Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 12: Partyalarm ---------------------- „Freust du dich schon auf die Party, Ulquiorra?“ Der Angesprochene drehte langsam den Kopf, während sich die Frau neben ihm auf die Decke fallen ließ und sich mit den Armen nach hinten abstützte. Ihr nasses Haar tropfte noch, weil sie zuvor im Meer geschwommen war. Da sich die Reise (zu seiner Erleichterung) dem Ende neigte und sie am Abend auf diese Party wollten, hatte sich die Allgemeinheit entschlossen, einen ruhigen Tag am Strand zu verbringen. Nun, der rothaarige Shinigami und Kurosaki schienen nicht viel von Ruhe zu halten, da sie zwischen irgendwelchen Spielen und Wettschwimmen hin und her wechselten, aber der Rest der Gruppe ging es langsam an. Er selbst war diesmal im Schatten sitzen geblieben und nach dem letzten Sonnenstich, Sonnenbrand und seiner Nahtoderfahrung schien das auch niemand infrage zu stellen. „Du stellst Fragen, auf die du die Antwort bereits kennst, Frau“, erwiderte er stoisch, woraufhin sie den Kopf neigte und schief lächelte. „Stimmt, du bist nicht das typische Partytier – oh! Nicht, dass du ein Langweiler bist!! Das wollte ich nicht sagen!! Wirklich nicht!! Nur, du bist ja eher…eh…ernst und…also…aber bestimmt wird es trotzdem toll! Ich war selbst noch nicht auf vielen Partys, aber mit allen zusammen wird es sicher lustig!“ Ulquiorra sah sie monoton an, während er hoffte, dass ihr Redeschwall bald verebbte. Langweilig. Mochte sein, dass er für andere so wirkte, schließlich agierte er stets logisch, anstelle sich sinnlosen Dingen zu widmen. Sein Blick schweifte kurz zu dem Abschaum, der damit beschäftigt war, ein paar leicht bekleideten Frauen hinterherzusehen. Lieber langweilig als derartig primitiv zu sein. „Da sind wir unterschiedlicher Ansicht.“ Ihm wären etliche Gründe eingefallen, die gegen eine solch große Ansammlung von Menschen sprachen, aber dann wäre die Frau sicherlich wieder niedergeschlagen gewesen. Im selben Moment fragte er sich, warum ihn das kümmerte. Ja, er hatte sich vorgenommen, sich zurückzuhalten, aber es fühlte sich dennoch befremdlich an. Warum war die Frau auch so empfindlich…? „Warst du schon mal auf einer Party, Ulquiorra?“, wollte sie wissen. „Eh, also ich weiß, dass ihr bei Aizen oft zusammen Tee getrunken habt, aber…“ Sie legte den Finger ans Kinn und zog die Brauen zusammen, stellte sich bestimmt gerade wieder irgendeine lächerliche Szene vor. „Ich weiß nicht, ob man das eine Party nennen kann“, antwortete er nach kurzem Überlegen. „Nnoitra hat manchmal zu Sake eingeladen. Wenn ein paar der anderen kamen, endete es meistens in einer Prügelei. Eine Zusammenkunft zu vieler Individuen ist daher nichts, nach dem ich mich sehne.“ Kurz stutzte die Frau, ehe sie verstehend nickte. Zumindest unterbrach das wohl ihre abstrusen Fantasien; er konnte ohnehin nicht nachvollziehen, wie sie so leichtherzig nach der Zeit in Hueco Mundo fragen konnte. Stellte diese Zeit nicht ein negatives Kapitel ihres Lebens dar? Die Frau und ihren Frohsinn würde er wohl nie verstehen. „Das klingt wirklich nicht schön“, gab sie zu und seufzte leise, umschlang mit den Armen ihre Beine. „Ich war ein paar Mal auf Geburtstagspartys. Das war eigentlich immer sehr lustig. Mit den richtigen Leuten und der richtigen Stimmung macht bestimmt alles Spaß.“ Sie lächelte ihn an, woraufhin er nichts zu erwidern wusste. War ihr bewusst, dass er sich nicht zu ihren Freunden zählte? Aber ihr dies zu sagen, würde sie wohl nur wieder traurig stimmen. Nicht, dass er es selbst so empfand. Ihm bedeuteten diese Leute nichts. Lediglich bei der Frau…verhielt es sich anders. Diese Gefühle musste er noch genauer ergründen. „Ishida-kun ist heute viel besser drauf, nicht wahr?