Carya von Carifyn (Eine Fanfiction zu Darkover) ================================================================================ Kapitel 2: Spring! ------------------ Egal wie viele Sternenkarten wir durchsuchten, egal, welche Computer wir befragten, ganz gleich, von wie vielen Planeten, wie vielen neuen Leben wir träumten, bei genaueren Nachforschungen stellte sich doch immer wieder heraus, wie verletzlich unsere Träume waren. „Auf diesem Planeten wurden im letzten Jahr die Gesetze des terranischen Imperiums durchgesetzt“, sagte Liana einige Stunden später und blickte von dem hellen Bildschirm auf. Ihre Augen suchten müde meinen Blick und ich hob eine Hand, die sie ergriff. Wieder einmal hatte sich das Imperium einen Planeten einverleibt, an seine Gesetze, seine Moralvorstellungen angepasst... wieder einmal verschmolz eine eigenständige Kultur mit dem, was ihnen von den Sternenreisenden aufgedrängt wurde. Sicher, es mochte von ihnen selbst ausgegangen sein. Wer widerstand schon der Verlockung unserer Technologie, den Möglichkeiten, die sie bot? Für uns bedeutete es eine weitere zerstörte Möglichkeit, bloß ein weiterer Irrtum... keine Freiheit. Mit einem innerlichen Seufzen betitelte ich mich selbst als einen hoffnungslosen Idealisten, als Romantiker, als Träumer. Wie tief konnte man sich in Träumen und Hoffnungen verlieren? Weg von hier, bloß weg... „Wir müssen es wagen, Damien. Wann sonst, wenn nicht jetzt?“ Sie klang beinahe verzweifelt.. doch sie hatte Recht. Ich spürte noch immer ihre Finger zwischen den meinen... kühl, wo sie so lange vor dem Computer gesessen hatte. Wir waren nicht frei von der Furcht, das Gewohnte aufzugeben. Die Technik ging mit Bequemlichkeit einher, machte vieles einfacher. Dennoch... Lange genug hatten wir gewartet, gesucht... es war Zeit, den Sprung zu wagen. Nach dem Zufallsprinzip wählten wir einen Planeten, der abseits lag, am Rande des erkundeten Universums, der noch dazu noch nicht eingegliedert war, obgleich es dort zwei Raumhafen gab. Doch was interessierte uns, wie weit die Terraner dort Fuß gefasst hatten? Je weniger, desto besser. Es war der Planet, der uns interessierte. „Cottman IV“, murmelte Liana. „Geschlossener Planet der Klasse D...“ Wir tauschten einen Blick. „Von den Einheimischen Darkover genannt. Kaltes Klima, feudale Kultur ohne Technik.“ Die Konturen ihres Gesichtes wurden scharf gezeichnet durch das Flimmern des Bildschirms vor ihr. Ich las angenehme Überraschung darin, erneut aufkeimende Hoffnung. „Ein geschlossener Planet?“ Sie nickte, während sie die spärlichen Informationen durchging. „Kaum Handel mit dem terranischen Imperium... arm an Metallen – das mag der Grund für die fehlende Technik sein. Einstmals besiedelt durch eines der verlorenen Schiffe.“ Nachdenklich fuhr ich mir durch das kurze Haar. Man mochte an Zufall glauben, oder nicht... dies hier erschien mir jedoch zu gut, um wahr zu sein. Es gab nur noch wenige Planeten der Klasse D, wo der Kontakt derer, die im Raumhafen weilten, mit den Einheimischen verboten war, sah man einmal von Raumhafenbars ab. Sie hatten ein Handelsabkommen, das den Bau eines Raumhafens erlaubte, darüber hinaus jedoch kaum etwas. Im gleichen Augenblick schalt ich mich für meine Zweifel. Noch vor einer Minute war ich bereit, das Leben auf Terra zurückzulassen, nur um auf ein besseres, einfacheres zu hoffen. Liana wandte sich zu mir um. Ich sah das Funkeln in ihren Augen, erkannte, dass ihr Ähnliches durch den Kopf ging. Doch ich sah auch ihre Entschlossenheit. „Lass es uns versuchen, Damien“, hauchte sie und drückte meine Hand. Vielleicht war es das, was den Ausschlag gab. Meine eigene Sehnsucht konnte ich ignorieren, wenn es sein musste... doch ihre zu sehen, als Bestätigung meiner eigenen, ertrug ich nicht. Ich hob ihre Hand an meine Lippen, drückte einen Kuss darauf. „Wenn du es wirklich wagen willst... versuchen wir es.“ Die Förmlichkeiten waren schnell erledigt. Gleich am nächsten Tag kümmerte ich mich darum, dass wir versetzt wurden. Man hätte sagen können, wir hatten vorgesorgt... Beide hatten wir bereits auf anderen Planeten Dienst getan, Erfahrung gesammelt, ehe wir nach Terra zurückgekehrt waren, um zu heiraten. Ich war erneut angenehm überrascht, als mir gesagt wurde, dass sich für eine Arbeit auf Cottman IV nur selten Freiwillige meldeten. Und so konnte ich bald mit der Nachricht nach Hause zurück kehren, dass man uns dort Posten in der Technischen – mein Fachbereich – und der Anthropologie gegeben hatte. Liana hatte unterdessen an Informationen über Cottman IV gesammelt, was aufzutreiben war. Viel war es nicht. Doch sie hatte einige Sprachbänder, mit denen wir Cahuenga lernen konnten, eine einstmals vom englischen und gälischen abgeleitete Sprache, die ihr sehr viel leichter von den Lippen ging als mir, wo sie doch einige der älteren Sprachen studiert hatte. Nur wenige Tage blieben bis zu unserer Abreise. Wir wanderten durch die Stadt, als wollten wir uns noch einmal von unserem Heimatplanet verabschieden, und konnten es doch kaum abwarten, die hohen, steril anmutenden Hochhäuser, die um uns herum eilenden Menschen, hinter uns zurück zu lassen. In der Nacht saßen wir am Fenster und beobachteten den Mond, silbrig bleich, den wir – vielleicht – nie wieder sehen würden. Erstaunlich, wie eng Euphorie auf das Neue und die Furcht von Zweifeln miteinander verschlungen sein konnten. Schließlich hielten wir uns aufgeregt an den Händen, als seien wir ein frisch verliebtes Paar, während wir auf das Raumschiff zu gingen, das uns von hier weg bringen würde. Ich fühlte Lianas Blick auf mir, den aufmunternden Druck ihrer warmen Hand. Wie lange hatten wir darauf gewartet, diesen Ort zu verlassen? Gleichzeitig fragte ich mich: wer würde unser Handeln verstehen? Man hörte doch immer wieder von jenen, die „über die Brücke gingen“ oder auf andere Planeten zogen, wo das Leben einfacher und zugleich schwieriger war, wo die Technik nicht alle Probleme löste und die Gesetze nicht jedes Übel eindämmten. Auch einige der verlorenen Schiffe waren aus dem Grund aufgebrochen, dass sie hofften, irgendwo eine eigene Kultur aufzubauen, die anders war, als die, aus der sie kamen. Wir mochten bald erfahren, ob es ihnen auf Cottman IV – Darkover berichtigte ich mich kurz darauf – gelungen war. Ich warf nur einen kurzen Blick über die Schulter zurück, ehe wir das Raumschiff betraten, ebenso wie Liana. Lebe wohl, Terra... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)