Spiegelverkehrt von Ur (Liebes Tagebuch, ...) ================================================================================ Kapitel 7: Handybringdienst --------------------------- Schmalz für alle! Viel Spaß beim Lesen und wie immer Danke! für all die lieben Kommentare :) ________________________ Als er aufwachte und mit ziemlichen Kopfschmerzen auf die Uhr sah, war es bereits sieben Uhr. Na wunderbar. Er hatte einmal mehr einen Kater, ihm war schon wieder schlecht, weil er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und er fühlte sich immer noch sternhagelvoll. Neben ihm lag das Handy, das Lara ihm gegeben hatte. Leon runzelte die Stirn und setzte sich auf. Aber das war überhaupt nicht Laras Handy. Laras Handy war grau. Das hier war dunkelblau. Und Leon wusste ziemlich genau, wessen Handy das war. Nämlich Felix’. Sein Kopf brummte und er nahm das Handy in die Hand. Natürlich war Felix nicht mehr da. Also was machte er jetzt mit seinem Handy? Und was hatte Lara überhaupt mit Felix’ Handy gemacht? Was auch immer es gewesen sein mochte, Leon erhob sich und steckte das Handy in die Hosentasche. Ein Blick nach draußen sagte ihm, dass es aus Strömen goss. Na wunderbar… Er war zu Fuß gekommen und hatte kein Geld für ein Taxi. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu laufen. Da er noch ziemlich alkoholisiert war, störte ihn der Regen nicht wirklich und auf die Idee zu Nicci zu gehen, kam er in diesem Moment nicht. Felix war immer noch sauer auf ihn. Aber er konnte ihm trotzdem das Handy vorbei bringen. Und noch war er betrunken genug, um sich auch Hals über Kopf für alles zu entschuldigen, was er jemals in seinem Leben getan oder gesagt hatte. Vergessen waren die Pläne für eine Standpauke, alles, was er wollte, war Felix zu sehen und seine Stimme zu hören. Der Regen durchnässte seine Kleidung in wenigen Minuten und er hoffte, dass das Handy nicht von der Feuchtigkeit kaputt ging, denn dann wurde Felix ihn wohl erdrosseln… oder noch schlimmer, er würde in eine andere Stadt ziehen und aus der Band aussteigen! Daran wollte er besser nicht denken… dann würde er bis in alle Ewigkeit vor sich hinschmachten und letztendlich an dem Verlust sterben. Ja… er war wirklich ziemlich betrunken… und verzweifelt. Es dauerte ewig, bis er bei Felix’ Wohnung angekommen war. Zu seiner Erleichterung stand die Haustür unten offen und er konnte nach oben gehen, ohne dass Felix ihn schon an der Freisprechanlage abwürgte. Er kramte das Handy heraus, seufzte leise und drückte auf den Klingelknopf. Hoffentlich waren Felix’ Eltern nicht zu Hause, aber Leon hatte ihr Auto nicht vor der Tür stehen sehen. Eine Weile lang geschah gar nichts und er fragte sich schon, ob Felix bereits umgezogen war, ohne ihm Bescheid zu sagen… Dann öffnete sich die Tür. Da stand Felix. Er sah müde aus, trug nur ein überlanges, weißes T-Shirt, das ihm bis hinunter zur Hälfte der Oberschenkel ging und blinzelte, als er Leon erkannte. Leon wollte nicht die Gelegenheit aufkommen lassen, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, bevor er Felix das Handy gegeben hatte. Also streckte er ihm hastig die Hand mit dem Telefon entgegen. »Dein Handy«, sagte er schnell. Felix legte den Kopf schief, starrte einen Moment ungläubig das Handy an und betrachtete dann den triefend nassen Leon. »Ähm…«, begann er und streckte die Hand nach dem Telefon aus, »danke…?