“, wechselte sie plötzlich das Thema und er folgte ihrem Blick. Woran sie das festmachte, war ihm ehrlich gesagt schleierhaft. Wobei, etwas war auch ihm aufgefallen – er suchte heute keinen Streit mit Kurosaki. Beim Frühstück war er ungewohnt still gewesen, als ob er in Gedanken gewesen war. Ansonsten fand er nicht, dass dieser unbedingt besser drauf wirkte. Gerade stand er mit den Füßen im Wasser und ließ den Blick über das Meer schweifen, in dem sich Kurosaki und der Rotschopf gerade wieder verausgabten. „Möglicherweise hat er nur Kopfschmerzen.“ Immerhin hatte dieser sich am Vortag verletzt. Menschen waren weitaus empfindlicher und der Quincy wirkte zudem nicht sonderlich robust. Die Frau blinzelte einmal, schaute ihn perplex an, ehe sie grinste. „Du machst dir ja Sorgen um Ishida-kun, Ulquiorra!“ „…ich habe nichts dergleichen gesagt.“ „Aber du erwähnst es! Ha! Das ist der Beweis!“ „Du verhältst dich albern, Frau.“ „Gar nicht!!“ Wie sie so die Backen aufblies und ihn trotzig ansah, wirkte sie mehr denn je wie ein Kind. Ihr Verhalten war so oft irritierend und widersprüchlich. Dabei war sie durchaus in der Lage, sich vernünftig zu benehmen. Auch wenn sie diese Facetten hatte, so besaß sie mehr Stärken als die meisten anderen Frauen, die er kannte. „Uff…wir sollten langsam los.“ Ihr unsinniges Gespräch wurde von der Freundin der Frau unterbrochen, welche sich ein Handtuch nahm und ihre kurzen Haare damit abtrocknete. „Vorausgesetzt, einer kriegt Ichigo und Abarai aus dem Wasser.“ „Ich glaube, Kuchiki-san macht das“, erwiderte die Frau und zeigte dorthin. Tatsächlich schwamm die Shinigami den beiden hinterher, nur um sich dann auf Kurosaki zu werfen, woraufhin dieser unterging. Nun, vielleicht war die Frau nicht die Einzige, die sich irritierend und kindisch benahm. „Ja“, kam es gedehnt von der anderen Frau. „Scheinbar…“ „Sie sind wirklich gute Freunde!“ „Wir sollten allmählich unsere Sachen packen, damit wir noch genügend Zeit zum Duschen und Umziehen haben. Zudem sollten wir vor dem Aufbruch eine Kleinigkeit essen, da ich nicht davon überzeugt bin, dass sich jeder von uns vom Alkohol fernhalten wird. Nicht, dass ich ein solches Verhalten unterstützen würde…“ Der Quincy war ebenfalls zu ihnen gestoßen und was auch immer die Frau gesehen haben mochte, er wirkte nun wieder genauso missgelaunt wie sonst auch. „Bestimmt wird keiner übertreiben, Ishida-kun! Wir passen ja alle aufeinander auf!“ Die Frau strahlte ihn so sonnig an, dass diesem die Brille von der Nase rutschte, als er ächzte. „Inoue-san…“ Wenn Ulquiorra so an Nnoitra und Grimmjow dachte, welche gewisse Ähnlichkeiten mit einigen der Personen in der Gruppe hatten, so stimmte er dem Quincy innerlich zu. „Ich freu mich sooooo!! Das wird megaaaaa!! All die hübschen Määäädchen!!“ Als wäre die nervige Stimme des Abschaums nicht schlimm genug, tanzte dieser – dazu noch nackt – durch die Umkleiden der Duschen. Ulquiorra zog sich das kurzärmlige Hemd mit den grünen Palmenblättern über, ohne den Idioten noch eines Blickes zu würdigen. Dafür warf Kurosaki diesem gerade einen seiner Badelatschen an den Kopf, woraufhin dieser aufjaulte. „Ichigoooooo!!“ „Hör auf mit dem Mist und zieh dich an!“, knurrte dieser und zog sich seine Shorts über. „Ist ja peinlich.“ Maulend angelte der Abschaum nach seiner Kleidung, gehorchte auch, wobei der kleinste Mensch schief lächelte. „Du provozierst es aber auch…“ Der Riese gab ein zustimmendes Brummen von sich, war längst fertig. „Mit wenig Schläue gesegnete Menschen wie Asano fehlt es an der hierfür erforderlichen Intelligenz und somit steht ein Lerneffekt außer Frage.