Glaube von Noel_Kreiss (...) ================================================================================ Kapitel 6: Ruhepause -------------------- Dunkelheit... Dunkelheit... um ihn herum war nichts als Dunkelheit, finstere Schwärze. Er stand in ihr, er fiel durch sie, sie verschlang ihn... was war passiert...? Ach ja... er hatte gegen Soras Niemand verloren... und dann... hatte er wieder verloren, gegen die Finsternis in sich, die Ihm gehörte und er geglaubt hatte, zu beherrschen. Er schloss die Augen, es machte keinen Unterschied, alles war finster, er war allein in der Dunkelheit... nein... er war nicht allein... „Nun, Riku? Wie fühlt es sich an?“, hallte eine dunkle Stimme an sein Ohr, eine verhasste Stimme, der er sich damals hingegeben hatte. „Ist sie nicht wunderbar, diese großartige Finsternis?“ „Sei still...“ „Hahaha, du solltest froh sein, ohne mich wärst du gestorben. Ein bisschen mehr Dankbarkeit wäre doch angebracht, Riku“ „Der Tod wäre mir lieber, als wieder von dir kontrolliert zu werden, Ansem.“ Riku lachte leise. „Ansem... du nennst dich nur so, du hast keinen Namen... du bist nur der Herzlose eines Mannes, der Ansems Schüler gewesen war...“ „Das spielt keine Rolle, denn ich bin jetzt wieder frei, dein Körper, deine Fähigkeiten sind wieder mein. Ich werde zu Ende bringen, was ich begonnen habe. Alles Licht soll erlöschen, die ewige Dunkelheit soll herrschen!“ Wahnsinniges Lachen erschallte in dem dunklen, unbegrenzten Raum. „Und diesmal wird Sora mir nicht mehr in die Quere kommen, und du kannst mir nichts mehr anhaben, deine Macht ist gebrochen, Riku.“ Ansem hatte Recht... er konnte nichts mehr tun... es war vorbei... er fühlte sich schläfrig... „Sora...“, flüsterte Riku noch einmal mit schwacher Stimme... dann schwanden ihm wieder die Sinne... Nach wie vor schien Kingdom Hearts über der Welt, die niemals war, und tauchte die dunkle Stadt in sanftes Mondlicht, das Schloss der Niemande schwebte drohend und gewaltig mitten in der Stadt, fast alle Insassen waren unterwegs, nur einer war noch da, stand auf dem höchsten Turm, dem Altar des Nichts, und schaute zu dem herzförmigen Mond hinauf. „Auf ein Problem folgt das nächste...“, murmelte Xemnas. Er konnte ihn spüren, er war wieder da, dieses dumme Wesen, das zusammen mit ihm selbst aus seinem Jemand geboren wurde und sich ‚Ansem, jener der die Dunkelheit sucht‘, nannte. Und er war stärker denn je. Aber trotz allem nicht so stark wie die Nummer I der Organisation. Dennoch könnte dieser Herzlose ein Problem werden, in seiner unersättlichen Gier nach absoluter Zerstörung. Xemnas gab einen kleinen Laut des Missfallens von sich. Während er selbst alle Erinnerungen an seinen Jemand, Xehanort, behalten hatte, war dem Herzlosen, wenngleich er eine menschliche Gestalt behielt, nichts weiter als als das Verlangen nach ewiger Dunkelheit geblieben. Offenbar eine Nachwirkung seiner Anziehung an die Dunkelheit, die er schon als Mensch gehabt hatte. Zwar war dieser falsche Ansem ein Problem, weil er, wie Xemnas kurz zuvor von einem Bericht seiner Untergebenen erfahren hatte, nun wieder damit begann, ganze Welten zu zerstören, aber dadurch ergab sich womöglich auch ein nicht ganz unerheblicher Vorteil. In der Organisation herrschte Personalmangel, wenn durch die Zerstörungswut des Herzlosen also wieder Menschen mit starken Herzen in die Finsternis gezogen wurden könnte es gut möglich sein, dass die Organisation wieder neue Rekruten erhalten würde... vielleicht. „Hmhm... was ist dein Wille, Kingdom Hearts? Was wird die nicht zu ferne Zukunft bringen?