen. „Ist Krüger seinem Onkel sehr ähnlich?“, die Frage war ihr entwichen, bevor sie sich unter Kontrolle hatte, doch zu ihrer Verblüffung lächelte ihr Großvater. „Nein. Überhaupt nicht.“ Er nahm die Pfeife aus dem Mund. „Fred und George hatten alles Mögliche im Sinn, aber Schulsprecher werden, du lieber Merlin.“ Arthur lachte bei der Vorstellung. „Streiche und ein paar Hexen aufzureißen, war das einzige, was sie im Sinn hatten, aber Krüger hier-!“, er streckte die Beine aus. „-kann mehr. Wenn da nicht dieses Traurige wäre, was ihn seit letzten Jahres begleiten würde.“ Rose beschloss, dass sie Dominique unterstützen würde, bei ihrer Theorie, etwas würde mit Fred nicht stimmen und kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, begann ihr Grandpa von Roxanne und der blonden Veela zu sprechen. Sie hörte interessiert zu und musste sich ein Lachen verkneifen, als er den Kosenamen Sahnetörtchen für Roxanne benutzte. Kurz schweiften sie ab zu Hugo, Lily und Louis, dass sie wohl auch Freunde geworden wären, wenn sie nicht zur selben Familie gehörten, als Arthur seine Aufmerksamkeit auf seinen letzten Rotschopf warf. Seine matten braunen Augen strahlten, als er sie betrachtete. „Du bist hübsch geworden, meine Kleine. Wie viele Tunichtguts hat dein Bruder schon vertrieben?“ Sie schnaufte und rutschte tiefer ins Polster. „Nicht einen. Schließlich stehen Jungen mehr auf Hexen, die sie beeindrucken können und ich gehöre leider nicht zu der Sorte, die sich von schlechten Quidditchstürzen beeindrucken lässt.“ „Der Sport macht es dir schwer.“, schlussfolgerte er und sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass ich zu den Hexen gehöre, die man als Freundin in Betracht zieht, eher als Kumpel.“ Rose spürte, dass sich Druck auf ihre Brust legte und schluckte hart. Ihr Grandpa neigte leicht den Kopf und stieß den Pfeifenrauch aus. Sein Blick hatte etwas Liebevolles. „Warte ab, meine Kleine. Gewiss gibt es bereits einen Jungen in Hogwarts, der genau weiß, was er an dir schätzt.“ „Ich bin keine Grazie“, widersprach sie sofort und sah, wie er sich mühevoll aus dem Sessel kämpfe. „Gewiss, aber er würde niemals behaupten können, dass es langweilig mit dir werden würde.“ Er zwinkerte und sie verstand nicht. Gerade, als sich nachhaken wollte, hörte sie, wie ihr Vater rief: „Hey Rose-Bud, du sollst deiner Mutter in der Küche helfen.“ „Noch ein Rose-Bud und ich bringe ihn um!“, murmelte Rose. Sie stampfte an ihren Cousins, Tanten und Onkels vorbei in die Küche. Am Fenster regte sich Fred. Er verspürte einen leichten Drang nach einer Zigarette. Leider hatte seine Mutter sofort nach seiner Ankunft sämtliche Taschen nach Nikotin durchsucht. Er seufzte tief und versuchte sich wieder auf die verschneite Landschaft zu konzentrieren. Dabei strich er sich durch das rotbraune Haar und hörte das fröhliche Lachen seiner Schwester. Roxanne war glücklich und genauso wollte er es auch belassen. „Hab gehört, du hast den Weihnachtsball abgeschafft und eine Party draus gemacht?“, die Stimme seines Vaters wirkte heiter. Es war das erste Mal in diesen Ferien, dass er ihn sah, denn seit Tagen war er bereits am Arbeiten, hatte Überstunden geschoben und das Geschäft am Laufen gehalten. Roxanne war am Tage ihrer Ankunft sofort aufgebrochen, um ihm zu helfen, er selbst dagegen hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, denn er hasste den Laden. Am liebsten hätte er ihn als Kind in die Luft gesprengt. Fred war bereits seit Kindertagen klar, dass die halbe Zaubergemeinschaft davon ausging, dass er nach Hogwarts im Familienbetrieb einsteigen würde, um das große Erbe seines Onkels antreten zu können. Etwas, woran er noch nicht einmal im Traum dachte. Es sei denn, es handelte sich um einen Alptraum. „War Zeit für eine Veränderung“, sprach er knapp und stöhnte innerlich, als sein Vater sich ebenfalls auf der Fensterbank nieder ließ. Der Ruß war entfernt, doch das rote Haar war noch immer durcheinander. „Dir scheint das Amt des Schulsprechers Spaß zu machen.