Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 32: Das Böse erscheint ------------------------------ Aleidis und Hilarion trafen sich in den folgenden Tagen und Nächten oft zu Lagebesprechungen in Hilarion's Schloss. Die Dämonen stellten für zwei Armeen magische Schilde und andere Rüstungsgegenstände her, die mit Bännen besprochen worden waren. Und die Hochelfen erstellten im Akkord Heiltränke und andere Mixturen, die unterschiedliche Wirkungen hatten. Einige stärkten die Waffenhand, andere die Muskeln. „Wie läuft es?“, fragte Hilarion, als sie sich wenige Tage vor dem Erscheinen der Rachegeister trafen. Der Dämon sah müde und gerädert aus. Unter den Augen hatte der dunkle Schatten und er war ziemlich blass. Auch Aleidis sah nicht viel besser aus. Sie war oft bis zum Morgengrauen im Elfenreich gewesen um dann für drei Stunden Schlaf oder weniger in ihre Welt zurück zukehren. „Es geht voran!“, erwiderte Aleidis und gähnte, „Wir haben schon fast genügend Tränke für beide Armeen produziert. Und jetzt wird mächtig an kleinen magischen Kristallen getüftelt. Die sollen auf Schilden und anderen Waffen Kampfkraft und was weiß ich noch alles verbessern.“ „Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig!“, meinte Hilarion und gähnte schon wieder abgrundtief, „Der Boden der Felsengrenze wird immer mehr mit böser Energie aufgeladen. Wenn die Konzentration des Hasses ein bestimmtes Maß erreicht hat, dann werden sie ein Tor öffnen und zu uns kommen können.“ „Hoffen wir es.“, murmelte Aleidis und unterdrückte ein Gähnen, „Heute muss ich auf jeden Fall noch mit Endoril und den anderen reden. Also, auch ne Lagebesprechung.“ „Gut das du mich daran erinnerst.“, lächelte Hilarion müde und erhob sich von dem schweren dunklen Eichentisch, „Ich muss auch noch zu einer.“ Aleidis und Hilarion verabschiedeten sich von einander und jeder reiste zu seinem Sitz der Armeen. Aleidis war so müde, wie schon lange nicht mehr, und jetzt musste sie sich noch mal durch eine Besprechung quälen. Die Besprechung fand im Schloss der Hochelfen statt. Alle waren da, Endoril, sine Frau Lorana, Rina, Mara, Anar, Fion und Aleno. Und natürlich Aleidis. „Wie weit stehen die Armeen?“, fragte Aleidis als sie die Sitzung eröffnete. „Wir haben alle kampffähigen und kampfwilligen Männer und Frauen eingezogen.“, begann Endoril, der rechts von Aleidis an einem langen Nussbaumtisch saß, „Es sind insgesamt 16592 Krieger, die mitkämpfen werden.“ So ging es mehrere Stunden weiter. Aleidis kämpfe zu Beginn noch mit der Müdigkeit die sie immer wieder heftig schüttelte. Aber im Laufe der Besprechung wurde sie immer wacher und entschlossener. Und schließlich war die Besprechung mit Erfolg beendet. Aber Aleidis blieb noch im Ratszimmer. Nachdenklich betrachtete sie die Karte, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Wir machen wir das nur am allerbesten?“, murmelte sie leise und ließ die Markierungen für die verschiedenen Krieger über die Karte wandern, ohne dass sie die verschiedenfarbigen kleinen Figuren berührte. Aleidis war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, wie sich in ihrem Rücken ein Fenster öffnete. Plötzlich fuhren ihr zwei Hände auf die Schultern! Aleidis stieß einen erschrockenen Ruf aus und fuhr herum und sah ... in Hilarion's lächelndes Gesicht. „Hilarion!“, stieß Aleidis sauer und erleichtert hervor, „Du ... du bist doch..! Mach das ja nicht noch einmal!! Das ist total gemein!“ „Darum hab ich’s ja auch gemacht!“, gab Hilarion zurück, drückte der überraschten Aleidis einen Kuss auf die Lippen und setzte sich zu ihr. Mit einer Handbewegung ließ der Dämon auf der Dämonenseite der Landkarte auch winzige Krieger in verschiedenen Farben erscheinen. „Wie steht es?“, fragte er dann und nahm Aleidis' Hand in die seine. Aleidis warf ihrem Freund noch einmal einen bösen Blick zu und seufzte dann. „Wie haben etwa vier gleich große kleinere Armee mit verschiedenen Klassen.