私はあなたと一緒にいたい von Oceanwhirl (Ich möchte bei dir sein) ================================================================================ Kapitel 7: Heart of Euphoria ---------------------------- Ein lautes Klappern ließ Jun aufschrecken. Er saß aufrecht auf der Matratze und hielt nach einem Poltergeist Ausschau, fragte sich, wo seine Polaroid war, die er zweifelsohne brauchen würde, aber alles was er erblickte, war ein Haufen PS2-Spiele auf dem Boden und eine schuldbewusst dreinblickende Katze auf dem Fernseher. "Katze, was machst du denn?", fragte er, erleichtert darüber, dass er nicht wirklich in Project Zero aufgewacht war. Die Katze blickte ihn weiter verlegen an und hüpfte dann vom Fernseher, um zu ihm zu kommen, wie um sich zu entschuldigen. Sie scharwenzelte vor dem Bett herum, sprang dann hinauf und landete direkt auf Juns Rücken, der kicherte. "Du hast ganz schön kribbelige Pfoten", lachte er leise, während de Katze wohl etwas unsicher auf ihm herumzulaufen begann, schließlich an seinen Haaren ankam, um daran zu schnuppern. Sicher rochen sie noch immer schlimm nach Haarfarbe. Die Katze kam um seinen Kopf herumgelaufen und Jun drehte sich auf die Seite, wartete, bis die Katze sich hingelegt hatte und vergrub dann die Nase in ihrem Fell. "Ich hab das nicht zum Spaß getan", erklärte er. "Das mit den Haaren. Ich wollte hübsch für jemanden sein. Aber er meldet sich nicht." Er seufzte und die Katze hob den Kopf und blickte ihn anklagend an, sodass Jun lachte. "Ist ja schon gut, dann bin ich eben hübsch für dich." Die Katze rollte sich wieder zusammen und auch Jun schlief schnell wieder ein. Als sein Wecker um halb acht klingelte, waren es schon 58,5 Stunden, aber Jun dachte gar nicht darüber nach. Er rollte sich unter der Katze hervor, die halb auf seiner Schulter lag und sofort wieder einschlief, als Jun aufgestanden war, schloss dann das Fenster und ging duschen. Die Katze hatte seine Anweisungen befolgt und hatte sich auf dem provisorischen Katzenklo erleichtert und Jun fand es beängstigend. Vielleicht war die Katze ein Alien-Invasor in Gestalt einer Katze oder ein Cyborg. Ein Catdroid. Keine streunende Katze konnte stubenrein sein. Er dachte nicht weiter darüber nach, weil er den Gedanken unheimlich fand und ging duschen. Als er fertig war, auch mit föhnen und Haare machen, zog er sich an, warf der Katze auf dem Bett, die immer noch schlief, einen kurzen Blick zu und machte sich dann auf den Weg. Es war erst kurz nach acht, aber er musste noch in die Tierhandlung. Er kaufte ein richtiges Katzenklo, Streu und Katzenfutter in rauen Mengen, außerdem eine Maus aus Naturfaser mit Glöckchen drin und ging dann zurück. Nachdem alles für die Katze vorbereitet war, die nebenbei bemerkt noch immer schlief, machte sich Jun auf den Weg zur Arbeit. Teru und er wechselten sich mit der frühen und der späteren, aber immer noch frühen Schicht ab (außer Donnerstags, da hatte Teru frei), deshalb war der Kleine schon im Laden und begrüßte Jun freudig. Irgendwie hatte er einen Narren an dem Game-besessenen Braunhaarigen gefressen, seit er hier angefangen hatte. Er behauptete immer, dass er Jun sehr hilfreich fand, weil er selbst keine Ahnung von Games hatte, aber das rechtfertigte Juns Meinung nach nicht das Leuchten in seinen Augen, das jedes Mal aufglomm, wenn er Jun zum ersten Mal am Tag erblickte. Irgendwie war Teru aber sowieso seltsam. Er war älter als Jun, aber er schien wohl kurz vor seiner Pubertät in seiner charakterlichen Entwicklung stehen geblieben zu sein, was zwar seltsam war, aber süß, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte. Der kleine Blonde bediente gerade einen Mann im voranschreitenden Alter, der