Verliebt in Nachbars Sohn 2 von Luci-Maus ================================================================================ Kapitel 6: Aussprache mit Hindernissen -------------------------------------- „Hey, leidest du schon wieder ganz alleine“, fragte Misaki den Rothaarigen, der an seinem Schreibtisch saß und umarmte ihn von hinten. Sanft drückte sie ihn, während er tief durchatmete und traurig seufzte. „Was soll ich denn machen? Es ist schon zwei Wochen her, dass ich mich mit Minoru gestritten habe und seitdem kann ich ihn nicht mehr erreichen. Ich hab die ganze Zeit nicht einmal seine Stimme gehört, geschweige denn mich mit ihm versöhnt und ihn gesehen… Ich vermisse Minoru so schrecklich und ich hab eine scheiß Angst, dass ich ihn komplett verloren hab. Und das nur wegen einem bescheuerten Kuss, weil ich mich nicht zusammenreißen konnte!“ Kaji war zum Weinen zu Mute, hatte dies bereits so einige Nächte stumm getan, doch wollte er es auf keinen Fall vor seinen Mitbewohnern tun. „Hast du denn noch mal versucht ihn zu erreichen?“ „Ja, na klar. Die erste Woche hab ich mit Mühe und Not überstanden, doch danach hab ich’s einfach nicht mehr ausgehalten und hab ihn angerufen, aber entweder ging er nicht ran, oder die Mailbox war an. Ich kriege ihn einfach nicht zu fassen.“ Betrübt ließ er sich gegen die Jüngere sinken, erhoffte sich ein wenig Halt und Trost von ihr. „Und wenn du doch noch mal über unseren Vorschlag nachdenkst“, fragte nun eine weibliche Stimme, die von der Tür kam und eindeutig Chisaki gehörte. „Warum nimmst du dir jetzt nicht endlich doch eine kleine Auszeit und fährst nach Hause? Übers Telefon erreichst du ja doch nichts und du leidest doch.“ „Schwesterchen hat recht. So kannst du endlich alles klären und dich mit ihm aussprechen. Dann wird dir auf jeden Fall leichter ums Herz sein.“ „Ich…“, setzte Kaji an, wusste dann jedoch nicht wirklich weiter, so dass erneut die Ältere das Wort ergriff, dabei weiter ins Zimmer rein kam: „Sag mal, wie war es denn bisher immer? Wer hat sich denn um wen bemüht?“ „Was? … Na ja, Minoru hat lange darum gekämpft, dass ich ihn nicht nur als Freund oder kleinen Bruder wahrnehme…“ „Also hat Minoru sich bisher immer angestrengt?“ „Ja… ja, ich denke so muss man es ausdrücken“, gestand der Rothaarige, der nicht stolz darauf war den Blonden so lange gequält und hingehalten zu haben. Tatsächlich hatte er alles dem Kleineren überlassen und sich förmlich zurückgelehnt, wie er nun fand. „Du meinst… es wird Zeit, dass ich endlich mal meinen Arsch hochkriege und um ihn kämpfe“, fragte er bedächtig und blickte zu Chisaki auf, die bestätigend nickte: „Ja, ganz genau. Nimm dich endlich zusammen und hör auf dich in deiner Sehnsucht und Verzweiflung zu suhlen. Werde endlich selbst mal aktiv.“ „Chi, du hast vollkommen recht. Ich benehm mich hier wie ein kleines quengeliges Kind, das gleich gar nichts mehr machen will, weil die Anderen nicht so wollen, wie es selbst. Ich werde gleich meine Sachen packen und zu Minoru fahren“, beschloss der Rothaarige und erhob sich ruckartig, so dass Misaki ein wenig zurück taumelte und ihn loslassen musste. Doch darüber war sie ihm nicht böse, sah er doch plötzlich so fest entschlossen aus zu kämpfen und nicht länger zu resignieren. „Das ist eine gute Entscheidung. Wenn du möchtest setz ich mich an den PC und schau mal wie die Züge fahren, während du schon packst.