« Leon sah ihn unsicher an. »Du bist den ganzen Weg zu Fuß durch den Regen hierher gekommen, um mir mein Handy zu bringen?«, erkundigte sich Felix. Leon räusperte sich und fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. »Ähm…«, machte er und sah, wie Felix’ Augenbraue in die Höhe wanderte, »ja…?« Felix’ Mundwinkel zuckten. »Komm schon rein… du siehst aus wie ein begossener Pudel«, sagte Felix, trat beiseite und sah ihn auffordernd an, »meine Eltern sind nicht zu Hause. Drei Straßen weiter ist Pokerabend.« Leon war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte, aber er ging zögerlich an Felix vorbei in die Wohnung und zog seine nassen Schuhe aus, wobei er Wasser aus seinen Haaren und seinem Pullover auf den Teppich spritzte. Er war erst einmal hier gewesen und das nur, um Felix zu einer Bandprobe abzuholen. Er hatte Felix’ Zimmer noch nicht gesehen. »Ich wollte gerade in die Badewanne«, erklärte Felix ihm und Leon erstarrte mitten in der Bewegung, mit der er sich durch die nassen Haare hatte fahren wollen. »Oh…ich kann wieder gehen«, meinte er hastig. Felix gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. »Red keinen Scheiß. Du gehst stattdessen in die Badewanne«, informierte ihn Felix, war schon zu ihm getreten und hatte nach dem Saum seines Pullis gegriffen. Leons Kopf musste einer Chilischote gleichen. Doch dann hob er einfach nur die Arme und ließ Felix den nassen Pullover über seinen Kopf ziehen. Sein Herz hämmerte irgendwo in der Gegend seines Adamsapfels. Er könnte es jetzt sagen. Einfach so. Hey Felix, was ich dir noch sagen wollte… ich bin übrigens in dich verliebt. Doch gerade als er den Mund öffnete, um eine Verzweiflungstat zu begehen, da kniete Felix sich vor ihn hin und begann völlig gelassen, seine Hose zu öffnen. »Da…danke, das kann ich selber«, beeilte er sich zu sagen, stolperte einen Schritt rückwärts und pellte sich aus der nassen Jeans und den durchweichten Socken. Felix schmunzelte kaum merklich. Dann streckte er die Hände aus, griff nach Leons Handgelenk und zog ihn quer durch die Wohnung zum Bad hinüber. In der Badewanne schwamm ein dampfendes Schaumbad. »Wieso wart ihr drei eigentlich weg? Wir wollten doch proben«, fragte Leon. Felix hob eine Augenbraue. »Ich war drüben im Abstellraum und hab nach neuen Saiten gesucht, da kamen Lara und Timo rüber und meinten, du wärst total dicht, Nicci hat kurzfristig abgesagt und deswegen sind wir dann nach Hause gegangen.« Felix stieg in die Wanne, setzte sich ans Kopfende auf den Wannenrand und sah ihn auffordernd an, während seine Beine bis zu den Knien in dem heißen Badewasser steckten. Leon konnte es nicht fassen. Vielleicht schlief er eigentlich immer noch seinen Rausch aus und das hier war ein Traum in seinem alkoholischen Delirium. »Du solltest die Shorts auch ausziehen«, meinte er beiläufig. Leon schloss einen Moment die Augen. Das war nichts Besonderes, dass Felix ihn nackt sah. Sie beide waren Kerle. Das war nichts… er konnte sich nicht einreden, dass es nichts anderes war. Er war in Felix verliebt. Also war das etwas Besonderes. Leise grummelnd angesichts seiner eigenen Verlegenheit, stieg er aus der Shorts und beeilte sich damit, sich in das dampfende Wasser sinken zu lassen. Felix saß nun hinter ihm, sodass Leons Kopf, wenn er ihn nach hinten legte, an Felix’ Knien lehnen würde. Wenn er nicht so betrunken wäre, dann hätte er das nie im Leben gemacht. Abgesehen davon, dass Schaumbäder Weiberkram waren, wäre er in nüchternem Zustand vor Verlegenheit gestorben. War Felix denn nicht mehr sauer? Was war eigentlich los…? »Noel, bist du eigentlich immer noch betrunken?