Spiral von Yaira ================================================================================ Kapitel 2: Silver ----------------- Part II - Silver Knappe zwei Stunden später hockten sie wie kleine Kinder vor dem Schaufenster der Tierhandlung. Mit funkelnden Augen zeigten sie sich gegenseitig die süßesten Tiere und fanden dann aber doch wieder ein Neues, welches noch niedlicher war. Yo liebte Tiere, vor allem Katzen und so war er keine besonders große Hilfe, als Sono ihn fragte, welche die Hübscheste von ihnen sei. „Die hier...“ ,deutete er auf eine sandfarbende Kurzhaar, entschied sich aber genauso schnell wieder um, „Oh, nein ...doch die hier...oder vielleicht die ...“ Er sah verzweifelt zu dem Kleineren. „Du kannst mich doch nicht vor so eine schwere Wahl stellen. Ich würde sie am liebsten alle mitnehmen. Aber ich glaube da spielt mein Vermieter nicht mit. Der hat schon bei Michiru [1] einen riesigen Aufstand gemacht.“ Er seufzte schwer, sah dann abermals von Sono zu den kleinen Katzen. „Außerdem wolltest du dir eine mitnehmen!“ Er konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als er Sonos mürrischen Gesichtsausdruck sah. Ihm war es damals mit Michiru nicht anders gegangen - Tagelang war er von einer Tierhandlung zur Nächsten getigert, hatte sich einfach nicht entscheiden können. „Komm wir schauen einmal drinnen nach.“ Sono zog am Ärmel des Dunkelhaarigen, doch wenn er dachte, es würde im Geschäft leichter werden, hatte er sich gewaltig geschnitten. Sie hatten die Räumlichkeiten kaum betreten, da knieten beide schon wieder vor dem nächsten Katzengehege. Yo betrachtete den Andere verstohlen von der Seite. Er hatte diesen Sono so unheimlich gern. Der Sono, der sich, wie ein kleiner Junge, mit glitzernden Augen und dem schönsten Lachen über Nichtigkeiten freuen konnte. Etwas hinter Sono's Profil gewann seine Aufmerksamkeit und er lehnte den Kopf leicht zur Seite, um den grau-braunen Pelzball besser sehen zu können. In der hinteren Ecke tollten zwei Maincoonkätzchen ausgelassen durch das Stroh, überschlugen und verkeilten sich ineinander. Eine der beiden hatte dunkelbraunes Fell und einen weißen Latz, die Andere, welche gerade versuchte sich unter der Anderen hervor zu kämpfen, war Silbergrau und trug weiße Söckchen. Yo stupste Sono an und deutete auf die Beiden. „Schau mal, die Graue da.“ Sono fiepte überrascht auf, als er sie entdeckte. „Gosh ist die niedlich!“, seine Augen begannen zu leuchten, „Komm Yo-chan die nehmen wir mit!“ „Was denn? Auf einmal so entscheidungsfreudig?“, er stieß dem Anderen freundschaftlich in die Seite, doch dieser nickte nur begeistert. „Natürlich ...schau doch! Das ist voll die Visu-Katze. Die trägt sogar weißen Eyeliner!“ Er nahm das Kätzchen aus dem Gehege, hielt es vor sein Gesicht und schmuste mit der Nase über die Wange des Wollknäuels. Yo's Herz krampfte sich vor Sehnsucht schmerzvoll zusammen und er zuckte unmerklich - nichts würde er jetzt lieber tun, als den Kleineren zupacken, an sich zudrücken und nie wieder los zulassen. „Sie passt zu dir.