“ „Das ist furchtbar lieb, Misa. Danke dir… nein, danke euch beiden. Ihr seid immer für mich da und baut mich wieder auf. Ihr seid Gold wert.“ Verlegen blickten sich die Schwestern an und lachten ihren gemeinsamen Freund dann fröhlich an, waren überzeugt, dass es die richtige Entscheidung sei aktiv zu werden. Aufgeregt begann Kaji seine Tasche zu packen und lief dabei unkoordiniert durch sein Zimmer, während Misaki ihm, wie angeboten, eine Zugverbindung raussuchte und auf seine Zustimmung hin auch gleich die Fahrkarte online kaufte. „Hier, dein Ticket“, fiepte die Jüngere gut gelaunt, als sie zum Rotschopf ins Zimmer kam: „Gegen achtzehn Uhr kommst du an deinem Heimatbahnhof an.“ „Ich dank dir“, meinte der Größere und ging schnellen Schrittes auf sie zu, umarmte sie fest: „So sehr. Ohne euch wäre ich hier sicher schon kaputt gegangen.“ „Schon gut, wozu hat man denn Freunde“, entgegnete die Lilahaarige ihm milde lächelnd und drückte ihn kurz fest, bevor sie sich wieder von ihm löste. „So, und jetzt beeil dich mal, dein Zug geht in einer halben Stunde.“ „Oh… ja, na klar“, entgegnete Kaji ein wenig zerstreut und prüfte in aller Hektik noch einmal, ob er alles eingepackt hatte, bevor er den Reisverschluss seiner Tasche zuzog und sich das Zugticket in die hintere Hosentasche steckte. Schnell verabschiedete er sich noch von seinen Mitbewohnern und brach dann zum Bahnhof auf. ~*~*~*~*~*~*~ Es war kurz nach achtzehn Uhr, als Minoru sein Zimmer betrat und sich seufzend aufs Bett fallen ließ. Nur lustlos nahm er sein Handy zur Hand, das auf dem Kopfkissen gelegen hatte, und blickte auf den Display. ‚Schon wieder drei verpasste Anrufe von Kaji…‘, stellte er stumm fest und ließ sich zur Seite fallen, seufzte tief. Längst war er nicht mehr wütend wegen dem Kuss, wenn auch immer noch verletzt, doch am meisten hatte er wohl Angst. Angst, dass die Entfernung ihre Beziehung kaputt machen könnte. Angst davor, dass der Rothaarige sich neu verlieben oder auch ohne dies wieder einen anderen küssen könnte. Oder gar noch weiter gehen. Deswegen schaffte er es auch einfach nicht mit ihm zu sprechen, ließ ständig sein Handy daheim und suchte Trost und vor allem wohl Ablenkung bei Laro und Tori. Trotzdem sehnte er sich wahnsinnig nach seinem Freund und weinte oft stumme Tränen, besonders, wenn er abends im Bett lag. Plötzlich begann sein Handy wieder zu klingeln, doch verriet ihm schon der Klingelton, dass es sich dieses Mal nicht um Kaji handelte. Es stand auch nicht Unbekannte Nummer auf dem Display, dennoch konnte der Blonde nicht zuordnen, wer ihn da anrief, also nahm er das Gespräch entgegen: „Ja, Minoru hier?“ Verunsichert lauschte er auf die Erwiderung des Anrufers, der sich als weiblich herausstellte: „Hallo, Minoru-chan. Ich bin’s, Chisaki. Es ist sehr wichtig, dass du mir zuhörst, also leg bitte nicht gleich auf.“ Der Jüngere schluckte: „Gut, aber wenn du für ihn ein gutes Wort einlegen willst, dann…“ „Nein, nein“, fuhr sie ihm gleich dazwischen: „So ist das nicht. Ich rufe tatsächlich wegen Kaji an, doch aus einem ganz anderen Grund, als euren Streit um den Kuss mit Rayou.“ „Danke fürs dran erinnern“, seufzte Minoru: „Also, was ist los?“ „Zunächst möchte ich dir deutlich sagen, dass es Kaji gut geht, also mach dir keine Sorgen, wenn ich dir gleich erzähle was passiert ist.“ Alarmiert stand der Jüngere vom Bett auf und tigerte durch sein Zimmer, hatte gleich ein ungutes Gefühl in der Magengegend, wenn Chisaki das Gespräch so begann. „I… ist irgendwas Schlimmes passiert?