“, erklärte sie langsam und zeigte die vier farbigen kleinen Armeen auf der Karte, „Wir haben Bogen- und Armbrustschützen, Kriegsmagier, Krieger und Paladine.“ „Kriegsmagier? Ich dachte Elfen hätten keine Magie!“, warf Hilarion verblüfft ein. „Doch, aber nur die natürliche Magie.“, erklärte Aleidis langsam, „Heißt, sie können lange Dornenranken aus dem Boden wachsen lassen, oder die Erde formen.“ „Also Schluchten entstehen lassen?“, fragte Hilarion begeistert und Aleidis nickte. „Und was habt ihr an Kämpfern?“, fragte Aleidis nach einigen Augenblicken des Schweigens. „Wir haben fünf Klassenarmeen.“, grinste Hilarion, „Blutritter, Beschwörer, Schützen, Schattenpriester und Tigerreiter.“ „Auch gut.“, neckte Aleidis und sah wieder auf die Karte, „Jetzt fehlt nur noch die Positionierung der Armeen.“ „Das machen wir am besten jetzt.“, lächelte Hilarion. Aleidis und Hilarion brüteten noch eine gute Stunde über der idealen Aufstellung der Armeen. Und schließlich einigten sie sich auf eine eher defensive Aufstellung. Die magischen Einheiten, die Bänne und Schutzzauber wirken konnten standen an vorderster Front, dahinter die Fernkämpfer und schließlich die berittenen Krieger und die normalen Krieger. In dieser Nacht kehrte Aleidis nicht in ihre Welt zurück. Sie schlief in Hilarion's Sommerschloss, wo sie im Grunde genommen schon zuhause waren. Aleidis war sich, als sie sich in die Decke kuschelte, sicher, dass sie nie mehr in ihre Welt zurückkehren wollte. Sie hatte längst ein neues Zuhause gefunden, und das war in dieser Welt, bei Hilarion. Am folgenden Morgen weckte Hilarion Aleidis sanft auf. „Du verschläfst noch das Frühstück!“, lachte der Dämon als Aleidis endlich unter der Decke hervor kam. „Frühstück?“, fragte Aleidis und gähnte, „Wo?“ Hilarion begann zu lachen, „Im gleichen Saal wie sonst auch immer! Beeil dich, sonst ess’ ich dir noch alles weg!“ „Wehe dir, wenn!“, rief Aleidis und starrte Hilarion hinterher, als der aus ihrem Zimmer schoss. In wenigen Minuten hatte sich Aleidis umgezogen und erschien im Frühstückssaal. „Gerade noch rechtzeitig!“, grinste Hilarion und biss in ein großes, rotes Blütenblatt, das mit Honig überzogen war. „Die böse Aura wird immer stärker!“, stellte Aleidis fest, als sie nach dem Frühstück auf einen Balkon des Schlosses trat und hinunter auf die Felsengrenze sah, die nur in der Mitte verschwunden war. „Ja, der Moment, in dem wir die Armeen führen müssen kommt immer näher!“, murmelte Hilarion und trat neben Aleidis an die steinerne Brüstung. „Die Wolken bewegen sich auch schon wieder in einer Spiral über der Grenze. Sie sind schon fast schwarz.“, murmelte Aleidis besorgt, „Die Aura wird mit jeder Stunde böser und deutlicher.“ „Ja.“, meinte Hilarion nervös, „Vielleicht wäre es besser, wenn du jetzt bis zum Kampf hier bleiben würdest.“ Aleidis sah Hilarion ausdruckslos an. Der Dämon senkte den Blick und sah sie nicht an. „Ich bleibe.“, meinte Aleidis dann und griff nach Hilarion's Hand. Von da an hatte Aleidis etwas weniger Stress, sie musste nicht mehr in ihre Welt zurück, und die Planungen waren abgeschlossen. Endoril, seine Frau und ihre Kinder überwachten sorgfältig die Produktion. Und schließlich tauschten die beiden Völker die versprochenen Hilfen über ein magisches Portal aus. Die Elfen bekamen dämonische Schilde mit Bännen und Armbänder mit magischen Schutzeffekten. Die Dämonen erhielten von den Elfen Heiltränke und Tränke und Elixiere, die Muskeln, Willen und Ausdauer stärkten. Dazu noch kleine Kristalle, die man um den Hals trug und die immer ein wenig heilten. Aleidis und Hilarion mussten nun von ihren Städten aus die Felsengrenze überwachen. Der boden dort verdorrte und verfärbte sich schwarz und rot. Die Felsen, die in der Nähe lagen zerbröckelten wegen des Hasses, der von dem Durchgang ausging. Die Blutwölfe waren längst schon wieder in die Zwischenwelt zu den Rachegeistern der Verstorbenen Mondentöchter und Sonnensöhne verschwunden. An einem frühen Abend stand Aleidis wieder auf dem höchsten Turm des Elfenschlosses. Sie stand vollkommen regungslos da, nur der Wind bewegte vorsichtig ihre Haare und ihren Umhang. „Es kann jede Sekunde passieren!