“, flüsterte Xemnas und lächelte düster. „Wird das Schlüsselschwert unseres Verräters uns richten oder das des wahren, schlafenden Meisters? Oder werden wir ihn niederschlagen und unterwerfen? Es sind bereits drei Tage vergangen, seit Roxas wieder hier war. Bestimmt wird er bald erneut auftauchen. Oh, Kingdom Hearts, beobachte, wie wir ihn richten. Schon bald wirst du wieder Herzen bekommen, die du so sehr begehrst.“ Der Mond nahm seine Worte mit Schweigen auf, hing ungerührt und mit großer Macht am dunklen Himmel, und Xemnas lachte finster. „Ha-Hatschi!“ Roxas nieste und rieb sich die Nase. Redete da gerade jemand über ihn? Etwas steif stand er von der Wand des weißen Zimmers auf, an der er gedöst hatte und streckte sich. Er sah sich nach Naminé um, sie war nicht da. Leise seufzte Roxas, jetzt war er schon fast zwei Tage hier. Sicher war er glücklich gewesen, als Naminé ihm von ihrem Erfolg berichtet hatte, aber nun befiel ihn doch eine leichte Ungeduld. Er war wieder vollständig genesen, eigentlich könnte er sofort aufbrechen und zum letzten Kampf mit der Organisation anreten, zu sehen, ob sein Glaube sich als wahr erweisen würde, sobald er Kingdom Hearts freigelassen hätte. Aber offenbar war das zurückschicken der Erinnerungen an Kairi in dem Blonden nicht so leicht, wie das betreffende Kettenglied zu lösen. Naminé lief immer wieder zwischen Sora unten im Keller und Roxas hier oben im Zimmer hin und her, blieb abwechselnd bei jedem ein paar Stunden. Als Roxas sie danach gefragt hatte, was das denn bringen sollte, antwortete sie: „Es erleichtert mir den Vorgang ein wenig, wenn ich abwechselnd bei euch beiden bin. Es ist etwas schwieriger als ich gedacht hatte, die Erinnerung zurückzugeben. Sie hat sich in deinem Gedächnis eingenistet, nur weil ich sie gelockert habe, will sie offenbar nicht so leicht zurück zu ihrem wahren Besitzer, dazu hat sie sich etwas zu fest an dich geklammert. Aber keine Sorge, gib mir ein paar Stunden und ich schaffe das.“ Aus den paar Stunden war schließlich etwas mehr als ein Tag geworden, in dem der Blonde nur in dem weißen Zimmer gehockt war. Es war zu gefährlich, den Raum zu verlassen, falls er wieder von Soras Herzen angezogen wurde. Zwar spürte er den Drang auch hier, allerdings nur am Rande, stattdessen hatte er ab und an kurze, aber heftige, Kopfschmerzen gehabt. Das Herrenhaus verlassen konnte er auch nicht, weil er dann zu weit von Sora entfernt wäre, als dass Naminé dann noch weitermachen könnte. Also war er die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen, nachzudenken. Über sich, über sein Vorhaben... vor allem aber über das, was danach kam. Sein ganzes Leben hatte er etwas gehabt, nach dem er sich richten konnte, zuerst die Organisation und jetzt seinen Glauben. Aber wenn dieser sich erfüllte – oder nicht erfüllte – was dann? Was kam danach? Er erinnerte sich noch gut daran, wie unentschlossen er sich gefühlt hatte, kaum dass er die Welt, die niemals war, verlassen hatte. Aber dann setzte seine Erinnerung aus und erst wieder ein, als er mit seiner festen Entschlossenheit, Kingdom Hearts zu befreien, zurück die diese dunkle Welt gekommen war – was dazwischen war, wusste er nicht, da war nur Leere. Es gab ihm ein Rätsel auf, wenn er so darüber nachdachte, aber es war ihm nicht so wichtig, als dass er sich darüber groß Gedanken machte. Er würde jetzt, so kurz vor der Entscheidung, garantiert nicht zweifeln oder über Dinge nachdenken, die unwichtig waren. Dazu hatte er Zeit, wenn alles vorbei war. Roxas stieß einen leichten Seufzer aus. Wenn Naminé hier wäre, könnte er jetzt wenigstens mit ihr reden, aber sie war wohl noch unten bei Sora. Ausgeruht hatte er sich schon genug, mit was konnte er die Zeit totschlagen? Die Bilder an