“ Kurz herrschte Stille und alle sahen zu der geschlossenen Kabine, aus der die Stimme des Quincys gedrungen war. „Ishidaaaaa!!“, krakeelte der Abschaum auch schon wieder los. „Komm da raus und sag es mir ins Gesicht, du…du…du elender Feigling!! Jawohl!! Wahre Männer zeigen sich voreinander!!“ Mit diesen Worten holte er mit dem Fuß aus und trat mit voller Wucht gegen die Kabinentür – nur um gleich darauf schreiend auf einem Bein herum zu hüpfen. „Auuuu!!!“ Kurosaki seufzte. „Keigo…“ „Er lernt es einfach nicht“, murmelte der Winzling. „Ihr solltet auf meiner Seite sein!!“, beschwerte sich der Abschaum heulend und sank auf einer der Bänke in sich zusammen. Der Riese drückte dessen Schulter und brummte etwas Aufmunterndes. Ulquiorra beobachtete es ausdruckslos; er hätte eher verstanden, wenn er dem Typen noch eine verpasst hätte. Anscheinend dachte das auch der Quincy, der, komplett in weiß gekleidet, die Kabine verließ. „Nun, sicherlich wäre man auf deiner Seite, wenn du nur ein einziges Mal im Recht wärest und dich nicht wie die Impertinenz in Person verhalten würdest“, kam es herablassend von diesem, ehe er sich umdrehte und die Umkleide verließ. Da Ulquiorra keinen Sinn darin sah, noch länger hier zu bleiben und sich dieses Geplärre weiter anzutun, da er bereits fertig umgezogen war, folgte er dem Quincy. Es dauerte eine Weile, bis sich die gesamte Truppe versammelt hatte. Nicht, dass es Ulquiorra zu dieser Beach Party eilig hatte. Seinetwegen hätten sie ihn auch bei den Zelten lassen können, doch er wusste, dass die Frau damit nicht einverstanden gewesen wäre. Bereits jetzt hüpfte sie in ihrem weißen Sommerkleid vor Ungeduld von einem Bein aufs andere – und es missfiel ihm, wie der Abschaum sie dabei anschmachtete. Wenigstens unterließ er es, als ihre Freundin ihm mit der Faust drohte. „Also dann! Los geht’s!“, rief die Shinigami freudig aus und reckte die Faust in die Luft. „Auf zu meiner ersten Beach Party!“ „Hier geht’s nicht um dich“, brummte Kurosaki und funkelte sie an, woraufhin sie lieblich lächelte. „Natürlich nicht! Es geht um uns alle!“ Und mit diesen Worten ging sie voran, wobei ihr blaues Kleid um ihre Beine flatterte. „Kuchiki-san nach!“, kam es vergnügt von der Frau, woraufhin Kurosaki schnaubte. „Die weiß doch gar nicht, wo sie lang muss…“ Ulquiorra ignorierte das Gezeter und folgte der Gruppe schweigend, bildete somit das Schlusslicht. Ein paar Mal sah die Frau zu ihm, doch da ihre Freundin sie in ein Gespräch verwickelt hatte, ließ sie sich nicht zu ihm zurückfallen. Wie sie immer auf ihn bedacht war. Dabei wusste sie doch, dass er solchen Unsinn wie Einsamkeit nicht fühlte. Jedenfalls nicht mehr. Daran zu denken, fühlte sich eigenartig an. An seinen Ursprung. Doch es war so viel Zeit vergangen. Er hatte sich weiterentwickelt. Daher verstand er selbst nicht, warum es etwas in ihm auslöste, dass sie sich um ihn kümmerte. Vielleicht eine unerwünschte Nebenfunktion des Gigai, die Urahara absichtlich nicht erwähnt hatte. Dem hinterlistigen Ladenbesitzer war alles zuzutrauen. Als sie an dem Abschnitt des Strands ankamen, an dem die Party stattfinden sollte, hatten sich schon einige Menschen eingefunden. Es waren Tische aufgestellt worden, an denen man etwas zu essen und zu trinken kaufen konnte. Irgendeine laute Art von Musik drang aus den Boxen und man hatte bunte Lichter angebracht, die vermutlich erst zur Geltung kommen würden, wenn der Sonnenuntergang vorbei war. „Das sieht ja toll aus!