“, meinte Endoril, der eben durch eine rohe Brettertüre auf den Turm kam. „Ja, und mit jeder Sekunde wird es wahrscheinlicher und die Aura böser.“, erwiderte Aleidis und drehte sich zu dem König um. „Warum passiert das nur alles?“, fragte Endoril, trat neben Aleidis und stützte sich auf eine Zinne. Der Elfenkönig sah plötzlich schwach, blass und viel älter aus als sonst. Der Krieg machte ihn fertig. Und wohl auch der Gedanke, dass so viele Leben von dieser einen Schlacht abhingen. Aleidis verspürte Mitleid mit ihm. „Es ist der Hass.“, sagte Aleidis langsam und sah wieder auf die Ebene. Endoril hob den Kopf und sah sie an. „Über Hunderttausende von Jahrhunderten haben sich die Hochelfen und die Dämonen gehasst!“, fuhr Aleidis fort, „Und die Mondentöchter und Sonnensöhne haben das gelernt. Sie haben den Hass in sich eingeschlossen und haben begonnen die andere Rasse vernichten zu wollen. Da sie so von Hass zerfressen waren konnten sie nach dem Tod nicht einfach weiter gehen und sind in der Zwischenwelt geblieben. Dort haben sie wahrscheinlich noch mehr Hass aufgebaut und nun wollten sie zurückkehren, eine Armee sammeln und die anderen endgültig vernichten. Doch das haben wir vereitelt und nun hassen sie ihre eigene Rasse. Wenn jetzt nicht Schluss damit ist, dann werden sich Dämonen und Hochelfen über kurz oder lang gegenseitig vernichten.“ „Meine Tochter.“, murmelte Endoril und schloss Aleidis in seine Armee, „Du sprichst weiser als je ein Elf zuvor. Deine Zuversicht gibt uns allen Kraft. Und dein Mut macht uns alle mutig. Wenn du und Hilarion es nicht schaffst, dann niemand!“ Aleidis wusste nicht, was sie hätte erwidern können. Endoril lächelte. Seine Augen strahlten, er sah wieder jung und hübsch aus. „Du bist das Herz der Hochelfen!“, meinte Endoril noch lächelnd, dann verließ er den Turm wieder. Aleidis lächelte glücklich, sie hatte wieder eine Familie! Langsam wandte sie sich wieder um, sah auf die Ebene hinaus und verlor sich in Gedanken. Sie dachte an den Tag, an dem sie Anar kennen gelernt hatte. Er hatte sie in diese Welt gebracht und nun war diese magische Welt ihr wahre Welt. Hier gehörte sie hin. Hier wollte sie bleiben, für immer. Ihre Gedanken wanderten durch die paar Monate, in denen sie hierher gekommen war. Sie dachte an das harte Training, dass ihre Magie schulen sollte. Aleidis erinnerte sich lächelnd an den Tag, an dem sie Hilarion kennen gelernt hatte. Sie hatte immer noch die Narbe von dem Angriff der Blutwölfe. Diese Narbe erinnerte sie immer wieder an den Tag des Kennenlernens. Wenn sie nur an diesen einen Tag dachte hüpfte Aleidis' Herz ganz wild auf und nieder. Sie war in Hilarion genauso verliebt wie am ersten Tag. Ob er wohl gerade auch an sie dachte? Drüben im Reich der Dämonen? Einige Stunden stand Aleidis hoch oben auf dem Turm und dachte zurück. Die paar Monate in dieser Welt waren glücklicher gewesen als ihr ganzes bisheriges Leben in der Menschenwelt. Ja, hier war sie glücklich. Und sie wollte auch, dass alle Hochelfen und alle Dämonen glücklich wurden. Gegen Mitternacht schließlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Die rotschwarzen Wolken über der Ebene ballten sich zusammen! Sie ballten sich direkt über dem Durchgang der Felsengrenze! „Es hat also begonnen!“, dachte Aleidis grimmig und kletterte auf eine der Zinnen. Sie wurde von hellem Licht umhüllt, dass ihre einfachen Kleidungstücke in die aufwändige Kleiddung der Mondentochter verwandelte. Weit hinter der Felsengrenze sah sie ein rotes Licht, das war Hilarion. Jetzt würde die finale Schlacht beginnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)