“ Es klang wie eine Frage, doch Fred verzichtete auf eine Antwort. „Schade, dass du nicht im Laden vorbeigekommen bist, ich habe ein paar neue Bonbons erfunden, die dir sicherlich zugesagt hätten.“ „Mag sein.“ Er wollte nicht über Scherzartikel sprechen; überhaupt wollte er mit niemanden reden. George sah, dass sein Sohn den Blick weiterhin nach draußen gerichtet hatte. „Fred, was ist los?“ – „Nichts“, log er ohne mit der Wimper zu zucken und wollte von der Fensterbank rutschen, um sich einen anderen Ort zu suchen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, zum Zerreißen gespannt und schmerzhaft. Mit jeder Sekunde mehr, die er im vollen Wohnzimmer verbrachte, erdrückte ihn etwas mehr. Die Tatsache, dass er nicht über seine Sorgen reden konnte, die Tatsache, dass er immer heiter sein musste und die Tatsache, dass er eine Hexe liebte, die er nicht haben konnte. Ja, verdammt, er liebte die eingebildete Slytherin, die ihn nur zu benutzen schien. Die Maske aufrecht zu erhalten, zerrte an seinen Kräften. Ebenso, dass er selbst eine Maske trug, wenn er mit Albus und Scorpius zusammen war. George hielt ihn fest und Fred riss seinen Arm los, doch sein Vater war schneller und ergriff ihn am Kragen. „Was ist eigentlich los mit dir?“ Erneut machte er sich los. „Was soll los sein?“, stellte er bitter die Gegenfrage, sein Blick glitt zu Boden. „Ich habe lediglich keine Lust mich mit dir zu unterhalten.“ – „Wieso? Was habe ich dir getan?“ Das Bohren seines Vaters trieb ihn zur Weißglut, weshalb er schweig. Er konnte nicht wissen, dass die Schweigsamkeit seinen Vater noch mehr dazu antrieb. „Fred du wirst mir jetzt sofort sagen, was mit dir los ist! Fred ich rede mit-!“ „Hör auf, mich so zu nennen!“, die laute Stimme des Schulsprechers sorgte augenblicklich dafür, dass im Wohnzimmer Ruhe herrschte. Wütend sah Fred seinen Vater an und ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, niemand bemerkte den verzweifelten Zug um seinen Mund, alle achteten auf seine Worte. „Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich dafür hasse, dass du mich Fred genannt hast?“ „Was-!“ „Jetzt weißt du‘s!“, zischte er. „Schon als Kind habe ich mir gewünscht, anders zu heißen und mit jedem Jahr ist mein Hass auf diesen beschissenen Namen größer geworden! Ich hasse ihn, ich hasse diesen Laden und ich hasse es, dass ständig alle von mir erwarten, dass ich heiter und unbeschwert bin! Wag es ja nicht, zu lügen! Du weißt genau, dass es stimmt und es wird jedes Jahr schlimmer! Und bei Al seid ihr nicht viel anders! Wieso könnt ihr nicht akzeptieren, dass weder ich der Spaßvogel bin, noch Al das Superhirn von Dumbledore!“ Erschrocken über seine eigenen Worte, versteifte sich sein Körper, als er in die Miene seines Vaters sah. Sein Mund war hart, seine Augen glasig und die Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Hinter ihm schnappte sein Onkel Harry nach Luft und er könnte förmlich sehen, wie sich alle nach Albus umdrehten. Die Stimme des einstigen Auserwählten war betont ruhig. „Ist das wahr, Albus? Rebellierst du deshalb seit der dritten Klasse?