Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 11: Erste Schritte -------------------------- Der restliche Tag verging schnell…und am Ende war es nicht so unangenehm gewesen, wie Ulquiorra geglaubt hatte. Zumindest waren die Menschen und Shinigami beschäftigt gewesen, sodass sich der Unsinn in Grenzen gehalten hatte – von dem nervigen Abschaum einmal abgesehen. Das mit dem Spaß konnte er zwar immer noch nicht ganz nachvollziehen, aber es war keine komplette Katastrophe gewesen. Wasser würde wohl niemals sein Element sein. Nachdem sie im Park geduscht hatten (was mal wieder von vulgären Anmerkungen des Abschaums geprägt war), trafen sie sich mit der Frau, ihrer Freundin und der Shinigami an der Bushaltestelle. Als sie sie entdeckte, riss die Frau die Arme hoch und ruderte damit herum, wohl damit sie sie nicht übersahen. „Huhu! Hier sind wir!“, rief sie ihnen zu, obwohl sie sie längst gesehen hatten. Obwohl der Tag lang und anstrengend gewesen war, wirkte sie immer noch voller Energie. Wahrscheinlich lag das einfach an ihrem Charakter, der ihm schon in Hueco Mundo oftmals die Nerven geraubt hatte. Er hatte nie einen positiveren Menschen getroffen. „Jaja, wir haben euch gesehen“, brummte Kurosaki und schulterte seine Tasche. Sein Verhalten gab ihm neben dem des Quincys vor allem nach dem heutigen Tag am meisten zu denken. Das primitive Gehabe des Abschaums wies auf seinen widerlichen Charakter hin, demnach musste man da nicht mehr hineininterpretieren. Kurosaki und der Quincy schienen öfter über stupide Themen zu diskutieren, so viel hatte er mittlerweile durch die nicht sehr subtilen Andeutungen der Shinigami und der Frau verstanden. Irgendwie gehörte das zu der Freundschaft der beiden, so wie die Rivalität zwischen Kurosaki und dem rothaarigen Shinigami. Was neu war, waren scheinbar die Anfeindungen, die dazu führten, dass sich beide nicht mal mehr in die Augen sehen konnten. Auch beim Duschen vor ein paar Minuten war dies der Fall gewesen, wobei Kurosaki immer schnell ablenkte. War der Quincy womöglich eine seiner Schwachstellen? Jeder seiner Freunde war dies, doch einige von ihnen behandelte er…gesondert. Während er die Frau in Watte packte, war er beim Quincy selbst recht dünnhäutig. Dessen Worte schienen nicht an ihm abzuprallen, wie es zum Beispiel Ulquiorras taten. Eine interessante Wendung, die er im Kopf behalten würde, sollte es irgendwann einmal nötig sein. „Oh, ich dachte nur…hier sind ja so viele Menschen und eh…ich wollte nur sichergehen!“, riss ihn die Frau aus den Gedanken und rieb sich verlegen den Nacken. „Nicht, dass wir uns verlieren!“ Ulquiorra warf ihr einen Blick zu. „Frau. Deine Haare sind ohnehin schon auffällig genug. Im Licht der untergehenden Sonne leuchten sie regelrecht, sodass es praktisch unmöglich ist, dich zu übersehen.“ Die darauffolgende Stille ließ Ulquiorra Böses schwanen; was hatte er nun wieder gesagt? Dass der Fokus erneut auf ihm lag, passte ihm nicht; vielleicht sollte er sich für die letzten Tage angewöhnen, sich nicht mehr an Gesprächen zu beteiligen. Die Frau lief jedenfalls so rot an, dass sie mit der leuchtenden Farbe ihrer Haare konkurrieren konnte. Unweigerlich hob er eine Augenbraue; ging es ihr nicht gut oder hatte er sie in eine peinliche Situation gebracht? Nur wie…? „Ich wusste es!!!“, krakeelte der Abschaum dazwischen. „Er ist hinter Inoue-san her und versucht, sie mit schmierigen Komplimenten einzuw- au!