Was wäre wenn von Felicity (... der Kampf im Tal des Endes anders ausgegangen wäre? (eine Partner-FF von -NikaEvelina- und mir)) ================================================================================ Kapitel 2: Die verlorene Ruhe des Konoha-Krankenhauses ------------------------------------------------------ Der nächste Morgen begann für Naruto erstmal mit einem ziemlich lauten Scheppern, einem wütenden Zischen und einem nur halb geflüsterten „Verdammte Scheiße, Jiraiya, ich bring dich um!“ Als er die Augen aufriss und zur Seite blickte, sah er wie erwartet Tsunade, die sich gerade bückte um etwas aufzuheben, das verdammt nach einem aufgeschlagenen Notizbuch aussah und aller Wahrscheinlichkeit nach der Grund für das laute Scheppern gewesen war – es lag nämlich genau vor dem metallenen Schrank gegenüber von seinem Bett. Sie musterte was immer es auch war kritisch, dann bildete sich eine Zornesfalte auf ihrer Stirn und sie klappte es schnell zu, nur, um sich kurz darauf ziemlich ruckartig zu ihm umzudrehen. „Ah, Naruto, du bist wach.“, kommentierte sie und entgegen seiner Gewohnheit schluckte er schnell herunter, was er hatte sagen wollen. Wenn sie diesen Blick drauf hatte und in diesem Tonfall sprach, war es besser sie nicht noch weiter zu verärgern, dass wusste selbst er. Dementsprechend nickte er nur stumm und wartete auf das Donnerwetter. Zu seiner Überraschung blieb es aber erstmal aus, Tsunade verschränkte nur die Arme, das Buch nach wie vor in einer Hand, und musterte ihn einen Moment lang kritisch, dann nickte sie, offensichtlich zu sich selbst und meinte: „Wenn dieser Nichtsnutz schon hier war, gehe ich mal davon aus, er hat dich auf den neusten Stand gebracht?“ Ja, das hatte er. Und Naruto hatte ihm nicht glauben wollen. Nicht, dass sie auf eine Reise gehen würden, nicht, dass Sasuke und Kakashi mitkamen, nicht, dass es zum Training sein würde und erst recht nicht, dass sie drei ganze Jahre fort bleiben würden. Doch auf jeden seiner Einwände hin hatte der alte Kauz nur gelacht und gesagt, dass es Tsunades Entscheidung gewesen war und dass man besser daran tat sie nicht in Frage zu stellen. Als Naruto aber fragte, ob Sasuke dem wirklich zugestimmt hatte, war Jiraiya plötzlich sehr unruhig geworden, hatte noch mehr Unsinn geschwafelt als üblich und war abgehauen ohne auch nur ansatzweise eine Antwort zu geben. Unnötig zu sagen, dass der Rest der Nacht für Naruto kaum noch Ruhe oder gar Schlaf bedeutet hatte. Immer wieder hatte er sich die Worte des Alten durch den Kopf gehen lassen. Hatte versucht sich vorzustellen, wie diese Reise aussah und hatte die unterschiedlichsten Szenarien im Kopf durchgespielt. Leider gefielen ihm die zwei wahrscheinlichsten – dass Sasuke entweder auf dem Weg abhaute oder ihn umbrachte – am allerwenigsten. Gut, Kakashi und Jiraiya waren auch noch da, aber er kannte seine beiden Lehrer gut genug, um zu wissen, dass sie sehr leicht abzulenken waren… da gehörte nun wirklich nicht viel dazu… Die Frage, die ihn immer wieder beschäftigte hatte sich dementsprechend nicht geändert: Wie würde Sasuke reagieren? Da er von Natur aus alles andere als geduldig war, quälte ihn die Unwissenheit zunehmend. Lange würde er das nicht mehr aushalten… „Ja, hat er.“ Und dann, ohne an die möglichen Folgen zu denken, ohne auch nur einen Gedanken an Tsunades Wut zu verschwenden, rutschte es ihm auch schon raus: „Was hat Sasuke dazu gesagt, Oma?!