Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 7: In der Falle ----------------------- Noch am gleichen Abend nach Aleidis' Flucht kam das Mädchen, das Aleidis gewarnt hatte zum Schloss. Es benutzte einen erlogenen Vorwand und wurde von Aleidis' Vater hereingelassen und in ihr Zimmer gebracht. „Himmel!“, rief sie, als das Mädchen mit Aleidis alleine war, „Wir haben dich doch gewarnt! Warum bist du in den Wald gegangen!“ „Ich brauche Freiheit, wenn ich schon zur Schule gezwungen werde!“, murmelte Aleidis und kauerte sich auf ihrem Bett noch mehr zusammen, „Wie heißt du eigentlich?“ „Marion!“, erwiderte das Mädchen, „Du darfst aber nicht in den Wald!“ Marion redete einfach weiter und schien nicht mehr aufhören zu wollen. Aleidis bekam nur ungefähr die Hälfte mit. Sie war noch zu sehr mit ihrer Flucht beschäftigt. Gegen acht Uhr ging Marion endlich und Aleidis hatte ihre Ruhe. Sie lag auf ihrem Bett und dachte nach. „Eines ist klar: Ich werde weiter in den Wald gehen! Ich brauche auch mal meine Ruhe! Und im Wald hat man für gewöhnlich immer seine Ruhe.“, dachte Aleidis und drehte sich auf den Bauch, „Und wahrscheinlich glauben diese Kerle, dass sie mich heute so verschreckt haben, dass ich gar nicht mehr in den Wald gehe und sie mich in der Stadt kidnappen können!“ Trotzdem hielt Aleidis sich von dem Wald fern und ging wenn möglich nur in Begleitung in die Stadt. Das ging auch die ganzen übrigen Ferien lang gut, bis zu der Woche vor Schulanfang. Gleich Montagmorgen gab es einen gigantischen Streit zwischen Aleidis und ihrem Vater. „Und ob du Jura studierst!“, brüllte er durch das gesamte Esszimmer. „Nein! Das will und werde ich auch nicht!“, schrie Aleidis krebsrot vor Wut zurück. Der Streit wogte lange hin und her, bis Aleidis für die restliche Woche strikten Hausarrest bekam. Stinksauer stürmte sie hinauf in ihr Zimmer und schloss wieder die Türe ab. Keiner konnte mehr mit ihr reden! Kurz nach Mittag schließlich packte Aleidis wieder ihre Umhängetasche und kletterte über den Balkon, die Mauervorsprünge und die Regenrinne wieder aus dem Schloss. Aber an diesem Montag verließ sie den Garten mit noch größerer Vorsicht, sie wollte von niemanden erwischt werden. Den gesamten restlichen Montag verbrachte Aleidis dann auf einer großen, alten Eiche, in einer Art Mulde zwischen den Zweigen. Dort zeichnete sie magische Fabelwesen und Krieger. Mehr den je wünschte sie sich in derartige Geschichten, wo sie kein Latein lernen musste und zu irgendetwas gezwungen wurde. Aleidis blieb auch ganz gelassen, als sie wieder einmal die Motorräder der Banditos in der Ferne knattern hörte. „Hier oben findet ihr mich sowieso nicht!“, dachte Aleidis und zeichnete weiter. Sie wusste inzwischen, dass die Banditos sich jeden Tag im Schuppen trafen. Ihr Tätigkeiten waren immer die gleichen, Alkohol saufen, rauchen, und hin und wieder an ihren Maschinen rumschrauben. Erst gegen Abend, als es schon dämmerte ging Aleidis wieder zurück zum Schloss. Geübt kletterte sie über die Schlossmauer, die Regenrinne hinauf, über die Mauervorsprünge und auf ihren Balkon. Gerade rechtzeitig. Irgendjemand hämmert gegen ihre Zimmertüre. Aleidis versteckte ihre Tasche unter ihrer Bettdecke und zog sich ihre dreckigen Schuhe aus. „Aleidis!