Menschsein von lunalinn (Ulquiorra/Orihime) ================================================================================ Kapitel 10: Rettungsanker ------------------------- Wenn Orihime die Reise bis hierhin noch einmal Revue passieren ließ, kam sie zu dem Schluss, dass dieser Tag bislang der beste war. Zumindest gab es bisher weder irgendwelche Unfälle noch erwähnenswerte Streitigkeiten – die gegenseitigen Neckereien ihrer Freunde zählte sie nicht dazu. Auch wenn sie sich schon etwas wunderte, dass sich Ichigo und Ishida bezüglich dessen so zurückhielten. Immerhin schien es Bestandteil ihrer Freundschaft zu sein, dass sie sich gegenseitig aufzogen. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass sie den Aquapark so aufregend fanden, dass sie alles andere vergaßen. Was sie besonders freute, war die Tatsache, dass sich Ulquiorra komplett auf diese neue Erfahrung einließ. Zwar hinterfragte er vieles, wofür sie vollstes Verständnis hatte, jedoch zog er – anders als sonst – nichts davon direkt ins Negative. Er war sogar richtig nett gewesen, als sie sich gescheut hatte, diese besonders steile Rutsche zu bewältigen. Ob sie so schnell Mut geschöpft hätte, wenn er ihr nicht gut zugesprochen hätte? Vermutlich nicht, von daher war sie ihm wirklich dankbar, denn er hatte ihr eine schreckliche Blamage erspart. Nicht auszudenken, wenn sie tatsächlich gekniffen und dieses aufregende Erlebnis verpasst hätte! Während sich Tatsuki mit Ichigo, Rukia und Renji ein zweites Mal für den Power Tower angestellt hatte, hatte sie sich mit den anderen auf die Liegen, die man überall im Park fand, zum Trocknen gesetzt. Es tat unheimlich gut, die Sonne zu spüren und für ein paar Minuten die Augen zu schließen, auch wenn sie immer mal wieder zu Ulquiorra rüber linste. Dieser saß zwar unter einem Schirm und befand sich somit außer Gefahr, aber sie wollte kein Risiko eingehen! Nicht, dass es ihm noch mal so schlecht ging, weil ihm die Sonne nicht bekam! Allerdings schien ihre Sorge unbegründet, denn der Arrancar wirkte nicht so, als fühlte er sich unwohl. Dieser schien in Gedanken versunken, beobachtete die Leute um ihn herum, was Orihime nicht wunderte; auch wenn sich Ulquiorra oft abfällig über das Verhalten der Menschen äußerte, schien es ihn dennoch zu interessieren. „Das war echt Wahnsinn!“, hörte sie Rukia rufen, als diese eine Weile später mit den anderen zurückkam. „So, was machen wir als nächstes?! Die Rutsche mit den Reifen?! Ich will unbedingt so einen Doppelreifen ausprobieren!“ „Jaaah! Ich will auch in einen Doppelreifen! Kuchiki-saaan!“, krakeelte Keigo daraufhin und sprang mit ausgestreckten Armen auf. Die zierliche Shinigami lächelte ihn daraufhin strahlend an, ehe sie in die Runde schaute und die Arme in die Hüften stemmte. „Ich schlage vor, dass Ichigo mit Ishida rutscht, Asano-san mit Kojima-san, Inoue mit Ulquiorra, Renji mit Sado und ich rutsche mit Arisawa-san! So ist alles optimal ausbalanciert!“ Sehr zufrieden mit sich nickte sie fachmännisch, wovon jedoch nicht alle Mitglieder ihrer Truppe unbedingt angetan zu sein schienen, was Orihime sich jedoch nicht erklären konnte. Für sie war das vollkommen in Ordnung, sodass sie Ulquiorra freudig anlächelte, um ihm das zu zeigen. Der Arrancar hob lediglich eine Braue, äußerte sich aber nicht zu dem Thema, wohingegen Keigo leise jammerte. „Wo ist das denn optimal ausbalanciert?!“, blaffte Ichigo die Shinigami an, die sich davon unbeeindruckt zeigte. „Hast du ein Problem mit Ishida?“, fragte sie freundlich, woraufhin ihr ein wütender Blick zuteil wurde. „Darum geht’s gar nicht!“, knurrte er. „Deine Logik ist einfach-“ „Jetzt stell dich nicht so an, meine Güte!“, mischte sich Tatsuki genervt ein. „Die Aufteilung ist doch total okay und ich hab echt keine Lust auf längere Diskussionen!