“ Tsunades rechte Augenbraue schoss nach oben und für einen Augenblick zeigte sich wieder dieselbe Zornesfalte auf ihrer Stirn, dann aber entspannte sie sich wieder angesichts der weit aufgerissenen, fragenden, blauen Augen, die ihr entgegen starrten. Sie seufzte. „Nichts. Ich habe ihm einen Tag Bedenkzeit gegeben, aber ich gehe davon aus, dass er zur Vernunft kommen und die richtige Entscheidung treffen wird.“, erklärte sie bestimmt und ließ das Detail ihrer kleinen Erpressung mal außen vor. Das war nichts, worüber der Junge sich jetzt Gedanken machen sollte. Außerdem würde Sasuke ihm das sicher früh genug unter die Nase reiben und sie fand es fast schade, dass sie nicht da sein würde, um Narutos Gesichtsausdruck zu sehen. Geschah ihm recht, was musste er sie auch ständig Oma nennen? Im Augenblick allerdings schien ihm das überhaupt nicht bewusst zu sein, denn er quengelte bereits weiter: „Darf ich jetzt zu ihm?“ „Nein, Naruto, du musst dich noch ausruhen...“, antwortete sie ernst, woraufhin er sie aber sofort unterbrach: „Ich bin total ausgeruht! Echt jetzt!“ Innerlich lächelte sie. Wie ein kleines Kind… Nach außen hin allerdings blieb sie hart. „Vergiss es, ich bin hier die Ärztin und ich sage, dass du gefälligst im Bett zu bleiben hast. Wenn du jetzt aufstehst, kippst du um, noch ehe du auch nur das Zimmer verlassen hast!“ Naruto zog augenblicklich einen Schmollmund und in dem Moment wurde ihr klar, dass sie ihn jetzt, da er ebenfalls wach war, auch würde ans Bett fesseln müssen, wenn sie verhindern wollte, dass er aufstand, sobald er dachte, dass sie es nicht mehr mitbekam. Auch wenn sie keine Probleme damit hatte das zu tun, wirklich gerne tat sie das niemandem an und es war schlimm genug einen Patienten zu haben, der sie am liebsten mit seinen Blicken aufspießen würde. Seufzend ergab sie sich ihrem Schicksal. „Okay, du darfst dein Zimmer verlassen, aber nur unter einer Bedingung.“ Sofort wurden die Augen ihres Gegenübers groß und ein dickes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Alles, Oma!“ Sie konnte nicht anders, sie grinste fies und die Reaktion auf das, was sie verlangte, war so ziemlich die, die sie erwartet hatte: „WAAS?!“ Eine Viertelstunde später klopfte es an der Tür zu Kibas Zimmer. Der derzeitige Bewohner war noch ziemlich schläfrig und alles andere als begeistert von der doch ziemlich frühen Visite – vor allem, da er befürchtete, dass wie gestern ein Ärzteaufgebot kommen würde, um ihm erneut zu sagen, dass er noch eine Weile bleiben musste. Und dann hatten sie ihm auch noch mit der Begründung Tiere hätten nichts im Krankenhaus zu suchen verboten Akamaru mitzunehmen – er hatte seinen kleinen Freund seit ihrem gemeinsamen Kampf nicht mehr sehen dürfen und das alleine machte ihn schon mehr als sauer. Wer auch immer jetzt hereinkommen würde, er konnte sich auf was gefasst machen! Als sich dann aber die Tür öffnete und eine der Krankenschwestern einen schmollenden, motzenden Naruto im Rollstuhl und mit einer netten Beule auf dem Kopf herein schob, war aller Ärger schlagartig vergessen und Kiba fing – obwohl das eigentlich noch ordentlich weh tat – schallend an zu lachen. Naruto schoss ihm daraufhin einen sauren Blick zu, den er aber nicht sah, während die Krankenschwester sich verabschiedete. „Ich komme dann in einer halben Stunde wieder und bringe dich zu Neji-san.