Get it Started von Milu- (Shanks Tochter macht sich auf, ihren Vater zu finden. Natürlich läuft sie dabei Ruffy über den Weg...) ================================================================================ Kapitel 28: Kapitel 29 - Ein Abschied, viele Entscheidungen ----------------------------------------------------------- Get it Started The Pirate Chronicles N°I   (POV Blair)   Mehrere Sekunden vergehen, sein Lächeln schwindet, als ich nichts erwidere. Meine Angst herunterschluckend hole ich tief Luft, trotzdem sind die folgenden Worte beinahe nicht zu hören. „Ich habe dich vermisst, Dad…“. Kaum merklich macht sich ein Strahlen in seinen Augen breit und endlich nachgebend trete ich vorsichtig auf ihn zu. Erst als meine Sicht verschwimmt und ich stehen bleibe, kommt er mir entgegen, wischt die Tränen von meiner Wange, ehe er mich fest mit seinem Arm an seine Brust zieht. Ich klammere mich einer Ertrinkenden gleich an sein Hemd, verberge mein Gesicht an seiner Schulter und trotz seiner beruhigenden Worte und seiner Nähe brechen meine lauten Schluchzer nicht ab.   Endlich habe ich ihn wieder. Meinen Vater.   Die Sonne war bereits untergegangen, als ich mich mit einem tiefen Seufzen in den Sand setzte und die ruhige See vor mir betrachtete. Die letzten Stunden waren an mir vorbeigezogen und erst jetzt, als ich Revue passieren konnte, begann sich der Klumpen in meinem Hals zu verfestigen.     [Wenige Stunden zuvor]   „Ich soll WAS?! Vergiss es, sowas mache ich nicht!“ Trotzig wich ich vom Tisch zurück, verschränkte die Arme und schüttelte dabei nachdrücklich den Kopf. Gegenüber von mir saß mein Vater, neben ihm Ben und je zu meiner rechten und linken Seite Kaoru und Grace, die mich beide mit verhaltenem Ausdruck musterten. Bens Gesicht war unleserlich und Shanks versuchte mich mit diversen Gründen vom Gegenteil zu überzeugen, die allesamt leider doch ziemlich nachvollziehbar waren.   „Wenn du zurück gehst, lassen sie dich nicht wieder ohne eine ausführliche Erklärung weg. Was willst du ihnen dann sagen? Dass du uns endlich gefunden hast und sie von dannen ziehen sollen? Allein schon wegen Ruffy ist das nicht möglich, von deinen Freunden einmal ganz abgesehen.“ Eine Anspielung auf Fatina und die anderen? Meine Augen verengten sich, doch Shanks war von meinem Blick keinesfalls eingeschüchtert. Im Gegenteil, er schien geradezu amüsiert darüber, mit mir diskutieren zu können, was er kläglich zu verbergen versuchte.   „Lass deine tollen Vatergefühle mal stecken, was hat das mit meinen Freunden zu tun?!“, fauchte ich ihn an, die Antwort im Inneren jedoch bereits kennend und fürchtend. Einige Sekunden lang herrschte Schweigen, bevor er sanft lächelte und mir mit ruhiger Stimme erklärte: „Willst du sie weiterhin mitnehmen, wo auch immer es dich hinziehen mag? Auf See, wo die Marine nur darauf wartet, ein geeignetes Druckmittel gegen dich zu bekommen?“ Einen Moment lang sah ich etwas in seinen Augen aufflackern, nur ganz kurz, aber es beunruhigte mich. Ob er noch etwas anderes hatte sagen wollen?   „Gehen wir davon aus, die Marine erwischt sie: Was werden sie wohl mit ihnen tun?“, fuhr er fort und brachte mich auf eine mir sehr unangenehme Idee. Langsam ließ ich meine Arme sinken, den Blick starr auf die Tischplatte gerichtet. „Sie werden versuchen, meinen Aufenthaltsort herauszubekommen.“   „Ganz genau. Die Marine ist listig und schlau genug, es irgendwie zu schaffen. Ich will nicht damit sagen, dass deine Freunde nicht Willens genug wären, di…“   „Sie werden sie foltern“, unterbrach ich ihn mit leiser, trotzdem deutlich hörbarer Stimme. Unbewusst fuhr mir ein Schauer über den Rücken und mir wurde kälter. Das fahle Kerzenlicht auf dem Tisch flackerte munter vor sich hin, von der umschlagenden Stimmung unberührt. „Bitte was? Wie kommst du darauf, Blair?“, fragte Ben mit argwöhnischer Stimme, doch Kaoru kam mir mit einer Antwort zuvor.   „Weil sie es bereits getan haben. Unzählige Male. Wir wussten ja, dass sie nicht gerade zimperlich sind, aber…“ Er brach ab, holte kurz Luft und begann dann zu erklären.   