“, rief die Frau begeistert aus. „Noch ganz schön leer hier“, brummte der rothaarige Shinigami und sah sich um. „Wir sind eben früh da“, meinte Kurosaki und zuckte mit den Schultern. „Da hinten sind Bänke aufgebaut, da können wir uns hinsetzen und etwas zu trinken holen“, wies die kurzhaarige Frau darauf hin. „Ich hol was!!“, krakeelte der Abschaum los, woraufhin der Riese nickte. „Ich komme mit.“ „Behalt Keigo ja im Auge, Chad“, kam es von Kurosaki, der diesem nicht zu trauen schien. „Ichigooooo!! Was denkst du von mir?! Wir sind doch Freunde!!“ „Aha.“ „Sag das nicht soooooooo!“ „Mizuiro und ich kommen auch mit und helfen euch tragen.“ „Alles klar, Tatsuki. Wir halten dann die Plätze frei.“ „Irgendwelche Wünsche?“ „Bringt einfach irgendwas mit.“ „Etwas ohne Alkohol!“, rief der Quincy warnend hinterher, woraufhin Kurosaki die Augen verdrehte. „Jetzt sei kein Spießer, Ishida. Ein bisschen was schadet schon nicht.“ Der rothaarige Shinigami grinste breit. „Genau! Richtige Männer trinken!“ „Und Frauen nicht?“, kommentierte die Shinigami, die sich neben ihn auf die Bank setzte und ihm ins Ohr kniff. „Oi! Als ob ich sowas sagen würde…du kennst Rangiku-san doch…“ „Stimmt, die betrinkt sich immer richtig…“, murmelte sie zustimmend. „Das ist kein Argument! Fast alle von uns sind minderjährig und somit verstößt es gegen das Gesetz, uns so etwas zu verkaufen!“ „Chad sieht nicht minderjährig aus, von daher mache ich mir keine Sorgen.“ „Kurosaki!!“ „Ach, jetzt schrei hier nicht so rum, Ishida. Zwingt dich ja keiner, was zu trinken – auch wenn dich das vielleicht mal lockerer machen würde.“ „Unerhört! Ich bin locker genug und muss mir sicher nichts zuführen, das mein Bewusstsein beeinträchtigt und mich zu unangemessenem Verhalten verleitet!“ „Oh ja, du klingst verdammt locker…“, kommentierte Kurosaki die Aussage spöttisch, woraufhin der Quincy die blauen Augen hinter der Brille verengte. Ulquiorra hörte ihnen still zu, während er neben den beiden Frauen saß. Er teilte die Meinung des Quincys, was den Alkohol anbelangte. Er sah keinen Grund darin, sich einzumischen, aber er hatte Nnoitra und Grimmjow beide unter Alkoholeinfluss erlebt – und er hatte sie in diesem Zustand mehr denn je verabscheut. Lange dauerte es nicht, bis die anderen mit Plastikbechern zurückkamen und diese auf dem Tisch abstellten. „So, die hatten da so eine rote Bowle. Davon haben wir ein paar Becher mitgebracht. Wer das nicht trinken möchte, hier sind Cola und Wasser“, erklärte die Frau mit den kurzen Haaren. Der Abschaum stand neben ihr und schmollte, zumindest bis der Quincy zu einem der Becher mit Wasser griff. „Du bist sowas von uncool, Ishida!!! Du als Spaßbremse der Gruppe hättest den Alkohol am allernötigsten gebraucht!!!“ „Von einem wir dir lasse ich mir sicherlich nichts vorschreiben, Asano“, giftete der Quincy zurück. „Ich möchte die Bowle probieren!“, rief die Frau strahlend und auch der Rest der Gruppe schien dazu zu tendieren. „Inoue-san…“ „Ein Becher schadet schon nicht, also reg dich ab, Ishida“, brummte Kurosaki. „Renji trinkt dauernd und der lebt auch noch.“ „Huh?“, kam es von dem Shinigami, der seinen Becher bereits geleert hatte. „Es geht nicht ums Überleben, sondern dass es unverantwortlich ist, in unserem Alter Alkohol-“ „Wenn du das noch mal sagst und wir deswegen hier rausgeworfen werden, bist du wirklich die Spaßbremse, Ishida.“ Angesprochener verstummte daraufhin, nicht ohne einen finsteren Blick in Richtung Kurosakis. Ulquiorra hielt inne, als der Rothaarige ihm einen der Becher unter die Nase hielt. „Trink.“ Langsam fixierte er den Shinigami aus seinen grünen Augen. „Ich lehne ab.