You'll never walk alone von abgemeldet (Solange du Freunde hast ...) ================================================================================ Kapitel 9: ... und zwei zurück ------------------------------ Kuddel und Campino kamen stillschweigend zu der Einigung, dass sie die Trennung den anderen nicht mitteilen würden. Campino, weil er es nicht noch einmal konnte und Kuddel, weil er längst gemerkt hatte, wie stark das Thema den Sänger belastete. Dennoch nahm er sich vor, seinen Freund im Auge zu behalten. „Was wirst du den anderen sagen, wenn sie fragen, ob der Text eine Bedeutung hat?“, durchbrach der Gitarrist schließlich die Stille und blickte in das ausdruckslose Gesicht von Campino, welcher noch immer aus dem Fenster starrte. Ein kurzes Schulterzucken war die erste Antwort, gefolgt von einem tiefen Seufzen. „Sie werden nicht fragen“, winkte er eilig ab und drehte sich mit dem ganzen Körper zu Kuddel. „Wer wird was nicht fragen?“ Breitis Stimme ließ den Sänger zusammenzucken und auch der Blonde drehte sich überrascht um. „Wie wäre es erst einmal mit 'Guten Morgen'?“, fauchte ihn Campino an. Perplex suchte der zweite Gitarrist den Blick von Kuddel. Man sah ihm eindeutig an, dass er nicht verstand, warum der Sänger so schlecht gelaunt war, doch Kuddel schüttelte leicht seinen Kopf, wobei seine Augen deutlich sagten: „Es ist okay, lass ihn.“ Zwar zog Breiti skeptisch seine Augenbrauen zusammen, doch er sagte nichts weiter, wofür der Blonde ihm lächelnd dankte. Wenigen Sekunden später gesellte sich auch der Rest der Band dazu und die Probe konnte beginnen. Sie spielten sich erst mit einigen alten Songs ein, ehe der Sänger sich leise räusperte und sprach: „Ich hab nen neuen Text geschrieben – wie versprochen. Die anderen folgen die Tage“, er grinste spitzbübisch und schaute in die Runde. „Wow, dann lass mal hören“, sagte Andi erwartungsvoll. Campino nickte Kuddel zu, welcher als einziger sein Instrument noch nicht abgelegt hatte und wartete, dass dieser den mittlerweile bekannten Rhythmus spielte. Augenblicklich erfüllte sich die Luft mit den abgedämpften Klängen der E-Gitarre, gefolgt von der ungewohnt weichen Stimme des Sängers. Die anderen verfolgten schweigend das gebotene Schauspiel und ließen sich von den Text davon. Jeder spürte, wie sich eine Gänsehaut über seinen Körper ausbreitete und obwohl die Melodie noch nicht perfekt war, waren sich alle einig, dass es ein wunderschönes Lied war. „Das ist wirklich, wirklich gut“, sagte Breiti als erster und lächelte Campino zu. „Danke“, ein wenig beschämt strich er sich über die gefärbten Haare. Nach all den Jahren war es noch immer ein komisches Gefühl, einen Text zu präsentieren und die Reaktionen darauf sofort zu spüren. „Wie ist dir der Text eingefallen?“, meldete sich nun auch Andi wieder zu Wort und schaute gespannt zu ihrem Sänger auf. „Naja“, druckste dieser ein wenig herum, „Ich ... es kennt doch jeder das Gefühl des Verlassenwerdens und da dachte ich mir, schreibste mal ein Lied dazu. Außerdem passte es so schön zu Kuddels Gitarrendemo.“ Er grinste unsicher und blickte zu dem blonden Gitarristen, der von den anderen unbemerkt Campino zunickte und ihn damit ein wenig bestärkte. Es war zwar nicht die ganze Wahrheit, was der Sänger gesagt hatte, aber eine Lüge auch nicht. Es war eher eine Teilwahrheit, die im Moment doch ausreichend war. Kuddel jedenfalls konnte das Verhalten des Sängers sehr gut nachvollziehen. Wenn er sich vorstellte, dass seine Frau ihn verlassen würde – ein eiskalter Schauer durchzog seinen Körper. Den restlichen Tag verbrachten die Fünf mit der Arbeit an dem neuen Song bis die Melodielinie schließlich stand und sie zufrieden die Probe beendeten. „Das war ein guter Tag“, sagte Breiti und zog sich seine Jacke an. „Oh yes, a fantastic day“, warf Vom ironisch ein, „We have a new song without drums.“ Campino lachte und schlug dem Kleinsten freundschaftlich auf die Schulter. „It is only for your health – think about it!. You can have a break during the show.“ Andi lachte und führte das Spiel fort: „So you can go to the toilett or eat something...“ „Or you read a book.