Verliebt in Nachbars Sohn 2 von Luci-Maus ================================================================================ Kapitel 5: Schuldgefühle ------------------------ Am Samstagvormittag setzte Minoru sein Vorhaben in die Tat um und fuhr mit dem frühsten Zug, an diesem Tag, zu seinem Freund, hoffte dabei sich in der fremden Stadt zurechtfinden zu können. Er wollte den Rothaarigen unbedingt überraschen und das bedeutete dann auch, dass er ohne dessen Hilfe zur WG finden musste. Die Adresse kannte er ja und notfalls würde er einfach ein paar Passanten nach dem Weg fragen, beschloss er im Stillen. An seinem Zielbahnhof angekommen schaute er sich dann erst einmal in Ruhe um, versuchte die Straßen wiederzuerkennen, die er sich bereits im Internet angeschaut hatte, um vorsorglich herauszufinden, wo lang er überhaupt gehen musste. Schließlich fand er die richtige Straße und machte sich mit seinem Rucksack auf den Weg. Den Bus würde er nicht benutzen müssen, da es laut Internetstraßenkarte nur zehn Minuten dauern sollte vom Bahnhof aus zur Wohnung zu gelangen, er war da jedoch ein wenig skeptisch. Wachsam blickte Minoru sich immer wieder um, damit er sich auch ja nicht verlief und so fand er kaum eine Viertelstunde später tatsächlich ohne größere Schwierigkeiten den gesuchten Wohnblock. Erleichtert las er den Namen Kaji Sakagami neben einigen anderen an einem Klingelknopf und drückte drauf, um eingelassen zu werden. „Ja“, ertönte kurz darauf Kajis fragende Stimme und ließ das Herz des Blonden sogleich höher schlagen, der nun mit leicht verstellter Stimme meinte: „Päckchen für Sakagami.“ „Für mich? Ich hab gar nichts bestellt“, meinte der Wohnungsbesitzer leicht verwirrt, woraufhin sein Freund die Augen verdrehte: „Absender ist eine Milana Sakagami.“ „Ach, das ist meine Mutter. Gut, kommen Sie rauf.“ Der Türsummer erklang und erleichtert drückte Minoru die Haustür auf, flitzte hoch in den zweiten Stock und klingelte dort wieder, da ihm die Tür noch nicht vorsorglich geöffnet worden war. Von drinnen hörte er jedoch, wie sich verschiedene Personen unterhielten und nahm an, dass die Mitbewohner des Älteren gleich neugierig nachgefragt hatten, als es hieß er bekäme ein Päckchen von seiner Mutter. Der kleine Blondschopf allerdings wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser und schaffte es noch seinen Rucksack abzunehmen, bevor ihm sein Freund öffnete. „M… Minoru-chan“, stammelte er völlig perplex im ersten Moment, bevor er so schnell agierte, dass der Jüngere es gar nicht schaffte Überraschung zu rufen. Fest schlang er die Arme um Minorus Brustkorb und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge, konnte nicht anders als ihn ganz eng an sich zu drücken. „Ich hab dich auch furchtbar vermisst“, wisperte der Kleinere, der die Arme um seinen Hals gelegt und die Augen geschlossen hatte. Leicht wiegten sie sich hin und her, wollten einander gar nicht mehr loslassen. Sie genossen es schlicht sich endlich wieder spüren zu können. Tief atmeten die Beiden den vertrauten Geruch des Anderen ein, waren ganz in ihrer Welt gefangen. Wahrscheinlich hätten sie noch Stunden so zusammenstehen und sich umarmen können, wären da nicht zwei neugierige Schwestern, die vorgestellt werden wollten, gewesen. „Hallo“, sprach Chisaki die Zwei sanft an, während ihre Schwester leicht hinter ihr stand: „Dürfen wir stören?“ „Wir möchten auch mal den süßen kleinen Fratz sehen, den du immer so schrecklich vermisst“, hängte die Jüngere verschmitzt lächelnd an, woraufhin Kaji sich mit einem tiefen Seufzen leicht von Minoru löste. Er hielt ihn immer noch fest an sich gedrückt, doch hob er den Kopf und blickte seine Mitbewohnerinnen an. „Ihr Quälgeister“, meinte er leicht tadelnd: „Gönnt mir aber auch gar nichts.