den Wänden hatte er schon alle begutachtet, vor dem Fenster passierte absolut nichts interessantes. Sein Blick fiel auf Naminés Zeichenblock, der zurückgelassen neben ein paar Stiften auf dem Tisch lag. Roxas hatte ihn noch nicht durchgeschaut, ob darin auch Bilder waren? Denn die paar Bilder, die an den Wänden hingen, konnten doch nicht alle sein, wenn Naminé schon fast ein Jahr hier war. Kurz kam ihm der Gedanke, dass Naminé vielleicht böse auf ihn sein würde, wenn er ihren Block durchstöberte... aber das war ja kein Tagebuch oder so... also war es okay, nicht? Also nahm Roxas den Zeichenblock in die Hand blätterte ihn durch. Tatsächlich waren da noch einige Bilder drinnen, manche allerdings unvollständig, als hätte Naminé mittendrin zu malen aufgehört und später nicht mehr daran weitergemacht. Aber kaum eines der Bilder kam ihm bekannt vor. Bei einem Bild jedoch, fast ganz unten im Block, stutzte er. Da waren er und Axel, offenbar auf dem Bahnhofsturm in Twilight Town... und da war noch eine Person neben ihnen... sie hatte schwarze Haare. Plötzlich ging die Tür des Zimmers auf und Roxas zuckte zusammen, als Naminé eintrat. „Normalerweise fragt man doch, bevor man sich die Sachen Anderer ansieht, nicht?“, fragte sie Roxas, lächelte aber dabei. „Tut mir Leid, mir war langweilig und-“, stammelte der Niemand und legte den Block schnell wieder auf den Tisch, das Bild war noch aufgeschlagen. Naminé trat zu ihm und warf einen kurzen Blick auf das Bild, sagte nichts. „Wer ist das...?“, fragte Roxas und zeigte darauf. „Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals einer mit mir und Axel auf dem Bahnhofsturm war.“ „Ich weiß es nicht, ich weiß nicht einmal, wann und ob ich das Bild überhaupt gemalt habe...“, antwortete das Mädchen langsam. „Aber da ich eigentlich nur Dinge male, die dich oder Sora betreffen, müsste diese Person eigentlich in eurem Gedächtnis sein, bei Sora war da aber nichts...“ Sie sah zu Roxas auf. „Also müsstest du diese Person eigentlich kennen.“ Erneut sah Roxas auf die Zeichnung... nein, da war nichts, Axel und er hatten immer allein Eis gegessen, da war er sich sicher. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich kenne sie nicht. Und wenn doch, dann war sie sicher nicht wichtig, weil ich sie sonst nicht vergessen hätte. Ich will mich jetzt nicht ablenken lassen.“, meinte der Blonde entschieden und schaute dann wieder zu Naminé. „Wie läuft es mit Sora?“ Ein glückliches Lächeln zierte jetzt ihre Lippen. „Ich bin fertig, in ein paar Stunden wird er wohl aufwachen.“ Roxas erwiderte das Lächeln leicht. „Gut. Aber warum wacht er nicht sofort auf?“ „Nun, er muss erst seine Kräfte wieder sammeln, glaube ich. Die ganze Zeit befand er sich in einem besonderen, dauerhaften Schlaf, jetzt schläft er sozusagen ‚normal‘, also wird er von selbst aufwachen, sobald er ausgeruht ist.“ Sie dachte kurz nach. „Vermutlich muss er den Teil der Kraft in sich wiederherstellen, den du ausmachst.“ Roxas nickte, was jetzt kam, war ihm egal. Sora würde aufwachen, sein Job war hier erledigt. Da kümmerte es ihn jetzt nicht besonders, wenn Sora durch seine Schuld noch ein wenig länger schlafen musste. Mit leicht verwirrtem Blick merkte Roxas plötzlich, wie Naminé traurig zu Boden sah. „Was hast du? Bist du nicht glücklich, dass du dein Versprechen halten konntest?“, fragte Roxas. „Doch, sogar sehr. Aber jetzt, wo meine Aufgabe erledigt ist, weiß ich nicht, was ich tun soll.“, sagte sie leise. „Bleib doch bei Sora, wenn er aufwacht.