“, rief Lisa vom Flur her, „Mach gefälligst auf! Ich bringe dir dein Abendessen!“ Aleidis ging zur Türe, legte eine Hand auf die Klinge und seufzte, dann schloss sie die Türe auf. Lisa übergab Aleidis mit einem finsteren Blick ein Tablett mit einem Teller voller Bohneneintopf. Obwohl Aleidis den gerne aß verspürte sie keinen Hunger. Lisa drehte sich um und ging mit ihrem typischen Catwalkschritt den Gang entlang. Aleidis schloss die Türe und stellte dann das Tablett auf ihrem Schreibtisch ab. Ihre Zimmertüre war wieder verschlossen. In dieser Woche ging Aleidis jeden Tag bis Freitag nach Mittag in den Wald und zeichnete wieder. Aber am Samstag, da deutete sich schon früh morgens ein schlechter Tag an. Es regnete in Strömen und der Himmel war dunkel verfärbt. Aleidis stand mit einem flauen Gefühl im Magen auf, als wüsste sie, dass an diesem Tag etwas Schlimmes geschehen würde! Gleich beim Frühstück stritt sich Aleidis wieder einmal mit ihrem Vater, denn der hatte schon einen Lernplan für Aleidis erstellt, der sie den gesamten Tag einspannte! Da die Schule nur bis um 13:00 Uhr dauerte hatte sie ja genug Zeit zum lernen, fand Aleidis' Vater. Wenn sie sich nach dem Plan richten würde, dann müsste sie nach der Schule täglich noch drei Stunden lang Latein pauken! „Du hast viel nachzuholen!“, meinte ihr Vater nach Aleidis' Protest eiskalt und teilnahmslos, „Du hättest schon in der vierten Klasse an ein Gymnasium wechseln sollen, dann hättest du schon Latein! Und ich müsste dir nicht diese Schule finanzieren!“ „Ich will kein Latein lernen!“, erwiderte Aleidis kühl, „Meinetwegen muss ich nicht auf diese doofe Schule gehen!“ „Aber ich will, dass du etwas richtiges lernst!“, zischte ihr Vater sauer, „Künstlerin! Was für ein gigantischer Quatsch! Die meisten Künstler wurden doch erst nach ihrem Tod berühmt! Und ich bezweifle, dass du überhaupt das Zeug zur Künstlerin hast!“ Aleidis erhob sich, den Kopf gesenkt. Einen Moment lang stand sie regungslos da, dann drehte sie sich um und ging mit einem gleichmäßigen Schritt aus dem Esszimmer. Dann aber rannte sie heulend hinauf in ihr Zimmer! In diesem Moment als sie die Türe hinter sich abschloss hasste sie ihren Vater mehr den je! Einige Minuten lang stand Aleidis einfach nur da. Sie lehnte an der verschlossenen Zimmertüre und hatte die Augen geschlossen. „Ich muss noch ein wenig warten, bis alle außer Haus sind!“, dachte sie und löste sich von ihrer Türe und setzte sich langsam auf ihr Bett, „Dann gehe ich in den Wald! Ich brauche einfach meine Ruhe! Wenn ich schon nicht meinen Willen bekomme!“ Von ihrem Balkon aus beobachtete Aleidis, wie Lisa mit ihrem Fahrrad losfuhr. Wenig später fuhren Markus und Martin mit ihren Rädern weg. Und zum Schluss verließen auch Aleidis' Eltern zusammen mit dem Auto das Schloss. Jetzt war sie allein und musste sich nicht hinausschleichen. Aleidis ging hinunter in die Küche, die Köchin und deren Gehilfin waren schon gegangen, und holte sich ein wenig zu essen. Danach zog sie sich eine lange Jeans und einen leichten, grünen Pullover an. Im Eingangsbereich zog sie sich schließlich auch ihre Schuhe an und verließ das Schloss. Nur wenige Minuten später erreichte Aleidis den Waldrand. Sie hatte sich vorgenommen so weit wie möglich in den Wald zu gehen. Und