“ „Ganz ruhig, es geht ihm wirklich gut, nur hatte er einen kleinen Unfall. Er wollte zu dir nach Hause fahren, als er am Bahnhof auf einen stark alkoholisierten Penner gestoßen ist. Kaji hatte es eilig, wollte den Zug noch erwischen und hat deswegen nicht besonders auf seine Umgebung geachtet, so dass ihm der drängelnde Mann nicht aufgefallen war. Unglücklicherweise kam er ihm in den Weg und wurde von ihm hart beiseite gestoßen, wobei er vor einen Kurierfahrradfahrer geraten ist, der ihn dann… na ja, umgefahren hat“, erklärte die Lilahaarige langsam, wobei Minoru vor lauter Schreck der Mund offen stand. „U… und was dann? Hat er sich doll verletzt? Wie geht’s ihm jetzt? Ist er im Krankenhaus?“ „Langsam, langsam“, bat Chisaki: „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen. Kaji ist schon wieder zur Hause und liegt schlafend in seinem Bett. Er hat was gegen die Schmerzen und vorbeugend ein Mittel gegen Infektionen bekommen.“ „Aber wieso denn? Wo hat er sich denn verletzt“, fragte der Kleinere aufgewühlt dazwischen. „Das wollte ich dir gerade erzählen. Er hatte Glück und hat keine Gehirnerschütterung, dafür hat er sich beide Unterarme großflächig aufgeschürft, sowie auch die Knie und Schienbeine. Die Abschürfungen sind recht großflächig und auch tief. Es wird wohl ein Weilchen dauern, bis sich da neue Haut gebildet hat, aber mit den Schmerzmitteln sollte es auszuhalten sein… hoffe ich zumindest. Ich bin da vielleicht ein wenig blauäugig…“ „Sch… schon gut…“, meinte der Blonde völlig neben der Spur: „Chisaki, bitte sag Kaji nichts, aber ich werde gleich zu meinen Eltern gehen und mir Zugverbindungen anschauen und dann rufe ich dich zurück und sag dir, wann ich morgen da bin.“ „Gut. Ich bin mir sicher, dass es ihm gut tut, wenn du jetzt zu ihm kommst und außerdem wird es dringend Zeit für eine Aussprache.“ „Hm-hm“, machte Minoru bloß angespannt und verabschiedete sich dann erst einmal von dem Mädchen, um runter zu seinen Eltern zu gehen. „Mama! Papa“, rief er bereits auf der Treppe voller Aufregung, so dass seine Eltern, die im Wohnzimmer saßen, alarmiert aufsprangen und ihm entgegen kamen. „Was ist denn los, Minoru“, wollte Moro wissen und blickten ihren Sohn besorgt an, der sofort erklärte: „Ich muss dringend zu Kaji fahren! Er wollte nach Hause kommen und hatte dabei am Bahnhof einen Unfall!“ „Oh Gott, was ist denn passiert? Geht’s ihm gut“, wollte Ares erschrocken wissen und legte seinem so aufgelöst wirkenden Sohn eine Hand auf die Schulter. „Ja, er hatte noch Glück und ihm ist nichts Schwerwiegendes passiert, aber ich möchte trotzdem unbedingt gleich morgen früh zu ihm fahren. Er wollte nach Hause kommen, weil ich seine Anrufe die ganze Zeit ignoriert habe und dabei ist so ein besoffener Penner auf dem Bahnhof auf ihn los und Kaji kollidierte im Endeffekt mit einem Fahrradkurier. Er hat wohl keine Gehirnerschütterung, aber die ganzen Unterarme aufgeschürft und die Knie. Seine Mitbewohnerin hat mich angerufen“, erklärte Minoru hastig, wollte schnell die Erlaubnis seiner Eltern bekommen, der Schule fern bleiben zu dürfen. Diese atmeten erst einmal erleichtert auf, als sie hörten, dass ihrem Schwiegersohn in spe nichts Lebensbedrohliches zugestoßen war. „Mensch, du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt“, seufzte Ares und umarmte seinen Sohn kurz fest: „Du willst also morgen früh gleich hinfahren, obwohl Schule ist?