“ Campino und Andi lachten herzhaft, worauf auch Vom nicht umhinkam zu lächeln. „You are gormless“, seufzte er und verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung von allen, ehe sich die Truppen langsam auflöste und jeder sich auf den Heimweg machte. Selbst Campino saß schließlich mit einem Grinsen in seinem Auto. Das Hochgefühl, welches er verspürte, belebte seinen Köper, ließ ihn strahlen und den eintretenden Abend genießen. Zufrieden parkte er letztendlich vor seinem Haus, nahm seinen Rucksack und schloss die Tür auf. Doch schon als er eintrat, verspürte er die Veränderung in seinem Körper. Das bestehende Hochgefühl verflog und zurück blieb nichts als lähmende Leere. Es war halt ein Scheißgefühl, wenn man nach Hause kam und niemand einen erwartete, wenn man genauso gut hätte wegbleiben können und wenn man das, was man erlebt hatte nicht mit Menschen, die man liebte, teilen konnte. Campino zögerte kurz, als er immer noch in Jacke und Schuhen im Türrahmen stand und in sein Wohnzimmer schaute, ehe er den Rucksack auf die Couch warf, sich umdrehte und mit einem lauten Knall die Tür ins Schloss fallen ließ. Er wollte jetzt nicht alleine sein. Er wollte dieses wunderbare Hochgefühl behalten und deswegen hatte er sich spontan entschlossen, in die nah gelegende Bar zu gehen. Die Dämmerung war mittlerweile so weit fortgeschritten, dass nichts mehr an den angenehmen Tag erinnerte, sondern sich nur noch die schwarze Nacht zeigte. Immer wieder umgarnte eine eisige Brise den Sänger, welcher sich eilig in die Bar flüchtete. In dem kleinen Schuppen am Rande der Stadt herrschte schon reges Treiben und so sah sich Campino plötzlich inmitten eines verrauchten, lauten und vor allem warmen Raumes stehen. Kurz ließ er seinen Blick über die Anwesenden streifen, ehe er sich einen leeren Tisch in der hintersten Ecke suchte und sich dort niederließ. Gerade hatte er seine Jacke auf den Stuhl neben sich gelegt, als die Bedienung auf ihn zu kam. „Was darf es sein?“, fragte sie und schenkte ihm eine bezauberndes Lächeln. „Ein Bier, bitte. Aber ein großes.“ Sie nickte und verschwand für einen kurzen Augenblick, bevor sie den gewünschten Gerstensaft brachte. „Sonst noch etwas?“ „Nein, jetzt erst einmal nicht“, antwortete er verschmitzt und nahm einen tiefen Zug aus dem Glas. Sofort rann das kalte Bier seine Kehle hinab und belebte seinen müden Geist wieder. Minuten verbrachte er damit, einfach nur zu sitzen, zu trinken und zu schauen, als er plötzlich jemanden entdeckte, der ihn mit eiskalten Augen fixierte. Doch Campino ließ sich davon nicht beeindrucken, nahm stattdessen sein Bierglas und nickte ihr grinsend zu. Er sah, wie ihre Mauer brach, sie aufstand und sich ungefragt zu ihm setzte. „Wie ich sehe, bist du wieder hier“, sagte sie und überschlug ihre langen Beine, wobei der eh schon kurze Rock ein wenig nach oben rutschte. „Ja, du aber auch.“ Schweigend leerte er sein Glas und fragte dann: „Darf ich dir ein Getränk ausgeben?“ „Ja, darfst du“, sie lächelte, „Einen Sekt, bitte.“ „Natürlich – das Getränk einer Lady.“ Campino wusste, wie man eine Frau umgarnte und wie man sie ins Bett bekam, denn etwas anderes wollte er von ihr nicht. Weder damals, noch jetzt. Nachdem der Sekt und das zweite Glas Bier an den Tisch gebracht wurden, nahmen die beiden ihre Konversation wieder auf. „Hat es dir das letzte Mal eigentlich gefallen?“, fragte sie verführerisch und beugte sich ein wenig nach vorne, sodass der Sänger einen guten Einblick in ihr tiefes Dekolletee hatte. Sein Grinsen verstärkte sich und als er seinen Blick schließlich von ihren zwei Argumenten löste und wieder in ihre Augen schaute, sagte er gelassen: „Natürlich hat es das.“ „Dafür hast du mich aber ganz schön unsanft aus deinem Bett geworfen“, erwiderte sie plötzlich kalt und lehnte sich zurück. Die Arme nun vor der Brust verschränkt. „Das lag nicht an dir. Ich hatte nur nen fürchterlichen Kater und dann war ich auch noch zu spät dran, was mir wiederum Stress auf der Arbeit gebracht hatte. - Aber heute, heute hätte ich genügend Zeit für dich, wenn du willst.“ Sie lächelte wieder und auch ihre blauen Augen, welche vorhin noch so kalt wie Eis gewirkt hatten, schienen aufzutauen. „Vielleicht hätte ich wirklich Lust.“ „Dann lass uns gehen.