«, fragte er, doch Leon konnte den Inhalt der Frage kaum verarbeiten, da seine strapazierten Nerven sich sofort auf dieses eine Wort stürzten: Noel. Er seufzte laut, rutschte nach vorne und ließ sich mit dem Kopf durch die Schaumdecke und hinunter ins heiße Wasser sinken. Noel… Himmel Herrgott, Felix musste ihn noch hundert Mal so nennen, um die Strapazen der letzten Wochen wieder wett zu machen! Zwei Hände legten sich auf seine Schultern und zogen ihn zurück an die Wasseroberfläche. »Falls das ein Suizidversuch war, solltest du dir so was für eine andere Badewanne aufheben«, erklärte Felix verschmitzt. Leon wandte sich zu ihm um. »Bist du nicht mehr sauer?«, fragte er und wischte sich Schaum aus Gesicht und Haaren. Felix legte den Kopf leicht schief und sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. »Ein bisschen vielleicht«, gab er zurück. Leon starrte ihn an. Auf Felix’ Lippen zeichnete sich kaum merklich ein Lächeln ab. »Ich hab mit Christian geredet«, sagte er dann und Leon drehte sich wieder um. Felix’ Hände lagen immer noch auf seinen Schultern. »Er sagte was von wegen, du hättest gemeint, er solle mich nicht immer behandeln, als sei ich ein Sexobjekt oder so«, fuhr er fort. Es musste am Badewasser liegen, dass ihm noch um einige Grad heißer wurde. Trotzdem konnte er nicht umhin, sich zu wundern. Wann hatte er so etwas gesagt? War er so betrunken gewesen, dass er sich nicht mehr daran erinnerte? Christian hatte gelogen, damit Felix nicht mehr sauer auf ihn war? Das konnte doch unmöglich wahr sein. »Ähm…ja…hab ich…«, stammelte er. Wenn Felix deshalb nicht mehr sauer auf ihn war, dann sollte es ihm mehr als recht sein. »Er sagte auch, er habe dich absichtlich provoziert«, meinte Felix beiläufig. Leon seufzte. »Noel…«, murmelte Felix und beugte sich zu Leons Ohr hinunter, sodass er schwer schlucken musste, »irgendwie…war das nett. Wenn auch nicht wirklich die beste Art und Weise, etwas Nettes zu tun.« Leon blinzelte und wandte sich erneut um. Felix lächelte ihn an und sein Herz machte einen derartigen Hüpfer, dass Leon Angst hatte, es würde irgendwo in seiner Kehle stecken bleiben. »Tut mir Leid«, krächzte er und verfluchte seine Stimme. Felix unterdessen griff nach einer Flasche auf dem Wannenrand und tauchte seine Hände ins Wasser. »Das mit dem Handy war schon besser, aber auch irgendwie tollpatschig«, fuhr er fort, als hätte Leon nichts gesagt, »du bist eben doch niedlich, Noel…« Er ließ etwas von dem Shampoo auf seine Handinnenfläche laufen und drehte Leons Kopf wieder nach vorne. »Ich bemuttere dich jetzt ein bisschen«, meinte er und Leon hörte das breite Grinsen in seiner Stimme. »Was genau hast du…?