“ Neugierig blickte der Blonde die Mädchen an, hatte inzwischen die Arme runter genommen und ließ die flachen Hände auf der Brust seines Freundes ruhen. „Lass sie doch, ich wäre auch neugierig“, erklärte er sanft und lehnte sich beim Älteren an. Nur weil er einverstanden war vorgestellt zu werden, hieß das noch lange nicht, dass er bereit war seinen Freund loszulassen. Das würde er eine ganze Weile erst mal nicht mehr tun, so gut wie es sich anfühlte ihn wieder zu spüren. „Also gut, wenn ihr schon so drängelt… Das hier ist mein süßer, kleiner Minoru und er ist kein Fratz mehr“, erklärte Kaji den beiden Lilahaarigen und streichelte seinem Schatz dabei liebevoll durchs Haar, bevor er ihm vorstellte: „Und das sind Chisaki und Misaki, meine neugierigen, aber sehr netten und hilfsbereiten Mitbewohnerinnen. Ohne sie wäre ich schon als Trauerkloß in irgendeiner Ecke meines Zimmers geendet, so sehr wie ich dich die ganze Zeit vermisse.“ Förmlich schnurrend knuddelte er Minoru, der nur mühselig eine Hand frei bekam, um sie den Schwestern zu reichen und sie zu begrüßen. Doch diese Anhänglichkeit machte ihm so gar nichts aus und die Mädchen konnten auch nur drüber schmunzeln. „Wie kommt es denn, dass du so plötzlich hier bist, Mi-chan“, wollte Chisaki neugierig wissen. „Ich hab’s nicht mehr länger ausgehalten und da dachte ich mir, wenn K-chan nicht zu mir kommen kann, wer sagt dann, dass ich nicht zu ihm kann… Tja und deswegen hab ich mich heute Morgen einfach in den Zug gesetzt und bin hergekommen. Ich hoffe du freust dich?“ Fragend blickte er den Rothaarigen an, der übers ganze Gesicht strahlte: „Ich freu mich wahnsinnig, das ist ja wohl ganz klar. Du weißt gar nicht, wie fürchterlich ich dich vermisst habe.“ „Doch, das sagtest du schon“, lachte Minoru und schlang die Arme um Kajis Taille, kuschelte sich näher an ihn ran: „Mir geht’s doch nicht anders, wären Laro und Tori nicht für mich dagewesen, dann…“ „Tja, es geht halt nichts über gute Freunde“, fiepte Misaki dazwischen und kam nun ein wenig hinter ihrer Schwester hervor: „Es war richtig süß, wie Kaji unter der räumlichen Trennung gelitten hat.“ „Ich fand das weniger süß“, meinte der Rothaarige leicht schmollend, als auf einmal Rayou in der Haustür stand. „Wem gehört denn dieser Rucksack hier und warum steht die Tür weit offen“, wollte er wissen, war wie immer nur mäßig gut gelaunt. Er nahm den Rucksack mit rein und schloss auch die Eingangstür, erblickte dann erst, dass ein blonder Haarschopf aus Kajis Armen hervorlugte. „Wen haben wir denn da? Ich dachte wir geben uns gegenseitig Bescheid, wenn Besuch kommt?“ „Der kam aber überraschend“, meinte der Besucher breit grinsend und drehte sich in den Armen seines Freundes um, so dass dieser ihn nun von hinten umarmte und er dem Braunhaarigen zur Begrüßung die Hand reichen konnte: „Ich bin Minoru Kusanabe, K-chans Freund. Und du bist Rayou, nehme ich an?“ „Bin ich“, bestätigte der Ältere, der Minoru mit wachsamen Augen musterte und erst nach einigen Sekunden dessen Geste erwiderte, seine Hand schüttelte. „Kaji hat in den höchsten Tönen von dir geschwärmt, Kleiner und ich muss ja zugeben, dass er gar nicht so sehr übertrieben hat. Du bist schon ein recht ansehnliches Bürschchen“, erklärte er grinsend, woraufhin der Kleine die Backen aufblies und meinte: „Nenn mich nicht so. Ich heiße Minoru.“ „Ach echt“, fragte Rayou sarkastisch: „Alzheimer hab ich noch nicht.