My angel & my demon von Rosenmaedchen (It is what it is. [♥]) ================================================================================ Kapitel 4: Denial ----------------- Ablehnung Suey drehte sich wieder zu dem Mädchen um und sah ihr geschocktes Gesicht. Suey entglitt ein leises Seufzen. „Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass du so reagierst.“ Sie sprang wieder zu ihr aufs Sofa, nur Samantha wich zurück um Abstand zwischen sie und diese…Katze zu bringen? Eine Katze könnte nicht mit mir sprechen. Also langsam wird es wirklich Zeit aufzuwachen. Oder mich selbst in die Klapse einzuweisen. „Hör auf Angst zu haben, Samantha. Ich bin nicht hier, um dir etwas zu tun. Mit Sicherheit verwirrt es dich, dass ich sprechen kann, aber das konnte ich schon die ganze Zeit.“ Sie blickte das Mädchen durch ihre dunkelbraunen Katzenaugen an. „Mein Name ist Kira und ich bin hier, um dir zu erklären, was an dir anders ist, als an den normalen Menschen. Alles be-“ „Warte!“, bat Samantha und unterbrach sie. „Ich will gar nichts hören! So ungern ich es auch sage, aber verschwinde einfach und lass mich in Ruhe, genauso wie der ganze Rest! Ich will überhaupt nichts mit dieser ganzen Sache zu tun haben!“ Sie sprang auf und nahm Suey, oder besser gesagt Kira, im Nacken hoch und brachte sie zur Tür. „Samantha, begeh keinen Fehler. Jemand muss dir alles erklären und ich bin dafür die Richtige. Du kannst dich nicht raushalten, nicht nachdem wir wissen, was du bist. Du bist sehr wichtig für uns.“ Samantha öffnete die Tür. „Du hast die Falsche. Ich war noch nie jemandem wichtig und werde es auch nie sein! Und jetzt lass mich in Ruhe und kreuz hier nie wieder auf!“ Mit diesen Worten beförderte sie die sprechende Katze vor die Tür und schlug sie mit voller Wucht zu. Kira saß vor der Tür und hörte ein Schluchzen. Das Mädchen ist wirklich fertig mit den Nerven. War wohl doch etwas zu viel für sie heute. Mitleidig schaute sie die verschlossene Tür an. Anscheinend passierten Samantha Vertrauensbrüche immer wieder, so wie sie reagiert hat. Genauso wie Kira immer passierte, dass sie am Ende rausgeschmissen wurde. Sie schüttelte leicht den Kopf. Im Moment waren ihre Probleme nebensächlich. Eigentlich hatte sie schon lange den Gedanken aufgeben wollen, je wieder ein normales Leben zu führen und wollte einfach nur alles vergessen. Doch die Trauer und ihr Hang dazu, nicht loszulassen, hinderten sie daran. „Ich muss mich jetzt auf meinen Auftrag konzentrieren, nur das zählt“, murmelte sie leise und tapste die Treppen hinunter. Als wieder ein Schluchzen ertönte, blieb sie kurz stehen und schaute zurück, doch sie wusste, dass Samantha sie im Moment nicht wieder reinlassen würde. Sie musste mit ihnen sprechen, damit sie eine neue Vorgehensweise aufstellen können. Am nächsten Morgen war Samantha endlos müde. Sie hatte die halbe Nacht geweint. Sie verstand einfach die Welt nicht mehr und würde alles dafür geben, dass es so war, wie früher, bevor Lilith in ihr Leben getreten war. Nun war sie also auch Suey los. Halt, ihr Name war ja Kira. Ein Schluchzen entwich schon wieder ihrer Kehle. Sie hasste die Einsamkeit und kam sich endlos missbraucht vor. