Schillernde Fantasie von SunnyFlower ================================================================================ Kapitel 5: Der Weg der Magie ---------------------------- Wie war das möglich?! Gerade eben stand sie noch neben Sam und Ann und nun stürzte sie in die Tiefe! Hilflos konnte sie nicht anders, als die Augen zu schließen und auf dem Aufprall zu warten – Vielleicht würden die Moose ja ihren Fall abbremsen? Das war zwar mehr als unwahrscheinlich, doch wünschte sich Finn in diesen Moment nichts sehnlicher; Sie vergaß dabei erneut, dass sie rein theoretisch schon tot war. Durch ihre Lider konnte Finn ein helles Leuchten sehen – Es war ein angenehmes Leuchten, das sich sogar aus mehreren Lichtspektren zusammensetzte. Sie fühlte, dass Wärme sie umgab, ehe sie erneut Anns Stimme hörte: „Du bist eine komische Vertreterin. Kannst dich verwandeln, aber das dann nicht anwenden.“ Mit leicht rasenden Herzen öffnete Finn ihre Augen wieder: Sie spürte das weiche Moos zwischen ihren Fingern, kauerte sie nun doch auf dem Boden. Leicht verwundert sah sie zu Ann auf, die ihre Hände langsam senkte. Sam stand neben ihr und grinste leicht: „Nicht schlecht, Schwesterherz!“ Dann schlug er ihr auf dem Rücken: „Es besteht sogar die Möglichkeit, dass du die Prüfung nachher bestehst!“ „Du Idiot, ich verwandel’ dich gleich in einen Frosch! So ein Zauber gehört zum Hexen einmaleins!“ „Ach ja? Dann könnte ich es wohl tausendmal besser als du!“ Während die beiden Geschwister anfingen sich erneut zu raufen, erhob Finn sich wieder und klopfte sich den Dreck ab. Erst jetzt verstand sie Anns Worte: Sie trug nicht mehr ihren gestreiften Rollkragenpullover und die Jeans, wie am Morgen ihres Todes, sondern ein pinkes Hexendress! „Warte mal, pink?!“, skeptisch hob Finn eine Augenbraue: Irgendwie schien diese Farbe sie zu verfolgen. Doch war sie nun nicht den lästigen Katzenschweif und die spitzen Ohren los, wenn sie es nun endlich geschafft hatte, sich zu verwandeln?! Voller Glück schnurrte Finn über die Tatsache und wedelte mit ihren pelzigen Schweif. „…Warte mal…“ Noch leicht durcheinander vom Fall blickte sie einen Moment lang auf das Anhängsel, nun mit einer niedlichen rosa Schleife um den Ring verziert, passend zum Kleid. Sie schlug sich darauf die Hände vor das Gesicht: Bei der Vorstellung ein Katzenmädchen zu sein und dieses niedliche pinke Hexenkleid zu tragen wurde ihr leicht übel: „Ich muss nun wirklich komplett lächerlich aussehen…Bin ich zwölf Jahre alt oder was?! Ich bin zwanzig, verdammt noch mal!“ Noch leicht in ihrem modischen Debakel versunken, wedelte Sam mit seinen kurzen Magierstab vor ihrer Nase: „Ihr Mädchen habt echt Probleme, wenn ihr wegen den bisschen pink so depressiv werdet.“ „Vielleicht schenkt dir Vater ja eine pinke Kutte...“, war nur Anns beiläufiges Kommentar, doch der junge Mann schüttelte sofort heftig den Kopf: „Ich bin doch nicht schwul!“ Finn sah zu den beiden auf: „Ihr werdet heute Nacht zu vollwertigen Zauberern, oder? “ und Ann nickte: „Deswegen fehlt auch dir der spitze Hut.“ Finn fasste sich schnell auf dem Kopf und tatsächlich: Sie konnte nur ihre Katzenohren spüren. Die Vertreterin schob die Vorstellung einer niedlichen Hexe beiseite - Sie konnte es sich nicht erklären warum, doch irgendein kitzelkleiner Teil in ihr gefiel es sogar. Doch nun wollte sie den beiden vorlauten Geschwistern helfen – auch wenn diese sie wie die Fee Felicia erst so schnell wie möglich loswerden wollten. Leicht seufzte Finn, denn als Vertreterin schien ihr das Leben um einiges schwerer: „Erzählt ihr mir, warum man die Hexen und Magier voneinander getrennt hat? Ich bin ja die Vertreterin der Königin, vielleicht kann ich ja etwas tun…“ Ihr kam die Frage in den Sinn, wovon die Königin eigentlich die Königin war. Und weshalb hatte sie Finn als Vertreterin erwählt? Sollte ihr Job nicht so eine Isabelle machen?! Sie legte unbewusst die Ohren an, da sahen Sam und Ann zu ihr; Anscheinend hatten die Zwillinge den Moment genutzt und sich abgesprochen; „Weißt du, vor zwei Jahren war der Glaube an uns stärker als jemals zuvor und unsere Welt blühte; Es wurden sogar neue Arten von Magie entwickelt.