“ Kurosaki hatte ihm die Faust auf den Kopf gehauen, woraufhin dieser jammerte. Dennoch sah ihn auch der Aushilfsshinigami skeptisch an. „Keigos dummes Gequatsche mal außen vor…du haust manchmal echt Sachen raus, Ulquiorra…“ „Oh, eh, also…ich finde es nett!“, mischte sich die Frau ein, bevor er sich äußern konnte. „Also, wenn es ein Kompliment war…uhm, also, danke…ehehe…“ Ulquiorra öffnete abermals den Mund, um sich zu rechtfertigen, doch die Shinigami stand plötzlich neben ihm und stieß ihm fest in die Seite. Böse funkelte er diese an, spürte seinen Zeigefinger reflexartig zucken…leider konnte und durfte er keinen Cero auf sie abfeuern. Es missfiel ihm dennoch, wie sie ihn grundlos anrempelte. „Lassen wir das einfach mal so stehen~“, zwitscherte sie und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, legte die Hand an die Stirn, als würde sie salutieren. „Seht mal! Da kommt der Bus! Rein mit uns, damit wir noch einen Sitzplatz bekommen!“ Das reichte, um die allgemeine Aufmerksamkeit von ihm abzulenken und er war sicher nicht traurig darüber. Menschen irritierten ihn nach wie vor, egal, wie viel Zeit er mit ihnen verbrachte. Innerlich seufzte er, ehe er sich daran machte, ihnen zu folgen. „Ulquiorra!! Hier!! Ich hab dir einen Platz freigehalten!!“ Abermals zog die Frau alle Aufmerksamkeit auf ihn, schien dabei kein Schamgefühl zu empfinden. Wenigstens sagte diesmal keiner etwas dazu, sodass er kommentarlos zu ihr ging – eine andere Wahl hatte er auch nicht, denn alle anderen Plätze waren belegt. „Möchtest du lieber am Fenster sitzen?“, fragte ihn die Frau mit einem Lächeln. „Der Platz ist irrelevant“, erwiderte er knapp, während er sich neben sie setzte, die Tasche vor den Sitz stellte. „Oh, na gut. Wenn das in Ordnung ist…ich sitze gern am Fenster, weißt du? Da kann man sich die Umgebung besser ansehen…oh, und wenn man müde ist, kann am Fenster prima dösen!“ Er wollte ihr eigentlich mitteilen, dass er nicht danach gefragt hatte…doch dann ließ er es bleiben. Die Frau würde so oder so weiterplappern, das war einfach ihre Art…also ließ er sie. Tatsächlich wurde sie irgendwann stiller, vielleicht auch, weil sie merkte, dass er nicht antwortete. Effektiv. Ulquiorra ließ den Blick durch den Bus schweifen, wobei ihm auffiel, dass die meisten von ihnen tatsächlich schliefen. Sogar Kurosaki lehnte mit offenem Mund an der Fensterscheibe, während der Quincy, ebenfalls mit geschlossenen Augen, an diesem lehnte. Unvorsichtig, ihre Deckung zu vernachlässigen, vor allem inmitten so vieler fremder Menschen. Er würde das nie nachvollziehen können. Gerade als er sah, wie die Shinigami gegen den viel breiteren Körper des Rothaarigen sackte und dieser mit einem Lächeln den Arm um sie legte, ließ ihn etwas innehalten. Mit zusammengezogenen Brauen schaute er zu der Frau runter, welche wohl eingeschlafen war – an seiner Schulter. Dabei saß sie doch schon am Fenster, was also sollte das? Vielleicht war es besser, sie zu wecken… Ulquiorra beobachtete ihr entspanntes Gesicht einige Sekunden lang still, hörte ihren ruhigen Atem…und wandte dann schnaubend den Kopf ab. Nein. Er würde sie schlafen lassen. Andernfalls würde sie bestimmt direkt wieder los schwatzen…und auch, wenn er nicht so erschöpft wie der Rest war, bevorzugte er eine Fahrt ohne sinnlose Gespräche. Wie weich sich die Haare der Frau anfühlten…sie kitzelten seine Haut, jedoch nicht stark genug, dass