«, wollte er fragen, doch da hatte Felix schon damit angefangen, seine pitschnassen Haare mit dem Shampoo einzuschäumen. Er würde nach Felix riechen, wenn er hier wieder raus kam… oder er würde vorher an einem Herzinfarkt sterben, weil sein Herz so heftig hämmerte, dass er kaum atmen konnte. Unweigerlich kroch eine Gänsehaut über seinen Körper, obwohl es kochend heiß in dieser Badewanne war. Felix’ Finger auf seiner Kopfhaut lösten ein Kribbeln in ihm aus, dass er sich am liebsten aus dem nächstbesten Fenster gestürzt hätte. »Felix… ich bin doch nicht dein Baby«, protestierte er halbstark, während Felix sich seine Hände abwusch und nach dem Duschkopf griff. »Aber so gut wie«, gab der Größere lachend zurück, drehte das Wasser auf und zog Leons Kopf in den Nacken, sodass er ihm in aller Seelenruhe die Haare ausspülen konnte. »Ich könnte dich als neuen Frisör adoptieren«, meinte Leon. Felix überspülte sein Gesicht zur Strafe mit einem Schwall Wasser aus dem Duschkopf. Leon prustete empört. »Hey!« Felix lachte. Sein Lachen klang besser als alle Musik der Welt in Leons Ohren. Felix redete wieder mit ihm. Er machte komische, alberne Dinge mit ihm, die nur Felix mit ihm machen durfte. Er sah ihn wieder an… er nannte ihn wieder Noel… Sicherlich würde er vor lauter körperlicher Hitze gleich das Badewasser zum Kochen bringen. »Wie kam es, dass Lara dein Handy hatte?«, fragte er, um seine Aufregung zu überspielen. »Ihr Akku war leer und sie wollte jemanden anrufen. Da hab ich ihr meins gegeben und hab’s danach einfach vergessen«, erklärte Felix und wedelte mit seinen Händen, sodass der Schaum daran in alle Richtungen spritzte. Dann erhob er sich stieg aus der heißen Wanne und trocknete sich die Beine ab. »Ich mach was zu essen«, informierte er Leon lächelnd, verschwand aus dem Bad und schloss die Tür hinter sich. War das so, wenn man mit Felix zusammen war? Saß man dann mit ihm in der Badewanne, alberte herum… und saß man dann später in Felix’ Wohnzimmer mit Essen, das Felix gemacht hatte, weil man selbst nicht kochen konnte? Wenn man mit Felix zusammen war, dann konnte man ihn auch küssen, wann immer man wollte… Leon ließ sich nach hinten in die Badewanne sinken. Ja… der Restalkohol machte ihm stark zu schaffen. Natürlich würde er so einen sentimentalen Kack nicht denken, wenn er nüchtern wäre… oder? Er lieh sich Felix’ Duschgel, zog den Stöpsel aus der Badewanne trocknete sich ab. Da er keine Klamotten hier hatte, wickelte er sich ein Handtuch um die Hüften und verließ das Bad. »In meinem Zimmer liegen Klamotten«, rief Felix aus der Küche, als er die Badezimmertür hörte. Leon wandte sich nach rechts und links. Er hatte keine Ahnung, welche Tür zu Felix’ Zimmer gehörte. »Die Tür dem Bad gegenüber«, drang Felix’ Stimme amüsiert aus der Küche, als könnte er Leons Ratlosigkeit durch die Wand hindurch sehen. Leon ging zögerlich hinüber zu der verschlossenen Tür und öffnete sie. Dann stand er in Felix’ Zimmer und knipste das Licht an. Es war kleiner als sein eigenes, aber sehr viel ordentlicher. Den meisten Platz nahm das breite Bett und die Gitarre mitsamt Halter und Verstärker ein, sowie zwei weitere Gitarren, die an der Wand neben dem Verstärker hingen. Unter dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch mit einem Laptop und ein paar Ordnern darauf, über dem Bett hing ein großes Foto in Postergröße von Limelight. Hier war es viel schlichter, als in seinem eigenen Zimmer und Leon sah sich interessiert um. Felix hatte ein kleines Bücherregal, in dem einige CDs, Filme und Bücher standen, hauptsächlich Krimis und dicke Wälzer, die Felix’ Studiengang betrafen. Leon entdeckte einen kleinen Haufen Klamotten auf dem Bett, ließ das Handtuch fallen und schlüpfte in Felix’ Shorts, seine Socken, eine Jogginghose, die ihm zu lang war und einen großen, dicken