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Wegen sowas konnte sie nicht die Schule schwänzen. Oder doch? Sie schüttelte den Kopf und rang sich durch, aufzustehen. Sie fühlte sich schlapp und erschöpft. Kein Wunder nach dieser Nacht. Vielleicht könnte sie nun nie wieder weinen, nachdem sie gestern die ganzen Tränen ihres verbliebenen Lebens aufgebraucht hatte. Samantha schlich in die Küche. Sofort fehlte ihr die schwarze Katze, die ihr stets jeden Tag einen 'Guten Morgen' gewünscht hatte. Leise ließ sie sich auf einem der Stühle sinken. Alles war so leer und leblos. Der Hunger war ihr gänzlich vergangen und so trank sie nur einen Cappuccino, wie jeden Morgen, und verschwand dann im Bad um sich fertig zu machen. Als sie das Haus verließ war weit und breit keine schwarze Katze zu sehen. Samantha fühlte sich dadurch noch schlechter. Sie hatte erwartet, dass sie nicht so leicht loszuwerden wäre, aber da hatte sie sich wohl getäuscht. Vielleicht hatte Kira ja eingesehen, dass sie die Falsche, für was auch immer, war. Auch auf dem Weg zur Schule sah sie niemanden. Sonst hatte sie jeden früh Shannon und Kyna gesehen und meistens auch Lilith, wenn Duncan sie zur Schule fährt. Nur heute nicht. Das ganze begann seltsam zu werden. Vielleicht sind sie auch einfach nur krank. Obwohl sie doch niemals alle drei gleichzeitig krank sein können, nicht wenn da dieser Zusammenhang zwischen ihnen besteht. In der großen Mittagspause ging Samantha in die Bibliothek. Es war so, wie sie vermutet hatte: niemand der drei war in der Schule. Sonst schlichen sie regelrecht um sie herum, nur heute nicht. Das einzige, worüber sie sich jedoch freute, war, dass Yessica ebenfalls krank war, und sie es so nicht auf sie absehen konnte. Um genau zu sein war Yessica nicht mehr in der Schule, seitdem Lilith ihr einen peppen Bob verpasst hatte. Da Samantha heute genau wusste, wonach sie suchte, nämlich nach einem Buch über Engel und deren Mythen, oder eben irgendwas in der Richtung, ging sie zur Bibliothekarin. Diese lächelte sie schon an, als sie sie sah. „Hallo Samantha. Wie kann ich dir denn helfen?“, fragte Mrs. Swindon sie. „Haben Sie zufällig ein Sachbuch, was sich mit Engeln befasst?“ Sie schaute leicht verwirrt. „Natürlich haben wir das, aber wozu brauchst du denn ein Buch über Engel?“ „Ich mache in Religion einen Vortrag über Engel und deren Mythen.“ Samantha benutzte, wie so oft, ihre Standardausrede. Denn die schloss weitere Fragen aus. „Ist gut. Warte hier, ich komm gleich wieder.“ Mrs. Swindon stand von ihrem Bürostuhl auf, kam hinter den Tresen hervor und verschwand hinter ein paar Bücherregale. Als sie nach ein paar Minuten wieder kam hatte sie nur ein Buch dabei. „Ich hab leider nur eins gefunden. Es stehen noch andere Aberglauben mit drin. Es gibt eben nicht sehr viel über Engel zu schreiben. Ich hoffe trotzdem, dass es dir hilft.“ „Mit Sicherheit. Dankeschön.“ Samantha nahm lächelnd das Buch entgegen und während Mrs. Swindon den Leihschein ausfüllte, besah sie es sich. Es war etwas älter, der Umschlag sah gebraucht aus. Es war blutrot und in verschnörkelten und schwerlesbaren Buchstaben standen die Worte 'Engel – Geschöpfe des Jenseits' darauf. Samantha unterschrieb den Leihschein und zog sich mit dem Buch in eine ruhige Sofaecke zurück. Sie strich noch ein paar Mal über den Einband, bevor sie es aufklappte. Sie musste niesen, denn es staubte ziemlich doll. Als sie das Jahr neunzehnhundertachtundzwanzig sah, wusste sie, dass es sehr alt und dieses Buch vermutlich ein Original war. Als sie die Inhaltsangabe