es ihn wirklich störte. Orange. Er wusste immer noch nicht, was er vorhin Falsches gesagt hatte; sie waren doch auffällig? Außerdem konnte man das wohl kaum mit den vulgären Kommentaren des Abschaums vergleichen, der ständig auf die Oberweite von Frauen anspielte. Nnoitra hatte dies auch unheimlich gern getan…Frauen auf ihr Geschlecht reduziert. Vor allem von Neliel Tu Oderschwanck war er regelrecht besessen gewesen. Wobei…der Abschaum anscheinend etwas minderbemittelt war, wohingegen Nnoitra eine Boshaftigkeit an den Tag gelegt hatte, die sogar ihm zuwider gewesen war. Wäre er damals der Wächter der Frau gewesen…nun, Aizen hatte gewusst, warum er ihn für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Bei dem Gedanken, was Nnoitra im Sinn gehabt hätte…wurde ihm schlecht. Es erfüllte ihn sowohl mit Ekel als auch mit einer Art Brennen in seinem Inneren. War das Zorn? Falls ja…verstand er nicht, woher dieser kam. Früher hatte er dies nicht gefühlt. Was hatte sich also geändert? Zweifellos verbrachte er zu viel Zeit unter diesen Menschen…und vor allem mit der Frau. Dass er eine gewisse Sympathie ihr gegenüber empfand, konnte er nicht leugnen. So nervig und irrational sie sich auch verhielt...er gewöhnte sich scheinbar daran. Ob ihn das beunruhigen sollte? Er war nicht sicher, würde sich damit irgendwie befassen müssen. Abermals schaute er die Frau an…wie entspannt sie aussah…so, als fühlte sie sich vollkommen sicher. Ihre geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, die Augen mit den langen Wimpern geschlossen…und abermals fühlte er etwas, das er nicht zuordnen konnte. Eine Art Wärme. Nicht dieses zornige Brennen. Im Gegenteil, es ließ ihn ruhiger werden. Was war das? Warum löste die Frau es in ihm aus und…wie verschwand es? Es war unangenehm. Er schüttelte innerlich den Kopf und wandte den Blick von der Frau ab, konzentrierte sich auf die vorbeiziehende Umgebung. Er hatte ja geahnt, dass diese Reise Auswirkungen haben würde, die ihm nicht gefallen würden. „Mh…sind wir gleich da…?“ Das Nuscheln der Frau, einige Minuten später, ließ ihn erneut zu ihr herunterblicken. Verschlafen blinzelte sie ihn an, realisierte zuerst gar nicht, dass sie an seiner Schulter lehnte – andernfalls hätte sie doch bestimmt wieder überzogen reagiert? „Ja.“ Er hatte sich die Umgebung auf der Hinfahrt eingeprägt, war sicher, dass sie bei der nächsten Haltestelle raus mussten. Die Frau rieb sich die Augen, ehe sie stutzte und rot anlief, wohl erkannt hatte, an wen sie sich geschmiegt hatte. „Oh! Oh entschuldige, Ulquiorra! Ich wollte nicht, aber…es war so bequem und…deine Schulter war irgendwie gar nicht so hart und deswegen-“ „Ich habe verstanden, Frau“, schnitt er ihr monoton das Wort ab, woraufhin sie auch noch lächelte. „Ehehe…okay, dann…danke, dass ich mich anlehnen durfte! Du hättest mich ja auch wecken können…“ Um solch einen Redeschwall zu riskieren? Da war sie ihm schlafend lieber gewesen, doch er sprach es nicht aus. Mittlerweile hatte er dazu gelernt und da sich die anderen soeben regten, musste er keine erneute Diskussion über sein unangemessenes Verhalten in Gang setzen. Daher nickte er nur und das schien der Frau zu reichen. An der nächsten Haltestelle stiegen sie wie erwartet aus und machten sich auf den Weg zurück zu den Zelten. Da die Menschen und Shinigami den Quincy noch wegen seiner Kopfverletzung schonen wollten, übernahmen der Riese und der