Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 29: Magische Verwandlung -------------------------------- Am folgenden Tag erzählte Aleidis Hilarion von ihrem Einfall mit den Drachen. Der Dämon überlegte einige Zeit und zupfte dabei an seinen Haaren herum. „Und? Ist dir schon etwas eingefallen?“, fragte Aleidis dann nach einigen Minuten als sie schon ungeduldig wurde. „Ja, vielleicht schon.“, erwiderte Hilarion nachdenklich, „Da wir die nötige magische Kraft haben könnten wir uns eigentlich, vielleicht, wenn wir üben, in Drachen, oder etwas ähnliches verwandeln.“ „Der Satz war viel zu lang.“, kommentierte Aleidis leicht genervt, „Aber einen Versuch ist es wert.“ So begannen sie zu üben. Aleidis versuchte es über die mentale Ebene. Sie saß auf einem Stein und konzentrierte sich auf die Gestalt eines Drachen. Hilarion hingegen stand auf der Lichtung und erzeugte einen magischen Strudel um seinen Körper herum und versuchte sich mit Gewalt in einen Drachen zu verwandeln. „Das ist anstrengender als gedacht.“, keuchte Hilarion schließlich und kam zu Aleidis. „Wem sagst du das.“, murmelte Aleidis und lockerte ihre steifen Glieder, „Mental ist auch anstrengend. Es ist schwer sich immer nur auf die Gestalt, die man annehmen möchte, zu konzentrieren. Aber ich merk noch nichts von einer beginnenden Verwandlung oder so.“ „Da müssen wir uns wohl noch mehr anstrengen, wenn wir das bis zu Silvester schaffen wollen.“, meinte Hilarion besorgt. „Ja, das wird noch ein hartes Stück Arbeit bis wir das schaffen.“, stimmte Aleidis zu, „Hoffentlich schaffen wir es bis zum letzten Tag des Jahres.“ Aleidis und Hilarion trafen sich von nun an jeden Tag und versuchten sich in Drachen zu verwandeln, um einen großartigen Auftritt zu bringen. Sie übten von früh morgens, bis spät abends. Und nebenbei mussten sie sich auch hin und wieder bei ihren Parteien melden. Sprich bei den Hochelfen und bei den Dämonen. Aleidis belauschte Endoril außerdem hin und wieder. So erfuhr sie, wie der gesamte Angriff auf die Dämonen am letzten Tag des Jahres ablaufen sollte. „Die Felsengrenze wird sich um Mitternacht komplett senken und um Punkt Mitternacht wollen sie dann dort sein.“, erzählte Aleidis Hilarion während sie eine Pause machten, „Wenn sie an der Grenze sind wollen sie die Nacht magisch erhellen und dann die Dämonen dem Erdeboden gleich machen. So hat Endoril es zu seinen Feldherren gesagt!“ „So ähnlich soll es auf meines Seite auch ablaufen.“, meinte Hilarion nachdenklich, „Ich hab meinen Vater gehört, als er mit einem Feldherr gesprochen hat. Sie wollen mit der Armee auch kurz vor Mitternacht an der Grenze sein.“ „Das heißt, dass wir es so anstellen müssen, dass wir genau dann, wenn die Grenze endgültig verschwindet, dort auftauchen. Möglichst beeindruckend.“, meinte Aleidis nachdenklich. „Ja, dass müssen wir schaffen.“, murmelte Hilarion. „Verdammt!“, schrie Aleidis dann kurz vor Mittag des 31. Dezember. „Wir haben noch knappe 12 Stunden! Wie sollen wir das schaffen?“, rief Hilarion verzweifelt und stemmte sich keuchend auf seine Knie. „Wir müssen es schaffen!“, japste Aleidis und ließ sich auf den Boden fallen, „Wir müssen und werden es schaffen!“ „Ich hoffe es für unsere beiden Rassen.“, murmelte Hilarion, „Tatsache ist: Wir müssen es schaffen, dass wir uns bis etwa 15 Minuten vor Mitternacht in Drachen verwandeln können. Dann können wir rechtzeitig auftauchen und alles verhindern.“ „Endoril sucht mich vermutlich schon.“, meinte Aleidis dann nach ein paar schweigsamen Minuten, „Aber ich bin ihm schon gestern dauernd entwischt. Und heute ist er wahrscheinlich am kochen!“ „Mein Vater wird auch ganz schön wütend werden. Er hat mich gestern angewiesen, dass ich heute pünktlich um acht Uhr bei der Armee sein soll. Aber, ich hab ja ne andere Mission.“, meinte Hilarion leicht lächelnd, „Meinem Vater konnte ich leider nicht so gut entwischen, wie du Endoril.