Personal Paradise Anamnesis von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Die kleinen Wellen, die von einfahrenden Schiffen erzeugt wurden, schwappten gegen die Hafenmauer. Julian und Nico hatten ihre Schuhe ausgezogen und badeten ihre nackten Zehen im trüben Hafenwasser. Julian behielt Nico immer in einem Augenwinkel, während dieser einen Stein nach dem anderen ins Wasser warf. „Du könntest aus Versehen einen Fisch treffen.“ „Sein Pech.“ Smalltalk ist nicht deine Stärke, Julian, dachte Nico grimmig, holte weit aus und schleuderte einen kleineren Stein ins Hafenwasser. Stille. „Ich hab gehört, die lassen alles Abwasser in den Hafen und von da aus ins Meer.“ „Hm.“ Nico warf einen Stein, der eine vorüberfliegende Möwe am Flügel traf. Sie schrie laut und flatterte weg. Nico sah ihr grimmig nach. „Soll sie mir doch auf den Kopf scheißen.“ „Angeblich bringt das Glück.“ Julian zog seine Zehen aus dem Wasser und drehte sich zu seinem besten Freund. „Was is’n mit deinem Bruder? Ich dachte, das wäre die Aufgabe des Erstgeborenen.“ „Mario hatte keinen Bock. Er hat sich einfach vor Papa aufgebaut und eiskalt erklärt dass er keinen Bock hat...“ Nico warf einen Stein mit aller Kraft direkt nach unten. Das Wasser platschte ihm bis auf den Schoß. „Ich musste mich echt beherrschen, ihn nicht zu würgen. Kennst du das?“ Er sah seinen Freund an. „Oh.“ Der zuckte nur mit den Schultern. „Nö. Wieso auch?“ „T-Tschuldige. Ich hab kurz nicht dran gedacht.“ Julian winkte ab. „Lass mal, es macht mir nix aus. Wieso sollte es auch?“ Nico drehte sich wieder nach vorne. Er nahm einen flachen Stein und warf ihn so nah wie möglich über dem Wasser in die Ferne. Der Stein machte ein paar Sprünge im dunklen Wasser, bis er im deprimierenden Dunkelgrün des Hafens verschwand. Kreisförmige Wellen deuteten noch ein paar Momente an, wo er aufgekommen war, dann legten sie sich wieder und bis auf das Geplätscher des Wassers, dem Schreien der Möwen, die sich um einen Fischkadaver zankten und das Horn eines einfahrenden Schiffes wurde es um die beiden Jungen herum still. Julian blickte, genau wie er, zum Horizont. Nico wusste, dieses Schweigen war Julians Art, Gefühle zum Ausdruck zu bringen- selbst, wenn es Julian selbst vielleicht nicht bewusst war. Doch dieses Schweigen sagte Nico eine Menge. Er konnte auf Julian zählen. Julian würde nie von seiner Seite weichen. Und etwas anderes war Nico im Moment völlig egal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)