DWK 6 - Neue Abenteuer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Krümel ------------------ „Aufstehen!“ Linn gelangte nur langsam zurück in die Wirklichkeit, als sie Joschkas Stimme vernahm, die von vor dem Zelt zu kommen schien. Er wanderte auf und ab und rief immer wieder: „Aufstehen!“ Noch im Halbschlaf rieb sie sich die Augen und richtete sich dann vorsichtig auf. Neben ihr schlief Markus, nur mit Boxershorts bekleidet. Auch sie selbst trug nur noch ihre Unterwäsche, und das, obwohl es wirklich kalt war. Wie auf Kommando rieselte ihr eine Gänsehaut den Rücken hinab, allerdings nicht nur wegen der Kälte, sondern auch bei Gedanken an die gestrige Nacht ... -- „Na? Immer noch wach?“, fragte Linn mit vom Schlaf noch ganz rauer Stimme. Sie war in Markus‘ Armen wieder aufgewacht, nachdem er sie so liebevoll in den Schlaf gesungen hatte. Er hielt sie noch immer fest und war auch noch nicht eingeschlafen. Es musste mitten in der Nacht sein, doch ihm machte das scheinbar nichts aus. Er hatte Linn zärtlich durch’s Haar gestrichen, während sie von ihm geträumt hatte „Na, aber hallo. Ich kann partout nicht einschlafen“, grinste er und musterte sie mit einem liebevollen Blick. Dann legte er seine weichen Lippen auf die ihren und strich ihr wieder durch die Haare, was Linn scheinbar gefiel. Sie erwiderte den Kuss und war schlagartig hellwach. Wer wäre das bei so einem wunderbaren Freund nicht? Sie fuhr mit ihrer weichen Hand unter Markus‘ T-Shirt seinen Rücken hinab, bis sie an seiner Boxershorts angekommen war. Dort stoppte sie und verschränkte dann ihre Arme hinter seinem Rücken, während auch er seine Hände unter ihrem T-Shirt hatte, welches eines von ihm selbst war. Linns Herz klopfte wild. Sie war total verliebt in Markus und sogar bereit, den nächsten Schritt mit ihm zu gehen. Erwartungsvoll verwickelte sie ihn in noch einen Kuss, wobei sie etwas fordernder wirkte. Das zahlte sich aus. Markus löste sich von ihr und zog ihr kurzerhand das T-Shirt über den Kopf. Fragend sah er sie an, doch sie lächelte nur und nickte leicht. Dann zog er sich sein eigenes T-Shirt über den Kopf. Linn legte sich auf den Zeltboden und Markus lehnte sich über sie. Es folgten noch weitere Küsse von ihm, bis Linns Zunge um Einlass bat, den er ihr natürlich gewährte. So lieferten sie sich ein leidenschaftliches Gefecht ihrer Zungen, bis die beiden irgendwann nach Luft schnappend nebeneinander lagen. Markus stützte sich auf den linken Arm und sah Linn verträumt an. Er war so glücklich, jemanden wie sie zu haben. Sie schien einfach für ihn geschaffen zu sein, eine andere Möglichkeit gab es nicht. „Du bist wunderschön“, sagte er aufrichtig und blickte sie ehrfürchtig an. Sie schämte sich ein klein wenig, halbnackt vor Markus zu liegen, aber die Worte, die er gerade gesagt hatte, von denen sie wusste, wie schwer sie ihm fielen, beruhigten Linn. „Ich liebe dich“, flüsterte sie, richtete sich auf und küsste ihn. In den Kuss hinein musste Markus lächeln. Was für ein Glück er doch hatte! -- Ein Lächeln huschte über Linns Gesicht, und sie schnappte sich das T-Shirt, das Markus ihr gegeben hatte. Heimlich schnupperte sie daran – und fiel fast in Ohnmacht. Sie liebte seinen Geruch, sie liebte einfach alles an ihm. Für sie war er die Perfektion in Person! Und selbst, wenn sie sich mal stritten – ein paar Minuten später war alles wieder bestens. Keiner der beiden konnte Streit leiden. Die anderen fanden sie manchmal wirklich seltsam. Wie ein Ehepaar, fand Joschka. Aber Markus und Linn machte das nicht wirklich etwas aus. Wenn sie so rüberkamen, dann sollten sie doch. Joschka war nur neidisch. Genau das sagte sich Linn, als sie wieder Joschkas nervtötende Stimme hörte und er mit einem Mal den Kopf durch den Zelteingang steckte: „Guten Morgen! Oh, Verzeihung, störe ich?“ Er grinste durchtrieben und zog seinen Kopf wieder ins Freie. Zu Tode erschrocken hatte Linn das T-Shirt an sich gerissen und starrte nun wütend die Zeltwand an, als sie ein Geräusch neben sich vernahm. „Hey, guten Morgen, mein Schatz. Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte Markus mit heiserer Stimme und gab Linn einen flüchtigen Kuss, bevor er sich ein T-Shirt über den Kopf zog. „Joschka“, antwortete diese nur trotzig und versuchte weiterhin, Löcher in die Wand zu starren. Markus lachte leise. „Was hat er denn getan?“ „Hast du ihn nicht gehört?