“ Aleidis sah auf ihre Uhr und meinte dann, „Jetzt haben wir noch elf Stunden und 45 Minuten.“ „Oje!“, stöhnte Hilarion, „Was, wenn wir es nicht schaffen?“ „Hör auf so zu reden, das bringt Unglück!“, meinte Aleidis und stand wieder auf, „Wir schaffen es! Wir müssen es schaffen und wir werden es schaffen!“ Hilarion seufzte und blieb sitzen. „Was ist denn?“ fragte Aleidis und ging neben ihm in die Hocke. „Ich zweifle schön langsam daran.“, murmelte Hilarion niedergeschlagen, „Wir üben nun schon so lange und noch kein Lichtblick am Horizont. Vielleicht schaffen wir es doch nicht! Was dann? Was passiert dann mit unseren Rassen? Mit uns? Sag mir, was?!“ „Hilarion, ich wünschte, ich könnte es dir sagen, aber ich weiß es nicht.“, erwiderte Aleidis und schlang ihre Arme um den Dämon, „Aber ich weiß, dass ich nicht kommen lassen will, was kommt. Ich will etwas tun, etwas, dass das Schicksal ändert. Es ist schwer gegen den Strom zu schwimmen, aber nicht unmöglich. Und genau so nicht unmöglich ist es, dass wir es bis um Mitternacht schaffen endlich zu Drachen zu werden und die Armeen zu stoppen. Wir müssen nur auf einander vertrauen und es mit aller Macht wollen!“ Hilarion griff nach Aleidis' Händen, „Du hast wohl Recht. Plötzlich waren die Augen das Dämons entschlossen, „Das legen wir mal wieder los! Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen würden.“ Aleidis lächelte, fast hätte sie auch kurz gezweifelt, aber jetzt hatte Hilarion sie wieder ermutigt! So übten sie weiter, während die Sonne langsam vom Ost nach West wanderte. Als sich der Himmel feuerrot färbte unterbrach Aleidis ihr Training und kletterte schnell auf einen Felsen, von dem aus konnte sie den Sonnenuntergang sehen. „Was soll das denn? Wir müssen weiterüben!“, rief Hilarion und sprang Aleidis hinterher, die schon ganz oben stand. „Ich weiß.“, murmelte sie, „Aber den muss ich einfach sehen. Den Sonnenuntergang.“ Eben berührte die Sonnenscheibe den Horizont und ließ die leicht mit Schnee bedeckte Ebenen den Dämonen und Elfen feuerrot glühen. „Sieh mal!“, wisperte Hilarion deutete in die andere Richtung, nach Osten. Dort ging eben den Vollmond auf. Genauso groß und genauso hell wie die Sonne. Und er tauchte jeweils eine Hälfte der Dämonenebene und der Elfenebene und kühles, silbernes Licht. „So etwas gab es noch nie!“, flüsterte Hilarion überwältigt. „Heute ist ja auch ein besonderer Tag!“, meinte Aleidis und sah hinauf in den immer dunkler werdenden Himmel. „Drachen.“, murmelte Aleidis und schauderte plötzlich. „Ist dir kalt? Es ist doch noch ziemlich warm hier!“, meinte Hilarion überrascht und legte einen Arm um Aleidis. „Kalt ist mir nicht, es war so ein merkwürdiges kaltes Gefühl, das durch mich durch ist. Unheimlich.“, murmelte Aleidis und im selben Moment schauderte auch Hilarion. „Jetzt weiß ich was du meinst.“, meinte er, „Komm, üben wir weiter.“ Aleidis nickte. Hilarion hob sie hoch und sprang mit ihr von dem Felsen herunter und landete wieder auf ihrem Übungsplatz. Hilarion setzte sich, wie Aleidis, auf einen Felsen und versuchte sich über die Mentale Magie sich in einen Drachen zu verwandeln. Auch Aleidis saß auf ihrem Felsen, aber sie dachte nicht an die Drachen. Sie dachte daran, wie es wohl aussehen könnte, wenn sie es nicht rechtzeitig schaffen würden! Wenn sich Elfen und Dämonen im Kampf gegenseitig umbrachten und schließlich die toten Mondentöchter und Sonnensöhne kamen um ihre Seelen auf ewig zu Rächern zu machen! Vor ihrem inneren Auge sah Aleidis wie die beiden Armeen in einander stürmten, Schwerter klirrten, Schilde splitterten und krachten, Pferde wieherten im Todesangst und Aleidis sah sich selbst und Hilarion. Hilflos standen sie auf einem Felsen über dem Schlachtfeld und sahen hinunter auf den Kampf. Sie hatten versagt, und die Rachegeister der Verstorbenen lauerten schon am Horizont. Aleidis bemerkte, wie ihre Augen begannen zu tränen. Sie sah in ihrer Vorstellung hinauf in den Himmel und plötzlich bewegte sich dort etwas leuchtendes auf sie zu! Eine Art Schlange oder so, erschaffen aus blauem Licht und blauen Flammen! Es spie einen blauen Feuerball auf Aleidis und die riss erschrocken die Augen auf. „Was ist denn Aleidis?