“ Naruto verdrehte nur die Augen und griff, kaum dass die Tür wieder ins Schloss gefallen war, an seine Räder, um näher an Kibas Bett heranzurollen. Der grinste noch immer breit, hatte es aber inzwischen geschafft sein Gelächter auf unterdrückte Gluckser abzuschwächen. Kiba sah schon wieder fitter aus, als er nach Tsunades Aussage war. Von seinen Verbänden sah man unter dem typischen Krankenhausoutfit – das auch Naruto zu seinem Missfallen momentan anhatte – wenig und allein sein Lachen hätte Naruto fast überzeugt, dass er vollkommen gesund war, wäre da nicht dieses leichte Funkeln von Schmerz in seinen Augen gewesen. Nach den spärlichen Infos, die Tsunade ihm gegeben hatte, hatte Kiba mindestens einen ordentlichen Treffer in den Bauch einstecken müssen und der war es wohl, der ihm nun beim Lachen wehtat. „Was haben sie denn mit dir angestellt?“, brachte Kiba schließlich hervor, als er wieder halbwegs atmen konnte und Naruto seufzte theatralisch. „Oma Tsunade meinte, sie lässt mich nur dann aus dem Bett raus, wenn ich nicht herumlaufe, sondern mich, ich zitiere, brav in einen Rollstuhl setzte.“ Naruto verzog das Gesicht. „Was sie mir vorher natürlich nicht gesagt hat, ist, dass sie meine Beine irgendwie an diesem verdammten Ding fixiert hat, damit ich nicht aufstehe, sobald keiner mehr guckt und als ich mich beschweren wollte, hat sie mir bildlich erklärt“, er gestikulierte in Richtung seiner Beule, „dass man in einem Krankenhaus nicht schreit.“ Das brachte Kiba nur erneut zum Lachen, während Naruto die Arme verschränkte und ihm beleidigt die Zunge rausstreckte. Dann aber wurde er wieder ernst. „Wie geht es dir, Kiba?“ Der unterdrückte mit einiger Mühe ein Kichern und fasste sich unbewusst an den Bauch. „Abgesehen davon, dass ich Akamaru nicht sehen darf, ganz gut. Nur das Lachen tut weh, aber ich vertrag die Schmerzmittel… nicht so gut.“, bei den Worten blickte er so gequält drein, dass Naruto ungewollt an sein erstes Aufwachen im Krankenhaus erinnert wurde und ein kurzes, humorloses Lachen ausstieß. „Wem sagst du das…“, grummelte er kaum hörbar. „Und dir? Wie schlimm hat’s dich erwischt? Außer, dass du lebst, wollten die Schwestern mir nichts sagen.“ Naruto zuckte die Schultern. „Nichts, das nicht in ein, zwei Wochen wieder in Ordnung wäre. Die Oma übertreibt wieder mal maßlos mit ihrem Gequatsche vonwegen ich solle im Bett bleiben.“ Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: „Aber ich bin froh, dass keinem was Schlimmes passiert ist.“ Kiba nickte nachdenklich, dann fragte er plötzlich: „Hast du was gehört, was mit dem Verräter passiert?“ Naruto blinzelte. „Verräter? Ach so, Sasuke? Nee, sie wollen mich nicht zu ihm lassen, er soll wohl ganz schön getobt haben.“ Kiba schnaubte daraufhin und seine Miene wurde ein wenig finster. „Hat er auch. Er muss wohl im Zimmer nebenan sein, hat sich nicht sehr nett angehört, das kannst du mir glauben. Aber wenigstens hast du den Kerl aufgehalten, damit er jetzt sehen kann, was er davon hat…“ „Naruto-san! Nicht!“ „Ach was, ich krieg das schon hin, ich hab doch alles im Gri… Ahh!“ Ein ziemlich lautes, unschönes, klatschendes Geräusch folgte, das Neji dazu brachte sich zu fragen, ob Naruto gerade allen Ernstes gegen seine Zimmertür gerannt war – so blöd konnte doch nicht mal dieser Kerl sein… oder doch? Augenblicke später wurde besagte Tür ruckartig aufgerissen und dort stand – oder besser saß – tatsächlich der wohl lauteste Ninja des Dorfes und rieb sich seine leicht rote Nase. Scheinbar hatte er es wirklich fertig gebracht mit dem Rollstuhl vorwärts in die Tür zu rasen und mit dem Gesicht dagegen zu knallen. Neji runzelte die Stirn angesichts dieses Anblicks. „Naruto, was…?