My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 9: Acclimatization -------------------------- Eingewöhnung Einige Tage später hatte Samantha ihren Schrecken überwunden. Duncan ging ihr größtenteils aus dem Weg und er war nicht wieder so direkt zu ihr gewesen, wie damals im Badezimmer. Eher hatte er eine abwehrende, distanzierte Haltung seitdem eingenommen. Sie wusste nicht recht, was sie von dem Stimmungswechsel halten sollte. Besser wäre, sie würde einfach nicht darüber nachdenken, aber komischerweise machte sie sich über ihn Gedanken. Er hatte ihr in seinem Haus so gut wie alles gezeigt – bis auf zwei Räume: sein Schlafzimmer und einen anderen Raum, der abgeschlossen war. Samantha wusste, dass Duncan mindestens jeden zweiten Abend dort hinein verschwand und die Nacht über drin blieb. Sie würde gern wissen, was dort drin war, traute sich aber nicht zu fragen. Es war seine Privatsphäre und die wollte sie nicht verletzen – tat er mit ihrer auch nicht. Lilith hatte ihr in den letzten Tagen viel erklärt und gezeigt. Sie waren in diesen Tagen noch bessere Freundinnen geworden. Die einzig richtige, die Samantha je hatte. Mit Victor hatte sie noch keine weiteren Begegnungen, worüber sie nicht gerade enttäuscht war. Er verhielt sich so anders, als sie gedacht hätte und bis sie das verstand war es ihr ganz recht, ihm nicht begegnen zu müssen. Gleich würde ihr gerade mal zweites Training mit Duncan stattfinden. Er wartete schon auf sie – im Garten seines Hauses. Dort saß er auf dem Boden, die Augen geschlossen. Neugierig ging sie zu ihm hin. „Duncan?“ „Mh?“ Blitzartig öffnete er die Augenlider. „Setz dich.“ „Auf den Boden?“ „Hab dich nicht so pingelig.“ Samantha nahm auch Platz und starrte den schwarzhaarigen Engel an. Er hatte wieder die Augen geschlossen. Auf was wartet er nur? „Ähm…Duncan?“ Er öffnete wieder blitzschnell die Augen. „Du solltest vielleicht noch ein paar Sachen lernen, ehe wir anfangen, dich richtig zu trainieren.“ Samantha runzelte die Stirn. „Noch mehr lernen? Wir haben doch schon beim letzten Training nur geredet.“ Duncan schnaubte. „Wie willst du gegen einen Engel ankommen, wenn du nicht einmal weist, wie sie angreifen? Oder wie du sie verletzen kannst? Es ist sehr naiv von dir zu denken, du könntest das ohne Hintergrundwissen alles perfekt.“ Sie wandte den Blick von ihm ab. Er hatte ja recht. Sie war naiv. Das hatte sie schon so oft in ihrem Leben immer wieder merken müssen. Aber nie lernte sie daraus. Nie. „Der Kampf gegen einen Engel ist hektisch und schnell. Es wird schwer für dich werden, als Mensch, gegen einen zu kämpfen, wenn er genau dies einsetzt. Und ohne ausreichend Training, wird das sowieso nichts.“ Samantha nickte verstehend und Duncan strich sich durch die Haare. „Das einzige, mit dem du punkten kannst, wäre der Umgang mit Waffen. Aber soweit bin ich noch nicht. Ich zeige dir jetzt ein paar Techniken, die Engel im Kampf gern anwenden und erkläre sie dir.