Neon Genesis Märchen von Mopsbacke (Die moderne Art, Märchen zu erzählen) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Rotkäppchen --------------------------------- Es war einmal ein kleiner, von Selbstzweifeln geplagter Bub, und jeder, der ihn ansah, erkannte sofort, dass er ein unsicheres, leicht herumzuschubsendes Weichei war. Um sein jämmerliches, enttäuschendes Antlitz nicht mehr erblicken zu müssen, hatte ihm sein Vater eine große, rote Kappe geschenkt, die er daraufhin immer tief im Gesicht tragen musste. Von diesem Tage an wurde der weinerliche Junge, der bis dato Shinji Ikari geheißen wart, nur noch Rotkäppchen genannt. Als eine seiner Mitschülerinnen, die zufälligerweise auch der Klon seiner Mutter war – wovon das Rotkäppchen natürlich nichts wusste, man bedenke nur, welchen psychsichen Knacks ihm das verpasst hätte! – nun aber krank wurde, da ermahnte ihn der Vater, der ein großes Gefallen an diesem Mädchen gefunden hatte, er solle ihr die Hausaufgaben, Wein und etwas zu Essen vorbeibringen. „Bring das Rei, sie ist krank und schwach und wird sich daran laben!“, sagte der Vater streng. Rei aber wohnte draußen in einer Hütte im Wald, wo sie den lieben langen Tag nur mit einem Handtuch bekleidet herumlaufen und die Brille Gendo Ikaris ansehen konnte. „Aber… da draußen gibt es… gibt es…“ Das Shinji-Rotkäppchen schluckte schwer. „Wölfe!“ „Papperlapp – das muss schon ein dummer Wolf sein, der sich den Magen an sowas wie dir verderben will.“ „Vater, denkst du nicht, ich könnte… Sterben?“ „Tja, wenn Du nicht gehst, werden wir’s nie erfahren, also mach Dich auf den Weg.“ Also machte sich Shinji auf den Weg. Gehorchen konnte er. Gehorchen war einfach. Gehorchen war gut. Wie nun das Shinji-Rothkäppchen in den Wald kam, hörte er es hinter jeder Ecke rascheln und knacken. Er fühlte sich beobachtet und hatte das unbestimmte Gefühl, verfolgt zu werden. Er stand gerade an einer Weggabelung, als aus dem Untergrund ein etwas mit roten, buschigen Haaren hervorbrach. „BAKA-SHINJI!“, bellte das Etwas scharf, „was denkst du, wo du hingehst?!“ Shinji-Rotkäppchen aber wusste nicht was das für ein böses Tier war und fürchtete sich nicht vor ihm. Zumindest nicht mehr als vor anderen Menschen. Hätte er gewusst, dass er sich gegenüber des gefürchteten Second Children befand, so wäre er bestimmt flugs zurück zu seinem Häuschen gelaufen. Da das Shinji-Rotkäppchen aber generell sehr menschenscheu war, versuchte er die Konversation so gering wie möglich zu halten – also erzählte er Asuka direkt alles. Dass er auf dem Weg zu Rei war. Dass er Essen und Wein für sie dabei hatte. Und dass er nicht weglaufen dürfe. Aber das erzählte er sowieso jedem. Der AsukaWolf dachte sich: „Warum müssen Jungs so perverse Idioten sein?“ und verdrehte die Augen. Daraufhin verabschiedete sie sich von dem Rotkäppchen und nahm den linken Weg zu Reis Häuschen, nachdem Shinji sich via des rechten Pfades den Weg zu Rei bahnte. Während Shinji sich auf seinem Pfad an den Wassermelonen, die irgendein fanatischer Melonenbauer in den Wald gepflanzt hatte und die nun in herrlichster Pracht am Wegesrand blühten, erfreute, schlich sich Asuka eiligen Schrittes zu Reis Haus. Sie rumpelte herein ohne Anzuklopfen, schmiss Rei gnadenlos aus ihrem Bett und warf sie der EVA Series zum Fraß vor. Daraufhin legte sie sich selbst in Reis Bett, zog sich die Decke bis ans Kinn und hoffte so, den Wein und den Kuchen abgreifen zu können. Außerdem passte es ihr sowieso gerade gut in den Kram, dass die First aus dem weg geschafft wurde. Als das Shinji-Rotkäppchen nun endlich an der Hütte angekommen war, da drückte es die Türe auf und trat unsicher ein. Es fiel auf Asukas List herein und hielt sie sogleich für Rei. Doch etwas erschien ihm merkwürdig. Als er sich näherte, da dämmerte es ihm Stück für Stück. Und so fragte er: 'Ei, Rei, was hast du rote Haare!' „Damit ich besser aussehe, fast so gut wie die Second!“ „Ei, Rei, was hast du für blaue Augen!“ „Damit ich besser aussehe, fast so gut wie die Second!“ „Ei, Rei, was hast du für einen dürren Körper!“ „Damit ich besser aussehe, fast so gut wie die Second!“ „Aber Rei, was hast du für einen entsetzlichen deutschen Akzent?“ „Damit ich dich besser dominieren kann!“ Kaum hatte der Asuka-Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang alles, was das arme Rotkäppchen in seinem Körbchen hatte. Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Shinji hingegen fing entsetzlich an zu weinen. Da ging gerade Kaworu, der Jäger, an dem Haus vorbei und dachte „Wenn da so ein armes Mädchen so bitterlich weint, da muss ich doch sehen, was ihr fehlt!“ Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so sah er dass der Wolf darin lag und laut schnarchte. Asuka war also nicht die Quelle dieses schlimmen Weinens. Da blickte der Jäger neben das Bett und fand das Shinji-Rotkäppchen, das sich zuammengekauert hatte und immer noch, das Gesicht in den Armbeugen vergaben, wild schluchzte. Kaworu also beugte sich hinunter zu dem Rotkäppchen, strich ihm die Kappe aus dem Gesicht und blickte in die verquollenen Augen. Da hob er das Rotkäppchen behutsam auf seine Arme und trat mit ihr aus der Hütte heraus, um auf ewig glücklich mit ihm in Zweisamkeit zu leben. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Und wenn niemand den Wolf erschossen hat, so schnarcht er noch heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)