ein paar Actionfiguren kaufte, konnte deshalb nicht hinter der Kasse hervor und winkte Jun nur kurz aber wie immer gut gelaunt. Der Braunhaarige winkte zurück und brachte seine Tasche in das kleine Hinterzimmer, das so etwas ähnliches wie ein Büro sein sollte, aber eher als Lager und Abstellkammer diente. Da das Wetter heute gut war, hatte Jun keine Jacke angehabt, sondern war gleich fertig für die Arbeit. Er steckte sich sein Namensschild an das schwarze Polohemd mit dem Logo des Ladens auf der linken Brust drauf und schnappte sich seinen Kassenschlüssel. Seine Hauptaufgabe war das Verkaufen, aber im Grunde sortierte er mehr. Die Regale wurden oft von Teenagern, die noch wenig Anstand hatten, durcheinander gebracht und die neuen Lieferungen wurden immer von der 9.00 Uhr-Schicht einsortiert, bis die Regale wieder voll bestückt waren. Darüber hinaus war Jun im Bereich Games für Beratung und Service zuständig und darin war er besonders gut. An der Kasse wechselte er sich mit Teru ab, immer etwa stündlich, wie es der Betrieb zuließ. Wenn sie beide jemanden zu beraten hatten und gerade niemand zahlen wolle, kam es aber vor, dass keiner hinter der Kasse stand. Bei events, zum Beispiel, wenn aufgrund der Erscheinung eines neuen Animes oder so ein paar vom Hersteller engagierte Cosplayer auftraten und quasi den Verkauf ankurbelten, öffneten sie die zweite Kasse. Da jeder seinen eigenen Schlüssel hatte, konnte man nachher erkennen, wer in welcher Zeit wie viel verkauft hatte. Am Ende des Monats wurde der Durchschnitt errechnet und der, der am meisten umgesetzt hatte, bekam eine Prämie. Das war im Regelfall Teru, aber es machte Jun nichts aus, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass man der guten Laune und Freundlichkeit und Begeisterung des kleinen Blonden etwas entgegen setzen konnte. Außerdem konnte Teru seinen Kunden prima Dinge aufschwatzen, weil er sehr überzeugend so tun konnte, als wäre es das non plus ultra, die teurere Special Edition einer DVD zu kaufen oder gleich noch das Extra dazu zu nehmen, weil es sowas von streng limitiert war, dass es ein Wunder war, dass es überhaupt noch nicht ausverkauft war (dabei spielte es allerdings keine Rolle, wenn im Lager noch drei volle Kisten standen). Und so schaffte der Kleine es, den Mann mit den Actionfiguren auch noch einen Ständer für selbige zu verkaufen, der weitaus hochwertiger und funktioneller (und teurer) war als der, der mitgeliefert wurde. Dadurch wurde der Preis auf der Rechnung fast doppelt so hoch wie ursprünglich und als der Kunde weg war, streckte Teru Jun, der ihn grinsend beobachtete hatte, beide Daumen an der sonst geschlossenen Faust entgegen. Der Braunhaarige erwiderte die Geste und stellte die neu gelieferten Sammelbände von Hakusensha in die entsprechenden Regale. In der Pause, kurz vor Mittag, verkrochen sie sich im Büro, während die Mittagsschicht anfing. "Wir hatten gar keine Zeit, uns richtig zu unterhalten", nörgelte Teru und öffnete seine Bentobox. "Ja, irgendwie ist heute echt viel Betrieb", bestätigte Jun, der im Gegensatz zu dem Blonden kein selbst gemachtes Bento hatte, sondern ein gekauftes. "Warum hast du dir was gekauft?", fragte Teru, denn normalerweise fand Jun immer Zeit, sich zumindest Reis und Ei in seine Box zu stopfen, auf der die Teenage Mutant Ninja Turtles drauf waren. "Ich hatte heute morgen keine Zeit mehr. Ich hab heute Nacht einer Katze Asyl gewährt und heute morgen war ich noch schnell ein Katzenklo und Futter und so kaufen." Teru bekam die leuchtenden Augen eines Kindes. "Du hast eine Katze gerettet? Du bist so süß, Jun-kun!" "Na ja…", widersprach der Braunhaarige und zog die Brauen zusammen., "gerettet