“ „Komm schon. Ich will zu gerne wissen, ob Arrancar betrunken werden können…“ Ulquiorra verengte die Augen, war kurz davor, dem anderen den Becher aus der Hand zu schlagen. Dessen Dreistigkeit provozierte ihn. „Abarai-kun möchte mit dir Bruderschaft trinken, Ulquiorra!!“, schnatterte die Frau dazwischen. „Das macht man unter Freunden so, nicht wahr, Abarai-kun?“ „Eh…au!“ Die Shinigami hatte ihm den Ellenbogen in die Seite gerammt und strahlte in die Runde. „Das ist genau das, was Renji vorhatte. Schließlich sind wir jetzt alle Freunde! Nicht wahr, Renji?“ „…von mir aus.“ „Also solltest du den Becher annehmen, Ulquiorra!“, wandte sich die Shinigami weiterhin lächelnd an ihn. „Das würde sicher auch Inoue freuen.“ Ulquiorra funkelte sie an, erkannte die Manipulation hinter den Worten. Warum sollte er sich dem fügen? Es war ja nicht so, dass er darauf aus war, die Frau damit zu erfreuen. Auch wenn deren große, anthrazitfarbene Augen gewissen Druck ausübten, so wie sie ihn anstarrte. Was war nur los mit ihm…? „Tja, willkommen im Team, Ulquiorra. Gegen Rukia kannst du direkt aufgeben…“, meinte Kurosaki und prostete ihm zu. „Ich habe keinerlei Absicht-“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, hatte der Rothaarige ihm einfach den Becher ins Gesicht gedrückt. Gut. Er würde ihn umbringen. Dieser ließ ihm kaum eine andere Wahl, als ihn mit einem Cero zu pulverisieren. „Bring es einfach hinter dich, Arrancar!“ Ulquiorra riss ihm den Becher aus der Hand, funkelte ihn mit tödlichem Blick an. Dieser zuckte jedoch nur die Schultern und prostete ihm zu, ehe er seinen zweiten Drink herunterkippte. Erneut lag der erwartungsvolle Blick der Frau auf ihm. „Es ist wirklich lecker, Ulquiorra! Da sind Früchte drin! Die schmecken richtig gut! Aber wenn du lieber Wasser oder Cola trinken möchtest, ist das natürlich auch okay! Man sollte niemals etwas tun, nur weil andere es erwarten!“ Ach wirklich…und dennoch schaute sie ihn auf eine Weise an, die ihm kaum eine andere Wahl ließ. Das Leben war einfacher gewesen, als es ihm noch vollkommen egal gewesen war, ob die Frau traurig war oder nicht. Kommentarlos setzte er den Becher an die Lippen und trank einen Schluck. Zugegeben, es war bei weitem nicht so widerlich wie Nnoitras Sake, der schon von Weitem in seiner Nase gebrannt hatte. Es schmeckte süß und fruchtig. Den Alkohol konnte man nur schwer herausschmecken. Vermutlich ein Trick, um schneller die Kontrolle über seine Sinne zu verlieren. Manch einer schien das ja gern zu tun. So naiv, wie die Frau war, sollte diese besser aufpassen, dass sie nicht zu viel davon trank. Er würde sie besser im Auge behalten, da außer dem Quincy jeder dieses süße Zeug zu sich nahm. Nach und nach füllte sich der Strandabschnitt mit mehr Menschen, sodass es lauter um sie herum wurde. Scheinbar floss auch mehr Alkohol oder aber die Menschen genossen es einfach, bei der Musik umher zu hüpfen und sich lächerlich zu machen. Er wusste wirklich nicht, wie so etwas Spaß machen konnte, aber gut, solange sie ihn in Ruhe ließen. Der rothaarige Shinigami hatte mittlerweile eine weitere Runde dieser süßen Bowle geholt. Auf Ulquiorra hatte es wenig Effekt – vermutlich, weil er den ersten Becher kaum angerührt hatte, nur gelegentlich daran nippte, was niemandem wirklich aufzufallen schien. Was ihm Sorge bereitete, war die Frau, die bereits eine deutliche Röte im Gesicht aufwies und ganz glänzende Augen hatte. „Ich will tanzen!“, rief sie plötzlich und streckte die Faust in die Höhe. Ihre Freundin seufzte leise, bevor sie jedoch etwas dazu sagen konnte, tat es ihr die Shinigami gleich und hob ebenfalls die Hand. „Ich will auch tanzen!! Renji! Ichigo! Los geht’s!!