“ Leicht knurrte der Blondschopf über diese flapsige Antwort, während seinen Freund ganz andere Sorgen plagten. Im ersten Moment hatte er sich viel zu sehr über Minorus plötzlichen Besuch gefreut, um daran zu denken, dass er ihm eigentlich was zu beichten hatte. Doch dies fiel ihm nun siedend heiß wieder ein, wo er seinen Mitbewohner sah. „Jetzt hört schon auf wegen so einer Kleinigkeit zu zanken“, tadelte Chisaki die Jungs, da sie eh immer als Schlichterin in Aktion treten musste, wenn irgendwas anstand und Kaji nutzte diese Chance, um zu meinen: „Minoru-chan, komm doch bitte mit in mein Zimmer, ich möchte unter vier Augen über etwas sehr Wichtiges mit dir sprechen.“ Tief in sich fühlte der Angesprochene sich allarmiert und dank dieser Worte beunruhigt, doch war er an sich so glücklich über ihr Wiedersehen, dass er dieses Gefühl, diese kleine Stimme im Hinterkopf, ausblendete. „Natürlich… welches ist dein Zimmer?“ „Das gleich dahinten“, erklärte der Rotschopf und nahm ihn mit sich in sein Zimmer, warf dabei Rayou noch einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu. Ihm war mehr als unbehaglich zu Mute, immerhin würde er seinen kleinen Liebling nicht belügen und schweigen galt mit als lügen, was bedeutete, dass er ihr schönes Widersehen ruinieren musste. Minoru aber bemerkte davon noch nichts und sah sich neugierig in Kajis neuem Reich um: „Schön hast du’s dir hier gemacht, richtig gemütlich. Ich sollte dich öfter besuchen kommen.“ Grinsend drehte er sich zu seinem Freund um, den er erstmals, seit sie sich begrüßt hatten, wieder los gelassen hatte. Fröhlich fiel er ihm um den Hals und wollte ihn schon küssen, als der Ältere das Gesicht abwandte: „Minoru-chan, warte. Ich möchte dir erst etwas erzählen… oder viel mehr beichten. Ich möchte nicht, dass es zwischen uns steht…“ Ernst sah er den Kleineren an und atmete noch einmal tief durch, bevor er ihm leicht über die Wange streichelte. „W… was ist los? Warum bist du auf einmal so komisch? Das macht mir Angst.“ Nervös blickte Minoru mit seinen großen blauen Augen zu Kaji auf, legte die Hände dabei wieder auf seiner Brust ab. „Ich… weiß nicht wie, wo ich anfangen soll… es tut mir unendlich leid, dass ich mich so hab… verleiten lassen, aber ich hab dich so schrecklich vermisst…“, begann der Ältere endlich zu sprechen, verschreckte seinen Freund mit jedem Wort mehr. Hart schluckte der Blondschopf, fragte mit zitternder Stimme: „Worauf willst du hinaus? Was hast du getan?“ Das ungute Gefühl keimte schlagartig wieder in ihm auf, das er verspürt hatte, als ihm der Andere mitgeteilt hatte, dass er mit ihm sprechen wolle. Heftige Angst begann den Kleineren zu umklammern und eisern einzuengen, weshalb er auch die schlanken Finger in Kajis Hemdstoff krallte. Dieser konnte sich nur schwer dazu entschließen den dicken Kloß in seinem Hals herunter zu schlucken und wieder zum Sprechen anzusetzen. Viel zu groß war seinerseits die Angst Minoru zu verlieren, wusste er doch bereits, dass dieser es nicht auf die leichte Schulter nehmen und augenblicklich verzeihen würde können. Dennoch war ihm klar, dass er es sagen musste, bevor es irgendwie von alleine heraus kam, aber am meisten, damit ihre Beziehung ehrlich blieb. „Minoru, du hast Rayou eben kennengelernt, er ist sehr launisch, wenn er auch im Grunde einen guten Kern hat und er ist ein ganz anderer Typ als du und trotzdem…“ Wieder machte er eine Pause, wusste nicht recht wie er nun weiter sprechen, wie es richtig erklären sollte, was vorgefallen war. Der Jüngere allerdings vermutete schon das Schlimmste und fragte entsetzt, mit quietschend hoher Stimme: „Sag mir nicht, dass du ihn liebst! Sag mir nicht, dass du mich gegen ihn tauschen willst, das ertrage ich nicht!“ „Nein! Nein, so ist das nicht! Ich liebe ihn doch nicht, du bist für mich alles! Gegen nichts und niemanden tausche ich dich ein, um Gotteswillen!