“ Sam schaltete sich dazwischen: „Ja! Wir hatten so viele Nachkommen, dass der Rat sogar vorhatte, die Walpurgisnacht nur noch als einen Feiertag anzugehen und die Kinder auf ein großes Internat zu schicken, wo sie die Magie lernen konnte, die sie wollten oder ihnen empfehlt wurde.“ „Und unser süßer Sam hier wollte Hexer werden!“, schmunzelte Ann und drückte ihm an sich, denn er wurde leicht rot: „Na und? Du wolltest Magierin werden…“ Finn sah zu den beiden Rotschöpfen, mit einem Lächeln: Irgendwie war dieser Zufall herrlich und doch so unschuldig rein. „Was ist dann passiert?“ „Kurz bevor der Vertreter kommen sollte, hatte sich irgendwer Zugang zu den Edelstein verschafft und ihm in hunderte Splitter zerschlagen. Ohne ihm konnte der Vertreter jedoch nicht unsere ganze Magie freisetzen und so der Rat seine Pläne nicht in die Tat umsetzen.“ „Ich verstehe…“ „Seitdem können auch keine neuen Magier oder Hexen ernannt werden; Sam und Ich sind die letzten, die schon seit Geburt magische Kräfte besitzen.“ Finn setzte sich auf einen Stein und schüttelte den Kopf: „Doch wieso habt ihr den Edelstein nicht einfach mit Magie wieder zusammengesetzt?“ „Glaubst du nicht, das hätten wir nicht probiert?!“ Erneut kam die wütende Art von Sam zum Vorschein: „Vater, Mutter und der gesamte Rat haben versucht, diesen verdammten Klunker wieder zusammenzusetzen, doch es gelingt einfach nicht; Es scheint, als würde ein verdammter Splitter fehlen!“ „Ganz Ruhig!“ Die Vertreterin konnte spüren, wie sich in ihrem Nacken die Haare aufstellten: „Warum bist du so wütend?!“ „Unsere Eltern waren der Wächter des Edelsteins; Sie wussten als einzigste, wie man zu ihm gelangt.“ Ann seufzte einmal tief und senkte ihren Blick gen Boden: „Als er zerbrochen ist, haben sie begonnen, sich gegenseitig die Schuld zu geben… bis wir schließlich getrennt wurden. Seitdem stirbt unsere Magie.“ „Oh…“ Mittlerweile konnte Finn verstehen, warum Ann und Sam so wütend und zugleich so verletzt waren. „Doch warum hat man nicht einfach einen neuen Edelstein für sie erstellt…? Etwa, weil sie so zerstritten sind…?!“, schoss es Finn durch den Kopf und beantwortete sich so ihre Frage selbst. Sie dachte noch einen Moment darüber nach, da fühlte sie, wie Ann sie an der Hand hochzog: „Lass uns gehen, ich will nicht zu meiner Magieprüfung zu spät kommen.“ Das Mädchen sah noch einmal zu ihren Bruder: „Leb wohl Bruder, du wirst bestimmt ein großartiger Magier.“ „Und du eine große Hexe, Schwesterherz.“ Sie sahen sich einen Moment in die Augen, dann verschwand Sam schnell Richtung Glaswand. Ann kniff die Augen zusammen, kämpfte sie doch nun mit den Tränen und zeigte so einen Moment der Schwäche. „Es ist ein Abschied für immer…“, dachte Finn, doch dann schüttelte sie den Kopf: Es war doch nur ein einfacher Edelstein und sie die Vertreterin! Irgendetwas musste sie doch tun können, schließlich hatte sie sich eben aus einer Laune heraus in eine Hexe verwandelt! „Sag mal Ann, kann ich eigentlich auch Magie anwenden?“ Die junge Frau schüttelte leicht den Kopf und rieb sich die Tränen mit dem Ärmel ihres gräulichen Kleides weg: „Ich denke nicht, dass du großartig zaubern kannst, du bist schließlich auch nur eine Hexe in Ausbildung, wenn überhaupt.