“, fragte Hilarion, der ihren kleinen Schreckenslaut gehört hatte. „Ich ... ich weiß nicht!“, stammelte Aleidis, „Ich hab daran gedacht, was passiert, wenn wir heute Nacht versagen und dann ist in meinen Vorstellungen plötzlich eine Flugschlange oder so was in der Art gewesen!“ „Die hast du dir ausgedacht!“, meinte Hilarion. „Nein, nein hab ich nicht!“, beharrte Aleidis und stand auf, „Die war nicht von mir! Die war von ihr! Von der Frau, von der die Mondentöchter ihre Macht hatten! Das weiß ich!“ Hilarion schüttelte den Kopf, als Aleidis ihn so überzeugt ansah. „Du glaubst mir nicht! Ich sehe es doch an deinen Augen!“, meint Aleidis enttäuscht. Hilarion zuckte hilflos mit den Schultern. Aleidis seufzte und schloss die Augen. Sie dachte noch einmal an die Lichtschlange. Wenn diese Gestalt nun einfach ihren Körper umhüllte? Das war doch viel einfacher als eine Verwandlung in einen Drachen! Aleidis öffnete die Augen, verschränkte die Arme und legte die Hände auf ihre Schultern. Hilarion sah sie verwundert an, sagte jedoch nichts. Mit halbgeschlossenen Augen dachte Aleidis an die Lichtschlange und versuchte ihre Magische Kraft genauso zu bündeln. Sie erschuf praktisch eine kleine Lichtschlange in ihrem Körper. Minutenlang geschah nichts. Aleidis wollte schon aufgeben, dann geschah das, dass sie sich erhofft hatte. Langsam traten aus ihrem Körper kleine, blaue Flammen und blaues Licht aus. Das Licht wurde immer dichter und bildete mit den Flammen einen halbdurchsichtigen Schlangenkörper, genauso wie Aleidis ihn gesehen hatte. Als Aleidis spürte, dass die Schlangengestalt fertig war, löste sie ihre Arme und öffnete die Augen. Hilarion starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Aleidis stieß sich von der Erde ab und flog! Der Schlangenkörper bewegte sich schnell und schlängelnd und glitt so durch die Luft. Aleidis steuerte ihr nur mit kleinen Bewegungen und Gewichtsverlagerungen. Nach einigen Kurven, Saltos und Spiralen landete sich wieder vor Hilarion. Der schloss sie, nachdem die Schlangengestalt verschwunden war, fest in die Arme. „Du hast Recht gehabt!“, flüsterte er, „Tut mir Leid!!! Wie hast du dass nur gemacht?“ Aleidis erklärte ihrem Freund, was sie gemacht hatte und nur eine Viertelstunde später flogen zwei Schlangen aus Magie im gebannten Tal herum. „Wir haben noch Zeit, noch zwei einhalb Stunden, da können wir noch den Auftritt üben!“, meinte Hilarion als er eine Spirale um einen Felsen flog. „Gute Idee!“, stimmte Aleidis zu und so begannen sie zu üben. Schließlich, 15 Minuten vor Mitternacht stand ihre Kür fest. „Jetzt wird es ernst. Wir müssen den richtigen Moment abpassen.“, meinte Hilarion und verwandelte sich in den Sonnensohn mit den fantastischen roten Sachen. Auch Aleidis nahm diese form an, dann kletterte sie auf Hilarion's Rücken. Der Dämon sprang durch die Felsengrenze zur Mitte der selbigen. Auf einem kleinen Felsen, der aus der Wand ragte, blieb er stehen und ließ Aleidis absteigen. Von hier aus sahen sie, wie die Dämonenarmee anrückte. Wie die Hochelfenarmee anrückte. Wie der Vollmond höher stieg. Wie die Felsengrenze immer weiter im Erdeboden versank. „Jetzt gibt es kein zurück!“, murmelte Hilarion und nahm Aleidis' Hand, „Jetzt müssen wir das tun, was vor uns noch keiner getan hat.“ „Und doch können wir es schaffen! Und ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden!“, erwiderte Aleidis selbstbewusst und sah auf die Felsengrenze unter ihr. Eben verschwand sie endgültig im Boden und der Himmel färbte sich blutrot, und die Wolken schwarz. Es hatte begonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)