“ „Oi, lass uns da raus, Rukia!“, kam es abwehrend von dem Aushilfsshinigami, welcher sich gerade einen weiteren Becher genommen hatte. „Ich tanze gerne mit euch!! Inoue-san! Kuchiki-san!“, krakeelte der Abschaum über den Tisch und sprang gleich darauf von seinem Platz auf. Der kleinste Mensch lächelte schief, schaute dann aber in die Runde. „Es könnte tatsächlich lustig sein. Ich glaube, ich versuche es mal.“ „Genau, Mizuiroooooo! Das ist die richtige Einstellung!“, wurde er von dem Abschaum gelobt. „Richtige Männer tanzen, jawohl!!“ Der Quincy schnaubte leise. „Wie erleichternd, dass nicht du bestimmst, was Männlichkeit ausmacht, Asano. Sonst wären wir schon alle verloren.“ „Still, Unwürdiger! Wer nicht mal einen Becher dieser köstlichen Bowle getrunken hat, hat hier gar nichts zu melden!!“ Dann jedoch zuckte er zusammen, da ihn der Hüne an der Schulter gepackt hatte. Dieser lächelte unter seinen Locken, neigte den Kopf. „Du wolltest tanzen.“ „J-Ja…aber…aber…“ Ohne auf das Gestammel einzugehen, legte der Mexikaner den Arm um ihn und zog ihn mit sich in Richtung des Menschenpulks. Der kleinere Mensch lachte leise, ehe er den beiden folgte. „Sogar Sado tanzt, dann seid ihr ja wohl auch dazu in der Lage! Na los! Macht schon!“, zeterte die Shinigami ungeduldig und packte sich den Arm des Rothaarigen. „Na meinetwegen“, brummte dieser und erhob sich. Ulquiorra bestärkte dies in der Annahme, dass die meisten von ihnen betrunken genug waren, um Hemmungen fallen zu lassen. Warum sonst sollte man sich derartig lächerlich aufführen? „Ichigo, du auch! Ihr alle, kommt! Los, los!“ „Ich werde an unserem Tisch bleiben. Wenn man sich die stetig steigende Anzahl der Leute ansieht, wird deutlich, dass es bald keinen freien Platz mehr geben wird“, stellte der Quincy unmissverständlich klar und griff missmutig zu seiner Cola. Bei der letzten Runde hatte der Abschaum kein Wasser mitgebracht, sodass er nun das süße Zeug trinken musste. „Ernsthaft, Ishida?“, kam es von Kurosaki, an dessen Arm nun die zierliche Shinigami hing und heftig nickte. „Ich passe.“ „Aber das wird bestimmt total Spaß machen!“, redete die Frau dagegen an, drehte sich dann zu ihm um. „Du musst auch mitmachen, Ulquiorra! Im Urlaub muss man auch mal seine Komfortzone verlassen!“ Bei diesen Worten wirbelte sie einmal herum und zeigte dann mit dem Finger auf ihn. „…die habe ich zur Genüge verlassen, Frau. Geh.“ Aufgrund seiner kühlen Absage zog die Frau eine Schnute, wurde aber gleich darauf von ihrer Freundin angestupst. „Na komm, Orihime. Ich tanze mit dir.“ „Tatsuki-chan!“, rief die Frau freudig aus, schaute aber noch mal zu ihm. „Okay. Aber keine Sorge, Ulquiorra! Ich komme bald wieder!“ „…“ Da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte, blieb er einfach still; glaubte sie allen Ernstes, dass er sich darum sorgen würde? Manchmal verhielt sich die Frau wirklich mehr als irrational. Er kam auch ohne sie klar. Gerne hätte er dies dem Alkohol zugeschrieben, jedoch wusste er gut genug, dass die Frau sich öfter unsinnige Sorgen um sein Befinden machte. Zumindest drängte sie ihn nicht weiter, sondern verschwand mit ihrer Freundin in der Menge. Diese würde sicherlich auf sie aufpassen. Von allen hier schien sie am meisten auf die Frau zu achten und dabei keinerlei Hintergedanken zu hegen. „Dieser verdammte…“ Ulquiorra drehte den Kopf, als er plötzlich nur noch mit dem Quincy am Tisch saß. Monoton blickte er diesen an, wusste nicht, worüber dieser sich aufregte. Die gute Laune vom Morgen war wohl verschwunden, so wie es schien. Wütend blickte dieser