“, lächelte er stattdessen nur und fuhr mit der Hand durch das silberne Haar des Anderen, woraufhin dieser vergnügt lachte. Das kleine Juwel mitzunehmen, stellte sich als schwieriger heraus, als er gedacht hatte. Mit einem Gesicht, das von Sekunde zu Sekunde mehr sank, lauschte er dem Besitzer der Tierhandlung, der ihm erklärte, dass Silver – ja, er hatte schon einem Namen für das Wollknäul verdammt! - eine Rassekatze und nur zu Anschauungszwecken hier war, er würde sie gerne für Sono reservieren, doch alle weiteren Details sowie den Kaufpreis musste der Sänger mit dem Züchter besprechen, dessen Visitenkarte er gerade bekam. Von der nüchterne Realität auf dem Boden der Tatsachen zurück geholt, hockte er sich vor das Gehege steckte seine Hand darüber hinweg und beobachtete mit Wehmut wie Silver sofort zu ihm kam, ihr kleines Köpfchen gegen seine Finger presste. „Ich kann dich noch nicht sofort mitnehmen, aber ich ich verspreche dir, dass ich heute zu deinem Züchter fahre und so lange verhandle, bis ich dich nach Hause holen kann, okay?“ Ein winziges Maunzen war seine Antwort, dann sah Silver ihn mit ihren blauen Augen an, wie als wolle sie ihm sagen: Ich warte auf dich, mach dir keine Gedanken. Sono war noch nie so schnell und hart für ein Tier gefallen, wie für diese Schönheit einer Katze. Yo berührte ihn sanft an der Schulter, hockte sich dann neben ihn und strich durch sein Haar. „Lass uns hier zumindest mitnehmen, was du alles für sie brauchen wirst, okay?“ Der Kleinere nickte, seufzte dann leise, blickte auf Silver hinab, die sich nun genüsslich in das Stroh schmiss und zu putzen begann, dann ließ er sich von dem Bassisten in den hinteren Bereich des Ladens mitziehen. Zwischen all den Kratzbäumem, den Schlafplatz, den Futterschalen und den Überlegungen, wo er was am Besten hinstellte, kehrte die Euphorie ein Stück weit zurück, weswegen er Yo zu necken begann, ihn mit einem Katzenspielzeug – ein langer Stab an dessen Ende ein Büschel Federn befestigt waren – über die Nase und den Hals strich, derweil Yo versuchte, das lästige Ding beiseite zu schlagen. Mehrere Drohungen, diesen Unsinn doch endlich sein zu lassen, verhallten ungehört, dazu hatte Sono gerade zu viel Spaß, zumal Yo nun nicht mehr böse auf ihn war und das machte ihn doch sehr, sehr glücklich. Hinzu kam dann noch eine Portion kindlichen Übermutes und schon stolperte er über seine eigenen Füße, als er dem Bassisten ausweichen wollte – dieser dufte doch sein Spielzeug nicht bekommen! - und landete mit herzhaften Scheppern im nächsten Regal, räumte dort auch prompt alle Hundenäpfe ab, die es gab. Überrascht, dass er gefallen war, peinlich berührt und feuerrot blieb er einfach erstarrt sitzen, blickte hilfesuchend hinauf in Yos Gesicht. „Oops?“ Da saß er nun vor ihm. In einem Haufen mehrfarbiger Fressnäpfe, anscheinend nicht fähig sich zu bewegen. Er winkte dem Verkäufer ab, er würde alles sofort in Ordnung bringen und aufpassen, dass sein tollpatschiger Freund nicht noch mehr Schaden anrichtete. In Windeseile stapelte er die Futterschalen in einander, stellte den Kratzbaum wieder auf und kniete sich dann vor Sono, nahm ihm die Federrute aus der Hand und strich ihm damit über die Nase. „Wollen wir gleich zum Züchter fahren? Die Adresse ist zwar n' bissel weiter draußen, aber wenn wir uns beeilen, schaffen wir es rechtzeitig vor Ladenschluß wieder hier zu sein und du kannst die Kleine gleich heute mitnehmen.“ Sono nickte seicht und er reichte ihm die Hand, wartete darauf, dass dieser sie ergriff, damit er Sono und sich in eine senkrechte Position befördern konnte. Seine eigne Kraft, mit der er den Kleineren förmlich nach oben riss, hatte er jedoch unterschätzt und so geriet dieser abermals ins Straucheln, landete prompt in den Armen des Jüngeren, als wäre er ein junges Mädchen und das Sono sich automatisch an seinem Oberteil fest klammerte, machte die Situation auch nicht besser. Einige Sekunden wartete er noch ab, doch als sich der Kleinere noch immer nicht rührte, schob er ihn sanft und peinlich berührt von sich. „Wir sollten jetzt wirklich gehen, sonst schaffen wir es nicht mehr.