Ein junges Mädchen, ungefähr sieben Jahre jünger als ich, saß auf einen Stuhl gefesselt vor einem Marine-Offizier, der ihr leise Worte zuflüsterte und dabei wieder und immer wieder unerbittlich zuschlug. Hätte Kenzo mir nicht im selben Augenblick den Mund mit seiner Hand verschlossen, wäre mein Schrei sicherlich nicht nur ihm aufgefallen.   Mich lautlos in Kenzos Armen windend, versuchte ich zurückzustürmen, dem Kind zu helfen und dem Offizier auf dieselbe, vielleicht sogar auf eine schlimmere Art zu bestrafen, doch sie ließen mich nicht, zogen mich weiter den Gang entlang und ignorierten das grauenvolle Weinen und Flehen des Mädchens. Kurz bevor sich die Tür zum Deck hinter mir schloss, verstummte ihre Stimme und eine Ahnung, die mir Übelkeit bereitete, machte sich in meinem Kopf breit.   Auf unserer gemeinsamen Flucht von dem Marineschiff waren wir einer grausamen Szenerie begegnet. Damals hatte ich Kaoru noch für Kenzo gehalten, einem Mitglied der Marine, korrupt und hinterhältig. Seine Stimme holte mich wieder aus der Erinnerung, als er seinen kurzen Bericht über die Erlebnisse als ‚Undercover-Pirat‘ zusammenfasste.   „…mit Menschlichkeit nicht mehr viel gemeinsam hat. Je wichtiger es ist, desto ungehaltener agieren sie. Jeder auf dem Schiff weiß es, keiner tut etwas dagegen, da es ja die ‚Interessen der Allgemeinheit‘ vertritt.“ Mit wütendem Blick in den Augen schüttelte er den Kopf und spielte rastlos mit dem bereits zuvor geleerten Becher in seiner Hand.   „Es ist grausam und widerlich“, ergänzte auch Grace, die genauso aufgewühlt schien wie Kaoru.   Seufzend wandte ich mich um und ging zu dem kleinen Schreibtisch in Shanks Kabine, um einen Zettel und eine Feder hervorzuholen. „Was machst du da?“, fragte selbiger verwundert, ehe ich mich mit einem traurigen Lächeln umwandte:   „Einen Abschiedsbrief für meine Freunde schreiben.“   [Rückblick Ende]     Ein Schauer ließ meine Schultern erbeben, zaghaft zog ich meine Beine an meinen Körper und versuchte mit meinen Händen vergebens meine Arme zu wärmen. Nach unserem Trip durch den Wald waren unsere Klamotten ganz schön zugerichtet gewesen und Grace sei Dank hatte meine neue Freundin ein paar Wechselklamotten für mich übrig gehabt. Leider war ihr sehr freizügiger Kleidungsstil nichts für mich, weshalb ich das weiße Top weiter nach oben zog und auch mit der kurzen Jeans, die mir nicht einmal bis zu den Knien reichte, unzufrieden war.   Aber an meine anderen Sachen - die Wenigen, die ich auf der Thousand Sunny besessen hatte - war nicht mehr zu denken. Nicht an das Foto meiner Mutter, welches ich mit auf meine Reise genommen hatte. Nicht an das traumhafte Schiff selbst, das mich meinem Vater näher gebracht hatte. Nicht an die Crew, die mir unerbittlich zur Seite gestanden hatte, obwohl sie mich doch kaum kannten. Und nicht an meine Freunde. Fatina, Seth und Zagger.   Zagger… Nach Luft schnappend, ließ ich meinen Kopf auf meine Knie fallen und fuhr mir mit einer zittrigen Hand durch meine langen, roten Haare. Schmerzlich wurde ich mir bewusst, dass ich unter gewissen Umständen meine Freunde nie wieder sehen würde. Fatina, das hübsche, blonde Mädchen, das ich praktisch seit meiner Geburt kannte. Seth, der mit als kleiner Junge in der Schule zur Seite gestanden und mich vor den anderen beschützt hatte. Zagger, in den ich seit so vielen Jahren verliebt war… und er wusste es nicht einmal. Tränen liefen mir über die Wangen, ein leiser Schluchzer ließ sich nicht vermeiden.   „Verdammt…“, wisperte ich mit erstickter Stimme und schüttelte ruckartig den Kopf.   Ich wollte so gern mit ihnen weiterreisen, die Welt erkunden, das Schiff meines Vaters unsicher machen, Spaß haben und keine Sekunde lang ohne sie sein. Warum konnten sie mich nicht einfach begleiten?! Meinem Wunsch zum Trotz schaltete sich mein Verstand ein: Ich konnte, nein durfte sie nicht so einer immensen Gefahr aussetzen. Natürlich würde ich meinen Vater nicht verlassen, doch auch wenn er mich mit aller Macht zu beschützen versuchte, war nicht klar ob und wann Marine und Weltregierung, insbesondere Ao Kiji, mich schließlich in die Finger bekommen würden. Mit meinem Entschluss, meinen Vater zu finden und auf die See zu fahren, hatte ich auch unweigerlich mein Schicksal besiegelt, als Kriminelle mit Steckbrief und Kopfgeld bis an mein Lebensende gesucht zu werden. Konnte ich wirklich so selbstsüchtig sein und meine Freunde da mit hineinziehen, fort von ihrer Heimat und einem unbekümmerten, sicheren Leben?   