“ „Achso…“ Nach einen kleinen Marsch über Gräser und Sträucher kamen die beiden jungen Frauen im Dorf der Hexen an: Die Hexen lebten in einfachen kleinen Häusern, nicht gar Hütten und überall hingen Kräuter und getrocknete Früchte. In der Mitte des Dorfes fackelte ein Feuer nur noch schwach. Dennoch war der Platz hell beleuchtet; Erst jetzt fiel Finn auf, dass inmitten der Nacht der Vollmond schien, blass und sogleich so stark, als würde er ein jeden Kraft spenden wollen. Er hatte fast den Zenit erreicht, es konnte sich nur noch um wenige Minuten bis Mitternacht handeln. „Ann! Wo warst du de-.“ Eine Hexe kam auf die beiden zu; Sie war schön, hatte sie doch langes feuerrotes Haar und wirkte in ihrem Hexenkleid elegant und bestimmend. Als sie jedoch Finn erblickte, schluckte sie: „Ist sie die neue Vertreterin…?“ „Ja Mutter. Sam hat sie zu uns geschickt, weil sie auf der falschen Seite war.“ „Auf der falschen Seite, pah!“ Die Frau lächelte nur spöttisch: „Ich denke eher, das war dein närrischer Vater oder hat er Sam schon soweit den Verstand vernebelt?“ Ann konnte darauf nicht antworten, wie Finn feststellte. Mit einen gewagten Schritt trat Finn vor: „Die beiden haben mir alles über eure Lage erzählt und ich-“ „Versuch es nicht, Kindchen.“ „Mein Name ist Finn!“, fauchte sie zurück: „Ich will es aber versuchen, ich will an der Hexenprüfung teilnehmen!“ „Wie?!“ Anns und Sams Mutter sah Finn leicht verwundert an, doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu einen Grinsen: „Kannst du denn überhaupt zaubern?“ „Ich werde es zumindest probieren.“, erwiderte die Vertreterin, doch war ein leichter Hauch von Angst und Zweifel in ihrer Stimme zu erkennen: Es war Wahnsinn, was sie gerade tat, doch hatte sie das Gefühl, nur so vollkommen das Vertrauen der Magiervölker zu erhalten – Vielleicht konnte sie so auch herausfinden, wie genau der Edelstein zerbrach. Die Frau schüttelte den Kopf: „Dann versuche es, doch wird es dir ohne Übung wohl kaum gelingen – Die Prüfung besteht aus einer zufällig gewählten Aufgabe, die du bestehen musst.“ „Darf ich ihr helfen, Mutter?“, sagte Ann leicht zögerlich und sie nickte: „Das ist eine gute Wiederholungsübung für dich. Ihr habt noch eine halbe Stunde Zeit, dann ist es soweit.“ „Ist gut! Wir treffen uns oben!“, lächelte die Tochter daraufhin und nahm Finn erneut an der Hand – Um sie erneut Richtung Wald zu schleifen. Dort angekommen ließ sie ihre Hand los und machte eine heftige Bewegung mit ihren Händen: „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“ Der wütende Klang ihrer Stimme hallte zwischen den Bäumen wieder und es schien, als hätten ihre Hände soeben den Wind zerschnitten, sodass ein Zischen zu hören war. „Wie kommst du darauf, dich für die Prüfung anzumelden, du kannst nicht mal einen simplen Schwebe-Zauber anwenden!“ Finn war zunächst über Anns plötzlichen Sinnwandel überrascht, doch im nächsten Augenblick verhärtete sich ihr Blick; Schließlich wusste sie, was sie tat. Na gut, sie wusste es zum Teil, doch war es ihr, als wäre es ihre Aufgabe als Vertreterin, die Ordnung wieder herzustellen - Das könnte sie nur, wenn sie ein Teil dieser Welt war. Leicht schüttelte sie ihren Kopf: „Erkläre mir, wie eure Magie funktioniert.“ Ann sah sie immer noch leicht erbost an, doch dann senkte sie ihre Hände und das Zischen erlosch: Verstand sie wohl, dass es nun zu spät war. Sie setzte sich auf ihren schwebenden Besen, den sie die Zeit über auf dem Rücken geschnallt hatte, und begann zu erklären: „Es gibt mehrere Arten von Magie, die auf verschiedene Grundlagen basiert – Hexenmagie beruht auf der Kraft der Emotionen, Magiermagie auf der Kraft der Gedanken. Es gibt noch andere Magie, wie die dunkle Magie, aber die ist altbacken und ziemlich gefährlich, denn sie besteht nur aus Worten und Worte haben mehrere Bedeutungen.