aufschlug, stellte sie jedoch fest, dass es sich gut gehalten hatte. Die Druckerschwärze war noch immer sehr deutlich zu erkennen. Lediglich die Seiten hatten einen hässlichen Gelbton angenommen. Samantha hoffte inständig, dass dieses Buch ihr Antworten brachte. So sehr sie es sich auch wünschte, dass alles normal wäre, sie wusste, dass es nicht so war und musste es akzeptieren. Nun blieben nur noch die Antworten auf ihre Fragen. Engel sind Wesen aus einer anderen Dimension. Sie werden häufig als Lichtwesen bezeichnet und sind von Gott geschaffene Geschöpfe, um den Menschen und Gott zu dienen. Dass Engel nicht aus dieser Welt stammten wusste Samantha auch ohne diesen Text. Auch das Gott sie geschaffen hatte, um ihm zu dienen war ihr bekannt. Trotzdessen sie nicht gläubisch aufgezogen wurde, wusste sie, dass Engel als Diener Gottes bezeichnet wurden und im Religionsunterricht hatten sie so etwas auch des Öfteren behandelt. Das mit den Lichtwesen war ihr dennoch neu. Nachdem, was sie am Strand gehört und gesehen hatte, zweifelte sie an dieser Aussage. Duncans Energiekugel war schwarz und auch sonst hatten er und Lilith nur schwarz an. Engel sind willenlose, stets dankbare Geschöpfe; durchströmt von Liebe und Weisheit der Ewigkeit, von der sie andere teilhaben lassen. Es gibt Millionen von Engeln, jeder von ihnen mit speziellen Aufgaben versehen, die dem jeweiligen Rang (Entwicklungsstufe, Interessenlage, Begabung) entsprechen. Kein Engel gleicht einem anderen. Sie sind Wesen aus einem anderen Reich, doch wandeln sie meist auch ungesehen unter Menschen um ihnen zu helfen, sie ins verderben zu stürzen oder sie einfach nur zu beobachten. Samantha musste den Abschnitt noch mal lesen um alle Informationen aufzunehmen. Das meiste davon konnte sie nur schwer einschätzen. Sie hätte ein Engel sein müssen, um zu wissen, wie deren Charakterzüge seien. Auch wusste sie nichts über die Anzahl der Engel oder ihre Aufgaben. Verdammt, sie wusste nicht einmal was über ihre Arbeitgeber. Dass ein Engel keinem anderen gleicht, hätte sie sich denken können. War bei Menschen ebenfalls so; niemand glich einem anderen bis auf das letzte Detail. Das sie ungesehen unter Menschen wandeln glaubte sie ebenfalls. Sie hatte es immerhin am eigenen Leib erlebt. Doch ob Lilith und Co. nun hier waren, um ihr zu helfen oder sie ins verderben zu stürzen wusste sie nicht. Die Engel stehen weit über den Menschen und ein einzelner Engel kann über ein paar Menschen entscheiden, sie manipulieren oder kontrollieren, je nachdem, wie mächtig er ist. Laut der jüdischen Traditionen gelten Engel nur als männlich, nach den Christen als geschlechtslos. Tatsächlich gibt es männliche und weibliche Engel. Es gibt einige Milliarde von Engeln, kurz, eine unvorstellbare Menge. Jedoch gehören nicht alle dem Himmel an, ungefähr die Hälfte gehören zu den Höllenengeln. Es ist umstritten ob Engel sich fortpflanzen können oder nicht. Einige glauben ja, andere sagen nein. Was am Ende stimmt, wissen nur die Engel selbst. Sie seufzte. Bis jetzt hatte sie das ganze nicht sehr weit gebracht. Engel konnten also Menschen kontrollieren, vielleicht stand auch sie unter einer Kontrolle? Aber dann würde sie nicht hier sitzen und sich ein Buch über Engel durchlesen. Wie viele Engel es nun sind und ob sie Kinder kriegen können oder nicht war ihr im Moment egal. Viel interessanter war die kurze