“ Rukia nickte ihr daraufhin wohlwollend zu und warf einen Seitenblick zu Ishida, der sich seltsamerweise noch gar nicht dazu geäußert hatte. Stattdessen schaute er Ichigo nachdenklich an, ohne dass man seinen Ausdruck richtig deuten konnte. Orihime fragte sich unweigerlich, ob er dachte, dass Ichigo nicht mit ihm rutschen wollte, und ihn das traurig stimmte. „Ishida beschwert sich jedenfalls nicht!“ Anscheinend riss die Shinigami den Quincy damit aus seinen Gedanken, denn dieser blinzelte irritiert, sah von einem zum anderen, ehe er die Nase rümpfte und demonstrativ in eine andere Richtung sah, während seine Hand zu seiner nicht vorhandenen Brille zuckte. „Ich hätte mir Kurosaki zwar ebenfalls nicht ausgesucht, aber wie Arisawa-san bereits andeutete, sorgen überflüssige Diskussionen nur dafür, dass wir wertvolle Zeit verlieren!“ „Aber ich wollte mit Kuchiki-san oder Inoue-san rutschen…“, moserte Keigo leise. Orihime lächelte nachsichtig, während der Rest nur die Augen verdrehte, aber nicht weiter darauf einging. Stattdessen machten sie sich gemeinsam auf den Weg zu den Rutschen, bei denen man sich einen Doppelreifen nehmen konnte. Da die Einzelreifen fast alle vergriffen waren, war es gut, dass sie sich im Vorfeld auf eine Aufteilung geeinigt hatten. Ihr entging nicht, wie Ulquiorra die Reifen mit einem skeptischen Blick bedachte, es den anderen jedoch nachmachte, indem er sich einen von ihnen herauszog. „Warte, Ulquiorra, ich helfe dir!“, rief sie und packte den hinteren Teil des Reifens. „So geht es einfacher! Ich bin schon ganz aufgeregt, das wird sicher toll!“ Ulquiorras Ausdruck gab nicht unbedingt Euphorie preis, doch sie nahm es ihm nicht übel. Schließlich sollte er ja seine eigenen Erfahrungen machen und dann selbst beurteilen, ob es ihm gefallen hatte. „…wenn du meinst, Frau“, hörte sie ihn sagen, während sie den anderen die Treppe hoch folgten. Vor ihnen stand Ichigo mit Ishida, wobei Ersterer den Reifen allein geschultert hatte und grimmig vor sich hinblickte. Der Quincy hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sie hörte ihn irgendetwas murmeln, woraufhin der andere schnaubte. Sie hätte gern den Grund dafür gewusst, wegen dem die beiden in letzter Zeit häufiger als sonst stritten…vielleicht konnte sie helfen, das Problem aus der Welt zu schaffen? Dann kam ihr allerdings der Gedanke, dass sie das ja überhaupt nichts anging. Sicher würden die beiden das auch allein schaffen, schließlich waren sie sehr gute Freunde! Ihr Blick wanderte zu Ulquiorra, der näher bei ihnen stand und vermutlich mehr mitbekam als sie, sich dies aber nicht anmerken ließ. Jedenfalls schaute er genauso stoisch wie sonst auch vor sich hin. Sie würde ihn zwar später fragen können, aber das kam ihr falsch vor, sodass sie sich stattdessen lieber auf den Arrancar konzentrierte. „Die Rutsche ist wenigstens nicht so steil wie die Erste“, plapperte sie daher drauf los, woraufhin Ulquiorra den Kopf zu ihr drehte. „Aber sie ist bestimmt auch richtig schnell! Jedenfalls stand das unten an dem Schild…aber keine Sorge, es gibt überall eine Einweisung zur Sicherheit! Wobei…eh, du machst dir bestimmt nicht mal Sorgen, oder? Ich meine, du hast mir ja Mut gemacht und nicht andersrum und wenn du dich verwandelst, hast du sogar Flügel und dagegen ist so eine Rutsche sicher ein Kinderspiel!