“ „Ja, morgen ist doch Freitag, da verpasse ich nicht allzu viel und ich kann mir doch die Mitschriften eines Freundes ausleihen. Bitte schreibt mir eine Entschuldigung, ich will nicht bis zum Nachmittag warten, es reicht schon, dass ich die Nacht noch aushalten muss.“ Bittend schaute er seine Eltern abwechselnd an, die sich ebenfalls einen kurzen Blick zuwarfen und sich stumm einigten. „Gut“, meinte schließlich Moro: „Fahr du morgen früh gleich zu Kaji und wir kümmern uns um die Entschuldigung für die Schule. Ich würde an deiner Stelle auch gleich zu ihm fahren wollen. Willst du denn auch übers Wochenende da bleiben?“ „Ja, Mama… ich denke, dass ich erst Sonntag wieder nach Hause komme. Danke, dass ihr mich versteht. Auch wenn ich immer noch wegen dem letzten Besuch durcheinander bin, ich will jetzt bei Kaji sein und mich um ihn kümmern.“ Lächelnd nickten die beiden Älteren und drückten ihren Sohn noch mal kurz, bevor dieser meinte: „Danke, ich ruf gleich noch Laro an. Ich würde ihn nämlich gerne als moralische Unterstützung mitnehmen. Noch mal fahre ich da nicht alleine hin, solange die Situation nicht richtig geklärt ist.“ Wieder oben in seinem Zimmer rief der Blonde dann auch wirklich gleich seinen besten Freund an und berichtete ihm von den unschönen Neuigkeiten. „Bitte komm doch mit, wenn ich morgen früh zu Kaji fahre. Ich möchte da nicht wieder alleine hinfahren.“ „Klar, mach ich doch gerne… also, so lange meine Eltern mitspielen. Ich meine, dass dir deine frei geben ist ja selbstverständlich irgendwo, aber ich glaube meine Mutter stellt sich da ein wenig quer“, meinte der Ältere seufzend: „Bleib einfach mal dranne, ich geh sie schnell fragen.“ „Okay…“ Minoru lauschte mit gespitzten Ohren auf die wenigen Geräusche, die er nun mitbekommen konnte und hörte tatsächlich wie Laros Mutter sich quer stellte. Ihr war es erst gar nicht recht, dass ihr Sohn an einem Schultag wegfahren wollte, doch nachdem dieser ihr detaillierter berichtet hatte, was vorgefallen war, ließ sie sich doch noch erweichen. „Na gut, dann sag Mi-chan, dass du mit darfst, aber das ist eine Ausnahme“, erklärte sie schließlich seufzend, was Minoru nicht nur mitanhören konnte, sondern was ihm auch noch ein kleines Hochgefühl bescherte. Er war wirklich froh seinen besten Freund mitnehmen zu dürfen. So verabredeten sie beiden Jugendlichen sich also für den nächsten Morgen am Bahnhof und der Kleinere rief noch einmal Chisaki zurück, um ihr genau dies mitzuteilen. „Und bitte sag Kaji nicht, dass wir kommen. Ich möchte nicht, dass er das schon weiß.“ „Schon okay, ich sag ihm nichts. Er schläft ohnehin wie ein Stein, seit er die Schmerzmittel bekommen hat.“ „Danke, bis morgen dann.“ „Tschau.“ Sie legten auf und Minoru ließ sich seufzend auf sein Bett fallen, nahm sein Kissen in die Arme und rollte sich auf der Seite liegend ein. Er war immer noch sehr aufgewühlt und konnte kaum glauben, was passiert war, konnte es nicht richtig fassen. Da wollte der Rothaarige endlich nach Hause kommen, um sich mit ihm auszusprechen und dann machte ihnen ein dahergelaufener Penner einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Das war doch alles nicht fair… ~*~*~*~*~*~*~ Richtig vor Nervosität zitternd stieg Minoru am nächsten Tag, gegen Mittag, mit Laro aus dem Zug und erklärte: „Von hier sind es nur zehn Minuten bis zur WG.