“, meinte Roxas. „Nein, er hat beschlossen, seine alten Erinnerungen wiederzubekommen und mich zu vergessen. Ich gehöre nicht zu diesen Erinnerungen, er kennt mich nicht mehr. Ich kann nicht hier bleiben, ich vermute, dass DiZ mich nun loswerden will, weil ich immer noch ein Ziel für die Organisation bin. Und du wirst jetzt gehen, dein Vorhaben verwirklichen, oder dabei sterben.“ Naminé sah auf und lächelte schwach. „Vermutlich bleibt mir nichts anderes übrig, als zu meinem Jemand zurückzukehren, bevor ich von selbst verschwinde.“ Für den Augenblick sah Naminé für Roxas so hilflos und niedergeschlagen aus, dass er den Drang verspürte, sie irgendwie aufzumuntern. Einer plötzlichen Idee zufolge nahm er ihre Hand und grinste. „Komm mit.“ Und er zog sie aus dem Zimmer. „Wo willst du hin?“, fragte sie überrascht, als sie hinter Roxas die Treppe in der Eingangshalle des Herrenhauses hinunterstolperte. „Wirst du sehen.“, meinte die ehemalige Nummer XIII und verließ mit dem Mädchen das Haus. Kaum war die Tür zugeschlagen, sah DiZ, der unbemerkt von den beiden Niemanden in den Schatten des Raumes gestanden hatte, mit seltsamen Ausdruck im Auge auf. Es lief alles nicht so, wie er es sich gedacht hatte. Aber das Resultat würde das selbe sein, in wenigen Stunden würde Sora erwachen. Die Frage war nun nur, ob er ohne Roxas‘ Kraft die Organisation herausfordern konnte, trotz der Hilfe seiner Gefährten Donald und Goofy. Er bezweifelte es, dass Roxas ganz alleine die restlichen Mitglieder der Organisation vernichten konnte. Wenn doch, wäre das ebenfalls gut, gut für ihn und alle Welten. DiZ wollte Rache, Xehanort sollte bezahlen. Wenn er diese Kinder benutzen musste, sie opfern musste, dann sollte es so sein... für den Moment hoffte er nur, dass Naminé keinen Unsinn machte, denn sie würde jetzt bestimmt nicht mehr zurückkommen. Mit langsamen Schritten ging DiZ Richtung Computerraum, er wollte Soras Zustand und den seiner Gefährten bis zu ihrem Erwachen noch überwachen. Und dann würde er weiter beobachten, wie sich die Dinge entwickelten... Die untergehende Sonne tauchte die Stadt in das vetraute und schöne Dämmerlicht, als Roxas und Naminé auf dem Bahnhofsturm ankamen. Roxas hatte sie resolut hier heraufgezogen, auf dem Weg noch zwei Meersalz-Eis besorgt und setzte sich nun, wie schon so viele Male, auf die Balustrade und ließ die Beine baumeln. „Komm, setz dich.“, sagte er dann zu Naminé. Sie nickte und ließ sich dann neben dem Niemand nieder, bestaunte den Sonnenuntergang und die Aussicht über Twilight Town, die man von hier hatte. „Ich war noch nie hier oben.“, meinte die Blonde. „Nicht? Aber Meersalz-Eis hast du doch bestimmt schon mal gegessen, oder?“, fragte Roxas und hielt ihr Eines hin. „Doch, hab ich ab und zu. DiZ mag das Zeug...“, antwortete sie und nahm das Eis. „Danke.“ Für eine Weile schwiegen die beiden, knabberten an ihrem Eis und sahen der untergehenden Sonne zu. Während er hier saß, überkam Roxas ein schwaches Gefühl von Traurigkeit. Wie oft hatte er hier mit Axel, seinem besten Freund, Eis gegessen? Sehr oft, fast jeden Tag. Und wenn er allein hier oben gewesen war, hatte ihm das Eis nie geschmeckt, als würde er es nur aus Gewohnheit essen. „Du warst oft mit Axel hier, nicht?“, riss ihn Naminé aus seinen Gedanken. „Ja... es war sozusagen eine Art tägliches Ritual, dass wir uns nach unseren Missionen immer hier getroffen haben.“, meinte Roxas leise. „Aber die Zeiten sind wohl vorbei...“ „Weißt du, du solltest nicht so schnell aufgeben was Axel betrifft.“, sagte Naminé und Roxas schaute sie verwirrt an. „Er hat mich bekämpft, hätte mich fast besiegt, wenn du nicht gewesen wärst. Freunde würden so etwas nicht tun...“ „Selbst Freunde kämpfen manchmal.