“ Ulquiorra schwieg ein paar Sekunden, wobei sie seinen Ausdruck nicht ganz deuten konnte. Vielleicht dachte er an einen seiner Flüge zurück? Damals in Hueco Mundo… Unweigerlich fragte sie sich, wie Ulquiorra wohl vor allem gelebt hatte. Bevor er sich Aizen angeschlossen hatte…oder gab es dieses davor gar nicht? So loyal, wie er ihm gewesen war, konnte sie sich das ebenso gut vorstellen, auch wenn sie der Gedanke…traurig stimmte. Ulquiorra hatte nie etwas darüber erzählt und sie hatte nicht gefragt. Ob sie das tun sollte? Vielleicht nicht an diesem Tag, aber irgendwann…am besten, wenn sie so, wie am Morgen, zu zweit zusammensaßen. Wenn Ulquiorra ihr etwas aus seiner Vergangenheit erzählen wollte, würde er dies sicher nicht vor den anderen tun wollen; dafür ging ihre Freundschaft noch nicht tief genug, auch wenn das ganz sicher ihr Ziel war! Sie wollte, dass sich Ulquiorra mit den anderen anfreundete…es war so viel leichter, wenn man sich nicht nur auf sich selbst verlassen musste. Unweigerlich kam ihr der Gedanke, ob Ulquiorra sie als Freundin sah? Sie beide verband die Tatsache, dass sie ihn wiederbelebt hatte, ja, aber bislang hatte er deutlich gemacht, dass er ihr keinesfalls dankbar dafür war. Andererseits war er mittlerweile viel netter zu ihr als sonst…vielleicht wurden sie ja doch noch richtige Freunde. Sie musste daran denken, wie entspannt er gewesen war, als sie ihm den Rücken eingecremt hatte. Normalerweise lehnte Ulquiorra jede Hilfe ab, ließ niemanden an sich heran…doch ihr erschien es, als öffnete er sich ihr Schritt für Schritt. War das nicht der Beginn einer Freundschaft? Wenn man sich vertraute? Wie weich sich seine Haut angefühlt hatte...warm vom Sonnenbrand… Sie blinzelte, ehe sie mit einem Mal knallrot wurde und den Reifen abrupt losließ, um sich die Handflächen auf die glühenden Wangen zu drücken. Warum dachte sie denn so verträumt daran zurück? „Frau“, hörte sie ihn trocken sagen und blickte ihn perplex an. „Wenn du mich schon etwas fragst, dann hör mir auch zu.“ „Eh…ich…ent-entschuldige, Ulquiorra!“, stammelte sie, woraufhin er schnaubte. „Im Übrigen solltest du mehr von dieser Sonnencreme benutzen“, fuhr er stoisch fort. „Deine Haut ist ungewöhnlich rot. Wenn du schon Ratschläge bezüglich der Gesundheit erteilst, halte dich auch selbst daran.“ „J-Ja…du hast Recht…“ Sie lächelte verlegen, wobei sie den Kopf zur Seite drehte, um sich schneller beruhigen zu können. Wie peinlich…gut, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte. „Und nein“, kam er noch mal auf die Frage zurück. „Ich mache mir keine Sorgen.“ Mehr schien er dazu nicht sagen zu wollen und das war in Ordnung. Als sie einige Minuten später endlich dran waren, fühlte sie immer noch mehr Vorfreude als Nervosität. Mit einem Lächeln beobachtete sie, wie Ichigo hinter Ishida in den Reifen stieg, wobei sie beide irgendwie angespannt wirkten. Vielleicht fühlten sie sich ja so wie sie vor dem Power Tower? Auch wenn es ihr seltsam vorkam, dass Ichigo die Rutsche plötzlich fürchten könnte…ach, sie würde die beiden einfach ordentlich anfeuern! Also riss sie den freien Arm hoch und reckte die Faust in die Luft… „Kurosaki-kun!! Ishida-kun!! Ihr packt das!! Wir sehen uns unten!!“ Ulquiorra zuckte ebenso zusammen wie die beiden Jungen, welche sie wie eine Erscheinung anstarrten – doch dann wurde ihr Reifen schon in die Röhre geschoben. Ob sie sich eingebildet hatte, dass die beiden rot angelaufen waren? Manchmal waren Jungs wirklich komisch… „Jetzt sind wir dran, Ulquiorra!“, wandte sie sich an den Arrancar, der sie finster anblickte. „Oh, eh…entschuldige, wenn ich zu laut war, hehe…ich wollte sie nur ermutigen, verstehst du?“ Eine Antwort bekam sie nicht mehr, da ihnen in dem Moment der Reifen abgenommen und vor der Rutsche platziert wurde. Sie wurden rangewunken, wobei Orihime nach vorn gehen und Ulquiorra hinter ihr sitzen sollte. Während sie warteten, dass die Lampe auf Grün umsprang, sah sie über die Schulter zu dem Arrancar, welcher ihren Blick monoton erwiderte. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie nah er ihr war, seine Beine berührten ihre Seiten…und es sorgte dafür, dass ihre Wangen heiß wurden. Oh nein, hoffentlich bemerkte er es nicht! Sonst hielt er sie für noch seltsamer, als er es ohnehin schon tat! Was war überhaupt ihr Problem? Sie war ihm doch beim Sonnenbrand viel näher – oh Gott, nein, falscher Gedanke! Ulquiorra runzelte die Stirn, woraufhin ihr klar wurde, dass sie ihn immer noch mit rotem Kopf anstarrte. Sicher fragte er sich, was mit ihr los war. „Ich…eh…“ Sie stockte, als ihr Reifen einen kräftigen Schubs bekam und sie in die Rutsche gestoßen wurden, woraufhin ihr ein hoher Schrei entwich. Rasch sah sie wieder nach vorn, spürte, wie ihr das Wasser entgegen spritzte und das Tempo zunahm. Sie rasten auf dem Reifen die Röhre entlang, welche immer wieder absackte, sodass sie das Gefühl hatte, zu fallen. Das Adrenalin schoss durch ihren Körper, verursachte ein Kribbeln, das sie automatisch zum Lachen und Quietschen brachte. Ihre Haare hingen ihr wie ein feuchter Mopp im Gesicht, doch sie traute sich nicht, die Hände zu lösen, kniff schließlich einfach die Augen zusammen – und im nächsten Moment klatschte der Reifen mit so viel Wucht aufs Wasser, dass sie vornüberfiel. Sie tauchte unter, schluckte Wasser – doch bevor sie wieder hochkommen konnte, drückte sie ein zweites Gewicht runter. Sie zappelte mit Armen und Beinen, verlor kurz die Orientierung, ehe das Gewicht wieder verschwand. Etwas packte sie an der Schulter und zog sie an die Oberfläche, wo sie hustete und keuchte, während die orangefarbenen Haare immer noch ihre Sicht einschränkten. Sie taumelte leicht, wischte sich die Strähnen aus den Augen und blinzelte benommen. „Uhm…?“ Sie blickte in Ulquiorras riesige, grüne Augen, die sie recht intensiv musterten. Dann zog er sie beiseite – wohl um zu verhindern, dass sie von dem nächsten Reifen erwischt wurden. Was war überhaupt passiert? Da sie im Auffangbecken standen, hatte der Reifen wohl am Ende zu viel Schwung gehabt? Sie ließ sich mitziehen, wobei es in ihren Ohren rauschte, wohl weil so viel Wasser hineingelangt war. „Alles okay, Orihime?“ „Mann, war das ne Bruchlandung…“ „Aber echt!“, pflichtete Renji Rukia bei und verschränkte die tätowierten Arme. „Warum regt sich keiner von euch darüber auf?! Offensichtlich ist dieser miese Schuft absichtlich auf die unschuldige, süße Inoue gefallen, um sie zu begrab-“ „Halt’s Maul, Keigo!“, brummte Ichigo genervt. „Das kann jedem passieren, klar?“ „Ich muss Kurosaki ausnahmsweise beipflichten. Das wären höchstens deine eigenen niederen Motive, Asano!“ „Wie kannst du es wagen?!“ Orihime blinzelte abermals verwirrt in die Runde, ehe sie zu Ulquiorra sah, dessen Miene keine Regung zeigte. Als er ihren Blick bemerkte, ließ er ihre Schulter los. Da er als Einziger nichts sagte, während die anderen weiter am Beckenrand standen und hitzig diskutierten, räusperte sie sich. „Eh…schon gut, Ulquiorra! Ich weiß, dass es keine Absicht war! Ich bin ja auch schon auf dich gefallen, ehehe…also sind wir jetzt quitt! Oh und danke, dass du mich direkt hochgezogen hast! Ich hab mich echt erschrocken! Überall war Wasser! Urgh…ich hab so viel davon geschluckt…aber du hast schnell reagiert! Also wirklich, keine Sorge – und noch mal Danke!“ Sie schüttelte sich, lächelte ihn dann aber wieder warm an, während in seinem Gesicht kein Muskel zuckte. Er erwiderte ihren Blick, nickte schließlich bloß. „Hey! Ulquiorra! Willst du dich nicht bei ihr entschuldigen?“, mischte sich Ichigo ein, während Ishida immer noch mit Keigo stritt. Mit zusammengezogenen Brauen schaute Ulquiorra den anderen an, ehe er schnaubte. „Die Frau hat bereits alles gesagt. Ich widerspreche nicht, demnach wären weitere Worte überflüssig.“ Ichigos Augenbraue zuckte gereizt nach oben, doch bevor dieser etwas sagen konnte, fuhr Orihime rasch dazwischen. „Dann ist doch alles gut? Es ist ja auch nichts passiert! Wollen wir dann weiter, ja? Wir müssen ja noch den ganzen Rest erkunden!“ „…na schön“, brummte Ichigo, warf Ulquiorra noch einen ernsten Blick zu, beließ es aber dabei. „Ey! Habt ihr Inoue gehört? Weiter geht’s!