Pulli, dessen Ärmel über seine Hände hinaus gingen. So eingepackt ging er in die Küche und betrachtete Felix eine Weile lang, der Reis und Gemüse und Fleisch in eine Pfanne geworfen hatte und nun gewissenhaft darin rührte. Er wandte sich zur Tür um und grinste, als er Leon bemerkte. »Tut mir Leid, dass die Hose zu lang ist… Aber wenn du auch so ein Zwerg bist«, sagte Felix und sein Grinsen wurde breiter. Leon schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. Er konnte es immer schon schlecht verkraften, dass Felix fünf Zentimeter größer war als er… Felix kippte eine rötliche Flüssigkeit aus einer Glasflasche in die Pfanne und ließ den Kochlöffel in der Pfanne liegen, ehe er zu Leon herüber kam. Eine Weile lang sahen sie sich nur schweigend an. Dann hielt Leon es nicht mehr aus. »Es tut mir Leid«, platzte es aus ihm heraus und er senkte den Kopf. Zunächst sagte Felix nichts. »Was meinst du?«, fragte er leise. Hinten auf dem Herd brutzelte das Essen. »Alles…«, meinte er ziemlich kleinlaut und hätte sich dafür schlagen können, dass er klang wie ein kleiner Junge. Felix lachte leise und Leon schaute auf zu ihm. »Noel… weißt du…«, begann er und betrachtete ihn einen Moment lang so zärtlich, dass Leon in dem großen Pulli beinahe umkam vor Hitze. Sein Herz löste sich blubbernd in viele kleine Herzchen auf und entschwebte. »Ach schon gut«, sagte Felix dann, streckte die Arme aus und zog Leon in eine Umarmung. Einen Moment lang wusste Leon nicht, was er tun sollte, dann hob er zögernd seine Arme, legte sie um Felix und platzierte seine Hände vorsichtig auf Felix’ Rücken. Er war nicht sonderlich gut darin, Andere zu umarmen. Seine Welt kippte aus den Angeln. Felix zu umarmen, seinen Duft einzuatmen, ihm so nah zu sein, dass er Felix’ Atem sachte auf seinem Hals spüren konnte, das war beinahe zu viel für ihn. Leon war kurz davor, Felix seine Gefühle doch noch zu beichten, doch da hatte Felix ihn schon kurz an sich gedrückt und sich dann ein Stück von ihm gelöst. Ihre Gesichter waren nun so nah aneinander, dass es ihm die Sprache verschlug. Er hielt die Luft an. Felix stupste Leons Nase mit der seinen an, löste sich dann von ihm und ging zurück zur Pfanne. »Dein Essen ist fertig«, meinte er leise. Leon räusperte sich verhalten. Sein ganzer Körper kribbelte noch von der Umarmung und sein Herz hämmerte so heftig, dass es fast wehtat. Felix lud das Essen auf einen großen Teller, kramte nach Messer und Gabel und hielt Leon beides hin. Sie gingen zusammen in Felix’ Zimmer, ließen sich nebeneinander auf sein Bett sinken und Leon seufzte zufrieden angesichts des Essens. Felix schaltete Musik an und schwieg, während Leon seinen Teller bis aufs letzte Reiskorn aufaß. »Frisör und Koch…«, meinte er schmunzelnd. Felix stutzte, dann lachte er und boxte ihm gegen die Schulter. Leon stellte seinen Teller behutsam auf Felix’ Nachtschrank. »Vollidiot«, gab Felix zurück und knuffte Leon in die Seite, sobald dieser den Teller losgelassen hatte. Er zuckte zusammen. »Hey! Lass das!«, protestierte er und rutschte ein Stück von Felix fort. Der Gitarrist lachte erneut. »Kitzelig, Noel?«, meinte er und wippte mit den Augenbrauen. Leon schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. »Kein Stück«, erwiderte er. Felix krabbelte auf allen Vieren über ihn, streckte eine Hand aus und knuffte ihn erneut in die Seite. »Hey!