“ Kurz durchzuckte Minoru die pure Erleichterung, bevor ihm jedoch sogleich wieder bewusst wurde, dass es immer noch etwas gab, das ihm Kaji erzählen oder viel mehr beichten wollte. „Aber was denn dann“, fragte er ungeduldig, hielt dieses Herumgedruckse nicht mehr länger aus. „Also gut… in einem schwachen Moment, direkt nach einem unserer Telefonate, da war ich mit Rayou alleine in der Küche und er hat sich Kakao gemacht und war so ungewöhnlich gut drauf und… er hat mich in diesem Moment von seiner Art her wahnsinnig an dich erinnert und ich hab mir regelrecht vorgestellt, wie du vor mir herumwuselst und nicht Rayou und da… na ja, ehe ich mich versah, hatte ich auch schon gehandelt und… und…“ „Und was“, fuhr ihn der Kleinere ungehalten an, waren seine Nerven doch bis zum Zerreißen angespannt. „Ich hab ihn geküsst.“ „D… du… hast ihn… geküsst“, fragte der Jüngere und starrte ihn einen Moment einfach nur fassungslos an, bevor er ihn ruckartig von sich stieß. „Du bist ein Schwein! Du hast mir so oft versichert und versprochen, dass du nur mich liebst und mich nicht verlassen willst und kaum einen Monat später hast du einen Neuen und…“ „Nein“, fuhr Kaji erschrocken dazwischen und umfasste ihn an den Oberarmen: „Ich hab doch keinen Neuen! Ich liebe dich und will nichts von Rayou, es war nur ein fürchterlicher Ausrutscher! Ich hab doch gesagt, dass ich mir dich vorgestellt hab! Ich hab dich so schrecklich vermisst!“ „Dann küsst du jetzt jeden, der mir auf irgendeine Weise ähnlich ist?! Wirst du mir jetzt jedes Mal bei einem Besuch einen Kuss beichten müssen?!“ „Natürlich nicht, es war ein einmaliger Ausrutscher“, versicherte der Rothaarige, war völlig verzweifelt. Sicher war ihm klar gewesen, dass Minoru heftig reagieren würde, doch nun wo er in seinen Augen so viel Schmerz und Enttäuschung erblickte, noch dazu die Tränen, die in dem Jüngeren aufstiegen, schnürte es ihm die Brust zu. „Na klar, ein einmaliger Ausrutscher, was denn auch sonst“, lachte Minoru mit ironischem Unterton und befreite sich ruckartig aus dem Griff, der ihn hielt: „Das kannst du einem anderen erzählen“, schrie er den Älteren an, wobei ihm nun die Tränen stumm über die Wangen rannen und seinem tiefen Schmerz noch mehr Ausdruck verliehen. „Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie du mir gesagt hast, dass du eigentlich hetero bist und ich der einzige Junge bin, der je dein Herz erobern könnte und nun knutschst du nach wenigen Wochen mit einem anderen rum! Du hast mich angelogen! Ich bin nicht der Einzige für dich!“ „Doch! Das war nicht gelogen! Ich sage doch, dass ich für Rayou nichts Derartiges empfinde. Keine sexuelle Erregung, keine Liebe, da ist nur normale Freundschaft. Bitte versteh das doch. Ich will dich auf keinen Fall wegen so einer Dummheit verlieren.“ Kaji wollte seinen Freund tröstend in die Arme nehmen, ihm immer wieder versichern, wie stark seine Gefühle für ihn, nur für ihn, waren und dieser blöde Kuss ihm nicht das Geringste bedeutet hatte, doch der Blondschopf schlug seine Hände weg. „Fass mich nicht an“, fauchte er ungehalten und wischte sich über die Augen, konnte kaum mehr an sich halten, doch er wollte nicht vor ihm weinen. Hastig drängte er sich an ihm vorbei raus aus dem Zimmer. Minoru wollte nur noch weg, weg von Kaji und zurück nach Hause, wo es Menschen gab, die ihre Worte, ihre Versprechen nicht gleich nach kürzester Zeit wieder zurücknahmen oder brachen. Der Größere aber konnte ihn nicht so einfach gehen lassen und lief ihm nach: „Warte doch, Minoru! Wo willst du denn hin?“ „Ich fahre nach Hause und du kannst bleiben, wo der Pfeffer wächst“, schrie der Jüngere schluchzend und schnappte sich seinen Rucksack, wobei Kaji ihn zu fassen bekam und prompt eine Ohrfeige hinnehmen musste. „Ich sagte: fass mich nicht an! Ich gehe und du wirst nichts daran ändern können!