Willkommen daheim. von Centurion (KakaIru) ================================================================================ Es war bereits tief in der Nacht. Iruka Umino saß bereits stundenlang am Schreibtisch in seiner Wohnung, und lernte für die Prüfung, die entschied, ob er Lehrer an der Ninjaakademie werden konnte. Als er vor 3 Jahren die Chunin-Prüfung bestand, war für ihn sofort klar gewesen, dass das richtige Ninjaleben nichts für ihn war. Er war nie jemand, der Freude am Kämpfen empfand, er hegte seit jeher nur Abscheu gegenüber Kriegen und Streitereien. Warum konnte die Welt nicht friedlich sein? Genervt rieb sich Iruka die Schläfen. Er musste sich wieder aufs Lernen konzentrieren. Seit Tagen schon büffelte er Pädagogik, Nin-Jutsu, Gen-Jutsu, Methoden zum Vermitteln von Techniken… Es hing ihm schon aus den Ohren heraus. Zu allem Übel war auch seine Konzentration nicht dass, was sie sonst immer war. Kakashi fehlte. Kakashi Hatake, ein Anbu mit silbernen Haaren, der stets sein Gesicht verdeckte, war der einzige, der Irukas Herz zur Ruhe bringen konnte. Mochte er noch so aufgewühlt und verstört sein, sollte er wie verrückt zittern oder sein Herz rasen… Kakashi brachte immer alles in Ordnung. Es reichte eine Berührung, oder nur seine ruhige Stimme, und die Welt war wieder in Ordnung. Frieden. Das war es, was Kakashi in Irukas Welt brachte. Der braunhaarige Chunin dachte nach. Wann hatte er ihn das erste Mal getroffen? Es muss vor sechs Jahren gewesen sein. Iruka war 13 und Genin gewesen, als er Kakashi vor dem Gedenkstein traf. Wie so oft hatte Iruka seine Eltern besuchen wollen, als den silberhaarigen Jungen traf, der zwar genauso alt war wie er, aber doch ganz anders wirkte. Er war bereits Jonin, und die Spuren des Krieges hatte man ihm deutlich ansehen können. Nicht nur in seinem Gesicht war ihm eine Narbe geblieben, sondern auch in seiner Seele, als ihm sein bester Freund genommen wurde. Stillschweigend hatten die beiden nebeneinander gestanden, um ihre verlorenen Liebsten trauernd. Jeden Tag hatten sie sich dort getroffen. Wie selbstverständlich hatte Kakashi irgendwann seinen Arm um Iruka gelegt, tröstend, als dieser um seine lange verstorbenen Eltern weinte. Es war seltsam gewesen, daran konnte sich der Braunhaarige noch genau erinnern. Dieses Gefühl… als ob Kakashi all seine Gedanken reinwaschen konnte. Kakashi… Iruka sah auf den Kalender, der neben seinem Schreibtisch hing. Seit vier Tagen war sein treuster Begleiter nun weg. Drei Tage, hatte er gesagt, würde die Mission dauern. Natürlich wusste der Chunin, dass der Anbu ständig zu spät kam, andererseits waren seine Missionen immer gefährlich. Genau das hasste Iruka am Ninjaleben. Man konnte niemals wissen, ob man noch einmal „Ich bin zurück“ sagen konnte. Immer musste man darauf gefasst sein, dass es kein Zurück mehr gab. Unruhig begann Iruka, mit seinem Kugelschreiber auf seinem Block herum zu kritzeln. Wie sollte er sich auch auf diese Prüfungen konzentrieren, wenn er sich solche Gedanken machte. „Ich verfluche dich, Kakashi“, murmelte er vor sich hin. Am besten, er ging morgen einfach nicht hin. Wenn er sich nur Sorgen machte, würde er die Prüfungen sowieso verhauen. Es gab auch ein anderes Mal. Wenn Kakashi nicht zurück kam, würde er sich ja doch nicht wieder beruhigen. Wie sehr wünschte er sich „Willkommen daheim“ sagen zu können, die ruhige und vor allem beruhigende Stimme des Silberhaarigen zu vernehmen, und seine starken, und dennoch sanften Hände zu spüren. Vielleicht war dieses Gefühl ein bisschen so wie in seiner Kindheit, als er sich jedes Mal wie verrückt gefreut hatte, als seine Eltern von Missionen wieder kamen. Damals hätte nie damit gerechnet, dass sie ihr versprechen, sich am Abend wiederzusehen, jemals brechen könnten. Es war vollkommen unvorstellbar für ihn gewesen, ihn nicht mehr „Willkommen daheim“ zurufen zu können. Nach dem Tod seiner Eltern hatte er keinen mehr an sich heranlassen können. Zu tief saß die Trauer, zu groß war die Angst, noch mal jemanden zu verlieren. Denn auch, wenn er es oft nicht wahrhaben wollte, bestand die Welt der Ninja nur aus Töten oder getötet werden. Mit dem Gedanken, niemanden mehr lieben zu wollen, damit sein Herz nicht mehr zerriss, vereinsamte er immer mehr. Aber mit Kakashi war es anders. Er machte auf Iruka immer den Eindruck, als könne er gar nicht sterben. Er war einer der besten Ninja aus Konoha, er beherrschte tausende von Nin-Jutsu und besaß ein Sharingan. Nein. Einem wie ihm konnte doch gar nichts passieren, redete sich Iruka ein. So langsam sollte er sich mal auf das Lernen konzentrieren. Eisern versuchte er, sich die Fingerzeichen für eine komplizierte Nin-Jutsu einzubrennen. Wofür brauchte er das überhaupt? An der Ninja-Akademie lernte man doch sowieso nur Grundtechniken. Aber Irukas Konzentration war nun endgültig nicht mehr vorhanden. „Kakashi… komm zurück…“, jammerte er und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte knallen, was, wie er kurz darauf bemerkte, keine besonders gute Idee gewesen war, da er nun auch noch höllische Schmerzen auf der Stirn hatte. Wenn das keinen blauen Fleck gab. Nein, es hatte keinen Sinn mehr. Wenn Kakashi jetzt nicht sofort kam, würde er sich nicht mehr beruhigen können. Er würde die Prüfung morgen einfach sausen lassen. Er wollte doch nur seine Hand auf der Schulter spüren. War das denn zu viel verlangt? Seine Sehnsucht war so groß, dass er sich nun sogar tatsächlich einbildete, sie zu spüren. War es jetzt schon so weit mit ihm. Doch Moment! Langsam aber sicher spürte er, wie sein Herzschlag sich beruhigte. Allmählich hörten auch seine Hände auf zu zittern. Seine Gedanken wurden wieder klar. Das konnte doch keine Illusion sein!? „Kakashi?“, fragte Iruka hoffnungsvoll. „Ja?“, hörte er die vertraute und beruhigende Stimme, nach der er sich so gesehnt hatte. Schlagartig stand Iruka auf, um sich mit seinen Augen davon zu überzeugen, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte. Und tatsächlich: Vor ihm stand Kakashi, mit Dreck beschmiert, in einer hand seine Anbu-Maske haltend. „Ich zurück, Iruka. Tut mir leid, dass ich so spät bin…“ Kakashis Augen verrieten, dass er lächelte. Freude schwellte in dem braunhaarigen Chunin hoch. Sanft lächelte er zurück und ließ sich von Kakashis Armen an ihn drücken. Ja. Das war es. Diese Ruhe, die ihm nur ein Mensch geben konnte. Dieses Gefühl der absoluten Geborgenheit und inneren Ruhe, das Kakashi ihm gab. Kakashi würde immer zurück kommen. An seine Seite. Es gab überhaupt keine Möglichkeit, dass er irgendwann nicht mehr kam. Dessen war sich Iruka vollkommen sicher. „Willkommen daheim, Kakashi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)