My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 18: Message ------------------- Nachricht Die Nachricht, dass Duncan umgehend zu Victor kommen sollte, verwirrte ihn, als er sie am Morgen erhielt. Normal bat Victor immer um ein Treffen, jenseits seiner Arbeitszeiten, damit Duncan genug Zeit in den Werkstätten verbrachte. Aber diesmal war das Treffen früh, die Nachricht klang dringlich, irgendetwas war gar nicht wie sonst. Duncan stellte seine Kaffeetasse auf den Tisch, streckte sich und ließ seinen Blick noch einmal über das Stück Papier gleiten. Kein Anzeichen dafür, um was es ging, stand darauf. Nur, dass es wichtig war. Verdammt, dass hatte er auch schon mitgekriegt. Jemand erschien im Türrahmen, was sofort Duncans komplette Aufmerksamkeit beanspruchte. „Morgen“, sagte er. Etwas schläfrig strich Samantha ihre Haare nach hinten. Aber ihr gelang ein kleines Lächeln. „Guten Morgen.“ Sie hatte noch ihre Schlafsachen an, was Duncan aber nicht störte. Welchen Mann störte es denn, wenn eine Frau ein Top und eine kurze Hose anhatte? Außerdem wirkte sie süß, mit ihren verwuschelten Haaren. Widerwillig löste Duncan seinen Blick und starrte auf seine Tasse. Er musste unbedingt auf andere Gedanken kommen. Egal wie. Samantha lief zur Küchenzeile. „Ist noch Kaffee da?“ „Schau doch mal hier auf den Tisch.“ Sie tat auch, wie ihr geheißen und machte große Augen. „Oh, das ist lieb von dir.“ Duncan hatte für sie den Tisch mit angerichtet, mit allem was sie mochte. Wieder kam ein Lächeln auf ihre Lippen, was ihn umso mehr freute. Es berührte ihn einfach tief in seinem Herzen, wie es schon lange niemand mehr getan hatte. Samantha setzte sich an den Tisch und begann zu frühstücken. Duncan beobachtete sie eine ganze Zeit lang, bis er seinen Kaffee ausgetrunken hatte und dann seine Seite des Frühstückstisches aufräumte. „Ich muss dann zu Victor. Nur, dass du bescheid weist.“ „Kann ich mit?“ Fragend sah er zu ihr hinüber. „Wozu?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Na ja, er kann doch seine Dokumente wieder haben. Außerdem wollte ich mich sowieso mit Lil treffen.“ Duncan schien zu überlegen. Victor könnte in der Tat mit Samantha sprechen wollen, wenn er ihm erzählte, dass sie die Geschichte ihrer Eltern kannte. „Dann komm mit.“ Sie nickte. „Zwanzig Minuten, dann bin ich fertig.“ Duncan sah auf die Uhr. „Dann los, bin ich mal gespannt.“ „Du wirst staunen“, war ihre freche Antwort und sie verschwand aus der Küche. Duncan sah ihr nach. Er hatte das Gefühl, dass sich zwischen ihnen einiges verändert hatte. Und auch Samantha selbst war anders, offener. Vielleicht endlich sie selbst. Das sollte er definitiv beobachten, denn ihm gefiel diese andere Samantha. Sehr sogar. Als Samantha mit Duncan zum Thronsaal unterwegs war, fielen ihr wesentliche Dinge auf, auf die sie schon sehr besonders den ganzen Morgen Acht gegeben hatte. Duncan verhielt sich ihr gegenüber anders. Er achtete zum ersten Mal so wirklich auf sie, war aufmerksam. Immerhin hatte er ihr ein perfektes Frühstück gezaubert, mit allem, was ihr Herz begehrte. Das hatte sie sehr gefreut, fast genauso sehr wie die Tatsache, dass er immer wieder zu ihr sah, als müsste er sich vergewissern, ob es ihr gut ginge. Es wärmte sie innerlich, wie anders er doch sein konnte, wenn er wollte. Auch