“ Doch der Blondschopf winkte lachend ab. „Ich brauch’ nur noch etwas Übung, dann krieg’ ich das mit dem Bremsen schon noch raus…“, erklärte er ohne zu wissen, dass das nicht Nejis eigentliche Frage gewesen war. Die Schwester hinter ihm blickte mehr als skeptisch drein, was Naruto natürlich nicht sah, aber Neji entging es keineswegs, doch sie seufzte nur, verdrehte stumm die Augen und schloss die Tür hinter den beiden Jungen wieder, während Naruto sich – diesmal zum Glück deutlich langsamer und vorsichtiger – zu Nejis Bett herüber schob. Der schwarzhaarige Junge lag auf dem Bauch – was ihm selbst im Übrigen überhaupt nicht gefiel, aber angesichts der Tatsache, dass beinahe alle seine Wunden auf dem Rücken waren und er sich geweigert hatte mehr Schmerzmittel als unbedingt nötig zu nehmen, hatte er keine große Wahl. Wie bei Kiba waren die Verbände nahezu alle unter der Kleidung versteckt und Neji hatte sogar bereits wieder darauf bestanden sein Ninja-Stirnband anzuziehen, sodass man nicht einmal den um seine Stirn sah. Er wirkte allerdings alles andere als begeistert über den unruhigen, morgendlichen Besuch. Kritisch musterte er Narutos Rollstuhl und versuchte es ein zweites Mal. „Wie lange…?“ „Wie lange bis ich wieder fit bin? Oma Tsunade meinte was von zehn Tagen, aber ich glaube…“ Langsam riss Nejis ohnehin sehr kurzer Geduldsfaden und er unterbrach sein Gegenüber grob: „Nein, ich meine, wie lange du in diesem… Ding sitzen musst.“ Endlich verstand Naruto und er kicherte nervös. „Ach so, nur heute… oder morgen auch noch, so wie ich die Alte kenne…“, fügte er grummelnd hinzu. Neji nickte nur stumm, atmete aber doch erleichtert aus. Irgendwie wäre es ihm falsch vorgekommen, wenn Naruto nach all der Mühe, die sie hinter sich hatten, als Dank im Rollstuhl gelandet wäre. Man hatte ihm bisher nicht groß vom Gesundheitszustand der anderen erzählt, da Neji die meiste Zeit über entweder geschlafen oder nachgegrübelt hatte und es nach den ersten bösen Blicken niemand mehr gewagt hatte, ihn zu stören. Auch jetzt reagierte er nicht groß darauf und schwieg wieder, was Naruto allerdings wie immer wenig interessierte. „Ich hab’ gehört, dich hätte es ganz schön heftig erwischt?“ Neji schnaubte. „Ich werde es überleben. Und zumindest war die Mission erfolgreich.“ Das war so ziemlich das erste gewesen, was er nach seinem Aufwachen hatte wissen wollen, auch wenn es bedeutet hatte, dass er sich daraufhin von Gai – der nun mal leider als einziger anwesend gewesen war – fast eine halbe Stunde lang eine flammende Rede über seine Jugend, seine Tugendhaftigkeit und seinen unvergleichlichen Stolz (Neji war sich nicht einmal sicher, ob der letzte Teil wirklich positiv gemeint war) hatte anhören müssen. „Was passiert jetzt eigentlich mit ihm?“, fragte er plötzlich und überraschte damit Naruto und auch sich selbst. Der Blondschopf musste nicht fragen, wer „er“ war, er zuckte nur die Schultern. „Das liegt wohl an ihm, aber die Alte schien sich ziemlich sicher zu sein, wie er es sich entscheiden wird und…“ Weiter kam Naruto nicht, da in eben diesem Moment die Tür ein zweites Mal so heftig aufgerissen wurde, dass Neji schon befürchtete, sie würde jeden Moment aus den Angeln krachen. „Neji-san!“ Im nächsten Augenblick stand etwas Grinsendes, Grünes neben ihm und schrie ihm fast das Ohr ab. „Ich habe gehört, dass du endlich Besuch empfangen darfst und da musste ich doch sofort hereilen und… oh, hallo Naruto-san, darfst du wieder aufstehen?