“ „Ich weiß, das hast du heute mindestens schon fünf Mal gesagt. Jetzt beruhig dich doch endlich. Jetzt kannst du eh nicht mehr weglaufen, außerdem willst du Kaji doch sehen“, seufzte der Braunhaarige und nahm die Hand seines besten Freundes, drückte sie aufmunternd: „So, und jetzt los. Ich krieg allmählich echt Hunger und ich habe fest vor den WG-Kühlschrank zu plündern.“ Mit einem leicht schiefen Lächeln schüttelte der Kleinere den Kopf: „Typisch du, aber ich bin echt froh, dass du mitgekommen bist.“ Er gab Laro einen kleinen Kuss auf die Wange und machte sich dann endlich mit ihm auf den Weg, so dass sie wenige Minuten später an ihrem Ziel ankamen. Die Tür öffneten ihnen dann die beiden Lilahaarigen, welche sich erst einmal mit Laro bekannt machten. Rayou hingegen war noch in der Uni, würde aber bald ebenfalls nach Hause kommen, während Kaji immer noch tief und fest schlief. Gemeinsam setzten die Vier sich also erst einmal ins Wohnzimmer, wo Minoru wissen wollte: „Was genau ist denn nun eigentlich passiert?“ „Nya, das meiste hab ich dir ja gestern schon gesagt, aber wenn du es noch mal ganz von Anfang an hören möchtest…?“ „Ja, bitte.“ „Gut“, meinte Chisaki: „Also, nachdem du geflüchtet bist ging es Kaji sehr schlecht und du weißt ja sicher, dass er oft versucht hat dich übers Handy zu erreichen, doch als das nichts brachte, hat er unseren Rat angenommen und wollte sich eine kleine Auszeit von der Uni nehmen, um zu dir nach Hause zu fahren. Er wollte sich mit dir versöhnen und sich noch mal entschuldigen.“ „Also hat er spontan gepackt und ich hab für ihn eine Zugfahrkarte online gekauft. Anschließend ist er sofort los zum Bahnhof, wo er dann so damit beschäftigt war auf den Tafeln nachzuschauen, wann sein Zug genau fährt und auf welchem Gleis, dass er nicht gemerkt hat, dass er einem Penner im Weg stand. Dieser war total betrunken und hat sich durch die Menschenmenge gedrängelt, so dass er schließlich zu Kaji kam und ihn voller Wut beiseite gestoßen hat, wobei er dann mit einem Fahrradkurier zusammengestoßen ist“, erzählte Misaki weiter und überließ dann wieder ihrer Schwester das Wort: „Er hat sich die kompletten Unterarme aufgeschrammt, also so richtig die Haut blutig geschürft und auch die Knie aufgeschlagen. Selbst die Schienbeine haben was abbekommen. Ein Passant hat mit seinem Handy angerufen und uns informiert, so dass wir ihn aus dem Krankenhaus abgeholt haben. Der Fahrradkurier hat sich übrigens den Arm gebrochen. … Na ja, jetzt schläft Kaji jedenfalls schon seit gestern tief und fest. Er scheint sich förmlich gesund schlafen zu wollen, bekommt man den Eindruck, doch er wird wohl bald wegen der Schmerzen aufwachen.“ „Gut, dann geh ich zu ihm. Ich will bei ihm sein, wenn er aufwacht“, erklärte Minoru und wollte sich schon erheben, als Misaki ihn aufhielt: „Warte kurz. Ich will dir noch was erklären.“ „Und was?“ „Auf seinem Nachttisch steht ein kleiner Becher mit zwei Tabletten drin, die muss Kaji gleich nehmen, wenn er aufwacht. Und… du willst ihn sicher verarzten, oder?“ „Natürlich“, meinte der Jüngere sofort: „Müssen seine Verbände gewechselt werden?“ „Ja, genau“, bestätigte Misaki: „Dafür liegt auch alles auf dem Nachttisch. Der Arzt meinte die Verbände wären heute sicher durchgesuppt...“ „Gut, noch irgendwas, das ich machen oder beachten soll?