“ Der jüngere Potter antwortete nicht, sondern sah wie sein Cousin zu Boden. Fred wusste, dass er von dem Slytherin später einige Takte zu hören bekommen würde und sprach: „Tut mir Leid Al, aber ich habe es nicht länger ausgehalten.“ Es war ein Geheimnis gewesen, das sie miteinander verbunden hatte. Jedes Jahr Weihnachten hatten sie zusammen ausgeharrt, jeden Geburtstag getan, was man von ihnen erwartete, nur wenn sie mit Scorpius zusammen waren und sich in Hogwarts befanden, konnten sie sein, wie sie wollten. „Is‘ okay“, ließ der Schwarzhaarige ihn wissen und noch bevor Harry seiner Verwirrung Ausdruck verleihen konnte und seinen Sohn in die Mangel nahm, mischte sich eine weitere Stimme ein. „Krüger und Jorik, zieht eure Mäntel an.“ Die beiden Jungen drehten sich um und erkannten ihren alten Grandpa, der bereits seinen geflickten Mantel anhatte und sich auf seinem Stock stütze, die Pfeife klopfte er in einem Blumentopf aus und erntete einen strengen Blick von seiner Gattin. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand Rose, warum er Albus und Fred immer Jorik und Krüger nannte. Seit der Kindheit schienen sich beide von ihren Namen erdrückt zu fühlen. Ihr Großvater hatte nach einer amüsanten Alternative gesucht. Zuerst hatten sich beide beschwert, doch nach all den Jahren schien die Gewohnheit Platz gemacht zu haben. Krüger kam von einem gewissen Muggel namens Freddy Krüger, während Bastien Jorik eher der Name eines legendären Suchers aus den fünfziger Jahren war. Albus flog seit seinem fünften Lebensjahr, ihr Grandpa hatte eine magische Zahl aus der Fünf gemacht. „Molly-Röllchen, die Jungs und ich gehen eine Runde spazieren, wie lange wirst du mit dem Essen brauchen?“ Völlig neben der Spur, begriff ihre rundliche Grandma, dass sie immer noch Essen auf dem Herd vor sich hin köcheln hatte. „Ich schätze eine Stunde, also geht nicht zu weit.“, sie schenkte ihrem Gatten einen mahnenden, aber gleichzeitig liebevollen Blick. Arthur nahm seinen alten Hut vom Hacken, als Fred und Albus bereits nach draußen in die Kälte stampften. „James.“ Der älteste Potter-Spross hob den Blick und sein Großvater sprach ruhig: „Erzähl den beiden Männern, was du weißt. Ich bin im Bilde darüber, dass sowohl Krüger, als auch Jorik sich letztes Jahr an deinem Geburtstag abgefüllt haben und dass sie dir Dinge erzählt haben, über die du zu schweigen versprochen hast. Brich dein Schweigen, denn damit tust du ihnen durchaus einen Gefallen.“ Mit diesen Worten humpelte er ebenfalls zur Tür, um der winterlichen Kälte entgegenzutreten. Rose schloss die Tür hinter dem alten Zauberer, aus der Küche hörte sie die Stimme ihrer Grandma. „Jamie, du kannst den Wintergarten benutzen. Ich bin mir sicher, George und Harry wollen deinen Worten bestimmt erst einmal in vollkommender Ruhe lauschen.“ Der Potter nickte knapp und legte sich auf dem Weg über die Veranda bereits den Anfang zurecht. Rose sah ihnen nach und begegnete den Blick ihres Vaters. Um die angespannte Stimmung wieder anzuheben, fragte Ron: „Und Rose-Bud, Lust auf eine Runde Schach?“ Weihnachten verlief anders, als sie es sich gedacht hatte und als Rose ihrem Vater gegenüber am Fenster Platz nahm, fragte sie sich, ob sie nach den Ferien ebenfalls einen so großen Knall zu erwarten hatte, wenn ihr Vater erfahren würde, mit wem sie sich zum Urlaub verabredet hatte. Es war nicht so, dass er Scorpius nicht mochte, viel eher ignorierte er ihn, wenn er ihn bei den Potters antraf. Die Ignoranz würde jedoch bald vorbei sein, dessen war sich Rose sicher. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)