“ Er stürzte zur Tür und konnte gerade noch mit anhören, wie ihm der Rothaarige nachrief: „Es tut mir doch leid! Bitte geh nicht!“ Doch Minoru ging, rannte davon. So lange hatte er geglaubt niemals mit dem Älteren zusammenkommen zu können. Hatte geglaubt, dass dieser ihn, als Jungen, niemals als Partner akzeptieren und sich in ihn verlieben könnte und nun, wo er eines Besseren belehrt worden und doch mit ihm zusammengekommen war, knutschte sein Freund fremd! Aber nur aus Angst ihn wieder verlieren zu können, wollte der Blonde ihm nicht sofort verzeihen und so tun, als hätte ihn diese Beichte nicht tief verletzt. Nun musste eben Kaji sich mal um Minoru bemühen, wenn ihm wirklich etwas an ihm lag und nicht immer andersherum. Der Kleinere fand er hatte jedes Recht dazu verletzt und abweisend zu sein. Schluchzend lief er zurück zum Bahnhof und nahm den erstbesten, wenn auch überteuerten Zug zurück nach Hause, konnte sich auf der Fahrt nur schwer wieder beruhigen und war froh, dass er das Abteil, in dem er saß, beinahe ganz für sich alleine hatte. Seinem besten Freund schrieb er eine SMS, in der er ihm erklärte, dass er ihn dringend brauchte und deshalb vom Bahnhof abgeholt werden wollte. Natürlich bekam er die Antwort, dass Laro dort sein würde, doch widererwartend riss er sich zusammen und hakte nicht gleich nach was passiert war, sondern ließ ihm zunächst erst einmal ein wenig Ruhe, bis sie sich persönlich gegenüber standen. Als dies endlich der Fall war, stürzte Minoru sich weinend in die Arme des Älteren und erklärte ihm schluchzend was vorgefallen war, konnte sich nun erst recht nicht mehr zurückhalten. „Wie konnte er nur… einen anderen Kerl… und ich warte die ganze Zeit… sicher wollte er nur wegen ihm nicht Heim kommen… ich bin so fürchterlich enttäuscht von ihm… es tut so weh, auch wenn es nur ein Kuss war“, lauteten einige Sprachfetzen, die der Braunhaarige nur mit viel Mühe verstehen konnte. Der Jüngere war einfach viel zu aufgewühlt, so dass Laro ihn schließlich auch mit zu sich nach Hause nahm und dort erst einmal langsam wieder aufpäppelte. „Wie geht’s dir inzwischen“, wollte sein Freund nach einiger Zeit, in der sich der Blonde weitestgehend beruhigt hatte, wissen und reichte ihm eine vor Hitze herrlich dampfende Tasse Tee zur Beruhigung. „Mies“, lautete die gemurmelte Antwort: „Ich kann’s einfach nicht verstehen… und dann auch noch mit einem anderen Kerl… wo ich dachte, dass ich der einzige Junge sei, der ihn erobern konnte…“ „Erzähl doch erst einmal von Anfang an was vorgefallen ist. Bisher habe ich nur verstanden, dass Kaji einen anderen Kerl geküsst haben soll und du tief verletzt deswegen bist.“ „Natürlich bin ich das“, fiepte der Jüngere ungehalten und trank erst einmal einen Schluck, um nicht gleich wieder loszuweinen. „Heute Morgen war ich so gut gelaunt, ich hab mich total auf Kaji gefreut und ich hab auch gleich zur WG gefunden. Es war alles so schön und unser Wiedersehen erst! Er hat mich in den Arm genommen und ganz fest an sich gedrückt und er wollte mich gar nicht mehr loslassen… Ich… ich war so glücklich“, schluchzte er: „Und dann nimmt er mich mit in sein Zimmer und beichtet mir, dass er mit seinem Mitbewohner, mit Rayou, rumgeknutscht hat! Er hatte sogar die Frechheit zu sagen, dass er in ihm mich gesehen hat, weil sein Verhalten in dem Moment meinem so geähnelt hat und wir kurz zuvor miteinander telefoniert hatten! Das sind doch alles nur Ausreden!“ Minoru konnte nicht mehr an sich halten und stellte sicherheitshalber den heißen Tee beiseite, musste sich im nächsten Moment schon wieder die Tränen aus den Augen und von den Wangen wischen. „Kaji hat gesagt es sei nur ein Versehen gewesen und es würde nie wieder vorkommen, doch wie kann ich ihm das denn jetzt noch glauben? Noch dazu wohnt er mit diesem … Kerl zusammen, als ob er da nicht wieder in Versuchung geraten würde!