“ Kurz blickten sich die Schwestern an, verneinten dann aber, da sie ihm alles gesagt hatten. „Dann bis später“, meinte der Blonde und ließ sich noch kurz von Laro über den Rücken streicheln, bevor er zu Kajis Zimmer ging. Dort atmete er erst noch einmal tief durch und sammelte seinen Mut zusammen, bevor er schließlich hinein ging und seinen Freund immer noch schlafend im Bett vorfand. Seine bandagierten Arme lagen auf der Bettdecke und waren bereits deutlich gefärbt, so dass der Jüngere wusste, dass die Verbände definitiv gewechselt werden mussten. Seufzend setzte er sich zu ihm auf die Bettkannte und streichelte sanft über die Wange des Rothaarigen, wisperte dabei: „Was machst du nur für Sachen?“ Schwerfällig erwachte Kaji ungefähr eine Dreiviertelstunde später und konnte erst gar nicht begreifen, wo er sich befand und warum seine Arme und Beine so schmerzten, bis es ihm so allmählich wieder dämmerte. „Na? Bist du endlich wach“, fragte ihn sanft eine nur allzu bekannte Stimme, so dass er aufblickte. „Minoru-chan, du bist hier?“ „Natürlich, du bist doch verletzt, wie könnte ich da nicht hier sein?“ „Aber du…“ „Nicht jetzt“, fuhr ihm der Jüngere bestimmt, aber sanft dazwischen: „Wir können uns später in Ruhe aussprechen. Jetzt kümmere ich mich zunächst ein wenig um dich. Hier, erst mal bekommst du deine Medikamente, dann gehen die Schmerzen sicher auch bald wieder weg. Du hast die letzten Minuten die ganze Zeit im Schlaf gewimmert deswegen.“ „Oh… tut mir leid…“ „Blödmann, entschuldige dich doch nicht dafür, dass du Schmerzen hast“, rügte Minoru ihn sofort sanft und half ihm sich aufzusetzen, bevor er ihm erst die Tabletten gab und dann ein wenig Wasser einflößte. Ihm war klar, dass Kaji seine Arme nur äußerst ungern mehr, als nötig, bewegen wollte, wenn sie ohnehin schon schmerzten. „Wenn du einverstanden bist, dann wechsel ich jetzt deine Verbände, sie sind schon nicht mehr gut.“ „Ich seh’s, mach du nur. Ich beiß auch die Zähne zusammen.“ Der Kleinere nickte und begann vorsichtig als erstes Kajis linken Arm abzuwickeln, da er an diesen am schlechtesten ran kam. Doch so behutsam er auch war, Schmerzen hatte der Ältere dennoch und verzog immer wieder das Gesicht. „Tut mir leid, besser geht’s nicht, ein wenig anfassen muss ich dich schon…“ „Ich weiß ja, ist schon okay. … Minoru-chan, ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich hab dich unendlich vermisst und mich nach dir gesehnt.“ Traurig blickte der Rothaarige seinen kleinen Liebling an, hätte ihn so unendlich gerne in seine Arme geschlossen, doch das war schon allein wegen seinen Verletzungen nicht möglich. „Ich… hab dich auch vermisst“, gab der Jüngere zu und hatte nun ungehinderte Sicht auf die Ausmaße der verletzten Haut: „Das sieht schlimm aus. Die Wunden mussten bestimmt richtig gespült werden, oder?“ „Ja, zum Glück hab ich gleich Schmerzmittel bekommen, das war nicht lustig, ich hatte lauter Sand und kleine Steinchen in den Armen, weil ich nicht mal eine Jacke an hatte. Ich hatte sie mir nur über die Tasche geworfen, weil ich’s so eilig hatte.“ „Du bist unmöglich“, murmelte Minoru und öffnete eine sterile Wundkompresse, die er mit spitzen Fingern auf Kajis Arm legte, bevor er ihn locker wieder verband. Das Gleiche tat er dann mit seinem rechten Arm und den Beinen. „So, ich bin fertig, jetzt kannst du dich wieder ausruhen“, erklärte der Kleinere schließlich und stand auf, um die schmutzigen Verbände wegzuschmeißen. „Geh nicht weg“, bat Kaji sofort und setzte sich wieder auf, quittierte dies mit einem schmerzgeschuldeten Zischen. „Schon gut, ich schmeiß das nur weg und dann komm ich wieder.