“ Er stand auf und ging ein ganzes Stück weg von ihr. Dann breitete er seine Flügel aus, die Samanthas Blick bannten. Die schwarzen Schwingen glänzten im Sonnenlicht und es schien, als würden sie das Licht absorbieren und einfangen. Grelles blaues Licht ließ Samantha ihren Blick abwenden. Sie kniff ihre Augen zusammen und bemerkte, dass dieses Licht aus Duncans Händen kam. Er hatte in seiner Hand ein strahlendblaues Feuer entfacht! „Unmöglich…“ Duncan kam etwas zu ihr, jedoch nicht zu nah. „Das hier, ist das heilige Engelsfeuer. Wenn ein Engel das gegen dich einsetzen will, vermeide Berührungen auf jedenfall. Es ist zerstörerisch und würde dich mit einer Berührung töten. Wir Engel halten mehr aus, deswegen würde es uns schwer verletzen. Aber du wärst tot.“ Er ließ das Engelsfeuer in seiner Hand verpuffen. „Und du kannst dich nicht dagegen wehren“, fügte er noch hinzu. Samantha nickte zögerlich. Dann entfachte Duncan in seiner rechten Hand eine scharlachrote Flamme. „Das ist das Feuer des Phoenix. Eines der grundlegenden Dinge, die jeder Engel beherrscht. Nicht ganz so gefährlich, wie das Engelsfeuer, aber immer noch gefährlich genug für dich. Es ist wie das Feuer, was ihr in eurer Welt besitzt.“ „Also sind Engel lebendige Feuerzeuge.“ Hätte Samantha sich das noch bildlich vorgestellt, wäre sie aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen, aber da Duncan sie ernst anschaute – so wie immer – ließ sie das lieber sein. Duncan ging nicht auf ihr Kommentar ein, sondern drückte ihr eine Fernbedienung, mit einem einzigen Knopf darauf, in die Hand. „Drück darauf, sobald ich in der Luft bin.“ „In der Luft?“ Als diese Worte ihren Mund verließen hob Duncan vom Boden ab. Seine schwarzen Schwingen schlugen kräftig und hielten ihn in der Luft. Samantha war zwar immer noch etwas konfus, drückte aber, wie ihr geheißen, auf den Knopf. Sofort gingen im Haus sämtliche Lichter an. „Was bringt das?“, fragte sie und wendete ihren Blick vom Haus ab, wieder auf Duncan. Sie weitete die Augen. In seinen Händen formte sich ein kleiner Ball, der voller Elektrizität bestand. Und hinter sich merkte sie, dass die Lichter im Haus flackerten, bis sie erloschen. Ab da wuchs auch der Ball nicht weiter. Duncan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Samantha. „Das ist ein sogenannter Energieblitz. Eine Art des Angriffes älterer Engel. Man bezieht Elektrizität aus der Umgebung auf sich und formt sie in einen Händen. Ungeübte erleiden Stromstöße, deswegen erfordert das ganze viel Training. Aber sie sind sehr gefährlich für dich.“ Er ließ die Energie in sich fließen und kurz danach gingen im Haus die Lichter wieder an. Samantha betätigte noch einmal den Knopf und alles erlosch. „Das ist echt unglaublich.“ „Und gefährlich für dich.“ Er landete vor ihr. „Natürlich könnten sie auch Schwerter, Pistolen, Dolche und andere Dinge bei sich tragen. Dagegen kannst du dich jedoch wehren.“ „Ja, aber das ist auch so ziemlich das einzige.“ „Ich kann es nicht ändern.“ „Sei mal ehrlich, Duncan. Selbst wenn ich die Auserwählte bin, wie soll ich, als einfaches Mädchen, Eliteengel besiegen, die gemeine Hokuspokus-Zauber gegen mich einsetzen und ich vielleicht nur mit einer Pistole bewaffnet bin, mit der ich nicht einmal umgehen kann, beziehungsweise, die ich nicht einmal anfassen würde, weil ich Angst habe, jemanden damit ein wichtiges Körperteil abzuknallen?“ „Deswegen dieses Training – du lernst es.“ Duncan ließ sich wieder auf dem Rasen nieder und Samantha tat es ihm gleich. „Engel haben auch bestimmte Schwachstellen, auf die du zielen kannst um auch deine 'Eliteengel' zu besiegen.