My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 19: Pressure -------------------- Stress Tief atmete sie die heiße Luft ein, die ihr entgegen kam, als sie den Erdboden berührte. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie ganz Solas überblicken. Wesentliche Unterschiede der Stadt in den zweihundert Jahren gab es nicht großartig. Alle wichtigen Gebäude waren dort, wo sie sie in Erinnerung hatte. Nur einige Häuser waren renoviert wurden, andere abgerissen oder neugebaut. Insgesamt sah sie aber, dass die Stadt, welche rund um den Palast stand, gewachsen war. Ihr Blick fiel auf das Haus, welches sie zuletzt betreten hatte, bevor sie gegangen war. Das Haus ihres Freundes, Duncan Northcote. Jedenfalls dachte sie, dass er noch ihr Freund war, auch nach diesen vielen Jahren. Sie war sich jedenfalls keiner Schuld bewusst. Sie musste damals gehen. Vielleicht waren es nicht die richtigen Mittel gewesen, die sie verwendet hatte, aber Duncan würde ihr das schon verzeihen, so sehr war er damals von ihr abhängig. Er würde ihr schon verzeihen, dessen war sie sich sicher. „Endlich bin ich daheim.“ Der heiße Wind blies ihr durch das schwarze Haar, ihre hellblauen Augen leuchteten, nicht nur durch die viele schwarze Schminke. Gerade als sie sich aufmachte den Berg hinabzusteigen, landeten zwei Wachen des Palastes vor ihr. „Mrs. Britollia, es ist schön, Sie wohlbehalten wieder hier zu haben.“ „Danke. Gibt es irgendetwas Wichtiges?“ Einer der Wachen neigte den Kopf. „Victor erwartet Sie.“ „Sagt ihm, ich stoße bald zu ihm. Ich muss nur noch vorher etwas erledigen. Entschuldigt mich.“ Bevor die Wachen reagieren konnten war sie verschwunden. Nun stand Kate am frühen Morgen vor Duncans Haus. Langsam schritt sie über den Rasen zur Tür und genoss die Atmosphäre der Hölle, die sie so viele Jahre vermisst hatte. An seinem Haus hatte Duncan einige Renovierungen vorgenommen, doch im Großen und Ganzen erinnerte es sie noch sehr an früher. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie viele Abende auf der wundervollen Veranda verbracht hatte, meist mit einer Flasche Wein. Es waren damals schöne Zeiten, bis sie diesen Auftrag bekam und gehen musste. Doch Kate war sich hundertprozentig sicher, dass Duncan sie mit offenen Armen empfangen würde und sie dort weitermachen konnten, wo sie aufgehört hatten. An der Tür endlich angekommen, drückte sie auf die Klingel. Einmal. Zweimal. Dreimal. Endlich öffnete sich die Tür und Kates Herz klopfte vor Aufregung, endlich ihren Geliebten wiederzusehen. Doch es war nicht Duncan, der die Tür öffnete. Nein, es war eine Frau. Eine junge, hübsche, nur leicht bekleidete Frau. Kates Eifersucht stieg wie Gift in ihr empor. Sie sah aus, als würde sie gerade aus dem Bett kommen, denn ihre Haare waren ungekämmt und die Kleidung sah aus wie Schlafkleidung. Sie war hübsch, aber nicht wunderschön. Kate würde ihr am liebsten den Hals umdrehen. Ihre Stimme war eiskalt und schneidend. „Hallo.“ Die junge Frau rieb sich kurz die Augen, bevor sie wieder Kate ansah. „Guten Morgen. Darf ich fragen, was Sie hier so früh suchen? Wenn Sie zu Duncan wollen, dann kann ich Ihnen sagen, dass er noch schläft.“ Kate biss sich auf die Zunge, soviel Wut hatte sie bereits in sich. War dieses Mädchen, die nicht einmal erwachsen schien, etwa Duncans neue Freundin? Oh, dem würde sie aber was erzählen! „Ach, du bist wohl die Neue?