hab ich sie nicht direkt, aber weil es geregnet hat-" "Du bist so lieb", unterbrach Teru ihn etwas verträumt klingend und aß langsam weiter. "Was ist mit deinem Freund? Wirst du ihn mir demnächst vorstellen?" Jun blieb ein Stück Lachs aus seinem Onigiri im Hals stecken. Er hustete ein paar mal leise, würgte den todbringenden Klumpen Fisch dann herunter und blickte einen Moment auf das Reisgebilde in seiner Hand. "Er ist doch noch gar nicht mein Freund. Um ehrlich zu sein hat er sich immer noch nicht bei mir gemeldet. Ich bin mir nicht sicher, ob er das jemals tun wird. Ich meine, ich hab ihm meine Handynummer gegeben und er kann mir ja schreiben oder so. Aber es ist gar nichts passiert." Teru schwieg einen Moment, schien betroffen, was gar nicht seine Art war. Dann lächelte er aber aufmunternd zu Jun hin. "Ich bin sicher, er wird sich melden", meinte er sehr überzeugt klingend. "Du bist so ein guter Mensch, Jun und das kann jeder sehen und spüren und fühlen. Man muss sich einfach zu dir hingezogen fühlen. Und sicher hast du ihn durch deinen liebenswerten Charakter bezirzt, als ihr euch kennen gelernt habt." Er wartete auf eine Antwort, aber Jun fiel keine ein. Setsuki hatte auch gesagt, dass er liebenswürdig war, aber dass seine Freunde das so sahen, hieß noch lange nicht, dass Tetsu der gleichen Meinung war. Tatsächlich sah es im Moment gar nicht danach aus. Jun wollte gar nicht nachrechnen, wie lange er schon auf die Folter gespannt wurde. "Er ist taubstumm", sagte der Braunhaarige schließlich, wusste nicht, was Teru eigentlich von ihm hören wollte. Guter Mensch hin oder her, es geschah einfach gar nichts. Also beschloss Jun, das Thema von sich wieder auf Tetsu zu lenken. Teru blickte ihn erstaunt an. "Taubstumm? Das heißt, er kann nicht reden und dich nicht mal hören?" Jun nickte bedrückt. Der Gedanke an Tetsu schnürte seine Brust ein, als wolle er sein Herz zerquetschen. Scheinbar hatte er sich bisher besser ablenken können, als er geglaubt hatte, denn erst jetzt, als er von Tetsu berichtete, bemerkte er, wie sehr er sich danach sehnte, den Kleineren wieder zu sehen. "Wir haben geschrieben, die ganze Zeit. Er hat eine wirklich schöne Handschrift. Und er ist wahnsinnig höflich. Er ist überhaupt… toll. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so eine Persönlichkeit hat. Er ist zurückhaltend aber trotzdem irgendwie… ich weiß nicht. Manchmal war da etwas in seinem Blick, als wolle er mich herausfordern. Aus der Reserve locken. Ich glaube, ich war ein wenig tollpatschig und er hat gelächelt, aber es sah aus, als würde er mich mögen und deshalb lächeln. Er hat ein wirklich… wirklich wunderhübsches Lächeln. Er ist überhaupt so hübsch. Er hat schwarze Haare und hat dunkles Makeup getragen und er hat ganz helle Haut. Er hat fast ausgesehen wie… wie Curran, die Schwarzmagierin aus YuGiOh!, nur ohne Hasenohren und mit schwarzen Haaren." Jun fiel kein besserer Vergleich ein, aber Teru nickte, so als würde er verstehen, was der andere meinte. "Er ist einfach so schön…" Jun seufzte, während Teru ihn einige Augenblicke wortlos betrachtete. "Du bist wirklich in ihn verliebt", stellte er schließlich fest und der Braunhaarige nickte. "Bist du traurig? Weil er sich noch nicht bei dir gemeldet hat?" Wieder nickte Jun und packte sein angenagtes Onigiri wieder in seine Turtle-Box. Irgendwie hatte er keinen Hunger mehr. Teru ergriff vorsichtig Juns Hand, aber der sah auf und lächelte bitter. "Ich weiß, ich darf den Kopf nicht hängen lassen. Aber es ist nicht so einfach." "Wenn er sich nicht meldet, kann ich dein Freund sein", lächelte Teru. Jun hoffte, dass er es nicht ernst meinte oder ein tieferer Sinn hinter den Worten