Ich stieß ein emotionsloses, trockenes Lachen aus, wischte mir mit meinen Handrücken über die Augen und blickte wieder auf die ruhige See vor mir, in der sich der strahlende Vollmond wiederspiegelte und die Umgebung deutlich erhellte.   „Hey.“   Ertappt wirbelte ich in meiner, im Sand kauernden Position herum und starrte mit feuchten Wangen und geröteten Augen zu Ben auf, der seine Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und schräg hinter mir stand. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er drei Schritte nach vorne, um sich dann gelassen neben mir in den Sand zu setzen. Hastig wandte ich meinen Blick wieder nach vorne, in der Hoffnung, dass er von meinem kleinen Ausbruch nichts mitbekommen hatte.   „Ist nicht leicht, hab ich recht?“   Verwundert schielte ich zum Vize meines Vaters, seine Frage nicht ganz verstehend. Meinen Blick auf sich spürend, begann er zu schmunzeln und erklärte: „Als Tochter des großen Piratenkaisers, meine ich.“ „Achso, das…“, setzte ich leise an, räusperte mich kurz und legte mein Kinn auf meine Knie, abermals auf das dunkle Meer starrend. „So viel anders ist das auch nicht.“ Nach kurzer Überlegung setzte ich noch hinzu: „Abgesehen davon, dass ich ihn nie zu Gesicht bekomme und Ao Kiji mich umbringen will.“   „Was ihm auch beinahe gelungen wäre.“ Eine Hand auf meiner Schulter spürend, zuckte ich kurz zusammen, ehe ich meinen Vater hinter mir ausmachen konnte.  Seufzend, aber ohne es ernst zu meinen, gab ich frech von mir: „Schickst du Ben eigentlich immer vor, wenn du Schiss hast?“ Ehe Shanks widersprechen konnte, erwiderte sein Vize mit einem breiten Grinsen auf den Lippen: „So ist er.“   „Hey!“ Sein Protest ging in unserem gemeinsamen Lachen unter, als er sich rechts von mir im Schneidersitz niederließ und entspannt durchatmete. Wachsam blickte er auf die ruhige See hinaus, seine Stirn war dabei in Falten gelegt. Sein Kinn wurde von einem feinen Bart geziert und die drei langen Narben zogen sich über sein linkes Auge. „Woran denkst du?“, fragte ich ihn mit leiser Stimme, um ihn nicht aus seinen Gedanken zu reißen. Fasziniert, ihn zum ersten Mal nicht nur als Vater, sondern auch als Piratenkaiser wahrzunehmen, konnte ich meinen Blick einfach nicht abwenden.   Nicht genau auf meine Frage eingehend, begann er sein typisches Grinsen aufzusetzen und wich mit galanter Gegenfrage aus: „An dich natürlich. Schon eine Ahnung, was du jetzt machen willst?“ Wenige Sekunden lang ließ er seinen Blick auf mir ruhen, von seiner amüsierten Art war in seinen Augen nichts zu erkennen, stattdessen kam er mir fast ein wenig besorgt vor.   „Da musst du dich etwas mehr anstrengen, um deine Tochter zu täuschen, Captain.“ Oha! Fast hätte ich vergessen, dass auch noch Ben bei uns saß und nicht wieder lautlos verschwunden war, wie bei unserem ersten, kleinen Gespräch am Waldrand, als ich in leichte Panik ausgebrochen war. „Wer behauptet denn, dass ich sie täuschen will?“   Abermals blickte ich zu meinem Vater auf, dessen Züge sich entspannt und der nun einen sanften, fast schon weisen Ausdruck in den Augen hatte. Seine vorherige Frage bezüglich meiner weiteren Pläne aufgreifend, gab ich, beeindruckt von seiner Ausstrahlung, zu: „Bei dir bleiben natürlich.“ Nun leuchteten seine Augen ohne Zweifel auf, während er mir lächelnd weiter zuhörte. „Solange das in Ordnung geht, meine ich! Falls es irgendwelche Umstände bereiten sollte…“ Kopfschüttelnd unterbrach er mich und ehe er mir sein Einverständnis geben konnte, war Ben ihm zuvor gekommen.   „Glaub mir, er hätte dich auch persönlich auf’s Schiff verfrachtet, wenn du nicht allein auf die Idee gekommen wärst!“ Abermals lachte ich auf und kam ich nicht umhin, meinem Vater einen glücklichen, strahlenden Blick zu zuwerfen, den er mindestens genauso euphorisch erwiderte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)