“ Beruhigend lächelte Minoru den Älteren an und drückte ihn mit einer Hand sanft zurück in die Kissen: „Schön hinlegen und brav ausruhen.“ Erleichtert nickte Kaji und lehnte sich zurück, wartete sehnsüchtig darauf, dass sein Freund zurück kam, was dieser auch gleich nach kaum fünf Minuten tat. Er setzte sich wieder auf die Bettkannte und streichelte dem Größeren sanft über die Wange: „Hast du dir sonst noch was getan?“ „Nein, aber das hier reicht mir auch völlig… Bleibst du länger?“ „Bis Sonntag dachte ich mir eigentlich. Ich hoffe doch, dass ich dieses Mal nicht wieder überstürzt flüchten muss?“ „Nein ganz sicher nicht, es…“ „Ich weiß, wir reden später“, unterbrach ihn der Blonde wieder und lächelte ihn ein wenig schief an. Irgendwie war ihm auf einmal so fürchterlich danach zu weinen, dass er sich behutsam auf Kajis Brust nieder ließ und die Wange kuschelnd an ihm rieb. „Tu ich dir weh, wenn ich so bei dir liege?“ „Nein, bleib ruhig so“, antwortete ihm der Ältere und legte ihm die rechte Hand mühselig auf die Hüfte, wollte ihn wenigstens minimal berühren können. „Danke“, murmelte der Kleinere und schloss seine Augen, lauschte auf das stetige Pochen in Kajis Brust, das er schon so lange nicht mehr gehört hatte. Es beruhigte ihn und schenkte ihm ein ungemein großes Gefühl von Geborgenheit und vor allem Sicherheit, dass es seinem Freund gut ging. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, bitte… K-chan.“ Nun verirrte sich doch eine stumme Träne über seine Wange und bahnten sich ihren Weg, versickerte schließlich im Hemd des Rothaarigen. „Ich versuch’s, versprochen. Ich will nicht, dass du dir wieder Sorgen um mich machen musst.“ Der Kleinere nickte zur Antwort bloß kurz und schloss dann seine Augen wieder, die er kurz einen Spalt breit geöffnet hatte. Stumm genossen sie von da an eine ganze Weile ihre Nähe, erholte sich ein wenig von den nervenaufreibenden letzten zwei Wochen und vor allem der langen Trennungszeit. Zwar war ihr Streit immer noch nicht bereinigt und sie hatten sich immer noch nicht ausgesprochen, doch das war erst einmal nebensächlich. ~*~*~*~*~*~*~ Inzwischenzeit hatte Laro sich ein wenig mit den beiden Lilahaarigen angefreundet, bis sein Magen wieder lautstark zu knurren begann und er sich in die Küche verkrümelte, wo er sich bedienen durfte. Schnell hatte er ein paar kleine Reisbällchen zur Vorspeise im Kühlschrank ausmachen können und verspeiste diese gerade, als Rayou den Raum betrat. Er war gerade erst Heim gekommen und hatte einen Bärenhunger mitgebracht. „Hey, das da sind meine gewesen“, sprach er den Jüngeren in seinem gewohnt mürrischen Tonfall an, staunte jedoch nicht schlecht, als sich der Unbekannte zu ihm umwandte, da er ihn doch als recht gutaussehend empfand. „Wer bist du überhaupt?“ „Laro“, mampfte der Kleinere und schluckte dann erst einmal, bevor er ihm die Hand entgegen streckte: „Laro Minakoto. Und du musst Rayou sein, ich hab ja schon so einiges von dir gehört.“ „Ach ja“, hakte der Braunhaarige nach und schüttelte kurz Laros Hand. „Ja, und wie.“ Der Jüngere setzte sich einfach auf die Küchentheke und meinte, wobei er Rayou mit wachsamen Augen beobachtete: „Zum Beispiel, dass du jemanden küsst, der einen Freund hat. … Wieso machst du so was?