Elbenmagie von kitticat (Joey+ Seto) ================================================================================ Kapitel 2: Im Gefängnis ----------------------- IM GEFÄNGNIS! Joey Pov. Die Tür ging auf. Ein weitere Kriminalbeamter schlenderte herein. Ich musste innerlich stöhnen und konnte ein genervtes schnaufen nicht verhindern. Natürlich wurde es bemerkt. Aber das war mir mittlerweile so egal. Ich befand mich in einem kleinen Raum. Ein Tisch mit einem laufenden Diktiergerät, zwei robuste Metallstühle. Und ein stabiler Metallisch. Nun, auf dem einen Stuhl sass ich, auf dem anderen ein Kripo-Beamter. Zwei Polizisten standen breitbeinig an der Tür. Jetzt lief ein weiterer Beamter im kleinen Raum auf und ab und raubte mir, die letzten Nerven mit seiner naiven Show. Was sollte das werden? Die Guter-Böser-Polizist Masche? Nicht zu fassen. Sein Wesen war falsch, seine Beweggründe nicht halb so interessiert wie er mir Glauben machen wollte. Ach was sollte das alles? Jeder 12 jährige hatte in seinem Leben schon genug FBI-Filme gesehen um zu verstehen was da abging. Warum dieses System immer noch angewandt wurde fand ich merkwürdig. Schauspieler! Und nicht einmal gute. Da brauchte ich meine Sinne noch nicht einmal einschalten um das zu bemerken. So wenig Talent wie dieser Depp vor mir hatte war schon wirklich fast eine Frechheit. Ich drehte gereizt meinen Kopf und besah mein mattes Erscheinungsbild in dem großen Spiegel an der Wand. Natürlich war mir klar, dass mich jetzt mindestens ein halbes Duzend Leute statt im Profil nun direkt von vorne (durch mindestens zwei Zentimeter dickes, schusssicheres Spiegelglas) angafften aber das ignorierte ich! Wie so vieles in den letzten Stunden. Mindestens zwei sichtbare Kameras erfassten jedes meiner Bewegungen. Doch ich schätzte, dass es weitaus mehr waren. Gerne hätte ich mir genervt durch die Haare gefahren aber meine Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Keine Ahnung, ob das überhaupt zulässig war, aber es schien keinen zu interessieren. Jetzt wechselten sie sich ab! Die Böse-Polizist-Masche kam dran. Auch gut, dieser Mensch war wenigstens aufrichtig. Er hielt mich für schuldig. Damit kam ich besser klar, denn das was er sagte und das was er fühlte, war identisch! Trotzdem, wie ich diese Psychospielchen hasste. “Und ich frage sie noch mals! Warum haben sie den Mann getötet?” “Was hatte die junge Frau mit der Sache zu tun?” “Wie wurde sie getötet?” So ging das schon seit Stunden. Ich war müde und begann trotz der stickigen Hitze hier drinnen zu frieren. Außerdem hatte ich furchtbare Kopfschmerzen. Langsam döste ich weg. Ein lauter Knall schreckte mich auf. Der Kripo-Mann (dessen Name mir entfallen war) hatte mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen. “ANTWORTEN SIE!” “Was haben sie mit der KC zu tun?” “Versuchen die Mr. Kaiba zu erpressen?” Hä? Was? Erpressen? Ich ? Kaiba? Zum ersten Mal seit dem ich hier war erhielt ich eine wichtige Information. Leider waren meine anderen Fähigkeiten immer noch eingeschränkt. Daher konnte ich mich nur wirklich auf mein Gehör verlassen. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich nur auf seine Stimme. Eine Stimme oder wie der jeweilige Mensch sie `benutzt` verrät mehr über die jeweilige Persönlichkeit als jedes gesprochen Wort. Ich vernahm die Wut und den Groll in seiner Stimme. Gereiztheit und Nervosität, Ungeduld, Dominanz, ... Ich erhielt ein Bild von ihm, langsam wurde es immer farbiger. “Wie ist ihr richtiger Name? Wir wissen, dass Wheeler ein falscher Name ist, also streiten sie das nicht ab!” “Woher kommen sie? Sind sie Amerikaner?” Langsam öffnet ich die Augen. Blickte ihn ruhig an. Fixierte ihn. Zeit einzugreifen. Ruhig ergriff ich das Wort “Was meinten sie mit Kaiba?” Schweigen. Der Beamte in seinem Gefasel unterbrochen sah mich irritiert an. Die Wachmänner zucken zusammen und der herum tigernde Typ blieb stehen als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Vielleicht hatte alle gedacht, ich könnte nicht sprechen. Tatsächlich hatte ich seit über 2 Stunden keinen Ton mehr von mir gegeben. Genau seit dem Zeitpunkt der Verhaftung. Verwirrt hakte der Fragensteller nach. Was natürlich völlig untypisch war. Schließlich stellte ER hier die Fragen. Ich hatte ihn wirklich aus dem Konzept gebracht. “Was?” “Was Sie eben gesagt haben! Was ich mit Kaiba zu tun hätte? Wie kommen sie darauf?” “Der getötete Mann, stand in enger Verbindung mit Kaiba!” Sein Blick wurde lauernd. “Das wussten Sie nicht?” Ich schüttelte den Kopf. “Aber sie KENNEN Mr. Kaiba!” “Ja.” “Was wollen Sie von ihm?” “Was sollte ich von ihm wollen?” “Das frage ich SIE!” “Nichts.” Ich sparte mir die Mühe überzeugend zu klingen und verfiel in mein altes Muster zurück. Getreu dem Motte: Reden ist Silber; Schweigen ist Gold! Mir war klar, dass ich nun keine nennenswerten Fakten und Neuigkeiten mehr erfahre würde. Also konnte ich getrost abschalten und dem Geplänkel keine Beachtung mehr schenken. *************************************************************************** “WHEELER!!! Dürfte ich erfahren was dich veranlasst hat MEINEN Anwalt zu ERMORDEN?!!!” Ein durchgedrehter, scheinbar bösartiger Kobold aus Irland, hatte sich zu mir aufgemacht um mir mein Leben so qualvoll wie möglich zu gestalten. Kaiba kochte vor Wut. Er spuckte Gift und Galle. Und er schrie hier herum, als sei ich taubstumm. Wenn er weiter so herumbrüllte, konnte er mich auch gleich umbringen. Das wäre entschieden gnädiger. “Kaiba, was willst du?” Wow, das brachte ihn fast zur Weißglut. SO hatte ich ihn noch nie gesehen. Wenn sein Hals noch etwas mehr anschwoll, platzte ihm garantiert der Kragen und das ihm wörtlichen Sinne. Da bekamen Wortspiele plötzlich ganz neue Bedeutungen! Wenn ich etwas weniger angeschlagen gewesen wäre, hätte mir das Schauspiel, dass sich mir bot garantiert gefallen. So konnte ich nicht einmal darüber lächeln. Mir war zur Abwechslung einmal richtig schlecht. Das konnte von den Kopfschmerzen kommen. Irgendwie fühlte sich das wie eine verdammte Migräne an. Hatte ich Gehirnerschütterung? “Was ICH WILL Wheeler, ist die WAHRHEIT!” Ich zuckte aufgrund der Lautstärke etwas zusammen. Seufzend reagierte ich trotzdem. “Du glaubst mir eh nicht, also verschwende nicht DEINE und MEINE Zeit und verschwinde wieder!” Ich hatte monoton und leise gesprochen. War mir nicht einmal sicher ob er das Geflüsterte von mir überhaupt verstanden hatte. “Nachdem ich fast alle bestochen, bedroht und eingeschüchtert habe, nur um mit dir zu sprechen! Garantiert nicht!” Das war indirekt ein Kompliment! Er gab zu, wie viel Mühe er sich gegeben hatte nur um mich zu sehen. Leider konnte ich es nicht so ganz Wertschätzen. Vielleicht ein andermal. Ich brachte nicht einmal die Energie auf mich mit ihm zu streiten. Da sollten doch bei ihm alle Glocken dröhnen und scheppern oder nicht? Vor zwei Stunden war ich nach einem unendlichen und nicht sehr