“ Orihime schmunzelte, sah noch mal zu dem Arrancar, welcher nachdenklich wirkte. Was sie gesagt hatte, meinte sie ernst; Ulquiorra hatte schnell reagiert, sie hoch gezogen und dafür gesorgt, dass niemand in sie rein rutschte. Er hätte sich auch gar nicht um sie kümmern brauchen…dass er dies getan hatte, sah sie als großen Fortschritt an! Sie lächelte ihn breit an, was ihn, auch wenn er nichts sagte, zu verwirren schien. Irgendwann würde er es schon verstehen... Als nächstes entschieden sie sich für eine Fahrt im Reifen durch einen angelegten Fluss, bei dem sie sich mal ein bisschen entspannen konnten. Rasch war entschieden, dass sie die alte Aufteilung nehmen würden, wobei Rukia einmal mehr die treibende Kraft war. Bis auf Keigo und Ishida schienen auch alle einverstanden, wobei Letzterer nicht direkt verneinte, sich aber direkt abwandte. Dies wiederum schien Ichigo zu reizen, da dieser Keigos Rumgejammer letztendlich mit einer Kopfnuss und der Drohung, dass er ihn ertränken würde, wenn er nicht die Klappe hielt, beendete. Orihime fragte sich abermals mit gewisser Besorgnis, was zwischen ihm und Ishida vorgefallen war, dass sie sich so verhielten. Innerlich seufzend, setzte sie sich in den Doppelreifen, sodass ihr Hintern im Wasser lag und ihre Beine seitlich über dem Ring hingen. Ulquiorra besah sich den Reifen zunächst skeptisch, ehe er es ihr gleichtat, woraufhin sie ihm zulächelte. „…ich verstehe den Sinn nicht“, hörte sie ihn sagen. Sie wandte sich ihm zu, während sie sich von der Strömung treiben ließen. „Na ja, wir machen eine Art Pause, weißt du? Einfach entspannen…sich sonnen, die Seele baumeln lassen und die Aussicht genießen! Schau dich mal um, dann weißt du bestimmt, was ich meine!“ Kurz beobachtete sie ihre Freunde, während Ulquiorra seine Antwort zu überdenken schien – jedenfalls war er länger still. Hinter ihnen waren Sado und Renji, wobei es wirklich schwierig für den Riesen zu sein schien, eine bequeme Position im Reifen zu finden. Zum Glück glich Renji das etwas aus. „...die Aussicht“, wiederholte er schließlich trocken und sie lächelte schief. „Na ja, wenn du dir die ganzen Leute wegdenkst, während wir treiben, und du nur auf die hübschen Palmen und Steine achtest…dann kommt es einem doch vor wie in einem Urwald! Hörst du das? Ich glaube, da kommt ein Wasserfall! Es rauscht schon ganz doll!“ Anscheinend konnte er ihre Begeisterung immer noch nicht nachvollziehen, so stoisch, wie er ihren Blick erwiderte. Dann aber sah er an ihr vorbei, beinahe so, als würde er ihren Ratschlag befolgen…sich drauf einlassen. Vielleicht tat er das ja auch. Sie hoffte es, lehnte sich selbst wieder zurück. Als sie den Wasserfall passierten, quietschte sie auf, auch wenn sie noch Glück hatten – Rukia und Tatsuki vor ihnen waren komplett darunter durchgefahren. Ulquiorra und sie bekamen die Hälfte ab, aber das Wasser war so kalt, dass sie erschrak. Gleich darauf musste sie schmunzeln, sah vergnügt zu dem Arrancar, der missmutig das Gesicht verzogen hatte. Er schüttelte den Kopf von links nach rechts, wischte sich die schwarzen Haare aus der Stirn…und er sah so ulkig dabei aus, dass sie nicht anders konnte, als zu kichern. „Was ist nun schon wieder so amüsant, Frau?“, fragte er kühl, was ihr die Laune aber nicht verdarb. „Oh, eh…bitte nimm das nicht persönlich, Ulquiorra, aber…wie du dich geschüttelt hast…und dann dein Blick…ich glaube, wenn der Wasserfall könnte, hätte er die Beine in die Hand genommen und wäre abgehauen! Stell dir das mal vor! Ein Wasserfall, der hastig wegläuft! Vielleicht wäre er auch weggeflogen…das sähe bestimmt auch lustig aus!“ „…“ „Eh…nicht lustig?“ „Nein.