Show me forgiveness von Puppenprinz ================================================================================ Kapitel 1: Sommernachtstraum ---------------------------- Es war einer dieser lauwarmen Sommerabende, die nach Lagerfeuern, Liedern und Abenteuern duften, ihr Zwielicht wie einen schützenden Mantel um die Welt legen und Platz für Träume schaffen. Doch an solchen Abenden beginnt das Herz in Moll zu schlagen und wenn die Nacht sich langsam über die Städte und Dörfer legt, dann tanzt es einen langsamen Walzer mit der Melancholie. Es war der 31. August, zwei Brüder lagen in einer Wiese, zwischen hohem Gras und duftenden Sommerblumen, sich jeweils an die Hand des Anderen klammernd. Sie atmeten schweigend Zweisamkeit und lauschten in die Stille der sternenklaren Nacht, doch zwischen ihnen stand stumm schreiend die Gewissheit, dass sich alles verändern würde. Die Finger des Älteren zitterten vor Schmerz, denn die Nägel seines Bruders bohrten sich tief in seine Haut, trotzdem war er nicht in der Lage die warme, kleine Hand seines Bruders loszulassen. Noch nicht, noch war sein Traum nicht aus. Es war noch nicht Zeit für ihn aufzuwachen. Krampfhaft versuchte er seine Gedanken zu vertreiben, doch sie schrien weiterhin in seinem Kopf und er war nicht in der Lage sie ruhigzustellen. Das Ende dieses Sommers, war das Ende seiner kleinen Welt. Der morgige Tagesanbruch war der Beginn eines Krieges, eines Krieges, dessen Wahnsinn ihn erbarmungslos verschlingen würde. Seine kleine Realität, sein Königreich war dem Untergang geweiht. Er war zum Scheitern geboren worden. Die Welt befand sich im Wandel und er war Teil einer sterbenden Zeit und dazu verdammt mit ihr unterzugehen.Im ersten Licht des neuen Tages würde sich der schöne Traum dieses Abends, wie ein schwarzer Phönix aus der Asche seiner Hoffnungen als Albtraum neu gebären. Es war nicht so, dass er Angst vor dem Tod hatte, nein, im Gegenteil. Der Gevatter war der einzige Weg für ihn in dieser Welt frei zu sein. Er hatte vielmehr Angst um das Wichtigste, was er hatte, das einzig Gute in seinem Leben. Sein Bruder war doch noch fast ein Kind, zu schwach, zu unschuldig um zu kämpfen. Er konnte diese warme Hand, die so viel kleiner war, als seine eigene, nicht loslassen, ihn allein lassen. Der Kleine war noch nicht bereit für diese Welt, für dieses Leben mit seiner ganze Hässlichkeit und Grausamkeit. Er hätte ihm so gerne ein Märchen erschaffen, einen Platz für Träume, eine Nische in der Realität. Doch er selbst war ein Kind des Krieges und es war an der Zeit, dass der verlorene Sohn wieder zu seinem Herrn und Meister zurückkehren musste. Er hatte keine Wahl, das Licht des morgigen Tages würde seine kleine Welt in Flammen aufgehen lassen und ihn mit glühendem Hass verbrennen, bis nur noch die Asche eines gescheiterten Traums daran erinnern würde, dass er jemals existiert hatte. Diese Gewissheit versetzte ihm einen Stich tief in seiner Brust. Er wollte nicht sterben. Sein Bruder brauchte ihn doch. Er musste ihn beschützen, ihn retten. Doch er war zu schwach, nicht mal in der Lage sich selbst zu retten. Leere breitete sich in ihm aus und bohrte ihre kleinen, spitzen Zähne in sein Herz. Seine Augen waren starr auf den samtenschwarzen Himmel gerichtet, der seine kleine zerbrechende Traumwelt überspannte. Er hatte niemals eine Chance gehabt! Eine einzige salzige Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange, zu mehr war er nicht in der Lage, mehr hatte er niemals gelernt. Disziplin, Stärke, Gehorsam! Das waren die Tugenden, die man ihm eingeprügelt hatte, die Tugenden, die ihm letztendlich den Todesstoß versetzen würden. Er hatte niemals eine Chance gehabt! Langsam löste er die Umklammerung, er musste loslassen, hatte keine andere Wahl, sonst würde er seinen Bruder mit in die Finsternis reißen. Er hatte sein Spiel mit dem Gott des Krieges getrieben und verloren. Nun musste er für seinen Übermut zahlen. Es war an der Zeit für ihn zu verblassen, in dieser Welt war kein Platz für ihn. Die Zukunft gehörte seinem Bruder und sie hatte ihn nicht vorgesehen. Ein bitteres Lächeln verzerrte sein Gesicht, er hatte die Hand seines Bruders losgelassen.Er war schon tot.. "Verzeih mir Ludwig...Ich liebe dich!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)