aufschlussreichen Verhör endlich in eine Einzelzelle der U-Haft gebracht worden. Gerade als ich etwas eingedöst war, kam ein Wärter und brachte mich in den `Besuchsraum`. Was so nett klang, entpuppte sich als einen etwa 10 Quadratmeter großen Raum der außer einem Tisch und zwei polierten Chromstühle absolut NICHTS enthielt. Zwei Türen, keine Fenster. Meine Handschellen wurden in der Tischmitte fixiert. Diesmal sah ich deutlich dass Tisch und Stühle angeschweißt waren. Schöner Mist auch. So kam ich also nicht von hier weg. Obwohl, mit einem Tisch an den Händen und Fußfesseln an den Beinen hätte das sicher lustig ausgesehen. Damit hätte ich es bestimmt bis in die örtlichen Lokalzeitungen geschafft! Selbstironie ist doch irgendwie immer erheiternd. Selbst wenn sie sich nur im Kopf abspielte. Huh, mir fiel auf, das Kaiba gar nichts mehr sagte. Ich sah schwankend von meinen Handschellen zu seiner hoch gewachsenen Gestalt auf. Dazu musste ich doch direkt meinen Kopf in den Nacken legen und meinen lädierten Hals verrecken. Keine gute Sache! Die Schmerzen nahmen zu. Mein Blick trübte sich noch mehr. Das Sichtfeld schmolz auf wenige Zentimeter zusammen. Wissenschaftlich, sehr interessant. Wie ein Fernrohr, welches man umdrehte.....Wie war das nochmal mit der Ironie? Tja, statistisch gesehen hatte jeder Mensch so seinen Selbstschutz. Beruhigend zu wissen, dass meiner so einwandfrei funktionierte. Ach ja, Kaiba! Da war ja noch was. Ich versuchte ihn abermals zu fokussieren, konzentrierte mich nur auf ihn. Ich hörte seine Atemzüge und sein Herzschlag. Roch die Wut und die Aufregung und ....erkannte ihn. Er musterte mich. Sehr ärgerlich. “Wheeler, du siehst Scheiße aus!” “Aach!”Mein Kopf sackte wieder nach unten. “Nett Kaiba, wirklich nett. Und nur um mir das zu sagen kommst du extra hierher? Das hättest du mir doch auch schriftlich mitteilen können! Gibt es sonst noch etwas, was du los werden möchtest? Nur zu...lass es raus!” Meine Forschheit war nur aufgesetzt. Tatsächlich war ich froh zu sitzen. Mir ging es hundselend. Der Boden schwankte wieder verdächtig stark. Durchhalten! Joey, DEN schafft du auch noch. Danach kannst du endlich ausruhen! Das Schlimmste lag eh schon hinter mir. Ich hatte die Leibesvisitation hinter mich gebracht. Alles kurz und schmerzlos. Zum Glück! Danach ab zum Röntgen (sah ich so schwachsinnig aus, Waffen oder-was-weiß-ich-was zu schlucken oder es mir in den ähhh...wohin-auch-immer-zu-stecken?!) Nach dieser doch etwas peinlichen Aktion kam dann das Verhör und jetzt DAS! Kaiba nervte, er sollte gehen und mich in Ruhe lassen. Ich brauchte Zeit, ich brauchte Ruhe, ich brauchte neue Ideen. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Wo war ich falsch abgebogen? Was hatte ich übersehen? Wo war es? Wo sollte ich noch suchen? Wenn jetzt sogar diese heiße Spur eine Deathline war! Wo nur sollte ich denn dann noch suchen?! Dieses verfluche Orakel! Diese verdammten Priesterinnen und ihre unklaren, nichtsagenden Weisungen. Immer das gleiche mit ihnen. Nicht hilfreich! Hätte ich mich doch bloß fern gehalten. Und doch ersannen meine Gedanken schon die Formeln sie erneut anzurufen. Nur würden sie nicht erscheinen. Nicht hier und nicht jetzt. Ich müsste an einen heiligen Ort fahren. Ob die Berge hier wohl heilig genug waren? In meinen Ohren hörte ich bereits die vertraute Melodie der Musen. Sage mir, Nornen, die Taten des vielgewanderten Menschen. Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Zerstörung, Die du vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hast, Und auf dem Meere so viel unnennbare Leiden erduldet, Die du die Sonne und den Mond, den Himmel und die Erde stehts suchtest Seelen rufen dich, zu taufen zu retten und seiner Freunde Zurkunft. Doch wisse, sie bereiteten immer stets selbst durch Missetat ihr Verderben. Der verheilte Schnitt auf meiner Handinnenseite fühlte sich an, als würde er gerade neu geritzt werden. Blutzoll. Lebenszoll! Ich tauchte aus der Vergangenheit wieder auf, wie ein Schwimmer aus tiefem Wasser an die Oberfläche bricht. “Hast du es getan? JA oder NEIN? Huch. Rüde wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich sammelte mich zu einer klaren Aussage. “Du kennst doch die Antwort! Hast du ihnen denn nicht zu gehört? Sie glauben das ICH es war!” “Ich will es aus deinem Mund hören! Also!” “Kaiba verschwinde und lass mich endlich in Ruhe!” “Wheeler strapaziere nicht meine Geduld! Warst du es? Ja oder NEIN!” “...” “WHEELER!!!” “NEIN!!! KAIBA, VERDAMMT UND DAS WEIßT DU AUCH!! Wieso bist du sonst hier? Wenn du geglaubt hättest ich wäre der Mörder wärst du nicht hier! Du glaubst nicht, dass ich es war! Oder doch?” Hörte ich mich am Ende etwas verzweifelt an? Konnte das sein? Aber ich konnte es nicht ändern. Ich vermisste meine Freiheit, mir war übel und Kaiba hielt mich für einen potenziellen Doppel-Mörder. Sein Duft war durchdrungen von Zweifel und Unsicherheit. Glauben und Unglauben. Gleich stark, gleich schwach. Das stimmte mich unendlich traurig. “Du bist dabei es zu glauben!” Das war keine Frage, es war eine Feststellung, eine Tatsache die mir selbst in dem Moment bewusst wurde als ich sie laut aussprach. Genau so war es. Er war gekommen mit Wut und Hoffnung und sie wurde beide immer geringer. Kaiba wich meinem Blick aus. Stritt es aber nicht ab. Der Duft wurde sanfter und süßer. Faulig und irgendwie falsch. Dachte er etwa ans Aufgeben? An meine Schuld? Entsetzt versuchte ich mich zu rechtfertigen. Mich mit hoch erhobenen Hauptes zu erheben, doch ich scheiterte an der Handkette, die mich erbarmungslos zurückzog. Der Ruck schien meine Gelenke auseinander zu brechen. Ich brach zusammen und blieb einfach so liegen wie ich zusammengesunken war. Meine erhitzte Stirn kühlte langsam auf der kalten Tischplatte ab. Ich rührte mich nicht mehr. Tief zog ich ein paar Mal die Luft ein und aus. Ewigkeiten verharrte ich so. Erst als ich aus meinem Dämmerzustand erwachte wechselte ich meine Position von Wange auf Tisch zu Stirn auf Arme. Ich konnte Kaiba nicht mehr wahrnehmen. Er war wohl gegangen. Das Geräusch das ich unbeabsichtigt machte klang wie eine Mischung aus Schluchzen und Schmerz. Ich presste fest die Lippen zusammen und wartetet auf den Wärter der mich herausführen würde. Warum war ich innerlich so verletzt? Mir konnte es doch egal sein was andere über mich dachten. Ich kannte die Wahrheit was kümmerten mich andere. Er war nicht einmal ein Freund von mir. Wir waren eher Konkurrenten. “Ich habe es nicht geglaubt! Aber als sie behaupteten, dein Name wäre nicht echt, kamen mir Zweifel.....ich,...ich wollte es aus deinem Mund hören.” Ich konnte ein erschrecktes Zusammenzucken nicht verhindern. Mein Kopf schnellte herum und ich starrte ihn an. Wo kam er her? Ich konnte nichts riechen, hören ...Mein zweites Ich war wohl endgültig schlafen gegangen. Nun hatte ich nur noch die Sinne eines normalen Menschen. Die würden für Kaiba allemal genügen! Ich