Winzling das Kochen an diesem Abend. Zwar hatte sich die Frau direkt angeboten, aber deren Kochkünste schienen wirklich unterirdisch zu sein, so schnell, wie alle dagegen geredet hatten – auch wenn sie es nicht direkt gesagt hatten. Da Ulquiorra von so etwas keine Kenntnis besaß, war er ebenfalls direkt raus, was ihm auch ganz recht war. Nachdem sie ihre Sachen zum Trocknen aufgehängt hatten und der Eintopf über der Feuerstelle kochte, setzten sie sich um diese herum. Wenigstens schienen sie alle zu müde für so ein unsinniges Spiel wie am letzten Abend(?) zu sein, sodass der Abend relativ ruhig ausfiel. „Ach so…hätte ich beinahe vergessen!“, meinte der Winzling plötzlich und holte ein Stück Papier hervor. „Seht mal! Morgen Abend gibt es eine Beach-Party!“ Ulquiorra wusste zwar nicht, was das sein sollte, aber der Begeisterung nach zu urteilen war es etwas Positives…das er vermutlich verabscheuen würde. „Echt? Zeig mal her, Mizuiro!“, kam es von Kurosaki und er nahm den Flyer entgegen. „Juhuuu! Eine Party!! Eine Beach-Party!! Der Traum eines jeden Mannes!! Knapp beklei- au!!“ Kurosaki hatte dem Idioten eins mit der Faust verpasst, ohne mit dem Lesen aufzuhören. Er neigte den Kopf, runzelte die Stirn. „Da gibt’s jedenfalls was zu essen.“ „Ist das alles, was dich interessiert?!“, heulte der Abschaum los. „Ichigoooo!“ „Lass den Unsinn jetzt!“, knurrte dieser zurück und reichte den Flyer an die Shinigami weiter, welche aufdringlich die Hand ausgestreckt hatte. „Ui! Das klingt lustig! Da steht, dass es auch gute Musik und was zu trinken gibt! Wir müssen dabei sein!!“ Der rothaarige Shinigami beugte sich interessiert zu ihr herüber. „Gibt’s da auch Alkohol?“, fragte er hoffnungsvoll, woraufhin sich der Quincy räusperte. „Wir sind minderjährig, Abarai-kun!“ „Ihr vielleicht, ich bin alt genug zum Trinken!“ „Jetzt sei kein Spießer, Ishida“, meinte Kurosaki genervt. „Hat ja keiner gesagt, dass wir uns da abschießen wollen…“ „Da ich aus gutem Grunde an dem Verantwortungsbewusstsein einiger Leute hier zweifle, würde ich davon nicht ausgehen. Aber eine Kontrolle unserer Ausweise wird diese Gefahr hoffentlich eingrenzen!“, erwiderte der Quincy und schob seine Brille zurecht. „Ahhh!! Du bist so ein furchtbarer Spielverderber, Ishida!!!“, jaulte der Abschaum sogleich los und raufte sich die Haare. „Ichigooooo, warum musste er mitkommen?! Er ruiniert alles!!“ Kurosaki verdrehte bloß die Augen, schien sich nicht länger dazu äußern zu wollen, woraufhin die kurzhaarige Frau seufzte. „Also ich hätte jedenfalls Lust darauf…was meinst du, Orihime?“ Die Frau, die ihnen mit einem Lächeln auf den Lippen zugehört hatte, strahlte, als sie angesprochen wurde. „Ich war noch nie auf einer Beach-Party!! Das hört sich nach Spaß an!! Und keine Sorge, Ishida-kun! Wir passen ja aufeinander auf, also wird sich schon keiner betrinken und irgendwelchen Unsinn anstellen!“ „…Inoue-san“, kam es resigniert von dem Quincy, welcher ihrer Naivität wohl nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Ulquiorra verstand langsam, was für eine Art Veranstaltung das werden würde – und es missfiel ihm bereits jetzt. Über Alkohol wusste er nur, dass er Kontrollverlust förderte und schlechte Eigenschaften noch verstärkte. Nichts, was er zu sich nehmen würde. Und eine Party bedeutete viele Menschen. Musik bedeutete eine nervtötende, viel zu laute Melodie. Alles Dinge, die ihn eher abstießen, doch wie er bereits befürchtet hatte, wandte sich die Frau da ihm schon zu. Ihre grauen Augen leuchteten, die Hände hatte sie wie zum Gebet gefaltet. „Du kommst auch mit, oder? Ulquiorra? Das wird bestimmt super!!