seinen fast leeren Becher an, schnupperte daran. „Er hat irgendwas in die Cola gemischt“, knurrte er und verzog das Gesicht. Sicherlich meinte er damit den Abschaum, schließlich kam sonst niemand auf solch eine unterbelichtete Idee. Genervt stellte der Quincy seinen Becher auf dem Tisch ab, ehe er den Blick über die Menschenmenge schweifen ließ, wohl in der Hoffnung, den Schuldigen zu entdecken. Allerdings war es schwer, unter all den Leuten jemanden aus der Gruppe zu entdecken, sodass er es gleich darauf aufgab. Stattdessen fixierte er ihn nun wieder, wobei Ulquiorra den Blick nicht deuten konnte. „Seid ihr Arrancar wirklich resistent oder bist nur du trinkfest?“ Die Frage kam überraschend. Sonst vermied es der andere, ihn auch nur länger als nötig anzusehen. Nun, sie waren Feinde. Genau genommen war die Hälfte der Gruppe sein natürlicher Feind – und die andere Hälfte Beute. Sei es drum, er würde die Frage beantworten. Es gab weder einen Vorteil noch einen Nachteil dabei. „Das kann man nicht verallgemeinern. Wir sind nicht resistent, nur ist das immer noch der erste Becher.“ Der Quincy stutzte, hatte scheinbar auch nicht darauf geachtet. Dieser war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Kurosaki bei jedem weiteren Becher böse anzuschauen. Warum auch immer es diesem etwas ausmachte, dass der Aushilfsshinigami mehr Alkohol trank, als er ursprünglich wohl wollte. „Ach so?“, kam es skeptisch zurück. „Solltest du eine Schwachstelle darin finden wollen, so sei dir gewiss, dass ich mir diesbezüglich keine Blöße geben werde.“ „…dies war reines Interesse an deiner Art.“ Der Quincy schob seine Brille zurecht, funkelte ihn dabei an. „Gespräche solcher Art haben immer einen Grund“, gab Ulquiorra zurück. „Ja. Den, dass du nun mal mit uns hier bist. Und da du in diesem Moment leider der einzige Gesprächspartner bist, versuche ich lediglich Konversation zu betreiben, um diese unangenehme Stille zu brechen.“ Ulquiorra schwieg für ein paar Sekunden, nicht wissend, was er darauf antworten sollte. Konversation? Mit ihm? Der Sinn dahinter erschloss sich ihm nicht. „Ach, vergiss es einfach“, knurrte der Quincy, während er böse seine Cola anfunkelte. Warum auch immer schien ihn etwas aufzuregen, denn er nahm den Becher und kippte den letzten Schluck auch noch herunter. So viel dazu, er wolle sich vom Alkohol fernhalten. Wenn auch vermutlich der Abschaum die Schuld daran trug. „Ich geh den Idioten jetzt suchen“, hörte Ulquiorra ihn erbost murmeln und dann verschwand er in der Menge. Damit meinte er wahrscheinlich den Abschaum. Sei es drum. Ulquiorra hatte auch nichts dagegen, allein hier zu warten. Auch wenn ihn ab und zu das Gefühl beschlich, er müsste nach der Frau sehen. Dabei war das hier nicht seine Aufgabe. Es war nicht wie in Hueco Mundo. Irgendwie schien die Frau sich in den Kopf gesetzt zu haben, dass diesmal sie auf ihn aufpasste – so unnötig dies auch sein mochte. „Ulquiiiiiioooraaaa!“ Zuerst hatte er mit einem Angriff gerechnet, da sich plötzlich von hinten zwei Arme um ihn schlossen und fest an etwas Weiches drückten. Der unerwünschte Körperkontakt ließ ihn den Kopf drehen und er war doch froh, dass er schnell genug ihre Stimme erkannt hatte, als dass er nach hinten ausgeholt hätte. Die Frau musste lebensmüde sein, ihn von hinten zu überfallen und ihm dann auch noch ins Ohr zu plärren. Als er jedoch ihren glasigen Blick und das debile Grinsen auf ihren Lippen sah, ahnte er, dass diese wohl einfach einen Becher Bowle zu viel gehabt hatte. So viel dazu, dass schon jemand auf die Frau aufpassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)