“, fragte Kate gehässig die junge Frau, welche leicht verwirrt aussah. „Wie meinen Sie das?“ „Du weist doch ganz genau, was ich meine. Duncan hat immer mal eine neue Bettgeschichte.“ Bevor Samantha reagieren konnte, wurde sie beiseite geschubst. Die schwarzhaarige Frau stolzierte über die Türschwelle wie eine Diva. Samantha war wirklich mehr als verwirrt. Was bildete sich diese fremde Frau denn bitte ein? „Entschuldigung, aber so geht das nicht“, sagte sie deshalb, als die sie Fassung wieder gewonnen hatte und ihr ebenfalls wieder nach drin gefolgt war. Die fremde Frau drehte sich zu ihr herum. In ihren Augen stand eine Wut, die Samantha nicht nachvollziehen konnte. Immerhin kannten sie sich gar nicht. „Ach, bist du sicher?“ „Ja. Ich weiß nicht, wer Sie sind, was das soll und was Sie hier wollen. Sie können nicht einfach in ein fremdes Haus spazieren und so tun, als wäre das total normal.“ Jetzt grinste sie Samantha kalt an. „Das hier ist für mich kein fremdes Haus. Ich will nur das zurück, was ich zurückgelassen hatte.“ „Und das war was? Sagen Sie das und ich hole es.“ Plötzlich sah sie zur Treppe und als Samantha eine der Holzstufen knarzen hörte, drehte sie sich auch herum. Duncan kam die Treppe herunter. Er war auch eben erst aus dem Bett gestiegen, seine Haare lagen wild und er war nur mit einer Boxershorts bekleidet. Beide Frauen betrachteten seinen durchtrainierten Oberkörper, wobei Samantha dabei etwas rot um die Nasenspitze wurde. Während Kate ein erregtes Glitzern in den Augen hatte. So lange hatte sie schon auf diesen Augenblick gewartet. Kate ging eilig die Treppe hinauf. „Schatz, ich habe dich ja so vermisst.“ Noch bevor Duncan reagieren konnte, hatte sie die Arme um ihn gelegt und ihn geküsst. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie es passierte. Er wusste, dass sie wiederkam, aber dass es so schnell geschah, hatte er wiederum auch nicht gedacht. Nun stand sie hier und küsste ihn. So wie früher. Und er stand unter Schock, unfähig zu handeln. Samantha stand einfach nur da und starrte auf die beiden. Sie konnte nicht fassen, was passiert war. Es fühlte sich an, als wäre sie aus allen Wolken gefallen und hart auf dem Erdboden aufgekommen. Duncan hatte eine Freundin. Nie hatte er nur ein Wort darüber verloren und Samantha fand schon, dass das erwähnenswert wäre. Er hatte sie geküsst, innig und lange. Und dann war er geflüchtet. War es deswegen, wegen ihr? Hat er zu diesem Zeitpunkt seinen Fehler eingesehen? Aber wieso hat er Samantha dann nicht auf Distanz gehalten? Er hatte sich richtig rührend um sie gekümmert, jedenfalls für seine Verhältnisse. Und jetzt das! Tief in ihrem Innersten fühlte Samantha sich verraten. So als würde sie am Boden liegen und würde nun mit Füßen getreten werden. Irgendetwas war in ihr gebrochen. Jetzt gestand sie sich ein, dass sie mehr für Duncan empfand, als sie bisher festgestellt hatte. Sie hatte sich verliebt. Ihre Gefühle waren tief, daher die tiefe Verletzung. Denn Duncan erwiderte diese Gefühle nicht. Ihr standen Tränen in den Augen. Sie senkte den Blick, drehte sich um und rannte zur Haustür. Ihr war egal, dass sie noch ihre Schlafsachen anhatte. Sie musste weg. Sie musste allein sein. „Samantha!