versuchte mir mein Erschrecken nicht anmerken zu lassen. Zum Teufel mit ihm! Sollte er doch denken was er wollte. Ich brauchte ihn nicht! Er sollte endlich gehen. “Ja, alles klar! Ich war`s nicht und jetzt tschüss! Du hast es direkt aus meinem Mund gehört. Und jetzt geh bitte, mir ist nicht so gut!” “Was ist passiert?” “Hach, wozu ... willst du ....das wissen?” Das Sprechen bereitete mir immer mehr Mühe. Die Tür öffnete sich un ein Wachmann trat ein. Während ich teilnahmslos vor mich hin starrte hörte ich die Zwei wild diskutieren, verstand aber die Sätze nicht. Das Blut rauschte allmählich beängstigend laut in meinen Ohren. Nach etlichen lauten “Sie werden von meinem Anwalt hören” wurden meine Handschellen vom Tisch gelöst. Schwankend stand ich plötzlich aufrecht. Kaibas katzenhafter Blick verfolgte jedes meiner kleinsten Bewegungen. Ich drehte mich aus seinem Blickfeld, sah meinen Bewacher an und erstarrte. Es war ein Dämonen-Hexer! Wo war der Dämon? Mein zweites Ich erwachte. Jetzt durfte ich keinen Fehler machen. Kaiba war in Gefahr. Kaiba beobachtete uns, wie ein Zuschauer ein Tennismatch betrachten würde. Er schien etwas einwenden zu wollen drehte sich dann aber doch um und verlies hocherhobenen Hauptes und merklich unterkühlt den Raum. Wir waren allein. Ich wusste das dies meinen Tod bedeuten würde. Kurz wallte in mir der Überlebens-Impuls auf Seto zurück zu rufen doch ich unterdrückte ihn. Der Polizist trat einen Schritt zurück. Ich sah ihm nicht nach, blickte stur gerade aus. Etwas traf mich. Reiner Schmerz durchzuckte meine Schläfen, rasten mein Rückrad entlang und drangen in jede einzelne Körperfaser ein. Meine Beine sackten unter mir weg und der Linoleumboden sprang auf mich zu. Dann nichts mehr..... Seto Pov. Etwas stimmte hier nicht. Und zwar ganz gewaltig. Während ich mit meinem Anwalt telefonierte, ging mir etwas nicht aus dem Sinn. Joeys Blick als er den Wachmann sah! Es war kein Blick, den man einem Fremden schenkt. Es war ein Wiedererkennen! Er hatte den Mann schon einmal gesehen und diese Begegnung war nicht erfreuter Natur gewesen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Es wurde von Minute zu Minute schlimmer. Es machte keinen Sinn weiter darüber nach zu denken. Ich lief Richtung Ausgang. Mein Anwalt würde in einer halben Stunde mein Anwesen betreten. Bis dahin musste ich ....Mein Herz raste und das Gefühl etwas schlimmes versäumt zu haben nahm immer mehr zu. Ach verdammt! Dieser verfluchte Wheeler! Mit einem Ruck drehte ich mich um und lief den Weg zurück. Unwillkürlich beschleunigte ich meine Schritte. In den Besuchsraum zu kommen war kein Problem. Schließlich war der unbewegliche Türknauf innen. Hereinkommen war leicht, hinauskommen um einiges schwieriger. Mit einem mulmigen Gefühl, drückte ich die Klinke nach unten und betrat den Raum. Aber was sollte ich hier? Wheeler war bestimmt schon in seine Zelle gebrach worden. Doch dieses Mal würde ich nicht von hier weg gehen, bis man mich noch einmal zu ihm geführt hatte. Außerdem brauchte Wheeler dringend einen Arzt. Das er übel aussah, war die Untertreibung des Jahres gewesen. Ich trat ganz ein. Der Anblick der sich mir bot traf mich wie ein Faustschlag in den Magen. Völlig unvorbereitet und heftig. Wheeler lag auf dem Rücken. Seine Augen geöffnet und leer. Seine aufgeplatzten Lippen, so weiß wie die Wand hinter ihm! Der Beamte kniete über ihn und umspannte mit seinen Händen das Gesicht meines Klassenkameraden. Zeigefinger