“ Das alles brachte Lee in einem einzigen Atemzug hervor, während er dabei noch wild mit den Armen wedelte und Naruto beinah seinen dritten blauen Fleck an diesem Tag verpasste. „Hallo, buschige Augenbraue.“, erwiderte Naruto lachend, „Wie man es nimmt, stehen darf ich nicht, aber zumindest muss ich nicht mehr im Bett liegen und langsam krieg ich den Dreh mit dem Ding raus.“ Lee blinzelte einen Moment und betrachtete neugierig den Rollstuhl, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er streckte stolz die Brust heraus. „Was für eine einmalige, interessante Trainingsgelegenheit. Ich werde sofort zu Gai-sensei eilen und fragen, ob ich nicht auch in einen Rollstuhl kann!“ Und ehe sich die beiden Verletzten versahen, war Lee schon wieder auf und davon. Naruto starrte ihm fassungslos hinterher, Neji hingegen verdrehte nur die Augen und kommentierte trocken: „Ich glaube, jetzt muss ich mich bei dir bedanken, du hast mir mindestens eine Stunde Ohrenschmerzen erspart…“ „Ähm…“, meinte Naruto verwirrt und versuchte zu verstehen, was Neji überhaupt meinte und was da grade los gewesen war, „Gern geschehen… glaube ich…“ Auf dem Weg zu Chouji schaffte Naruto es tatsächlich nicht in die Metalltür zu krachen – dafür traf er allerdings die Wand direkt daneben. Warum konnten diese verdammten Bremsen nicht mal so funktionieren, wie er das wollte?! „Naruto-san!“, rief die Schwester erschrocken, doch er winkte schnell ab, rieb sich über die ohnehin noch rot gewesene Nase und setzte sein übliches Grinsen auf. „Nicht der Rede wert, danke für’s Herbringen, ich schaff das schon alleine.“, meinte er und öffnete ein wenig umständlich – und natürlich ohne anzuklopfen – Choujis Zimmertür und rollte hinein. Er hörte die Schwester lautstark seufzen und irgendwas von einem „unverbesserlichen Schwachkopf“ murmeln, aber das ignorierte er gekonnt. Wahrscheinlich hatte sie ohnehin nicht ihn gemeint. Stattdessen schlug er die Tür hinter sich mit Schwung zu, damit sie auch ins Schloss fiel und er sich nicht extra umdrehen musste. Dem darauf folgenden lauten Knallen folgte ein wütender Schrei: „Ruhe, verdammt noch mal, das hier ist ein Krankenhaus!!“ Doch auch das ließ Naruto reichlich kalt, als er sich zum Bett hinüber schob. Zu seiner Überraschung schlief Chouji trotz dem Lärm, den er gerade veranstaltet hatte, noch immer tief und fest, neben ihm auf dem Nachtisch und um das Bett herum lagen mindestens zwanzig leere Chipspackungen und am Fußende auf der Decke noch mal beinahe genauso viele ungeöffnete. Tsunade hatte ihm gesagt, dass Chouji relativ glimpflich davon gekommen war und schlichtweg extrem ausgelaugt und übermüdet eingeliefert worden war. Scheinbar hatte er all seine Energie in kürzester Zeit verbraucht und seinen Körper schlagartig an die Leistungsgrenze getrieben. Naruto stellte neugierig fest, dass sein ehemaliger Klassenkamerad deutlich schlanker wirkte, als er ihn in Erinnerung hatte – und das obwohl er allem Anschein nach seinen Appetit nicht verloren hatte und definitiv nicht an Schlafstörungen litt. Naruto überlegte einen Moment lang den schlafenden Jungen zu wecken, aber er wusste, wie ungern er selbst sich wecken ließ, wenn er gut schlief und ließ es bleiben. Nachdenklich lehnte er sich in seinem Rollstuhl zurück, bis ihm auf einmal eine Idee kam und er ein schelmisches Grinsen aufsetzte. Die Schwester hatte ihm eine halbe Stunde für jeden Besuch gegeben und vermutlich hatte sie nicht gewusst, dass Chouji schlief. Dank Kiba konnte Naruto die Anzahl der Zimmer, in denen Sasuke stecken konnte auf schlappe zwei eingrenzen. Die