“ Sie hörte Duncan rufen, doch es war ihr egal. Sie wollte weg und rannte vom Grundstück. Wohin sie rannte, konnte sie nicht sagen. Sobald sie wieder selbstständig denken und handeln konnte, würde sie es schon herausfinden. Kate ließ von Duncan ab, als sie die Tür zufallen hörte. Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. War diese Kleine doch wirklich abgehauen, als sie ihre Show abgezogen hat. Aber eines gefiel ihr ganz und gar nicht: Duncan hatte ihr nachgerufen. Irgendetwas war zwischen den beiden, was Kate zerstören würde. Sie würde dieses Mädchen nicht dulden. Denn sie war eher da. Duncan gehörte ihr, ganz allein ihr und diesmal würde auch Duncans Bruder das zu sehen bekommen. Sie sah zu Duncan hinauf, der an ihr vorbeistarrte, an den Punkt, wo dieses Mädchen gestanden hatte. Kate fing an, über seine Brust zu streichen. Sie hatte ihn so vermisst. Endlich konnte sie ihn wieder berühren, wenn sie wollte. Es würde niemals anders sein. „Hast du mich vermisst?“ Jetzt bekam sie endlich seine Aufmerksamkeit. Er sah zu ihr hinunter. Doch auf seine nächste Reaktion war sie nicht vorbereitet. Er schubste sie unsanft die Treppe hinunter. Nach einigen Stufen konnte sie sich am Geländer festhalten. „Was soll das, Schatz?“ „Nenn mich nie wieder so!“ Er knurrte sie regelrecht an. „Und fass mich auch nie wieder an!“ Kate stieg in den Sinn, dass er wohl doch etwas sauer war für das, was sie damals zu ihm gesagt hatte, bevor sie gegangen war. Aber das kriegte sie schnell wieder hin. „Es tut mir leid wegen damals, Duncan.“ Sie stieg wieder die Treppen nach oben und strich sanft mit den Fingernägeln über seine Bauchmuskeln. Es tat einen Schlag und im nächsten Moment stieß sie hart gegen die Wand am anderen Ende des Flures. Duncan starrte sie bösartig an. „Ich sagte, fass mich nie wieder an! Ich will mit dir rein gar nichts mehr zu tun haben Kate, ich hasse dich! Und jetzt, verlasse mein Haus, sofort!“ „Aber Duncan –“ Doch er unterbrach sie. „Was du damals abgezogen hast, war das Allerletzte! Ich will dich nie wieder sehen, Kate! Lass mich bloß in Ruhe!“ Im nächsten Moment fand Kate sich vor dem Haus wieder. Als sie die kleine Treppe, welche auf die Veranda führte, betreten wollte, wurde sie von Duncans Magie zurückgeschleudert. Gerade so kam sie fest auf beiden Beinen auf. Ein Knurren entwich ihrer Kehle. „Dieses kleine Miststück hat ihn manipuliert.“ Sie sah zum Haus empor. „Ich schwöre dir, Duncan Northcote, du wirst wieder mir gehören. Egal was ich dafür tun muss.“ In einer Rauchwolke verschwand sie. „Ich sollte langsam gehen. Sonst schöpft dein Vater noch Verdacht, dass ich nicht hier bin, um dir eine neue Fähigkeit zu zeigen.“ Er stand von dem Sofa auf, auf dem sie saßen. Dann sah er zu ihr, sah ihren leicht traurigen Blick. „Lil.“ „Ich wünschte, du könntest noch bleiben“, flüsterte sie, aber er verstand es. Juan ließ sich noch einmal nieder und legte seine Hand auf ihre. Sie sah zu ihm auf, mitten in seine braunen Augen, die, nur für sie, Wärme ausstrahlten. „Das würde ich wirklich gern.