“ Ann lachte leicht auf: „Stell dir vor, jemand benutzt die Worte „Ich kann dich nicht mehr sehen“ für einen Zauberspruch – Entweder wird der Magier blind oder der Verzauberte verschwindet wie gewünscht!“ Sie schüttelte leicht den Kopf, ehe sie fortsetzte: „Wie auch immer, es gibt unzählige Arten von Magie. Wir benutzen auch gerne Hilfsmittel, wie zum Beispiel Stäbe, Kräuter oder Knochen.“ „Aha…“ Finn stand vor ihr, konnte dabei doch ihren Blick nicht vom Besen wenden. Warum wohl Hexen immer einen besaßen? „Hexenmagie ist im Grundprinzip einfach – Du musst nur ein starkes Gefühl erwecken und es mit der Natur verbinden. Erst bei der Kontrolle wird es schwierig.“ „Ich verstehe…Sag, warum haben Hexen Besen zum Fliegen?“ „Wie?“ Ann saß auf ihr Reitgestell herab und hob die Schultern: „Ach, Das hat sich vor langer Zeit eingebürgert. Auf Wolken stets zu reisen war wohl zu anstrengend, weil sie sich ab und an auflösten.“ Sie fasste sich leicht an einen ihrer Zöpfe und grinste dabei: „Wenn du etwas Persönliches hast, können wir das ja als deine erste Übung nehmen.“ „Etwas Persönliches?“ Finn musste einen Moment überlegen: So besaß sie doch nichts außer sich selbst, ihre Kleidung und den Mp3-Player - Der Mp3-Player! Wo war dieses kitschige Ding eigentlich geblieben?! Sie begann, in den Taschen ihres niedlichen Hexenkleides zu kramen, während Ann weitererzählte: „Ja! Mein Besen war früher meine Lieblingspuppe.“ Die Junghexe musste jedoch lachen, als Finn endlich ihren Mp3-Player herauszog: „Du besitzt ja nur niedliche pinke Sachen!“ Die Vertreterin und Hexe in Ausbildung konnte auf diesem Kommentar gut verzichten, sehr gut sogar. Nur mehr trocken sah sie Ann an, ehe sie seufzend zustimmte: „Ja, das ist wohl ein Fluch bei mir, dabei bin ich doch erwachsen…“ „Dann leg mal dein Schmuckstück auf dem Boden und richte deine Hände darauf.“ Ann schmunzelte und beobachtete ihre Schülerin genau: „Jetzt rufe ein Gefühl in dir herauf, irgendeins, eine Erinnerung, die in den Sinn kommt und stark genug ist.“ Finn sah zu ihren Mp3-Player und gleichermaßen Reiseportal, welches sie auf einen Stein gelegt hatte, und richtete ihre Hände darauf. Sie dachte nach, doch wollte ihr keine Erinnerung in den Sinn kommen und sie fühlte sich verlassen. Sehr verlassen sogar, schließlich wusste sie immer noch nicht, was sie als Vertreterin tun sollte. War es überhaupt richtig, was sie nun tat? Vielleicht hatten es ja die Zauberer verdient, schließlich war ein schwarzes Schaf unter ihnen…nein, so durfte sie nicht denken. Doch wünschte sie sich nichts mehr, als endlich eine Antwort zu finden, sodass sie diesen Job endlich richtig machen konnte; Es war nicht ihre Art, so inkompetent zu sein…so verloren. Sie fühlte, wie ihre Hände anfingen, zu zittern und eine Kälte stieg in ihren Körper – Was passierte? „F-Finn! Sag deinen Wunsch, schnell!“ Finn öffnete benommen ihre Augen und murmelte: „Ich möchte fliegen können, so wie du, Ann.“ Sie hob vollkommen ihre Lider, als sie sah, wie ihre Hände von einem blassen Schein umgeben waren und der Mp3-Player immer mehr seine Gestalt verlor, nur noch ein Wirbel herrschte um den Stein. Instinktiv zog Finn ihre Hände auseinander und der Wirbel tat es ihr gleich: Auf dem kleinen Felsen gab sich ein Besen zu erkennen. Ann sah Finn leicht grinsend an, doch fiel sie dann vor Lachen von ihren Besen: „Der hat ja eine pinke Schleife!“ Finn senkte ihre Hände, hörte sie doch nicht die Worte ihrer Lehrmeisterin: Sie hatte tatsächlich gezaubert, mit Magie etwas verändert! Dies zu wissen, war ein befriedigendes Gefühl, sodass die Kälte in ihren Körper nach und nach wich. Vorsichtig nahm sie den Besen auf und lächelte zögerlich: „Was ist die nächste Übung, Ann?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)