«, empörte er sich erneut und wand sich unter Felix, der leise glucksend immer wieder Leons Seiten attackierte. Schließlich musste er doch lachen und Felix sah zufrieden aus. Immer noch kniete er auf allen Vieren über ihm und erst, als Leon das bewusst wurde, erstarb das Lachen langsam. Er sah hoch in Felix’ schmale Augen und atmete zittrig ein. Sag es… Sag es doch einfach… Los…sag’s! Aber es ging nicht. Er konnte diese fünf Worte nicht sagen. Er starrte Felix nur an, das Klopfen in seinem Brustkorb überdeutlich fühlend und so aufgeregt, wie er es vor noch keinem Konzert gewesen war. Felix’ Blick war nachdenklich und ein wenig verträumt. Vielleicht auch ein wenig traurig? Er bräuchte Nicci als Dolmetscherin für diesen Blick, der ihm durch und durch ging. »Noel… lass uns ins Bett gehen«, meinte Felix dann leise. Leon blinzelte. Dann nickte er nur. Er war viel zu durcheinander, um sich darüber zu wundern, dass Felix ihn gerade dazu einlud, bei ihm zu übernachten. Felix stieg vom Bett, brachte den Teller in die Küche und Leon rappelte sich auf, während sein ganzer Körper immer noch wie verrückt flirrte. Sie zogen sich schweigend bis auf die Boxershorts aus, Felix warf sich auf die Matratze, zog die Decke zu sich und hielt sie schmunzelnd hoch. »Na komm… nicht, dass du doch noch krank wirst«, sagte er. Leon ging zum Bett, setzte sich zögerlich, legte sich schließlich neben Felix und wurde prompt zugedeckt. Felix drehte sich um, griff nach einem Lichtschalter neben dem Bett und löschte das Licht. Leon war sich sicher, dass er nicht würde schlafen können. Alles roch nach Felix. Und er spürte ganz leicht den Atem des Anderen, der sich wieder zu ihm gedreht hatte. »Schlaf gut, Noel«, nuschelte Felix leise. »Du auch…«, gab er heiser zurück. Dir das Handy zu bringen, war meine beste Idee innerhalb mehrerer Monate… Dieses Mal hab ich nur einen kleinen Herzinfarkt bekommen, als ich aufgewacht bin und du neben mir lagst. Und dieses Mal war ich vor dir wach. Mir ist nur wieder aufgefallen wie verdammt schön du bist. Der Tag war so scheiße und dann komm ich abends zu dir und kaum lächelst du mich an und nennst mich Noel, ist meine verfluchte Welt wieder in Ordnung. Ich bin stimmungsabhängig von dir geworden. Aber irgendwie kotzt es mich nicht mehr so an wie früher. Langsam aber sicher finde ich mich damit ab… dass ich verliebt bin. Aber damit umgehen kann ich immer noch nicht. Wenn du mir so nahe bist, dann krieg ich jedes Mal die Krise. Und wenn du mich so ansiehst, geht mir das durch und durch… Was sollte dieser Blick bedeuten, huh? Wenn ich Nicci wäre, dann wüsste ich das sicher… Der werd ich das mit der Badewanne nicht erzählen. Muss ja keiner wissen… Wieso hab ich’s nicht einfach gesagt? Vielleicht würde es mir danach ja wirklich besser gehen? Ich kenn mich mit diesem ganzen Liebes- Scheiß ja nicht aus. Aber wenn Nicci das sagt, stimmt’s sicherlich… Nett von dir, dass du mich nach Hause gefahren hast. Es hört gar nicht mehr auf zu regnen und ich hab Halsschmerzen. Schöne Scheiße, jetzt werd ich auch noch krank! Und wenn ich krank werde, dann kann ich nicht zur Bandprobe und dann kann ich dich nicht sehen… Jetzt sollte ich mich unter der Dusche ertränken gehen, oder mich vom Balkon stürzen, dafür, dass ich das hier alles geschrieben habe… Man… was machst du eigentlich mit mir? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)