“ Es lag ihm auf der Zunge, einfach abzulehnen. Niemand würde ihn großartig vermissen und er konnte im Zelt bleiben, seine Ruhe haben. Es wäre so viel einfacher. Er öffnete den Mund schon, als ihm ausgerechnet der Hüne zuvorkam. „Wir gehen alle zusammen“, brummte er mit seiner tiefen Stimme und lächelte ihn an. „Nicht wahr?“ Er hätte wissen sollen, dass man ihm keine Wahl lassen würde…zumal ihn etwas daran hinderte, der Frau eine Absage zu erteilen. Das kam in letzter Zeit viel zu häufig vor und obwohl es ihn ärgerte, ergab er sich seinem Schicksal. „Wenn es sein muss.“ „Juhuu!! Das wird toll! Ich freu mich schon so!“, rief die Frau aus und reckte die Faust in die Luft. Auch die anderen sprachen aufgeregt über die Party, bis der Quincy sie daran erinnerte, dass das Essen fertig war. Ulquiorra blieb still, während er seinen Eintopf aß und den anderen mehr oder minder aufmerksam zuhörte. Sein eigenes Verhalten war nicht mehr nachvollziehbar für ihn. „Der Eintopf ist ganz schön scharf, Sado-kun…“, kam es hustend von dem Quincy. „Hm. Wirklich?“ „Ich finde ihn lecker, Sado-kun!! Auch wenn etwas Schokolade fehlt…“ „Uhm…danke.“ „Orihime…“ „Das würde zumindest die Schärfe mildern…“ „Jetzt fang du nicht auch noch an, Ishida.“ Sonst hatte er der Frau nie so einfach nachgegeben, sich überreden lassen…oder auf ihre Gefühle geachtet. Er veränderte sich…und das war ihre Schuld. Färbte das Zusammensein mit dieser Gruppe vielleicht doch stärker ab als gedacht…und wollte er das? Sein Blick schweifte zur Frau, die munter von ihren absurden Rezepten plapperte und dabei glücklich wie eh und je wirkte. So war sie eben…was ihn daran irritierte, war, dass er sich selbst leichter fühlte, wenn er sie beobachtete. Dass er sich erwischte, wie seine Mundwinkel zuckten...sich seine Mimik veränderte. Es war regelrecht unheimlich…und er wusste nicht, was er dagegen tun konnte. Schweigend und in seine Gedanken versunken, wandte er sich ab, bemerkte nicht einmal den wissenden Blick der Shinigami. Es war eine seltsame Stimmung zwischen ihnen, schon seit der Urlaub begonnen hatte. Gut, vielleicht auch schon davor, er war nicht sicher. Leicht war es mit Ishida ja nie, von daher sollte es ihn gar nicht wundern, aber in letzter Zeit… Er warf einen missmutigen Blick zu dem weißen Zelt, auf das ein blaues Kreuz gestickt war, ehe er den Reißverschluss aufzog und hineinkrabbelte. Ishida hatte sich bereits in seinem Schlafsack zusammengerollt, lag mit dem Rücken zu ihm. „…du lässt die Mücken rein, Kurosaki“, hörte er ihn murmeln, was Ichigo die Augen verdrehen ließ. „Die stechen mich doch sowieso eher als dich“, grummelte er, zog aber dann den Reißverschluss zu. Warum auch immer hatten es diese Mistviecher auf ihn abgesehen, das war schon immer so gewesen, während sie Ishida in Ruhe ließen. Vielleicht lag es auch an dessen seltsamer Creme, mit der er sich abends immer einschmierte. „Trotzdem“, kam es stur und ein wenig verschlafen von Ishida. Ichigo sagte nichts weiter dazu, sondern zog sich das Shirt über den Kopf, ehe er sich aus der kurzen Hose pellte, nur seine Shorts anbehielt. Er konnte nicht verstehen, wie Ishida nachts ein Shirt tragen konnte – er selbst würde sich tot schwitzen. Abermals verweilte sein Blick auf Ishidas dunklem Schopf, wobei ihm der Vorfall vom heutigen Tage wieder einfiel. Schlug sich den Kopf ein und fiel einfach aus dem Reifen…Tollpatsch. „…hör auf, mich anzustarren.