“, sprach das Mädchen und knabberte an ihrem Eis, schaute auf den Horizont. „Wenn sie unterschiedlicher Ansichten sind, zum Beispiel, was bei euch ja sozusagen der Fall ist. Aber hinterher versöhnen sie sich wieder, wenn sie wirklich Freunde sind. Ich bin sicher, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wird Axel da sein und dir helfen.“ „Naja, ich weiß nicht...“, murmelte Roxas, doch dann grinste er sie plötzlich schief an. „Eigentlich wollte ich dich aufmuntern, und nicht umgekehrt, deswegen hab ich dich ja hergebracht.“ „Lieb von dir, aber in Anbetracht dessen, was du in kurzer Zeit tun wirst, ist es doch eher besser, wenn du dich um dich selbst kümmerst. Und das meine ich nicht böse.“, schloss sie mit einem Lächeln, wurde dann aber wieder ernst. „Du willst wirklich die ganze restliche Organisation alleine bekämpfen? Auch wenn du stark bist, wenn sie sich alle gleichzeitig mit dir befassen, nützt dir auch dein Schlüsselschwert nichts. Und wenn du sie auch nacheinander bekämpfst, wirst du nicht so lange fit bleiben, bis du alle besiegt hast. Dann wirst du verlieren und sie werden dich gefangennehmen.“ „Vielleicht, aber ich lasse mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Ich werde Kingdom Hearts freilassen, das werde ich so oft sagen, bis es geschehen ist. Und solange du dich nicht fangen lässt, werde ich der Organisation, falls sie mich schlagen, nicht gehorchen.“, sagte Roxas und a´den letzten Rest seines Eises, betrachtete den Stiel in seiner Hand nachdenklich, ein Wort war darauf eingraviert. „Entweder ziehe ich das in einem Rutsch durch, oder ich sterbe dabei. Ich will, dass alles wieder so wird, wie es war. Daran glaube ich, es wird alles okay sein...“ „Ich hoffe für dich, dass es so sein wird...“, flüsterte das Mädchen. „Hier, ich habe etwas für dich.“ Verwundert sah Roxas, wie Naminé quasi aus dem Nichts eine kleines, goldenes Gefäß hervorzog ihm hin hielt. „Ein Elixier?“, staunte die ehemalige Nummer XIII und nahm das wirkungsvolle Heil-Item an. „Wo hast du das her?“ „Spielt keine Rolle, aber du wirst es bestimmt brauchen. Ich habe es ein wenig präpariert, es reicht für drei Anwendungen. Du solltest also sparsam damit umgehen.“, sagte Naminé. „Vielen Dank... ich bin dir sehr dankbar... für alles...“, flüsterte Roxas ein wenig stockend. Dieses Mädchen hatte in den letzten Tagen so viel für ihn getan, ihm die Wahrheit über seine Herkunft erzählt und überhaupt. Irgendwas... er musste doch zumindest eine kleine Gegenleistung bringen... „Hör mal, Naminé...“, fing er an und sah ihr in die Augen. „Ich möchte dir etwas versprechen. Ein Versprechen, dass wir uns wiedersehen, sobald ich zurückkehre. Dann haben wir wenigstens noch so etwas wie ein Ziel... oder?“ Sie sah ihn lange ausdruckslos an, als sie sprach klang es so, als wäre sie gedanklich ganz wo anders. „Ich glaube auch, dass wir uns wiedersehen... aber vielleicht erkennen wir dann einander nicht mehr...“ „Wie meinst du das?“ „Nichts... vergiss es.“, meinte das Mädchen und lächelte nun wieder. „Wir werden uns wiedersehen, wenn alles vorbei ist. Versprochen.“ „Versprochen.“ Roxas hielt ihr seinen Eisstiel hin, ‚WINNER‘ stand darauf. „Den hier gebe ich dir. Gib ihn mir wieder, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Dann werden wir wieder zusammen Eis essen.“ „Okay, so machen wir es.“, lächelte Naminé. Es wurde Zeit... Zeit zu gehen, die Sonne war schon fast untergegangen. Langsam stand Roxas auf und Naminé tat es ihm gleicht, den WINNER-Eisstiel noch in der Hand. Beide sahen sich noch einige Sekunden an, dann zog Roxas die Kapuze seines Mantels über. „Wir sehen uns...“, sagte er und öffnete ein dunkles Portal. „Viel Glück, Roxas.