des Blonden steckte. Er mochte den Kleinen, aber nicht so. Und außerdem hatte Teru doch eine Freundin. "Deine Freundin erschlägt mich", lachte er und als der Schwarzblonde in das Lachen mit einstimmte, wusste Jun, dass der Andere ihn nur aufzuheitern versucht hatte. "Ich weiß", meinte er und tätschelte Juns rotbraunes Haar. "Willst du eins meiner Daifuku? Ich würde mit dir teilen, wenn du dann nicht mehr traurig bist." "Geht schon", meinte Jun lächelnd, widmete sich dann tatsächlich wieder seinem Onigiri. Die Pause war schließlich bald vorbei und bevor er am Ende die ganze Restschicht Hunger hatte, schlang er lieber noch etwas herunter. "Wollen wir heute abend weg gehen? Ins Velfarre?", erkundigte Teru sich irgendwann und Jun zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht, ob er die Katze so lange allein lassen konnte, aber vielleicht würde er einfach das Fenster neben dem Bett aufmachen, sodass die Katze über das Dach und die anliegenden Häuser einen Streifzug unternehmen konnte, wenn sie Lust hatte. Hoffentlich kam sie wieder zurück… "Ja, warum nicht. Kann Setsuki auch mitkommen?" "Na klar, ich nehm Hizaki auch mit", lautete Terus gut gelaunte Antwort. Der Blonde schien sich offensichtlich sehr zu freuen. Sie waren schon lange nicht mehr aus gewesen, schon gar nicht zusammen. Da Yuuki heute arbeitete, würde Juns bester Freund es sich sicher nicht nehmen lassen, auch mit zu gehen. Er liebte es, den Blonden unter Druck zu setzen, indem er ihn beim Flirten im Auge behielt. Und Yuuki flirtete gerne, vor allem mit Frauen. Dabei brauchte Setsuki sich aber keine Sorgen zu machen, denn im Grunde hatte Yuuki kein Interesse an Frauen. Er liebte es nur, zu spielen und sich so ein wenig Bestätigung zu verschaffen. Und die Frauen lagen Yuuki zu Füßen. Kein Wunder, er war ein Traum von einem Mann, groß, maskulin und sehr gut aussehend. Mal abgesehen davon war er charmant, aufmerksam, sehr ausgeglichen (außer, wenn er betrunken war, dann war er geradezu erschreckend laut und unausgelastet) und ein Schmeichler, der seines gleichen suchte, dabei aber nicht Schleimermäßig. Kurzum, Yuuki war toll und Setsukis Blicke klebten an ihm, wenn der Blonde arbeitete, denn dass sein Freund dann viel Kontakt mit Frauen hatte, nutzte der gerne aus, um sich ein paar verliebte Blicke und Komplimente einzusammeln. Wenn Setsuki dabei war, lenkte der Theker seine Aufmerksamkeit aber fast ausschließlich auf seinen Freund, mit dem er ja eigentlich nicht mal eine Beziehung führte, und der badete darin, wälzte sich darin und genoss es wie nichts anderes. Jun war zugegebenermaßen sehr neidisch auf die Beziehung der beiden zueinander. Aber genau darüber wollte er gerade am wenigsten nachdenken. Sie stellten fest, dass die Pause gleich vorbei war und kehrten auf ihren jeweiligen Arbeitsplatz zurück. Als Teru um 17 Uhr Feierabend hatte, verabredeten sie sich für 21.00 Uhr und der Blonde verabschiedete sich mit einer herzlichem Umarmung. Jun seufzte, als der kleine Blonde weg war. Er wollte nicht ins Velfarre. Er hatte Angst davor. Aber vielleicht war Tetsu ja nicht da, vermutlich sogar. Und wenn er doch da war, dann könnte Jun zu ihm gehen, wenn er sich traute. Vielleicht hatte er den Zettel nicht bekommen. Vielleicht gab es einen banalen anderen Grund, warum er Jun nicht schrieb. Vielleicht würde sich alles aufklären lassen. All das waren sehr ermutigende Überlegungen. Dennoch hatte Jun ein ungutes Gefühl. Viel Gequatsche und so. Persönliche Beziehungen, Juns Ängste (die echt ziemlich kindergartenmäßig sind... ^^') und Teru. Teru ist toll. Das nächste Kapitel ist geil, freut euch drauf! *-* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)