an Zeigefinger, Daumen an Daumen. Ein perfektes Dreieck. Die restlichen Finger lagen auf seinen Augen, Wangen, Haare. Die etwas längere Zeigefinger-Spitze zeigte auf seine Stirn oberhalb der Nasenwurzel. Innerhalb von Sekunden hatte ich das bizarre Bild in allen Einzelheiten aufgenommen. Leise murmelte der Polizist unverständliche Worte. Er hatte mich nicht gehört. Zorn, nein eher schon Hass lies mich für einen kurzen Moment die Kontrolle über mein Handeln, meine Vernunft verlieren. Ich war mit ein paar Sätzen bei ihm. Zog ihn von Wheeler herunter und schleuderte ihn an die Wand. Benommen blieb er liegen und ich packte sein Haar und knallte seinen Kopf auf den Boden. Er verdrehte die Augen und fiel ihn Ohnmacht. Doch darum kümmerte ich mich nicht. Wheeler galt meine gesamte Aufmerksamkeit. Blut lief von seiner Stirn. Die Verletzung von heute morgen war wieder aufgeplatzt und dunkelrotes Blut lief nun in seine Augen und von dort weiter nach unten. Für einen schrecklichen, grotesken, Augenblick sah es wirklich so aus, als ob er Blut weinen würde. Aber was mich noch weit mehr beunruhigte, war seine Teilnahmslosigkeit. Seine Pupillen waren eng, seine schönen honigbraunen Augen merkwürdig glanz-und leblos. Das Braun war nicht mehr warm. Es war um einige Nuancen heller und merkwürdig farblos. Ohhh Gott!! Sei nicht Tod! Bitte, bitte Wheeler, tu mir das nicht an. Vorsichtig umfasste ich sein Gesicht. Seine Haut war so schrecklich kalt. Mit zittrigen Fingern fuhr ich an seinen Hals und suchte den Puls. Mein Herz stockte für einen kurzen Moment, als ich die Halsschlagader fand und nichts wahr nahm. Doch schließlich fühlte ich einen verlangsamten Herzschlag. Schwach und flackernd Kaum fühlbar. Nur mit Mühe und erzwungener Ruhe konnte ich einen unglaublich verlangsamten Atem ausmachen. Er stand auf der schmalen Kippe zwischen Leben und Tod. Dazu musste ich weder Arzt noch Hellseher sein! Er kämpfte gegen einen Gegner an, der nicht zu bekämpfen war und ich fühlte einfach, dass er in diesem Moment, den Kampf verlor! Ich kam gar nicht dazu Erste-Hilfe zu leisten oder Hilfe über mein Handy anzufordern, da sich die Tür mit einem gewaltigen Schlag öffnete, das sie förmlich aus den Angeln sprang. Mehrere Gestalten huschten ins Zimmer. Jemand riss mich von Wheeler los. Ich spürte kaltes Metal an meiner Schläfe. Die Leute machten sich an Wheeler zu schaffen. In der Art und weise wie sie es taten lag nichts bedrohliches. Es war eher routiniert. Ein sicherere Umgang in Krisensituationen. Wie es auch manchmal bei Notärzten oder bei Soldaten vorzufinden ist! Eine etwas zierlicher Gestalt betrat den Raum. Ich wagte es, etwas den Kopf zu drehen. Die Mühe hätte ich mir sparen können, denn der Unbekannte hatte es auf mich abgesehen. Braune, helle, fast schon bersteinfarbige Augen musterten mich einen kurzen Moment. Kurz war ich perplex. Aber das war doch.... “Wir nehmen ihn mit!” Die weibliche Stimme wirkte so ruhig und locker als wären wir auf einem gemeinsamen Klassenausflug. Etwas krachte mir aber in dem Moment, in dem die Worte ihren Mund verlassen hatten gehörig ins Genick. Der kurze Schreck wich schnell dunklen Schwaden, die mich nachträglich daran erinnerten, dass hier etwas ganz gewaltig nicht stimmte! ****************************************************************** Tja ja, schon wieder Ende. Die nächste Folge nennt sich: FEENINSEL Bis denn =^___^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)