wenn sie den Grund für diese Veränderung nicht wusste, ihr gefiel es sehr. Doch Duncan hatte mit sich selbst zu kämpfen. In ihm herrschte ein wilder Sturm der Gefühle, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Er steckte in einem Zwiespalt fest, aus dem er einfach nicht herauskam. Seine Empfindungen waren zu gegensätzlich, um daraus irgendein Ergebnis zu erzielen. Er wusste doch selbst nicht, was mit ihm los war. Es war, als müsste er einen inneren Kampf ausfechten, in dem er nur der Verlierer sein konnte. Diese Gefühle, sie durften nicht sein! Und doch waren sie da. Die beiden Wachen an der Tür, welche in den Thronsaal führte, verneigten sich leicht und ließen sie dann eintreten. Samantha und Duncan gingen hinein und wie beim ersten Mal musste Samantha bei dem prunkvollen Anblick des Raumes staunen. Victor kam ihnen entgegen, als er sie erblickte und wies sie an, am Tisch Platz zu nehmen. Nachdem dies geschehen war, sah Victor Samantha direkt in die Augen. Sie bekam eine Gänsehaut. Sein Blick war so intensiv und seine Augen so schwarz, dass sie sich fürchtete. Es war das zweite Mal, dass sie Victor traf. „Ich wusste gar nicht, dass ich angewiesen hatte, dass du Samantha mitbringen sollst, Duncan?“ Victors intensiver Blick glitt zu dem Angesprochenen. Dieser machte den Mund auf, doch Samantha war schneller. „Das ist meine Schuld. Ich wollte mit. Entschuldigung.“ Duncan besah sie mit einem undefinierbaren Blick und in seinen Augen lag irgendetwas. Stolz? „So?“ Nun sah Victor wieder Samantha an, ihre Aufmerksamkeit kehrte auch sofort wieder zu ihr zurück.. „Wozu? Gibt es irgendetwas Wichtiges zu klären?“ „Ja, na ja.“ Ein kurzer Blick zu Duncan versicherte ihr, dass sie weitersprechen sollte. „Duncan hat mir die Geschichte meiner Eltern vorgelesen.“ Sie zog die Dokumente hervor und reichte sie über den Tisch. „Ich dachte, ich bringe sie wieder her.“ Victor nahm sie entgegen. „Und? Bist du jetzt schlauer geworden?“ Bevor sie nachdenken konnte, flüsterte sie: „Es ist unmenschlich und krank gewesen.“ Victor hob sein Kinn zu einer überlegenen Pose und sah sie, von oben herab, an. „Findest du, ja?“ Seine gefährliche Stimmlage und sein Blick sollten sie einschüchtern. Anfangs wirkte es auch, doch dann fasste Samantha Mut, der noch nie vorher dagewesen war. „Ja, das finde ich. Die Folterung an meinem Vater war übertrieben, auch wenn er gegen Gesetze verstoßen hat. Meine Mutter hatte mit den ganzen Dingen nichts zu tun und musste grausam verbluten.“ „Und das trifft dich, obwohl du sie nicht kanntest?“ Victors Stimme war sehr ruhig. Samantha überlegte, ob es nur eine Maske von war und er unter der Oberfläche brodelte, aber sie musste antworten. „Sie waren trotz allem meine Eltern, auch wenn ich sie nicht kannte. Niemand hat solche Strafen verdient, egal was er getan hat. Ihr solltet froh sein, dass es passiert ist. Sonst würde ich nicht existieren. Und ich denke, ich werde gebraucht.“ Überrascht zog Victor eine Augenbraue hoch. „Sehr gut, du lernst dazu.“ Jetzt sah sowohl Samantha, als auch Duncan erstaunt aus. „Bitte was?“ „Als du herkamst, warst du ziemlich schüchtern und eben hast du mir die Stirn geboten. Beeindruckend.“ Victors Worte waren wahr. Duncan lächelte leicht, als er Samanthas Verblüffung immer noch in ihrem Gesicht stehen sah. Dann färbten sich ihre Wangen leicht rot und sie nickte leicht. „Danke.