einzige Frage war, ob er es im Rollstuhl fertig bringen würde sich unbemerkt in eines der Zimmer zu schleichen, aber was hatte er schon groß zu verlieren? Die Anbu Wachen, von denen Tsunade ihm erzählt hatte, hatte er längst wieder vergessen und so gab er sich alle Mühe leise zu sein, als er die Tür zum Gang wieder öffnete, vergebens versuchte einen Blick nach draußen zu werfen und schließlich einfach auf gut Glück nach draußen rollte. Die Tür schloss er so leise, wie es irgendwie ging und mit ein wenig Glück hörten ihn auch nur die nächsten zwei oder drei Räume. Naruto war froh darüber, dass all ihre Zimmer vergleichsweise dicht beieinander lagen, denn sonst hätte er Kiba nicht so schnell wieder finden können. Neugierig und langsam schob Naruto die Tür rechts daneben auf und musste wenig begeistert feststellen, dass er in einer… Besenkammer gelandet war. Mann, warum konnten die das denn nicht mal an die Tür dran schreiben, anstatt dem kleinen Kämmerchen, das noch nicht mal den Namen „Raum“ verdiente, eine sticknormale Nummer, wie allen anderen auch, zu geben? Und überhaupt, warum war das, was man suchte eigentlich immer genau da, wo man zuletzt suchte?! Was sollte der Mist? Er stützte kurz den Kopf mit der rechten Hand ab, verzog das Gesicht und schmollte für etwa fünf Sekunden, ehe er sich wieder fing, rückwärts rollte und tat, als wäre nichts gewesen. Die Tür links von Kibas Zimmer war unverschlossen, was Naruto schon ein wenig wunderte, aber als er sie aufstieß, wurde schnell klar, warum. „Naruto!“, zischte eine reichlich wütend aussehende Tsunade sauer, „Was in drei Teufelsnamen machst du denn hier?!!“ Okay, das erklärte zumindest das augenscheinliche Fehlen von Anbu… Naruto rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Öh… Sasuke besuchen?“, schlug er mit Unschuldsmiene vor. Tsunades Augenbraue zuckte, aber sie hatte sich gut genug unter Kontrolle, um nicht weiter herumzubrüllen. „Hatte ich dir das erlaubt?“ „Äh… nicht so direkt…?“ „Warum darf dieser Idiot eigentlich aus dem Bett raus und ich muss hier herumliegen?“, schaltete sich unerwartet Sasuke in das Verhör ein. Augenblicklich hatte er die Aufmerksamkeit der beiden anderen für sich, während er selbst mit seiner ich-tu-so-als-wäre-mir-alles-egal-Miene und verschränkten Armen aufrecht im Bett saß und Narutos Blick bewusst auswich. „Weil dieser Idiot“, fing Tsunade betont an, „sich freiwillig in einen Rollstuhl gesetzt hat.“ Und offenbar hatte das ganz und gar nicht die Wirkung gehabt, die sie erwartet hatte. Naruto war und blieb nun einmal leider unberechenbar… „Hn?“, auf einmal war da dieses spöttische Funkeln in Sasukes Augen, als er nun doch in Narutos Richtung sah, sein Gesicht allerdings nach wie vor bewusst mied. Der Blondschopf verzog unter diesem Blick das Gesicht und wedelte wild mit den Armen. „Na und? Immer noch besser als blöd im Bett herumzuliegen!“ Er wollte sich näher an Sasukes Bett heran schieben, um ihm eine runterzuhauen, doch leider hatte er wieder mal die Bremsen nicht ordentlich unter Kontrolle und knallte reichlich unsanft dagegen, was den Schwarzhaarigen natürlich nur noch mehr amüsierte. „Kannst du eigentlich überhaupt irgendwas?“ Naruto schoss ihm einen sauren Blick zu. „Du könntest das auch nicht besser!“, stellte er gleich mal klar, woraufhin sich eine Furche auf Sasukes Stirn bildete. Das war sicher nicht der Verlauf, den irgendeiner der beiden auch nur ansatzweise für dieses Gespräch vorgesehen hatte, aber sie waren zu sehr in ihrem Element, um daran zu denken, dass sie sich eigentlich gegenseitig an die Gurgel wollten. „Hn. Das werden wir ja sehen.