Ansprache auf die Höllenengel. Damit kam sie dem eigentlichen Thema doch sichtlich näher. Samantha hoffte, dass noch mehr über sie in diesem Buch stand. Gedankenversunken las sie weiter. Als nächstes war die komplette Engelshierarchie verzeichnet. Samantha schaute kurz drüber, aber wirklich helfen konnte ihr das nicht. Was sie sich nur merkte war, dass die Engel in neun Chöre eingeteilt wurden und diese noch mal in drei Abteilungen. Dann wurde jeweils jeder der Chöre kurz erklärt. Samantha überblätterte einige Seiten, bis ihr die Überschrift 'Erzengel und Höllenengel' ins Auge fiel. Laut der Bibel gibt es drei Erzengel mit den Namen, Michael, Gabriel und Raphael. Als Erzengel werden jene Engel bezeichnet, die in der Engelhierarchie eine herausragende Rolle spielen. Michael bedeutet soviel wie „Wer ist wie Gott?“ und er steht für die Bekämpfung der Mächte der Finsternis. Gabriel bedeutet „Kraft Gottes“, der auch zur Jungfrau Maria gesandt wurde. Der Erzengel Raphael heilt verschiedene Krankheiten, sein Name bedeutet übersetzt auch „Arznei Gottes.“ Samantha seufzte. Laut der Bibel gab es also nur drei Erzengel. Eigentlich interessierte sie nicht, wie welcher Engel hieß und was er bewirkte. Hastig las sie weiter. Jeder Engel hat eine andere Aufgabe. Als Wächter bewachten sie das Himmelreich. Gott sendet Engel aus, um seine Auserwählten zu beschützen, diese Engel sind dann, wie der Name schon sagt, Beschützer. Doch Engel treten auch als Retter und Befreier auf, wie öfters in der Bibel bewiesen wurde. Sie verkündeten auch die Geburt von Jesus oder leisteten den Propheten beistand. Botenengel haben die Aufgabe, Menschen die Botschaft Gottes zu überbringen. Umgekehrt überbringen sie Gott auch die Gebote der Menschen. Aber auch die Höllenengel empfangen oftmals Gebete, weil sie sich als himmlische Boten ausgeben um die Menschheit zu ärgern. Spezielle Engel werden auch zu Schutzengeln, die über bestimmte Menschen wachen. Ebenso gibt es Schreibeengel, die die guten und schlechten Taten der Menschen aufschreiben und sie bei deren Tod dem Todesengel zukommen lassen, damit dieser entscheidet, ob sie wiedergeboren werden und wenn ja, als welche Art von Engel. Ebenso gibt es Kriegsengel, die vor allem in den Zeiten des Krieges zum Einsatz kommen. Da der Krieg zwischen beiden Engelvölker seit Anfang des sechzehnten Jahrhunderts tobt, ist dieser Beruf sehr populär. Samantha las den Abschnitt noch einmal, bevor sie ihn überdachte. Engel hatten also sehr viele Berufe. Einige entsprangen wieder aus der Bibel, jedoch klangen die letzten paar ziemlich real. Zu dem Todesengel würde sie sich noch genauer informieren. Was sie jedoch interessierte war der kurze Abschnitt über die Kriegsengel. Woher sollte der Schreiber bitte wissen, dass sich seit Anfang 1500 die Engel bekriegten? Entweder der Verfasser des Buches war selber einer oder er dachte sich das alles aus. Als sie weiter blätterte, ging es endlich um die 'Bösen Engel', wie die Überschrift zeigte. Die Entstehung der Höllenengel begann damit, dass der Engel Luzifer, der der erste Engel war, den Gott erschuf, seine himmlischen Kollegen in allem überragte. Luzifer tat dies auch ganz bewusst und erfreute sich daran. Als Gott die Menschen erschuf war es für Luzifer unvorstellbar, dass er den Kreaturen, die Gott Menschen nannte, dienen sollte. Er hielt die Erschaffung der Menschen