“ „Und, was ist mit deiner Ausbildung? Wie läuft es bei ihr, Duncan?“ Duncan faltete seine Hände zusammen. „Es könnte nicht besser sein. Sie hat ein Händchen dafür und Juan hat mir bisher auch nur Gutes erzählt.“ „Sehr gut, Samantha. Für die nächsten Wochen und Monate geht deine Ausbildung natürlich weiter. Mal schauen, wie weit wir noch kommen, bevor der Showdown beginnt.“ Der Showdown würde mit Sicherheit der Tag sein, an dem sich die Spannungen des Krieges, der im Moment mehr ruhig als aktiv war, entladen werden. Einer der Wachen, der vor der Tür positioniert war, kam herein und verbeugte sich tief. „Sire, Sie wünschen?“ Samantha runzelte die Stirn und Verwirrung machte sich in ihr breit. Victor hatte keinen Ton zu ihm gesagt. Wieso kam er herein und fragte so etwas? Doch Samantha sollte ihre Antwort bekommen. „Geleite Samantha hinaus. Ich muss etwas mit Duncan allein klären und sie ist momentan hier fertig.“ Auf Victors Worte hin, kam er näher und Samantha stand von ihrem Stuhl auf. „Es hat mich gefreut“; antwortete sie, wobei sie etwas flunkern musste. In Wahrheit war sie froh, wieder weg zu können. Vor allem durch diese letzte Aktion mit dieser Wache, war sie vollends verängstigt. Wie machte Victor das? Dieser nickte ihr zum Abschied kurz zu, Duncan sah sie hingegen nicht an. Sie lief der Wache entgegen und zusammen verließen sie den Thronsaal. Nun waren Victor und Duncan allein und ein merkwürdiges Schweigen herrschte zunächst zwischen ihnen. Duncans Unruhe steigerte sich dadurch noch mehr. Er überlegte schon die ganze Zeit, seitdem er und Samantha das Haus verlassen hatten, was es nur so Wichtiges gab. Er sah zu Victor hinüber. „Wieso sollte ich unbedingt herkommen?“ Keine Antwort. Keine Regung. Duncan versuchte es noch einmal. „Sire?“ Victor stand auf und ging zu einem Ablagetisch. Er hob einen Teller hoch und kam mit diesem zurück zu dem Tisch, wo Duncan noch immer saß. Als er ihn abstellte, konnte Duncan erkennen, dass auf dem Teller ein Häufchen Asche lag. Fragend sah er Victor an. „Das war eine magische Nachricht. Stabilisier sie mit Magie, dann kannst du sie ebenfalls lesen.“ „Okay.“ Duncan hob seine Hand über den Haufen. Es bedarf nicht viel Konzentration, dann wurde aus der Asche langsam ein Stück Papier, auf dem in schwarzer Schrift etwas geschrieben stand. Nachdem das Papier vollständig neutralisiert war, nahm es Duncan und fing an zu lesen: Ich habe Euch nicht vergessen. In wenigen Tagen werde ich zurückkehren, mit ein paar Informationen für Euch. Falls ihr über einen Verrat meinerseits nachgedacht habt, liegt Ihr falsch. Meine Loyalität liegt ganz bei Euch, Victor. Auch, wenn der Kontakt abgebrochen war, es hat sich nie etwas geändert. Nach Zweihundert Jahren kehre ich nun zurück. Sagt Duncan, dass ich mich auf ihn, und unser weiteres gemeinsames Leben, freuen werde. K. Duncan erstarrte augenblicklich. Das konnte nicht die Wahrheit sein. Es war unmöglich. Sie konnte nicht zurückkehren. Nicht jetzt, als er gerade damit abschloss. Nein, das lief alles ganz falsch. Er ließ das Stück Papier augenblicklich wieder zu Asche verpuffen, welche sich erneut zu einem Häufchen auf dem Teller zusammenfand. Dann ballte Duncan die Hände zu Fäusten, so