das wollte sie auch! Aleidis wanderte mit karussellfahrenden Gedanken mindestens eineinhalb Stunden durch den Wald. Immer wieder ging sie ihren Streit mit ihrem Vater durch, wie konnte sie ihn davon überzeugen, dass Latein nichts für sie war? Mit Absicht schlechte Noten schreiben? Das brachte nichts. Er würde sie einfach in Nachhilfe schicken! Schwänzen? Dann fuhr er sie hin! Auch nichts. Plötzlich bleib Aleidis stehen. Vor ihr war ein Waldweg wie aus dem Nichts erschienen! Sie verharrte kurz und begutachtete mit kritischem Blick. Dieser Waldweg könnte eventuell von den Banditos benutzt werden! Aber nach einer Minute des Betrachtens war sich Aleidis sicher, dass auf diesem Weg keine Motorräder gefahren waren, zumindest seit einiger Zeit nicht. Also wanderte Aleidis nun auf dem Waldweg weiter, immer weiter in die Richtung, in der sie das Herz des Waldes vermutete. Der Wald wurde immer unheimlicher. Das Gras wurde dunkel, fast schwarze, ebenso wie die Bäume! „Vielleicht sollte ich besser umkehren?“, überlegte Aleidis ängstlich, „Wenn in Büchern der Wald ganz unheimlich wird, dann steht das eigentlich immer für Ärger! Aber ich bin hier in keinem Buch! Also weiter!“ Aleidis ging also weiter, obwohl ihr ziemlich mulmig zumute war. „Da!“, brüllte urplötzlich eine Stimme weit hinter Aleidis, „Da ist sie!“ Aleidis wirbelte herum und erstarrte für eine Sekunde vor Schreck. Die Banditos rasten auf ihren Motorrädern auf sie zu! Aleidis überlegte nicht lange, sie stürmte blindlings in den Wald zu ihrer Rechten. „Verdammt!“, dachte sie panisch, „Ich war mir viel zu sicher! Es ist aus!“ Aleidis sprang den steilen Waldhang hinab. Die Banditos mussten vorsichtig sein, sonst prallten sie gegen einen der eng aneinander wachsenden Bäume. Dadurch, das die Banditos langsamer Fahren mussten, konnte Aleidis Abstand gewinnen. Sie sprang zwischen Bäumen hindurch, über Gräben und Felsen hinweg und rannte wie vom Teufel verfolgt den Hand in vollem Tempo hinunter. Nach einigen Minuten erreichte Aleidis keuchend eine ebene Lichtung. Keuchend bremste sie auf der Lichtung ab. Einige Banditos hatten sie überholt und hatten hier auf sie gewartet! Von hinten und von den Seiten kamen nun noch mehr junge Männer! Aleidis saß in der Falle! Panisch sah sie sich um, sie war von mindestens 20 Männern auf Motorrädern umzingelt! „Jetzt bin ich dran!“, dachte Aleidis und sah sich so gehetzt um wie ein gejagtes Tier! „Da haben wir ja unseren Prinzessin!“, lachte ein Kerl dreckig und die anderen stimmten in sein Lachen ein! Aleidis Körper schien in Flammen zu stehen, sie konnte kaum atmen! „Für dich kriegen wir sicher ’ne hübsche Summe!“, meinte ein anderer Kerl, „Das Geld von der letzten ist ja schon wieder weg!“ „Und mit dieser Süßen werden wir sicher auch noch viel Spaß haben!“, lachte ein anderer dreckig. Wie auf Kommando stiegen alle von ihren Maschinen und bewegten sich langsam und lachend auf Aleidis zu! Die sah sich immer panischer um, sie hatte Angst, Todesangst! „Lass ... Lasst mich in Ruhe!“, brüllte sie auf einmal, kniff die Augen zusammen und spürte, wie die lebenswichtige Wärme plötzlich aus ihrem Körper wich! Der schien zu Eis zu erstarren. Verzweifelt ging sie in die Hocke und gab auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)