“ Darauf bedacht, Sono nicht direkt anzusehen, schob er sich an ihm in Richtung Ausgang vorbei. Warum gerieten sie immer wieder in so prekäre Situationen, wo es ihm so gut wie unmöglich war, die Fassung zu behalten? Auf dem Weg zum Züchter versuchte er krampfhaft einen nicht allzu auffälligen Abstand zu Sono zuhalten, tänzelte, selbst in der Bahn immer wieder von einem Fuß auf den Anderen. Je länger sie fuhren, desto ländlicher wurde die Gegend, Häuser wurden von weiten, mit Schnee bedeckten Feldern abgelöst... eine Decke unendlichen Weiß. Sono sah aus dem Fenster, die Auge leicht verengt, weil ihn das sich brechende Licht blendete, doch irgendwie war es viel zu schön, um nicht hinzusehen. Der nächste Halt war ihr Zielort, sie waren die Einzigen, die ausstiegen und auch der Bahnhof wirkte, als würde er nur selten frequentiert werden – der Schnee war nicht einmal geräumt hier und so stampften sie durch kniehohe Eiskristalle, wankten erst die Treppe des Bahnhofes hinunter und dann die kleine Straße entlang. Etwas Kaltes traf ihn am Hinterkopf. „Oi! Das hast du gerade nicht getan!“ Langsam dreht er sich zu ihrem Vocal um, funkelte ihn herausfordernd an., derweil dieser seelenruhig, mit den schneebenetzten Händen hinterm Rücken, dastand und das Unschuldlamm miemte. Yo hingegen bückte sich, schob genüsslich Schnee zusammen und formte zwischen seinen Händen eine Kugel. Ein nicht gerade wenig dreckiges Grinsen umspielte seine Lippen, als er langsam auf Sono zu ging, welcher seine Spiellust mit dem so feigen und hinterhältigen Angriff geweckt hatte. „Yo-chan... „ ,vorsichtig machte dieser einige Schritte rückwärts, als er begriff, was er da eigentlich angerichtet hatte, „das kann man doch auch anders klären“. Schützend hielt er die Hände vor sein Gesicht und lieferte Yo leider damit den eindeutigen Beweis, welcher jegliches Recht auf Verteidigung unterband, als er auf ihn zustürmte. „Oh, du kleiner Mistkerl! Komm her!“ Die letzten Meter holte er mit langen Schritten zu Sono auf – nicht das dieser nicht versucht hätte, abzuhauen - nahm ihn in den Schwitzkasten und rieb ihm den Schneeball mitten ins Gesicht. Doch dieser begann sich zu wehren, packte den Größeren am Kragen und zog ihn zu sich runter. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich so schnell klein beigebe!“ Mit einer Hand hielt er Yo weiterhin unten, mit der Anderen fischte er Schnee vom Boden und begann nun seinerseits das Gesicht einzuseifen. Yo gluckste vergnügt, ließ sich von der Rauflust des Älteren anstecken, wurde übermütig und so jagten sie sich gegenseitig den Hügel zum Anwesen des Züchters hoch. Immer wieder flogen Schneebälle durch die Gegend und sobald einer der Beiden die Deckung sinken ließ, um neue Munition zu beschaffen, nutzte der Zweite die Chance, sich auf sein Opfer zu stürzen. Yo war der Erste der auf dem Boden lag, als er, auf der unter einer dünnen Schneeschicht verborgen Eisfläche ausrutschte und der Versuch sich an Sono abzufangen, hatte nur zur Folge, das auch dieser das Gleichgewicht verlor und mit Schmackes auf dem Bassisten landete. Yo lachte herzhaft und strich dem Kurzhaarigen ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht „Du scheinst es dir ja heute gerne mal bequeme zumachen“, zwinkerte er ihm zu, worauf dieser rot anlief, den Kopf beschämt zur Seite drehte, weswegen Yo das Gesicht am Kinn einfach wieder zu sich zurück zog, lächelnd das Haupt schüttelte - irgendwie war es gerade viel leichter, diese Situation zu händeln, obwohl sie der im Tiergeschäft nicht unähnlich war. Er schob den schlanken Mann behutsam von sich, rappelte sich auf und half auch Sono nach oben, diesmal etwas bedachter in der Dosierung seine Kraft, lächelte ihn an, als er ihm durch das Haar fuhr, es in eine ordentliche Unordnung brachte. „Komm, lass uns dein Stubentiger holen.