sehr, dass die Sehnen deutlich hervortraten. Sie. Diejenige, die ihn vor Zweihundert Jahren beinahe zerstört hatte, mit ihrer Entscheidung, alles hinter sich zu lassen. Diese Person, die ihm sein Herz herausgerissen hatte, sie kam wieder zurück. Und sie wollte ihn wieder. Sie. Kate Britollia. Und das schon in wenigen Tagen. Sofort kochte wieder eine Wut in Duncan hoch, die er bei den Gedanken an sie, gerade so verdrängen konnte. Doch bald würde er ihr wieder gegenüberstehen, doch das konnte er nicht! Sie hatte ihn zu sehr verletzt. Sie hatte zu ihm gesagt, nach ihrer letzten Nacht, dass sie ihn nicht lieben würde, und dann war sie spurlos verschwunden. Sie hatte Duncan eiskalt das Herz gebrochen. Obwohl Racheengel für ihre Grausamkeit bekannt waren, dies war nicht gerechtfertigt. Dann hatten Victor und er gedacht, als der Kontakt nach nur wenigen Jahren abgebrochen war, dass sie auf die andere Seite gewechselt war. Hochverrat. Dieser Gedanke hatte damals nur noch alles verschlimmert. Hätte Duncan nicht Sheridan, und auch Lilith an seiner Seite gehabt, dann würde er vermutlich nicht mehr existieren. Sie hatte ihn kaputt gemacht. Und nun wollte sie einfach wieder auftauchten und so tun, als wäre nichts gewesen? Nicht mit mir. Duncans Entschluss stand fest. Nie wieder würde er sich herumschubsen lassen, sich von Gefühlen leiten lassen, nur um am Ende wieder mit gebrochener Seele dazustehen. Nie wieder! Weder bei Kate, noch bei jemand anderem, es dürfte nie wieder so weit kommen! „Duncan?“ Victors Stimme weckte Duncan aus seiner Trance. Doch seine Wut linderte das keinen Stück. Seinen Schmerz genauso wenig. „Nehmt Ihr Kate das ab?“ Am liebsten würde er brechen, nachdem ihr Name seine Lippen verlassen hatten. Aber er riss sich zusammen. „Wir werden sehen, wie sie sich gibt. Ich habe die Wachen an allen Eingängen verstärkt. Sobald sie das Land betritt, wissen wir es.“ Aber Victor besah Duncan mit einem nachdenklichen Blick. „Ich hoffe, du verfällst nicht wieder in einen Zustand, wo man dich nicht gebrauchen kann. Du hast dich um die Auserwählte zu kümmern. Kate ist nebensächlich.“ „Das sehe ich genauso.“ „Sehr gut.“ Victor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Irgendwann, während Duncan in seiner inneren, eigenen Welt gefangen war, musste er sich wieder gesetzt haben. Verdammt, schon jetzt nahm seine Konzentration ab. Das konnte zu diesen Zeiten den Tod bedeuten. Und da er auf Samantha aufpassen sollte, nicht nur für ihn. Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah, egal von welcher Seite aus. Duncan knurrte wütend in sich hinein. Das konnte doch nicht wahr sein! Schon wieder ein Widerspruch. Seine Gefühle konnten sich einfach nicht entscheiden. Das machte ihn ganz verrückt. Duncan hatte wirklich mit allem gerechnet, aber niemals mit seiner Exfreundin. Um genau zu sein, hatte er sogar gehofft, dass sie nie wieder nur einen Fuß hierher setzen würde. Doch sie tat es, schon bald. Das war seit einundzwanzig Jahren die schlimmste Nachricht, die Duncan erreichte. Und diesmal hatte er keinen Bruder da, der ihm seelisch beistehen konnte. Auch die Beziehung zu Lilith hatte seitdem etwas abgenommen. Und Samantha kannte er nicht lange genug. Nein, er war diesmal ganz allein. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)