für einen fatalen Fehler Gottes und lehnte sich gegen seinen Erschaffer auf. Damit sagte er Gott den Kampf an. Die anderen Engel wurden unsicher, wem sie folgen sollten. Ungefähr die Hälfte der Engel entschied sich für Luzifer und folgten ihm. Michael, einer der drei heiligen Erzengel, erzürnte Luzifers Verhalten sehr und so zog er mit den Engeln, die Gott treu blieben, in den Kampf gegen diesen Verräter. Luzifer verlor gegen Michael, denn dieser hatte außer den Engeln auch Gottes Unterstützung, was Luzifer in seiner Eitelkeit vergessen hatte. Luzifer wurde verbannt und mit ihm die Engel, die hinter ihm standen. Sie erschufen die Hölle und Luzifer wurde ihr Anführer, der Teufel. Was Samantha da gerade gelesen hatte machte Sinn, und wieder auch nicht. Bis jetzt glaubte sie von der ganzen Sache kein Stück. Gott und Teufel. Engel und Dämonen. Aberglaube der Menschen oder doch die Wahrheit? Sie seufzte leise. Wahrscheinlich würde sie so ein Buch auch nicht auf die Wahrheit bringen. Trotzdem überflog sie noch einmal die angebliche Entstehungsgeschichte der Höllenengel. Als sie umblätterte, bemerkte sie, dass das längst noch nicht alles war. Racheengel werden auch Engel des Zorns, Folterengel, Strafengel oder Würgeengel genannt. Die Folter gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen dieser Engel. Sie sind die Nachfahren jener Höllenengel, die damals Gott verraten haben und sich auf Luzifers Seite gestellt haben. Wenn man an die Höllenengel denkt, erwecken sie den Anschein, als hätten sie nichts anderes im Sinn, als den Menschen Schaden zuzufügen. Dennoch besitzen sie eine zweite, ganz andere Eigenschaft: Sie verraten Menschen die tiefsten Geheimnisse, wenn sie mit Hilfe der schwarzen Magie angerufen werden. In jedem Höllenengel lebt ein Dämon, der öfters die Oberhand über die Engel ergreift und sie zu diesen grausamen Wesen macht, die überall beschrieben werden. Denn auch Höllenengel können gute Wesen sein, wenn nicht gerade der Dämon in ihnen erwacht. Samantha beschloss gerade für sich selbst, nie einem richtigen Racheengel begegnen zu wollen, der foltert. Dass sie mit Hilfe schwarzer Magie gerufen werden, ist ihr bekannt. Jeder kennt die Sekten, die Satan dienen. Alles funktioniert dort mit schwarzer Magie. Der Anhaltspunkt mit dem Dämon in jedem Engel fand sie recht interessant. Vielleicht war es ein kleines „Geschenk“ Gottes, dafür, dass sie ihn verraten haben. Die Braunhaarige blätterte noch eine Seite weiter und sah, dass nach einem weiteren Abschnitt über den Todesengel das Buch schon endete. Danach folgten nur noch sämtliche Belege aus der Bibel, woher das meiste anscheinend genommen wurde. Samantha las noch den Abschnitt des Todesengels durch. Als Todesengel oder Engel des Todes wird ein Engel bezeichnet, der Menschen den Tod bringt, Verstorbene ins Jenseits begleitet oder dort empfängt sowie entscheidet, ob sie als Engel wiedergeboren werden. Ebenso entscheidet er, auf welche Seite er geschickt wird, falls er als Engel wiedergeboren wird. Der Todesengel, der das ganze übernimmt, wird Azrael genannt. Azrael hat stets ein Buch bei sich, in die er die Namen der Neugeborenen einträgt und die der Verstorbenen durchstreicht. Es klingelte und Samantha klappte das Buch langsam zu und strich über den Einband. Dann ließ sie das alte Buch in ihrer Tasche verschwinden und ging zu den nächsten beiden