“ Er stand auf, reichte ihr eine seiner Hände führte sie zur Theke, wo er die Getränke bezahlte und schließlich mit ihr zu sich nach Hause ging. Während des Weges sagte keiner ein Wort, aber es war ja auch nicht geistige Verbundenheit, die sie suchten, sondern körperliche und so begannen sie sich ab und an verstohlen zu küssen. Als die beiden die Haustür erreichten, hatten sich die Küsse in stürmische Begierde verwandelt, sodass sie sich beinahe die Sachen vom Körper rissen. Atemlos und völlig erregt, dirigierte Campino die blonde Frau in sein Schlafzimmer, wo sie binnen weniger Sekunden entkleidet übereinander herfielen. Dem Sänger interessierte in diesem Moment nicht, dass sie eigentlich nicht dem Typ Frau entsprach, den er bevorzugte, dass sie für seine Verhältnisse viel zu stark geschminkt war und dass er immer noch nicht wusste, wie sie eigentlich hieß. Sein einziges Ziel bestand darin, endlich die innere Leere zu füllen. - Doch er hatte sich getäuscht. Mit offenen Augen lag er in seinem Bett und starrte an die Decke. Die Arme hatte er verkreuzt und hinter seinen Kopf gelegt, wo er nun, umgeben von der Dunkelheit, auf das erfüllende Gefühl wartete. Vergeblich. Nicht einmal die sanften Finger, welche immer wieder über seine Brust strichen, konnten etwas darin ändern. Wenn er ehrlich zu sich selber war, fühlte er sich noch schlechter, als zuvor. „Was ist los?“, hörte er sie leise fragen, „Hat es dir nicht gefallen?“ „Doch es war gut“, murmelte er ohne seinen Blick von der Decke abzuwenden. „Aber?“ „Nichts aber, es ist alles okay. Schlaf doch einfach ein wenig.“ „Hey, du brauchst mir nichts vorzumachen. Ich kenn solche Männer wie dich zur genüge.“ Skeptisch zog Campino eine Augenbraue nach oben. „Ach ja?“ „Ja, sie suchen alle die eine große Liebe, die Erfüllung ihres Lebens und wenn sie sie nicht finden können, dann suchen sie sich Ausweichmöglichkeiten, um wenigstens ihre Triebe zu stillen. Du bist nicht der erste, mein Lieber.“ Nun drehte sich auch Campino auf die Seite und schaute die Frau neben sich an. „Und dich stört es nicht, dass die Männer nur mit die schlafen – also ich meine, ohne, dass sie in dich verliebt sind?“ „Ich weiß doch, worauf ich mich einlasse und außerdem habe ich sehr gerne Sex.“ Sie räkelte sich genießerisch auf seinem Bett, wobei die Decke ein wenig nach unten rutschte und ihren blanken Busen entblößte. „Fühlst du dich da nicht manchmal wie eine ... naja .... du weißt schon?“ Ihr glockenhelles Lachen erfüllte den Raum. „Also letztes Mal hast du nicht so viel nachgedacht, oder es zumindest nicht gesagt“, mit Schwung setzte sie sich auf seine Hüften. Ihre langen blonden Haare berührten sanft seine Brust, als sie sich nach vorne beugte und flüsterte, „und das war mir auch ehrlich gesagt viel lieber.“ Hauchzart platzierte sie Küsse auf seiner Brust, seinem Hals und begann verspielt an seinen Ohrläppchen zu knabbern, doch als sie merkte, dass er sich nicht darauf einließ, seufzte sie und stieg plötzlich aus dem Bett. „Wo willst du hin?“, fragte er verblüfft und beobachtete ihren, nur an den Konturen erkennbaren Körper. Elegant schritt sie zur ihrer Jacke, die achtlos auf dem Stuhl lag und holte etwas aus ihrer Tasche. „Das wirst du schon sehen“, sagte sie und lächelte über ihrer Schulter hinweg. Eine Gänsehaut zog sich bei diesen Worten über Campinos Körper, gefolgt von einem angenehmen Kribbeln in seinem Bauch. „Was hast du da?“, fragte er mit belegter Stimme, als sie sich wieder neben ihm auf das Bett setzte. „Etwas, was dir hilft wieder lockerer zu werden“, flüsterte sie und hielt dem Sänger ihre Hand hin. Unsicher fasste er danach und spürte eine kleine Erhebung darauf, welcher er kurz darauf selber in der Hand hielt. „Drogen?“, fragte er, nachdem er die Pille erfühlt hatte. „Wenn du es so nennen willst“, gab sie keck zurück und schluckte ihre eigene Pille, „Ich nenne sie Entspannungshilfe. Und was ist nun? Willst du?“ Campino spürte, wie sein Herz immer schneller schlug. Etwas Verbotenes zu tun, reizte ihn schon immer und natürlich erinnerte er sich auch noch an die Zeit, als er gerade zwanzig wurde und selber regelmäßig Drogen konsumiert hatte und wie schwer es war, davon loszukommen. Doch in diesem Moment verdrängte er die Erinnerungen und konzentrierte sich stattdessen auf das, was er jetzt gerade fühlte. Leben! Er spürte, wie sein Herz raste, wie seine Hände ein wenig feucht wurden und wie sich auf seine Lippen ungewollt ein Lächeln bildete, ehe er es ihr gleichtat und die Droge schluckte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)