“ Lilith lächelte ihn sanft an. Sie hätte nicht gedacht, dass Juan, von allein, ein Treffen mit so einem Vorwand planen würde. Sie dachte eigentlich, er würde, von allein, nicht wieder zu ihr kommen. Aber er hatte es getan. Nun war er seit drei Stunden hier bei ihr und ihre Gefühle für ihn überwältigten sie fast. Er hatte ihr im Laufe der Stunden dutzende Komplimente gemacht und merkwürdige Andeutungen, die sie nur zu gern interpretierte. Als hätte er Gefühle für mich. Die Sehnsucht nach ihm war in den letzten Wochen riesig angewachsen. Er war einige Zeit lang unterwegs gewesen und sie hatte ihn nicht einmal aus der Ferne sehen können. Und dann hatte er ihr diese Nachricht zukommen lassen, damit sie bei ihrem Vater alles geschickt einfädeln konnte. Als er dann endlich vor ihrer Tür gestanden hatte, war ihre Freude riesig gewesen. Doch erst als er drin war und die Tür geschlossen wurde, konnte sie ihre Freude offen zeigen. Auch er hatte sie vermisst, das hatte er sogar zugegeben. Trotzdem musste er jetzt leider gehen. Doch davor wollte Lilith noch einen Schritt wagen. „Juan, küss mich bitte.“ Verblüfft sah er sie an. „Bist du sicher?“ „Hundertprozentig sicher.“ Er beugte sich zu ihr und legte seine Lippen sanft auf ihre. Sie erwiderte den Kuss, fast schon verzweifelt, weil sie nicht wollte, dass Juan ging. Aber es half alles nichts. Nach ein paar weiteren Küssen, löste er sich von ihr. „Ich sollte wirklich gehen. Aber ich verspreche dir, wir sehen uns sehr bald wieder. Und dann haben wir mehr Zeit.“ Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nur jetzt konnte ich es nicht länger aushalten, dich nicht zu sehen.“ Lilith streichelte mit ihrem Daumen über seine Wange und blickte ihn in die Augen. „Danke, dass du hier warst. Ich verstehe es, und ich freue mich umso mehr auf die Einlösung deines Versprechens.“ Er nahm ihre Hand, führte sie zu seinem Mund und küsste ihren Handrücken. „Prinzessin.“ Dann stand er auf, ging zur Tür und blieb davor stehen. Noch einmal drehte er den Kopf zu ihr und sah, dass sie aufgestanden war und ihn ebenfalls ansah. Unkontrolliert lief er zu ihr zurück, zog sie an der Hüfte an sich und küsste sie noch einmal, diesmal stürmisch und leidenschaftlich zugleich. Es hatte einen gewissen Reiz für ihn, das Verbotene. Er wollte Lilith haben, aber er konnte nicht. Wegen seinen Ängsten und wegen ihrem Vater. Aber gegen die Leidenschaft war er hilflos. Auch ihr schien es so zu gehen. Sie fasste in seine Haare, verwühlte sie und erwiderte die folgenden Küsse genauso. Sie vermisste ihn mit jeder Sekunde, an der er nicht da war, mehr. Umso schlimmer war dieser Abschied für sie. Ungewiss, wann sie sich wieder so nah sein würden. Juan besann sich dann und löste sich von ihr, bevor die ganze Situation entgleiste. Ohne ein Wort richtete er kurz seine Haare, warf ihr dafür aber noch einen sanften Blick zu und verschwand aus der Wohnung. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, ließ sich Lilith auf das Sofa sinken. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Lippen. Es war, als könnte sie Juan noch immer schmecken. Sie war sich sicher: sie wollte diesen Mann, und keinen anderen in ihrem Leben. Irgendwann würde sie sich gegen ihren Vater durchsetzen müssen. Doch jetzt konnte sie daran noch nicht denken, sondern nur hoffen, dass er niemals davon erfahren würde. Plötzlich klopfte es an der Tür. Lilith stand auf, lief schnell dorthin und riss förmlich die Tür auf, in der Hoffnung, dass Juan noch einmal zurückgekommen war, damit sie da weitermachen konnten, wo sie aufgehört hatten. Aber dem war nicht so. Es war jemand, den sie lieber nicht sehen wollte, und sie ahnte das Schlimmste. Ahnte, dass er sie erwischt hatte. „Dad.“ To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)