“ Seufzend legte Laro seine Arme von der Seite um die Taille des Blonden und zog ihn tröstend an sich: „Hör mal, Mi-chan, du hast ihn so schrecklich vermisst und er hat dich sicher genauso sehr vermisst. Meinst du nicht, dass es wirklich ein Versehen gewesen sein könnte?“ Der Ältere hatte versucht sich möglichst vorsichtig auszudrücken, dennoch brauste sein Freund sofort auf: „Man küsst doch niemanden aus Versehen! Das geht doch gar nicht! Außerdem… Laro, es ist ein anderer Kerl, was wenn er nun entdeckt, dass ich nicht der einzige Junge bin, auf den er steht? Wenn er nun merkt, dass er bi ist?“ „Hast du jetzt Angst, dass eure Beziehung kaputt geht, oder bist du sauer auf ihn“, wollte der Braunhaarige mit hochgezogener Augenbraue wissen, konnte das selbst nicht mehr so genau ausmachen. „Beides. Ich liebe ihn ja und will ihn natürlich nicht verlieren, aber es verletzt mich eben auch sehr, dass er nach knapp einem Monat schon fremdknutscht mit einem Jungen! Wie sollen wir da erst zwei ganze Jahre so überstehen? Das geht doch gar nicht… wir haben uns nicht einmal geküsst, weil er mir das erst beichten wollte und ich danach überstürzt abgehauen bin…“ Betrübt schmiegte er das Gesicht in Laros Halsbeuge, der ihn tröstend umarmte. „Ach, Mi-chan, das tut mir alles so leid. Ich weiß gar nicht, was ich sagen kann, um dich zu trösten. Das ist schäbig von ihm… aber andererseits hat er dir auch von sich aus alles gebeichtet, wollte nichts vor dir verheimlichen oder dich belügen. Das ist viel wert und ich glaube eigentlich auch nicht, dass er denselben Fehler zwei Mal macht.“ „Stehst du jetzt etwa auf seiner Seite“, entrüstete sich der Jüngere und schaute seinen Freund beinahe vorwurfsvoll an, fühlte sich ein wenig verraten, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „So war das nicht gemeint, ich steh auf gar keiner Seite. Aber recht musst du mir trotzdem geben. Es war nur fair von ihm dir gleich alles zu sagen. Er hätte dir den Kuss ja auch ganz einfach verheimlichen können und du hättest es nie herausgefunden“, erklärte Laro seinen Standpunkt der Dinge, gab Minoru damit zu denken. „Gut, vielleicht spricht das für ihn, aber das ändert doch nichts daran, dass er fremd geknutscht hat. Wie soll ich ihm denn jetzt weiter vertrauen, dass er nicht aus Sehnsucht noch mehr mit ihm macht, oder mit einem Anderen was anfängt?“ Leise wimmernd drückte der Kleinere sich wieder an seinen Freund und verbarg das Gesicht in seiner Halsbeuge. Stumme Tränen liefen ihm über die Wangen und tropften auf Laros Haut, liefen in seinen Shirtausschnitt, ließen ihn tief seufzen. „Ich kann dir schlecht sagen, dass du ihm einfach verzeihen sollst, ich wäre sicher auch furchtbar verletzt, wenn Tori… ich will gar nicht dran denken, nachher unterstelle ich ihm noch irgendwas Unsinniges, weil mich die Eifersucht plagt… entschuldige, ich schweife ab, es geht hier um dich und Kaji. Was ich sagen will…“ „Ich weiß schon“, murmelte der Blonde und kuschelte sich noch ein wenig näher, war froh darüber, dass der Größere ihm eine solche Stütze war: „Ich soll mir die Zeit nehmen, die ich brauche, um ihm zu verzeihen, aber ich soll dabei bedenken, dass er guten Willen gezeigt hat.“ „Na ja, so würde ich das zwar nicht ausdrücken, aber im Grunde hast du es erfasst.“ Sanft streichelte er Minoru über den Rücken, insbesondere über die Schultern und tröstete ihn, war einfach für ihn da. ~*~*~*~*~*~*~ Rayou hatte das Geschrei und die anschließende Fluchtszene mitbekommen und näherte sich nun dem am Boden zerstörten Kaji vorsichtig, der sich die schmerzende Wange hielt. „Was ist denn das eben gewesen? Worüber habt ihr euch denn in die Haare gekriegt?