“ Sie grinste schief, rieb sich verlegen den Nacken, hielt aber sogleich inne, als es dunkler wurde. Sie fuhren durch eine Höhle, an deren Wände viele kleine Kristalle glitzerten. „Schau mal, Ulquiorra! Ist das nicht hübsch?“, wandte sie sich erneut an ihn, woraufhin er zögerlich nickte. „Hn.“ Mehr konnte sie wohl nicht erwarten, aber immerhin sagte er nicht schon wieder Nein. Sie lächelte, genoss den Anblick, wobei sie hoffte, dass Ulquiorra sich wenigstens ein bisschen davon verzaubern ließ. Auf sie jedenfalls wirkte es, sodass sie den Kopf in den Nacken legte und an die Decke sah, von der kleine Zapfen herunterhingen…wie in einer Tropfsteinhöhle. „Frau. Setz dich auf, bevor du dir den Kopf stößt.“ Sie stutzte, als Ulquiorras Stimme dumpf in der Höhle widerhallte, richtete sich aber auf – gerade rechtzeitig, da sie tatsächlich gefährlich nah an der Wand trieb. Sie strahlte den Arrancar an, dessen grüne Augen in dem spärlichen Licht leuchteten. „Danke, Ulquiorra! Das hätte bestimmt eine fiese Beule gegeben! Gut, dass du auf mich aufpasst!“ Scheinbar brachte sie ihn damit völlig aus dem Konzept, denn seine Augen weiteten sich leicht und sein Mund zuckte, als würde er etwas sagen wollen. „Kukuku…ja, danke, Ulquiorra, dass du so gut auf Inoue-san aufpasst~“, hörte sie Rukia von weiter vorn flöten und wurde rot. Ups, sie hatte vergessen, wie es hier schallte. Gleich darauf hörte sie ein seltsam dumpfes Knallen und das Geräusch, als würde etwas ins Wasser plumpsen. „Hey, Inoue! Wobei passt er auf dich auf?!“, ertönte nun auch noch Ichigos Stimme. „Wer will wem ne Beule verpassen?!“ „Renji! Du verstehst alles falsch!“, keifte Rukia durch die Höhle, was Orihime schief lächeln ließ. „Uhm…alles gut!“ Ulquiorra schnaubte leise, wandte den Kopf zur Seite, der Ausdruck wieder gewohnt emotionslos. Möglicherweise etwas finsterer als sonst…ob er sich bloßgestellt fühlte? Dabei hatte sie sich doch nur bedanken wollen! „Ihr Menschen seid schwach. Eine Kopfverletzung müsste versorgt werden und das würde Zeit verschwenden, was für den Plan, die Zeit möglichst ausnutzen, kontraproduktiv wäre.“ Orihime starrte ihn an, konnte nicht verhindern, dass sie die Aussage ein wenig verletzte. Sagte er das nur so oder meinte er das ernst? Sie zog eine Schnute, verschränkte die Arme. „Du bist so ein Arschloch, Ulquiorra“, schallte Ichigos Stimme zu ihnen herüber, bevor sie etwas sagen konnte. Der Arrancar erwiderte nichts, sah immer noch zur Seite, ohne sie weiter zu beachten. Orihime atmete durch, versuchte, sich nicht reinzusteigern. Vermutlich fühlte er sich tatsächlich in seinem Stolz verletzt und war deswegen so fies. Sie durfte es ihm nicht übelnehmen, jetzt, wo er sich so gut machte…und ganz Unrecht hatte er ja nicht. „Trotzdem danke“, murmelte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Die grünen Iriden wanderten kurz zu ihr – und vielleicht bildete sie es sich ein, aber bei seinem Nicken wirkten sie etwas weniger böse als vorher. Ja, bestimmt meinte er es nicht so. Sie wollte positiv von ihm denken! „…Ichigo.“ „Was gibt’s, Chad?“ „Wo ist eigentlich Ishida?“ „Hä? Der sitzt doch…Ishida? Wo…? Ach du…Scheiße!!“ Und gleich darauf ertönte noch mal ein lautes Plätschern. „Wie kann man so ein Tollpatsch sein…“ Ishida warf seinem Retter einen missmutigen Blick zu, während er sich den Eisbeutel gegen den Kopf drückte. Nachdem der Quincy sich den Kopf hart an der Wand gestoßen hatte, war er anscheinend aus dem Reifen gekippt und ins Wasser gefallen. „Wie kann man nicht merken, dass man nur noch allein im Reifen sitzt?!“, zischte Ishida zurück. „Schon durch das ungleichmäßig verteilte Gewicht hättest du merken müssen, dass etwas nicht in Ordnung ist! Wenn Sado nichts gemerkt hätte, dann hättest du mich wohl-“ „Ishida…wenn du mich jetzt dumm anmachst, anstatt froh zu sein, dass ich dich aus dem Wasser gezogen habe und mich verdammt noch mal um dich gekümmert habe…“ Der Aushilfsshinigami ließ den Satz offen, doch sein Kiefer malte geräuschvoll, machte deutlich, wie wütend ihn die Reaktion machte. Ishida biss sich auf die Unterlippe, während er auf einer der Liegen saß. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht zu reagieren wusste, abwog, was er sagen oder lieber nicht sagen sollte. Einer der Angestellten war sofort herbeigeeilt und hatte nachgesehen, ob sich der Quincy ernsthaft verletzt hatte. Nun, es würde eine große Beule geben und er hatte viel Wasser geschluckt, aber sonst war alles noch mal gut gegangen. Als nichts von dem Quincy kam, veränderte sich etwas in Ichigos Blick. Etwas, was zumindest Orihime nicht deuten konnte…und das den anderen vermutlich gar nicht auffiel. Jedenfalls hatten sich einige bereits abgewandt und studierten die Broschüre des Parks, nun da es Ishida gut ging. „Okay“, brummte Ichigo bloß und wollte ebenfalls zu den anderen gehen. „Kurosaki, warte!“ Der Angesprochene hielt inne, erwiderte den Blick des Quincys mürrisch, allerdings sagte er nichts. Er wartete bloß, woraufhin Ishida zögerte, sich aber schließlich doch noch überwand. Seine freie Hand grub sich dabei in den nassen Hut, der neben ihm auf der Liege lag. „…danke“, murmelte er. „Dass du…hinterher gesprungen bist…und mich rausgezogen hast.“ Ichigo sah ihn einen langen Moment einfach nur an, als könnte er nicht fassen, dass sich der andere soeben wirklich bedankt hatte. Dann zuckte sein rechter Mundwinkel leicht und er nickte. „Ist doch klar.“ Er zuckte mit den Schultern, wandte sich wieder den anderen zu. Ishida ließ den Eisbeutel sinken, schaute ihm mit einem Blick nach, den Orihime ebenfalls nicht einordnen konnte. Nach diesem kleinen Schreck teilten sie sich auf, da einige von ihnen etwas essen und andere lieber noch mal rutschen wollten. Ichigo ging mit Renji, Sado, Tatsuki und Rukia noch mal los. Keigo wurde von Ichigo am Kragen gepackt und mitgeschliffen, da sie ja noch einen sechsten Mann brauchten, um ausgeglichen rutschen zu können. Die anderen vier suchten schon mal die sogenannte Oase auf, wo man ruhen und etwas zu essen kaufen konnte. Orihime fiel auf, dass Ishida ungewohnt still war, doch vielleicht schmerzte sein Kopf noch – sie würde ihn im Auge behalten, damit nichts passierte. „Oh, seht mal…das ist ja ein riesiges Aquarium“, kam es verblüfft von Mizuiro, welcher stehen geblieben war. „Wow! Du hast Recht, Kojima-kun!“ Orihime bekam ganz große Augen, während sie sich dem riesigen Aquarium näherte, in dem viele bunte Fische schwammen. Sie hatten verschiedene Farben und Formen, wobei kleine Schilder für die Besucher angebracht waren, um mehr über die Arten zu erfahren. „Ulquiorra, Ishida-kun! Kommt und schaut euch das an! Das ist ja Wahnsinn!“, rief sie und winkte sie aufgeregt mit der Hand heran. „Hm…in der Tat beeindruckend“, murmelte Ishida, der neben sie getreten war. Ulquiorra schien dies entweder nicht halb so faszinierend zu finden oder er verbarg es gut, blieb neben ihnen stehen und beobachtete wortlos die Fische. „Da ist ja sogar ein Rochen! Seht mal! Der ist irgendwie niedlich, oder?“ Ihre Augen glänzten vor Freude, woraufhin Mizuiro schmunzelte. „Ja, irgendwie schon…oh, der orangefarbene mit den Streifen ist schön! Da gab es ja mal so einen Film…“ „Findet Nemo!!“ „Ja, genau.“ Sie redeten noch eine Weile über das bunt gemischte, schön ausgerichtete Aquarium, ehe sie weitergehen wollten. Als sie sich jedoch zu Ulquiorra umdrehte, stellte sie fest, dass dieser nicht mehr neben ihr stand. Irritiert sah sie sich um, konnte ihn zuerst nicht finden…doch dann entdeckte sie sein grünes T-Shirt. Erleichtert lächelte sie, bedeutete Mizuiro und Ishida schon mal vorzugehen und stellte sich neben den Arrancar. Dieser hatte ein weiteres, recht großes Aquarium von ca. 10 Metern Höhe entdeckt und Orihime staunte nicht schlecht, als sie darin einen Hai schwimmen sah. Recht langsam schwamm das graue Tier an ihnen vorbei, zog seine Runden…und sie senkte den Blick kurz auf die Beschreibung. Ammenhai, las sie dort, nebst einigen anderen Informationen, wie zum Beispiel seine Herkunft. Dann beobachtete sie das Tier wieder, konnte sich nicht erinnern, schon einmal einen echten Hai gesehen zu haben. Erstaunlich… „…warum ist er dort drin?