“ Ichigo schnaubte, auch wenn sich seine Wangen unweigerlich röteten. Dieser Blödmann… „Hättest du wohl gern“, brummte er und ließ sich auf den Schlafsack fallen, verschränkte die Arme hinterm Kopf. Es war viel zu warm, um sich da rein zu legen. Keine Ahnung, wie Ishida das aushielt…wobei, der Kerl war eine Frostbeule. „Bilde dir nichts ein.“ Ichigo drehte den Kopf zu dem zusammengerollten Bündel, ehe er sich auf die Seite legte. Selbst wenn er diesen ansah…war ja wohl nicht verboten. Als ob Ishida ihn nicht auch…er schluckte bei dem Gedanken, spürte seine heißen Wangen wieder. Gut, dass es recht dunkel im Zelt war und Ishida mit dem Rücken zu ihm lag. „…hast du noch Kopfschmerzen?“, wechselte er das Thema. „Kaum.“ So einsilbig kannte er Ishida gar nicht. Normalerweise laberte der Typ einem bei jeder Gelegenheit einen Knopf an die Backe. Vermutlich würde es das Beste sein, wenn er es dabei beließ, einfach ein „gut“ brummte und sich dann schlafen legte. Andererseits…machte ihn das alles langsam fertig. Diese verdammte Ungewissheit, dieses Hin und Her…nicht zu wissen, woran man war. Er hasste Spielchen, mochte es direkt…und er ahnte, dass Ishida sich das auch wünschte, bloß zu stur oder zu stolz war, um es zuzugeben. Sowas…konnte man sich nicht einbilden, oder? Ichigo zögerte abermals, doch dann nahm er sich zusammen, auch wenn ihm das Herz bis zum Hals schlug. Scheiße, er wusste nicht, wie man sowas anfing…wie man den ersten Schritt machte. Schon gar nicht bei einer so komplizierten Person wie Ishida. Er robbte ein wenig näher an diesen heran, sodass er hinter diesem lag, ohne ihn allzu viel zu berühren. Stattdessen griff er mit einer Hand nach Ishidas, welche neben dessen Kopf als einziges aus dem Schlafsack herausschauten. Wie erwartet lagen die schmalen Finger kalt und verkrampft in seiner warmen Hand. „…was…tust du?“, hörte er Ishida nuscheln. Er konnte den Tonfall nicht ganz einordnen, aber dessen Stimme war plötzlich recht dünn. Dass er ihn nicht wegstieß oder seine Hand zurückzog, bedeutete aber wohl, dass es ihm nicht so viel ausmachen konnte. „Deine Eispfoten wärmen“, erwiderte er knapp und hoffte, dass keine weiteren Fragen kamen. Darauf folgte erstaunlicherweise keine Antwort. Ichigo hielt den Atem an, als Ishida wortlos ihre Finger miteinander verschränkte…und sich mit dem Rücken gegen ihn lehnte. Es verursachte eine Gänsehaut bei ihm und er atmete so leise wie möglich aus. Vorsichtig traute er sich, die Stirn gegen Ishidas Schulter zu lehnen. Der Quincy sagte kein Wort mehr und Ichigo war es egal, dass er in dieser Nacht wohl trotz fehlendem Schlafsack schwitzen würde. Das war es wert. Was auch immer das mit ihnen war oder wohin es führen würde. Er konnte nicht mehr ständig so tun, als wäre da nichts…und vielleicht war Ishida seit Neustem noch zickiger und scharfzüngiger, weil er genauso empfand. Dann gäbe es wenigstens eine plausible Erklärung dafür…auch wenn er allgemein nicht nachtragend war. Er wollte nur, dass das zwischen ihnen in Ordnung kam. Gerade war es das jedenfalls, sodass er die Augen schloss, während er an den Quincy geschmiegt blieb und dessen gleichmäßigem Atem lauschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)