“ „Du!“ „Ich?“ „Warum musstest du so gut gelaunt sein?! Warum musstest du plötzlich so verspielt und niedlich sein?! Nein! Warum konnte ich Idiot mich nicht zusammenreißen?! Nur weil ihr euch in dem Moment so ähnlich ward hab ich die Kontrolle verloren“, platzte es aus dem Rothaarigen heraus. „Jetzt versteh ich, es geht um diesen blöden Kuss“, meinte der Braunhaarige verstehend und griff nach der Hand des Anderen, da dieser sich vor Wut die Haare raufte und er befürchtete Kaji könnte sich noch welche ausreißen. „Sag bloß du musstest diese Sache dem Kleinen gleich auf die Nase binden?“ „Natürlich! Minoru ist mein Freund, ich liebe ihn! Wie könnte ich sein Vertrauen so missbrauchen und es ihm einfach verschweigen?!“ „Als ob das noch den Kohl fett gemacht hätte“, seufzte Rayou und schüttelte den Kopf: „Du hattest doch eh schon Mist gebaut. … Was sollte das damals eigentlich? Erst knutschst du mich ab und dann verpisst du dich Hals über Kopf.“ Tatsächlich hatten sie bisher nie über diesen Vorfall gesprochen, doch nun, da sie eh schon beim Thema waren, wollte der Jüngere die Sache endlich auch mal klären. „Tut mir leid. Ich hätte mit dir auch längst reden sollen, aber du hattest nichts weiter danach gesagt und ich war ganz froh darüber“, seufzte der Größere: „Als du an dem Tag so fröhlich warst, da hatte ich doch gerade mit Minoru telefoniert und ich hab ihn so vermisst…“ „Du hast ihn in mir gesehen“, fragte Rayou mit hochgezogener Augenbraue, schlussfolgerte dies aus der bisherigen Erklärung. „Na ja, so ungefähr. Du hast dir Kakao gemacht und dabei so gewirkt, wie Minoru und dann… dann hab ich einfach, ohne nachzudenken…“ „Verstehe“, seufzte der Jüngere und schüttelte den Kopf: „Also ging es einzig und allein um deinen Blondie und mich hast du dabei kein bisschen gesehen.“ „Nein… doch, ich hab wirklich nur ihn in dir gesehen, für dich war da keinerlei Gefühl in dieser Hinsicht. Es tut mir leid, ich hätte dich nicht so benutzen dürfen.“ Geknickt schaute er den Braunhaarigen an, der nun abermals seufzte und ihn dann leicht anlächelte: „Ist schon gut, du brauchst dir wegen mir jetzt keine Gedanken zu machen. Ich muss zwar sagen, dass ich von dem Kuss recht angetan war, aber ich denke ich bin eh nicht der Typ für feste Bindungen. Du brauchst dir also um mich keine Sorgen zu machen, ich bin nicht in dich verliebt, also verletzt es mich auch nicht.“ Erleichtert atmete Kaji tief durch: „Ich bin so froh, dass du das sagst. Minoru ist einfach mein Ein und Alles, über ihn kommt niemand.“ „Mann, du bist echt schwer verliebt. Dass dir dein Kleiner überhaupt böse sein kann, mir würde das ja schon schwer fallen und du weißt, dass ich kein besonders geselliger Typ bin.“ „Danke, dass du das sagst… Rayou? Was heißt du warst von unserem Kuss angetan? Ich dachte die ganze Zeit, dass du hetero bist.“ „Ach das… nee, ich bin nicht hetero. Ich bin bi, wenn ich auch - insbesondere in letzter Zeit - definitiv mehr zu den Mädels neige.“ „Jetzt verstehe ich. … und warum willst du keine feste Beziehung?“ „Ach, die halten doch eh nicht. Wenn ich mal das Bedürfnis nach Nähe habe, dann suche ich mir einfach jemanden und dann ist gut. Ich habe keine großen Beziehungsansprüche.“ „Das ist aber traurig, es ist so schön, wenn man alles mit seinem Partner teilen kann.“ „Hm…“, machte der Kleinere, schien davon nicht so ganz überzeugt zu sein: „Lass mal, ich hab’s echt nicht so mit festen Beziehungen. Kümmer du dich mal um deine und dann ist gut“, meinte er abwehrend. Seufzend umarmte der Rothaarige seinen Freund kurz: „Du findest schon auch noch jemanden, bei dem du dich so wohl fühlst, dass du mehr, als nur eine kurze Affäre möchtest, da bin ich mir sicher.