“ Sasuke wand ruckartig den Kopf in Tsunades Richtung. Die hatte bisher nur stumm zugesehen und hatte alles erwartet, aber nicht das, was nun folgte: „Hokage-sama? Ich möchte die gleiche Vereinbarung eingehen wie Naruto.“ „Wie bitte?!“, fragte sie ungläubig blinzelnd. Sasuke verschränkte unbeeindruckt von ihrem sauren Unterton die Arme. „Naruto war schlimmer verletzt als ich.“ Eine leichte Befriedigung klang in seiner Stimme mit, als er das sagte. „Und er darf aus dem Bett, also will ich das auch.“ „Du hast hier keine Forderungen zu stellen, kleines Balg…!“, knurrte Tsunade, doch so schnell ließ Sasuke sich nicht beeindrucken. Eine halbe Stunde später (die zum Großteil mit sich-anstarren und wütende-Blicke-tauschen gefüllt war) gab Tsunade schließlich seinem Wunsch nach. Eine Viertelstunde danach bereute sie es gleich wieder, nachdem Naruto und Sasuke ernsthaft versucht hatten sich ein Wettrennen auf dem Krankenhausflur zu liefern. Weitere fünf Minuten später waren beide mit einer Beule auf dem Kopf in ihren Zimmern eingesperrt und murrten vor sich hin. Zur Strafe hatte Tsunade sie nicht zurück in ihre Betten gelassen, was bedeutete, sie saßen nach wie vor in den Rollstühlen und durften nichts tun, als abzuwarten und in ihrem Zimmer im Kreis zu rollen, wobei sie hoffentlich keinen Schaden mehr anrichten können. Tsunade indes hatte sich in ihr Büro zurückgezogen und seufzte gerade laut. Ihre Hand glitt unwillkürlich in Richtung der Schublade, um eine Flasche Sake herauszuholen, doch zu ihrem Missfallen musste sie feststellen, dass Shizune ihr offenbar mal wieder dazwischen gefunkt und den Alkohol entsorgt hatte. Sie brauchte langsam wirklich mal wieder ein paar neue, bessere Verstecke… So aber stützte sie den Kopf auf einer Hand auf und sah an dem wiedermal riesigen Papierberg vorbei nachdenklich nach draußen. Sie war tatsächlich erschrocken, als Naruto in Sasukes Zimmer geplatzt war, sie hatte ernsthaft damit gerechnet, dass letzterer ihren Fast-Enkel tatsächlich angreifen würde und war bereit gewesen einzugreifen. Doch die beiden hatten wieder einmal vollkommen unlogisch reagiert und statt sich gegenseitig anzubrüllen oder anzugreifen hatten sie nur wieder einmal demonstrieren müssen, was für Kinder sie noch sein konnten. Sasuke hatte zugestimmt, widerwillig, mürrisch und flüsternd, aber er hatte zugestimmt und sie hatte ihm ein Siegel hinter das linke Ohr gemalt, damit er es nicht vergas. Sie hatte ihm erzählt, dass Kakashi es aktivieren könnte, sobald sich auch nur abzeichnete, dass er außer Kontrolle geriet und Sasuke hatte es ihr geglaubt. Dass es in Wahrheit bloß ein aufgemaltes Zeichen und absolut funktionslos war, musste er ja nicht wissen, das würde vorerst ihr Geheimnis bleiben. Doch nach dem heutigen Auftritt war sie froh, dass Jiraiya und Kakashi bei den beiden sein würden. Nicht auszudenken, was die zwei anstellen würden, wenn man sie alleine ließ. Früher oder später würde der große Krach, den sie heute eigentlich schon erwartet hatte kommen und eigentlich wollte sie lieber nicht dabei sein… am besten sie hielt die beiden getrennt, bis sie aufbrechen würden. Dann dürfte sich der alte Spanner damit rumschlagen, wie er die Jungs auseinander hielt, geschah ihm recht, dachte sie mit einem Schmunzeln, dann lernte er vielleicht auch endlich mal Verantwortung zu übernehmen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)