“, fragte Linn erstaunt. „Der ist lauter als die Cagiva! Außerdem hat er sein italienisches Köpfchen gerade durch den Eingang gesteckt. Irgendwie passt er mir nicht in den Kram!“ Der Unbezwingbare gab wieder ein leises Lachen von sich und entgegnete: „Nein, ich habe ihn wirklich nicht gehört, aber so laut ist unsere Cagiva trotzdem nicht. Wie auch immer. Du solltest dir was überziehen, oder willst du so frühstücken gehen?“ Vorsichtig deutete er an, dass Linn nur sehr dürftig bekleidet war, und widmete sich seiner Jeans. Als die beiden fertig angezogen vor dem Zelt standen, mussten sie feststellen, dass die anderen einfach schon mit dem Frühstücken begonnen hatten. „Ihr hättet ja wenigstens noch auf uns warten können!“, beschwerte sich Markus, setzte sich und griff nach einem Brötchen. Joschka grinste ihn diabloisch an. „Es hätte noch eine halbe Ewigkeit gedauert, also ...“ „Bitte, keine Scherze mit der Ewigkeit!“, unterbrach ihn Blossom energisch und kuschelte sich ein wenig näher an Maxi. Joschka verdrehte theatralisch die Augen und widmete sich seinem Brötchen. „Dumme Krümel!“, schimpfte er, als ihm ein paar der Brötchenstücke auf die Hose fielen. „Hm?“ Marry drehte sich um und musterte Joschka verwundert. „Was hab ich gemacht?“ Die Augen der siebten Kavallerie weiteten sich erschrocken. „Nichts, nichts! Ich hab nicht mit dir gesprochen. Hab ich Marry gesagt? Nein!“ Jetzt war die Ex-Vampirdame noch verdatterter. Joschka hatte doch ‚Krümel‘ gesagt? „Nein, aber Krümel. Oder ... oh ... sorry“, stotterte sie, als sie das Missgeschick erkannte. Doch Leon prustete bereits seine halbe Kakaotasse über den Tisch. „Du nennst deine Freundin Krümel?!“ Er brüllte vor Lachen. Auch Markus und Maxi konnten sich das nicht verkneifen, ebenso wie Blue und Nerv, die allerdings eher zaghaft lachten. Blue, weil sie sich nicht mit Joschka oder Marry anfeinden wollte und Nerv, weil er für Klette ebenfalls einen Spitznamen hatte. „Nein, sie ... wurde früher so genannt. Sie fühlte sich nur angesprochen, weil ... ähm ... Darkside sie so genannt hat! Stimmt’s, Schatz?“, fragte Joschka, zog Marry besitzergreifend an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Sag ja oder ich schneid dir im Schlaf die Haare ab!“ Marry drehte sich in seiner Umarmung und sah ihn erbost an. „Das ist Erpressung und mit meinen Haaren lass ich mich nicht erpressen! Ist ja wohl deine Schuld, wenn du zu blöd zum Essen bist.“ „Jetzt geht’s aber los! Warum heißt du wohl Krümel? Weil du diejenige bist, die dauernd krümelt! Und das ist keine Erpressung, das war ein Scherz, falls du es nicht kapiert hast“, empörte sich Joschka und ließ seine Freundin los. „Ich bitte dich! Außerdem habe ich heute Morgen nicht einmal gekrümelt oder gekleckert oder sonst was. Im Gegensatz zu dir, deine Tasse zum Beispiel hast du nämlich gerade in deiner Schimpftirade vom Tisch gerissen! Ich bin nicht blöd, aber dein sogenannter Scherz eben war nicht witzig! Und es war sowieso Erpressung. Du rührst meine Haare nicht an, oder ich schneid dir was ganz anderes ab!“ Inzwischen flüsterte keiner der beiden mehr, und der Rest der wilden Kerle verfolgte den Streit fasziniert. Joschka wurde bleich, während die ersten Kerle zu lachen anfingen. „Das wagst du nicht! Nie im Leben, und das weißt du auch! Und zu meiner Tasse – meine Schuld ist das Ganze nicht. Wenn du dich nicht gleich bei dem Wort ‚Krümel‘ gemeldet hättest, wäre ohnehin alles in bester Ordnung! Ach, nicht? Leute mit Humor jedenfalls hätten diesen Scherz leicht genommen. Warum hälst du nicht einfach die Klappe und isst dein Brötchen?“ „Glaub mir, Süßer, das wage ich. Wer von uns beiden hat denn rumgeschleimt ‚Oh, du bist ja so süß, ich werde dich Krümel nennen‘? Ich habe Humor, aber das war nicht witzig. Halt du doch die Klappe, und iss mein Brötchen! Mir jedenfalls ist der Appetit vergangen!“, beendete Marry die Sache und pfefferte Joschka ihr Brötchen ins Gesicht. „Hey, hey, hey, warte! Ich habe nie gesagt ‚Oh, du bist ja so süß‘! Nie! Und jetzt weiß ich auch, warum! Aber vielleicht siehst du damit ja süßer aus!“, gab Joschka mit zuckersüßer Stimme zurück und schüttete Marry sein Glas mit Wasser ins Gesicht. Erstarrt saß sie vor ihm, doch nach einigen Sekunden schüttelte sie ihm das Wasser ins Gesicht, stand auf, gab ihm eine Ohrfeige und verschwand dann in ihrem Zelt. Eine Weile war es still, bis Klette langsam in die Hände klatschte. „Das war echt bühnenreif, Mädels.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)