“, flüsterte Naminé, als er in der Dunkelheit verschwand. Eine Weile stand sie noch alleine auf dem Bahnhofsturm, die Sonne versank hinter dem Horizont. Überlegend hielt das Mädchen sich einen Finger an die Lippen und sah den Eisstiel an. Roxas konnte alleine nicht gewinnen... nicht einmal Sora würde das im Vollbesitz seiner Kräfte können... Roxas würde verlieren, da würde selbst das Elixier nicht viel helfen, außer er hatte viel Glück. Er brauchte Hilfe... und da gab es nur einen, auch wenn es verrückt war, nach ihm zu suchen, wo sie doch selbst auf der Liste der Organisation stand. Aber vielleicht könnte sie ihn überzeugen, vorausgesetzt, er würde sie zu Wort kommen lassen. Naminé öffnete ein anderes dunkles Portal, sie musste ihn schnell finden und hoffentlich würde er sich diesmal für Roxas entscheiden und nicht für die Organisation... Lärm von großen Baugeräten dröhnte durch die Stadt, ein schwarzhaariges Mädchen brüllte den Arbeitern ein wenig überheblich Befehle zu. „Nein, der Stein muss dahin, das Holz muss hier rüber! Pass doch auf!“ Ein braunhaariger Mann stand in der Nähe und schüttelte den Kopf. „Yuffie, brüll nicht so rum...“ Ja, dafür wäre auch ein gewisser rothaariger Niemand, der auf der hohen Mauer rund um Hollow Bastion stand und sich nach seinen Zielen umsah. Dämmerlinge hatte er bereits auf die Suche geschickt, nicht nur hier, sondern auch in anderen Welten, aber bislang ohne Erfolg. Jetzt hatte er bestimmt zwei oder drei Tage nicht geschlafen, dementsprechend dröhnte ihm der Kopf bei dem Maschienenlärm und dem Geschrei des Mädchens Yuffie. Als sie gerade wieder zu schreien anfing, weil einer der Arbeiter in den Maschienen gerade wohl unabsichtlich die Ladung fallen hat lassen, brachte sich Axel mit einem dunklen Portal außer Hörweite und fand sich kurz darauf in einem anderen Teil der Stadt wieder. „Ah, diese Ruhe, himmlisch!“, sagte Axel und atmete tief durch. Dann trat er genervt einen Stein über den Boden und schritt zwischen den Häusern hindurch, es waren keine Bewohner in Sicht. „Das ist doch bescheuert, die Beiden zu finden... die reinste Nadelsuche im Heuhaufen, die könnten ja überall stecken.“, grummelte der Rotschopf. „Ha, es wäre ein Wunder, wenn sie einfach so jetzt aus dem Nichts auftauchen würden, haha.“ Das Lachen blieb ihm im Halse stecken, als aus den Schatten zwischen zwei Häusern plötzlich ein blondes Mädchen mit weißen Kleidchen hervortrat.... was bei Kingdom Hearts...? „Ja, ist heute Tag der erfüllten Wünsche oder wie?“ Axel brauchte einige Sekunden, um sich wieder zu fassen. Da stand Naminé, einfach so, völlig schutzlos vor ihm und sah ihn einfach an. Spielte ihm sein Bewusstsein wegen Übermüdung nun schlechte Scherze? „Bist du echt?“, rutschte es ihm heraus und er zeigte auf das Mädchen, als könne es sich im nächsten Moment in Luft auflösen. „Ja, ich bin hier.“, erwiderte Naminé schlicht. Langsam ratterte es in Axels Kopf ein... da war sie... sein Ziel... so leicht... schon wieder... wie dämlich war sie bloß... Ein Grinsen kam über seine Lippen. Er hob die Hand und aus dem Nichts schossen drei Dämmerlinge auf das Mädchen zu... Als Roxas aus dem dunklen Portal trat umfing ihn die albekannte Dunkelheit der Welt, die niemals war. Jedoch vor ihm ragte das gewaltige Schloss der Organisation hell und bedrohlich vor ihm empor, ein grüner, fast durchsichtiger Weg führte hinauf zum Ruf des Nichts, welches sozusagen der ‚offizielle‘ Eingang war. In wenigen Momenten würden sie ihn bemerken... in wenigen Momenten würde Roxas seinen Glauben auf die Probe stellen... Sein Blick hob sich zum Himmel, ein kühler Wind berührte sein Gesicht unter der Kapuze. „Ich komme...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)