“ Rayou gab nur ein kleines Murren als Antwort von sich und ließ sich ansonsten die Umarmung gefallen, fühlte sie sich doch nicht schlecht an. „Wenn du meinst, auf jeden Fall hast du gerade deine eigenen Probleme, um die du dich kümmern solltest.“ „Ja, wenn ich nur wüsste wie“, meinte der Größere betrübt und ließ seinen Mitbewohner wieder los: „Ich kann so gut verstehen, dass Minoru sich hintergangen und verletzt fühlt. Hoffentlich verliere ich ihn deswegen nicht, dieser Kuss hatte doch keine Bedeutung für mich.“ Der Braunhaarige wusste nicht so recht, wie er dem Niedergeschlagenen helfen konnte, so dass er nach einiger Zeit Chisaki und Misaki zu Rate zog und ihnen kurz und knapp berichtete, was vorgefallen war. „Oje… ich meine, du bist ja selbst schuld, aber trotzdem tust du mir auch unendlich leid“, meinte die Ältere mitfühlend und streichelte ihm über den Rücken, nachdem sie sich alle gemeinsam im Wohnzimmer hingesetzt hatten. „Weißt du schon, wie du das wieder hinbiegen willst?“ „Nein, Misa… ich hab noch absolut keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.“ „Du könntest ihn anrufen und dich noch mal bei ihm entschuldigen“, meinte die Helllilahaarige. „Schon, aber ich befürchte, dass er mir da im Augenglick eh einen Riegel vorschiebt, da er sicher nicht rangeht“, meinte der Rotschopf verzagt und ließ sich gegen die Rückenlehne der Couch fallen, seufzte tief. „Ach, jetzt lass dich nicht so hängen“, meinte Rayou und versuchte ihn ein wenig unbeholfen zu trösten: „Gib ihm einfach ein paar Tage Zeit und dann sieht die Welt sicher schon wieder ganz anders aus.“ „Hm…“, machte der Angesprochene nur und ließ weiterhin den Kopf hängen, was die Mädchen veranlasste sich tröstend je an eine Schulter von ihm zu schmiegen. „Und wenn du dir eine Auszeit nimmst und nach Hause fährst“, fragte Chisaki nach einer Weile und blickte zu Kaji auf. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist… ich denke Rayou hat recht, ich sollte ihm erst einmal ein wenig Zeit geben, damit er sich beruhigen und das Ganze sacken lassen kann.“ „Gut, wie du möchtest, aber dann lass dich wenigstens von uns trösten“, meinte die Jüngere sanft und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, bekam dafür ein dankbares Lächeln von ihrem Freund. Noch eine Weile saßen die Vier beisammen, bevor sie sich allmählich wieder um ihre Verpflichtungen kümmern mussten und Kaji sich bedrückt in seinem Zimmer verschanzte. Sein guter Vorsatz Minoru erst einmal Zeit zu geben hielt jedoch gerademal bis zum Abend, wo er dann mehrere Male versuchte ihn telefonisch zu erreichen, was ihm jedoch nicht gelang. Der Blondschopf drückte ihn immer wieder weg und schaltete am Schluss das Handy ganz aus, so dass sein Freund bedrückt auf sein Bett sank und sich eingestehen musste, dass er ihn besser erst einmal wirklich in Ruhe ließ. So brachte das jedenfalls keine Punkte, bewirkte eher noch, dass er den Kleineren damit nervte und noch zusätzlich in Rage brachte. So schwer es Kaji auch fiel, er konnte nichts tun, als abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln würde. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Oh weh, jetzt hat's gekracht und das nur, weil Kaji versucht hat ehrlich mit seinem süßen Blondschopf zu sein und dann gab's nach der langen Zeit nicht mal einen Bussi *sfz* Ich hoffe das Kapitel hat euch trotzdem wieder gefallen, leider hat mein I-net gestern gesponnen und ich konnte es nach dem Gegenlesen nicht mehr rechtzeitig hochladen, aber ich geh einfach mal davon aus, das ein Tag Verspätung auszuhalten war =P *süßkram bereitstell* *alle leser knuddel* eure luci-maus ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)