“ Orihime wandte sich langsam dem Arrancar zu, als sie dessen Frage vernahm. In der ersten Sekunde wusste sie nicht, was sie antworten sollte. Ulquiorras Blick war fest auf das imposante Tier geheftet, verfolgte unablässig, wie es seine Runden schwamm. „Das…also, damit die Leute…einen Hai sehen können. Viele haben noch nie einen gesehen und er ist…na ja…eine Attraktion, weißt du.“ Ihr fiel selbst auf, wie egoistisch und falsch das klang, sodass sie gleich darauf die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. Ulquiorra zog die Brauen ein wenig mehr zusammen, ohne sich von dem Hai abzuwenden. „Auf dem Schild steht, dass er ins Meer gehört. Zu seinen Artgenossen – und nicht allein in so ein kleines Becken.“ Orihime schluckte hart bei den Worten, konnte nur zustimmend nicken. Sie hatte Ulquiorra selten etwas so Feinfühliges aussprechen hören…doch es war wie immer die Wahrheit. Dieser Hai gehörte ins Meer, war hier so deplatziert wie… Abermals stockte sie, als ihr auffiel, dass der Hai nicht der Einzige war. Nicht nur das Tier war deplatziert, auch Ulquiorra war in einen Lebensraum gezwungen worden, in den er nicht gehörte. In den sie ihn ungefragt gebracht hatte, weil sie geglaubt hatte, dass es das Beste für ihn sei. Auch er war gefangen in diesem Gigai. Ihr Hals wurde eng, als ihr bewusst wurde, wie wenig sie sich von den Leuten aus dem Park unterschied. Verstohlen wischte sie sich über die Augen; es schmerzte sie. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass ihr solch ein Gedanke kam…tat es gerade jetzt besonders weh. „…es tut mir so leid, Ulquiorra“, murmelte sie ehrlich, woraufhin er sie verwirrt ansah. „Du hast den Hai nicht hierhergebracht. Was tut dir also leid, Frau?“ Sie blickte ihn traurig an, konnte einfach nicht anders. „Dass ich…dass ich einfach entschieden habe, dass du…so und hier lebst und…dass du keine Wahl hattest. Ich…hielt es für das Beste und wollte helfen, aber…vielleicht war auch das…egoistisch…es tut mir leid.“ Sie senkte den Kopf, konnte seinem Blick einfach nicht länger standhalten. Insgeheim wappnete sie sich schon einmal für die schonungslose Wahrheit, doch diese ließ auf sich warten. Als sie nach ein paar Sekunden aufsah, schaute Ulquiorra sie immer noch mit dieser Irritation an. Nur langsam glättete sich seine Miene, sodass er gewohnt gefasst wirkte. „Es ist, wie es ist“, erwiderte er ruhig. „Ich bin am Leben…und auch wenn ihr Menschen mit euren Emotionen anstrengend seid, gibt es Schlimmeres.“ Ungläubig blickte sie ihn an, immer noch mit Tränen in den Augen und diesem schrecklichen Gefühl in der Brust. „Meinst du…das ernst?“, wollte sie leise wissen. „Ich meine alles, was ich sage, ernst, Frau. Das macht deine Frage überflüssig und nervig.“ Orihime fiel ein Stein vom Herzen, als er ihr so ruppig antwortete, und sie wischte sich mit einem Lächeln übers Gesicht. Stimmte ja. Ulquiorra würde niemals aus Rücksicht auf jemanden lügen. Also musste es die Wahrheit sein. Trotzdem ihr der Hai immer noch leid tat…fühlte sie sich wegen dem Arrancar erleichtert. Möglicherweise war er dieser Meinung, weil er sich allmählich an das Leben mit ihnen gewöhnte? Sie wollte dies so sehr glauben… „Gehen wir mit den anderen essen, ja?“ „Von mir aus.“ …und sie würde weiterhin alles tun, damit er sich hier wohl fühlte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)