“ „Du bist ja ganz schön direkt, mein Hübscher.“ „Es ist nicht gut immer um den heißen Brei rumzureden“, meinte der Kleinere schulterzuckend: „Außerdem interessiert es mich sehr, immerhin bin ich Minorus bester Freund.“ „Ach, jetzt versteh ich das“, meinte der Ältere und begann zu grinsen: „Also schön, wenn du so erpicht auf eine Erklärung bist… Ich bin bi und steh derzeit einfach wieder verstärkt auf Jungs.“ „Dann hast du dich in Kaji verliebt?“ „Nein, nein, das nicht“, wiegelte Rayou ab: „Kaji ist einfach mein Typ, mehr nicht. Obwohl ich schon sagen muss, dass du da auch zugehörst. Er als Seme und du definitiv als Uke.“ Das Grinsen des älteren Braunhaarigen wurde richtig gehend frech, was nur zur Folge hatte, dass Laro schnippisch erwiderte: „Uke, ja? Da hast du aber Pech gehabt. Ich habe auch einen Freund und liebe ihn sehr. Schau, den hier hab ich zum Halbjährigen von ihm bekommen.“ Stolz zeigte er seinen Silberring vor und blickte ihn dann selbst geradezu verträumt an, dachte voller Zuneigung an seinen Tori. Dies machte den Größeren neugierig, so dass er einfach die Hand auf Laros Brust legte und neckend meinte: „Wie schade, dein Herz klopft ja schon bei dem Gedanken an ihn wie wild, dann liebst du ihn anscheinend ja wirklich sehr. Echt verdammt schade.“ Komplett irritiert und verlegen zugleich schaute der Kleinere zu Rayou auf und schob seine Hand beiseite, bevor er von der Theke sprang: „Und wie ich ihn liebe, also ärger mich bloß nicht weiter, so eine Masche zieht bei mir eh nicht. Geradezu flüchtend verließ er die Küche und ließ sich im Wohnzimmer, zwischen den beidem Schwestern nieder. „Na nu, was ist denn mit dir los“, fragte Chisaki erstaunt: „Du bist ja ganz durch den Wind.“ „Kein Wunder, dieser Kerl, dieser… dieser Möchtegerngigolo hat mich angebaggert“, beschwerte sich Laro und erklärte den Mädchen schnell, was genau vorgefallen war. Daraufhin begannen diese zu lachen und die Jüngere meinte: „Das ist mal wieder so typisch für Rayou. Sonst ist er immer so ein Miesepeter, aber wenn sich ihm die Gelegenheit bietet, dann ist er sofort voll da und neckt seine Mitmenschen.“ „Das soll er sich bei mir bloß nicht noch mal wagen, sonst hetze ich ihm meinen Freund auf den Hals. Der ist zwar ein wenig tollpatschig, aber nicht, wenn es darum geht mich zu verteidigen“, erklärte der Braunhaarige stolz und zeigte dann auch den Schwestern seinen Ring, die sofort von diesem Geschenk hingerissen waren. Doch nicht nur davon, sondern auch von Laro, sie lagen mit ihm einfach auf einer Wellenlänge, was sich bereits in den ersten Minuten gezeigt hatte und so schnatterten sie noch eine ganze Weile miteinander und ließen Minoru und Kaji die Zeit, die sie benötigten. Irgendwann stieß dann auch Rayou noch mal kurz zu ihnen und machte ein paar neckende Bemerkungen, bevor er wie immer noch einmal außer Haus ging und gleichzeitig wieder Ruhe im Wohnzimmer einkehrte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, wenn die Freischaltung mitgespielt hat, dann kam dieses Kapitel jetzt wieder ordnungsgemäß am Donnerstag und ich hoff doch mal sehr, dass es euch gefallen hat ^.~ Nu haben Minoru-chan und K-chan sich ja wenigstens schon mal ein bisschen wieder angenähert, wenn ich dem armen Kaji auch wieder böse mitgespielt hab =P *süßkram bereitstell* *alle leser knuddel* eure luci-maus ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)