Vom erwachsen werden von akilea ((One-Shot Märchen)) ================================================================================ Kapitel 1: Vom erwachsen werden ------------------------------- Vom erwachsen werden Es war einmal ein Mädchen namens Lea, welches noch zur Schule ging. Doch eigentlich war es kein Mädchen mehr. Eher eine junge Frau, die langsam erwachsen wurde. Doch das wollte Lea nicht hören. Für sie waren Erwachse alle gleich. Sie brachen Versprechen, gaben Regeln vor, an die sie sich selbst doch nie hielten, führten Kriege, stritten, mordeten, logen und demütigten sich gegenseitig, mussten Arbeiten erledigen, die sie insgeheim hassten… Eine Welt, zu der Lea einfach keinen Zugang fand. „Werd endlich erwachsen!“, rief ihr Vater eines Tages in Wut, als sie wieder einmal Blödsinn in der Schule begannen hatte, doch Lea streckte ihm die Zunge raus, rief: „Warum, damit ich so werde wie du?! Den ganzen Tag arbeite und meinem Chef jeden Wunsch von den Lippen ablese, obwohl er mich wie Dreck behandelt? Nur, weil ich angeblich nicht so einen ‚Rang‘ habe wie er um das Recht zu haben, mich zu beschweren?“ Daraufhin jagte er sie aus dem Zimmer. Ihre Mutter äußerte sich den Tag darauf ähnlich. „Lea…du musst langsam Verantwortung übernehmen, was, wenn du einmal älter bist; eine Familie hast? Dann musst du dich auch um sie kümmern.“ Lea brauste wieder nur auf, schlug die Hand auf den Tisch. „Was, damit ich so ende wie du? Überlastet mit dem Haushalt und nie Zeit habend für meine Familie und Kinder, wenn sie mich brauchen?“ Ihre Mutter war darauf nur geschockt und meinte, so hätte sie sie nicht erzogen. Am nächsten Tag in der Schule bestellte der Lehrer sie nach dem Unterricht noch einmal zu sich ins Zimmer, während alle anderen gehen konnten. „Lea, ich weiß ja nicht, wie das mit dir weitergehen soll. Du benimmst dich so kindisch, warum nur?“ - „Weil ich vielleicht noch ein Kind bin?“, entgegnete sie nur trotzig und verschränkte die Arme. „Du bist kein Kind mehr. Du musst einsehen, dass du eine Erwachsene wirst. Wie soll das weitergehen mit dir? So schaffst du deinen Abschluss nie und einstellen wird man dich mit so einem Verhalten auch nicht.“ „Ach, meinen Sie also, ich soll mich benehmen wie Sie?“ – „Ein wenig mehr Reife wäre angebracht, ja.“ Lea lachte, „Warum, damit ich wie Sie mein restliches Leben verbringe? Ohne Humor, niemals lachend und ohne Fantasie? Da bleibe ich lieber ewig ein Kind!“, wütend sprang sie auf und rannte aus dem Gebäude. Es reichte ihr! Warum verstand sie nur keiner?! Warum waren die Erwachsenen alle nur gleich?! Lea verstand es nicht. Und sie hatte Angst; Angst davor, auch so zu werden, wie ihre überarbeiteten Eltern, auch so zu werden, wie ihr grimmiger Lehrer. Seufzend blickte Lea sich, nachdem sie lange genug gerannt war, um. Wo sollte sie jetzt hin? Nach Hause wollte sie nicht. Ihr Lehrer hatte sicher längst wieder nur ihre Eltern angerufen und dort geäußert, wie unvernünftig sie wäre. Das machte er fast jede Woche. Suchend blickte Lea sich um. Dann entschied sie, in den Wald zu gehen, zu ihrer Lieblingsstelle; dort war sie lange nicht mehr gewesen. Immer, wenn sie Zeit für sich oder zum Nachdenken wollte, lief sie dort hin. Niemand war ihr je auf der kleinen, versteckten Lichtung begegnet. Oft dachte sie, nur sie allein hätte sie entdeckt. Und so lief Lea los, vorbei an den großen Bäumen, tiefer hinein in den Wald. Die Blumen und Sträucher veränderten sich, je näher sie ihrem Ziel kam. Hier drin war es dunkler als außerhalb des Waldes, sodass es oftmals nicht verwunderlich war, wenn hier tagsüber Glühwürmchen langflogen. Endlich war sie da. Lea liebte diese Stelle, hier, wo oft Käfer und Falter vorbeiflogen, die es außerhalb des Waldes kaum oder gar nicht gab. Lächelnd ließ sie sich auf der Wiese nieder und sog den Duft von frischem Moos und Beeren ein. Hier war sie für sich, hier störte sie kein Erwachsener. Kurz schloss sie die Augen und atmete diese gesunde Luft ein. Als sie sie wieder öffnete, fielen ihr die hübschen, bunten Schmetterlinge bei den großen und kleinen Blumen, die hier überall auf der Wiese waren, auf. Ein Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. Die Erwachsenen hätten sowas sicher nie bemerkt, sie hatten für so etwas keine Augen! Dann jedoch bemerkte Lea etwas. Einer der Schmetterlinge leuchtete schwach und flog etwas…tollpatschig umher. Neugierig kroch sie auf Händen und Füßen näher, darauf bedacht, die schönen Wesen nicht zu erschrecken. Sie kam dem seltsamen Schmetterling immer näher, erkannte nun das leichte Glühen, was ihn eher wie ein Glühwürmchen wirken ließ, jedoch auch, dass er größer war als all die anderen Flatterer. Sie näherte sich ihm immer mehr, und während alle anderen wegschwirrten, wenn sie kam, schien dieser eine sie gar nicht zu bemerken. Nun vollkommen neugierig geworden überwand sie fasziniert die letzte Distanz- nur um groß Augen zu bekommen. Der kleine Schmetterling war gar keiner…er sah eher aus wie ein winziger Mensch! Ganz deutlich konnte man Arme und Beine erkennen, dazu das kleine Kleid aus Blütenblättern sowie die Blume auf dem blonden Haar. „Eine Fee…“, flüsterte Lea leise und genau in diesem Moment stieß die kleine Fee ein lautes „HATSCHIIIIIEEE!