“ Irgendwann würde Sonos Herz unter diesem Lächeln schlicht kollabieren. Er nickte nur, klopfte sich, in einem Manöver der Ablenkung, den Schnee von den Sachen seines Freundes und biss sich auf die Lippen, als Yo das nicht sehen konnte, weil er so tat, dass er auch den Rücken von den eisigen Kristallen befreien musste. Eben war er verdammt nahe daran gewesen, etwas zu sagen, dass ein Fehler gewesen wäre, denn es würde die Band aufrütteln, dessen war er sich sicher und das konnte sie sich im Auge der anstehenden Tour nicht leisten, es würde ohnehin stressig genug sein. Seine Position als Leader tippte ihm mehr als deutlich auf die Schulter, räusperte sich, sodass er die Kontrolle wieder erlangte und in der Lage war, Yo anzusehen, ohne von dem Bedürfnis erfüllt zu sein, dessen Gesicht zu packen und die Lippen an die seinen zu ziehen. Den Rest des Weges liefen sie anständig nebeneinander her, sie lachten dennoch, wenn sie sich gegen seitig hielten, verdammt, es war aber auch glatt hier und Sono bewunderte jeden, der über dieses Eis laufen konnte, ohne sich dabei auf dem Allerwertesten wieder zu finden. Vor der Haustür des Züchters wurde er dann nervös, suchte sich ein wenig zu richten und seriöser zu wirken (das bei seinem Aussehen wohl ohnehin zum Scheitern verurteilt war), dann klingelte er, atmete tief durch, weil ihm auf einmal unsagbar schlecht war. Yos Hand legte sich in seinen Rücken, strich beruhigend darüber und er drehte seicht den Kopf, lächelte den anderen Mann dankbar an. Zwei Stunden später standen sie abermals vor der Tür, aber nun hielt er die Dokumente in der Hand Silver mit nach Hause zu nehmen, denn wie sich heraus gestellt hatte, besaß der Züchter ein System für EC-Karten und so hatte Sono sofort bezahlen können, einiges hatte er angespart, doch die süße Maincoon hatte dennoch einen großen Teil seiner Ressourcen gefressen und nun würde er den Rest des Monats von Suppe leben müssen. Es gab Schlimmeres. Und es gab Yo, vielleicht konnte er sich das eine oder andere Mal bei ihm einquartieren. Zurück auf dem Bahnhof musste Sono dann noch einmal die Bescheinigung hervor holen und auf sie starren... er war einfach zu glücklich und seine Handlung hatte zur Folge, dass Yo ihm zärtlich durch das Haar strich. „Wir holen sie ja schon, du kleiner Spinner.“ „Spinner?“ Sono blinzelte fragend zu seinem Freund hinauf, welcher leise schnaubte, aber es klang eher amüsiert, weniger entrüstet oder böse. „Du schaffst dir eine Maincoon an. Hast du ne Ahnung, wie groß die werden.“ „Nein?“ Nun lachte Yo herzlich, umarmte ihn dann reichlich spontan, weswegen er verdutzt blinzelte, so etwas tat der Bassist in der Öffentlichkeit normalerweise nicht, dann begriff er, dass sie ohnehin allein hier standen und nun gerade wurde ihm gegen die Nase gestubst. „Immerhin wohnst du am Rand der Stadt.“ End Part II – Silver [1] Ich weiß nicht ob Yo überhaupt eine Katze hat und wenn, wie diese heißt. Aber er postet ja ab und zu Bilder von Katzen, also wird das jetzt einfach mal mit eingebaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)