“ „Dann sag sie mir.“ „Das einzige, was wirklich sehr verletzlich bei Engeln ist, sind die Flügel.“ Samantha runzelte die Stirn und betrachtete Duncans Schwingen. „Die Flügel?“ „Ja. Sie bestehen aus puren Muskeln und Adern. Sie bieten große Angriffsfläche und wenn sie richtig verletzt worden, behindert das erstens den Engel bei seinen Bewegungen, zweitens kann er nicht mehr fliegen und drittens keine Magie mehr anwenden, da das Engelsfeuer und der Rest nur mithilfe der Flügel stattfinden kann.“ Samantha ging ein Licht auf. „Eure wunderschönen Flügel sind eure größte Hilfe und gleichzeitig eure größte Schwäche.“ „Du hast es erfasst.“ „Aber, was ist mit dem Rest des Körpers? Ich meine, wenn ich jemanden einen Dolch ins Herz stoße, ist er doch so gut wie tot.“ Duncan lehnte sich etwas zurück. „Sicher, solange du es stecken lässt.“ „Wie jetzt?“ „Wir Engel haben enorme Selbstheilungskräfte. Tiefe Verletzungen sind einen Augenblick da, im nächsten verschwunden. Die einzigen Waffen, die wirklichen Schaden anrichten, sind getränkte Schwerter, Dolche oder Patronen. Gegen Erzengel müssen sie mit schwarzer Magie getränkt sein und gegen uns Lichtmagie. Die Selbstheilung gilt übrigens nicht für die Flügel.“ Sie nickte. „Noch ein Minuspunkt für die Flügel.“ „Was du hingegen immer beachten solltest, sind Schutzschilde.“ „Schutzschilde?“ „Jeder Engel kann seine eigenen entwickeln. Und jeder legt sie meist um die ganze Gestalt, also auch um die Flügel. Aber ich werde dir einen Zauber beibringen, mit denen du diese Schilde brechen kannst. Auch wenn er verboten ist.“ Sie nickte zögerlich. „Wenn er mir hilft.“ „Oh, das wird er.“ Samantha zog ihre Beine an den Körper und bettete ihr Kinn auf ihre Knie. „Muss ich noch irgendwas wissen?“ Duncan starrte sie einen momentlang einfach nur an. „Ja. Vor allem ältere Engel können Gedanken lesen, also in deinen Kopf eindringen und Auren spüren und sie jedem zuordnen. Gegen Gedankenleser trainieren wir deine eigenen Schilde. Das mit der Aura können wir nicht ändern.“ „Noch mehr Hokuspokus?“ „So in etwa. Wir können Portale öffnen, an jeden x-beliebigen Ort gelangen, an dem wir schon einmal waren. Das ist günstig, wenn wir große Entfernungen überwinden müssen. Man kann Heilkräfte erlernen. Jetzt in Kriegszeiten gibt es viele, die so etwas machen, um dann als Sanitäter oder Arzt zu dienen. Außerdem gibt es solche grundlegenden Sachen wie die Dämonenkontrolle und das Verbergen der Flügel.“ Bevor Samantha ihren Mund aufmachen konnte, fügte er etwas hinzu: „Ach, und jeder Engel hat seine eigene, besondere Fähigkeit. Entweder sie ist gut, oder sie ist böse.“ Sie nickte nur. „Komm mit rein. Den Rest können wir da bereden.“ Zusammen standen sie auf und gingen in das Haus – Duncan vorneweg. Er führte sie ins Wohnzimmer und sie setzten sich gemeinsam auf das schwarze Sofa, dicht nebeneinander. Samantha konnte seine Körperwärme spüren und schluckte. Unfassbar was er für eine Wirkung auf mich hat, dachte sie sich. Duncan zog etwas hervor und legte es vor ihnen auf den Tisch. Samantha besah es sich. Es war ein Dolch und eine Pistole. „Was willst du damit?