Unterrichtsstunden. Diese verflogen in Sekundenschnelle. Samantha war die ganze Zeit in Gedanken versunken, über das, was sie herausgefunden hatte. Sie musste mit jemandem reden und ihre Gedanken ordnen. Nur mit wem? Sie hatte Kira ganz klar gesagt, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Jedoch blieb der Hoffnungsschimmer, dass sie nicht allzu schnell aufgab. Falls doch, wusste sie nicht, was sie machen sollte. Lilith und Duncan, sowie Shannon und Kyna waren auf sonderbare Weise kein einziges Mal an dem jetzigen Tag aufgetaucht und sie hatte weder Handynummer noch Adresse um mit jemanden der vier zu reden. Sie konnte also nur auf Kira hoffen. Als sie ihr Haus, aus der Entfernung sah, schaute sie sich aufmerksam um, in der Hoffnung, irgendwo eine schwarze Katze zu sehen. Doch es war nichts zu sehen. Vor ihrer Haustür angekommen ging sie noch einmal aufmerksam ums Haus herum und schaute auch gründlich im Garten nach. Nichts. Das Gefühl der Reue beschlich sie klangheimlich. Wie eine große Raubkatze sprang sie sie an und zog sie in einen tiefen, schwarzen Abgrund. „Es tut mir Leid, Kira…“, flüsterte sie und ging, mit hängenden Schultern zu ihrer Haustür zurück, schloss diese auf und betrat ihre Wohnung. Alles war still. Doch Samantha hatte dieses komische Gefühl, nicht allein zu sein. Vielleicht bin ich einfach nur paranoid und bilde mir unsinnig irgendwas ein, dachte sie sich, schloss aber trotzdem sehr leise die Tür und zog sich genauso leise ihre Schuhe aus. Ihre Schritte auf dem Parkett waren zögerlich, leise und bedacht. Erst wenn sie sich sicher war, dass niemand hier sei, konnte sie sich in ihrer heimlichen Zuflucht wohl fühlen. Langsam ging sie zur Küche. Als sie um die Ecke lugte, sah sie niemanden. Die Küche war also leer. Sie schritt bedächtig weiter zum Wohnzimmer. Auch dieses fand sie leer und verlassen vor. Alles war noch so, wie sie es verlassen hatte. Sie entspannte sich bereits etwas. Samantha schlich weiter den Flur entlang. Plötzlich hielt sie inne. Was würde sie eigentlich machen, falls hier wirklich jemand war? Paranoia hin oder her, sie sollte sich trotzdessen doch mit irgendwas zur Gegenwehr bewaffnen. Sie sah auf der Kommode im Flur eine Taschenlampe liegen. Zur Not würde sie die einfach auf den Angreifer werfen. Sie nahm die Taschenlampe und schritt leise weiter. Am Badezimmer angekommen, stieß sie leise die Tür auf. Diese stieß jedoch dumpf an der Badewanne an. Samantha zuckte dabei zusammen. Sie hielt die Luft an und lauschte. Nichts rührte sich und kein Laut ertönte. Auch das Bad war leer. Sie wandte sich wieder dem Flur zu und schlich weiter zum letzten Zimmer, dem Schlafzimmer. Sie stieß die braune Holztür zum Schlafzimmer auf, sodass sie ans Bett stieß und der Zusammenstoß einen dumpfen Ton von sich gab. Auf ihrer erdbeerroten Tagesdecke lag etwas kleines Schwarzes, zusammengerollt zu einer Fellkugel. Kira! Sie ist doch wiedergekommen., dachte sie sofort erfreut, bevor ihre gute Laune plötzlich einen gewaltigen Dämpfer bekam. Wie kommt die Katze hier rein? Sie hatte jedes Fenster ihrer Wohnung verschlossen und die Tür war ebenfalls zugeschlossen gewesen. „Kira…?“, fragte sie vorsichtig und tat einen zögerlichen Schritt ins Zimmer. Diese schaute ruckartig auf. Keine Sekunde später bemerkte Samantha jemanden hinter sich. Dann wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)