“ aus, stob durch den Nieser zurück und wirbelte unkontrolliert durch die Luft, wodurch Lea eher aus Reflex die Hände ausstreckte, um sie aufzufangen. Kurz fasste sich das Wesen an seinen wohl brummenden Kopf, ehe sie sich vorsichtig umblickte und nun ebenso überrascht dreinblickte, wie noch zuvor Lea. Dann jedoch begann sie zu strahlen. „Ein Menschenkind!“, rief sie freudig und stand auf, surrte mit den Flügeln, erhob sich, um nur noch wenige Millimeter über Leas Hand zu schweben. „Danke, dass du mich aufgefangen hast!“ Lea freute sich, dass dieses kleine Geschöpf scheinbar keine Angst vor ihr besaß und lächelte wieder. „Kein Problem. Du bist so sehr umher gewirbelt…“ Die Fee kratzte sich am Kopf. „Ja…ich war ausversehen an eine Blume gekommen, auf die ich allergisch reagiere, da begann meine Nase zu kribbeln!“ Lea lachte und legte sich auf den Bauch, hielt die Hand immer noch auf für die Fee. „Du bist süß. Wie heißt du, Fee? Ich bin Lea.“ Das kleine Wesen neigte den Kopf, sodass dem Menschenmädchen jetzt noch die vielen Sommersprossen auffielen. „Danke.“, murmelte sie verlegen auf das Kompliment, „Ich heiße Mimi.“ – „Lebst du hier Mimi?“, Lea war wirklich fasziniert von dem Wesen. Das würde ihr nie jemand glauben! „Nein, eigentlich weiter weg, tiefer im Wald…aber ich hab Goldhonig gesammelt.“ – „Goldhonig? Was ist das?“ Die Fee lachte. „Das ist das, was auf den Blumen ist. Das heißt bei uns so. Damit machen wir leckere Speisen oder andere Dinge.“ Lea staunte nicht schlecht. „Das…klingt interessant. Schade, dass ich nicht mit zu dir kann, ich bin sicher zu groß für deine Welt.“ –„Ja, leider.“, nickte Mimi, freute sich dann jedoch wieder. „Aber du bist ein Mensch! Das ist toll! Wenn wir einem Menschenkind begegnen, gilt in unserem Dorf eine Regel: Du darfst dir jetzt etwas von mir wünschen.“ Die Augen von Lea weiteten sich. „Ich darf mir etwas wünschen?“ Mimi nickte strahlend, „Ja, du hast einen Wunsch bei mir frei!“ Lea brauchte nicht lange, um zu überlegen: „Gut, dann wünsche ich mir, nie erwachsen zu werden! Nie den ganzen Tag arbeiten gehen müssen, nie Dinge tun müssen, weil sie von mir erwartet werden, nie Verantwortung außer für mich selbst übernehmen zu müssen, niemals heiraten müssen weil es die Familie so will, keine Hausfrau werden zu müssen die den ganzen Tag mit dem Haus zu tun hat, niemals keine Zeit für meine Kinder oder Familie zu haben, niemals Verträge schließen und erfüllen müssen, niemals Gebühren zahlen, niemals erschöpft von den Pflichten sein, nie meinen Humor zu verlieren, nie nicht kindisch sein zu dürfen, nie meine Fantasie verlieren zu müssen und nie ein Teil von der Welt zu werden, die nur Kriege führt, die Umwelt verschmutzt, Tiere tötet und in der nur das Geld zählt!“ Mimi hörte ihr aufmerksam zu, lachte dann jedoch. „Das ist ein schöner Wunsch Lea, aber den kann ich dir nicht erfüllen. Ich kann vieles tun, aber nicht die Zeit anhalten. Früher oder später wirst auch du groß werden müssen- wie dein Leben dann jedoch aussieht, hast du selbst in der Hand. Wenn du dir selbst treu bleibst, wenn du weißt, was deine Wünsche und Zielen sind und an ihnen festhältst, dann wirst du deine Fantasie behalten, während du gleichzeitig älter wirst. Erwachsen sein heißt nicht, sich auch so benehmen zu müssen. Man kann erwachsen sein, aber im Inneren ein Kind und sich selbst treu bleiben. Wenn du das verstehst, hast du das Prinzip des Erwachsenseins erkannt, was so viele, die sich erwachsen nennen, nie erreichen werden.“ ~~**~~ Ich hoffe, euch hat diese kleine Geschichte gefallen- wenn ja, dann lasst mir doch ein Kommi da und sagt mir, was euch daran gefiel oder was nicht, würde mich freuen. Diese Geschichte ist anders als die, die ich bisher schrieb. Sie ist keine FF, sondern etwas eigenständiges. Die Moral der Geschichte könnt ihr euch selbst ausdenken. Es wurde eigentlich alles gesagt und ich danke fürs lesen! akilea Juli 2010 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)