“ Er blickte sie an. „Die sind für dich. Ein Dolch, getränkt in schwarzer Magie, gegen Erzengel. Und das ist eine Desert Eagle, deren Patronen ebenfalls in schwarzer Magie getränkt wurden. Das sind erst einmal deine Waffen, mit denen wir üben werden. Behalte sie. Man weiß nie, wann man sie braucht. Falls dir die Patronen ausgehen, bekommst du sie von mir.“ „Okay.“ Samantha besah sich den wundervoll verzierten Dolch, bis ihr etwas einfiel. „Duncan?“ Er war kurz gegangen, kam aber sofort rein. „Was?“ Sie schaute ihn leicht entschuldigend an, dafür, dass sie ihm schon wieder auf die Nerven ging. „Hast du vielleicht schon angefangen, dass Buch über meine Eltern zu übersetzen?“ „Nein, noch keine Zeit gehabt. Ich bin erst einmal meinen anderen Pflichten nachgegangen.“ Enttäuschung machte sich in ihr breit, aber sie ließ es sich nicht anmerken. „Ist okay. War nur eine Frage und es hätte ja sein können.“ Bevor er sich endgültig zum Gehen wenden könnte, schoss Samantha eine Frage aus dem Mund, die sie lieber nicht hätte stellen sollen: „Was ist eigentlich mit deiner Familie?“ Duncan stockte in seiner Bewegung und verharrte so. Dann drehte er sich zu ihr herum und sein Blick war finster. „Das geht dich überhaupt nichts an, kapiert?!“ Ein Knurren unterlegte seine Worte und er mit wenigen Schritten hatte er ihre Distanz überwunden. „Frag mich nie wieder danach, hast du verstanden?!“ Samantha zuckte erschrocken zusammen. Das ganze ging so schnell, dass sie gerade so folgen konnte. „E-Entschuldige, ich wusste nicht, da-dass ich das nicht fragen darf.“ „Halte dich aus meinem Leben raus.“ Er war angespannt, das bemerkte Samantha durch einen kleinen Blick auf seine Arme. Für ihn schien seine Familie ein riesiges Tabuthema zu sein, wenn er bei so einer einfachen Frage ausrastete. Er hätte ja auch einfach sagen können, dass er nicht darüber reden wollte und gut. Aber das? Sie brachte sich dazu, in seine Augen zu blicken und erschrak. Das sonst so sanfte, trotzdem distanzierte Quecksilber war pechschwarz und ein lilaner Schein glänzte darin. „Deine Augen…“ Duncan wich sofort von ihr zurück und verließ fluchtartig den Raum. Sie hörte nur noch die Haustür zufallen. Dann blieb Samantha verschreckt, verängstigt und völlig von der Rolle zurück – wie es schon immer war. Keine fünf Minuten später jedoch hörte sie die Dielen in der Küche quietschen. Das riss sie aus ihrer Starre und sie lauschte. Ihren Herzschlag konnte sie in ihren Ohren hören, was sie ärgerte, da es ihr zu laut vorkam und sie am Lauschen hinderte. Samantha schnappte sich den Dolch und stand leise auf. Dann schlich sie zur Küchentür. Duncan konnte es auf jedenfall nicht sein, da er eben erst das Haus verlassen hatte und sonstige Mitbewohner waren hier nicht. Außerdem musste man, wenn man in die Küche wollte, durch das Wohnzimmer und Samantha war sich sicher, dass niemand hereingekommen war. Das hätte ich doch gehört. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie wurde schon einmal von Engeln überrumpelt. Damals, in ihrer Wohnung. Sie wurde ohnmächtig geschlagen um danach von Kira befragt zu werden. War das wieder so ein Ding? Vorsichtig stieß sie die Küchentür auf und spähte um die Ecke. Niemand war zu sehen. „Wohin schaust du? Hier oben“, ertönte eine Stimme von der Decke und Samantha schaute hinauf. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)